Cornelia Hülmbauer:
Oft manchmal nie.
Residenz Verlag, 2023.
Wie war es damals, seine Kindheit und Jugend in den 80er und 90er Jahren auf dem Land zu verbringen? Zwischen Bauernregeln, Katholizismus und klassischen Rollenbildern? Die Ich-Erzählerin beschreibt in kurzen Episoden und Gedächtnisbildern ihre Kindheit in einer österreichischen Provinz. Als Tochter eines Autowerkstattbesitzers an der Bundesstraße pendelt sie zwischen Schule und Werkstatt und erzählt in einfacher Sprache und ohne sprachlich auszuschmücken von banalen Alltagssituationen. Vom Decken des Mittagstisches, vom Einkaufen im Lebensmittelgeschäft mit der Großmutter, von der Inventur in der Autowerkstatt, bei der jede helfende Hand gebraucht wird. Das Mädchen beobachtet die Umgebung und ihre Mitmenschen präzise und erkundet auf eigene Faust die Welt - in einer konservativen Zeit, in der es eigentlich nichts zu hinterfragen gab. „Beschließen alle Mädchen einmal auszureißen?“, „Schwitzen alle Mädchen zu viel?“ – Mädchen müssen schlank sein, nicht dreckig sein und dürfen nicht als Lehrling in der Autowerkstatt beschäftigt werden. Ein gesellschaftliches Korsett das früh auferlegt wird. Hülmbauer thematisiert in ihrem Debütroman auch die Folgen der Globalisierung. Die „große Autowerkstatt in der Stadt“ zieht zunehmend Kunden ab und führt den Familienbetrieb in finanzielle Schwierigkeiten, mit einem unweigerlichen Ausgang. Wie stark der Roman an die Biographie Hülmbauers angelehnt ist bleibt offen. Es ist allerdings stark anzunehmen, dass die Autorin auf ihre eigene Kindheit und Heimat zurückblickt.
Anna Alber
ÜBER DIE AUTORIN
Cornelia Hülmbauer ist 1982 in Niederösterreich geboren. Sie studierte Anglistik, Kunstgeschichte und Sprachkunst in Wien und Malta. Auszüge aus ihrem Debütroman wurden mit dem Marianne-von-Willemer-Preis 2021 und dem Emil-Breisach-Preis 2021 ausgezeichnet. Gerhard Ruiss nominierte den Roman „Oft manchmal nie“ für den Franz-Tumler-Literaturpreis 2023.