Aus dem Gerichtssaal - Zu den Aufgaben des Rechts gehört unter anderem zu verhindern, dass die Bürger Rechtsverletzungen mit Gewalt lösen: “ne cives ad arma veniant“, meinten schon die Römer, nämlich damit sich die Leute nicht gegenseitig die Schädel einschlagen, sondern zur Streitbeilegung das Gericht anrufen. Folgerichtig stellt das Gesetz den unerlaubten Selbstschutz auch unter Strafe.
Nun ist das vielfach leichter gesagt als getan. Zwischen der Rechtstheorie und der Praxis klafft ein erheblicher Unterschied. Dies auch deswegen, weil die Waffen zur Durchsetzung des Rechts manchmal stumpf sind oder dem Rechtssuchenden zeitlich mit großer Verzögerung zur Verfügung gestellt werden.
Ein klassisches Beispiel dafür war der Fall mit den Mietnomaden, der sich im Juni in St. Leonhard in Passeier zugetragen hat: Anfang November 2021 vermietete ein Passeirer eine 65 m² große Wohnung zum stolzen Preis von 1.000 Euro pro Monat an eine Familie aus Mazedonien, bestehend aus den Eltern, einer 18-jährigen Tochter und zwei Buben von 15 und 17 Jahren. Kurze Zeit nach dem Einzug stellten die Mieter die Zahlungen ein. Damit jedoch nicht genug. Sie provozierten den Vermieter auch noch durch nächtliches Randalieren und offene Drohungen. Schließlich riss dem Vermieter der Geduldsfaden. Es kam zu einem Handgemenge mit Verletzten auf beiden Seiten der „Barrikaden“. Am Ende verließen die Mazedonier zwar die Wohnung, aber nicht ohne dort vorher Schäden in Höhe von einigen Tausend Euro angerichtet zu haben. Der gerichtliche Räumungsbefehl kam viel zu spät und ging ins Leere.
Frage: Steht das Gesetz auf der falschen Seite?
Nicht notwendigerweise, wenn auch Vorsicht immer geboten ist, wieder nach einem lateinischen Motto: “vigilantibus non dormientibus iura succurrunt“, also dem Wachsamen, nicht dem Schlafenden steht das Recht zur Seite.
Ein überzeugendes Beispiel für intelligente vorbeugende Wachsamkeit gerade in Mietsachen hat mir der Immobilienmakler Bernd Regensburger aus Schlanders erzählt. Er vermietet seine Wohnungen im ehemaligen „Schwarzen Widder“ nur an Leute mit unbefristetem Arbeitsverhältnis und holt dabei auch den Arbeitgeber der Mieter mit „ins Boot“: dieser übernimmt gegenüber dem Vermieter die Haftung für ausfallende Mieten und Schäden an der Wohnung. Neben den Mietnomaden gibt es besonders in Großstädten das entgegengesetzte Phänomen: Aasgeier sprich Hedgefonds, die ganze Straßenzüge aufkaufen, die Mieter durch allerhand Schikanen hinausekeln, die Gebäude radikal sanieren, um sie dann lukrativ zu vermieten.
Peter Tappeiner
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Am 13. Februar 1921 begann mit der Gründung der Elektrizitäts-Genossenschaft in Stilfs die moderne Zeit mit elektrischem Licht und Strom. Besonders unter der langjährigen Obmannschaft von Otto Moser (1975-2008) und Alois Reinstadler (ab 2008) wurde das E-Werk Stilfs zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb für die Bereiche Stromversorgung, Fernwärme und Glasfaser.
von Heinrich Zoderer
Treibende Kraft bei der Gründung damals war der Ortspfarrer Alois Patscheider. 180 Personen konnten als Mitglieder der Genossenschaft gewonnen werden, obwohl jedes Mitglied einen Genossenschaftsbeitrag von 4 Lire bezahlen musste, um das erste Projekt, den Bau eines Elektrizitätswerkes am Tramentanbach, zu finanzieren. Wie Roland Wallnöfer, seit 2008 Geschäftsführer der Genossenschaft, in einem Vorgespräch mitteilte, war das E-Werk Stilfs damals eine der ersten Genossenschaften in Südtirol. Am 30. November 1921 brannte zum ersten Mal das elektrische Licht in Stilfs. Am Nikolaustag 1921 wurde auf dem Kirchplatz ein Lichtmast für die öffentliche Beleuchtung aufgestellt. Anfangs gab es viele Stromausfälle und 1930 war die Kapazität des Werkes bereits an seine Grenzen gelangt. In den 70er Jahren kam es zu einer Potenzierung und Erweiterung. 1998 wurde das Trafoibachwerk in Betrieb genommen. Mit den beiden Peltonturbinen liefert es jährlich 19 Mill. kWh, während die beiden kleineren Werke (Tramentanbachwerk bei der Stilserbrücke und das Furkelbachwerk) rund 5 Mill. kWh im Jahr produzieren. Beide Werke wurden 2011 bzw. 2012 rundum erneuert und modernisiert. Damit kann das E-Werk Stilfs in den Sommermonaten Strom verkaufen, während in den Wintermonaten Strom zugekauft werden muss. Beim Trafoibachwerk kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem E-Werk Prad. Im Jahre 2003 wurde in Trafoi das Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Fernwärme für die Bevölkerung von Trafoi gebaut. Ende 2005 konnte auch das neu erbaute Bürogebäude in Gomagoi bezogen werden. Im Jahre 2016 wurde das gesamte Stromnetz im Gemeindegebiet von der ENEL bzw. Selnetz übernommen. Das EWS war bereits im Jahr 2014 eines der ersten E-Werke in Südtirol, welches die Glasfaseranschlüsse flächendeckend und in teils unwegsamen Gelände realisierte. Damit sorgt das E-Werk nicht nur für eine sichere Stromversorgung, sondern auch für die Instandhaltung des rund 100 km langen Stromleitungsnetzes. Als historische Genossenschaft erhalten die heute insgesamt über 500 Mitglieder auch einen günstigeren Strompreis, was in den heutigen Zeiten nicht unerheblich ist.
Latsch - Zum Auftakt der Latscher Kulturtage konnte Hannes Gamper, der Vorsitzende vom Bildungsausschuss Latsch am 2. Juli 2022 im CulturForum Latsch einen ganz besonderen Film ankündigen. In Zusammenarbeit mit dem Amateurfilmer Verein Vinschgau und dem Landesamt für Film und Medien wurde im Rahmen des Projektes „Bewegtes Leben“ eine Filmkollage historischer Aufnahmen von Latsch zusammengestellt.
Josef Gufler von den Vinschger Amateurfilmern hat in einer zweijährigen Arbeit zusammen mit Günther Schöpf aus Latsch insgesamt über 100 Filmrollen mit unzähligen Stunden Filmmaterial mehrfach gesichtet, über die Hintergründe recherchiert und daraus unter der Gesamtleitung von Oscar La Rosa vom Amt für Film und Medien eine filmische Zeitreise durch die Dorfgeschichte vom Jahr 1960 bis zum Jahr 1985 erstellt. Der Zusammenschnitt aus historischen Schmalfilmen, die zum Großteil von Vinschger Amateurfilmern gedreht worden sind, erzählt in 80 Minuten von verschiedenen Menschen und Ereignissen aus der Vergangenheit von Latsch: so über unterschiedliche sportliche Aktivitäten, über den Bau der Sportanlagen, über das Skicenter Latsch, über Ausflüge organisiert von Vereinen des Ortes, über kirchliche Feiern und Prozessionen. Auch Filme über einige Hochzeiten sind dabei, auch einige über Faschingsfeiern und andere Dorffeste, über Unwetter und Brände, über das Almleben, über Aufmärsche, Übungen und Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr. Selbst Ausschnitte aus dem Westernfilm „Sheriff Tom jagt die Schreckensbande“ sind dokumentiert, sowie das Leben und Treiben in den Fraktionen. Der Altbürgermeister Josef Rinner, der Chronist Adolf Pedross und der Künstler Arthur Rinner Hornbacher erzählen Anekdoten aus dem Dorfleben und erinnern an historische Begebenheiten.
Eingeleitet werden die einzelnen Filmabschnitte von Peter Paul Mitterer und Arnold Pirhofer von der Volksbühne Latsch.
Nach der Filmvorführung zeigte sich auch der Latscher BM Mauro Dalla Barba sehr erfreut über die gelungene Arbeit und dankte allen beteiligten Personen und Institutionen. Am Ende des Filmabends erhielten die vielen Besucher:innen kostenlos bzw. gegen eine freiwillige Spende die Filmkollage „Bewegtes Leben – Latsch in alten Filmen“ auf DVD. Bei den Latscher Kulturtagen gibt es noch weitere acht Veranstaltungen bis am 1. September. (hzg)
Der Rablander Weiher hat vor kurzem ein ungewohntes Bild gezeigt: Die invasive ortsfremde Wasserpflanze „Elodea nuttallii“ hat sich stark ausgebreitet. Um sie zu beseitigen, wurden erste Arbeiten unter der Koordination der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz und in Zusammenarbeit mit der Wildbachverbauung, der Landesabteilung Forstwirtschaft, dem Landesamt für Jagd und Fischerei, dem Landesamt für Natur und dem örtlichen Fischerverein gestartet.
Nachgedacht Juli 2022
Wie gerne wir Menschen uns doch empören! Kürzlich geschehen anlässlich der historischen Traktoren, welche via Val Müstair ins Vinschgau gefahren sind. Luftverpester, Verkehrshindernisse, alter Schrott und andere Attribute waren zu hören. Ehrlich gesagt, wenn ich so einen Lanz-Bulldog der HR – Baureihe sehe, komme ich ins Staunen: 10,3 Liter Hubraum und das Bohrung-Hub-Verhältnis von 225 mm/260 mm sind eine Ansage. Der Prototyp war sogar mit Allradantrieb und Differentialsperren ausgestattet. Und das zu jener Zeit damals! Das ist höchste Technologie, und so mancher „moderne“ Traktor sieht dagegen alt aus. Und genau dieses Kulturgut – richtig, Kulturgut! – hat halt einen Ausflug in unsere Gegend unternommen. Einmalig! Wieso sich also darüber aufregen? Ehrlich gesagt – für mich als Lastwagen- und auch Busfahrer – sind undisziplinierte Fahrradfahrer das weitaus größere Problem. Und die „nerven“ nicht nur einmal im Jahr, sondern täglich und in Scharen! Wer einmal einen Bus oder LKW über die Pässe gesteuert hat, oder beispielsweise durch die Stadt Zürich, weiß genau, wovon ich spreche. Nota bene: Nichts gegen disziplinierte Radfahrer. Aber umso mehr gegen Rowdies, ob nun mit Fahrrad oder Motorrad. Bei beiden helfen nur rigorose Kontrollen. Die Vernunft stellt sich nämlich meistens über das Portemonnaie ein, garantiert!
Demgegenüber ist mir ein beschaulicher Tross von historischen Traktoren im Vinschgau oder im Val Müstair (es heißt übrigens im Val Müstair und nicht in der Val Müstair, wie bisweilen zu lesen ist, das gibt’s nämlich nicht) wenige Male im Jahr bedeutend lieber. Übrigens standen mehrfach auch Fotografierende am Strassenrand und nutzten die Gelegenheit, diese seltenen Fahrzeuge zu dokumentieren, oder auch bei Pausen zu bestaunen. Bevor wir uns also wieder genüsslich empören, sei die Frage gestattet – die Mann und Frau sich am besten in einer aufkeimend akuten Phase der Empörung selbst stellen sollte – ob es sich wirklich lohnt, sich zu empören. In den meisten Fällen – dazu gehören bestimmt auch historische Fahrzeuge – ist Empörung vor allem Eines: Energieverschwendung. Und die Ventilation bestenfalls lauwarmer Luft. Wollten wir aber nicht eigentlich Energie sparen?
Don Marion Pinggera
Radrennen zu Herz-Jesu
Herz-Jesu-Sonntag im Vinschgau. Wie in ganz Tirol werden auch hier kostbare Fahnen und Statuen hervorgeholt und bei der Prozession, auf festlich geschmückten Wegen, mitgetragen. Musikkapellen, Feuerwehren, Schützen und viele andere Vereine und Verbände begleiten das Allerheiligste beim Umgang durchs Dorf - als ein Zeichen des gelebten Glaubens.
Und mitten drin? Radfahrer.
Nein, keine Ausflügler, die absteigen, stehen bleiben und die Prozession nicht stören, sondern die Teilnehmer des 3-Länder-Giro, die auf Bestzeiten aus sind. Mit wenig Rücksicht auf die Prozessionsteilnehmer wird diese einfach gestört. Ob beim Verkünden des Evangeliums oder bei der Ehrerbietung der Schützen, es wird einfach durch die Veranstaltung geradelt. Viele stiegen zwar vom Rad ab, aber das Geklapper und Getrampel auf den Pflastersteinen stört extrem. Andere wiederum steigen nicht einmal ab und radeln an den Mitfeierenden vorbei. Im Anschluss beim Fahnenaustritt, wird die Fahnenrotte fast überfahren. Leider passierte das in einem Obervinschger Dorf nicht zum ersten Mal.
Der Schützenbezirk Vinschgau findet diesen Zustand unzumutbar. Wir verstehen die Notwendigkeit und die Wichtigkeit dieses Radrennens und bestreiten in keiner Weise seine Durchführung. Aber es kann nicht sein, dass sich zwei gemeldete Veranstaltungen auf öffentlichen Grund so in die Quere kommen. Ist es wirklich nicht möglich, dass sich die Veranstalter vorher informieren und eine Ausweichstrecke ausweisen? Auch die Pietätlosigkeit der Teilnehmer hinterlässt einen bitteren Beigeschmack dieses Radrennens. Der gegenseitige Respekt muss gegeben sein. Wenn sich in Zukunft beide Termine wieder schneiden, soll das Bild des undisziplinierten Radfahrers nicht wieder vorkommen und beide Veranstaltungen sollen für die Mitfeiernden, bzw. die Teilnehmer zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.
Für die Vinschger Schützen
Daniel Moriggl
HAIKU
DES MONATS Juni 2022
ausgewählt vom Haiku-Kreis Südtirol:
Bushaltestelle -
Der Sommerjasmin betäubt
meine Gedanken
Christine Matha, Bozen
Kontakt für die
Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau:
helga.gorfer58@gmail.com
Der Laaser Marmor. Metamorphen Kalken, calcitischen Metamorphit, Calcium Carbonat ... usw.
Das überlasse ich gern den Wissenschaftlern, mich fasziniert das Licht, die Poesie, die Stimmung, die der Marmor ausstrahlt.
Foto: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Initiative Drususkaserne - Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten und Stadtplaner des 20. Jahrhunderts - ganze 17 seiner Bauten zählen heute zum UNESCO-Welterbe. Ein Experte, wenn es darum geht, das Leben der Menschen in der Zukunft auszumalen.
1925 präsentierte der junge Le Corbusier seinen Masterplan, den Plan Voisin (i.Bild), für das Zentrum von Paris. Fußgänger sollten sich frei im Grünen bewegen können, abseits der stinkenden Straßen, die Gebäude sollten ein Leben voller Luft und Sonne ermöglichen, ein funktionaler Mix die Distanzen des täglichen Lebens reduzieren. Le Corbusier war seiner Zeit weit voraus.
Aber man muss ja nicht immer auf Experten hören, denn an die Stelle der gewachsenen Irregularitäten traditioneller europäischer Städte, setzte Le Corbusier locker und regelmäßig angeordnete sechzigstöckige Hochhäuser. Was so aus Paris wohl geworden wäre?
Auch beim Kasernenareal in Schlanders ist die Meinung einiger Experten einhellig – dieses alte Gemäuer muss weg! Aber ist es sinnvoll, ein derartiges Großprojekt mit wenigen Spezialisten umzusetzen?
Die Gemeinde Schlanders startete das Projekt vor 10 Jahren sehr vorbildlich mit einem partizipativen Prozess. Jedoch ging es dabei um ganz Schlanders und nur etwa 1 % der Bevölkerung nahm am Workshop teil. Vom Abbruch der Kaserne war nicht die Rede. Es ging eher um die Frage, wie man das gesamte Areal aktivieren kann. Mit der BASIS wurden viele dieser Inhalte auch umgesetzt und einer der vier Gebäuderiegel erhalten. Die BASIS in einem neuen Gebäude, wie ursprünglich geplant, wäre sicher nicht das, was sie heute ist.
Welche Vorgehensweise könnte man also wählen, um ein derartiges Großprojekt umzusetzen, welches unser aller Alltag beeinflusst?
Ein fragliches Verfahren ist es, ausgearbeitete Inhalte in fertige Projekte zu gießen. Partizipation ist Knochenarbeit, man muss die Bevölkerung begeistern, immer wieder befragen und in die Planungsfortschritte mit einbeziehen. Stammtische, Workshops mit Kindern, direkte Interviews im Dorf, Planungsgruppen – Formen der Mitbestimmung gibt es viele. Eine Bürgerversammlung, bei der das fertige Projekt vorgestellt wird, ist nicht Partizipation, sondern Information.
Auch Planungswettbewerbe bringen einen wertvollen Mehrwert. Es kommen viele Ideen auf den Tisch, unterschiedliche Lösungsansätze werden verglichen, die aufgezeigten Wege werden mitunter kontrovers diskutiert. Leider wurde bei der Drususkaserne der Weg einer internationalen Ausschreibung gewählt, deren Ergebnis ein einziges Projekt ist. Es wurde somit auf eine Vielzahl von Ideen verzichtet, was schade ist für ein Projekt dieser Größe. Es gibt so viele Viertel, die „von oben“ geplant sind, auch von angesehenen Architekten und Städteplanern, die nicht funktionieren. Lebendige Stadtviertel hingegen wachsen meistens „von unten“, entwickeln sich dynamisch…
Die Gemeinde hat bereits mit BASIS sehr viel Mut bewiesen, und dies wünschen wir uns auch für das restliche Areal. Schreibt uns eure Meinung unter:
idrukas@gmail.com
Latsch - Im Weltladen Latsch werden seit 2015 nicht nur Kaffee und Schokolade aus Übersee zum Verkauf angeboten. Der Weltladen Latsch, geführt von der Sozialgenossenschaft Latsch, ist ein Treffpunkt zum Diskutieren und Einkaufen. Angeboten werden neben Produkten des Fairen Handels aus Lateinamerika, Asien und Afrika auch eine ganze Palette regionaler Produkte der Bauern aus dem Vinschgau.
Außerdem wird sehr erfolgreich die Vortragsreihe „Anders leben – anders reisen“ durchgeführt. Dabei werden Filme gezeigt und interessante Menschen berichten über ihr Leben, ihre Reisen und Begegnungen mit anderen Völkern. In diesem Jahr berichtete Lorenz „Lou“ Blaas über sein Hirtenleben, Thomas Hoyer stellte das Kinderschutzzentrum Preda auf den Philippinen vor. Im April trafen sich regionale Vermarkter und Genossenschaften aus dem Vinschgau zu einem Frühstücksgespräch im Kloster Marienberg.
Am Samstag, 25. Juni lud der Weltladen Latsch zu einem fairen & regionalen Frühstück nach Latsch ein. Dabei wurden auf dem Lacusplatz von 8:30 bis 12 Uhr vier verschiedene Frühstücksvarianten angeboten. Neben Kaffee und dem philippinisch-Latscher Apfel-Mango-Saft „Malaya“, gab es Brot, Marmelade, Käse, Wurst und allerlei Zutaten. Bei angenehmen Temperaturen und klarem Sommerwetter konnte man gemütlich ein besonderes Frühstück genießen und mit anderen plaudern. Mit dem Reinerlös der Veranstaltung erhalten junge Mädchen auf den Philippinen eine Ausbildung und Schulmaterialen, sowie Verpflegung und Lebensmittelhilfen für ihre Familien. Die nächste Veranstaltung vom Weltladen ist am 25. August. Ernst Thoma, Martha Rauner und Hannes Ortler präsentieren im Cultur Forum Latsch Korrnerliadr und Helene Dietl Laganda erzählt über die Vinschger Korrner und das Korrnerleben. (hzg)
Vinschgau - Vertreter und Vertreterinnen der Vinschger Bühnen im Südtiroler Theaterverband trafen sich am 1. Juni 2022 in Galsaun zur Bezirksversammlung. Gastgeber war das Team der Bühne Kastelbell/Tschars. Bezirkschefin Veronika Fliri zeigte sich erfreut über die Aufbruchsstimmung in den Vinschger Theaterkreisen. Die Spielfreude ist zurückgekehrt. Aufführungen fanden 2022 bereits in Laas, in Kortsch und in Schlanders statt. Zaghafte Planungen laufen auch in anderen Orten. Sorgen bereitet vielen Vertreter:innen der Bühnen allerdings die Unberechenbarkeit der Corona-Pandemie. Denn über den Planungsarbeiten schwebt immer die Sorge, dass in den Herbst- und Wintermonaten wieder alle Mühen der Probezeiten zunichte gemacht werden könnten. Das bremst die Theaterinitiativen.
Große Sorgen bereitet auch die staatlich verordnete Reform des Dritten Sektors, mit der sich Vereine und Non-Profit Organisationen derzeit auseinandersetzen müssen. Denn italienweit wird künftig ein Register geführt, das die Schlupflöcher stopfen soll, in denen vielerorts - vor allem im Süden des Landes - die Steuerhinterziehung floriert hat. Unter dem Deckmantel von Vereinen und Non-Profit Organisationen wurden Geschäfte getätigt, die eigentlich der normalen Steuergesetzgebung unterliegen. Da haben beispielsweise private Unternehmer:innen einen Verein gegründet über den sie Veranstaltungen organisiert und steuerfrei abkassiert haben.
Was richtigerweise unterbunden gehört, setzt nun dem Südtiroler Vereinswesen zu. Im Rahmen des neuen Gesetzes sind alle gewerblichen Nebentätigkeiten und deren Einnahmen im Focus, so zum Beispiel die Eintritte oder der Barbetrieb nach einer Theateraufführung. „Das Ganze Drum und Dran ist mit großem bürokratischen Aufwand verbunden“, betonte der Obmann der Heimatbühne Schluderns Josef Trafoier. Er befürchtet, dass so mancher Obmann, so manche Obfrau das Handtuch werfen könnte, weil er/sie die Verantwortung nicht mehr tragen will. Obleute werden es künftig auch schwer haben, jemanden für die Arbeiten als Kassier:in oder als Schriftführer:in zu finden. „Wir als Theaterverband versuchen als Dienstleister zu helfen und unsere Mitgliedsvereine von jeglicher Bürokratie so weit wie möglich zu befreien. Schon jetzt braucht jeder Verein eine PEC-Adresse, Bilanzen dürfen nur mehr digital eingereicht werden. Doch was nun dazu kommt sind neue Anforderungen, die kleine Vereine nicht stemmen können. Dabei wäre die Steuerlast mit gerade einmal einem Prozent der Einnahmen nicht das Problem. Ein großer Verband kann die Bürokratie stemmen, aber nicht ein kleiner Theaterverein“, wetterte STV Geschäftsführer Helmut Burger. „Die italienischen Bestimmungen sind bei den Gegebenheiten des Vereinswesens in Südtiroler nur schlecht anwendbar. Das Gesetz ist ein Moloch. Denn wenn eine kleine Bühne einen Steuerberater braucht, um einmal im Jahr eine Aufführung zu machen, wird sie wohl aufgeben.“
Und Burger ärgert sich über die Passivität der Südtiroler Politiker: „Es geht nichts weiter. Das Gesetz wird nun schon seit vier Jahren diskutiert. Unsere Politiker kümmern sich nicht darum.“ Man könne das Ehrenamt nicht nur groß propagieren, sondern müsse es auch ernst nehmen und nach Lösungen suchen, die der Situation in Südtirol angepasst sind. Die Verunsicherung bei den Bühnen und auch in anderen Vereinen ist jedenfalls groß, auch weil der richtige Durchblick fehlt. (mds)
Vinschgau/Bozen/Videokonferenz - Bei einer Videokonferenz berichtete der Ingenieur Konrad Bergmeister über den Stand der Bahnstudien im Dreiländereck. Er betonte dabei, die lokalen Bahnprojekte in das europäische Bahnnetz zu integrieren und ein einheitliches Konzept zwischen den vier Ländern auszuarbeiten.
von Heinrich Zoderer
Bereits im Jahre 2006 wurde ein Interreg-Projekt einer „Bahnverbindung Unterengadin – Obervinschgau“ mit vier Varianten vorgelegt. Mit der „Grauner Absichtserklärung“ vom 11. September 2020 vereinbarten die vier Regierungen von Graubünden, Tirol, Südtirol und der Lombardei, dass sie hinter der Errichtung eines Alpenbahnkreuzes und der Schaffung von Anbindungen an das internationale Bahnnetz stehen. In den vier Ländern wurden Arbeitsgruppe eingesetzt und Konrad Bergmeister als Koordinator bestimmt. Am 2. März 2022 berichtete Bergmeister bei einem Treffen der politisch Verantwortlichen in Scuol über mögliche Trassenverläufe, über verschiedene Varianten, Reisezeiten, Schwierigkeiten und Kosten. Bei einer Videokonferenz am 4. Juli erläuterte Bergmeister den Bürgermeistern und Gemeinderäten im Vinschgau den Stand der Planungsarbeiten und das weitere Vorgehen. Zur Videokonferenz eingeladen haben LR Daniel Alfreider und der Präsident der Bezirksgemeinschaft, Dieter Pinggera. Alfreider betonte, dass es darum geht, den öffentlichen Verkehr mit der Bahn als Rückgrat auszubauen, um den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verstärken. Bergmeister betonte, dass es nur eine finanzielle Unterstützung durch die EU gibt, wenn die lokalen Bahnprojekte als Lückenschlüsse des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) eingestuft werden. Bergmeister sprach vom Alpenbahnkreuz. Damit ist einmal die Achse München-Mailand-Genua gemeint, wo es einen Lückenschluss von 170 km gibt (Ehrwald-Silz, Landeck-Mals, Mals-Bormio und Bormio-Tirano). Die 2. Achse ist Basel-Zürich-Bozen-Verona-Venedig, wo es einen Lückenschluss von 27 km zwischen Scuol und Mals gibt. In der Lombardei hat man sich nach Bergmeister für die Variante Tirano-Bormio-Müstair-Mals entschieden. In Südtirol wird die Variante Mals-Scuol favorisiert. Die Anbindung von Mals nach Landeck ist noch umstritten. Die Initiativgruppe „Pro Reschenbahn“ engagiert sich für die Realisierung einer Zugverbindung über den Reschenpass, andere bevorzugen eine Verbindung von Scuol über Pfunds nach Landeck. Nun sind die einzelnen Länder aufgerufen für ihre Projekte vertiefende Machbarkeitsstudien mit geologischen und hydrologischen Untersuchungen durchzuführen. Außerdem braucht es nach Bergmeister eine Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie. Bis Ende 2023 sollten diese Studien vorliegen.