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Schlanders-Audit - Das Festlegen und regelmäßige Überprüfen von Qualitätsstandards gehört zum Standardprogramm von Betrieben öffentlicher und privater Art. Es gibt neben internen Überprüfungen und Evaluationen, auch externe Evaluationen und Zertifizierungen von eigenen Unternehmen. Recht bekannt sind die internationalen ISO-Zertifizierungen, um einen Konformitätsnachweis zu erlangen, der bestätigt, dass ISO-Normen eingehalten werden. Die Schulbibliotheken und die öffentlichen Bibliotheken in Südtirol haben seit rund 20 Jahren Qualitätsstandards festgelegt und überprüfen regelmäßig alle drei Jahre durch eigene Auditoren, ob diese Qualitätsstandards auch eingehalten werden. Es geht aber nicht nur darum, zu überprüfen ob die für Mittelpunktsbibliotheken insgesamt 66 Qualitätsstandards erfüllt werden, sondern auch darum, Schwachstellen festzustellen, um die Qualität der Arbeit und des Angebots zu verbessern. Mittelpunktsbibliotheken, welche sich diesem „Audit“, diesem „Blick von Außen“ stellen und die Mindestqualitätsstandards von 64 Punkten erfüllen, erhalten zusätzlich rund 5.000 Euro pro Jahr. Im März dieses Jahres wurde in der Bibliothek Schlandersburg eine Qualitätskontrolle von zwei auswärtigen Auditoren durchgeführt. Überprüft wurden vor allem die Medienvielfalt, die Benutzerfreundlichkeit des Dienstes, die Veranstaltungsarbeit und die Qualifikation des Personals. Die Bibliothek Schlandersburg erhielt insgesamt 70 Punkte, wobei festgestellt wurde, dass acht Standards übererfüllt wurden. Dabei wurde vor allem die Organisation der vielen kulturellen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit anderen Partnern hervorgehoben, aber auch Aktionen zur Leseförderung sowie das Organisieren bezirksweiter Veranstaltungsreihen. Gelobt wurden auch die gute Pressearbeit und die Mitarbeit in landesweiten Gremien. (hzg)

Mittwoch, 14 April 2021 14:06

Aufblühen

Buchbesprechung - Antje Damm: Die Wette. (Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2021, 36 S.) Hein ist bestimmt ein toller Gärtner, weshalb ihn die kleine Lilo auch gerne im Gewächshaus besucht. Bloß was brauchen Pflanzen eigentlich am meisten? Hein meint, ohne Sonne und Wasser gehe gar nichts. Lilo sieht das anders: Auch Liebe und gute Behandlung machen es aus! Wetten wir? Vier Wochen nehmen Lilo und Hein je eine Pflanze in ihre Pflege, wer den besseren Erfolg hat, bekommt einen Preis. Das Mädchen kümmert sich intensiv um die Topfpflanze, da gehören auch Gutenachtgeschichten und Ausflüge dazu. Ob auch Musik das Wachstum fördert? Lilo lässt nichts unversucht. Hein macht das, was er immer macht, nämlich gießen. Und schimpfen, wenn es nicht so läuft. Einmal versucht er sogar, an seiner Pflanze zu ziehen … Wer die Wette wohl gewinnen wird? Das Büchlein besticht durch den fürsorglichen Blick auf die Natur und die gefühlvolle Haltung des Mädchens. Da könnte Hein doch glatt noch was lernen. Ansonsten ist „Die Wette“ aber wegen der besonderen Machart ein Hingucker: Antje Damm fertigt Szenenbilder und Figuren aus Karton an, welche sie dann als Fotos ins Buch setzt. Damit erschafft sie eine aufregende Dreidimensionalität und ein unvergleichliches Betrachtungsvergnügen. Ab 5 Jahren wärmstens empfohlen!

Maria Raffeiner

Mittwoch, 14 April 2021 14:04

Radeln ohne Alter - Recht auf Wind im Haar

Bozen/Graubünden - Die Idee entstand vor einigen Jahren in Dänemark, das als Fahrradparadies gilt. In der Zwischenzeit gibt es die Initiative „Radeln ohne Alter“ auch in Deutschland und in der Schweiz und seit kurzen auch in Bozen. Im Seniorenheim Grieser Hof nennt man es Seniorentaxi. Es ist ein E-Bike für drei Personen. Ein Pilot oder eine Pilotin machen kurze Fahrradausflüge mit ein oder zwei Senioren.  Diese freiwilligen Piloten fahren mit den Rikschas hauptsächlich die Bewohner von Alters- und Pflegeheimen durch Städte, Dörfer und Landschaften, in welcher sie ihr Leben lang gelebt haben, um diese wieder hautnah zu erleben. Auf diesen ein- bis zweistündigen Ausflügen erzählen viele Senioren von ihren Lebensgeschichten. So entstehen Brücken zwischen den Generationen und die älteren Menschen fühlen sich wieder als Teil der Gemeinschaft. Im benachbarten Graubünden wird diese Aktion in mehreren Altersheimen von Freiwilligen durchgeführt z.B. in Scoul, Samaden, Davos oder Chur. Die Kosten für ein solches E-Bike betrugen beim Seniorenheim Grieser Hof 7.500 Euro und wurden vor allem von Sponsoren abgedeckt. (hzg)

Morter - Die Burg Untermontani wurde wahrscheinlich schon im 12 Jahrhundert als Vorburg der darüber liegenden Hauptburg Obermontani erbaut. Die genaue Bauzeit ist nicht mehr nachweisbar. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Spornburg im 14. Jahrhundert. In den Quellen findet sich die Bezeichnung turm unter montany. Bauherrn dürften die Herren von Montalban gewesen sein. 1355 wurde die Burg an „dominus Heinricus“ , Heinrich von Annenberg verkauft. Dieser erweiterte die Kernburg um einen weiteren Torbau, von dem auch heute noch etwas erhalten ist. 1618 erwarben die Grafen von Mohr die Burg. Sie konnten sich allerdings nicht lange daran erfreuen denn schon im 18. Jahrhundert soll Untermontani durch einen Brand unbewohnt geworden sein. In der Folge wurde die Burg immer mehr dem Verfall preisgegeben. Die westlich vorbei fließende Plima unterspülte die Böschung und im Laufe der Zeit stürzten Teile der westlichen, zinnengekrönten Ringmauer und des Palas (Wohn- und Festsaal) ein. 1945 stürzten Teile des Bergfrieds (Wehrturm) in den Graben, sodass die Burg heute vollkommen zerfallen da steht. Dazu beigetragen haben aber auch die Menschen der Umgebung. Als nach dem 2. Weltkrieg weder Rohmaterialien noch Geld vorhanden waren, hat die Bevölkerung der Umgebung alles Brauchbare geraubt und geplündert. Steine wurden abgetragen und wegtransportiert. Vom Hangrücken zur Plima hin wurde Lehm  mit Körben weggetragen, um Öfen und Herde auszubessern. Die Burgruinen Ober- und Untermonatani gingen im Jahre 2009 aus dem Eigentum der Republik Italien an die Autonome Provinz Bozen-Südtirol über. Die Verwaltung des Gebäudes wechselte gleichzeitig vom Denkmalamt in Verona zum Denkmalamt in Bozen. Über Jahrzehnte hatte sich bis dahin Herr Peer Alois aus Morter (geb. 1922, gest. 2017) in selbstloser Weise um die Erhaltung und Sicherheit der Burgruinen gekümmert und zahllosen Gästen und Interessierten sein Wissen vermittelt. Im November 2011 wurde Herr Peer Alois von der Südtiroler Landsregierung  für die Betreuung der Burgruinen Ober- und Untermontani sowie der Burgkapelle von St. Stephan mit einer Ehrenurkunde und Verdienstmedaille geehrt. (pt)

Mittwoch, 14 April 2021 13:03

Schinkenkrapfen mit Pilzragout

Zutaten (4 Pers.)

50 g weiche Butter

130 g Vollkornweizenmehl fein gemahlen

10 g Hefe

1/6 l Milch lauwarm

Salz

Fenchelsamen gemahlen

Muskatnuss

Eine Prise Zucker

 

Schinkenfülle:

100 g Schinken fein geschnitten

1 Semmel eingeweicht und ausgedrückt

1 kleine Zwiebel fein gehackt

2 EL Petersilie gehackt

3 EL Parmesan gerieben

Muskatnuss

Salz und Pfeffer

2 EL Sauerrahm

2 EL Butter oder Pflanzenfett

 

Teigzubereitung:

Die lauwarme Milch mit 2 EL Mehl, Hefe und einer Prise Zucker glattrühren. Mit den restlichen Zutaten einen glatten Teig kneten. 20 Min. abgedeckt ruhen lassen.

 

Zubereitung der Schinkenfülle:

Zwiebel in Butter oder Pflanzenfett anschwitzen. Darin den Schinken kurz mitrösten. Semmel etwas durchhacken und zum Schinken geben. Die fein geschnittene Petersilie, Parmesan und Muskatnuss beifügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Sauerrahm alles zusammen gut verrühren.

 

Fertigstellen der Krapfen:

Den Teig ca. ½ cm dick ausrollen, in gewünschter Größe rund ausstechen, Schinkenfülle daraufsetzen. Den Teigrand zur Hälfte mit Ei bestreichen, den Teig zusammenfalten und mit einer Gabel dekorativ  zusammendrücken. Auf ein Blech mit Backpapier legen und bei 170 Grad 15 Min. backen.

Aufgezeichnet von Peter Tscholl

 

Kochtipp:

Anstelle von Schinken eignet sich zum Füllen auch eine Spinat-Topfenfülle, oder auch klein geschnittene, gedünstete Gemüsewürfel, die mit etwas Sahne eingekocht und mit Parmesan vollendet werden.

 

s25 Paul TappeinerPaul Tappeiner, Jahrgang 1952, hat mit 16 Jahren seine Kochlehre in Meran begonnen. Nach beruflichen Wanderjahren und fünfjähriger Selbstständigkeit ist er in den Vinschgau zurückgekehrt. Paul hat seinen Beruf mit viel Freude 48 Jahre lang ausgeübt, davon die letzten 25 Jahre im Hotel Sand in Tschars.
Zudem ist Paul Tappeiner seit 50 Jahren (seit dem Gründungsjahr) aktives Mitglied im Südtiroler Köcheverband (SKV).

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Pressemitteilung SVP Vinschgau - Neue Richtlinien zum Tourismus – Bettenstopp – Nicht alle Landesteile über den Kamm scheren: Der SVP Bezirk Vinschgau berät sich mit dem Wirtschaftslandesrat Philip Achammer und HGV Chef Manfred Pinzger.  Die nicht gerade gute Kommunikation um Betten- oder Nächtigungsstopp, um Betriebserweiterungen oder Neuausweisungen von Tourismuszonen in entwickelten oder unterentwickelten Vinschger Gemeinden, hat die SVP Bezirksleitung erwogen – zusammen mit den BM die Problematik mit dem HGV-Chef und dem Wirtschaftslandesrat Achammer zu thematisieren und folgende Stellungnahme abzugeben: Das Gesetz für „Raum und Landschaft“ ist am 1. Juli 2020 in Kraft getreten und die Unterteilungen in stark entwickelte, entwickelte und strukturschwache Gebiete muss weiterhin Gültigkeit haben. In den strukturschwachen Gebieten muß eine Entwicklung nach wie vor möglich sein.  Es braucht im Vinschgau Impulse, die vor allem dem Tourismus geben können. Die muss in den noch ausstehenden Durchführungsbestimmungen zum Tourismusentwicklungskonzept klar festgeschrieben werden. Diese sind jetzt dringend zu erlassen, da schon bis Sommer 2022 in allen Gemeinden das Tourismusentwicklungskonzept zu erstellen ist. Es geht nicht, alle Landesteile über einen Kamm zu scheren. In vielen Vinschger Gemeinden gibt es noch viel Entwicklungspotential, das es auszuschöpfen gilt.  Die Skigebiete im Westen sind die wichtigsten Partner der Bettenbetriebe. Da besteht noch dringend Bedarf. Nur wenn sich beide (Bettenbetriebe und Skigebiete) gleichwertig einwickeln können, bleibt die Peripherie überlebensfähig und wir können unsere jungen – letzthin auch im Tourismus – gut ausgebildeten und motivierten Menschen auf dem Land halten.

Mittwoch, 14 April 2021 12:58

Allegra - Freue (dich)!

Val Müstair/Bozen - Allegra ist ein italienischer weiblicher Vorname. Der Name bedeutet „Die Fröhliche“ bzw. „Die Lebhafte“. Der Vorname Allegra ist in Italien, aber auch in den Vereinigten Staaten sehr beliebt. „Allegra“, so begrüßt man sich auch auf Rätoromanisch. So wie wir „Grüß Gott“, „Hallo“, „Servus“, „Griaßti“ oder „Guten Tag“ sagen, so begrüßt man sich im Val Müstair und im Engadin mit „Allegra“. Der Gruß bedeutet: „Freue (dich)!“. „Allegra!“ ist die übrig gebliebene Kurzformel des ursprünglichen „Cha Dieu ans allegra!“ (auf Deutsch: möge Gott uns erfreuen!). Das ist ein besonderer Gruß, der sich von anderen Grußformeln deutlich unterscheidet. Man wünscht dem anderen Freude über das Wiedersehen, den bevorstehenden Tag bzw. für die Zukunft. „ALLEGRA“ nennt sich auch das offizielle Informations- und Veranstaltungsmagazin für die Region Engiadina Bassa Val Müstair Samnaun. Das Magazin erscheint 14mal im Jahr in einer Auflage von 11.000 Stück pro Ausgabe und wird von der „Tourismus Engadin Scoul Samnaun Val Müstair AG“ (TESSVM) herausgegeben. Vor 10 Jahren, am 01.01.2011 hat die TESSVM offiziell ihren Betrieb aufgenommen und in der neuesten Ausgabe wird in der Jubiläums-ALLEGRA auf eine spannende Zeit zurück geblickt. Das Magazin informiert Einheimische und Gäste über aktuelle Themen, Bräuche, interessante Persönlichkeiten und verschiedene Ereignisse in den einzelnen Dörfern. Außerdem wird regelmäßig ein Veranstaltungskalender abgedruckt. Auch die jüngste Ausgabe der „Kulturelemente“, der Südtiroler Kulturzeitschrift für aktuelle Fragen, trägt den Titel „Allegra!“ und beschäftigt sich mit der Kultur, Architektur und Literatur im Engadin. Unter anderem schreibt auch Selma Mahlknecht aus Naturns, die seit einigen Jahren in Zernez lebt, über die stillen Dörfer des Unterengadins, über Steinadler und Bartgeier und über den langen Winter und das Warten auf das erste Grün im Frühjahr. (hzg) 

Prad/Vinschgau - Im 45-minutige Film „Jagdfieber“ im RAI-Sender Bozen mit dem preisgekrönten Naturfotografen Horst Eberhöfer aus Prad waren am vergangenen Freitag einzigartige Momentaufnahmen von scheuen Wildtieren zu sehen, von Gletscherhöhlen und Urgewalten.

von Magdalena Dietl Sapelza

Der Film gab auch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des einstigen „Wilderers im Nationalpark“, der - wie er immer wieder betont - sein Gewehr längst gegen die Fotokamera ausgetauscht hat. „Ich habe die eine Leidenschaft gegen die andere ausgetauscht. Die Fotografie ist der volle Ersatz für die Droge Wilderei“, schmunzelt Eberhöfer. Das Besondere am Film: Alle Aufnahmen zeigen authentisch das, was die Natur augenblicklich vorgegeben hat. Eberhöfer spricht selbst und sagt das, was er denkt. Doch der Reihe nach. Im Jahre 2003 sorgte Eberhöfer, der in Prad einen Malerbetrieb führt, erstmals mit dem Buch „Der Wilderer im Nationalpark“ für Furore und für hitzige Diskussionen. Er polarisierte auch mit einem Foto-Kalender zum selben Thema. Dann näherte er sich der Naturfotografie an. Seine Suche nach außergewöhnlichen Motiven, seine Beharrlichkeit und sein Auge für besondere Stimmungen brachten schon bald den Erfolg. Für das Bild „Hirsch am Kreuz“ (eine Anlehnung an die Hubertus Legende) wurde Eberhöfer 2017 mit dem Preis „Europäischer Naturfotograf des Jahres“ in der Kategorie Mensch und Natur ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt er für „Die letzte Gletscherhöhle am Ortler“ den Preis „Asferico“ zugesprochen (ersten Platz und den Gesamtsieg). Die Idee zum Film begann vor fünf Jahren an Ritten zu reifen, wo Eberhöfer den Filmemacher und Fotografen Armin Mayr kennenlernte. Schließlich setzte das Filmteam von PR-Video, (Armin Mayr, Marco Polo, Thomas Vonmetz) im Auftrag von RAI Südtirol die Idee um. Eberhöfer zeigte den Filmleuten dann jene Flecken Wildnis, durch die er regelmäßig streift, wo er die Tiere beobachtet, sich geduldig an sie annähert, ja sogar mit ihnen flirtet, um sie vor seine Linse zu bekommen. Er führte die drei Filmleute in die Nähe der Wildtiere, oft in schwer zugänglichen Orten. Die Aufnahmen gestalteten sich als schwierig. „Denn mehrere Leute samt Ausrüstung wirken sich störender auf die Tiere aus, als wenn ich allein unterwegs bin. So manches Tier flüchtete, und es gab auch Misserfolge“, erzählt Eberhöfer. Doch aufgeben wollte niemand. Alle waren hoch motiviert und bemühten sich um Geräuschlosigkeit. Sie trotzten Wind und Wetter und warteten geduldig und gespannt auf den richtigen Augenblick. Dann starteten sie fasziniert die Kameras. Es entstanden imposante, fesselnde Aufnahmen mit Seltenheitswert. Zu sehen sind zum Beispiel liebestolle Hirsche, kämpfende Steinböcke, imposante Bartgeier. Das Filmprojekt der vier Männer in der Bergwildnis ersteckte sich an 20 Filmtagen von Herbst 2019 bis Jänner 2021. Dann folgte der Schnitt im Studio und die Abrundung mit passender Filmmusik durch Chris Kaufmann. Der Film war ursprünglich in einer Länge von 28 Minuten geplant. Doch schließlich wurde 45 Minuten daraus. „Kürzer ist es mit dem besten Willen nicht gegangen“, meint Eberhöfer. 

Mittwoch, 14 April 2021 12:51

Menschen gewinnen für eine Idee!

s18 kolpingKolping im Vinschgau

Wollte jemand erklären, was Kolping heute weltweit ausmacht, käme man vermutlich nicht mit fünf Minuten aus. Nicht von ungefähr und in einer Mischung aus Ironie und Anerkennung kreist seit vielen Jahren im Verband das Bonmot:“ Bei Kolping gibt es tausendfach alles unter einem Dach!“ Ein Vorteil oder ein Nachteil? Darüber kann man unterschiedlicher Auffassung sein, denn einerseits ist Vielfalt etwas Positives, andererseits hat die Konzentration auf Weniges durchaus auch seinen Reiz. Wichtig ist aber immer die Richtung! Fakt ist: Zu allen Zeiten hat sich das Kolpingwerk weiterentwickelt; neue Aufgaben sind hinzugekommen, andere auch weggefallen. Heute ist der Verband sowohl lokal, als auch international vielfältig wie nie zuvor. Als Nachfolgerin des Gesellenvereins ist und bleibt die Kolpingsfamilie die Keimzelle des Verbandes, was aber keineswegs ausschließt, dass es in der Zukunft auch andere Formate geben könnte, in denen Arbeit für das und am Werk Adolph Kolpings stattfindet. Man kann das Eine tun, ohne das Andere zu lassen. Neue Betätigungsfelder tun sich immer wieder auf: mit Sicherheit aber sind die Zielgruppen, für die Kolpingarbeit interessant sein könnte, heute breiter aufgestellt als in der Vergangenheit. Die Klage über eine alternde Gesellschaft mag aus ökonomischer Sicht nachvollziehbar sein, für einen Verband wie Kolping liegt darin aber auch eine Chance.     

Otto von Dellemann

Der 23-jährige Videograph Daniel Felderer aus Prad ist Tierrechtsaktivist und lebt vegan. Das heißt, er meidet alle Produkte aus tierischer Abstammung. Und er versucht die Menschen mit Videobotschaften und in Diskussionen davon zu überzeugen, dass es kein Argument gibt, nicht vegan zu sein.

von Magdalena Dietl Sapelza

In einem „All you can eat“ Restaurant in Meran betrachtete der damals 17-jährige Daniel das vorbeiziehende Essensangebot. Dabei wurde ihm bewusst, dass es sich zum Großteil um Stücke von toten Tieren handelte, die einmal gelebt hatten, Tiere mit Gefühlen, die Freude, Schmerz und Ängste empfinden. Es war ein Schlüsselerlebnis. Er entschied auf Fleisch zu verzichten und vegetarisch zu leben. Zum Veganer wurde er dann 2019 während des „Work and Travel“ Aufenthaltes in Australien nach dem Abschluss des Sprachenlyzeums in Schlanders. Aktivisten konfrontierten ihn in der Stadt Brisbane mit den grausamen Machenschaften der Tierindustrie. Den Lebensunterhalt in Australien verdiente sich Daniel hauptsächlich als Videograph. Seine Begeisterung für das Fotografieren und Filmen hatte einst ein Prader Kollege in ihm entfacht, mit dem er Hochzeits- Event- und Werbevideos drehte und „After Movies“ gestaltet. Als Autodidakt bildete sich Daniel weiter. Heute arbeitet er selbstständig in diesem Bereich.  Sein Können nutzt er nun auch gezielt für seine Mission als Tieraktivist und Kämpfer für Tierrechte. „Tiere verdienen Respekt und dürfen nicht als Schinken im Brot landen“, so Daniel. Wöchentlich gestaltet er Podcast und Videos, die er über Youtube und Instagram verbreitet. Er pflegt auch internationale Kontakte. Von August bis Dezember 2020 arbeitete er im englischen Leeds für den bekannten Tierschutzaktivisten Joey Carbstrong. Doch zurück zur Begegnung mit den Aktivisten in Australien. Diese führten ihm die harte Realität in der Tierindustrie vor Augen, eine Realität, in der Tiere als Ware genutzt, gequält und missbraucht werden. Er war mit der Tatsache konfrontiert, dass Konsumentinnen und Konsumenten für das Leid der Tiere bezahlen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn sie kaufen die Produkte. Die Entscheidung für Daniel, von nun an vegan zu leben, war gefallen. Seither meidet er alle tierischen Produkte. Er isst kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier…, auch Wolle und Leder sind für ihn tabu. Und gefallen war auch die Entscheidung, sich mit aller Kraft dem Thema Veganismus zu widmen, den Menschen die Augen zu öffnen und so zu einem Umdenken beizutragen. Dass vegane Gerichte auch schmackhaft sind, erkannte er während eines Jobs in einem Vegan-Restaurant in Melbourne. „Es ist für mich ethisch nicht vertretbar, Tiere als Ressource zu nutzen“, betont er. „Veganismus scheint vielen so extrem, weil Gewalt zur Normalität geworden ist.“ Für ihn macht es keinen Unterschied, wie ein Tier genutzt wird. „Es gibt für mich keine artgerechte Nutztierhaltung, denn am Ende erwartet alle Nutztiere der Bolzenschuss“, so Daniel. „Artgerechte Tierhaltung ist ein Widerspruch in sich.“ Die Milchindustrie ist für ihn noch schlimmer als die Fleischindustrie. „Die hochgezüchteten Milchkühe werden während ihres ganzen Lebens ständig missbraucht. Die Hörner werden ihnen geschleift. Sie werden vergewaltigt und gezwungen jährlich ein Kalb zur Welt zu bringen, damit sie ihre Milchleistung erbringen. Die Kälber entreißt man ihnen. Ist das Kalb weiblich, wird es später zum Milchsklaven. Ist es männlich, wird es zur Schlachtware. Auch das hochgezüchtete Huhn ist gezwungen, täglich ein Ei zu legen“, so Daniel. Die ganze Problematik werde kaum hinterfragt. Viele verschließen einfach die Augen. Und diese versucht Daniel zu öffnen. Er rüttelt auch am Bewusstsein mancher selbsternannter „Tierschützer“, die er „Haustierliebhaber“ nennt. Denn sie hegen und pflegen zwar ihre Haustiere, nehmen aber durch den Konsum tierischer Produkte das Leid der Nutztiere in Kauf. Es gebe zwar oft einen großen Aufschrei, wenn schändliche Tiertransporte durch Europa, dem Nahen Osten und dergleichen publik werden. Doch den wenigsten sei bewusst, dass jede/jeder mit dem eigenen Konsumverhalten mit dazu beiträgt, dass die Tierquälereien überhaupt geschehen können, erklärt Daniel. Der sympathische Prader scheut keine Auseinandersetzung, er sucht Gespräche, diskutiert gerne, leistet Überzeugungsarbeit, macht sich angreifbar und freut sich über Erfolge. Die allgemeine Meinung, ohne tierische Produkte mangelernährt zu sein, lässt er nicht gelten. „Die Pflanzenwelt gibt uns alles, was wir brauchen. Was zählt ist die Ausgewogenheit, wie bei jeder Lebensweise“, erklärt er. Mit seiner Mission erreicht er immer mehr Menschen. Und er freut sich, dass die vegane Bewegung ständig wächst. „Solange mein Herz schlägt, werde ich für die Tierrechte und für die vegane Bewegung kämpfen. Denn ich war von einem Thema noch nie so überzeugt“, bekräftigt er. „Es gibt kein Argument, nicht vegan zu sein.“ 


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