Graun - Unterwegs in Graun“ nennt sich der neue Familienwanderführer des Brixner Verlags Narrativ. Ein Jahr lang waren Kathrin Gschleier und Martina Thanei in Graun und Umgebung unterwegs, um familiengerechte Wanderungen entlang des Wassers zu finden. Entstanden sind daraus fünf Themenwege, und zwar der Weißkugelweg, Quellenweg, Sinnesweg, Saligenweg und Höhenweg. Mit Geschichten, Sinnesübungen, Spielen, Rätseln und Basteltipps können nun Gäste und Einheimische diese fünf Orte erlebnisreich und spielerisch erwandern. Organisiert von der Ferienregion Reschenpass, dem Bildungsausschuss Graun, dem ELKI-Obervinschgau und der KFS-Zweigstelle Reschen wurde kürzlich der Familienwanderführer mit einer Wanderung entlang des Vinschger Höhenweges von Graun zur Etschquelle vorgestellt. An vier Stationen erzählten Anna Wielander, Martina Thanei und Kathrin Gschleier interessante Geschichten, während Martina Wienchol mit Trommeln und Gesang für „Saligen-Stimmung“ sorgte. An der Etschquelle erhielten alle Teilnehmer:innen eine Trinkflasche, in die sie das Quellwasser füllen konnten. Neben Leseproben aus dem druckfrischen Büchlein wurde auch eine Bunkerführung organisiert. (lu)
Schlanders/Kulturhaus - Bereits in den letzten zwei Jahren organisierte der junge Musikverein „Venusta Musica EO“ in den Sommermonaten Workshops für junge, talentierte Musiker und Musikerinnen in Schlanders. Am 19. Oktober 2020 wurde der Verein offiziell in Schlanders gegründet und am 29. Mai lud die Präsidentin Sabina Mair zur ersten Mitgliederversammlung in den Theatersaal des Kulturhauses von Schlanders. Das Ziel des Vereins ist es, Alt und Jung für die klassische Musik, aber auch für Kunst und Literatur durch neue Projekte und Workshops zu begeistern und im Vinschgau junge Talente zu fördern. Im Mittelpunkt stehen die musikalische Früherziehung für Kleinkinder ab zwei Jahren und ein Kammermusikworkshop für Streicher, Bläser und Sänger vom 26. bis 28. August 2021. Kursleiter sind wiederum die drei Musikdozenten und Musikpädagogen Marcello Defant (Violine), Sebastiano Severi (Violoncello) und Giacomo Battarino (Klavier). Alena Savina, eine Geigerin aus Weißrussland, die seit 2005 in Meran lebt, zeigte Bilder von der musikalischen Früherziehung und erläuterte ihr Programm. Auf sehr spielerische und kreative Weise wird mit den Kindern gespielt, gesungen und musiziert. Um die Zusammenarbeit zwischen den drei künstlerischen Bereichen Musik, Kunst und Literatur zu vertiefen, wurde ein künstlerischer Beirat eingerichtet. Diesem Beirat gehören drei Personen an: Marcello Defant (Musik), Alessio Nalesini (Kunst) und Toni Bernhart (Literatur). Im November ist bereits ein Projekt mit Toni Bernhart und dem Akkordeonspieler Helmut Neerfeld geplant. Zur Auflockerung wurden gegen Ende der Versammlung alle aufgefordert zusammen mit der Geigerin Alena Savina mit den verschiedenen „Instrumenten“ Musik zu machen. Zum Abschluss präsentierte Sabina Mair der Mitgliederversammlung ein Video über den letzten Workshop. (hzg)
Graun/Reschen/St. Valentin/Langtaufers - In der Gemeinde Graun ist der HGV-Ortsausschuss neu gewählt und mit Thomas Strobl vom Seehotel ein neuer HGV-Obmann bestellt. Bisher war Sepp Thöni vom Langtaufererhof an der Spitze des Grauner HGV und Thöni hat bei der Kampfabstimmung am 19. Mai 2021 den Kürzeren ziehen müssen. Bei der Vollversammlung der Ferienregion Reschenpass hat sich der junge HGV-Obmann Strobl erstmals öffentlich äußern können. Der Tourismus, so sagte es Strobl in der Schönebenhütte, gehe „uns alle an“ und meinte damit die Ferienregion, die Skiliftgesellschaft, die Tourismusbetriebe, die Angestellten und all jene, die an der Wertschöpfungskette im Tourismus beteiligt sind. Den Focus wolle der neue HGV-Ausschuss auf den Gemeindentwicklungsplan legen. Es brauche die Möglichkeit der qualitativen Erweiterung in den Tourismusbetrieben. Aber, so Strobl wörtlich, „wir dürfen uns die quantitative Erweiterung nicht verbauen.“ Zum einen müsse auch den Jungen Entwicklungsperspektiven geboten werden und zum anderen ist es im Grenzgebiet unabdingbar, mit attraktiven Tourismusbetrieben auch attraktive Arbeitsplätze erhalten und schaffen zu können, was in einem Grenzgebeiet mit großem Einkommensgefälle von großer Bedeutung ist. Unter anderem durch die guten Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in Politik und Tourismus auf der einen Seite und dem Aufschwung, die der Zusammenschluss der Skigebiete mit sich gebracht habe, zudem mit den Seen und dem Grauner Kirchturm habe das Oberland noch großes Potenzial. Mit Maß und Ziel wolle man sich auf politischer Ebene für die Belange der HGV-Mitglieder in der Gemeinde Graun einsetzen. Strobl hat damit angedeutet, dass man mit dem Gedanken eines Bettenstopps, wie ihn Agrar- und Tourismuslandesrat Arnold Schuler vor einigen Wochen grundsätzlich geäußert hat, für die Peripherie nicht einverstanden ist. Damit ist Strobl im Einklang mit den Aussagen von BM Franz Prieth, der kürzlich im Wind-Interview gesagt hat, dass der Obervinschgau, der Westen aus diesem Bettenstopp ausgenommen werden müsse. (eb)
St. Martin im Kofel - Am Samstag, den 26. Juni 2021 findet heuer die traditionelle Wallfahrt von St. Martin im Kofel nach Unser Frau in Schnals statt. Im Namen der Bürger von St. Martin wird dieser Termin bekannt gegeben, damit sich jeder und jede Interessierte diesen Termin vormerken kann. Eingeladen sind all jene, die Andacht, einen Rosenkranz, gutes Schuhwerk und Grundkondition mitbringen. Heuer kommt hinzu, dass man sich an die gesetzlichen Bestimmung halten muss.
Die Wallfahrt, Start 8.30 Uhr, führt von St. Martin im Kofel (mit der Bahn erreichbar) über das Niederjöchl zur Penauder Alm (kleine Stärkung) bis nach Unser Frau (Ankunft ca. 19.00 Uhr), wo die Wallfahrt mit einer Abendmesse abgeschlossen wird. Für die Rückkehr steht ein Bus bereit.
Bei unseren Vätern diente die Wallfahrt zur Abwendung vor allem von Naturkatastrophen. Heute dient die Wallfahrt unter anderem auch zur Danksagung an den eigenen Schutzengel und gleichzeitig als Bitte um weiteren Beistand vor allem bei der harten und gefährlichen Arbeit am Berg. Darüber hinaus kann jeder in das Rosenkranzgebet seine Anliegen einschließen. Sollten die Witterungsbedingungen die Wallfahrt am 26. Juni nicht zulassen, wird die Wallfahrt verschoben. Aktuelle Informationen finden Sie auf der facebook-Seite von Werner Perkmann.
Schluderns - Der Churburg Hang oberhalb der Finstergasse in Schluderns war brüchig geworden und drohte samt dem Stück Quairwaal abzurutschen. „Es war uns ein wichtiges Anliegen Hang und Waalweg zu sichern, der ein beliebter Wanderweg ist“, erklärt BM Heiko Hauser. Der Hang wurde kürzlich im Auftrag der Gemeindeverwaltung von den Gemeindearbeitern fachgerecht mit Holzpflöcken gesichert.
Die Bepflanzung des Hanges übernahmen die Imker. In einer Gemeinschaftsaktion legten sie kürzlich Hand an. Sie setzten Sträucher, die einerseits mit ihrem tiefen Wurzelwerk für künftige Stabilität sorgen und andererseits wertvolle Nahrungsquellen für Insekten und Bienen darstellen. Die Sträucher und Bäume hatten die Verantwortlichen des Forst-Pflanzgartens in Prad bereit gestellt, darunter Vogelbeere, Liguster, Felsenbirne, Schneebeere, Berberitze, Winterlinde, Vogelkirsche und andere. Viele der Sträucher bieten den Insekten nach der allgemeinen Blüte als spätblühende Pflanzen Nahrung. Nach getaner Arbeit stand für die Gärtner am Hang eine Marende bereit. Dazu servierte der Gemeindearbeiter Elmar Luggin exklusive Tropfen aus seinem Schludernser Weingut „Engelberg“.
Unabhängig von dieser Pflanz-Aktion am Churburg-Hang hatten Vertreter des Imkerbezirkes Obervinschgau um Bezirksobmann Othmar Patscheider bereits Wochen zuvor an interessierte Imker spät blühende Pflanzen verteilt.
Es ist erfreulich, dass zunehmend immer öfter Renaturierungsprojekte starten und das Bewusstsein erwacht ist, dass Kleinlebewesen und Insekten wichtig für das Ökosystem und letztendlich auch für die Menschen sind. (mds)
Laas/Vinschgau - Die fünfwöchige Pause ist wie im Flug vergangen: Der auf dem Hoppe-Gelände in Laas im Vinschgau stationierte, saisonale Notarzthubschrauber Pelikan 3 hat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Er wird bis einschließlich 3. Oktober täglich von 8 bis 20 Uhr bzw. entsprechend der Jahreszeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang der Landesnotrufzentrale zur Verfügung stehen.
In der Wintersaison, die bis Ende April lief, hob der Notarzthubschrauber Pelikan 3 zu insgesamt 141 Einsätzen ab. In der Nähe des Pelikan 3 liegen gleich mehrere Skigebiete: Watles, Schöneben/Haideralm, Sulden, Trafoi, Schnals und Langtaufers. „Mit dem Pelikan 3 hat sich eine Lücke in der Südtiroler Rettungskette geschlossen“, ergänzt HELI-Direktor Ivo Bonamico. „Vor allem die Bevölkerung im Vinschgau ist sehr dankbar für diesen professionellen Dienst.“
Laatsch/Mals-Glurns-Eyrs-Schlanders-Naturns - Auch dieses Jahr öffneten am Freitag, 28. Mai 2021 Südtirols Kirchen und Kapellen wieder zu ungewohnter Stunden ihre Türen und Tore zur Langen Nacht der Kirchen. Es geht darum, die Schätze der Kirchen - spirituelle, soziale, musikalische, kulturelle, künstlerische und kreative - erlebbar und auch für kirchenferne Menschen zugänglich zu machen. Diese Veranstaltungsreihe gibt es in Österreich, Tschechien, Estland und in der Slowakei und seit 2014 auch in Südtirol. Rund 100 verschiedene Programme in 50 Kirchen, Kapellen und Klöstern gab es dieses Jahr in Südtirol. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand die Orgel mit Orgelführungen und Orgelkonzerten. Im Vinschgau wurden in Laatsch, Glurns, Eyrs, Schlanders und Naturns mehrere Veranstaltungen angeboten. In der St. Luzius Kirche in Laatsch gab es Orgelführungen vom Organisten und Chorleiter Franz Josef Paulmichl. Auch in Glurns, Eyrs und Schlanders stand die Orgel im Mittelpunkt. In der Pfarrkirche zum Hl. Pankratius in Glurns gab es einen feierlichen Gottesdienst mit Orgelmusik und anschließend eine Orgelführung mit musikalischen Kostproben. In Eyrs wurde die St. Remigius Kirche vorgestellt und bei einer Vesper spielte Pasquale Bonfitto Orgelmusik. Auch in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Schlanders spielt Pasquale Bonfitto auf der Orgel. Neben Werken von F. Schmidt, J. S. Bach, F. Schubert, C. Franck, M. Reger und A. Rénaud, spielte Bonfitto auch „Litanies“ von J. Alain. Zwischen den einzelnen Musikstücken gab es anregende Fragen und geistliche Impulse von Dekan P. Mathew Kozhuppakalam. In Naturns stand die Besichtigung der Fresken in der St. Prokulus Kirche auf dem Programm. Außerdem hielt Prof. Martin M. Lintner in der Pfarrkirche St. Zeno einen Vortrag zum Thema „Die Tier-Mensch-Beziehung in den verschiedenen Religionen“. (hzg)
Vinschgau Schlanders - Das Treffen der Mitglieder des „Circolo Culturale Val Venosta“ mit Vertretern des Teatro Stabile am 25. Mai im Gemeindehaus von Schlanders war geprägt von Dankbarkeit und Zuversicht. Es sei ein Tag der Dankbarkeit und ein Tag der Erinnerungen, sagte der Präsident des Circolo Leonardo Pellissetti. Der Dank gin an die Gemeindereferentin Dunja Tassiello, die die kulturellen Initiativen tatkräftig unterstützt und Dank ging auch an den Direktor des Teatro Stabile Walter Zambaldi. Die Beziehungen des im Jahr 1977 gegründeten Circolo Culturale Val Venosta zum Teatro Stabile, so führte Pellissetti aus, reichen bis zum Januar 1981 zurück. Und genau seit 1981 ist Leonardo Pellissetti Präsident des Circolo. Heute sei er noch de jure Präsident, de facto sei es Piero Zanolin. Ziel des Circolo war und ist es, den Italienern im Tal eine kulturelle Heimat zu geben. Nach der Schließung der Kasernen habe man die Tätigkeiten auf die deutsche Bevölkerung ausgedehnt. Bei den Fahrten nach Meran oder nach Bozen zu Aufführungen des Teatro Stabile, so Pellissetti, hätten sich dann auch „Südtiroler von Qualtität“ beteiligt, etwa die ehemaligen Direktoren Wilfried Stimpfl,Herbert Raffeiner und Hubert Folie. Die Busspesen habe das Teatro Stabile übernommen, was eine große Rolle gespielt habe. Im vergangenen Jahr und derzeit habe die Covid-Pandemie auch den Circolo zu einer kontaktlosen Pause gezwungen. Zanolin ergänzte, dass in den letzten Jahren der Bus von Graun aus gestartet sei und die Theaterbesucher in Ortschaften des ganzen Tales aufgelesen. Es habe sich eine unglaubliche Gemeinschaft gebildet. Über die Tätigkeiten des Teatro Stabile, über die Zukunftspläne berichtete Walter Zambaldi mit Begeisterung und man wolle sich im September für eine vertiefte Vorschau und mit genauerem Spielplan wiederum treffen. Irene Vittulo betonte, dass man Theateraufführungen seit 30 Jahren am italienischen Kindergarten und an der Grundschule in Schlanders anbiete. Tassiello überreichte Zambaldi ein Buchgeschenk und dieser revanchierte sich mit einem Buch über die Geschichte des Teatro Stabile. Mit positiven Erwartungen sehe man dem Herbst entgegen. (eb)
Mals
…welche politische Entscheidung in Brüssel/Straßburg verbuchen Sie als persönliche Genugtuung?
Sarah Wiener: Es geht manchmal nicht darum, etwas zu erreichen, sondern das Schlimmste zu verhindern. Oder etwas aufzuklären, um eine andere Gesetzeslage zu ermöglichen. Es gäbe natürlich eine Latte von Wünschen, das fängt an mit Mindeststandards auf EU-Ebene für Puten, die es nicht gibt. Auch nicht für Fische und Kaninchen. Oder eine bodengebundene Tierhaltung. Ich möchte, dass das Richtige subventioniert wird, nicht immer das Schlechte, das unsere Vielfalt noch mehr zerstört. Ich würde mir auch wünschen, dass wir Gift- und Zusatzstoffe auf die Wirkung auf unser Mikrobiom untersuchen. Wenn unsere eigene Bakterienvielfalt beeinträchtigt und minimiert wird, sollten wir diese Dinge auch nicht zulassen, sondern verbieten.
… welche Zutat darf derzeit in Ihrer Küche nicht fehlen?
Bevor ich hergekommen bin, hab‘ ich den ersten Rhabarber gemacht, jetzt geht es mit den Erdbeeren los, die Felsenbirnen sind gerade reif! Ich mag sehr gerne Obst, arbeite aber auch viel mit Kräutern. Von Brennnessel über Franzosenkraut hin zur Melde, Vogelmiere, natürlich auch Schnittlauch, Petersilie oder Koriander: Das sind lauter Kräuter, die ich händeweise benutze und in fast jede Speise gebe, ob Eierspeisen, Kartoffelpüree, Suppen oder auf ein weichgekochtes Ei.
… wenn Sie den Blick über den Vinschgau schweifen lassen, was wünschen Sie denn diesem Tal?
Ich würde mir wünschen, dass es eine größere ökologische Vielfalt hat. Dass es nicht nur Monokulturen von Äpfeln und Wein gibt, sondern tatsächlich wieder Gemüse- und Obstbauern. Kleine Produzenten, Käsemeister, Fleischmacher, die die Ausgangsprodukte kennen. So können sie dem Nachbarn Köstliches servieren und ihn stärken, auch finanziell, und somit auch sich selber.
Interview: Maria Raffeiner
Mals - Eigentlich war die bekannte Köchin, Autorin und Politikerin Sarah Wiener als Prozessbeobachterin in der Causa Schiebel in Südtirol. Spontan konnte sie für ein Gespräch im Hof vom Bistro vinterra in Mals gewonnen werden. Martina Hellrigl, die Vorsitzende der Sozialgenossenschaft, hieß Wiener willkommen und kündigte eine Reihe von Veranstaltungen im vinterra an. Den Austausch mit Sarah Wiener trug auch die Bürgergenossenschaft Obervinschgau mit. Harmonikaklänge von David Frank machten es dem Publikum leicht, sich wieder an Abendterminen zu erfreuen.
von Maria Raffeiner
Tapfer seid ihr!“, rief Wiener durchs Mikrophon, der Vinschgerwind zeigte sich an jenem Maiabend von seiner ungemütlichen Seite. Während sie das Thema „Gesunde Lebensmittel“ vertiefte und ihre unzähligen Berührungspunkte erklärte, wurde die Liebe zur frischen Nahrung deutlich. Sie war mit ein Grund, sich als Abgeordnete der politischen Arbeit im Europaparlament zu stellen. In der Fraktion der Grünen setzt sich Sarah Wiener für die Vielfalt ein, weshalb sie die Linie der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in der EU scharf verurteilte. Die Subventionen seien komplex, jedenfalls ergebe sich durch die geförderte Fläche ein irriges Bild von Landwirtschaft. Es mache die Großen immer größer, die Kleinbauern fielen durch den Rost. Im Landwirtschafts- sowie im Umweltausschuss verteidigt Wiener die Individualität. Diese sei durch das Gleichmaß der EU arg geschrumpft, sichtbar am Saatgutangebot. Im Vinschgau sind die alten Sorten hingegen noch nicht verschwunden, wie Peter Luis Thaler, ein passionierter Tomatenzüchter aus Schlanders, demonstrierte. Er saß im Publikum und nannte aus dem Stegreif eine beeindruckende Reihe von alten Tomatensorten. In Rage geriet die Österreicherin, die in Deutschland lebt, bei der Intransparenz von Inhaltsstoffen in verarbeiteten Lebensmitteln. Geschnittenes Brot, das in Plastik eingeschweißt im Supermarkt auf die Konsument:innen wartet, sei mit Mitteln wie Antischimmelpilz oder Krustenverstärker behandelt. „Das ist doch so ekelhaft!“, wetterte sie. Wenn unser Körper zum Endlager dieser Stoffe werde, weil wir Tricks und Manipulation auf den Leim gegangen seien, leide unser Mikrobiom. Ein Begriff, den Sarah Wiener ausführlich erklärte – gemeint sind die vielen nützlichen Mikroorganismen in unserem Darm. Werden diese durch schwerst verarbeitete Nahrungsmittel und andere Belastungen dauerhaft gestört, stellt der Körper seine Quittung aus. Mit frischer, gesunder, ökologischer Ernährung würden wir uns und die Umwelt schützen, schloss Wiener ihr energisches Plädoyer. Wir stünden am Scheideweg: Entweder es rückt die Regionalität mehr in den Vordergrund, oder die Künstlichkeit nimmt weiter zu.