Vortrag mit Dr. Vallazza Giorgio
Dienstag, 26. April, 20.oo Uhr
Bürgerhaus Martell
Es gelten die aktuellen Covid 19 Bestimmungen!
Bildungsausschuss Martell
Vortrag mit Dr. Siglinde Clementi
Do 28. April 2022, 20.00 Uhr im Kulturhaus Schluderns
Frauen stehen in der Geschichte oft im Hintergrund, doch ihr Leben ist Spiegel der Gesellschaft, der Kultur, der sozialen, rechtlichen & wirtschaftlichen Strukturen.
Die Historikerin & Spezialistin für Regionalgeschichte erzählt uns die Lebensgeschichten von drei außergewöhnlichen Südtiroler Frauen und vermittelt gleichzeitig ein lebendiges Bild der Welt und der Zeit, in der sie lebten.
Es gelten die jeweiligen Bestimmungen zum Veranstaltungszeitpunkt.
Bildungsausschuss Schluderns
Die Entscheidung für eine Ausstellung über diese Verkehrsverbindung wurde durch ihre Bedeutung für das Leben der Menschen in der Region motiviert. Den Anlass bot die Initiative der drei Länder Tirol, Südtirol, Trentino, das Euregio-Museumsjahr 2021 ins Leben zu rufen. Unter dem Motto „Transport – Transit – Mobilität“ thematisiert die Wanderausstellung Aspekte der Wirtschaft, des Alltagslebens, des Ideentransfers und der Verkehrsplanung. Der geografische und zeitliche Rahmen der Wanderausstellung umfasst die Region Terra Raetica im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit (1. Heft 2021) sowie die zwischen 1891 und 1918 geplanten Bahnverbindungen von Landeck bis Meran nebst Abzweigungen ins damalige Ausland (2. Heft 2022). „Der böse Weg“ war nicht immer im besten Zustand. Dennoch bildet die Reschenroute seit dem Hochmittelalter ein wichtiges Bindeglied im europäischen Verkehrsnetz aus Land- und Wasserwegen zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer. Seit Jahrhunderten ist die Straße der Mittelpunkt des täglichen Lebens. Verband sie einst wichtige Handelszentren, so erschließt sie heute Tourismus- Regionen. Zu allen Zeiten war und ist die Alpentransversale auch ein Weg der Kommunikation und des Kulturaustausches.
Wanderausstellung im Museum Vinschger Oberland in Graun
Eröffnung der Wanderausstellung:
Samstag, 23.04.2022 um 15.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa 30.04., Fr 06.05., Sa 07.05., Fr 13.05, Sa 14.05., Fr 20.05., Sa 21.05.
jeweils von 16 bis 18 Uhr.
Für Gruppen und Schulklassen Vormittags und Nachmittags nach Vereinbarung von Dienstag bis Samstag. Anfrage telefonisch unter 348 0609560 oder per Mail an wolfgang.thoeni@gmail.com
Bildungsausschuss Graun
Das Ultental ist eine Oase der Ruhe, in der sich noch viel der ursprünglichen Bergbauernwelt erhalten hat. In keinem anderen Südtiroler Bergtal findet sich noch so viele bäuerliche Bausubstanz mit schindelgedeckten und teilweise aus massivem Holz gebauten Häusern. Mit Stolz und traditionsbewusst werden auch neue Häuser in der traditionellen Bauweise errichtet und mit Lärchenschindeln eindeckt.
Unsere kurze Wanderung beginnt am Parkplatz am Beginn des Zoggler Stausees, am östlichen Ortsende von St. Walburg. Ein Wanderweg folgt sowohl auf der Sonnenseite als auf der dichter bewaldeten Schattenseite dem Verlauf des Tales, die Wegweiser tragen ein eigenes Symbol. Wir wandern ein Stück auf dem Ultner Talweg auf der Sonnenseite talauswärts, dazu überqueren wir die Autostraße und folgen den Schildern bergauf, am Wegleithof vorbei. Bei den letzten Häusern biegt rechts ein Wald- und Wiesenweg ab, immer mit Ultner Talweg markiert. An einer Kreuzung informiert uns ein Anschlag, dass der weiterführende Weg unterbrochen ist, man munkelt, dass ein böser Grundbesitzer im weiteren Verlauf den Steig abgesperrt hat. So bleibt nichts anders übrig, als zur Autostraße abzusteigen und auf dem Gehsteig längs der Talstraße talauswärts zu wandern. Zwischen dem Despar-Geschäft und dem Büro des Tourismusvereins biegen wir rechts ab, verlassen die Ultner Talstraße und folgen den Wegweisern Bad-Überwasser, die uns zum Rand einer Wohnsiedlung bringen. Beim letzten Haus (Einstieg nicht übersehen) geht ein Wiesensteig rechts ab und bringt uns zum Sportplatz, wir überqueren den Falschauer-Bach und sind dann auf der orographisch rechten Talseite in wenigen Minuten bei Bad Überwasser angekommen. Nach ausgiebiger Rast und Einkehr machen wir uns auf den Rückweg. Auf einem abwechslungsreichen, naturnahen Wald- und Wiesensteig gelangen wir zuerst zur eisenhaltigen Heilquelle, die das Wasser für das Heilbad liefert, bald erreichen wir den mächtigen Schutzdamm vom Zoggler Stausee, eine Abkürzung bringt uns über Treppen zur Dammkrone, bald sind wir am Parkplatz und unserem Startpunkt angelangt.
Einkehr Gasthaus Bad Überwasser
Das Haus ist ein Zeuge jener Bädertradition, die vor Jahrhunderten in Tirol lebendig war. Bei mineralhaltigen Quellen wurden Badehäuser errichtet, neben exklusiven Einrichtungen für die Oberschicht gab es auch einfachere Gasthäuser, wo meist begüterte Bauern verschiedene Wehwehchen auskurierten, eben die Bauernbadln. Zu diesen zählte auch Bad Überwasser, wo mit drei verschiedenen Wässern Badekuren verabreicht wurden. In der modernen Zeit kamen diese Bäder außer Mode. Wie viele andere auch wurde Bad Überwasser geschlossenen und verfiel. Veit und Rita, Quereinsteiger in Gastronomie und Badekuren, haben das heruntergekommene Gebäude, dessen älteste Teile aus dem 16. Jh. stammen, mit viel Einsatz und Liebe restauriert und in ein kleines Juwel verwandelt. Sie betreiben es als Gästehaus mit Appartements, Café und Restaurant und bieten Thermalbäder sowie Mineralwasserkuren an. Wanderer sind gern gesehene Tagegäste und werden in den getäfelten historischen Stuben, in der Veranda oder der Gartenterrasse mit feinen Gerichten verwöhnt.
aus salto.bz/Oswald Stimpfl
Länge: 5,3 km
Gehzeit: 1 h 40 min
Höhenmeter: 190 hm
Anfahrt und Parkplatz: Zum Ausgangspunkt der Wanderung: Von Lana auf der Ultner Talstraße bis St. Walburg fahren. Großer Parkplatz am Staudamm am Westende des Dorfes.
Zum Gasthaus Bad Überwasser: An der Dorfeinfahrt, unmittelbar nach der Brücke über den Bach, links abbiegen, den Schildern Bad Überwasser folgen.
Mals - Bei der Vollversammlung der Sektion des Weißen Kreuzes Mals am 7. April 2022 blickten die Verantwortlichen zurück und stellten neue Weichen für die Zukunft.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Pandemie hat die Anzahl der WK-Transporte ansteigen lassen und die Sektion vor große Herausforderungen gestellt. Aufwändig und zeitraubend waren die zu treffenden Hygienevorschriften und belastend waren manche Diskussionen um Coronamaßnahmen und Impfungen. „Es hat auch Suspendierungen gegeben“, bedauert Sektionsleiter Luis Pobitzer. „Doch wir kamen nicht umhin, den gesetzlichen Weisungen zu folgen.“ Dank großen Zusammenhalts in der Sektion sei es gelungen, die Unstimmigkeiten zu überwinden. Pobitzer lobte speziell auch die Jugendlichen, die auch dank des Einsatzes von Hildegard Weisenhorn sehr engagiert und motiviert sind. Die Sektion besteht aus 96 Freiwilligen, 8 Angestellten, 2 Zivildienern, 20 Jugendlichen und 3 Ehrenmitgliedern. Daten präsentierte der Dienstleiter Peter Kofler. 2021 leisteten die Freiwilligen 30.483 Stunden von insgesamt 47.369 Stunden. 7.601 Patientinnen und Patienten wurden transportiert (1.088 liefen über die Landesnotrufzentrale). Die Bürgermeister von Schluderns Heiko Hauser und von Taufers Roselinde Gunsch Koch, sowie die Ehrengäste der Partnerorganisationen wie der FF, des BRD und der Raiffeisenkasse sprachen den Verantwortlichen ihre Anerkennung und ihren Dank aus. Die Zusammenarbeit funktioniere reibungslos, so der Grundton. Ein besonderer Dank ging an Luis Pobitzer, Peter Kofler und Kurt Habicher, die sich aus der Verantwortung zurückziehen. Im Hintergrund werden sie der Sektion aber weiterhin verbunden bleiben. „I bleib Freiwilliger, wenn sie mi holt nou brauchn kennen“, scherzte Pobitzer. Habicher, der für 35 Jahre Einsatz für die Sektion gewürdigt wurde, richtete den Blick zurück zu den Anfängen, die unter anderem von Luis Stocker und Max Weirather geprägt waren. „Die Erfahrung der Pioniere sind in die ständige Weiterentwicklung der Sektion immer mit eingeflossen“, so Habicher. Das habe wesentlich zum Erfolg der Sektion im Laufe der 50 Jahre beigetragen. Zur neuen Sektionsleiterin gewählt wurde Jasmin Kuntner. Im Vorstand wird sie unterstützt von Angelika Verdross, Robert Joos, Juliane Ziernheld Tanja, Malloth und Nicole Nussbaumer. Nach der Pensionierung von Dienstleiter Peter im Juli 2022 wird sein bisheriger Stellvertreter Thomas Raffeiner die Verantwortung in der Malser Sektion übernehmen.
Am Samstag, den 7. Mai 2022 findet am Kirchplatz von Algund der Eventmarkt selberGMOCHT statt. Von 9 bis 16.30 Uhr verkaufen Kunsthandwerker aller Coleur ihre Kreationen. Musik steuert die St. Pauls Tschäss Band bei und zwar von 10.30 bis 15.30 Uhr. Im Vorfeld gibt es als Geschenksidee selberGMOCHT-Gutscheine zum Verschenken. Jeder kann einen selbst definierten Geldbetrag an info@selbergmocht.it schicken und erhält dafür einen entsprechenden Gutschein. Infos unter www.selbergmocht.it
Kolping im Vinschgau - „Am 24. Februar 2022 um 5 Uhr morgens ist etwas Unvorstellbares passiert in der jüngeren Geschichte der Ukraine, aber auch Europas -Russland hat einen offenen aggressiven Krieg in Europa ausgelöst! Es ist ein Krieg gegen die Demokratie und die freie Welt.“ So schreibt in einer Mail der Vorsitzende von Kolping Ukraine Vasyl Savka.
Er schreibt dann weiter:“ In diesen schwierigen Tagen konnten wir in vollem Umfang die Kolping-Solidarität spüren und erleben. In den Kolpingverbänden in ganz Europa werden Sammel- und Spendenaktionen durchgeführt. Danke für diese Verbundenheit und lebendige Solidarität.“
Wir als Kolping Südtirol wollen uns dem nicht verschließen, sondern die Spendenaktion tatkräftig unterstützen. Kolping Südtirol hat ein eigenes Spendenkonto bei der Volksbank zugunsten der Ukraine- Hilfe eingerichtet: bitte unterstützt uns!!
Noch einige andere Informationen: derzeit gibt es weltweit aktuell 9.121 Kolpingsfamilien. Das sind 202 mehr als im Vorjahr.
4.695.003 Euro an Spenden gingen im Jahre 2021 von 16.268 Spendern und Kolpingsfamilien bei Kolping International ein. Das ist genau so viel im Rekordjahr zuvor!
1.422.417 Euro wurden für den Kolping Corona Fonds seit April 2020 über Kolping International gespendet. Menschen in 30 Ländern bekamen damit überlebenswichtige Unterstützung. Z.B. bekamen 700 Schulkinder allein in Togo Schulbücher, Hefte und Stifte, um während der Pandemie weiter lernen zu können. Weltweit wurden viele tausend Kinder unterstützt.
Otto von Dellemann
Der 89-jährige Martin Gamper lebt seit seiner Geburt auf dem 1.600 Meter hochgelegenen
Mitter-Pardatsch Hof, einem Erbhof auf St. Martin im Kofel. Obwohl sein Leben am steilen Hang oft sehr kräfteraubend war, hat er sich nie nach einem anderen Ort gesehnt.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der Altbauer Martl verbringt heute die Zeit zurückgezogen in der getäfelten Stube, dort wo Generationen von Vorfahren ein- und ausgegangen sind. Er hat beim Umbau dafür gesorgt, dass die Stube in der ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. „Di Brettr fün Bodn do hon i nou selbr gschnittn“, betont er. Martin wuchs als ältester von sieben Kindern auf Pardatsch auf. Die Familie lebte von dem, was der Hof hergab. Nur Salz, Zucker, Maismehl und Karbid für die Lampen trugen die Eltern im dreistündigen Fußmarsch von Latsch zum Hof. Als Achtjähriger durfte Martin seinen Vater erstmals begleiten. „Sel isch a Erlebnis gwesn“, erinnert er sich. Ein halbstündiger Fußmarsch führte ihn vom Hof zur Bergschule neben der Kirche. Die Schulmesse war Pflicht. „Miar hobm wegn dr Kommunion gmiaßt niachtern sein, unt Mux hobmer koan terft mochn“, erzählt er. Nachdem sich Martin einmal zu jemanden umgedreht hatte, dem schlecht geworden war, riss ihm der Pfarrer das Ohrläppchen los. Im ersten Schuljahr war die Unterrichtssprache Italienisch. „Verstondn hobm miar lei soldi unt mangiare“, scherzt er. Bei der Option entschieden sich Martins Eltern für das Dableiben. Das brachte ihm und den Geschwistern die hämischen Zurufe „walsche Kindr“ ein. Der Schulweg war vor allem im Winter sehr beschwerlich. Stürmischer Wind wirbelte den vielen Schnee auf. Einmal wäre Martin beinahe erstickt, wenn ihn nicht ein Nachbar gerettet hätte. Die Arbeit auf dem Hof ging nie aus. Schwierig war die Zeit, als der Vater im Krieg in Norditalien war. Mit Hilfe der Kinder pflügte die Mutter die Felder, mähte in alle Herrgottsfrüh die Wiesen und trug Heu und Getreide in die Scheune. „Do tatn heint viele schaugn, wia miar gorbatet hobm, zmorgaz mit dr Segaz unt Nomitog mit dr Krax.“ Erst viel später brachten Maschinen Erleichterung. Um etwas dazu zu verdienen, arbeitete Martin zeitweise beim Bau des Stausees in Martell, als Knecht in Latsch und als Holzarbeiter. „Nor hobmer obr a Gelt kopp, a Fackl z‘ kafn“, meint er. Während seines Militärdienstes in Meran führte ihn eine Reise zur Papstaudienz nach Rom. „Selm hots miar gor nicht gfolln, miar hobm lausig glebt“, betont er. Neben der Arbeit auf dem Hof gab es immer auch Zeiten der Geselligkeit bei Musik und Tanz, so am Ostermontag, nach dem Korntragen und zu Martini. Gar einige Burschen konnten Ziehharmonika spielen. „Dr Stubabodn do hot eppas ausholtn gmiaßt“, scherzt er. In seiner Stube tanzte er zum ersten Mal auch mit seiner späteren Frau Rosa Gamper (Jg. 1938). Von der Empore in der Kirche aus hatte er ihr zugezwinkert und sich dann mit ihr getroffen. Im Mai 1963 führte er sie zum Traualtar. Es schneite so viel, dass es im Pardatschhof vom Dach der Brautkammer auf das Bettzeug tropfte. „Di Rosa hot nor gmiaßt di gschenkte Bettwasch inbettn“, lacht er. Für das Hochzeitsfoto fuhr das Paar später nach Meran. Inzwischen konnte die Seilbahn benutzt werden. „Di Bohn isch für inz do s` Herzblattl“, unterstreicht Martin. Das Lachen von sieben Kinder füllte schon bald den Hof. In dunklen Wintern spielten sie bei Kerzenlicht. 1979, ein Jahr nachdem Martin den Hof übernommen hatte, wurde dieser an das Stromnetz angeschlossen. Endlich konnten eine Waschmaschine, ein Kühlschrank und eine Tiefkühltruhe gekauft werden. Ein schreckliches Ereignis hat sich in Martins Gedächtnis eingebrannt. Es ist der Tod seiner zwei Brüder und deren zwei Kollegen am 3. September 1966. Als Holzarbeiter am Nördersberg waren sie nachts in ihrer Baracke von einer Mure begraben worden. Tröstlich empfand die Familie die Anwesenheit von Bischof Josef Gargitter bei der Beerdigung in Latsch. Sehr geschmerzt hat ihn auch der Tod seiner Frau Rosa im November 2021. „Wenn i obr di gleich Frau kriagat, tat i in mein Lebm wiedr olz gleich mochn“, bekennt er. Von ihr geblieben ist ihm das Bild an der Wand und viele schöne Erinnerungen an die Zeit, die sie gemeinsam im Familienkreis in der getäfelten Stube verbracht haben.
Aus dem Gerichtssaal - Bei der Gemeinde Rovereto gibt es ein umfangreiches Archiv. Darin werden unter anderem die politisch interessantesten Prozessakten des Rechtsanwalts Sandro Canestrini aufbewahrt. Dieser hatte im Strafverfahren gegen den General Di Lorenzo und den Leutnant Palestro einige der Angehörigen der sieben toten Alpini als Nebenkläger vertreten. Zwei der Strafurteile, jenes des Untersuchungsrichters beim Landesgericht Bozen und das anschließende des Strafsenats vom Juli 1975, konnte ich einsehen. Der General wurde schon in der Voruntersuchung freigesprochen. Ihm war vorgeworfen worden, er hätte das Wintermanöver angeordnet bzw. nicht abgebrochen, obwohl er wusste oder bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt hätte wissen müssen, dass die Witterungsbedingungen ungünstig waren und zum Abgang von Lawinen führen konnten. Diese Kenntnis war ihm nicht vorzuwerfen, auch weil er in seinen Anweisungen für die Manöver die konkrete Entscheidung über die Wahl der Routen dem Mannschaftsführer überlassen hatte. Somit blieb als einziger strafrechtlich für den Tod der sieben Alpini Verantwortlicher der Leutnant Palestro übrig. Und auf den prasselten in der Hauptverhandlung die Vorwürfe haufenweise herab: Warum er für den Marsch nach der Oberdörfer Alm nicht den lawinensicheren, über die sanften Böden auf der orografisch rechten Talseite verlaufenden Anstieg gewählt hatte? Warum er sich vor dem Abmarsch nicht bei Einheimischen über die Lawinengefahr auf der orografisch linken Talseite entlang des Sommerweges erkundigt hatte? Warum die Soldaten wie Schafe einer hinter dem anderen („in fila indiana“) gingen und sich nicht die 50 Meter langen Lawinenschnüre um den Leib banden? Warum ihn nicht die von jeder Karte ablesbare Steilheit des Geländes an der orographisch linken Talseite davon abhielt, diesen gefährlichen Anstieg zu wählen? Bloß weil dieser bis auf das Schlinigjoch in den Vortagen von einer anderen Einheit freigeschaufelt und damit bequemer begehbar erschien? Auf all diese und die vielen anderen Fragen, die wir schon in der 1. Folge angesprochen haben (nicht vorhandene medizinische Notversorgung, ausgefallenes Funkgerät, fehlende Schaufeln), konnte der Angeklagte nicht befriedigend antworten, weshalb ihn das Landesgericht Bozen zu einer bedingten Haftstrafe von acht Monaten wegen fahrlässiger Tötung verurteilte. Die Angehörigen wurden aus der Staatskasse entschädigt.
Der Strafprozess war wichtig und wohl auch nützlich. Wichtig nicht nur weil er für die Angehörigen der jungen Rekruten Gerechtigkeit und eine späte Genugtuung brachte. Wichtig auch, weil damit eine gerade unter Militärs verbreitete menschenverachtende Einstellung bloßgelegt wurde, die mit dem in der Verfassung verankerten Leitbild von Soldaten als „Staatsbürger in Uniform“ schwer in Einklang zu bringen war. Und nützlich schließlich, weil sich wohl auch im Anschluss daran bis in die hohen Ränge der „Forze armate“ herumsprach, dass man mit einem Präsenzdiener nicht nach Gutdünken umspringen kann sondern für dessen Wohlergehen verantwortlich ist. Tatsache ist jedenfalls, dass sich meines Wissens nach der Tragödie auf der Oberdörfer Alm vom Jahre 1972 keine ähnlichen tödlichen Unfälle mehr ereignet haben. Außerdem ist seit dem Jahre 2004 die allgemeine Wehpflicht abgeschafft, die ja ohnehin hauptsächlich dem Zwecke diente, zumindest numerisch die Verpflichtungen gegenüber der NATO zu erfüllen, nämlich eine bestimmte Anzahl von Divisionen unter den Waffen zu halten. Deren Tauglichkeit im Ernstfall war begrenzt, die wenigsten der Eingezogenen wussten überhaupt, wie mit einem Gewehr umzugehen. Über die Gefährlichkeit einer solchen Situation wissen wir spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. So unrecht hatten die Römer nicht: „si vis pacem, para bellum“: Wenn du den Frieden willst, sei für den Krieg gerüstet. Aber das steht auf einem anderen Blatt!
Peter Tappeiner Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Schnals - Unter großer Publikumsbeteiligung wurde wetterbedingt im Vereinshaus in Unser Frau die Vernissage zur Ausstellung und Veranstaltungsreihe „KULTURLARCH 2022 – Hans Luis Platzgummer zum 70. Geburtstag“ begangen. Musikalisch umrahmt wurde das Fest von der Musikkapelle Schnals.
Hans Luis Platzgummer freute sich besonders über die Räumlichkeiten zur „Ausstellung 1“ mit einem Überblick über sein Lebenswerk: „Endlich werden die historischen Gebäude des Freilichtgeländes in Unser Frau genutzt und zugänglich gemacht, der ideale Rahmen für meine Werke.
Benjamin Santer, Präsident des Kulturvereins Schnals, und Projektleiter Dietmar Rainer würdigten sowohl das Schaffen des Künstlers, hoben aber auch das enorme Wissen und die Aktivitäten des Jubilars rund um Kultur, Archäologie und Musik hervor. Um diese Vielfältigkeit darzustellen, wird es bis in den Herbst Veranstaltungen zu den diversen Interessensgebieten wie Kirchenchor, Volksmusik, Archäologie etc. geben.
Die Ausstellung bleibt bis 8. Mai 2022 geöffnet (jeden Samstag & Sonntag, 10–17 Uhr).
Das komplette Programm ist unter www.kulturverein-schnals.it zu finden.