Manfred Fuchs (1938-2014), ein Pionier der Raumfahrt.

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Privat Archiv Fuchs: Manfred Fuchs, „der Bua vom Fuchsn Medl“ setzte Akzente in der europäischen Raumfahrt. Privat Archiv Fuchs: Manfred Fuchs, „der Bua vom Fuchsn Medl“ setzte Akzente in der europäischen Raumfahrt.

Erinnerung - Manfred Johannes Fuchs wurde am 25. Juli 1938 in Latsch geboren. Manfreds Vater Romedius betrieb ein kleines Transportunternehmen, seine Mutter Paula die ENAL Bar in der Marktstrasse. Gemeinsam mit seinen zwei Geschwistern, Romed und Inge wuchs Manfred in Latsch auf. Bereits als Kind hatten es ihm die Flugzeuge angetan. Er schnitt sich aus Zeitschriften Flugzeuge aus und klebte sie in Sammelalben oder bastelte sich Fliegermodelle aus Pappe.
Nach der Pflichtschule ging Manfred nach Bozen und besuchte die Gewerbeoberschule um eine technische Ausbildung zu absolvieren. In München und Hamburg studierte Manfred Fuchs Flugzeugbau, mit 22 Jahren war er schon der jüngste Flugzeugbauingenieur Deutschlands. 1960 heiratete Manfred Fuchs in Pinneberg Christa Köper, gemeinsam hatten sie einen Sohn und eine Tochter. Als 1961 in Europa die ersten Schritte in der Raumfahrt unternommen wurden, war Fuchs mit dabei. So wird er als Großvater von „Spacelab“ bezeichnet, der ersten europäischen Raumstation, die Anfang der 80er Jahre in den Orbit ging. Manfred Fuchs war 1982 auch entwickelnder Kopf und Namensgeber des Projekts „Columbus“. 1982 machte er sich selbstständig, kaufte den kleinen Rüstungszulieferer OHB in Bremen und baute die Firma aus.
Manfred Fuchs‘ besonderes Interesse galt der Erforschung und Besiedelung des Mondes. Er entwickelte mit seinen Mitarbeitern die Forschungsstation „Mona Lisa“ als möglichen ersten Schritt. Zu seinem 70. Geburtstag erhielt er von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Zertifikat für ein Grundstück auf dem Erdenmond von der Fläche 1.000 Quadratmeter. Der Mond hatte ihn sein Leben lang fasziniert und eines Tages wollte er selber noch hinauf fahren.

2008 erhielt Manfred Fuchs in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste in Sachen Raumfahrt und Satellitentechnik die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Latsch. Als Dank stiftete Fuchs die Glasmalerei des Robert Scherer in der Nikolauskirche in Latsch.
Die Beziehung zu seinem Heimatdorf Latsch und seinen Freunden hat Manfred Fuchs immer gepflegt. Es hat ihn immer wieder nach Latsch heimgezogen. Er selbst sagte: „ Ich habe die ganze Welt gesehen, von Russland bis Südamerika, aber so ein schönes Land wie Südtirol gibt es sonst nirgends “.

Im Jahre 2010 kaufte Manfred Fuchs Schloss Annaberg. Schon als Kind soll er davon geträumt haben, eines Tages dieses Schloss zu besitzen. Manfred Fuchs hatte einen Traum. Er wollte auf Schloss Annaberg ein Raumfahrtsmuseum errichten. Es sollte eine Herberge für Forscher, ein Zentrum des Denkens und des Forschens werden.

Außerdem hatte er mit dem damaligen LH Luis Durnwalder schon das Schülersatelliten-Projekt Max Valier ins Leben gerufen. Er wollte damit seiner ehemaligen Schule in Bozen ermöglichen einen eigenen Satelliten zu entwerfen und zu bauen. Fuchs hat das Projekt sowohl finanziell als auch personell mit seinen Fachleuten von OHB unterstüzt.
Im Dezember 2011 wurde Manfred Fuchs der wichtigste deutsche Technik Preis, der Werner-von-Siemens-Ring verliehen. Der „Werner-von-Siemens-Ring – Ehrenring für Verdienste um Naturwissenschaft und Technik“ gilt als eine der höchsten deutschen Auszeichnungen auf diesem Gebiet und wird an hochverdiente Naturforscher und Gestalter der Technik verliehen.

Für den Traum eines Raumfahrtmuseum auf Schloss Annaberg war alles schon vorbereitet, geplant, alles schon in die Wege geleitet worden. Obwohl es auch kritische Stimmen gab, war Manfred Fuchs immer überzeugt von dem was er tat. Sein plötzlicher Tod am 26. April 2014 in Altenburg bei Kaltern durchkreuzte alle Pläne.

Im April 2010 hatten Manfred und seine Frau Christa in der Kapelle auf Schloss Annaberg noch ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Unter den Gästen war auch ihr Freund Kardinal William Joseph Levada, damals Präfekt der römisch-katholischen Glaubenskongregation, welcher schriftliche Glückwünsche des damaligen Papstes Benedikt XVI überbrachte.
Manfred Fuchs hatte Beziehungen zur ganzen Welt, zu den Russen, zu Jelzin und Gorbatschow. Letzterer wollte ihm sogar eine Rakete schenken die Fuchs dann in sein Museum nach Annaberg gebracht hätte.

Auf die Frage, wie er sich selbst beschreiben würde, antwortete Manfred Fuchs:„ Anscheinend bin ich ein realistischer Träumer oder ein träumender Realist“. Sein Enkelkind Gabriel formulierte es so: „Was Opa machen wollte, hat er gemacht. Er hat viel geträumt, daran festgehalten und es auch umgesetzt“.

Peter Tscholl

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