Die Imker und die Obstbauern im Vinschgau arbeiten intensiv für den Bienenschutz zusammen. Denn beide wissen um die Wichtigkeit der Bienen, für die Landwirtschaft und die Imkerei.
Seit vielen Jahren stellen die Vinschger Imker während der Apfelblüte im Frühling ihre Bienenvölker in die Apfelwiesen. Die Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle und ermöglichen den Aufbau der Bienenvölker nach dem Winter. Für die Apfelbauern sind die Bienen hingegen unerlässliche Helferinnen bei der Bestäubung der Apfelblüten, die sie gerne mit einer Bestäubungsprämie für die Imker entlohnen. Dies ist nur ein Beispiel der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Obstbauern und Imkern im Vinschgau. Ein weiteres ist die finanzielle Unterstützung der Vinschger Obstwirtschaft für die Aufzucht von Bienenköniginnen.
Imkergruppe der VIP
Der ehrliche Austausch zwischen Landwirtschaft und Imkerei ist unerlässlich, um effiziente Maßnahmen zum Bienenschutz umzusetzen. So hat VIP, der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse im Sommer 2021 eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, bestehend aus Imkern, Obstbauern und Vertretern von VIP. Ziel ist es, ein bestmögliches Miteinander von Imkerei und Obstwirtschaft zu gewährleisten. In der Arbeitsgruppe werden konkret landwirtschaftliche Praktiken besprochen, die potenzielle Reibungspunkte darstellen, sowie praktische Lösungen ausgearbeitet. Mit dabei sind auch die lokalen Bezirksobmänner des Imkerbundes, Othmar Patscheider (Bezirk Obervinschgau) und Konrad Tscholl (Bezirk Untervinschgau). Zudem spielt die Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für die Obstbauern und Imker eine wichtige Rolle: Dieser stellt seit Jahren wichtige Empfehlungen zum Bienen- und Insektenschutz in den Rundschreiben und Flurbegehungen zur Verfügung.
Video zum Bienenschutz
Ein Projekt der Imkergruppe in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring war die Erstellung eines Videos, das die Apfelproduzenten gezielt über die richtige Bewirtschaftung und die Einhaltung der Regeln zum Bienenschutz informiert. In diesem Bereich hat der Südtiroler Beratungsring im Rahmen seiner Mitteilungen und Flurbegehungen bereits eine wichtige Funktion inne. Das Video zeigt nochmals auf verständliche Weise das richtige Verhalten im Anbau auf, um die Symbiose zwischen Bienen und Landwirtschaft zu schützen. Vor Beginn der Blüte in den nächsten Wochen, wird das Video allen Produzenten zugänglich gemacht und auf der Webseite der VIP veröffentlicht.
Die Vinschger Bezirksobmännern des Imkerbundes Konrad Tscholl (Untervinschgau)
und Othmar Patscheider (Obervinschgau) sprechen im Interview über die Zusammenarbeit
der Imker, der Obstwirtschaft und des Südtiroler Beratungsringes in den letzten Jahren.
Vinschgerwind: Wie habt ihr die Zusammenarbeit der Imker, der Obstwirtschaft und des Südtiroler Beratungsringes in den letzten Jahren erlebt? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Konrad Tscholl (rechts im Bild): Was die Obstwirtschaft betrifft, haben wir im Vinschgau eine sehr gute Zusammenarbeit. Da beneiden uns andere Bezirke im ganzen Land.
Othmar Patscheider (links im Bild): Es ist eine wunderbare Sache, die sich mittlerweile im Vinschgau entwickelt hat. Die Kommunikation zwischen Obstwirtschaft und Imkern ist sehr viel besser geworden. Und zwar nicht nur mit Imker die auch Obstbauern sind, sondern auch Imker, die nichts mit dem Obstanbau zu tun haben.
Vinschgerwind: Was lief gut? Was weniger gut?
Othmar Patscheider: Was wir hier im Vinschgau geschaffen haben, ist sicher vorbildhaft. Das kann ich mit ruhigen Gewissen sagen. Wie die Bauern uns unterstützen, muss auch mal erwähnt werden, das ist beispielhaft. Was von der Imker-Seite vielleicht noch besser ankommen müsste, wären manche Vorurteile, wie zum Beispiel die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln in der Nacht. Hier herrscht oft das Vorurteil, dass die Ausbringung in der Nacht der Heimlichkeit geschuldet ist, aber eigentlich ist es genau das, was wir Imker haben möchten, bzw. was die Empfehlung wäre. Die Ausbringung in den Abendstunden ist die bienenfreundlichste Variante der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.
Konrad Tscholl: Von den Bestäubungsprämien, über den Beitrag zur Bienenköniginnenzucht, wir wissen das zu schätzen. Auch dass wir die Strukturen der Obstwirtschaft nutzen können, für Versammlungen und Sitzungen. Dafür möchten wir uns auch bedanken.
Vinschgerwind: Welche Probleme werden in der Imkerei generell beobachtet?
Konrad Tscholl: Das leidige Problem mit den Varroa-Milben, das haben wir und damit werden wir auch noch eine Weile leben müssen. Es ist eben auch achtzugeben, wie oft hört man, dass Spritzschäden sind, aber die Geschichte ist oft ganz anders. Oft können die Probleme auch beim Imker selbst liegen. Was andere Krankheiten angeht hatten wir in den zwei Bezirken in den letzten Jahren eigentlich Ruhe. Da hatten andere Bezirke größere Probleme.
Othmar Patscheider: Ein Problem ist auch der Platz bzw., dass die Biene außer den Apfelblüten nichts mehr bekommt und das wird sicher immer mehr. Eine Sache ist die Bestäubung. In dieser Zeit könnte es nicht genug Bienen geben und danach fehlen den Bienen oft die Nahrungsquellen.
Vinschgerwind: Das heißt wenn man außerhalb der Apfelwiesen noch Gebiete schafft, wo die Biene mehr Nahrung findet, wäre das wünschenswert?
Konrad Tscholl: Ja das wäre sicher wünschenswert, aber die Obstwirtschaft hat ja auch schon Projekte, die in dem Bereich tätig sind. Ich habe auch bei den letzten Versammlungen angesprochen, dass wenn es Projektideen gibt, dass man sich bei der Imkergruppe melden kann.
Othmar Patscheider: Ja auch bei Böschungen alles nur Grün zu machen damit die Hänge nicht abrutschen, da könnte man ab und zu eine blühende Pflanze hineinbringen, das wäre ideal für die Bienen. Aber nicht nur für die Honigbienen, sondern das wäre auch ideal für die Artenvielfalt, wie auch für die Wildbienen. Wir hätten ja viele Böschungen im Vinschgau.
Konrad Tscholl: Ja da muss man nur schauen wieviele Personen einen englischen Rasen vor der Haustür haben. Aber wenn man zuhause eine Wiese oder einen Garten hat, dann kann man ja einen kleinen Teil der Fläche wild lassen oder auch eine Blumeneinsaat machen. Da wäre jeder gefragt. Jeder kann etwas tun für die Bienen. Wenn das dann hundert Leute machen oder auch tausend, dann macht das schon einen Unterschied und macht auch eine Fläche aus. Viele kleine Aktionen und Akzente haben gemeinsam eine große Wirkung.
Vinschgerwind: Einige Apfel-Produzenten praktizieren verschiedene biodiversitätssteigernde Maßnahmen in ihren Anlagen, wie wird das von den Imkern wahrgenommen?
Konrad Tscholl: Wenn hier die richtigen Pflegemaßnahmen erfolgen, ist das positiv zu sehen. Als Beispiel haben wir einen Bauern, der seit einigen Jahren Einsaaten in seiner Apfelwiese durchführt. Er hat sich eigens ein Gerät dafür angeschafft, das die Einsaat nur in der Fahrgasse niederwalzt. Die Spur wird gemäht und unter den Bäumen gekrümelt. Wenn jemand davon überzeugt ist, zahlt es sich sicher aus. Hier sollte der Zeitaufwand für solche Maßnahmen für den Bauern erwähnt werden, das wird nur jemand machen der davon überzeugt ist. Es ist ja nicht nur ein zeitlicher Mehraufwand, sondern auch zusätzliche Spesen, wie Maschinen anschaffen usw. Bis heute wird das auch nicht gewürdigt, wenn dieser freiwillige Mehraufwand erbracht wird.
Othmar Patscheider: Als Beispiel bei uns im Obervinschgau, hat ein Mitglied die Bienen das ganze Jahr über mitten in den Apfelwiesen und züchtet sogar Bienenköniginnen. Der Imker redet mit den Bauern bezüglich Pflanzenschutzmittel-Behandlungen und deckt die Bienen zu, damit sie nicht fliegen, wenn diese durchgeführt werden. Diese Bienen stehen über die gesamte Vegetationsperiode hinweg in den Obstanlagen. Da funktioniert dieser Austausch gut.
Konrad Tscholl: Viele Bauern (die meisten) schauen auch wirklich, einige wenige muss man auch noch sensibilisieren, aber es muss von sich aus kommen.
Vinschgerwind: Wie findet ihr den Austausch durch die Imkergruppe und diese regelmäßigen Treffen?
Konrad Tscholl: Sehr positiv, hier werde gemeinsame Reibungspunkte besprochen und auch konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet.
Othmar Patscheider: Ich war erst vor kurzem in einer Sitzung mit einem Fachverein. Da wurde auch besprochen, dass die Verhältnisse zwischen Bauern und Imker im Vinschgau vorbildhaft sind. Auch so ein Sensibilisierungsprojekt wie das gemeinsame Video ist eine gute Sache.
Konrad Tscholl: Diese ganzen Sensibilisierungsarbeiten, die gemacht werden, das müsste auch nicht sein, es ist nicht selbstverständlich. Das wird gemacht, um die Sensibilisierung weiter zu erhöhen. Auf einer Seite ist es eine Imagesache für den Obstbau und auf der anderen Seite kommt es den Imkern und den Bienen auch zugute. Im Video werden genau diese Themen angesprochen, die wir gemeinsam mit dem Beratungsring erarbeitet haben. Für die Bienen ist es besser, wenn einige landwirtschaftliche Maßnahmen außerhalb der Flugzeiten sprich in den Morgen- und Abendstunden vorgenommen werden. Pflanzenschutzbehandlungen, Mulchen, mechanische- und chemische Unterstockbehandlung sowie mechanische- und chemische Ausdünnung. Da könnten manche noch vorsichtiger sein, aber diese Themen werden im Video angesprochen. Das finde ich nicht schlecht. Andererseits muss man sagen, dass das viele Bauern auch schon machen und das beruht auch auf Freiwilligkeit. Das ist sicher positiv zu sehen.
Othmar Patscheider: Beim Thema Pflanzenschutz kenne ich mich weniger aus. Aber wenn man das mit den Abendstunden bzw. Morgenstunden besser vermitteln könnte, dass hier die Bienen nicht fliegen. Der Austausch zwischen Imkern und Bauern ist auf jeden Fall wichtig. Auf jedem Bienenstand ist die Telefonnummer vom Imker drauf. Wenn doch einmal eine Behandlung erfolgen muss, wäre es Ideal, wenn die Bauern die Anrainer beim Bienenstock sind den Imker benachrichtigen. Dann kann für diese Zeit die Bienen zugedeckt werden.
Vinschgerwind: Konrad, du stellst dich nicht mehr als Bezirksobmann zur Verfügung, hast du noch ein Fazit zu deinen 14 Jahren als Bezirksobmann Untervinschgau?
Konrad Tscholl: Ich blicke positiv auf meine Zeit als Bezirksobmann zurück. Mir hat es viel Spaß gemacht, und ich habe viele Leute kennengelernt. Ich habe privat noch einige Projekte, die mich in Zukunft beschäftigen werden und nach einer bestimmten Zeit ist es auch mal gut einen Wechsel zu haben. Man muss auch froh ein, dass sich ein Junger Imker bereiterklärt diesen Posten zu übernehmen.
Othmar Patscheider: Konrad war sicherlich eine tragende Säule vom Imkerbund, dadurch dass er sich auch in der Landwirtschaft so gut auskennt, war sicher wichtig. Er hat bei bestimmten Diskussionen viel Wind aus den Segeln genommen, da er sich sowohl im Obstanbau als auch in der Imkerei bestens auskennt.
Im Lockdown der Coronazeit 2020 entwickelte sich in der Familie Paulmichl in Laatsch eine außergewöhnliche Idee. Die drei Geschwister Stephanie, Simon und Alex entschieden, den Safrananbau in ihrem Garten neben ihrem Heimathaus im Ortsteil „Promasser“ zu versuchen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Nach Recherchen im Internet über Safran, dem teuersten Gewürz der Welt, wollten die drei Geschwister den Anbau in Laatsch wagen und suchten nach Knollen aus biologischem Landbau. Fündig wurden sie in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Alba in Piemont, wo sie 100 Safranknollen bestellten. Der Inhaber des Betriebes Umberto Sacco gab ihnen wertvolle Tipps zum Safrananbau. Im Frühjahr 2021 steckten sie die Knollen in die aufgehäuften Erdreihen und behielten sie im Auge. Sie düngten, sorgten für die richtige Feuchtigkeit und jäteten das Unkraut. „Die meiste Arbeit passiert auf Knien“, lacht Alex. Die Knollen begannen im Herbst richtig auszutreiben. Die ersten Blüten entwickelten sich im Herbst fast über Nacht. In jeder Blüte schlummerten drei Safranfäden. Es war ein besonderer Moment im Oktober als die drei Geschwister die Blüten vor Sonnenaufgang zum ersten Mal vorsichtig in Handarbeit ernten konnten. „Um 6.00 Uhr haben wir damit begonnen, um 7.00 saßen wir beim Frühstück und danach haben wir die Fäden gezogen“, beschreibt Stephanie. Diese wurden anschließend auf dem Ofen getrocknet. Die Freude war groß, dass der erste Anbauversuch auf 1.000 Metern Meereshöhe gelungen war. Mit ihnen freute sich auch der Lieferant der Knollen, mit dem sie bis heute im Austausch sind. „Das Ganze ist schon sehr arbeitsintensiv“, erklärt Simon Paulmichl. Ein besonderer Moment war es auch, als die Familie den ersten Risotto mit Safran aus Eigenproduktion verkostet konnte. „Unser Anspruch ist es, nur qualitativ hochwertigen Safran zu produzieren“, betont Simon. Nach gelungenem Start erweiterten die drei jungen Safranpioniere im Frühjahr 2022 die Anbaufläche auf 1.000 Quadratmeter. Sie pflanzten 5.000 Knollen und ernteten insgesamt 28 Gramm Safranfäden. Und sie wagten den Schritt über die eigene Küche hinaus. Im Dezember 2022 kam Simon mit dem Koch Daniel Sagmeister vom „Pflanzgarten Solis“ in Mals ins Gespräch und erzählte ihm von seinem Safranprojekt. Sagmeister, der für seine Experimentierfreude bekannt ist und gerne heimische Produkte in seiner Küche verwendet, wurde hellhörig und erklärte sich bereit, kurz vor der Winterschließung des Buschenschanks Ende des Jahres eine Safran-Verkostung für Freunde und Bekannte der Familie Paulmichl zu organisieren, um die Qualität des Gewürzes zu testen. Für Safranrisotto mit Lachsforelle aus dem Passeiertal, für Entrecote mit Safranschaum und Erbsen und für Schokolade Safran mit Erdbeeren verwendete Sagmeister insgesamt 10 Gramm Safran. Die Qualität überzeugte nicht nur den Koch, sondern auch die rund 30 Gäste. Beflügelt von der guten Bewertung ihres Safrans entschieden die Geschwister aus Laatsch ihre Safranproduktion im heurigen Frühjahr um nochmals 10.000 Knollen zu erweitern.
Wie es mit der Vermarktung des edlen Gewürzes weitergeht und wie der Preis bestimmt wird, darüber müssen sie sich erst noch Gedanken machen. „Es wird derzeit bei uns heiß diskutiert“, lacht Alex. Den Arbeitsaufwand haben sie bereits analysiert, und sie sind zum Schluss gekommen, dass sie ein Gramm Safran nicht unter 30 Euro abgeben können. Nachdem der Vinschgerwind im Jänner 2023 über die Safranverkostung im „Pflanzgarten Solis“ berichtet hatte, meldeten sich interessierte Spitzenköche aus der gehobenen Gastronomie bei den Geschwistern in Laatsch an. Das Interesse ist jedenfalls geweckt.
Auf den Namen für ihren Safran haben sich die drei Geschwister inzwischen geeinigt. Sie haben den Vulgonamen der Familie gewählt und zwar Mederle. Es ist der Nachname der Großmutter. Das „Gold aus Laatsch“ heißt also „Mederle Safran“.
Safran – das teuerste Gewürz der Welt
Die Safranpflanze (Crocus Sativus) zählt zur Familie der Schwertliliengewächse und ist eine mehrjährige Krokusart. Das Hauptanbaugebiet liegt im Iran.
Die Safranknolle treibt im Herbst aus und blüht nur einige Wochen. Den Rest des Jahres überdauert sie im Boden.
Jede Blüte enthält einen verzweigten Griffel mit drei Narben. Diese werden getrocknet und als Gewürz verwendet, das süßaromatisch duftet. Um ein Kilogramm reinen Safran zu gewinnen, benötigt man etwa 150.000 bis 200.000 Blüten aus einer Anbaufläche von etwa einem Hektar. Geerntet wird in Handarbeit. Ein Pflücker/ eine Pflückerin schafft 60 bis 80 Gramm am Tag. Deshalb zählt Safran zu den teuersten Gewürzen. Safran ist teurer als Gold. Je nach Qualität und Anbaugebiet kann ein Kilogramm Safran zwischen 5.000 und bis über 200.000 Euro kosten. Safran muss vor Licht und Feuchtigkeit geschützt in fest schließenden Metall- oder Glasgefäßen aufbewahrt werden, da das Gewürz im Licht stehend schnell ausbleicht. Auch das ätherische Öl verflüchtigt sich leicht. Um den aromatischen Duft zu bewahren, darf Safran nicht lange gekocht werden. Es empfiehlt sich, die Narbenfäden einige Minuten in etwas warmem Wasser einzuweichen und dem Gericht dann gegen Ende der Garzeit mit der Flüssigkeit dazuzugeben. Eine besonders intensiv Färbung lässt sich erreichen, wenn die Safranfäden frisch gemörsert werden.
Christian Stolcis kommt aus der Landwirtschaft, ist Ingenieur und hat sich auf Sensorik in der Landwirtschaft spezialisiert. „Es gibt drei wichtige Themen in der Landwirtschaft: Pflanzenschutz, Düngung und Bewässerung“, sagt er. Vor allem das Thema Wasser birgt großes Potential in sich. Mit bedarfsgerechter Bewässerung kann man die maximale Qualität herausholen – ein spannendes Zukunftsthema für die Vinschger Obstbauern.
Interview: Angelika Ploner
Vinschgerwind: Sie kommen aus der Landwirtschaft, sind Ingenieur und bringen damit alle Voraussetzungen mit, um zwei Welten miteinander zu verbinden.
Christian Stolcis: Wir haben Zuhause einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Ich ging studieren – zuerst in Italien, dann in Deutschland und bin 2017 mit Diplomabschluss zurückgekehrt. Ich bin ein praktischer Mensch, und will nicht, dass nur theoretisiert wird. Ich möchte, dass die Sachen einen praktischen Nutzen haben. Deshalb hab ich mich entschieden meine eigene Firma zu gründen mit dem Ziel, einen Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis im IT-Bereich zu generieren. Wir wollen den Wissenstransfer in die Praxis mit sinnvollen Anwendungsfällen schaffen und das machen wir, indem wir in verschiedenen Kundenprojekten individuelle Software entwickeln. Ich hab den Hof 2018 übernommen und stand zwischen zwei Welten: Auf der einen Seite die technische IT-Geschichte und auf der anderen Seite die praktische Landwirtschaft. Da liegt es nahe, dass ich mich dann umgeschaut habe und mit dem Thema Digitalisierung und Automatisierung in der Landwirtschaft beschäftigt habe. Vor allem im Bereich Sensortechnik habe ich nichts passendes und bezahlbares für unsere kleinstrukturierten Betriebe gefunden.
Vinschgerwind: Daraufhin haben Sie sich auf Sensorik in der Landwirtschaft spezialisiert.
Feldfühler nennt sich Ihre Produktfamilie mit Temperatur-, Boden- und Blattfühler.
Christian Stolcis: Wir führen ein breites Spektrum an Sensoren und da kommen auch immer wieder neue dazu. Mittlerweile haben wir viel Feedback eingesammelt. Heuer kommen zwei neue Sensoren heraus, wo es hauptsächlich um das Thema Frostschutz und Bewässerung geht. Die Grundidee war einfach, eine Technologie zu haben und dem Bauer zur Verfügung zu stellen, die aber nicht als Technologie erscheint. Wir haben mit unseren Produkten versucht alles an technischen Aufwand für den Bauer wegzunehmen. Er muss sich um (fast) nichts mehr kümmern. Er kauft das Gerät, hängt es dorthin, wo er es gerne hätte, scannt den QR-Code mit unserer App und die Sache ist für ihn erledigt. Die Arbeit im Hintergrund machen wir. Das war das Erste, was uns wichtig war. Und das Zweite: Es muss zu einem vernünftigen Preis sein.
Vinschgerwind: Für wen sind die Geräte gedacht?
Christian Stolcis: Hauptsächlich für den Bauer als Privatperson und Unternehmer. Mit unseren Sensoren kann der Bauer seine Wiesen individuell überwachen und da wo er es braucht mit dem passenden Sensor Informationen sammeln. So kann er in der einen Wiese mit Frostproblemen einen Frostsensor nutzen und auf der anderen Wiese, wo es besonders lange nass ist, einen Blattnasssensor. Damit spart er sich eine teure Wetterstation und kann gezielt Informationen sammeln, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Beim Thema Bewässerung sind unsere Produkte aber auch von Bewässerungskonsortien einsetzbar. Da spielt es keine Rolle, ob die Sensoren und Ventilsteuergeräte vom Bauer direkt auf seiner Wiese installiert werden oder ein konsortiales Bewässerungsnetz automatisch gesteuert wird.
Vinschgerwind: Im Vinschgau gibt es das Bonifizierungskonsortium, also ein Zusammenschluss von Bauern, der sich um die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen kümmert.
Christian Stolcis: Bei der Bonifizierung geht es darum, dass man sich die Kosten für die Bewässerungsanlagen und die Bewässerung teilt, weil wir eben so kleinstrukturiert sind. Die gesamte Bewässerung wird damit in den meisten Fällen nicht vom Bauern selbst für seine Wiese, sondern eben vom Konsortium übernommen. Es gibt aber auch Bauern die ihre Wiesen selbst bewässern z.B. über Pumpen. Unser System funktioniert für die Bonifizierung genauso wie für den einzelnen Bauern. Bei uns ist es so, dass wir mit der sogenannten LoRaWAN-Technologie arbeiten. Das ist im Grunde so etwas wie das WLAN Zuhause. WLAN ist aber begrenzt in der Reichweite. LoRaWAN ist das Gegenteil davon. Das heißt man kann wenige Daten senden, aber man hat riesige Reichweiten. Wir haben im Vinschgau ein solches LoRaWAN-Netz aufgespannt und das kann für die Sensoren und Geräte zur Bewässerung genutzt werden. Das heißt, jeder, der das nutzen will, muss sich einfach das Gerät kaufen, alles andere ist schon da. Und das ist logischerweise von den Kosten her sehr interessant. Der Preis ist ein wichtiger Treiber. Die Technologie und Digitalisierung müssen einfach bezahlbar sein.
Vinschgerwind: Wie genau ist der Ablauf bei der konsortialen Bewässerung.
Christian Stolcis: Bei der Bonifizierung ist es so, dass für jede Anlage ein Ausschuss anhand verschiedener Informationen entscheidet ob, wann und wie lange bewässert wird. Der Bauer bekommt dann über verschiedene Wege mitgeteilt, wann der Bewässerungsturnus ist und wie lange das Intervall dauert. Dafür haben wir eine App entwickelt. Die heißt „Wasser Marsch“, wo man alles planen kann. Sprich, jener Mitarbeiter, der in der Bonifizierung für die Turnuseinteilung zuständig ist, kann einen Plan erstellen. Und der Bauer kann auf der anderen Seite hineinschauen und sieht auf einem Kalender ganz genau wie die Woche bewässerungstechnisch bei ihm aussieht. Das ist einfach wichtig für die Wochenplanung, für die Ausbringung von Pflanzenschutz zum Beispiel. Zusätzlich haben wir elektronische Steuergeräte entwickelt, mit denen man Ventile ansteuern kann. Wir haben dafür ein Projekt mit der Uni Wien und mit dem Bioforschungzentrum Austria gestartet, die uns auf der wissenschaftlichen Seite beraten und unterstützen.
Vinschgerwind: Das heißt?
Christian Stolcis: Es geht vor allem darum der Pflanze genau so viel Wasser zu geben, wie sie braucht – auch um das Maximum an Qualität herauszuholen. Interessanterweise ist das mit Wasser sparen verbunden. Das heißt diese beiden Themen decken sich. Ziel ist es demnach auch in Zukunft mit allen Herausforderungen des Klimawandels ein qualitativ hochwertiges Produkt auf den Markt zu bringen und gleichzeitig Wasser zu sparen. Und genau das versuchen wir in unseren Produkten umzusetzen.
Vinschgerwind: Das Schlüsselwort lautet demnach bedarfsgerechte Bewässerung.
Christian Stolcis: Es ist so, dass der Apfel im Laufe einer Saison verschiedene Phasen durchläuft und je nach Phase einen unterschiedlichen Wasserbedarf hat. Während der Blütezeit findet z.B. die Zellbildung statt. Die Pflanze bildet die Zellen des Apfels. Und das ist ein Zeitpunkt, wo die Pflanze viel Wasser braucht. Das heißt in der Blütezeit braucht die Pflanze Wasser, damit diese die Zellen bilden kann und danach, wenn die Blüte abgeschlossen ist, sollte man die Pflanze in einen gewissen Trockenstress bringen, damit der Baum aufhört in das Wachstum zu gehen, sondern die Energie in den Apfel hineinsteckt. Die Pflanze – und das ist ein Naturgesetz – schützt in erster Linie den Samen. Der Samen ist der Apfel. Was heißt das? Wenn ich dem Baum kein Wasser mehr gebe, dann pumpt die Pflanze alles in den Apfel und reduziert das Wachstum. Was wiederum ein Vorteil ist, weil im Juni will ich irgendwann ein Triebabschluss erreichen, damit die Energie in den Apfel geht. Und danach sollte man wieder bewässern, weil man so die Zellen mit Leben füllt. Das wäre das Optimum. Da kann man qualitativ sehr viel herausholen. Der Apfel hat viel mehr Geschmack, weil in den vielen Zellen der ganze Geschmack steckt. Wegen den verschiedenen Phasen mit unterschiedlichem Wasserbedarf spricht man eben von der sog. bedarfsgerechten Bewässerung. Und das interessante dabei ist, dass ich ein qualitativ sehr hochwertiges Produkt produzieren kann und gleichzeitig - ganz automatisch - Wasser einsparen kann. Das ist doch toll!
Vinschgerwind: Da steckt viel Potential drinnen.
Christian Stolcis: Da ist wahnsinnig viel Potential drinnen. Es gibt natürlich noch andere Steuerungsmittel für die Qualität, wie z.B. die Ausdüngung, aber Wasser ist sicher ein großes Thema. Da gibt es viele wissenschaftliche Studien und dieses Wissen versuchen wir gerade sinnvoll in die Praxis mit Algorithmen, sprich Software zu transferieren. Da kann man bereits von künstlicher Intelligenz sprechen, denn es geht auch darum, Dinge vorherzusagen. Zum Beispiel: Wie entwickelt sich die Bodenfeuchte oder das Wetter in den nächsten Tagen?
Vinschgerwind: Das heißt auch Wetterprognosen fließen in die Software mit ein?
Christian Stolcis: Genau. Das ist einer von vielen Parameter. Dann gibt es noch die allgemeine Verdunstung, die Bodenfeuchtigkeit und vieles mehr. Mit so einem System kann ich auf Informationsbasis voraussagen, wann zu bewässern Sinn ergibt bzw. zu welchem Zeitpunkt man der Pflanze wieviel Wasser gibt. Das klingt einfach, dahinter stehen aber komplizierte Fragestellungen. Denn man will ja auch nichts kaputt machen. Es geht darum der Pflanze, zum richtigen Zeitpunkt, die richtige Menge an Wasser zu geben. Automatisch habe ich dann eine enorme Wassereinsparung. Mit der Tropfberegnung ist das dann noch einmal anders. Denn wie im vergangenen Jahr, wenn ich nur den Streifen unterhalb der Bäume bewässere, war das Problem, dass irgendwann das Wasser nicht mehr in den tieferen Schichten vorhanden war. Das hat bis in den Herbst hinein gedauert. Man muss also auch darauf achten, dass nicht nur in den oberen Schichten, da wo sich die Wurzeln befinden, genügend Wasser ist, sondern auch in den tieferen Schichten. Damit sind die Pflanzen dann auch resistenter gegen die zunehmende Trockenheit.
Vinschgerwind: Ihr optimiert derzeit also die Software.
Christian Stolcis: Ja, das wichtige derzeit ist die Software. Die Hardware – also das Steuergerät und der Bodenfeuchte-Sensor – sind so gut wie fertig. Der Bodenfeuchtesensor wird ca. 30 cm im Boden vergraben, dort wo die Wurzeln sind. Dann haben wir noch einen anderen Sensor, der mir sagt: Wieviel ist die Pflanze imstande Wasser aus dem Boden herauszuziehen. Das ist die sogenannte Saugspannung. Aus der wissenschaftlichen Sicht und unseren Erfahrungen zufolge, braucht es diese beiden Informationen, um vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Aber aus unserer Sicht sind wir noch nicht überall soweit eine bedarfsgerechte Bewässerung einzusetzen. Zum einen fehlt es mancher Orts noch an der Automatisierung selbst und zum anderen sind viele Bewässerungsnetze, welche teilweise 50 Jahre als sind, nicht für die bedarfsgerechte Bewässerung geeignet.
Vinschgerwind: Es fehlt also noch der Zwischenschritt?
Christian Stolcis: Ja, es müssen noch bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, um wirklich überall eine bedarfsgerechte Bewässerung nutzen zu können. Da aus unserer Sicht die Technologie dem Menschen helfen sollte, ist der erste Schritt sicherlich die Automatisierung der aktuellen Anlagen, damit der Bewässerungswart, der sich heute noch teilweise von Hand um die Bewässerung kümmert, entlastet wird. Dieser Mensch muss praktisch immer einsatzbereit sein, wenn etwas nicht geht, ist nächteweise am Arbeiten... diese Nächte möchte ich nicht haben. Wir haben dieses Problem aufgegriffen und unsere Steuergeräte um einen Druckfühler erweitert, den man hinter dem Ventil positionieren kann. Ein Alarm geht erst, wenn etwas nicht funktioniert, wenn der Druck fehlt. Im besten Fall muss der Bewässerungswart nur noch das Bett verlassen, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Aber auch die Anlagen selbst müssten an die neuen Anforderungen angepasst werden. Bisher dauert es in vielen Netzen mehrere Tage bis alle Felder einmal bewässert sind. Für die bedarfsgerechte Bewässerung braucht es aber eine schnellere Reaktionszeit, da ich nicht weniger Wasser geben kann und dann im schlimmsten Fall eine Woche warten will, bis ich wieder bewässern kann. Das geht nicht.
Vinschgerwind: Was heißt das?
Christian Stolcis: Vereinfacht gesagt, arbeitet bei der bedarfsgerechten Bewässerung der Sensor (z.B. Bodenfeuchtesensor) mit der Steuerungstechnik zusammen. Wenn eine bestimmte optimale Bodenfeuchte da ist, dann wird die Bewässerung beendet, wenn die Bodenfeuchte unter einen Wert sinkt, dann wird wieder bewässert. Das Prinzip funktioniert aber nur, wenn im besten Fall ständig Wasser zur Verfügung steht, damit schnell reagiert werden kann. Das ist aber nicht überall der Fall, da die Netze häufig eben aus einer Zeit stammen wo die Turnusbasierte, also die Bewässerung nach Zeitplan, im Vordergrund stand. Unser System kann beide Herangehensweisen. Zum einen kann zeit- bzw. turnusbasiert bewässert werden und zum anderen eben auch sensorbasiert bzw. bedarfsgerecht.
Vinschgerwind: Steht ihr mit dem Bonifizierungskonsortium in Kontakt?
Christian Stolcis: Wir stehen mit dem Bonifizierungskonsortium einiger Ortschaften im Vinschgau und mit der Laimburg in Kontakt. Die Laimburg wird heuer in Sinich einen Hof, der sich in Landesdomäne befindet, mit unseren Geräten ausstatten. Ihr Ziel ist es ja auch ihre Höfe zu automatisieren. In Latsch und in Tarsch haben wir über die Ortsgruppen der Bonifizierung seit zwei Jahren Pilotprojekte laufen.
Vinschgerwind: Wann ist die Testphase abgeschlossen und die Geräte sind wirklich einsatzbereit?
Christian Stolcis: Wir führen heuer unsere letzten Tests mit verschiedenen Partnern im Vinschgau und außerhalb durch, um sowohl die Hardware als auch die Software für die Bewässerungsautomatisierung zu optimieren. Die nächsten 18 Monate haben wir auch Projekte in Österreich laufen mit zwei wissenschaftlichen Partnern. Zum Testen sind die Geräte zur Bewässerungssteuerung jetzt schon erhältlich, aber mit dem offiziellen Verkauf starten wir erst 2024.
Vinschgerwind: Wasser sparen ist derzeit das Gebot der Stunde.
Christian Stolcis: Wichtig ist Aufklärungsarbeit auf der einen Seite und auf der anderen Seite die entsprechende Technik zu haben. Ein Weg für die Zukunft ist im Obstbau sicher die Qualität und die Ertragssicherung. Sowohl bei der Qualität als auch bei der Ertragssicherung ist das Thema Wasser wichtig. Ich kann die maximale Qualität herausholen, indem ich bedarfsgerecht bewässere. Ich kann das Triebwachstum beeinflussen und die Zellbildung. Das trockene Jahr im vergangenen Jahr hat in einigen Lagen eine sehr gute Qualität hervorgebracht. Die Pflanzen sind in einen Trockenstress hineingeraten. Die Herangehensweise „Viel hilft viel“ ist also nicht ganz korrekt. Wenn dann müsste es heißen „Viel hilft viel aber zum richtigen Zeitpunkt“.
Vinschgerwind: Mit Ihren Wiesen haben Sie perfekte Versuchswiesen.
Christian Stolcis: (lacht) Ich habe meine Felder entsprechend ausgestattet, ja.
Ich hab eine Wiese in leichter Hanglage und da gibt es massive Unterschiede in der Bodenfeuchte zwischen oberen und unteren Bereich. Auch große Unterschiede in der Temperatur. Ich sehe da ganz viele Informationen.
Vinschgerwind: Nachhaltigkeit und Qualität hängen demnach zusammen.
Christian Stolcis: Das ist das Schöne an diesem Thema. Nachhaltigkeit und Qualität kann ich über das Thema Wasser vereinbaren. Dann brauche ich automatisch weniger Pflanzenschutz. Ich muss auch nicht mehr so viel düngen, weil der Dünger nicht mehr so stark ausgewaschen wird. Irgendwie hängt alles am Thema Wasser. Das ist zwar zum Teil komplex, aber sehr, sehr spannend.
Schluderns/VV Freiwillige Blutspender - Bei der 65. Generalversammlung der Vereinigung der Freiwilligen Blutspender des Vinschgaus (AVIS) am 11. Februar stand der Bericht des Präsidenten Roland Wallnöfer im Mittelpunkt. Außerdem wurden mehrere Blutspender für 24 Spenden (Silber), 50 Spenden (Gold) und 75 Spenden (Gold mit Rubin) geehrt. Auch allen Spendern, welche das 65. Lebensjahr erreicht haben und nicht mehr spenden dürfen, wurde mit der Vergabe eines Diploms für das langjährige, freiwillige und unentgeltliche Blutspenden gedankt. Wie Roland Wallnöfer in seinem Bericht ausführte, konnte der Blutplan wieder exakt eingehalten werden. Insgesamt wurden 1.336 Blutbeutel abgegeben. Recht erfreut zeigte sich der Präsident über die 61 neuen Mitglieder. Derzeit hat die Blutspendervereinigung im Vinschgau 1.145 Mitglieder, davon 750 Männer und 395 Frauen. Wallnöfer bedankte sich beim Vorstand, den Rechnungsprüfern und auch bei der Sekretärin Ilse Thoma. Ein weiterer Höhepunkt der Vollversammlung ist immer ein Referat zu einem aktuellen Thema. In diesem Jahr referierte Wunibald Wallnöfer, der langjährige Gemeindearzt von Prad, über die Patientenverfügung. Es ist eine Willensäußerung für den Fall, dass ein Patient seinen Willen wegen einer weit fortgeschrittenen Demenzerkrankung oder wegen einer schweren Gehirnschädigung nicht mehr äußern kann. Die Patientenverfügung ist eine wichtige Hilfe und Entlastung für die Angehörigen, Ärzte und Pflegenden. In der Patientenverfügung entscheidet die betreffende Person zu Lebzeiten, welche Behandlung sie möchte und welche nicht. Die Patientenverfügung ist deshalb ein Ablehnungsrecht, meinte Wallnöfer, um zu vermeiden, das Leiden und Sterben zu verlängern. Man soll mit den Angehörigen und mit dem Hausarzt darüber reden, damit ein Sterben in „Würde“ möglich ist und man die Autonomie und Selbstbestimmung am Ende des Lebens nicht verliert. Das Thema ist hochaktuell, da rund 95 % der Menschen in Südtirol immer noch keine Patientenverfügung unterschrieben haben. (hzg)
Heimatbühne Schluderns
Nach dem feuchtfröhlichen Junggesellenabschied wacht Bill am Tag seiner Hochzeit mit einem Kater auf. Dann wacht neben ihm eine junge Frau auf, und er fragt sich: „Haben wir? … Oder haben wir nicht?“ Ein Chaos voller Heimlichkeiten und Lügengeschichten beginnt. Wird die Braut Rachel die Wahrheit erfahren?
Die Heimatbühne Schluderns präsentiert die englische Komödie „Ein Traum von Hochzeit“ von Robin Hawdon. Regie führt Christl Stocker Perkmann. Gerne nimmt sie Ihre Reservierungen entgegen unter: 339 760 01 13 Telefon und Whats-App. (mds)
s’Lorgagassl Stilfs
Es wird Zeit, dass die Schauspieler vom Lorgagassl Stilfs wieder in ihre Rollen schlüpfen können. Die letzten Aufführungen liegen schon einige Jahre zurück. Zu Beginn war es der Umbau des Kulturhauses, der das Theaterspielen auf die Wartebank rückte. Dann, im Jahr 2020, wurde das Stück „Die Jungfern vom Bründlhof“ bis zur Generalprobe komplett durchgeprobt. Die Aufführungen mussten jedoch Corona bedingt abgesagt werden. In der Zwischenzeit hat sich die Theatergruppe mit kleinen Sketchen bei unterschiedlichen Veranstaltungen bemüht, nicht ganz aus dem Rhythmus zu kommen. Letztens bei einem gelungenen Theaternachmittag im Dezember. Das Jahr 2023 scheint nun endlich erfolgversprechend zu sein. Die Proben laufen seit Januar bereits auf Hochtouren und die insgesamt 10 Schauspieler unter der Regie von Pankratius Eller wagen sich erneut an das Stück „Die Jungfern vom Bründlhof“, ein Schwank von 3 Akten von Ridi Walfried.
Im Stück selbst geht es um die Loni Bäuerin, die zusammen mit ihren Mägden den Bründlhof bewirtschaftet. Männer werden generell verabscheut und falls sich einer zu ihnen „verirrt“, wird er so schnell wie möglich wieder weggewiesen. Mit der Ankunft von Lonis Nichte Nanni ändert sich jedoch einiges am Hof. Was, das sehen Sie frühestens bei der Premiere am 17. März 2023 im Kulturhaus Stilfs. Anschließend folgen fünf weitere Aufführungen.
Schnals/Südtirol - Der Vinschgerwind sprach mit dem Schnalser Tristan Weithaler über seine beruflichen Projekte.
Vinschgerwind: Du betreust die Instagramseite Southtyrolian. Was und wer ist Southtyrolian?
Tristan Weithaler: Southtyrolian ist mit über 150-tausend echten Followern einer der größten Instagram Accounts in Südtirol, dort werden täglich die schönsten Orte aus Südtirol gepostet. Der Account wurde vor ca. 4 Jahren erstellt und ich manage ihn seit nun über 2 Jahren eigenständig mit einem kleinen Team bestehend aus Social Media Experten, Content Creatoren und Foto- und Videografen.
Da der Account mittlerweile eine enorme Reichweite und eine starke Community hat, bieten wir diese nun Südtiroler Betrieben für Werbezwecke an, hauptsächlich über Postings auf unserem Instagram Account. Zudem produzieren wir für diese Betriebe auch individuellen Content, den sie auf deren eigenen Social Media Accounts posten können. Durch die Kombination beider Dienstleistungen bringen wir unsere Kunden auf Gipfelkurs, so wie wir es auch mit unseren eigenen Instagram Account geschafft haben.
Vinschgerwind: Eure Beiträge und Videos über Südtirol werden mittlerweile von Millionen von Menschen weltweit angesehen. Besondere Beliebtheit erfuhr das Krampus-Video aus Schnals, welches 14 Millionen Klicks generierte. Wie erklärst du dir diese große Reichweite und das damit verbundenen Interesse?
Tristan Weithaler: Wir haben einige Wochen zuvor für die Gemeinden Eggental und Toblach Instagram Videos bei deren Krampusläufen produziert, welche bereits erstaunliche Aufrufe auf unserem Instagram Account @southtyrolian erzielen konnten. Somit haben wir das Interesse und Potenzial des Brauchtums „Krampus“ sofort erkannt. Die Schnalser Krampusse waren beim Skigebiet auf dem Gletscher unterwegs. Derartige Gestalten sind etwas ganz Besonderes und ein wahrer „Eyecatcher“ auf Social Media. Zudem ist der Krampus außerhalb des deutschsprachigen Alpenraums etwas Unbekanntes. Das weckte umso mehr das Interesse und die Aufmerksamkeit vieler internationaler Follower. Der Krampus ist dadurch in Ländern wie China, Russland und den arabischen Staaten beliebt geworden. Außerdem haben wir als Social Media Experten das bestimmte Knowhow, wie wir solche Kurzvideos, auch Reels genannt, produzieren und bearbeitet müssen, damit sie auf Social Media dementsprechend gut performen. Die über 14 Millionen Aufrufe haben selbst uns überrascht.
Vinschgerwind: Mit „GSUND und GUAT“ hast du eine eigene Energie-Fitnessriegel Palette entwickelt, die in der Konditorei Weithaler produziert werden. Weshalb sind die Riegel so einzigartig?
Tristan Weithaler: „Gsund und Guat“ ist mein absolutes Herzensprojekt. Wir haben 3 Riegel-Sorten, welche in unserer familiengeführten Konditorei im Schnalstal produziert werden. Und jetzt kommt das Besondere: alle 3 Rezepturen sind abgeleitet von unseren Schnalser Konditor-Spezialitäten: So wurde aus dem „Schnalser Apfelstrudel“ der Apfelstrudelriegel, aus der „Sochertorte“ der Protein Sacherriegel und aus der „Buchweizentorte“ der Buchweizen-Preiselbeerriegel. Alle 3 Sorten sind rein pflanzlich, bestehen aus qualitativ hochwertigen und natürlichen Rohstoffe, enthalten keinen zugefügten Zucker oder ungesunde Fette, dafür aber beinhalten sie wichtige Mikronährstoffe, essenzielle Proteine und sinnvolle Kohlenhydrate und Fette. Da wir keine Konservierungsstoffe verwenden, wie die meisten Discounter-Riegel, mussten unsere Riegel zu Beginn gekühlt werden, um eine längere Haltbarkeit zu gewährleisten. Für uns und unsere Kunden war das eine große Herausforderung, es war einfach untypisch einen Müsliriegel ins Kühlregal zu stellen. Nach 2 Jahren Entwicklung haben wir es endlich geschafft die Riegel ohne unnatürliche Zusatzstoffe und Kühlung haltbar zu bekommen. Außerdem ist unsere Verpackung plastikfrei, wo wir auch ewig nach einer passenden und nachhaltigen Alternative gesucht haben.
Interview: Christine Alber
Stilfs - Viele Interessierte waren am 27.01 der Einladung zur Filmvorführung nach Stilfs gefolgt welcher der rührige Verein „Ortler Sammelverein Erster Weltkrieg“ und der Bildungsausschuss Stilfs organisiert hatten.
Präsentiert wurde ein Film zum Tuckettjoch und Hinterem Madatsch, wo im Jahre 2018 verschiedenste archäologische Vermessungsarbeiten an den ehemaligen Kriegsstellungen des 1.Weltkrieges getätigt wurden. Unter der Leitung des „Ortler Sammelvereines Erster Weltkrieg“ und Frau Dr. Waltraud Engl (damalige Direktorin des Amtes für Kunstdenkmäler) wurde diese Flug-Spurensuche organisiert und Mitarbeiter eines spezialisierten Unternehmens zur digitalisierten Vermessung auf die Gipfel geflogen.
Gerhard Holzer, Obmann des Vereines, führte gekonnt durch den sehr aufschlussreichen Film der unter anderem mit alten Fotos,Filmen und Dokumenten die Zeit des 1. Weltkrieges im ewigen Eis dokumentierte. Auch heute stehen am Tuckettjoch und an der hinteren Madatschspitze noch viele dieser Zeitzeugen: Baracken und Überreste aus Holz, welche wohl leider irgendwann dem Zahn der Zeit zum Opfer fallen werden und als Zeitzeugen für immer verloren sind.
Dies betonte auch Eberhard Reinstadler, welcher maßgeblich an der Erstellung dieses Filmes beteiligt war. Er erklärte diese spezielle digitalisierte Vermessungstechnik, welche als Resultat ein 3 D-Modell jedes einzelnen alten Gebäudes, jeder Baracke und jeder Stellung zum Ziele hat.Somit bliebe allen nachfolgenden Generationen diese Geschichte erhalten und könne durch 3-D- Animation virtuell erlebt werden.
Einen weiteren Höhepunkt des Abends präsentierte Melanie Platzer, die neue Präsidentin des Vereines. Sie stellte ihre Diplomarbeit vor, welche sie unter anderem über das „Marodenbüchlein“ geschrieben hatte (momentan im Museum in Sulden ausgestellt). Dieses zwanzig-Seiten-Dokument aus dem Jahre 1915 ist eine akkurat geführte Aufzeichnung aller damaligen Krankheitsfälle der Gebirgssoldaten. Man findet dort Diagnosen wie Brustkatharr, Influenza, Ohrenabszesse, eitrige Wunden und Magen-Darm Erkrankungen.
Melanie Platzer erklärte den Anwesenden, dass es vor allem durch die andauernde Kälte, Nässe und des steten Hungers zu solchen Erkrankungen der Soldaten kam und es kaum Möglichkeiten gab diese auszukurieren.
Franz Angerer aus Sulden übergab daraufhin dem Verein noch ein ganz besonderes Geschenk: Einen voll bepackten Kriegs-Medizinkasten (Bild) aus der K.u.K-Zeit, welcher, gefunden im Dachgeschoss des heimatlichen Hotel Post in Sulden, seine eigene berührende Geschichte erzählt.
Zum Abschluss des Abends wurde noch eine kurze Diskussion und Fragestellung gewährt und auf die wichtige Aufgabe des Ortler Sammelvereines hingewiesen. Es sei ihnen wichtig durch das Sammeln, Archivieren, Dokumentieren von Kriegsrelikten die Erinnerung nicht verblassen zu lassen und durch Ausstellungen es jedem Interessierten zugänglich zu machen. Dafür bräuchte der Verein aber auch einen Ort der Dauerausstellung, der sicherlich in der Festung Gomagoi seinen besten Platz hätte.
Kortsch/Gasthaus Sonne - Die alte Gasthauskultur wird wieder belebt, beim Hoangart wird aufgespielt, gesungen und getanzt. Zum ersten Vinschger Hoangart in diesem Jahr luden der Südtiroler Volksmusikkreis/Bezirk Vinschgau, die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz und der Bildungsausschuss Kortsch in Zusammenarbeit mit dem Gasthaus Sonne, der Musikschule Oberer und Unterer Vinschgau und der Grundschule Kortsch. Bereits um 19 Uhr waren die Gaststube und der Speisesaal im Gasthaus Sonne total überfüllt, als Gernot Niederfriniger, der Obmann des Volksmusikkreises alle Musikanten, Sänger und Tänzer begrüßte und zum Mitmachen aufforderte. Vor der Pandemie war der Hoangart eine fixe Einrichtung und mehr oder weniger regelmäßig alle zwei Monate wurde im ganzen Tal in einem Gasthaus gespielt, gesungen und getanzt. Alle können spontan mitmachen und aufspielen, alleine oder in einer Gruppe. Eröffnet wurde der musikalische Abend am 10. Februar von einer Musikantengruppe der Musikkapelle Kortsch, anschließend sangen und spielten die erste und fünfte Klasse der Grundschule Kortsch. Mehrere spontane Gruppen spielten dann auf verschiedenen Instrumenten, u.a. auch auf der „Teufelsgeige“. Auf sieben verschiedenen Instrumenten spielte die Gruppe „ProMusikante“. Außerdem wurde gesungen und getanzt und nicht nur bis zum offiziellen Ende um 23 Uhr. (hzg)
Tschengls/Vinschgau/Weltladen Latsch - Ein Projekt von ganz besonderer Art hat sich der Weltladen Latsch ausgedacht. Zwischen Februar und Mai 2023 werden in vier Dorfgasthäusern traditionelle Gerichte mit fairen Zutaten serviert. Den Anfang dazu machte am 10. Februar das Kultur- und Dorfgasthaus Tschenglsburg in Tschengls.
Karl Perfler, seit 12 Jahren auf der Tschenglsburg, war sehr erfreut über diese Initiative und sofort bereit bei diesem Projekt mitzumachen. Er bedankte sich bei Richard Theiner, dem Obmann des Weltladen Latsch dafür, dass durch diese Initiative Dorfgasthäuser eine Aufwertung erfahren.
Karl, der den Vinschgau wieder mit „goldenen Farben“ bereichern will, erzählte, dass ihm erst vor kurzen 20 ha Grund am Bergbauernhof Unterfrinig (Fraktion Tanas) zur Verfügung gestellt wurden. Hier, auf 1700 m möchte er eine „Seelenlandschaft“ schaffen und Getreide anbauen. „Wir haben eine wunderbare Schöpfung, eine wunderbare Mutter Erde, von der wir alle profitieren können“, so Karl.
Richard Theiner freute sich über die zahlreichen Gäste, die aus nah und fern gekommen waren. Er wies darauf hin, dass der Weltladen Latsch ganz bewußt solche Dorfgasthäuser ausgesucht hat, denn diese Gasthäuser haben eine enorm wichtige soziale Funktion. Es ist auch wichtig und erstrebenswert auf die reichhaltigen traditionellen Gerichte, die im Vinschgau über Jahrhunderte bestanden haben, zurückzukommen. Deshalb sollten Gerichte wenn möglich lokal und saisonal sein. Wenn das nicht möglich ist, dann sollten auf jeden Fall faire Produkte auf den Tisch kommen. „Denn hinter jedem Produkt stehen Menschen und deren Schicksale“, so Theiner.
Zu dem vegetarischen Menü auf der Tschenglsburg gehörten:
- Aufstriche vom Weltladen in Latsch auf Brot mit Getreide aus dem Vinschgau, Bio-Eier von der Tschenglsberger Genossenschaft, Gemüse
- Kürbisgemüsesuppe
- Gerstrisotto mit Imperialgerste (Fisser Gerste) aus dem Matschertal und Vinschger Almkäse
- Rohnenteigtaschen (Tschengls ist das Rohnendorf) mit Bio-Äpfel und Bio-Ziegenkäse
- Emmer Nudel mit Olivenöl und gerösteten Zwiebeln
- Schwarzplentener Riebel (Buchweizen aus Tschengls) mit Eis und warmer Marillenmarmelade.