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Montag, 29 März 2021 12:39

Rom Info ins Tal

von Albrecht Plangger - Auch Rom ist wieder „rote Zone“ geworden. Dementsprechend bitter ist auch die Stimmung bei den Kolleg:innen. Die „macelleria antica“ beim Pantheon und einige Coop-Lebensmittelgeschäfte sind offen und die Chinesen bieten als Einzige „Take Away“ an... trübselig. Nicht minder trübselig ist die Stimmung, wenn die Bestimmungen des letzten Corona-Hilfsprogramms (DL sostegno) mit seinen 32 Milliarden Neuverschuldung zu studieren sind. Das Geld reicht nirgends und für niemand. Die Erwartungshaltungen bei der Verlängerung des Lohnausgleichs bis in den Sommer hinein sind nicht erfüllt worden. Die staatlichen Corona-Hilfen für den Wintertourismus € 700 Mio. (Aufstiegsanlagen, Skischulen, Verleih usw.) schauen auf den ersten Blick nicht so schlecht aus, aber wenn die Nutzungsberechtigten (Gastbetriebe usw.) immer mehr werden, wird es auch für die Liftgesellschaften eng werden. Ministerpräsident Draghi zeigt „breite Schultern“, redet nicht viel und tut… Medienwirksam kontrolliert er die Ausfuhr von Impfstoffen und reduziert den Beraterstab zur Covid-Bekämpfung. Die Parteien – allen voran der Partito Democratico – sind wieder einmal mit sich selbst beschäftigt. Die Frauen fordern mehr Gewicht ein und es kommen wieder Themen zur Sprache, die man in dieser Legislatur schon abgehakt hat, wie die Einbürgerung von Kindern ausländischer Eltern, die in Italien geboren und hier auch die volle Schule besucht haben. Die 5 Sterne-Bewegung ist immer noch „führungslos“. Ex Ministerpräsident Conte soll die Bewegung übernehmen, hat sein Projekt aber noch nicht spruchreif. Sobald der ärgste Corona-Notstand mit dem Annähern der warmen Jahreszeit vorbei sein wird, wird es parteiintern sicher einen gewaltigen „Zoff“ geben. Beim „Recovery Fund“ ist noch vieles zu tun. Die Parlamentskommissionen haben zum Entwurf ihre „osservazioni“ abgegeben. Bedingungen durften keine formuliert werden. So werden diese Gutachten nicht mehr wert sein, als das Papier auf dem sie geschrieben sind. Mit dem Gutachten des Parlaments, das unmittelbar bevorsteht, wird es nicht viel anders sein. Hoffen wir auf den neuen Ministerpräsidenten und seine Mannschaft, dass danach nochmals alles konkretisiert und verbessert wird.

Montag, 29 März 2021 08:46

Referendum rettet Referendum!

Die Direkte Demokratie setzt in Südtirol ihre lehrreiche Wirkung fort. Nichts geschieht gegen den Mehrheitswillen des Volkes! Das wird vor allem mit dem Instrument des Referendums gewährleistet, das die regierende Mehrheit davon abhält, Gesetze zu beschließen, die offensichtlich dem Willen der BürgerInnen widersprechen. Dieses Referendum wollte die SVP jetzt wieder abschaffen. Gestern hat nun das Referendumsrecht, das das italienische Parlament 2001 den Südtiroler Bürgerinnen zum Schutz ihrer demokratischen Rechte ins Autonomiestatut geschrieben hat, jenes andere Referendum gerettet, das im langen Ringen mit der politischen Vertretung 2018 errungen worden ist und mit dem die BürgerInnen auch die einfache Landesgesetzgebung kontrollieren können.

Wie bekannt, hat Landtagspräsident Josef Noggler Ende 2020 einen Gesetzentwurf eingebracht, der neben der notwendigen Behebung verfahrenstechnischer Mängel im geltenden Landesgesetz 22/2018 zur Direkten Demokratie und Partizipation, nichts weniger als die Abschaffung des Referendums über einfache Landesgesetze vorsah (Link zu näheren Erläuterungen). Ebenso sollte die Möglichkeit für BürgerInnen, einen ausgelosten kleinen Bürgerrat einzuberufen, abgeschafft werden. Beide Instrumente sind seit ihrer Einführung 2018 nicht ein einziges Mal genutzt worden.

Gestern hat die Behandlung dieses Gesetzentwurfes im Gesetzgebungsausschuss begonnen. Das Landesgesetz zur Diekten Demokratie und Partizipation, das abgeändert werden soll, ist ein Grundgesetz, das vom Landtag mit absoluter Mehrheit verabschiedet werden muss, und für dessen Mehrheitsfähigkeit auch in der Bevölkerung das Autonomiestatut (Art. 47) die Möglichkeit des Referendums vor seinem Inkrafttreten vorsieht: 8.000 BürgerInnen oder sieben Landtagsabgeordneten können ein solches veranlassen.
Besteht die Absicht, ein solches Gesetz abzuändern, können also die abstimmenden BürgerInnen in einer Volksabstimmung entscheiden, ob sie damit einverstanden sind (es gilt kein Quorum). Sind sie es nicht, tritt die Abänderung nicht in Kraft.

Vergangenes Jahr hatte es der SVP-Fraktionssprecher Gert Lanz mit fast dem gleichen Gesetzentwurf wie dem von Josef Noggler versucht. Jetzt hat die SVP offenbar endgültig verstanden, dass sie für eine solche Änderung zwar vielleicht die absolute Mehrheit im Landtag hat, damit aber nicht in der Bevölkerung durchkommt: Gestern wurden im Gesetzgebungsausschuss Abänderungsanträge der Abgeordneten Alex Ploner und Myriam Atz Tammerle bei Stimmenthaltung der SVP angenommen. Mit ihnen sind beide genannten Vorhaben aus dem Gesetzentwurf gestrichen worden.

Bleibt nur die Frage, warum die SVP es überhaupt ein zweites Mal versucht hat. Wollte sie die Pandemie-Zeiten nutzen, in denen die BürgerInnen ihr Kontrollrecht kaum ausüben können, und hat dabei vergessen, dass auch sieben Landtagsabgeordnete das Referendum ergreifen können? Die gesamte Opposition wäre dazu bereit gewesen!
 

"Leadership in Pandemie-Zeiten" war das Thema einer Tagung für die Schuldirektorinnen und -direktoren, die die Deutsche Bildungsdirektion organisiert hat.

"Mit Corona Schule gestalten" stand im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrstagung der Schulführungskräfte, die am 23. und 24. März online abgehalten wurde. Rund 100 Führungskräfte der Grund-, Mittel-, Berufs- und Oberschulen haben daran auf Einladung der Deutschen Bildungsdirektion teilgenommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassten sich eingehend mit guter Schulführung in Zeiten der Pandemie.

Michael Schratz von der Universität Innsbruck ging in seinem Referat darauf ein, welchen besonderen Herausforderungen sich Leadership jetzt stellen müsse. "Wir können jetzt nicht auf vorgefertigte Erfahrungen zurückgreifen", gab Schratz zu bedenken. Es handle sich momentan um eine Jahrhundert-Chance, die man dazu nützen könne, um Schule neu zu denken. "Speziell für Führungskräfte an den Schulen gilt: Der Umgang mit Ungewissheit benötigt ein neues Führungsverständnis, das nicht regelgeleitet agiert. Es erfordert vielmehr den Mut, sich aus bisher gültigen Annahmen und Mustern zu befreien und sich auf Unvertrautes einzulassen", betonte Schratz.

In den darauffolgenden Online-Workshops befassten sich die Schulführungskräfte näher damit, wie sie diese Ideen im Schulalltag umsetzen können. Diskutiert wurde zudem über die Erfahrungen mit verschiedenen Aspekten des Unterrichts im laufenden Schuljahr, und es wurden Ideen und Vorschläge für eine Weiterentwicklung eingebracht.

red

VP-Obmann Philipp Achammer zum Gedenktag an die Corona-Verstorbenen am 18. März

Die Südtiroler Volkspartei ruft dazu auf, sich am 18. März aktiv am Gedenktag für die zahlreichen Corona-Verstorbenen zu beteiligen. „Wir sollten uns gemeinsam einen Moment Zeit nehmen, um innezuhalten“, sagt Obmann Philipp Achammer. „Gemeinsam sollten wir jener Menschen gedenken, die in den vergangenen zwölf Monaten von uns gehen mussten. Gemeinsam haben wir in dieser Zeit gegen die Pandemie gekämpft – gemeinsam werden wir diese auch besiegen.“

„Viele Südtirolerinnen und Südtiroler haben sich im vergangenen Jahr für immer von einem Verwandten oder Bekannten verabschieden müssen“, erinnert Philipp Achammer. Das Entzünden eines Kerzenlichtes am 18. März solle ein ganz persönliches Zeichen der Erinnerung an diese lieben Menschen darstellen; die kollektiven öffentlichen Initiativen rückten an diesem Tag auch die vorbildlich gelebte Solidarität in den Mittelpunkt: „Der Zusammenhalt hat unsere Gesellschaft in dieser schwierigen Ausnahmesituation gefestigt – und uns immer wieder dazu ermutigt, der schwierigen, unsicheren Zukunft couragiert zu begegnen.“

„Wir alle sollten einen Moment in stillem Gedenken verweilen“, meint Philipp Achammer. „Wir sollten aber auch in uns gehen und uns damit beschäftigen, was diese kräftezehrende Corona-Pandemie aus uns gemacht hat. Das kann man allein tun, in der Familie, mit Freunden… weiterhin die geltenden Regeln einhaltend: Wie hat sich unser Denken verändert? Wie hat sich unsere Lebensweise verändert? Welches sind unsere Ängste, welches unsere Wünsche? Um dann zum Schluss zu kommen, wie wir künftig leben wollen!“ Also: „Innehalten, gedenken und ermutigen. Selbst neuen Mut fassen. Und Anderen etwas Mut für die Zukunft geben.“

Montag, 15 März 2021 13:13

Höchst an der Zeit

s2 erwin 2854Doppel-Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Jeden Sommer und Herbst dasselbe, sogar mit steigender Regelmäßigkeit: Stau zwischen Naturns und Töll. Die Blechlawine wälzt sich dann zäh wie Pech durch Rabland. Das ist nicht nur für die Anwohner ungut und ungesund, das ist auch für die Autofahrer nicht leicht erträglich. Es stimmt, dass es viel hausgemachten Verkehr gibt. Aber: den hausgemachten Verkehr zwischen dem Untervinschgau und dem Burggrafenamt schluckt Rabland und die Töll gerade noch so, dass er flüssig bleibt. Kommt dann der Tourismusverkehr im Langes hinzu, ist die Verstopfung also der Stau bis Herbst täglich programmiert. Der Leidensdruck auf Bewohner und auf Autofahrer ist groß und wird, wenn man nichts tut, wohl größer. Denn der Verkehr wird nicht weniger. Seit mehr als 40 Jahren gibt es in Partschins Bestrebungen, die Verkehrssituation zu entschärfen. Etwa alle 10 Jahre glaubte man, einer Lösung nahe zu sein. Der finale Erfolg ist dann doch immer ausgeblieben. Der Leidensdruck war offensichtlich nicht groß genug, die angedachten Lösungen stießen vor allem lokal auf Widerstand. Nun haben die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt und die Gemeinden Partschins, Algund, Marling und Naturns eine Studie vorliegen, in die von allen Seiten Gedanken, Vorschläge und Detaillösungen eingeflossen sind und die einen gemeinsamen Nenner bildet. Ob aus dieser Studie Nummero x (wer hat mitgezählt?) das Finale erreicht werden kann? Höchst an der Zeit wär’s.

Dienstag, 16 März 2021 16:47

Kapuzinerkloster zum Verkauf

Schlanders/Innsbruck - Gibt es in Südtirol eine Gemeinde, die im Besitz eines Klosters ist? Der Schlanderser BM Dieter Pinggera kann die Frage nicht beantworten, aber er weiß, dass Schlanders demnächst im Besitz einer Klosteranlage, einer Klosterkirche und eines Grundstücks von 9.000 m² rund um das Kapuzinerkloster mitten im Dorfzentrum kommen könnte. 2,4 Millionen kostet die ganze Anlage. Es ist eine einmalige Gelegenheit für die Gemeinde. Und die Gemeinde will sie nützen.

von Heinrich Zoderer

Am 27. Mai 2018 ging die langjährige Geschichte der Kapuziner in Schlanders zu Ende. Fast 400 Jahre gehörten die Kapuziner zu Schlanders. 1644 wurde der Grundstein der Klosteranlage im Zentrum von Schlanders gelegt, nach 374 Jahren verließen die letzten beiden Kapuziner, Br. Albert Piok und Br. Maximilian Frank das Kloster. Der Orden, der als Reformbewegung innerhalb der franziskanischen Orden entstanden ist und sich in der Nachfolge des Hl. Franziskus sieht, hat sich in seinen Anfängen für die Pestkranken eingesetzt. Als franziskanischer Bettelorden kümmern sich die Kapuziner insbesondere um Arme, Schwache und Kranke. Obwohl die Hinwendung zur Natur, der Rückzug in Gebet und Stille und der Einsatz für die Schwachen als moderne Lebenseinstellungen gelten, hat der Orden Nachwuchsprobleme. Weltweit gibt es rund 10.500 Ordensmitglieder. Südtirol gehört zur Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol mit 90 Mitgliedern, die in 16 Klostergemeinschaften zusammenleben. Die Provinzleitung hat ihren Sitz im Kloster Innsbruck. Derzeitiger Provinzialminister (Ordensoberer) ist Bruder Erich Geir. Nachdem die Kapuziner von Mals wegzogen, wusste man auch in Schlanders, dass das Ende auch dort bald kommen würde. Unklar war nur, wann es so weit sein und wer das Kloster übernehmen würde. Zur Überraschung vieler in Schlanders übernahmen Mönche aus dem fernen Indien das Kloster. Pater Mathew Kozhuppakalam und zwei seiner Mitbrüder zogen in das Kloster ein. Es sind Missionare des Heiligen Franz von Sales. Bei der Klosterübergabe waren nicht nur zahlreiche Kapuziner aus allen sechs Klöstern Südtirols anwesend, sondern auch Bischof Ivo Musner und Bruder Erich Geir aus Innsbruck. Pater Abraham Vettuvelil aus Indien, der Generalminister der Missionare des Heiligen Franz von Sales, reiste aus Rom zur Feier an. Am 25. August 2019 erhielt Pater Mathew, wie er in Schlanders genannt wird, vom Bischof den Kirchenschlüssel und wurde in sein Amt als Pfarradministrator und Dekan von Schlanders eingeführt. Am 1. September übernahm P. Mathew das Dekanat und einer seiner Mitbrüder wurde Pfarrer von Laas. Die Leitung der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol überließ das Kloster an die Salesianer in unentgeltlicher Nutzungsleihe, d.h. dass dafür keine Miete bezahlt wird. Der Klosteranger, eine Obstwiese, wurde bereits vor Jahren an den Schlanderser Biobauer Patrick Gamper verpachtet. Der größte Teil der Klosterwiese besteht aus der Obstwiese, außerdem gibt es noch einen kleinen Friedhof, die ehemalige Wetterstation und eine alte Kapelle mit Mosaiken, die heute als Abstellraum dient. Früher gab es noch einen schönen Klostergarten, den Bruder Serafin betreute. Schlanderser Bürger konnten dort gegen ein kleines Entgelt Salat, Gemüse, Kräuter oder Blumen holen. Als 1993 in Schlanders die erste Fußgängerzone im Vinschgau eingeführt wurde, beabsichtigte die damalige Gemeindeverwaltung im Kapuzineranger eine Tiefgarage zu bauen, ebenso wie beim Plawennplatz. Beide Projekte wurden nicht realisiert.

Das Provinzialat der Kapuziner Österreich-Südtirol will
verkaufen

BM Dieter Pinggera erläutert, dass er seit Jahren die Entwicklungen rund um das Kapuzinerkloster verfolgt und sowohl mit Pater Mathew als auch mit dem Provinzial der Kapuziner, Erich Geir aus Innsbruck und mit Franz Zitturi vom Kapuzinerkloster in Brixen, der Ansprechperson für die Verwaltung des Südtiroler Teils der Provinz Österreich-Südtirol ist, im Kontakt steht. Konkret wurde ein möglicher Ankauf als in diesem Jahr die Kapuziner der Gemeinde ein Kaufangebot mit einer Kostenschätzung vorlegten. Die Leitung der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol will die gesamte Klosteranlage mit den Wohnräumen, der Kirche und der Wiese verkaufen. Die Erhaltung der Klosteranlage kostet Geld, die Kapuziner benötigen andererseits das Geld, um den Unterhalt und die Pflege der Mitbrüder zu finanzieren und außerdem gibt es immer weniger Mönche. Bevor an die Gemeinde Schlanders das Kaufangebot gemacht wurde, wurde beim Diözesaninstitut für den Unterhalt des Klerus (DIUK) angefragt. Von dieser Seite gab es aber kein Kaufinteresse. Auch beim Generalminister der Missionare des Heiligen Franz von Sales in Rom wurde angefragt. Sehr wahrscheinlich gibt es auch von dieser Seite kein großes Interesse zum Ankauf der Klostergebäude mit der Kirche, bzw. der gesamten Anlage. P. Mathew ist bereits über 70 Jahre alt. Er fühlt sich nach eigenen Angaben in Schlanders und im Vinschgau sehr wohl und würde aus dem Kloster gerne ein spirituelles Zentrum für interessierte Menschen machen und spezielle Kurse dazu anbieten. Das Kloster sollte zu einem Rückzugsort, einem Ort der Stille und der Meditation werden. Doch wie es mit den Salesianern im Vinschgau weiter geht, ob neue Ordensbrüder nachkommen, das wird in Rom entschieden. BM Pinggera hat gleich nachdem er das schriftliche Kaufangebot der Kapuziner erhalten hat, den Gemeinderat zu einer Klausursitzung eingeladen. Die gesamte Klosteranlage mit den Gebäuden und der Klosterwiese kostet nach dem vorliegenden Kaufangebot rund 2,4 Millionen Euro. Im Einzelnen sind dies 1,6 Mill. für die 9.000 m² große Klosterwiese mit den Obstbäumen und einem Garten. Die Klostergebäude werden auf 800.000 Euro geschätzt und die Kapuzinerkirche auf 45.000 Euro. Der Gemeinderat hat BM Pinggera bei der Klausursitzung beauftragt, die Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel die gesamte Anlage zu kaufen. Pinggera betont, dass alles im Einvernehmen mit den Kapuzinern, den Salesianern, der Diözesankirche und dem derzeitigen Pächter der Obstwiese abgewickelt wird. Sie alle spielen beim Kauf eine Rolle, genauso wie auch der Vatikan, der den Kapuzinern ein positives Gutachten für den Verkauf ausstellen muss. Die Gemeinde will, dass die Salesianer lange in Schlanders bleiben, auch weiterhin im Kloster wohnen und ihre Tätigkeit in der Seelsorge und in der Erneuerung des Glaubens ausüben können. Dieses Konzept der Gemeindeverwaltung wurde vom gesamten Gemeinderat bei der Klausursitzung begrüßt und von allen Gruppierungen auch unterstützt.

Eine öffentlich zugängliche Oase der Ruhe und der Begegnung mit Gärten und Obstbäumen

Was mit der Klosteranlage und der Klosterwiese alles gemacht werden soll, darüber will der Bürgermeister nicht reden. Bis zum Ankauf sind noch viele Fragen zu klären und mehrere Hürden zu nehmen. Auf jeden Fall soll die Klosterwiese öffentlich zugänglich werden und eine sanfte Umgestaltung erfahren, damit sie für alle Generationen und alle Bevölkerungsgruppen als Ruheraum und Ort der Erholung genutzt werden kann. Für die Gemeindeverwaltung ist es eine einmalige Gelegenheit und der Bürgermeister ist stolz, wenn diese Operation gelingt. Es ist eines der wichtigsten Vorhaben seiner Amtszeit, meint er. Dabei hat die Gemeindeverwaltung bereits für über 2 Millionen 3 ha der ehemaligen Drususkaserne angekauft, genauso wie das Areal der sogenannten „Lahn“ mit mehreren leer stehenden Gebäuden in unmittelbarer Nähe des Kindergartens und der Grundschule von Kortsch. Durch einen Grundtausch will die Gemeinde rund 1 ha in „Priel“ erwerben und diesen Bereich am Dorfrand zu einer Naherholungszone umgestalten. Die Klosterwiese ist die größte Freifläche im Ortszentrum. Das Kloster steht unter Denkmalschutz und die Klosterwiese ist als Zone für öffentliche Einrichtungen im Bauleitplan eingetragen. Damit sind bestimmte Spekulationen von vorne herein ausgeschlossen. Es kann, dem Geist des Klosters entsprechend, zu einer Ruheoase, einer Begegnungsstätte, einem Lustgarten für die Sinne werden, ein Ort um die Seele baumeln zu lassen. Der Vinschgau, der als Apfelgarten vermarktet wird, aber fast keine hochstämmigen Bäume hat, könnte hier eine Obstanlage mit alten Apfel- und Birnensorten anlegen und damit die Geschichte des Obstbaus präsentieren. Es wäre genügend Platz für Spielplätze für Kinder, Schrebergärten für Familien ohne eigene Gärten, Sitzbänke und Rückzugsorte für Senioren, ein Kräuter- und Blumengarten, wie es sie in Klöstern gibt. Sehr vieles ist denkbar und vorstellbar. Sogar einen kleinen Teich könnte man anlegen. Schlanders hat die einmalige Gelegenheit, Besitzer einer jahrhundertealten Klosteranlage zu werden. Im Internet findet man Kloster in der Nähe von Rom und Florenz, die zum Verkauf anstehen. Auch in Deutschland werden mehrere Klöster und andere öffentliche Einrichtungen verkauft. Oft sind es Chinesen, Araber und Amerikaner, die in ganz Europa solche Objekte kaufen bzw. mieten. Schlanders wird nicht die einzige Institution bleiben, die eine Klosteranlage besitzt.

 

Titelbild: Seit fast 400 Jahren gibt es das Kapuzinerkloster in Schlanders. 2018 zogen Pater Mathew Kozhuppakalam und zwei seiner Mitbrüder in das Kloster ein. Es sind Missionare des Heiligen Franz von Sales. Seit 1. September 2019 ist Pater Mathew auch Dekan von Schlanders. Der Kapuzinerorden will nun die gesamte Klosteranlage verkaufen.

Vom wind gefunden - Die Schweiz gilt als fortschrittlicher Staat mit sehr alten demokratischen Traditionen und einer langen Erfahrung der Bürgerbeteiligung und der Direkten Demokratie. In der Schweiz z.B. in Zürich, durften auch Frauen sehr früh an Universitäten studieren, während es sonst in Europa lange Zeit verboten war. Das Frauenwahlrecht wurde aber erst vor 50 Jahren am 7. Februar 1971 durch eine Volksabstimmung eingeführt. Als letztes europäisches Land beschloss 1984 Liechtenstein das Frauenwahlrecht einzuführen, nachdem zuvor in zwei Volksabstimmungen (1971 und 1973) die Einführung noch abgelehnt worden war. Auch in der Schweiz wurde am 1. Februar 1959 das Frauenstimm- und Wahlrecht in der eidgenössischen Volksabstimmung mit 66,9% abgelehnt. Bis alle Schweizer Kantone das Frauenwahlrecht einführten, dauerte es noch fast 20 Jahre. Als letzter Kanton wurde 1990 auch im Kanton Appenzell Innerrhoden das Frauenwahlrecht eingeführt, allerdings nicht freiwillig, sondern aufgrund eines Entscheids des Bundesgerichts. Finnland war das erste europäisches Land, welches 1906 das Wahlrecht für Frauen einführte, 1915 folgten Dänemark und Island, 1918 Österreich und Deutschland, 1944 Frankreich und 1946 Italien. Während in den anderen Staaten das Frauenwahlrecht durch die Parlamente eingeführt wurde, war die Schweiz das erste Land, in dem dies durch eine Volksabstimmung geschah. Dabei durften nur Männer abstimmen und das war auch der Grund, warum es so lange gedauert hat. (hzg)

Dienstag, 16 März 2021 10:42

Die Frage des Tschineilwaals

Taufers im Münstertal - Die „Freie Liste Taufers“ hat in der Gemeinderatssitzung vom 11. März in einem Beschlussantrag gefordert, den Tschineilwaal wieder in Betrieb zu setzen. Die Betreuung könnte, so die Liste um Christoph Wallnöfer, Bernd Christandl und Katja Maucher die gemeindeeigene Struktur Tuberis übernehmen. Es gehe um ein erhaltenswertes Kulturgut. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. BMin Roselinde Gunsch wies darauf hin, dass der Waal damals im Zuge eines Interregprojektes mit dem Stundenweg hergerichtet worden sei, einvernehmlich mit den Grundbesitzern. Seit rund 3 Jahren werde am Waal nichts mehr gemacht. „Ich bin nicht bereit, mit den Grundbesitzern über den Waal durch die Wiesen zu reden“, sagte Gunsch Koch. Schließlich einigte man sich darauf, sich zuerst mit dem Verein Tuberis zu treffen. Die Liste zog den Antrag zurück. Auch den Antrag für ein Livestreaming der Ratssitzungen und für eine Veröffentlichung auf der Gemeindehomepage zog die „Freie Liste“ zurück, weil solche Dinge per Verordnung geregelt werden sollen. (eb)

Dienstag, 16 März 2021 16:05

Monitoring Obervinschgau: Es läuft gut

Obervinschgau/Bozen - Monitoring Obervinschgau“ ist das dauernde Beobachten, wie sich der Eintrag von Spritzmitteln vor allem in den viehhaltenden Biolandbau entwickelt. Es gibt einen jährlichen Austausch zwischen Biobauern, den Apfelbauern, dem Beratungsring, dem Bauernbund, der Laimburg und anderen und dem Landesrat Arnold Schuler. Es gibt seit einigen Jahren eine Vereinbarung zwischen Biogrünlandbauern und Obstbauern, wie die Abdrift von Spritzmitteln, wie der Einsatz von Spritzmitteltechnik, wie Messproben von Futter und wie die Kommunikation stattfinden soll. Diese Vereinbarung gilt für das ganze Land. Die Vereinbarung gilt für jeweils ein Jahr und muss deshalb jährlich, wenn nötig angepasst, verlängert werden. Um Anpassungen in dieser Vereinbarung aufgrund der jährlich gesammelten Erfahrungen vornehmen zu können, treffen sich die Akteure einmal im Jahr. Kürzlich hat dieser informelle Austausch wieder stattgefunden - online und nicht öffentlich.
Der Vinschgerwind hat beim Laatscher Biobauer Günther Wallnöfer und beim Obmann der VIP Thomas Oberhofer nachgefragt, wie denn dieses Treffen verlaufen ist und welche Maßnahmen gut und welche weniger gut laufen.
Günther Wallnöfer sagt, dass die Vereinbarung Dank Landesrat Arnold Schuler zustande gekommen sei und dass es Ziel sei, den Biobauern ein bestimmtes Maß an Sicherheit geben zu können. Denn die Biobauern haben den Nachweis zu erbringen, dass ihr Futter unbedenklich sei und biologischen Richtlinien entspreche. Gerade im Obervinschgau gibt es die Mischkulturen, sprich biologisch bewirtschaftetes Grünland neben Obstanlagen. Deshalb werden nach jedem Schnitt von der Laimburg zwischen Prad und Mals Proben gezogen und auf Pestizidrückstände untersucht. Wichtig dabei sei, dass Spritzungen vor den Schnitten ausgesetzt werden. Oder, wie es Wallnöfer sagt, dass biologische Mittel eingesetzt würden. Die Technik im Obstbau, sprich der Einsatz von entsprechenden Düsen, funktioniere gut, sagt Wallnöfer. Wallnöfer wünscht sich, dass diese Vereinbarung auch auf öffentliche Flächen ausgedehnt werden soll.
Thomas Oberhofer sagt, dass seit 4 Jahren Messungen im Biogrünland gemacht werden. Durch die neue Sprühtechnik und vor allem auch, dass die Spritzungen bei guten Windverhältnissen also zu großen Teilen bei Windstille in der Nacht vorgenommen würden, gebe es wesentlich weniger Probleme.
Verbesserungswürdig ist für Oberhofer noch die Kommunikation: Die Biobauern sollen den integriert wirtschaftenden Apfelbauern früher mitteilen, wann sie zu mähen gedenken. (eb)

Dienstag, 16 März 2021 16:06

Licht am Ende des Tunnels?

Partschins/Algund/Naturns - Eine Umfahrung von Rabland ist seit mehr als 40 Jahren in Diskussion. Bisher sind alle Versuche und alle Bemühungen gescheitert. Die Gründe für dieses Scheitern waren vielfältig: zu teuer, zu viel Kulturgrund würde verschwinden, Grundwasserprobleme, Infrastrukturprobleme. Zuletzt scheiterte eine Untertunnelung unterhalb von Rabland auch am Widerstand von Anrainern. Seit einiger Zeit wird größer gedacht: Eine große Umfahrung für Forst, Töll und Rabland.

von Erwin Bernhart

Die Zeichen im unteren Vinschgau stehen gut: nach vielen Sitzungen, Gesprächen und Diskussionen in den Gemeinden Algund, Marling, Partschins und Naturns ist die Studie Nummero 13 vom Ingenieurbüro Planpunkt von Günther Rauch so weit gediehen, dass die politisch Verantwortlichen in allen drei Gemeinden grundlegenden Konsens, sogar eine noch nie da gewesene Einigung gefunden haben. Auch der Landesrat für Verkehr Daniel Alfreider findet durchaus Gefallen an der Studie und kann sich vor allem mit der Idee anfreunden, dass die Umfahrung in drei Baulose aufgeteilt werden könne. Dem Landesrat wurde die Studie vor drei Wochen vorgestellt und erläutert. „Wir haben eine Trasse gefunden, die für alle gut geht“, sagt der für die Umfahrung zuständige Partschinser Gemeindereferent Hartmann Nischler. Nischler hat wegen der Umfahrung in Rabland unzählige politische Schlachten hinter sich und zieht daraus das Resümee, dass eine Gemeinde allein zu schwach sei, um eine notwendige Umfahrung im Untervinschgau voranbringen zu können. Weil die Umfahrung am und im Hangfuß des Nörderberg mit Algund, Marling, Partschins und Naturns gleich vier Gemeinden tangiert, stehen neben den BM von Algund, Marling, Partschins und Naturns vor allem auch die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt mit Präsident Luis Kröll an der Spitze voll und ganz hinter der Studie und hinter dem Projekt. Es sei von großer Wichtigkeit, wenn die politische Unterstützung da sei, sagt Nischler. Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau hat ihre politische Unterstützung vor längerer Zeit zugesagt. Der neue Bezirkspräsident Dieter Pinggera sagt, dass man vollstes Verständnis für die verkehrsgeplagten Anrainer habe und dass eine Steigerung der Lebensqualität selbstverständlich befürwortet werden.
Eine Umfahrung bedeutet für die Anrainer an der Töll und in Rabland ein Gewinn an Lebensqualität, den motorisierten Verkehrsteilnehmern eine Vermeidung von Staus und für die Umwelt eine Vermeidung von staubedingten Abgasen.
Mit in der Studie veranschlagten reinen Baukosten von rund 160 Millionen Euro ist eine Umfahrung von 7 Kilometern Länge mit drei Tunnels vorgesehen: ein 760 Meter langer Tunnel bei der Forst, ein 2,6 km langer Tunnel zwischen Forst und Töll und ein 1,1 km langer Tunnel bei Rabland. Dass nun eine Ausfahrt für die Gemeinde Partschins in der Nähe der Industriezone bei der Töll miteingeplant ist, freut die Partschinser. Denn die musste erst verhandelt werden. „Damit bleibt die Gemeinde Partschins auch in Sachen Abzweigung sichtbar, was auch für den Tourismus von Bedeutung ist. Auch für An- und Abfahrten aus dem Gewerbegebiet ist das optimal“, sagt Hartmann Nischler. In der Verkehrskommission von Partschins wird, so Nischler, die Studie in diesen Tagen vorgestellt.
Verzögerungen hat es auch deshalb gegeben, weil die Brauerei Forst eine eigene Ausfahrt ins Auge gefasst hatte. Derzeit ist eine solche nicht vorgesehen, kann aber trotzdem miteingeplant werden.
Nun sollen die Studie, die möglichen Kosten, die Aufteilung in Baulose, die Strukturen für Ein- und Ausfahrten und eine mögliche Zeitleiste Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem Verkehrslandesrat Alfreider und den zuständigen Amtsdirektoren vorgestellt werden. Nach der Untertunnelung von Teilen von Meran in Richtung Passeier dürfte die Umfahrung Forst-Töll-Rabland das größte Infrastrukturprojekt im Burggrafenamt und im Vinschgau werden.


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