Zahlreiche Auszeichnungen zum Thema Genuss, Nachhaltigkeit, Tourismus und Kultur für den Erlebnisraum Schnalstal. Ein Interview mit Manfred Waldner, Direktor der Tourismusgenossenschaft Schnalstal
Vinschgerwind: Herr Waldner, das Schnalstal hat im vergangenen Jahr zahlreiche Auszeichnungen erhalten!
Manfred Waldner: Ja, wir sind sehr stolz, die Tourismusgenossenschaft Schnalstal und unsere Mitglieder haben renommierte Preise und Auszeichnungen erhalten. Das bestätigt uns in unserer Mission und in der Vision, die wir haben. Wir starten mit viel Rückenwind ins neue Jahr.
Vinschgerwind: Slow Food ist eine davon?
Manfred Waldner: Seit Anfang 2022 haben wir die Auszeichnung „Slow Food Presidio - Das Schnalser Schaf“ und das internationale Markennutzungsrecht erhalten. Die Slow Food Bewegung passt perfekt in unsere Strategie. Nach Ansicht des renommierten Trendforschers Matthias Horx ist Slow Food einer von 15 Megatrends, die das Leben von morgen auf dem Gebiet der Ernährung maßgeblich beeinflussen werden. Slow Food steht in diesem Zusammenhang für Produkte mit authentischem, regionalem und saisonalem Charakter, die auf traditionelle, natürliche und ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Lebensmittel, die nach Slow-Food-Kriterien angebaut, produziert, verkauft oder verzehrt werden, sollen regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region binden; ebenso das Tierwohl steht in der Bewegung im Vordergrund. Geschmack ist keine Geschmackssache, sondern eine historische, kulturelle, individuelle, soziale und ökonomische Dimension: so der Gründer der Slow Food Bewegung Carlo Petrini aus dem Piemont. Berühmte Persönlichkeiten wie King Charles III und Barack Obama sind Slow Food Testimonials.
Vinschgerwind: Es braucht ja immer viele Hände und Köpfe, wenn man etwas Gutes erreichen will?
Manfred Waldner: Ja, z.B. die fruchtbringende Zusammenarbeit mit dem HGV Schnals. Unsere traditionellen Spezialitätenwochen rund um das Schnalser Schaf konnten wir um einige Qualitätsmerkmale steigern. So fand die Auftaktveranstaltung im September 2022 im Kloster Allerengelberg in Karthaus statt. Traditionelle Schnalser Gerichte in kulturträchtiger Umgebung.
Vinschgerwind: Nicht nur für das Schaf-fleisch, sondern auch für Schnalser Almkäse gab es eine internationale Auszeichnung?
Manfred Waldner: Mit den jahrhundertealten Schaftrieben über die Gletscher der sogenannten Transhumanz, haben wir den UNESCO Weltkulturerbe Status, so freut es uns sehr, wenn auch der Almkäse aus dem Schnalstal auf dem internationalen Parkett mittanzen kann. Unsere Genossenschaftsmitglieder Maria Linser und Felix Trientbacher von der Penaud Alm wurden bei den World Cheese Awards 2022 in Newport (England) mit Gold und Silber für ihren Käse „Bergkönig Riserva 2018 & 2020“ ausgezeichnet.
Vinschgerwind: Über die Bezirksgemeinschaft Vinschgau habt ihr ein LEADER Projekt zur Transhumanz genehmigt bekommen?
Manfred Waldner: Mit dem genehmigten Projekt „Kulturerbe Transhumanz – Schnalstal/Ötztal“ können wir nun eine umfassende historische und dokumentarische Recherche betreiben. Die dazugehörende Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht uns, dass wir die Transhumanz mit immateriellen Kulturerbe Status der UNESCO bekannter und zugänglicher machen können.
Vinschgerwind: …und für die Schnalser Schafwolle gab es die renommierte EUREGIO Auszeichnung „Tourismus trifft Landwirtschaft“?
Manfred Waldner: Die Tourismusgenossenschaft vermarket zusammen mit dem Schafzuchtverein Schnals die gesamte Schafwolle des Tales. Wir haben dazu den „ipotsch“, den originalen Filzpantoffel aus dem Schnalstal entwickelt. Die Bauern erhalten von uns sehr gute Auszahlungspreise für die Wolle und wir haben für unsere Gäste einen authentischen originalen Souvenierartikel aus dem Tal geschaffen. Dafür haben wir die EUREGIO Auszeichnung „Tourismus trifft Landwirtschaft 2022“ erhalten. Über 80 Projekte aus Südtirol, Tirol und dem Trentino bewarben sich für diesen Wettbewerb.
Vinschgerwind: Der Eishof im Pfossental hat auch von sich hören lassen?
Manfred Waldner: Unser Genossenschaftsmitglied Ulrich Haller und sein internationales Team vom Eishof wurden im Oktober 2022 vom international bekannten und wegweisenden „Falstaff“ Magazin für Essen, Trinken & Reisen zur Gourmethütte des Jahres ausgezeichnet. Das beweist, dass neue frische Konzepte welche Ulrich Haller und sein Team umsetzt, belohnt werden.
Vinschgerwind: Christian Rainer hat eine hohe Gastro-Auszeichnung erhalten, er ist ja Schnalser?
Manfred Waldner: Erstmals vergab der renommierte „Guide Michelin“ eine Auszeichnung nicht nur für exzellente Küche, sondern auch für herausragenden Service und verleiht somit auch einer ganzen Berufsgruppe die verdiente Aufmerksamkeit. Für uns ist es eine große Freude, dass der erste 3 Sterne-Preisträger des Michelin World`s Best Service Award ein Schnalser ist. Christian Rainer stammt vom Traditions-Gasthaus Tonzhaus in Unser Frau.
Vinschgerwind: Was könne wir uns in Zukunft vom Schnalstal erwarten?
Manfred Waldner: Den Rückenwind nutzen wir selbstverständlich und die Auszeichnungen geben uns Motivation und weiteren Innovationsdrang. Wir arbeiten gerade an der aufwendigen, hochdotierten und sicherlich in Zukunft gewinnbringenden GSTC-Destination Zertifizierung. Der globale Rat der Vereinten Nationen in New York (Global Sustainable Tourism Council) hat als gemeinnützige Organisation, die grundlegenden Standards für eine nachhaltige Entwicklung im Reise- und Tourismussektor auf globaler Ebene für Branchenexperten und Regierungen festgelegt. Der GSTC definiert nachhaltigen Tourismus insgesamt durch vier Abschnitte der GSTC-Kriterien: Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung, wirtschaftliche und kulturelle Lebensfähigkeit der Gemeinden des Reiseziels und die Verwaltung eines Nachhaltigkeitsprogramms. In den Umsetzungsmaßnahmen fallen Themen wie Umweltschutz, Almwirtschaft, Wasser- und Energiehaushalt, Gästestromlenkungen, CO2-Ausstoß, Mobilität, Biodiversität, Wohlstandindex und noch vieles mehr. Es wird auf jedem Fall eine Herausforderung, die sich in Zukunft lohnen wird.
Vinschgerwind: Herr Waldner, Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Manfred Waldner: Gerne, Danke auch an euch.