Naturns/Plaus - Trotz eines kleinen Nächtigungsrückganges - vom bisher stärksten Jahr 2022 mit 580.000 Nächtigungen auf 573.000 Nächtigungen im Jahr 2023 bleibt der Tourismus in Naturns in der Champions League. Mit den 3.300 Betten und 129 Tourismusbetrieben werden satte 174 Auslastungstage generiert. Weil die Aufenthaltsdauer auf im Schnitt 4,8 Nächte pro Gast gesunken ist, sind die Ankünfte auf 118.000 gestiegen. Der Präsident der Tourismusgenossenschaft Partschins präsentierte auch solche Zahlen bei der Vollversammlung am 24. April im Bürgersaal von Naturns. Weil die Betriebe seit Ostern bereits in die Saison gestartet sind, war die Teilnahme überschaubar. Tappeiner bedankte sich ausdrücklich bei Konrad Götsch von der Unterstellbahn, dem es gelungen ist, bei der großen Revision mit großer Umsicht durch die Verwendung brauchbarer Teile die anfänglich auf 2 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten auf rund 1 Million zu drücken. Mit dem 45%igen Zuschuss vom Land kann die Tourismusgenossenschaft ihren Investitionsanteil aus den Reserven mit Eigenmitteln bestreiten.
Den Burggräflern geht es ähnlich wie den Vinschgern: Weil sich die IDM aus den Destinationsmanagementeinheiten (DME) zurückgezogen hat, aktivieren die Tourismusvereine ihre alten Verbandsstrukturen. Was den Vinschgern Vinschgau Marketing ist, ist den Burggräflern die Marketinggesellschaft Meran (MGM). Man habe, so sagte es Tappeiner, beschlossen, von den 10% gesetzlich für übergemeindliche Zusammenarbeit vorgesehnen Anteilen an der Ortstaxe 5% an die MGM abzuführen, für drei Jahre und „dann schauen wir mal“.
Christof Tappeiner hat die Touristiker dazu aufgerufen, unbedingt an der Fragebogenaktion der Gemeinde teilzunehmen, um den Tourismus nicht einseitig beleuchten zu lassen. Man müsse auch dorfintern die Leistungen des Tourismus besser verkaufen. Beim jüngst stattgefundenen Trailrun war etwa viel Bewegung und Begeisterung im Dorf. Man könne den Tourismus nicht für alles Schlechte verantwortlich machen, beim Verkehr etwa, oder bei den Wohnungspreisen. Tappeiner sprach sich dafür aus, die Zweitwohnungen stärker zu regeln. Denn es sei nicht im Interesse des Tourismus, dass Gäste Wohnungen im Ort kauften.
Mit der Alpin Arena Schnals wurde ein neues Mitglied der Genossenschaft willkommen geheißen. man wolle gemeinsam eine Trailrundestination im Untervinschgau aufbauen.
Ulli Stampfer erläuterte die Haushaltsgebarung von 2023, bei der unterm Strich ein verkraftbares Minus von rund 35.000 Euro zu verzeichnen ist.
Ein letztes Mal erläuterte der seit mehr als 30 Jahren bewährte Rechnungsrevisor Karl Peer in seinem Bericht die Gewinn- und Verlustrechnung, bevor er mit einem Teilnahmegutschein für die Südtirol Classic verabschiedet wurde. Denn in der Genossenschaft mit der Satzung einer AG sei ein Rechnungsprüferkollegium nicht mehr vorgesehen. Das bestätigte auch die Vollversammlung.
Der Tourismusdirektor wies auf zahlreiche Events im vergangenen Jahr hin und auch auf die bevorstehenden im 2024.
Grußworte kamen vom HGV-Obmann und Multifunktionär Dietmar Hofer, vom Präsidenten der Raika Untervinschau Wolfi Gapp und von Stefan Hütter, dem Vertreter der Alpin Arena Schnals. Sophia Oberjakober vom Mobilitätskonsortium erläuterte die Gästekarte. Die Naturnser werden sich ab Herbst daran beteiligen.
Nauders - Die Süd-Tiroler Freiheit und die FPÖ-Tirol haben kürzlich die Gemeindevertreter und die Bevölkerung am Reschen zu einer Informationsveranstaltung über die Reschenbahn geladen. Der Mehrzwecksaal von Nauders war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Landtagsabgeordnete der STF, Sven Knoll, zeigte auf, dass zwischen Landeck und Tösens viele Bauwerke bereits gebaut wurden, die teilweise heute noch existieren und für den Bau der Bahn verwendet werden könnten. Vorgestellt wurden auch die neuesten Streckenführungsvorschläge zwischen Reschen und Mals. Durch eine Aufschüttung des Seeufers könnte der Bahndamm entlang des Reschensees geführt werden, ohne wertvolle Kulturgründe in Anspruch zu nehmen. Auch das Varianteprojekt einer Kehrschleife ins Münstertal wurde vorgestellt, durch welches die Reschenbahn den Bahnhof in Mals erreichen könnte, ohne die Malser Haide mehrfach zu queren.
Geladen war auch die „Initiativgruppe Reschenbahn 2.0“, die den interessierten Bürgern ihre detaillierten Vorarbeiten für die Streckenführung vorstellte. Eine Anbindung an die Rhätischen Bahnen wäre von Nauders bis nach Schuls möglich, wodurch die Reschenbahn an alle wichtigen Verkehrsverbindungen anknüpfen könnte.
In den anschließenden Diskussion teilten die Gemeindevertreter von Nauders der Bevölkerung mit, dass auch die Gemeinden voll und ganz hinter dem Projekt der Reschenbahn stehen. Alle Gemeinden des Oberen Gerichts haben sich in einem einstimmigen Beschluss im Planungsverband für die Reschenbahn ausgesprochen.
Vinschgau/Südtirol - Die Initiative Baumgart begibt sich heuer erstmals auf die Suche nach dem wertvollsten Kastanienhain des Landes. Seit dem internationalen „Tag der Streuobstwiese“ (24.04.) startet die Anmeldung und alle BesitzerInnen eines Kastanienhaines sind eingeladen am Wettbewerb teilzunehmen.
Wie Streuobstwiesen sind auch Kastanienhaine eine extensive, multifunktionale und traditionelle Form der Landnutzung, bestehend aus hochstämmigen Obstbäumen. Im Gegensatz zu den bedrohten Streuobstwiesen sind Kastanienhaine, mit einer genutzten Fläche von rund 400 ha, in Südtirol häufig anzutreffen. Die Bewirtschaftung der Kastanienhaine ist eng mit der Südtiroler Kultur verbunden und dient nicht zuletzt der Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und als Wohlfühlort, der zum Verweilen einlädt. „Man hat die ‚Këschtn‘ oft als ‚Brot der Armen‘ und die knorrigen Baumriesen respektvoll als ‚Këschtnvoter‘ (Kastanienvater) bezeichnet“, so Johannes Ortner vom Heimatpflegeverband. „Kastanienhaine sind ein wichtiger Rückzugsort und Lebensraum für eine Vielzahl an bedrohten Pflanzen- und Tierarten und somit ein ökologisches Juwel,“ ergänzt Andreas Hilpold von der Initiative Baumgart und Koordinator des Biodiversitätsmonitorings bei Eurac Research.
Eine Fachjury wird die gemeldeten Kastanienhaine nach verschiedenen Kriterien bewerten. Zu gewinnen gibt es tolle Preise und alle Teilnehmenden erhalten eine Beurteilung ihres Kastanienhaines durch eine Fachperson. Zusätzlich wird an die Gewinnenden die Goldene Kastanie des HGV verliehen, einem Preis für besonderen Einsatz zur Aufwertung der Kastanie.
Anmeldeschluss: 31. Mai 2024
www.baumgart.it/termine
Preisverleihung: Die Preisverleihung findet im Herbst statt.
Graun/Venedig
Eröffnung der Kunstmesse „Biennale di Venezia am 20. April“
Dass bei der größten Kunstmesse der Welt, bei der Biennale in Venedig, auch Südtirol präsent ist, hat sich niemand gedacht. Dies ist nicht gewöhnlich, sondern hat schon Sonderstatus Charakter. Im Padiglione von Belgien sind Bilder, Videoaufnahmen und Fotos vom Reschensee mit seinem historischen Kirchturm zu sehen. Weiters wurde für die Biennale, welche noch bis am 24. November noch geöffnet ist, eine eigene Zeitschrift gedruckt. In 200.000 Ausgaben wird der Reschensee abgebildet und ist natürlich eine sehr gute Werbung für die Region am Reschensee. Der Tourismusdirektor Gerald Burger freut sich sehr darüber und war bei der offiziellen Eröffnung der Biennale in Venedig eingeladen und persönlich präsent. Der Direktor: „Dass die Tourismusregion Reschensee eine solche Plattform der Präsentation in der Lagunenstadt jemals bekommt, hat sich niemand gedacht. Es ist einzigartig für den gesamten Vinschgau und Südtirol und ein sehr große Tourismuswerbung für die Region. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern von Petticoat Government kam über einen Zwischenstopp beim Turm in Graun zustande, wo die sechs Giganten erstmals auf der Reise von Belgien nach Venedig sich fotografisch ablichten ließen.
Schlanders/Südtiroler Kulturinstitut - Zum Abschluss der Theatersaison des Südtiroler Kulturinstituts gab es am 23. April eine Lesung aus Goethes Faust. Die Vorstellung mit dem erfolgreichen Bühnendarsteller Thomas Thieme wurde musikalisch ergänzt durch elektronische Klänge, Geräusche und Livemusik seines Sohnes Arthur Thieme. Die zweistündige Aufführung war eine Herausforderung für das Theaterpublikum, für einige auch eine Überforderung. Der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) schrieb 60 Jahre an seinem Hauptwerk, vollendete 1808 Faust I und kurz vor seinem Tod Faust II. Das Werk zählt zur Weltliteratur, geht es doch darum, den Sinn der Welt zu verstehen und um den Kampf des Menschen zwischen Denken, Wollen und seinen Trieben. Dr. Faust, der Protagonist der Tragödie, hat alles studiert und trotzdem keine Erkenntnis gewonnen. „Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“. Er erlebt eine Sinneskrise und schließt einen Pakt mit dem Teufel, beschäftigt sich mit Magie und verliebt sich in das leichtgläubige Gretchen, die ihm die „Gretchenfrage“ stellt: „Nun sag, wie hast du`s mit der Religion?“. Die Regisseurin Julia von Sell hat aus Goethes Faust verschiedene Dialoge und Zitate ausgewählt und neu zusammengefügt. Die Lesung beginnt mit Gretchen: „Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein; Mein Hochzeittag sollt’ es seyn!...Stumm liegt die Welt wie das Grab!“ Faust meint später: „O wär’ ich nie geboren!“ und Gretchen: „Heinrich! Mir graut’s vor dir“. Zitiert wurde aus dem „Prolog im Himmel“, „Fausts Studierzimmer“, dem berühmten Osterspaziergang und der Szene im Garten, wo Gretchen Blätter einer Blume abzupft und murmelt: „Er liebt mich, liebt mich nicht“. Vorgetragen wurde auch „Des Pudels Kern“: „Am Anfang war das Wort“, doch es erscheint ihm falsch. Er probiert es mit „Sinn“, „Kraft“ und landet schließlich bei: „Am Anfang war die Tat“. Viele weitere Aussprüche wurden vorgebracht, wie z.B. „Verweile doch! Du bist so schön!“ (hzg)
Schluderns/Vinschgau - Insgesamt 48 Schülerinnen und Schüler der zweiten Klassen aus allen Mittelschulen von Naturns bis St. Valentin beteiligten sich vom 8. bis 12. April 2024 an den SpLeSch-Workshoptagen im Kulturhaus von Schluderns. Es handelt sich um ein Projekt zur Begabungsförderung. SpLeSch ist ein Akronym, das sich aus den Worten Sprechen Lesen Schreiben zusammensetzt. Und um diese drei Begriffe drehten sich die Inhalte. Organisiert wurde der Work-Shop von der Bezirksgemeinschaft und den Schulsprengeln im Vinschgau von Naturns bis St. Valentin. Die Schülerinnen und Schüler begleitet von Lehrpersonen konnten sich unter Anleitung von Referentinnen und Referenten des Jugendtheaters Vinschgau JUVI kreativ betätigen und sich mit Sprache lesend, schreibend und sprechend beschäftigen. Die Referenten waren Nadja Senoner, Daniel Trafoier, Sonia Thöni und erstmals auch die Regisseurin der Theatergruppe Schluderns, Christl Stocker Perkmann. Im Rahmen der Workshop-Tage bereiteten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Abschlussveranstaltung vor. Sie schrieben Stücke und studierten Einakter ein. Was die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer (darunter Eltern, Geschwister Onkel und Tanten) im Saal dann zu sehen bekamen, war gut inszeniert und äußerst amüsant. Eine bunte Mischung aus Improvisationstheater, Kleinkunsteinlagen und szenischen Darstellungen erstaunten und begeisterten das Publikum. Die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne und ihre Regisseure und Regisseurinnen wurden als Dankeschön mit kräftigem Applaus bedacht. (mds)
Nationalpark Stilfserjoch - Der Entwurf für Parkplan und Parkordnung des Nationalparks Stilfserjoch erreicht ein wichtiges Etappenziel im Genehmigungsverfahren: Die Landesregierung stimmt zu, ihn ans Ministerium zu übermitteln.
Das Genehmigungsverfahren des neuen Nationalparkplans und der neuen Nationalparkordnung für den Südtiroler Teil des Nationalparks Stilfserjoch ist um eine weitere wichtige Etappe reicher.
Die beiden Dokumente waren von der Landesregierung im Juli 2022 in erster Beschlussfassung beschlossen und das Verfahren der strategischen Umweltprüfung und das Fachplanverfahren eingeleitet worden. In der nachfolgenden Veröffentlichungsphase wurden 274 Anmerkungen und Vorschläge zur Verbesserung des Nationalparkplans und der Nationalparkordnung von Gemeinden, Bürgern und Bürgerinnen und Fachverbänden eingebracht. Diese sind von der Landesabteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung und dem Landesamt für den Nationalpark Stilfserjoch geprüft, kategorisiert und gegebenenfalls eingearbeitet worden. Es folgten die positive Begutachtung durch den Umweltbeirat des Landes im Oktober 2023 sowie jene der Landeskommission für Raum und Landschaft Ende Dezember vergangenen Jahres. Im Jänner 2024 schließlich stimmte der Führungsausschuss für den Nationalpark Stilfserjoch dem Entwurf für den Nationalparkplan und die Nationalparkordnung zu.
Gutachten aus Rom wird eingeholt
Am 23. April hat die Landesregierung den abgeänderten Entwurf des Nationalparkplans und der Nationalparkordnung befürwortet und beschlossen, diesen dem Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit (MASE) in Rom zu übermitteln, um dessen verbindliches Gutachten einzuholen.
„Wir setzen heute einen weiteren bedeutenden Schritt in Bezug auf den Nationalparkplan und die Parkordnung des Nationalparks Stilfserjoch“, erklärte der zuständige Landesrat Peter Brunner in der Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung. Wichtig sei, dass man nun im Genehmigungsverfahren fortschreiten könne, so Brunner. „Sobald das Gutachten des Ministeriums vorliegt, wird der Plan durch einen endgültigen Beschluss der Landesregierung genehmigt und tritt in Kraft. Dies verschafft uns und der im Gebiet lebenden Bevölkerung mehr Planungssicherheit“, betonte Brunner. Bei der Ausarbeitung des Entwurfs des Nationalparkplans und der Nationalparkordnung sei den Besonderheiten des im Südtiroler Landesgebiet liegenden Teils des Nationalparks Stilfserjoch Rechnung getragen worden, so Brunner.
Der Beschluss der Landesregierung wird an die Region Lombardei und an die Provinz Trient sowie an die Südtiroler Gemeinden des Nationalparks Stilfserjoch übermittelt.
Das Genehmigungsverfahren für den Parkplan und die Parkordnung für den Nationalpark Stilfserjoch wird mit dem endgültigen Beschluss durch die Landesregierung enden.
Morter/Montani/Nibelungenhandschrift - Wie kommt die Literatur zum Menschen? Heute gehen wir in eine Buchhandlung oder Bibliothek und haben die Qual der Wahl. Früher, also im Mittelalter, war das viel einfacher: Da kam einer auf eine Burg, wurde feierlich mit einen guten Trunk begrüßt, denn man wusste, er bringt politische Neuigkeiten und Hoftratsch, aber auch unterhaltsame Literatur. Vermutlich hatten die Zuhörer nicht die Qual der Wahl. Und weil die wenigsten Ritter und Ritterfräulein damals lesen konnten, musste er mündlich vortragen, vermutlich in einem feierlich gehobenen Sprechton. Der Besuch eines „Sängers“ war ohne Zweifel jedes Mal ein Fest in dem oft einförmigen Leben. So kam also einer auch auf Schloss Montani und sagte: „Wie ich euch kenne, sind euch viele alte Sagen bekannt. Ich habe einige gesammelt und ein tolles Werk daraus gemacht, später wird man es „Das Nibelungenlied“ nennen. Ihr werdet staunen!“
Uns ist in alten mæren
wunders vil geseit
von helden lobebæren,
von grôzer arebeit,
von fröuden hôchgezîten,
von weinen und von klagen,
von küener recken strîten
muget ir nu wunder hœren sagen.
Das ist nur die erste Strophe, aber die hat es in sich! Sie ist das „Vorwort“ zum großartigen Werk.
Wer seine Rede nicht mit „mir“ beginnt, sondern mit „uns“, der schließt die Zuhörerschaft mit ein; und er verspricht: „Ihr werdet sagen hören“. Mittelalterliche Literatur ist Vortrags-, nicht Leseliteratur. Der Vortragende bringt Literatur „zu Gehör“, er schafft sich eine festlich gestimmte Hörgemeinschaft, indem er sie in das gemeinsame Vorwissen einbezieht. Denn wenn er sich auf alte mæren, also alte Sagen beruft, geht er davon aus, dass z. B. die Sagen um Brunhild aus Island, Kriemhild aus Worms und Etzel aus dem Hunnenland dem Publikum bereits bekannt sind, das nun gespannt auf die Art der Ausgestaltung und Darbietung wartet. Der Sänger – nennen wir ihn einmal so – beruft sich also auf „Quellen“, er erhebt nicht den Anspruch, Urheber der Sagenstoffe zu sein; im Gegensatz zu heutigen originalitätssüchtigen Autoren sieht er sich bewusst in einer inhaltlichen Tradition. Sein Ehrgeiz ist es, mit kunstvollen Versen und gekonntem Vortrag Spannung aufzubauen und die Hörerschaft zu fesseln. Dafür darf er Belohnung erwarten: „Lass mir den besten Becher Weins in purem Golde reichen!“ (Goethe, Der Sänger). Es musste wohl nicht Gold sein, aber ein verstohlen lieber Blick eines Ritterfräuleins als Zugabe konnte nicht schaden!
Welche Inhalte sind zu erwarten? Sie werden kompakt aufgezählt: Erst einmal ruhmreiche (lobebære) Helden. Wir leben ja in der Blütezeit des Rittertums! Aha, sagen die Zuhörer und Hofdamen, jetzt kommen Siegfried, Gunther, Hagen, Etzel, Hildebrand...! Wenn das Wort „Helden“ fällt, muss man mit dem Schlimmsten rechnen, mit großer Mühsal (arebeit), mit blutigen Kämpfen (strîten) kühner Recken, und so kommt es auch. Aber die Frauen werden ihnen in nichts nachstehen, sie kommen in der ersten Strophe nur noch nicht vor. Brunhild und Kriemhild sind misstrauisch – welche Rolle spielte z. B. Siegfried in der Hochzeitsnacht von Brunhild? Sie sind eifersüchtig und gierig nach Macht und Reichtum – das im Rhein versenkte Gold wird heute noch gesucht! Es sind diese Frauen, die schließlich alle ins Unglück stürzen. Weinen und Klagen ist vorprogrammiert, wer sich Minne erwartet hat, wird enttäuscht!
Neben den Tiefen gibt es aber auch Höhen: fröuden, also freudige Ereignisse, hôchgezîten, das sind festlich erhöhte Zeiten: An den Höfen und auf den Burgen werden Abgesandte und Gäste empfangen, Minnesänger begrüßt, Turniere abgehalten, es wird Musik gemacht und getanzt, um Abwechslung und Freude in den sicher oft tristen Alltag auf einer Burg zu bringen.
Aber letztlich bleiben Mühsal, Kämpfe, Tränen und Schmerz die tragenden Motive des Epos. Schicksalsgläubigkeit, Hass, Intrige, Machtgier und Rachsucht führen schließlich alle ins Verderben. Auch wenn man in Worms in die Kirche geht – kein germanischer Held stirbt mit einem Stoßgebet auf den Lippen!
Der Erzähler nennt das zu Recht „wunder“, er meint damit Erstaunliches, Erzählenswertes, was er dem gespannten Publikum zu „sagen“ verspricht, das braucht seine Zeit. Der „Sager“ genießt sicher mehrere Tage lang die Gastfreundschaft auf Montani, bis er die circa 2400 Strophen des „Nibelungenliedes“ zu Gehör gebracht hat. Ob er frei vorgetragen oder schon schriftliche Unterlagen benutzt hat? Den Schreibkundigen sei jedenfalls Dank, dass sie den großen Stoff kunstvoll niedergeschrieben und uns in mehreren wunderbaren Handschriften übermittelt und bewahrt haben!
So, das war jetzt nur die erste Strophe, nun aber auf nach Worms am Rhein, da warten schon Kriemhild, Gunther, Gernot und Giselher mit ihrer Mutter Ute – lest selber!
Erich Daniel
Laas - Gerlinde Pazeller aus Prad und Nadia Gluderer aus Laas sind beide Mitglieder der Hospizbe-wegung. Gerlinde ist freischaffende Künstlerin. Nadia führt zusammen mit ihrem Mann David Bertoldin das „Bestattungsunternehmen Angelus“ in Schluderns. Die beiden Frauen kommen dem Abschiednehmen, dem Sterben und dem Tod oft ganz nahe. Beide haben sich auch selbst von lieben Angehörigen verabschieden müssen, Gerlinde von ihrer Schwester und Nadja von ihrem kleinen Sohn. Ihnen ist es wichtig, den Themen Sterben und Tod einen respektvollen Platz in der Gesellschaft zu geben. Deshalb konzipierten sie die Ausstellung „Koffer packen für die letzte Reise“. In der Laaser Markuskirche öffneten sie damit einen Raum für einen Dialog zwischen Leben und Tod. Viele große und kleine, teils offene, teils verschnürte, teils leere und teils gefüllte Koffer erzählten Lebensgeschichten. Gerlinde hatte die Koffer gesammelt und gemeinsam mit Nadia als stimmiges, liebevoll arrangiertes Ensemble zusam-mengestellt. Besucherinnen und Besucher dachten sofort an ein Kommen und Gehen, an Menschen in Eile, an Menschen auf der Flucht, an Reisenden zwischen den Welten, kurzum an Menschen, die ihre Koffer letztendlich zurücklassen mussten. Auf Bannern waren Fragen zu lesen, die zum Nachdenken anregten und die bewegten: Bin ich glücklich? Was bleibt, wenn ich sterbe? Was möchte ich hinterlassen? Was habe ich im Leben verpasst? Habe ich einen letzten Wunsch? Bin ich gut vorbereitet, um jederzeit loszulassen? Kann ich mich auf den Tod vorbereiten? Wen möchte ich neben mir haben, wenn der Abschied kommt? Die Betrachterinnen und Betrachter traten in ein inneres Gespräch mit sich selbst, und sie suchten in der Stille nach Antworten. Es wurde bewusst: der Tod ist unser ständiger Begleiter, den wir allzu oft ins Abseits drängen, obwohl wir wissen, dass es kein Leben ohne den Tod gibt. Die Botschaft: Das Reden über Abschied kann uns die Angst vor dem Sterben nehmen und das Loslassen erleichtern. Die Auseinandersetzung mit dem Tod führt uns auch vor Augen, wie wertvoll das Leben ist. Der Tod sollte als natürliches Ereignis ins Leben hereingeholt werden. Das ist die Intention der beiden Ausstellungskuratorinnen. Und sie haben viele Menschen erreicht. Ohne viele Worte ist es ihnen in zurückhaltender Weise gelungen, Menschen zu berühren und behutsam dazu anzuregen, den Dialog zwischen Leben und Tod weiterzuführen. (mds)
Südtirol - Im Rahmen der Sitzung des Nationalen Olympischen Komitees (CONI) vom 17. April 2024 wurden der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) und die Unione Società Sportive Altoatesine (USSA) als Enti di Promozione Sportiva, sogenannte Sportförderungsorganisationen anerkannt. „Die Anerkennung von VSS und USSA als Sportförderungsorganisationen ist ein Meilenstein für uns“, freut sich Paul Romen. „Ein besonderer Dank geht dabei an Landeshauptmann Arno Kompatscher und Senator Meinhard Durnwalder für die großartige politische Unterstützung und an CONI-Südtirol-Präsident Alex Ta-barelli für die institutionelle Hilfe“, so Romen.
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