Bozen/Vinschgau/Himalaya - Bei den Gesprächen am Feuer auf Schloss Siegmundskron erzählt Reinhold Messner aus seinem Leben und gibt Antworten auf Fragen aus dem Publikum. Als ihn ein kleines Mädchen fragte, ob er im Tibet den Yeti gesehen hätte, antwortete Messner: „Nein, den Yeti habe ich nicht gesehen aber ich habe im Tibet in der Tat das gesehen, was die Einheimischen unter einem Yeti verstehen. Die Yetigeschichte ist eine Legende. Sie ist ein paar Tausend Jahre alt. Die Yetigeschichte, wie wir sie kennen, ist vor 120 Jahren völlig verfälscht von einem englischen Journalisten von Nepal nach Europa gekommen. Die Einheimischen haben seit Jahrtausenden gewusst, dass es ein Ungeheuer gibt, welches viel größer ist als ein Mensch und auf zwei Beinen geht. Es kann mit einem Prankenschlag töten. Es ist ein riesiger Braunbär, der viel größer ist als unser Braunbär. Er läuft auf zwei Beinen und deshalb ist wohl die Legende entstanden. Die meisten Tibeter haben den Yeti, der bei ihnen einen anderen Namen hat, nie gesehen. Er ist ein Nachtwesen und wohnt in Höhlen. 10 Jahre lang habe ich dieses Wesen verfolgt und mit der Zeit hat sich ein klares Bild ergeben. Warum hinterläßt dieses Wesen Fußspuren wie ein riesiger Zweibeiner? Diese Fußspuren sehen so aus, weil dieses Tier die Hintertatze genau in die Spur der Vordertatze legt. So entsteht die Spur eines Sohlengängers, sie schaut aus wie eine riesige menschliche Fußspur. Warum tut er das? Der „Yeti“ lebt schon seit mehreren hundertausend Jahren vor allem am Nordfuß des Himalaya. Instinktiv weiß er, wenn die Vordertazte auf einem Gletscher, einer Gletscherspalte gehalten hat, dann hält auch die Hintertatze. Deshalb legt er die Hintertatze genau in die Vordertatze. Das ist der Grund, warum diese Spuren entstehen. Wenn man diese sieht, glaubt man zuerst nicht, dass sie von einem Tier sind, man glaubt, sie sind von einem Riesen. Es ist aber kein Riese sondern ein besonders großer Braunbär“.
Abschließend sagte er zu dem Mädchen, das die Frage gestellt hatte: „Du bist ein kleines Mädchen, du kannst sagen, es gibt den Yeti, aber es gibt ihn doppelt: in der Phantasie der Menschen und in der Realität“. (pt)
Schlanders/Bildungsausschuss - Die Corona-Pandemie hat die Aktivitäten aller Vereine eingeschränkt und viele Vorhaben ausgebremst. Trotzdem ist es im letzten Jahr gelungen, einiges umzusetzen und trotz Corona wurde auch für dieses Jahr mehreres geplant. So kurz zusammengefasst die Stimmung bei der Jahresversammlung vom Bildungsausschuss Schlanders am 17. Jänner im Ratssaal der Gemeinde. Neben den Ausschussmitgliedern konnte die Präsidentin Gudrun Warger bei der kurzen Versammlung auch einige Vertreter:innen der Vereine, sowie die Kulturreferentin Monika Wielander und Ramona Kuen von Schlanders Marketing begrüßen. Neben verschiedenen Serviceleistungen, wie das Erstellen des Veranstaltungskalenders, die Wartung des Bücherturms auf dem Kulturhausplatz, wurden im letzten Jahr auch zwei Veranstaltungen durchgeführt. Einmal wurde eine Bilderausstellung von Christine Wielander und Lisetta Neri im Ex-Avimundus organisiert und außerdem ein Vortrag von Peter Kasal zum Thema Nachhaltigkeit mit einer Diskussion über ein lebenswertes Schlanders. In Zusammenarbeit mit der Bibliothek Schlandersburg, bzw. mit dem Kulturhaus wurde die Sommerleseaktion, die Vortragsreihe „History on Tour“ und der „Märchenherbst“ durchgeführt. Wie die Präsidentin Warger bei der Jahresversammlung mitteilte, will man in diesem Jahr wieder die Hobbyausstellung, das Sprachencafé, das Offene Singen, die Literaturrunde, den Märchenherbst und eine Bildungsfahrt organisieren. Außerdem ist eine Veranstaltung zum Thema Waale, eine Vogelstimmenwanderung, eine Keller- und Kulturwanderung, eine Bilderausstellung und ein Vortrag zum Thema Klimaschutz geplant. Am Ende der Jahresversammlung dankte die Kulturreferentin Monika Wielander dem Bildungsausschuss für das Engagement und das breite Programm. Sie betonte die Wichtigkeit des Bildungsausschusses und wünschte dem Bildungsausschuss und allen Vereinen alles Gute in diesen schwierigen Zeiten. (hzg)
Vinzenzgemeinschaft - Die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft bittet um Spenden: Die Ehefrau, zwei studierende Töchter, ein volljähriger Sohn und ein verbranntes Haus: Anfang Dezember verlor eine Familie im Vinschgau den Boden unter den Füßen und der Ehemann und Vater bei einem Suizid das Leben. Die Familie steht ohne finanzielle Mittel da. Der verbrannte Schutt des Hauses muss jetzt aufwändig entsorgt werden. Die Familie kann weder diese Kosten noch die eines Wiederaufbaus des Hauses tragen. Die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft unterstützt die Familie finanziell und bittet auch die Bevölkerung um Spenden.
Zentralratspräsident Josef Haspinger kennt die Not der Vinschger Familie. „Wir sorgen uns sehr um die Frau und die Kinder, die vor dem Nichts stehen“, sagt er und bittet um Spenden. Die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft wird einen Betrag beisteuern, bittet aber auch die Bevölkerung um Mithilfe. „Der Frau geht es sehr schlecht“, sagt der Zentralratsvorsitzende, der sie schützen möchte und ihren Namen nicht nennt. Da der verstorbene Mann das Feuer gelegt hat, zahlt die Versicherung nicht. „Wir werden in Zusammenarbeit mit den kirchlichen und politischen Vertretern der Gemeinde dafür sorgen, dass eingehende Spenden ausschließlich für den Abbruch und den Wiederaufbau des Hauses eingesetzt werden“, betont Josef Haspinger.
Spenden können an die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft mit Sitz in der Wolkensteingasse 1 in Bozen unter dem Kennwort „Familie in Latsch in Not“ auf folgendes Konto der Raiffeisen Landesbank Bozen überwiesen werden: IBAN: IT 78 K 03493 11600 000300102342 BIC RZSBIT2B
Infos: 335 827 8247
Schlanders/Vinschgau - Ganz im Zeichen des fächerübergreifenden Unterrichts wurden die letzten Schultage vor den Weihnachtsferien im Gymnasium in Schlanders gestaltet. Entsprechend ihrer Schwerpunkte – „Medizin, Ernährung und Gesundheit“, „Natur und Gesellschaft“, „Sprache und Kultur“ oder „Arbeit und Mehrsprachigkeit“ – konnten die Schüler/innen vom 20. bis 23. Dezember 2021 vier Tage lang gemeinsam an den Themen arbeiten, die sie besonders interessieren. Für die Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen gab es sogar die Möglichkeit, in sämtliche Schwerpunkte hineinzuschnuppern, um sich am Ende der zweiten Klasse für einen Schwerpunkt zu entscheiden.
Dabei wurde den Schülerinnen und Schülern ein abwechslungsreiches Programm geboten, bei dem sie sich nicht nur auf ihrem Interessensgebiet weiterbilden, sondern Inhalte auch praktisch erproben konnten. So wurden im Schwerpunkt „Medizin“ zum Beispiel Herzen seziert und Reanimationen geübt, im Schwerpunkt „Mehrsprachigkeit und Arbeit“ wurden Bewerbungstrainings durchgeführt und szenische Podcasts aufgenommen. In den Schwerpunktkursen zu „Sprache und Kultur“ wurden beispielsweise mehrsprachige (fiktive) Kulturreisen durch Europa unternommen, während die Schülerinnen und Schüler des Schwerpunktes „Natur und Gesellschaft“ sich unter anderem mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel in Südtirol und internationalen Konflikten auseinandersetzten.
Das vielfältige Angebot kam bei den Schülerinnen und Schülern gut an.
Gudrun Astfäller, Daniel Haller
Uns hat der Schwerpunkt ‚Mehrsprachigkeit und Arbeitswelt‘ sehr gut gefallen, da wir die Möglichkeit hatten, aktiv mitzuarbeiten und viele lebenswichtige und interessante Dinge rund um die Bewerbung/Arbeitswelt erfahren haben.
Jana Holzer, 4BSG
Der Kurs ‚Herzschmerzen – Von Liebeskummer zum Herzinfarkt‘ wird mir als lehrreicher und sehr spannender Kurs im Gedächtnis bleiben. Ich interessiere mich sehr für Medizin und Gesundheit, deswegen habe ich mich auch für diesen Schwerpunkt entschieden. Und dies stellte sich bei diesem Kurs als die richtige Entscheidung heraus!
Michael Pohl, 3BSG
Die Schwerpunkttage am RG/SG sind immer eine sehr tolle Abwechslung zum stressigen Schulalltag und von allen Schülern sehr geschätzt. Die gewählten Schwerpunkte und Interessensbereiche können mit spannenden Vorträgen vertieft werden und Inhalte, welche zum Teil in den Schulstunden angesprochen oder bearbeitet wurden, genauer besprochen bzw. gefestigt werden. Zudem stärken die gemischten Gruppen die Schulgemeinschaft und man kann sich mit anderen Interessierten viele Stunden mit Themen beschäftigen und diese diskutieren.
Mara Raffl, 3BSG
Schlanders/Metropoltheater München - Jede Theateraufführung ist eine Zitterpartie. Kann sie durchgeführt werden oder muss die Aufführung aufgrund neuer Bestimmungen oder auf Grund von Ausfällen einzelner Schauspieler:innen abgesagt werden? Am 18. Jänner gab es wieder eine Aufführung des Südtiroler Kulturinstituts. Es war ein turbulentes und vielseitiges Stück über die verschiedenen Facetten der Liebe.
von Heinrich Zoderer
27 Frauen und 24 Männer kämpfen um ihre Liebe und um ihr Glück. In 20 kurzen Szenen präsentierte das Metropoltheater München im Kulturhaus Schlanders verschiedene Seiten der Liebe, von Freundschaft, dem Zusammenleben, von Trennungen und dem Wunsch der Wiedervereinigung. Neun Schauspieler:innen schlüpften in die unterschiedlichsten Rollen und spielten mal witzig, mal tiefsinnig, oft komisch bis absurd und surreal verschiedene Alltagssituationen. Es geht bei dem Theaterstück nicht um Politik, es geht um die Kraft der Liebe, die Menschen verbindet, sie auch über den Tod hinaus zusammenhält und sie dann doch immer wieder an der Liebe scheitern lässt. In der ersten Szene meint die Frau, dass sie mit ihrem Mann nicht weiter zusammenleben kann, nur weil sie zwei Kinder haben, sich aber nicht lieben. In der letzten Szene verlässt die Frau ihren Mann mit der Begründung: „Die Liebe allein reicht nicht“. In einer anderen Szene erzählt eine Reinigungskraft, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hat, um ihn zur Vernunft zu bringen und bemerkt nicht, dass über ihr sein Leichnam hängt. Die Schwester der Braut behauptet, der Bräutigam würde in Wahrheit sie lieben. Nach und nach stellt sich heraus, dass der Bräutigam alle Schwestern der Braut geküsst und geliebt hat. Das Chaos ist perfekt. Ein Lehrer wirft den Eltern vor, dass sie ihren Sohn nicht lieben, er hingegen liebt ihren Sohn. Berührend war die Szene der dementen Frau, welche ihr Mann täglich besucht. Und sie fragt ihn jeden Tag: wer bist du, haben wir Kinder, haben wir miteinander geschlafen, darf ich dich umarmen? Ein kinderloses Ehepaar kommt am Abend ins Haus zurück und fragt die Babysitterin: wo sind unsere Kinder? Der ehemalige Mann kommt nach 10 Jahren ins Haus zurück, weil er vergessen hat Auf Wiedersehen zu sagen. Der neue Mann steht mit seiner Frau im Haus und versteht nicht was da passiert. Und was hat das alles mit den beiden Koreas zu tun? Eigentlich nichts. Joël Pommerat, der französische Autor des Theaterstücks, meint in einer Szene: „Liebe zwischen Menschen ist so schwierig zu verwirklichen wie die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Ob er damit Recht hat?
Ikonenmalen wird als religiöses Handwerk, nicht als Kunst gesehen und ist wesentlicher Bestandteil der byzantinischen Kunst. Es ist gleichzusetzen mit Meditation oder Gebet. Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott.
Seminar mit Hubert Piccolruaz im Abt-Hermann-Haus Kloster Marienberg; MO, 03.06.2019 – FR, 07.06.2019 von 9.00 – 18.00 Uhr ANMELDUNG info@marienberg.it oder Tel. 0473 843989
Kolping im Vinschgau - Am Sonntag 23.01. wird in unserer Diözese der „Bibel Sonntag“, der Sonntag des Wortes Gottes gefeiert.
Im Gottesdienst müssen wir zuhören, um zu verstehen, was gelesen wird. Im Gottesdienst hören wir in den Lesungen und im Evangelium Gottes Wort. „Hören“ kommt vom „horchen“ – „gehorchen“ – dem Wort, das ich höre, gehorchen. Das Wort verbindlich machen für mein Leben. Zulassen, dass Gottes Wort so bei mir ankommt, dass es etwas in mir bewirken kann. Im Hören nehme ich die Realität wahr; im Hören ereignet sich Wirklichkeit. Das Gehörte soll in mein Herz und in meinem Verstand kommen. Gottes Wort trägt uns über die Mühe des Tages, den Zusammenbruch menschlicher Beziehungen und über den Hunger und den Durst jenseits des Materiellen hinaus. Worte des Glaubens brauchen wir für unser Leben!
Jede Lesung und jedes Evangelium will die Hörenden treffen. Gott selbst will das Gespräch aufnehmen. Auch wenn die Worte von Menschen niedergeschrieben wurden und wenn sie von Menschen ausgesprochen werden. Sie tragen den Atem Gottes in sich. Das Wort ist für Gott so wichtig, dass Jesus selbst als Gottes Wort bezeichnet wird. Das Johannes Evangelium beginnt so:“ Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Gottes Wort geht von ihm aus und wird Mensch und teilt in menschlicher Gestalt unser Leben. Jesus ist bleibend das Wort, das zu uns gesprochen wird. Er ist diese Frohe Botschaft!
Otto von Dellemann
Die Gedanken der 88-jährigen Frau Paula kreisen oft in der Vergangenheit, um ihre Kindheit, um ihre Zeit als Hilfslehrerin in Bergschulen, um die Jahre als Postbeamtin und auch um ihre Trauer nach dem Tod von geliebten Menschen.
von Magdalena Dietl Sapelza
In Erinnerung an ihren Großvater schreibt Paula derzeit Begebenheiten auf, die er ihr einst erzählt hatte. Er war als Bäckergeselle auf der Walz. Auf vielen Höfen konnte er nichts backen, weil das Mehl fehlte. „Noat unt Elend sein groaß gwesn“, erklärt sie.
Auf dem „Steinhaushof“ in Galsaun, wo Paula als Jüngste mit sieben Geschwistern aufwuchs, war immer etwas Essbares da. Im Stall stand Kühe, Schafe und Schweine. Mehrer Äcker wurden bewirtschaftet. Auf einer Wiese an der Etsch reiften „Koltererepfl“ und an den Hängen Trauben, die der Vater zu Wein und Schnaps verarbeitete. „Dr Geischt hot nor a oft schun a gwirkt“, meint sie. Schlechter wurde die Zeiten erst, nachdem sich die Energiegesellschaft Montecatini ein großes Feld angeeignet hatte. „Dr Votr hot di Entschädigungssumme aus Protest nit oungnummen“, verrät sie. Erst später habe das ihr Bruder getan, als die Lira fast nichts mehr wert war. In ihren ersten zwei Schulmonaten in Tschars im Jahre 1939 erhielt Paula Italienischunterricht, der dann vom Deutschunterricht abgelöst wurde. Denn ihr Vater hatte für das „Dritte Reich“ optiert. Paulas Brüder zogen für Hitler in den Krieg. Dann erkrankte ihre Schwester an Tuberkulose. Den Sanatoriumsaufenthalt in Meran bezahlte die Mutter mit Nahrungsmitteln. Die Schwester verlor den Kampf und starb im Alter von 20 Jahren. Die damals achtjährige Paula versuchte die Mutter zu tröstete. Genauso stechend wie der Schmerz über den Verlust waren die Worte des Pfarrers auf der Kanzel, der für die Krankheit der jungen Frau deren Freude am Tanzen verantwortlich machte. Der Tod der Schwester war nicht der einzige Verlust, den Paula erleiden musste. Ein Bruder starb beim Feldzug in Russland und ein weiterer Bruder verunglückte tödlich bei Feldarbeiten. Dazu kam auch noch der Tod der Großeltern und der Eltern innerhalb kürzester Zeit. „Siebn Todesfäll in 15 Johr isch so schiach gwesn, dass i a Trauma davon trogn hon“, verrät sie. „I hon johrelong lei mea fan Friedhof tramt.“ Erst viel später konnte sie das Trauma überwinden.
Paula war eine gute Schülerin. Sie erwarb den Mittelschulabschluss und besuchte die Lehrerbildungsanstalt im Heim der Englischen Fräulein in Meran. Nach dem zweiten Schuljahr nahm sie das Angebot einer Gräfin an, deren Kinder in Rom zu betreuen. Denn die „Ewige Stadt“ faszinierte sie. Nach einem Jahr kehrte sie zurück. Sofort wurde sie gebeten, als Volksschullehrerin in Steinegg einzuspringen. Es herrschte großer Lehrermangel. Die Schulwelt ließ sie daraufhin lange nicht mehr los. Sie unterrichtete in Welsch- und Deutschnofen, im Sarntal, in Passeier und im Vinschgau - immer in Bergschulen. Im Sarntal traf sie auf Kinder, die von ihren ledigen Müttern auf die Höfe in Pflege gegeben worden waren. Den Kleinen, die von Liebe nicht verwöhnt waren, öffnete Paula ihr Herz. „Wenn di Miatr nimmr zohlt hobm, isches di Kindr schlecht gongen“, meint sie. Der Weg von ihrer Unterkunft zur Bergschule führte durch einen Wald. Oft fiel ihr der Mörder Zingerle ein, der einst eine Lehrerin im Wald bei Bozen vergewaltigt und getötet hatte. „Überoll hot ma selm in Zingerle gsechn“, betont sie. Sie nahm allen Mut zusammen und bat den Schulinspektor um Versetzung, die ihr gewährt wurde. Sie kam nach Unterstell bei Naturns und später nach Freiberg bei Kastelbell. Im Postamt in Naturns, wo sie ihr Gehalt holte, lernte sie den Postmeister Francesco Zanella kennen. Er stammte aus Male‘ am Nonsberg und war infolge seiner Kinderlähmung leicht gehbehindert. Das störte sie nicht. Er half ihr beim Ansuchen um eine Stelle bei der Post. „Dr ständige Wechsl in dr Schual isch miar zu streng gwortn“, erklärt sie. Paula heiratete Francesco, den sie Franz nannte im Jahre 1960. Ihren Postdienst begann sie mit ihm in Ulten. Er war kurz zuvor dorthin versetzt worden. 1965 zog das Paar mit ihren zwei Kindern nach Mals. Beide setzten im dortigen Postamt ihren Dienst fort. Paula war von den italienischen Kolleginnen mit offenen Armen empfangen worden, weil sie Deutsch sprach. Die Arbeit ging nie aus. „800 Soldotn, Carabinieri, Finanzer, Beomte unt Lehrer hobm jedn Monat ihr Geholt gholt“, sagt sie. Es war oft nicht einfach die Leute zu vertrösten, wenn das Geld nicht rechtzeitig angekommen war.
Mittlerweile ist Paula längst in Pension und seit 2017 Witwe. Ihren Mann hatte sie nach seiner Leukämieerkrankung mit großer Geduld gepflegt. „Iatz mocht miar mein rechter Knia Sorgen“, verrät sie. Paula verbringt viel Zeit beim Lesen und nun auch beim Schreiben. Die Erzählungen ihres geliebten Großvaters aus einstigen Notzeiten berühren sie: „Heint wissen di Leit nit, wia guats ihnan geaht.“
Kochtipp
Zutaten
- 1 Suppenhuhn
- ca. 80 g Wurzelwerk (Sellerieknolle, Lauch, Petersilwurzel)
- 1 Lorbeerblatt, etwas Thymian
- 2 Gewürznelken, 1 TL Pfefferkörner
- ca. 1 ½ l Wasser
- 20 g Butter, 20 g Mehl
- 80 g Zwiebel fein geschnitten
- 1 Banane, 1 Apfel
- 2 EL Kokosraspel, 1 EL Currypulver
- ¼ l Sahne, etwas Zitronensaft
- Salz und Suppengewürz nach Belieben
Vorbereitung:
Das Suppenhuhn vierteln, in Wasser einmal aufkochen und anschließend mit kaltem Wasser abspülen. Wurzelwerk grob schneiden.
Zubereitung:
Hühnerstücke in kaltem Wasser aufsetzen und zum Siedepunkt bringen. Salz beigeben und öfters abschäumen und abfetten. 1 – 2 Stunden kochen bis das Fleisch weich ist (Kochdauer hängt vom Alter des Huhns ab). Während der letzten Stunde Wurzelwerk und Gewürze hinzugeben. Anschließend die Hühnerstücke aus der Suppe heben, durch ein feines Sieb abseihen und beiseite stellen.
Die Haut von den Geflügelstücken abziehen und das Fleisch von den Knochen lösen. Das Fleisch von den Keulen in ca. 1 cm große Würfel schneiden.
Die Hühnerbrüste können für ein anderes Gericht verwendet werden (z. B. Geflügelsalat). In einem Topf die Butter schmelzen lassen, Zwiebel darin glasig anschitzen, in Scheiben geschnittene Banane beigeben, Currypulver und Kokosraspel einstreuen, kurz rösten. Mehl unterrühren, mit Hühnersuppe und Sahne aufgießen und alles gut verrühren. Für 15 Minuten kochen lassen, mit Salz und Suppengewürz abschmecken und fein mixen. Apfel schälen und entkernen, in kleine Würfel schneiden, mit Zitronensaft beträufeln und in etwas Butter kurz andünsten. Hühnerfleischwürfel und Apfelwürfel in die Suppe geben.
aufgezeichnet von Peter Tscholl
Paul Tappeiner, Jahrgang 1952, hat mit 16 Jahren seine Kochlehre begonnen. Er ist seit dem Gründungsjahr des Südtiroler Köcheverbandes (SKV) aktives Mitglied im Bezirk Vinschgau.
Aus dem Gerichtssaal - Die Reaktionen auf den letzten Beitrag waren gemischt. Sie reichten von harscher Ablehnung wie: Hände weg von unseren Gefallenen! Schuster, bleib bei deinem Leisten und misch dich nicht unter die Historiker! Bis zur offenen Zustimmung wie: Endlich rührt mal einer in unserer „braunen Brühe“! Nun denn, dann wenden wir uns halt wieder einem gewohnten Thema zu. Vor über 10 Jahren haben wir uns hier einmal mit den Kuckuckseiern und deren rechtlichen Folgen beschäftigt. Bei dieser Gelegenheit haben wir einleitend von den Gewohnheiten dieser Brutparasiten berichtet, die ihre Eier in die Nester anderer Singvögel legen, um sie von den Wirtsvögeln ausbrüten und aufziehen zu lassen. Von den parasitären Zugvögeln kam dann die Überleitung zu den Menschen und zu einem Fall in einem Dorf im unteren Vinschgau, wo ein „gehörnter“ Ehemann von seiner Frau Schmerzengeld wegen Verletzung der ehelichen Treuepflicht und vom „Kuckuck“ die Erstattung der Aufwendungen für die „Aufzucht“ des ihm „untergeschobenen“ Kindes einklagte. Der Fall ging durch alle Instanzen und ist nun ausjudiziert. Die Frau wurde zu „Schmerzengeld“ in Höhe von Euro 10.000, der „Kuckuck“ zur Erstattung der Unterhaltskosten in Höhe von 200.000 Euro verurteilt. In einem ähnlich gelagerten Fall hat der Oberste Gerichtshof unlängst die Kindesmutter zur Rückgabe an den vermeintlichen bzw. als solchen vermuteten Kindesvater sämtlicher Auslagen für das als ehelich angesehene Kind „verdonnert“. Rechtlich begründet wird der Anspruch des vermeintlichen Kindesvaters mit der ungerechtfertigten Bereicherung nach Art. 2033 Z.G.B., wobei der Anspruch ab dem Zeitpunkt zu laufen beginnt, da die Nichtehelichkeit rechtskräftig festgestellt wurde und bis zur Geburt des Kindes zurückreicht.
Wenn sich diese Rechtsauffassung bis zu den Vögeln durchspricht, werden die Kuckucke das Brüten wohl selbst übernehmen!
Peter Tappeiner
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it