Es gibt kaum jemand, der über die Südtirol-Autonomie besser Bescheid weiß. Luis Durnwalder war nicht nur bei der legendären Paket-Abstimmung 1969 dabei, er hat tatkräftig die Ausgestaltung der Autonomie mitgestaltet. Luis Durnwalder war 25 Jahre lang Landeshauptmann von Südtirol - von 1989 bis 2014. Durnwalder wohnt im Tschirland.
Interview: Erwin Bernhart
Sommerwind: Herr Altlandeshauptmann Luis Durnwalder, hat Südtirol die weltbeste Autonomie?
Luis Durnwalder: Es gibt keine weltbeste Autonomie. Jede Autonomie ist angeglichen an die Verhältnisse des betroffenen Landes, an die Geschichte, an die rechtlichen Grundlagen, an die politischen Verhältnisse usw. Wir haben eine Autonomie für uns, die ich als gut bezeichnen möchte.
Sommerwind: Was ist eine Autonomie?
Luis Durnwalder: Die Autonomie ist ein Zugeständnis, dass man selber über den eigenen Lebensraum verfügen kann, ohne dass deswegen Grenzen verschoben werden müssen. Unsere Vorfahren haben die Selbstbestimmung beantragt. Das bedeutet, man wollte selbst bestimmen, zu welchem Staat man gehören will. Das ist aus politischen Überlegungen damals nicht gewährt worden. Man hat das auch 1945 nicht erreicht. Die Siegermächte wollte Italien nicht noch zusätzlich demütigen. Italien hat damals einige Gebiete wie Dalmatien und Istrien und das Hinterland von Triest verloren und deshalb wollte man nicht, dass Italien noch ein anderes Gebiet verlieren soll. Südtirol sollte also bei Italien bleiben. Aber: Damit man auch Österreich und Südtirol entgegenkommt, musste der italienische Staat den „dortigen Bevölkerungen“ - es wurde der Plural gewählt - eine autonome Gesetzgebung und Verwaltung gewähren. Innerhalb des Landes können wir dadurch viele Dinge - nicht alle - selbst bestimmen. Durch diese Autonomie können wir die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik im Rahmen der italienischen Verfassung und der EU-Verträge selber regeln und damit auf unsere speziellen Verhältnisse Rücksicht nehmen können. Sie können sich ja vorstellen, dass eine Landwirtschaft in Sizilien ganz eine andere ist als eine Landwirtschaft im Berggebiet. Oder dass wir im kulturellen Bereich andere Gene haben, andere geschichtliche Begebenheiten haben wie etwa schon im Trentino. Selbstbestimmung und Autonomie sind nicht dasselbe. Autonomie bedeutet, dass das Gebiet beim Staat bleibt, aber innerhalb dieses Gebietes kann man die Besonderheiten selbst berücksichtigen.
Sommerwind: Sie waren von 1989 bis 2014 Landeshauptmann. Sie haben in diesen Regierungszeiten auch illustre Gäste begrüßen können, den Dalai Lama etwa oder auch andere Vertretungen von Minderheiten. Wie haben Sie diesen interessierten Gästen unsere Autonomie erklären können?
Luis Durnwalder: Man muss vorausschicken, dass die Leute, die wegen unserer Autonomie gekommen sind, bereits vieles gewusst haben. Die Abordnungen sind gekommen, weil auch sie intern Probleme gehabt haben. Wenn ich an die Buren aus Südafrika denke, oder an die Slowenen, oder an die deutsche Minderheit in Belgien oder auch an Donezk und Luhansk. All diese Abordnungen haben gewusst, dass wir Südtiroler Möglichkeiten gefunden haben, die Streitereien, die immer innerhalb von Staaten da sind, wenn es um Minderheiten geht, ohne Krieg zu lösen. Mit Geduld und Ausdauer. Der Fokus des Interesses lag deshalb darauf, wie wir imstande waren, dies umzusetzen. Eines ist klar, die Gäste wussten auch, dass wir früher ein ganz armes Gebiet waren, eines der ärmsten in Italien. Wenn wir heute weitaus an erster Stelle unter den Regionen Italiens und an 19. Stelle der 280 Regionen der EU sind, was das Bruttoinlandsprodukt oder auch die Lebensqualität betrifft, so ist das darauf zurückzuführen, dass wir eine Politik betreiben konnten, die auf unsere speziellen Verhältnisse Rücksicht nimmt und nicht an der Realität vorbeigeht. Die politischen Gäste wollten wissen, ob diese Südtiroler Regelungen auch bei ihnen, in ihrem Gebiet, eins zu eins umgesetzt werden können. Der Dalai Lama war vier Mal bei uns. Er war von unserer Autonomie begeistert. Der Dalai Lama wollte in Tibet ursprünglich wieder einen souveränen Staat errichten, hat aber dann einsehen müssen, dass das nicht machbar ist. China weicht nicht zurück. Deshalb ist der Dalai Lama jetzt für eine Autonomie in Tibet und da könnte das Südtiroler Modell fast eins zu eins übertragen werden.
Luis Durnwalder, ex-Presidente della Provincia autonoma di Bolzano:
Non esiste un‘autonomia migliore al mondo. Ogni autonomia è adattata alle circostanze del Paese interessato, alla sua storia, alla sua base giuridica, alla sua situazione politica, ecc. Abbiamo un’autonomia che vorrei definire buona.
L‘autonomia è la concessione di poter disporre del proprio spazio vitale senza dover spostare i confini per questo.
Ein anderes Beispiel: Ich war in Donezk, in Luhansk und auch auf der Krim. Ich habe eine Einladung vom Europaparlament und von Russland bekommen. Man könnte heute auf Donezk und Luhansk, also im Donbass, das Südtiroler Modell übertragen. Das heißt, das Gebiet bleibt bei der Ukraine und die Ukraine gibt der russischsprachigen Minderheit eine Autonomie. Das hat die Ukrainie versäumt. Man hat der russischsprachigen Bevölkerung von Kiew aus die Sprache genommen, die Schulen und ihre Eigenarten. Das war meiner Meinung nach falsch. Meinen Ausführungen wurde dort großes Interesse entgegengebracht. Als ich aber gesagt habe, dass die Polizei und das Heer, also die Verteidigung, beim Staat, in diesem Fall bei der Ukraine, bleiben soll, dann war aus. Schritte hin zur Autonomie setzt voraus, dass beide Seiten Bereitschaft zeigen.
Sommerwind: Sehen Sie auf internationaler Ebene Minderheiten, die an der Südtiroler Autonomie angedockt haben und damit Erfolg hatten?
Luis Durnwalder: Es waren Ungarn bei uns, die ungarische Minderheiten in Rumänien vertreten haben. Der ungarische Minister hat großes Interesse an unserem Modell gezeigt. Man kann allerdings nie sagen, wieviel von uns übernommen worden ist. Ich bin der Meinung, dass Südtirol aufgrund des Erreichten - es ist nicht alles perfekt - ein Bezugspunkt der Hoffnung für eine friedliche Lösung von Minderheitenfragen ist. Nur auf dem Papier ist eine Autonomie nichts wert. Man muss sie auch umsetzen. Für Südtirol haben aber nicht die Politiker den Wohlstand, die Lebensqualität und die Vollbeschäftigung gebracht. Das haben die Leute selbst erbracht. Die Politik hat mitbegleitet, hat Rahmenbedinungen erstellt, hat also die Bevölkerung „machen lassen“. Wenn wir die Vergleichsparameter und den EU-Schnitt von 100 hernehmen, dann hat Südtirol 154 und Sardinien 87. Sardinien hat auch eine Autonomie.
Sommerwind: Um die Autonomie Südtirols zu erklären, wie weit müssen wir in die Vergangenheit zurückgehen?
Luis Durnwalder: Das Loslösen von Österreich nach dem 1. Weltkrieg war der Beginn. Bei fast allen Minderheiten sind in den jeweiligen Staaten die gleichen Prinzipien angewandt worden, vor allem in diktatorischen oder zentralistischen Staaten: Man begann zuerst mit einer Assimilierungspolitik, dann eine Majorisierungspolitik und dann vielfach sogar mit der Deportation. In Südtirol war die Assimilierung ab den 1920er Jahren, dann kam mit der Zuwanderung von Italienern der Versuch der Majorisierung und nachdem man nicht imstande war, unsere Bevölkerung klein zu kriegen hat man die Deportation, in unserem Fall die Option, durchgeführt. Die Südtiroler mussten sich entschieden, ob sie bei Italien bleiben wollen, mit der Gefahr in andere Regionen versetzt zu werden, oder ob sie auswandern und in einem anderen Gebiet des „Reiches“ angesiedelt werden sollten. 1945 hat man sich dann für eine friedliche Lösung entschieden. Hätte man in Jugoslawien ähnliches gemacht, hätten, das ist meine Überzeugung, viele Kriege verhindert werden können. Es gelingt nirgends, wenn man glaubt, die Leute mit Staatsgewalt in die Knien zwingen zu können.
Sommerwind: Auch in Südtirol hat es, wie in anderen Gebieten mit Minderheiten, Gewalt und Terror gegeben. Man denke an die Anschläge in den 1960er Jahren.
Luis Durnwalder: Das hat es gegeben, ja, weil Italien den Pariser Vertrag zum Schutz der Minderheiten nicht vertragskonform umsetzen wollte. Wenn die Bevölkerung nicht gezeigt hätte, dass sie auf die Einhaltung dieses internationalen, von den Siegermächten unterstützten, Vertrages besteht und mit der italienischen Politik der Unterdrückung und der Majorisierung nicht einverstanden ist, dann hätte es auch nicht die Behandlung der Südtirolfrage vor der UNO und danach die Verhandlungen in den 1960er Jahren gegeben. Diese Forderungen der Bevölkerung wurden auch durch Anschläge auf Staatssymbole durch eine Gruppe von Südtirolern unterstützt. Bei der ersten Welle der Bombenattentate waren Leute dabei, die mit innerer Überzeugung und Begeisterung mitgegangen sind. Die zweite Welle war und ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel gewesen. Wir verdanken den Terroranschlägen nicht unsere Autonomie. Aber eines muss man auch sagen: Es hat sie gebraucht, sonst wäre die von der Regierung eingesetzte 19-er Kommission zur Ausarbeitung der Streitbeilegungspunkte nicht weitergekommen. Das Südtirolproblem wäre nicht international bekannt geworden. Es gibt Historiker, die sagen, dass man mit den Anschlägen die Selbstbestimmung weggebombt hätte. Ich bin da anderer Meinung. Die Welt wurde auf Südtirol aufmerksam. Wir wollten ja nur das durchgesetzt haben, was uns von den Siegermächten zugesprochen worden ist. Auch wenn dies gefährlich ist, ich sag’s trotzdem: Das „Los von Trient“ war nicht unbedingt so gemeint, dass man mit den Trientnern nichts zu tun haben wollte. Wäre aber Degasperi damals vernünftig gewesen und hätte den Südtirolern ohne Region die Autonomie zugestanden und auch den Trientnern, dann hätte es keinen Auszug aus der Regionalregierung gegeben und wenn der damalige Präsident der Region Odorizzi a bissl vernünftiger gewesen wäre, hätte es die Streitereien in den 1950er Jahren nicht gegeben, hätte es „Sigmundskron“ nicht gegeben, hätten auch keine Anschläge stattgefunden.
Sommerwind: Sie waren in den 1960er Jahren als Polit-Jungspund bei den Diskussionen dabei, Sie waren bei der Abstimmung über das Paket 1969 dabei und später als Landesrat und dann als Landeshauptmann. Welche Erlebnisse in Bezug auf die Autonomie sind Ihnen besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Luis Durnwalder: Beeindruckt hat mich in den 1960er Jahren, dass die Bevölkerung eine Lösung haben wollte. Damals hat es Paketgegner und Paketbefürworter gegeben. Ich war bei den Paketgegnern. Da haben sich die beiden Gruppen befetzt, altroché heute.
Sommerwind: Nennen Sie einige Kraftausdrücke von damals...
Luis Durnwalder: Die sind nicht zitierfähig. Besser nicht. Man hat sich ja dann ausgesöhnt. So wie man sich nach dem 2. Weltkrieg zwischen Optanten und Dableibern ausgesöhnt hat. Mir hat der Wille, die Begeisterung gefallen, die Leute haben mitdebattiert. Im Parteiausschuss wurde tagelang über das Paket diskutiert. Man hat sich in Gasthäusern getroffen. In den Reihen der Paketgegner kursierte gar der Vorschlag, dass alle zurücktreten sollten, damit der Silvius Magnago gezwungen wäre, einzulenken. Gott sei Dank ist das nicht passiert.
Sommerwind: 1969 hat eine hauchdünne Mehrheit in der Südtiroler Volkspartei für die Annahme des Paketes gestimmt. War das gut so?
Luis Durnwalder: Ich war mit dabei. Jedesmal, wenn ich den Kursaal in Meran betrete, erinnere ich mich an die Stimmung von damals. Die Luft war zum Schneiden. Magnago musste alle rhetorischen und inhaltlichen Register ziehen. Ohne Magnago wäre die Abstimmung anders verlaufen. Ich sage, dass die dünne Mehrheit gut war, vor allem für spätere Verhandlungen mit den Römern. Magnago konnte so auf jeden Beistrich beharren. Auch später konnte auf dieses dünne Ergebnis zurückgegriffen werden. Aus den Reihen der Paketgegner entwickelte sich dann in den 1990er Jahren eine Opposition im Lande, die in Richtung Selbstbestimmung „Los von Rom“ gehen wollte. Als Landeshauptmann habe ich den Römern dann gesagt, wenn ihr uns dies oder das nicht gebt, dann nimmt die Bewegung für die Selbstbestimmung in Südtirol zu und dann kommt es halt wieder zum Konflikt. Das hat teilweise geholfen. Das gilt auch für die Schutzfunktion der Republik Österreich.
Luis Durnwalder:
Se la popolazione non avesse dimostrato di insistere sul rispetto di questo trattato internazionale, sostenuto dalle potenze vincitrici, e di non essere d‘accordo con la politica italiana di oppressione e di maggiorizzazione, non ci sarebbe stato il trattamento della questione sudtirolese davanti all‘ONU e poi i negoziati degli anni Sessanta. Queste richieste della popolazione sono state sostenute anche da attacchi ai simboli dello Stato da parte di un gruppo di sudtirolesi.
Denn Österreich kann Italien vor die UNO bringen, vor dem internationalen Gerichtshof. Das wollte man in Italien bisher immer vermeiden. Wichtig in diesem Zusammenhang: Weil unsere Autonomie auf internationale Verträge fußt, unterscheidet sie sich wesentlich von den Autonomien von Sardinien, Sizilien, Julisch Venetien und Aosta, die nur mit Verfassungsgesetz eingeführt wurden und deshalb auch mit einem Verfassungsgesetz wieder genommen werden könnten. Das schält man oft zu wenig heraus. Meiner Meinung nach braucht es drei Verhandlungstische in Italien. Einer betrifft die Regionen mit Normalstatut-Regierung, ein zweiter ist Regionen mit Spezialstatut-Regierung und ein dritter die autonomen Provinzen Südtirol und Trient-Regierung. Unsere Autonomie kann nur mit Zustimmung unsererseits und mit Zustimmung von Seiten Österreichs abgeändert werden.
Sommerwind: 1992 ist das Paket mit der sogenannten Streitbeilegung abgeschlossen worden. Ist die Autonomie in Stein gemeiselt?
Luis Durnwalder: Nein. Mit dem Pariser Abkommen von 1946 haben wir auf 32 Zeilen eine autonome Gesetzgebung und Verwaltung bekommen. Das neue Autonomiestatut von 1972 hat dann in 137 Punkten festgelegt, was darunter zu verstehen ist. Alles andere kam dann dazu. Wir haben 1992 nur die 137 Punkte des Paketes abgeschlossen. Der damalige österreichische Außenminister Alois Mock hat dies bei der Streitbeilegung gegenüber Italien betont. Der Grundsatz der autonomen Verwaltung und der autonome Gesetzgebung bleibt aufrecht, auch das Selbstbestimmungsrecht bleibt aufrecht. Bereits 1993 haben wir weitere 16 Punkte verlangt, die wir in den folgenden Jahren auch bekommen haben. Wir sprechen von einer dynamischen Autonomie. Neue Zeiten verlangen neue zusätzliche Kompetenzen, neue Gesetze und neue Verwaltungen. Wer hätte in 1960er Jahren die Entwicklung im Fremdenverkehr voraussehen können, bei der Mobilität, bei Landschaft und Umweltschutz oder an Breitband oder an Umweltschutz oder an Alternativenergien gedacht?
Sommerwind: Wobei der Umweltschutz beim Staat angesiedelt ist.
Luis Durnwalder: Diesen haben die Römer erst später als eigene Kompetenz eingeführt. Durch die Einführung der Umweltschutzgesetze hat uns Rom beispielsweise unser Jagdgesetz ausgehebelt, auch was die Urbanistik, die Raumordnung und den Landschaftsschutz anbelangt. Da müssen wir immer auf der Hut sein und uns wehren.
Sommerwind: Können Sie nachvollziehen, dass Leute mit Teilen der Autonomie, mit der Sprachgruppenzugehörigkeit etwa, mit dem Zweisprachigkeitsnachweis, mit der Schule auch fremdeln?
Luis Durnwalder: Ich war mit Alexander Langer und anderen Gegnern der Sprachgruppenerklärung und des Proporzes immer wieder in Kontakt und ich habe mich mit der Zeit dann auch recht gut verstanden. Wir haben 2005 die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung abgeändert. Im Zuge der Volkszählungen alle 10 Jahre wurden wegen des Proporzes auch die persönliche Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung erhoben. Auf den Proporz können wir nie verzichten. Proporz heißt, dass alle Volksgruppen gemäß ihrer Stärke in der öffentlichen Verwaltung, in den öffentlichen Stellen vertreten sein sollten und bei der Zuteilung von Wohnungen entsprechend berücksichtigt werden. Wir haben das dann so abgeändert, dass die Sprachgrupenzugehörigkeit einmal im Leben erklärt werden soll, mit der Möglichkeit, sich jederzeit anders entscheiden zu können. Diese Umerklärung wird allerdings erst nach 18 Monaten wirksam. Da müssen wir nicht mehr alle 10 Jahre streiten. Es gibt heute mit Schule, Proporz und Zweisprachigkeit drei etwas umstrittene Dinge. Ich bin der Meinung, dass die Schule so gestaltet werden soll, dass jeder beide Sprachen erlernen kann - ordentlich Deutsch und ordentlich Italienisch und wenn möglich auch Englisch. Da muss man Methoden finden, um dieses Ziel am sichersten zu erreichen. Sprachen lernen ist europäisch und kein Heimatverrat. Ich bin aber gegen einen Immersionsunterricht. Das wäre eine Gefahr für eine sprachliche Minderheit. Der Proporz ist heute mehr im Interesse der Italiener. Aber wir dürfen auf den Proporz nicht verzichten. Proporz, wenn er auch heute nicht mehr so gefühlt wird, bedeutet Sicherheit für eine Minderheit. Vielleicht soll man da nicht mit der Apothekerwaage messen und zwischen den Arbeitskategorien umschichten. Auf die Amstsprache in öffentlichen Ämtern dürfen wir ebenfalls nie verzichten. Auf diese Grundsätze - Schule, Proporz und Zweisprachigkeit - darf man nie verzichten.
Sommerwind: Ihr Wunsch, Ihre Vision: Was ist der Bedarf für die nächsten 20 Jahre?
Luis Durnwalder: Der Bevölkerung muss bewusst bleiben, dass wir eine Minderheit in Italien sind. Wenn wir aufgrund des Erreichten glauben, dass wir in der Mehrheit sind, dann täuschen wir uns gewaltig. Wenn sich die Bevölkerung dessen bewusst ist und wenn es die Bevölkerung will, dann brauchen wir Sondermaßnahmen, auch wenn einiges nicht mehr zeitgemäß erschienen mag. Man wird sich andauernd wehren müssen. Ein Fisch, der nicht schwimmt, wird weggespült. Der Staat muss einsehen, dass wir Südtiroler nicht die schlechteren Staatsbürger sind. Der Schutz der Minderheiten muss im nationalen Interesse bleiben. Mein Wunsch ist es auch, dass wir uns immer mehr als Europäer fühlen, so dass Staatsgrenzen nicht mehr als ethnische Grenzen angesehen werden. Aber: Eine Minderheit muss tagtäglich für seine Rechte kämpfen, wenn das bei der Jugend heute auch oft anders gesehen wird.
Luis Durnwalder:
La popolazione deve rimanere consapevole che siamo una minoranza in Italia. Se crediamo di essere la maggioranza, grazie ai risultati ottenuti, ci sbagliamo di grosso. Se la popolazione ne è consapevole e se la popolazione lo
vuole, allora abbiamo bisogno di misure speciali, anche se alcune cose possono sembrare obsolete. Dovremo reagire sempre.
Der Vinschgau ist nicht nur ein Apfelparadies. Auch zahlreiche aromatische Obstsorten und knackiges Gemüse fühlen sich hier besonders wohl. Ob Marillen, Erdbeeren, Kirschen, verschiedenste Beeren oder Blumenkohl: Das Obst und Gemüse wächst im Vinschgau auf einer Höhe von bis zu 1.800 Metern heran. Viel Sonne und wenig Regen, der hohe Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht lassen die Früchte und das Gemüse langsam heranreifen. Unter freiem Himmel dürfen sie ihr spezifisches Aroma zur Gänze ausbilden. Und dieser intensive Geschmack führt zu ganz besonderen Genusserlebnissen!
Die Vinschger Bauern stecken sehr viel Liebe und Handarbeit in den umweltschonenden Anbau der gesunden Köstlichkeiten. Mit Sorgfalt und Respekt pflegen sie ihre Obstbäume und Gemüsefelder, und das seit Generationen. Geerntet werden schlussendlich per Hand nur die besten und voll ausgereiften Früchte. Der professionelle Anbau durch die erfahrenen Bäuerinnen und Bauern sowie die idealen klimatischen Bedingungen garantieren höchste Qualität. Auf kurzem Weg gelangt das Obst und Gemüse dann erntefrisch und je nach Reifegrad direkt in die Geschäftsregale. Durch die Höhenlage der Anbaugebiete ist das frische Obst und Gemüse aus dem Vinschgau selbst dann noch verfügbar, wenn andernorts die Erntezeit bereits vorüber ist.
Die Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten, welche die Bauern im gesamten Vinschgau aufziehen, ist facettenreich. Im Martelltal im Herzen des Nationalparks Stilfserjoch wachsen in außergewöhnlicher Höhe süße Berg-Erdbeeren, samtweiche Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren heran. Im oberen Vinschgau gedeihen vorwiegend die aromatischen Marillen und saftigen Kirschen. Im großen Vinscher Gemüsegarten reift zudem knackiger Blumenkohl, Rot- und Weißkohl und Radicchio heran. Von fruchtig-süß bis knackig-herb, das Obst und Gemüse überzeugt mit seinem ausgeprägten Aroma, absoluter Frische und einwandfreier Qualität.
Erkennbar ist das Obst und Gemüse aus dem Vinschgau am Logo mit den zwei Marienkäfern und der Herkunftsangabe. Die beiden Marienkäfer stehen für den naturnahen und nachhaltigen Anbau und die hohe Qualität der Produkte aus dem Vinschgau.
Ob als süßer Snack für die Pause zwischendurch, als erfrischende Stärkung während einer Wanderung oder als knackige Beilage zur sommerleichten Mahlzeit: Das Vinschger Obst und Gemüse mit seinen vielen Vitaminen und Ballaststoffen ist nicht nur ein gesunder Bestandteil der Ernährung, sondern schenkt auch echte Genussmomente. Es lässt sich pur genießen oder in vielen Varianten zubereiten. Wer sich den Geschmack des Sommers langfristig ins Haus holen möchte, verarbeitet die Früchte zu erfrischenden Säften oder leckerer Marmelade.
Schon mal die köstlichen Berg-Erdbeeren, rubinroten Kirschen oder samtigen Marillen aus dem Vinschgau probiert? Nutzen Sie jetzt die Zeit, in der die geschmackvollen saisonalen Produkte aus dem Vinschgau erntefrisch erhältlich sind.
Testo e Foto: Gianni Bodini
Passo diverse notti fuori di casa per ammirare le stelle, ma non sono un astronomo. Il cielo è per me una grande lavagna sulla quale sono scritte tante storie che raccontano di miti e leggende, di eroi e di amori: sono le costellazioni! Tra queste, la più affascinante e intrigante per me è quella di Orione, il cacciatore. Su questo personaggio mitologico esistono diverse versioni e per saperne di più basta cliccare in internet. In ogni caso è un gigante che ne ha combinate di tutti i colori e alla fine, accecato, gira per il mondo portando in spalla un nano che gli indica la via. La vicenda assomiglia a quella di San Cristoforo, il gigante barbuto che porta in spalla Gesù Bambino, che a sua volta tiene in mano il globo terrestre. Nel mondo cristiano orientale viene rappresentato con la testa di cane e ricorda Anubis, l’antica divinità egiziana che pesava le anime prima del loro viaggio nell’aldilà, il quale a sua volta richiama alla memoria l’arcangelo Michele, spesso raffigurato con la bilancia! Ma torniamo a San Cristoforo che, guarda caso, si festeggia il 25 luglio, nel periodo della canicola, ovvero nei giorni più caldi dell’anno. In quelle notti è ben visibile anche Sirio, la stella più luminosa del cielo e Sirio fa parte della costellazione del Cane che si trova proprio ai piedi di Orione il cacciatore…
In Sudtirolo ci sono circa 1000 chiese, solo due sono dedicate a San Cristoforo, ma sulla facciata di un centinaio di esse appare l’immagine del gigante buono. Di norma si tratta di affreschi molto grandi e rivolti verso la via principale perché secondo una tradizione locale chi si metteva in viaggio dopo aver guardato la sua immagine, non avrebbe corso pericoli. Cristoforo è anche protettore dei viandanti, dei viaggiatori, e ricordo che una volta il santino con la sua effigie si trovava sul cruscotto delle auto, nel posto ora occupato dal navigatore satellitare. Anche in Val Venosta, terra di transito, sulle facciate di una dozzina di chiese possiamo ammirare la scena che ritrae il gigante con il bimbo in spalla. Si tratta spesso di opere di buona fattura, realizzate tra il 1200 e il 1700, che permettono quindi anche un viaggio tra i diversi stili artistici. Anubis, Orione, l’Uomo Selvatico…, ma allora chi è Cristoforo? Probabilmente è una rappresentazione nata dalla fusione di tante storie e dimostra in modo magistrale che la cultura è la somma delle conoscenze.
Unzählige Wanderungen, flowige Biketrails, glitzernde Bergseen, urige Einkehrmöglichkeiten, zahlreiche Kulturstätten und einzigartige Veranstaltungen
Das Feriengebiet Latsch-Martelltal besticht durch seine Einzigartigkeit; Latsch überzeugt durch zahlreiche Kulturstätten, wunderbare Wanderwege, flowige Biketrails und unvergessliche Veranstaltungen. Das natürliche Martelltal im Herzen des Stilfserjochs Nationalparks ist als beliebtes und weit über die Grenzen hinaus bekanntes Wintersportparadies, die schmackhafte Marteller Erdbeere, der glitzernde Zufrittstausee und die wunderschönen Themenwege in den Gedanken tief verwurzelt.
Immer der Sonne nach
Der Sonnenberg macht seinem Namen alle Ehre. Die in Richtung Süden ausgerichtete Talflanke punktet mit ihrem steppenähnlichen Landschaftsbild aus Trockengräsern und blühenden Kräutern. Vom Dorf St. Martin im Kofel starten Sie mit der Seilbahn bequem Ihre Entdeckungsreise auf den sonnigen Hausberg des Vinschgaus. Oben angekommen, eröffnet sich ein einzigartiges Wander- und Mountainbike-Terrain: Zwischen Steppengräsern und Flaumeichen säumen sich facettenreiche Wege und Trails durch die Berglandschaft. Und wenn Sie genau hinsehen, entdecken Sie seltene Insekten- und Reptilienarten.
Nördersberg – für kühle Sommertage: schattige, dichte Wälder und satte Almwiesen. Der Nördersberg bietet das Gegenspiel zum Sonnenberg. Das Erlebnis beginnt schon bei der Fahrt: Der Sessellift zur Tarscher- & Latscher Alm versprüht nostalgischen Charme. Angekommen an der Bergstation, warten auf Wanderer und Biker unbegrenzte Möglichkeiten: Darf es eine gemütliche Familienwanderung sein? Eine anspruchsvolle Alpintour? Oder doch eine Trailabfahrt? In der Tarscher Alm, dem Berggasthof Tarscher Alm, sowie der Latscher Alm kommen auch Genießer auf Ihre Kosten.
Auf steilen Pfaden & ebenen Wegen durch
das Martelltal: die abwechslungsreiche Landschaft im Nationalpark Stilfserjoch ermöglicht Touren aller Ansprüche, von gemächlich bis hochalpin. Wissenswertes für die ganze Familie auf den zahlreichen Themenwegen wie dem neuen Almenweg oder auch dem Erdbeerweg. Dem Himmel nahe sein können Sie auf den unzähligen Gipfeln der herrlichen Bergwelt des Martelltales. Ein herrliches Panorama erwartet Wanderer auf der Zufrittspitze und auf der Rotspitze, sowie auf dem bekannten Cevedale, aber auch die Orgelspitze eröffnet allen Bergsteigern einen wundervollen Ausblick.
Almen und Schutzhütten: Typische Südtiroler Spezialitäten in luftigen Höhen saftige Knödel, Südtiroler Brettelmarende oder ein süßer Kaiserschmarrn, erwartet sie auf den urigen Almen und Hofschänken im Feriengebiet Latsch-Martelltal. Hoch über dem hinteren Martelltal liegt die Marteller Hütte, die Lyfi Alm und die Zufallhütte. Die sonnige Tarscher-und Latscher Alm, der gemütliche Berggasthof und auch die urige Morterer Alm am Nörderberg, aber auch die etwas höher gelegenen Soy Alm. Am Sonnenberg in St. Martin im Kofel finden Sie heimelige Jausen Stationen mit hauseigenen Produkten, genießen Sie die Aussicht und die köstlichen Gerichte im Restaurant an der Bergstation, Platzmairhof, Platztairhof, in der Jausenstation Oberratschill, oder im Hofschank Oberkaserhof .
Feriengebiet Latsch-Martelltal
Tourismusverein Latsch-Martell
Hauptstraße 38/a
I-39021 Latsch
Tel. +39 0473 62 31 09
info@latsch.it
www.latsch-martell.it
Der Lederer Altar in der Spitalkirche Heilig-Geist in Latsch wurde vom schwäbischen Meister
Jörg Lederer um 1520 errichtet. Der gotische Altar gilt als einer der schönsten Flügelaltäre in Südtirol.
von Peter Tscholl
Jörg Lederer (1470 – 1550) war ein deutscher Bildhauer. Über seine Existenz und seine Lebensumstände ist relativ wenig bekannt. Seine Beziehung zum Vinschgau bezeugen mehrere seiner Kunstwerke. So zum Beispiel schuf er den Flügelaltar in Schlanders, von dem nur mehr Einzelfiguren existieren, den Flügelaltar in Hinterkirch bei Reschen, der sich heute in Budapest befindet, den Flügelaltar in der Martinskirche in Göflan und den Flügelaltar der Pfarrkirche von Partschins, von dem sich Reste in der Spitalskirche von Meran befinden. Zu seinen Meisterwerken zählt der Flügelaltar in der Spitalkirche in Latsch. Dieser Altar ist ein Höhepunkt spätmittelalterlichen Kunstschaffens in Tirol.
Der Altaraufbau mit Predella, zentralem Mittelschrein, seitlichen Flügelaltären und abschließendem Gesprenge folgt dem klassischen Aufbau eines spätgotischen Schnitzaltars. Die ursprüngliche Predella, der Unterbau des Altars ging leider verloren und wurde im Jahr 1870 durch einen barocken Tabernakel ersetzt. Hoch oben im abschließendem Gesprenge steht eine Christopherusskulptur. Sie steht in Zusammenhang mit dem ursprünglichen Hospitalsbetrieb und dem damit verbundenen Pilger- und Verkehrsstrom.
Im Zentrum des Flügelaltars ist der Gnadenstuhl der hl. Dreifalftigkeit dargestellt, an seiner Seite sind Johannes der Täufer und der heilige Wolfgang zu sehen. Die beiden Schreinwärter, der Hl. Georg und der Hl. Florian stellen die Verbindung zu den Flügeltafeln her.
Laut dem Historiker Hermann Theiner aus Latsch verwendete Lederer in seinen Werken die Holzschnitte des damaligen Ausnahmekünstlers Albrecht Dürer. Einer der Schreinwächter, der hl. Georg, trägt beispielsweise die Züge des jungen Maximilian nach einem Porträt Dürers.
Die Reliefs der Flügelinnenseiten zeigen die Verkündigung, die Beschneidung, die Geburt Christi und die Anbetung der drei Könige. Die gemalten Tafelbilder der Flügelaußenseiten haben Szenen aus der Passionsgeschichte zum Inhalt: Jesus am Ölberg, die Darstellung Jesus Christus vor Pilatus, die Geiselung und Dornenkrönung. Als Maler der Tafelbilder ist Jörg Mack aus Kaufbeueren nachgewiesen.
Der Grundstein für die Spitalkirche in Latsch wurde 1337 gelegt. Bauherrn waren die Herren von Annenberg. Nachdem das Geschlecht der Annenberger ausstarb, ging die Kirche zunächst auf die Grafen von Mohr über, seit 1759 ist sie im Besitz der Gemeinde Latsch.
Die Spitalskirche und der Lederer Altar sind leider aufgrund von Corona zur Zeit noch nicht öffentlich zugänglich. Besichtigungen sind nur im Rahmen einer Führung möglich.
Laces
L’altare alato della chiesa dell’ospedale di Laces è uno dei capolavori dello scultore tedesco Jörg Lederer. Questo altare è un punto di forza dell’arte tardo-medievale in Tirolo.
Diverse sue opere d‘arte testimoniano il suo rapporto con la Val Venosta. Ad esempio, realizzò l‘altare alato di Silandro, di cui oggi esistono solo singole figure, l‘altare alato di Hinterkirch presso Resia, oggi a Budapest, l‘altare alato della chiesa di San Martino a Covelano e l‘altare alato della chiesa parrocchiale di Parcines, i cui resti si trovano nella chiesa dell‘ospedale di Merano.
Informationen: Tourismusbüro Latsch 0473 623109 info@latsch.it
Eine Sensation bahnte sich an, als im Sommer 1992 bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche Unsere Liebe Frau auf dem Bühel, „Bichlkirche“ in Latsch eine marmorne Steinplatte entdeckt wurde.
von Peter Tscholl
Bei den Restaurierungsarbeiten wurde u.a. die barocke Holzverkleidung des gotischen Altars entfernt. Zum Vorschein kam eine Steinplatte aus Marmor. Gianni Bodini aus Schlanders war bei seiner Freilegung dabei. Er erzählt: „Es war im Juli 1992. Ich fuhr mit meinem Rad durch Latsch, vorbei an der Bichlkirche. Ich sah die Aufregung der Leute, die dort arbeiteten. Das machte mich neugierig und so ging ich in die Kirche um nachzusehen. Auf dem Altar lag ein besonderer Stein. Die Arbeiter sagten mir, dass Spezialisten aus Bozen schon verständigt seien und bald ankommen müssten. Ich aber war so aufgeregt, dass ich nicht warten wollte bis die Archäologen von Bozen kommen würden. Ich stieg auf den Altar und habe mit Hammer und Meisel die Marmorplatte von Mörtel und Kalk befreit. Ich wollte sehen, was dahinter war. Mir war sofort klar, dass es sich um eine Stele handelt. Ich hatte mich schon immer mit diesem Thema beschäftigt und bin viel in Europa herumgereist um Steine zu fotografieren. Bald kamen die Fachleute aus Bozen, darunter der Archäologe Hans Nothdurfter und die Archäologin Annaluisa Pedrotti aus Trient. Pedrotti ist eine Spezialistin auf dem Gebiet der Stelen. Eine Sensation bahnte sich an, für Latsch und den gesamten Vinschgau. Pedrotti wußte sofort, dass es sich hier um einen Stein aus der Kupfersteinzeit, um 3.000 vor Chr. handelt. Anhand der abgebildeten Beile, Typ Remedello konnte sie die Zeit bestimmen. Beinahe wäre der Stein nach Bozen gebracht worden aber die Latscher wehrten sich degegen und sorgten dafür, dass er in Latsch bleiben konnte. Sie waren sich der Bedeutung dieses Fundes bewußt und wollten dass der Stein im Dorf bleibt. Im Gebiet von Latsch wurden schon früher ähnliche Funde gemacht, so z.B. in den 60er Jahren ein weiterer Menhir, der heute als verschollen gilt.
Ein Bauunternehmer aus Schlanders erzählte mir einmal, dass er bei Bauarbeiten in den Auen in Latsch nahe der Etsch einmal ein Einmannboot, ein Boot aus einem einzigen großen Baumstamm gefunden hätte. Aus Sorge dass die Bauarbeiten eingestellt werden hat er den Fund nicht gemeldet und das Boot entsorgt. Auch bei Arbeiten an der Latscher Umfahrungsstraße wurden Reste einer Siedlung gefunden. Dass es sich beim Latscher Menhir um ein Heiligtum dieser Siedlung handeln könnte, ist zwar eine gewagte Hypothese aber nicht auszuschließen“.
Der Latscher Menhir ist für Gianni Bodini auf jeden Fall der schönste Stein im Vinschgau. „Obwohl schon 30 Jahre vergangen sind, fasziniert mich der Stein immer wieder. Die Nikolauskirche in Latsch, wo der Menhir heute aufbewahrt wird, ist für mich zu einer Art Pilgerstätte geworden, wo ich immer wieder gerne einkehre“ sagt er.
Sensazionale
Nell‘estate del 1992, durante i lavori di restauro della chiesa di Nostra Signora sul Bühel, la „Bichlkirche“ di Laces, è stata scoperta una lastra di marmo che ha fatto scalpore.
Durante i lavori di restauro sono stati rimossi, tra l‘altro, i rivestimenti lignei barocchi dell‘altare gotico. È stata rivelata una lastra di marmo. Gianni Bodini di Silandro era presente al momento del ritrovamento.
Seit 2017 ist die Ausstellung „Der Latscher Menhir“ in der Nikolauskirche beheimatet.
Öffnungszeiten: täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr. Mehr Informationen unter www.menhir-latsch.it
In den Weinbergen an den Hängen der Vinschger Sonnenseite reifen die Trauben für außergewöhnliche Spitzenweine. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist eine kontinuierliche Qualitätssteigerung erfolgt, auch dank regelmäßiger Verkostungen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Vier Dorfverkostungen stehen jährlich auf dem Programm des Weinbauvereins Vinschgau. Dabei sind die Vereinsmitglieder unter sich. Sie tauschen sich in ungezwungener Atmosphäre aus, verkosten die Weine und lauschen den Bewertungen der Juroren. Es wird analysiert und diskutiert.
Die erste Verkostung im Jahre 1977 in der „Moarstube“ in Galsaun beschreibt der Vinschger Wein-Pionier Leo Forcher aus Galsaun noch folgendermaßen: „Von den 33 Eigenbauweinen waren nur drei genießbar. Alle anderen waren fehlerhaft.“ Diese Zeiten sind längst vorbei. Bei den heutigen Dorfverkostungen werden kaum noch fehlerhafte Weine eingeschenkt. Die edlen Vinschger Tropfen, ob weiß, rosé oder rot, überzeugen durch ihre Spitzenqualität und durch ihre Einzigartigkeit. Forcher, jahrzehntelang Obmann des Vinschger Weinbauvereins und heute dessen Ehrenobmann, war seit der Gründung des Vinschger Weinbauvereins 1981 um die Qualitätssteigerung der Vinschger Weine bemüht. Forcher und seine Vorstandsmitglieder hatten die regelmäßigen Verkostungen iniziert und vorangetrieben. Dabei stellen die Winzer ihre Weine zur gegenseitigen Bewertung und zu Bewertung durch Fachleute aus dem Versuchszentrum für Obst und Weinbau Laimburg bereit. Sein Nachfolger als Obmann Matthias Bernhart aus Partschins setzt diese Tradition fort. Besprochen werden eventuelle Fehlentwicklungen bei der Kelterung, deren Vermeidung und einiges mehr. 33 Weine standen beispielsweise bei der ersten diesjährigen Verkostung im März in Kastelbell auf dem Programm. Wirklich getrunken werden von jedem Wein nur wenige Tropfen.
Unbestritten ist, die Vinschger Weine haben seit der Gründung des Weinbauvereins 1981 einen gewaltigen Qualitätssprung gemacht. Ein wichtiger Punkt in der Entwicklung war unter anderem die Reduzierung der Traubendolden an den Weinreben, um mehr Klasse als Masse zu erzeugen. Die Weinreben auf den Gneis- und Schieferböden des Sonnenberges sorgen für mineralhaltige Weine, die mit einem individuellen Charakter punkten. Die Besonderheiten des Vinschger Weinbaugebietes sind die geringen Niederschlagsmengen (500 Millimeter pro Jahr) und die vielen Sonnenstunden. Das Zusammenspiel zwischen nächtlicher Abkühlung durch die nahen Gletscher des Ortlergebietes und der Ötztalen Alpen mit den warmen Temperaturen am Tag sorgt während der Reife für einzigartige Aromen und für die besondere Note des Vinschger Weines. Zu den Haupt-Weißweinsorten zählen Riesling, Weißburgunder, Müller-Thurgau, Solaris, zu den Haupt-Rotweinsorten Blauburgunder, Vernatsch und Zweigelt. Dazu kommen bei den Weißen in kleineren Mengen noch die Sorten Chardonnay, Ruländer, Gewürztraminer und Frauerler (autochthone Sorte), bei den Roten Lagrein und Cabernet. Im Weinbauverein wurde stets großer Wert auf die Aus- und Weiterbildung gelegt.
Eine große Errungenschaft des Weinbauvereins war die DOC – Schutzbezeichnung für Vinschger Weine. (DOC - denominazione di origine controllata, vergleichbar mit dem deutschen Q.b.A = Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete). Die Anbaufläche ist mittlerweile von 48 Hektar im Jahre 1981 auf heute 87 Hektar gestiegen, die Mitgliederzahlen des Vereins von 60 auf 230. Das Vinschger Weinbaugebiet reicht von der Töll bis Burgeis und umfasst 80,74 Hektar (siehe Tabelle). Auf der höchst gelegenen Weinbaufläche des Tales am Benediktinerkloster Marienberg auf 1250 Metern oberhalb von Burgeis werden seit 2011 versuchsweise Bioweine der Sorten Solaris und Cabernet Cortis kultiviert. Im Gegensatz zu anderen Regionen ist der Vinschger Weinbau nicht von großen Genossenschaften geprägt, sondern von kleinen Kellereien und Hofproduzenten, die ihre Weine als Direktvermarkter verkaufen. Und es lohnt sich in jedem Fall, die edlen Tropfen zu probieren. Die Verantwortlichen des Weinbauvereins organisieren gelegentlich auch größere Verkostungen für Publikum. Auch Winzer laden auf Wunsch gerne zu kleinen Verkostungen auf ihren Weinhöfen ein.
Der Weinbau im Vinschgau hat bereits in der Römerzeit Einzug gehalten und war seit jeher mit viel Arbeit und Fleiß verbunden. Die Terrassen an den Hängen der Sonnenseite wurden in mühevoller Handarbeit mit Trockenmauern gesichert. Und die geernteten Trauben mussten in Körben zu den Fuhrwerken gebracht und mit Pferdegespannen zu den Höfen transportiert werden. Heute stehen technische Hilfsmittel zur Verfügung, die die Pflege der Anlagen und die Ernte der Trauben erleichtern. Weinbau Hochburgen waren noch bis vor kurzem die drei Orte Kortsch, Kastelbell und Naturns. Mittlerweile breitete sich der Weinbau weiter nach Norden aus. Größere Rebanlagen sind jüngst bei Schluderns auf 900 Metern angelegt worden.
Weinverkostung: So läuft sie ab:
Eine Weinverkostung ist eine schöne Gelegenheit, in geselliger Runde zwanglos unterschiedliche Weine zu probieren und ganz nebenbei interessante Dinge darüber zu lernen. Schnell kommt man miteinander ins Gespräch und kann gemeinsam die geschmackliche Vielfalt der edlen Tropfen entdecken. Um die Eigenheiten eines Weins beurteilen zu können ist es wichtig, alle Sinne auf Empfang zu stellen.
1. Zuerst wird der Wein mit den Augen beurteilt. Was hat er für eine Farbe? Ist er klar oder trüb? Bildet er Schlieren im Glas (sogenannte „Kirchenfenster“)?
2. Die Nase spürt den Aromen des Weins zuerst nach. Man riecht am Wein und schwenkt dann das Glas, damit sich die Aromen durch zusätzlichen Sauerstoff weiter entfalten können.
3. Dann wird der Wein verkostet. Die Geschmacksknospen der Zunge nehmen die Aromen auf, und die Sinne werden belebt.
Weinbauflächen im Vinschgau: 87 ha
Weißweine 47 ha
Riesling 16 ha
Weißburgunder 12 ha
Solaris 2,9 ha
Rotweine 40 ha
Blauburgunder 20 ha
Vernatsch 11 ha
Zweigelt 6,8 ha
Degustazione di Vino
Una degustazione di vini è un‘ottima occasione per assaggiare casualmente diversi vini e imparare cose interessanti su di questi. Si entra subito in conversazione con gli altri e si scopre insieme la diversità di gusto delle gocce nobili. Per poter giudicare le caratteristiche di un vino, è importante usare tutti i sensi.
La viticoltura in Val Venosta esiste fin dall‘epoca romana e ha sempre comportato molto lavoro e diligenza. Le terrazze sui pendii del lato soleggiato sono state assicurate con muretti a secco in un minuzioso lavoro manuale. E l‘uva raccolta doveva essere portata sui carri in ceste e trasportata alle fattorie con squadre di cavalli. Oggi sono disponibili ausili tecnici per facilitare la cura dei terreni e la raccolta delle uve.
Fino a poco tempo fa le roccaforti della viticoltura erano i tre villaggi di Corces, Castelbello e Naturno. Nel frattempo la viticoltura si è diffusa più a nord. Recentemente sono stati piantati vigneti più grandi vicino a Sluderno a 900 metri di altitudine.
Der Faire Handel beruht auf Dialog, Transparenz und Respekt und strebt nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel. Es geht nicht nur um den Verkauf von Fair Trade Produkten, sondern auch um Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. In den Weltläden wird nach diesen Prinzipien gearbeitet.
von Heinrich Zoderer
Im Jahre 1981, also vor mehr als 40 Jahren, entstand in Brixen der erste Weltladen und 1985 der zweite in Bozen. Damals nannte man diese neuen Geschäfte noch „Dritte Welt Läden“. Vor allem Kaffee und Schokolade aus den sogenannten „Entwicklungsländern“, wurden anfangs verkauft, später weitere Lebensmittel wie Tee, Kakao, Zucker, Nüsse, Gewürze und Reis. Mit der Zeit wurden die Angebote erweitert und auch Kleider, Spielzeug und unterschiedliche Geschenkartikel angeboten. Vor allem der soziale Gedanke spielte anfangs eine große Rolle. Durch den Verkauf sollte aber auch ein kleines Zeichen der Solidarität mit den Ländern in der südlichen Hemisphäre gesetzt werden. 1967 wurde bereits in den Niederlanden die erste Faire Handelsorganisation (Fair Trade Organisation oder auch FTO) gegründet. Der gesamten Fair Trade Bewegung ging es nicht nur um den Verkauf, sondern auch um eine Bewusstseinsbildung. In der Namensänderung von „Dritte Welt Läden“ in „Weltläden“ sollte der neue Ansatz und die neue Sichtweise zum Ausdruck kommen. Es geht um eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Kostendeckung statt Gewinnmaximierung, um eine unterstützende Zusammenarbeit, gerechte Preise für Produzenten und Konsumenten, den Austausch zwischen den Kulturen, um gegenseitigen Respekt, um den Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Produzent:innen. Rudi Dalvai aus Bozen, der 1985 den ersten Weltladen in Bozen eröffnete, war 1988 auch einer der Gründer von CTM Altromercato und damit ein wichtiger Förderer bei der Entstehung von weiteren Weltläden in Südtirol und der ersten italienischen Importorganisation von Fair-Trade-Produkten. Von 2011 bis Herbst 2019 war Dalvai Präsident der WFTO (World Fair Trade Organization). Die internationale Dachorganisation vereint 412 Produzentenorganisationen, Importeure und Einzelhändler des Fairen Handels in 76 Ländern der Erde. Von einem Südtiroler Online Magazin wurde er deshalb auch „Mister Fair Trade“ genannt, außerdem erhielt er für seine Arbeiten das Verdienstkreuz des Landes Tirol. In den letzten Jahrzehnten entstanden in mehreren Länder Europas, jedoch auch in Japan und Nordamerika mehrere Fair Trade Label Initiativen (Z. B Transfair Italien, TF Österreich und TF Deutschland), die sich im Jahre 1997 in den weltweiten Dachverband „Fair Trade Labeling Interlnational“, kurz FLO, zusammenschlossen. Allein in Südtirol gibt es derzeit 13 voneinander unabhängige Weltläden. 2013 haben sie sich zum Netzwerk der Südtiroler Weltläden zusammengeschlossen (https://www.weltladen.bz.it/), um den Fairen Handel in Südtirol zu fördern. Man findet sie in folgenden Städten und Ortschaften: Bozen, Meran, Lana, Neumarkt, Brixen, Sterzing, Klausen, Gröden, Kastelruth, Bruneck, Sand in Taufers, Toblach und Latsch.
Weltladen Latsch seit 2015 – der einzige Weltladen im Vinschgau
Im Juni 2015 wurde in Latsch die Sozialgenossenschaft Weltladen Latsch gegründet und am 10. September 2015 der erste Weltladen im Vinschgau eröffnet. Treibende Kraft und Obmann der Sozialgenossenschaft ist der ehemalige Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter Richard Theiner, die Geschäftsführerin Dolores Stecher. Wie Theiner in einem Gespräch mitteilte, war er immer schon von der Entwicklungszusammenarbeit fasziniert und am Schicksal von Kindern in der ganzen Welt, besonders von Straßenkindern, interessiert. Zusammen mit rund 15 Freiwillige wird der Weltladen betrieben und seit einigen Jahren auch ein buntes Rahmenprogramm mit Vorträgen, Konzerten, Aktionen und Benefizveranstaltungen durchgeführt. Großes Echo hat die Vortragsreihe „Anders leben – anders reisen“ erfahren. In den letzten zwei Jahren musste coronabedingt vieles abgesagt bzw. verschoben werden, seit April dieses Jahres wird die Veranstaltungsreihe fortgeführt. (weltladen-latsch.com). Neben Produkten aus Lateinamerika, Afrika und Asien, gibt es auch verschiedene regionale Produkte von Bauern, Handwerkern, der Lebenshilfe und der Behindertenwerkstätte Prad. Sowohl die internationale Vernetzung, als auch die regionale Verankerung sind für Theiner wichtig. Neben dem Trend zu mehr regionalen und biologischen Produkten, gibt es heute auch einen verstärkten Trend zum Online Einkauf über internationale Plattformen wie Amazon. Dass dabei in erster Linie der Preis ausschlaggebend ist und soziale oder ökologische Fragen untergeordnet beachtet werden, ist wahrscheinlich nicht allen bewusst. Eine weitere Folge des Onlinehandels bzw. E-Commerce ist, dass dadurch auch die lokale Wertschöpfung und heimische Arbeitsplätze verloren gehen. Die Weltläden, Bauernläden, die vielen Dorfgeschäfte und lokale Genossenschaften sind ein Gegenmodell zu den globalen Billiganbietern. Um die Produkte aus den anderen Kontinenten anbieten zu können, gibt es Partnerschaften mit italienischen, deutschen und österreichischen Organisationen, welche den Handel mit Fair Trade Produkten organisieren. Neben CTM Altromercato, der größten alternativen Handelsorganisation Italiens, sind dies GEPA – The Fair Trade Company, der größte europäische Importeur fair gehandelter Lebensmittel und Handwerksprodukte aus den südlichen Ländern der Welt, WeltPartner eG mit Sitz in Ravensburg, GLOBO, ein deutscher Fair Trade Partner, Contigo, eine Faire Handelsorganisation, Fairkauf, eine Genossenschaft in München und Fairer Handel EZA, die Pionierin des Fairen Handels in Österreich. Regionale Produzenten, die ihre Erzeugnisse im Weltladen zum Verkauf anbieten sind: Bio Hofbäckerei Folie, Vinschger Ölmühle, Aussererbhof (Ulten), die Kräuterrebellen, Fasui Bio-Kräuter (Latsch), Bio Dorfsennerei (Prad), Gandhof (Martell), Tälerhof: Palabirne & Apfelsidro (Schluderns), Fisolgut (Schlanders), Luggin Kandlhof (Laas), die Hausbrennerei von Kuppelwieser Richard aus Tarsch, Kofler Thomas Imkerei (Latsch), Niedermairhof (Trumsberg), Niederwieshof aus Martell, Bio-Hofkäserei Oberkaser aus St. Martin am Kofl, Spezialitätenkäserei Patscheider aus dem Obervinschgau, Weingut Rebhof (Kastelbell), Fruchtschokoladen Venustis (Laas) und Weingut Falkenstein (Naturns). Theiner meint, dass das alles langsam aufgebaut wurde und man jeden Tag neu dazulernt und das Netz an Kooperationspartnern immer größer wird. Um auf die Vielfalt der lokalen Produkte aufmerksam zu machen und zu einer stärkeren Vernetzung zu kommen, hat der Weltladen Latsch und die Bürgergenossenschaft Obervinschgau „da“ im April dieses Jahres zu einem Frühstücksbuffet im Kloster Marienberg geladen.
„Juanita“, das Kaffeeprojekt und „Malaya“, der Apfel-Mango-Saft
Mit großem Stolz erzählte Richard Theiner von zwei besonderen Projekten, die der Weltladen in enger Zusammenarbeit mit indigenen Völkern in Südamerika und Asien und Kooperationspartnern im Vinschgau durchgeführt hat. Einmal ist es das Projekt „Juanita“, ein Kaffee aus Honduras vom indigenen Volk der Pech und andererseits der Apfel-Mango-Saft „Malaya“, eine Mischung aus Latscher Bio-Äpfeln und Bio-Mangos vom Urvolk der Aeta auf den Philippinen. Zusammen mit Peter Schreyögg, dem Seniorchef der Kaffeerösterei Alps Coffee/Schreyögg aus Rabland und dem indigenen Volk der Pech aus Honduras wurde das Projekt vor zwei Jahren gestartet. Richard Theiner und Patrick Linser von Alps Coffee besuchten die Indios im Biospährenreservat Rio Platano in Honduras und vereinbarten zusammen mit einem NGO Entwicklungsdienst mit den Idios, dass regelmäßig chemie- und pestizidfreie Arabicabohnen geliefert werden. Geröstet und verpackt wird der Kaffee in der Kaffeerösterei in Rabland. Um die Qualität des Kaffees zu steigern, baute Alps Coffee zehn Solartrockner im niederschlagsreichen Indio Dorf. Nicht nur in den Weltläden, sondern auch in einigen Geschäften des Vinschgaus wird „Juanita“, der Kaffee aus Honduras verkauft. Das Projekt „Malaya“ ist ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt von drei Partnern. Neben den indigenen Völkern der Aeta, die in isolierten Bergregionen der Insel Luzon auf den Philippinen leben und dem Weltladen Latsch sind es Irmi und Klaus Oberhofer vom Burghof (EVA bio Apfelsaft), einem biologisch-dynamischen Bauernhof aus Latsch. Mit dem Verkauf des schmackhaften Fruchtsaftes wird die Kinderrechtsorganisation Preda, die sich für missbrauchte Kinder auf den Philippinen einsetzt, unterstützt. Zum Abschluss des Gespräches meinte Richard Theiner, dass der Weltladen nicht nur eine Verkaufsstelle lokaler und internationaler Produkte ist, sondern auch ein Ort der Begegnung, zum Reden und Diskutieren über lokale und globale Themen, die uns alle berühren.
Dialogo, trasparenza, rispetto
Solo in Alto Adige ci sono attualmente 13 botteghe del mondo indipendenti. Nel 2013 hanno unito le forze per formare la Rete delle Botteghe del Mondo dell‘Alto Adige (https://www.weltladen.bz.it/) al fine di promuovere il commercio equo e solidale in Alto Adige a bocca aperta.
www.weltladen.bz.it/
www.weltladen-latsch.com
Was haben das Queen-Victoria-Denkmal in London, die U-Bahn-Station im World Trade Center in New York und der Pallas-Athene-Brunnen in Wien gemeinsam? Alle Denkmäler sind gefertigt aus einem einzigartigen Naturstein, der im Örtchen Laas seinen Ursprung hat.
von Anna Alber
Marmor, vor Millionen Jahren entstanden, ist keineswegs ein kalter, alter Stein - sondern steckt voller Faszination, Geheimnis und historischer Bedeutung. Zusammen mit Fremdenführer, Buchautor und Künstler Franz Waldner begeben wir uns auf Marmor-Spurensuche.
Kunstvoll und ausdrucksstark
„In den Bildern meiner Kindheit sind alle Wege weiß. Marmorweiß.“ So beschreibt der gebürtige Laaser Künstler und Autor Luis Stefan Stecher seine prägendsten Kindheitserinnerungen. Wahrhaftig: Gehsteige sind mit dem edlen Material gepflastert, der Dorfplatz und Dorfbrunnen sind aus Marmor gestaltet und zahlreiche Denkmäler und Skulpturen schmücken die Ortschaft. Eine besonders beeindruckende Geschichte verbirgt sich hinter dem Werk „Mutter mit Kindern“, die vom Bildhauer Elmar Kopp im Rahmen der internationalen Steinbildhauersymposien von 1992 bis 1994 in Laas angefertigt wurde. Tag für Tag, stundenlange Knochenarbeit. Doch trotz des Verlustes der rechten Hand in seinen Jugendjahren schaffte es der Tiroler Künstler, den unerbittlichen Naturstein zu bearbeiten und das Werk zu vollenden.
Ein Kaiser im Schafstall
Im Gegenzug zur zeitgenössischen Bildhauerkunst von Elmar Kopp wirkt das Marmordenkmal des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. äußerst prunkvoll und anmutend. Die Portraitbüste samt Unterbau, die 1911 in der „K. k. Fachschule für Steinbearbeitung“ in Laas fertiggestellt wurde, ist Zeugnis der künstlerischen Blütezeit des Laaser Marmors unter dem habsburgischen Kaiserhof in Wien. Es ist erstaunlich, dass die jungen Bildhauer aus Laas bereits um die Jahrhundertwende zu einem solch präzisen Steinmetzhandwerk fähig waren. Auftraggeber sowie der genaue Auslieferungsort sind bis heute unbekannt. Nach dem ersten Weltkrieg musste das Denkmal vor der faschistischen Diktatur in Sicherheit gebracht werden und wurde zwischen blökenden Schafen in einem Schafstall versteckt. Dort geriet der Kaiser aus Marmor in Vergessenheit und wurde erst Jahrzehnte später entdeckt und öffentlich aufgestellt.
Hinter Mauern verborgen
Das Wertvollste, das Laas besitzt, ist allerdings ein anderes Schmuckstück. Handwerker staunten nicht schlecht, als sie im Zuge von Restaurierungsarbeiten an der St.-Johannes-Kirche in den 1970er-Jahren hinter den unscheinbaren Mauern der damaligen Sakristei auf zahlreiche Marmorrelikte stießen.
Il marmo di Lasa
„Nelle foto della mia infanzia, tutti i sentieri sono bianchi. Bianco marmo“. È così che l‘artista e autore Luis Stefan Stecher, nato a Lasa, descrive i suoi ricordi d‘infanzia più formativi. È vero: i marciapiedi sono pavimentati con il nobile materiale, la piazza e la fontana del villaggio sono in marmo e numerosi monumenti e sculture adornano il paese.
La cosa più preziosa che Lasa possiede, tuttavia, è un gioiello. Gli artigiani rimasero stupiti quando, nel corso dei lavori di restauro della chiesa di San Giovanni negli anni Settanta, si imbatterono in numerose reliquie in marmo dietro le pareti poco appariscenti dell‘ex sacrestia.
Da die Marmorstücke zum größten Teil geborgen werden konnten, ist es gelungen, ein wahres Zeugnis des Hochmittelalters zu rekonstruieren: eine romanische Rundapsis aus dem 12. Jahrhundert aus feinstem Marmor. Verziert mit Rundbögen und ausdrucksstarken Tierreliefs wirkt der Prachtbau sehr gegensätzlich zur schlicht und schmucklos gestalteten St.-Marx-Kirche an der Südseite der Pfarrkirche. „Beim Markus ist immer was los“, erzählt Franz Waldner schmunzelnd und erläutert, dass die Markuskirche im Laufe der Zeit vielfältige Verwendung fand: als Unterrichtsraum für Fachschüler der Steinbearbeitung, Probelokal der Musikkapelle oder als örtliche Milchsammelstelle. Während im Frühmittelalter noch überwiegend Findlinge für sakrale Bauten und Kunstwerke verwendet wurden, begann Jahrhunderte später der systematische Abbau des edlen Natursteins.
Vom Knecht zum Millionär
Josef Lechner, bekannt als der „Marmor-Lechner“, stieg im großen Stil ins Marmorgeschäft ein und schaffte es, durch zähes und weitblickendendes Handeln vom Bauernknecht zum reichsten Marmorunternehmen seiner Zeit. Durch harte Arbeit und einfache Technik wurde der Naturstein aus dem Berg gebrochen und als Rohmaterial in die ganze Welt verkauft oder von Steinmetzen zu kunstvollen Grabsteinen und Denkmälern verarbeitet. Während früher noch mehrere hundert Mann im Einsatz waren, um das weiße Gold ins Tal zu befördern, reichen heute eine Hand voll Mitarbeiter und ausgeklügelte Technik aus, um den wertvollen Stein im Weißwasserbruch auf 1.567 m Meereshöhe untertage abzubauen. Ein technisches Meisterwerk ist die Laaser Marmorbahn, die vor über 92 Jahren erbaut wurde. Leider ist die Schrägbahnanlage trotz voller Funktionstüchtigkeit aus Sanierungsgründen nicht mehr im Einsatz. Der „Schrägbahnsteig“ lädt Wanderbegeisterte ein, die Einzelanfertigung, die über Jahrzehnte hinweg die schweren Marmorblöcke zum Marmorwerk beförderte, zu besichtigen.
Heimlicher Exportschlager
Das weiße Kalkgestein, seit jeher edler Werkstoff kunstfertiger Steinmetze, wird nun einer breiten Produktpalette zugeführt. Als klassische Rohplatte, Außenverkleidung oder Sonderanfertigung tritt der Laaser Marmor seinen Siegeszug an und begeistert Geschäftskunden weltweit. Wien, New York, Abu Dhabi und viele weitere Metropolen schmücken sich mit dem kühlen weißen Stein aus Laas. Auch in Griechenland, China, Brasilien oder Carrara wird das weiße Kalkgestein abgebaut. „Warum unser Marmor der Beste ist? Der Laaser Marmor ist extrem hart, widerstandsfähig und wetterbeständig“, erklärt Waldner. Dazu ist jeder Stein ein Unikat und überzeugt durch eine feine kristalline Körnung, die dem Marmor einen glitzernden Schimmer verleiht. Schneeweiß, marmoriert, geschliffen oder unbearbeitet. Marmor prägt das Dorfbild, aber – Sie werden sehen – auch die Menschen, die mit diesem einzigartigen Naturstein in Berührung treten.
Il marmo di Lasa
La pietra calcarea bianca, da sempre materiale nobile per abili scalpellini, viene ora introdotta in un‘ampia gamma di prodotti. Come lastra grezza classica, rivestimento esterno o prodotto su misura, il marmo di Lasa sta iniziando il suo corteo trionfale e delizia i clienti commerciali di tutto il mondo. Vienna, New York, Abu Dhabi e molte altre metropoli si adornano con la fresca pietra bianca di Lasa.
1150 Musikant:innen spielen in den 25 Musikkapellen von Partschins bis Reschen. 45 Prozent davon sind Frauen und 55 Prozent Männer. Fast Gleichstand. Mit 23 musizierenden Mitgliedern ist die MK Katharinaberg die kleinste und mit 85 Musikant:innen ist die MK Mals die größte Musikkapelle im Vinschgau.
von Erwin Bernhart
Die Tradition des Musizierens in Formationen geht weit in die Vergangenheit zurück. Die Wurzeln der Bürgerkapelle Latsch gehen auf das Jahr 1773 zurück, 1804 wurde in Schlanders die Musikkapelle gegründet. Die MK Partschins und die MK Burgeis haben 2018 ihren 200-jährigen Geburtstag gefeiert.
Die landesweiten und damit auch die Vinschger Musikkapellen gehen also auf eine Tiroler Tradition zurück und sind keine Erfindung der Neuzeit. Der Beginn liegt im Wunsch nach musikalischer Begleitung von kirchlichen Festen, von Prozessionen, Begräbnissen. Allerdings waren es rasch auch weltliche Feste und Anlässe, die die Musikbanden begleitet haben.
Musica
La tradizione di fare musica in formazioni risale a molto tempo fa. Le radici della Bürgerkapelle Latsch risalgono al 1773 e nel 1804 fu fondata la Musikkapelle Schlanders. MK Partschins e MK Burgeis hanno festeggiato i loro 200 anni nel 2018.
Le bande musicali regionali e quindi anche quelle venostane risalgono a una tradizione tirolese e non sono un’invenzione dei tempi moderni. L’inizio risiede nel desiderio di accompagnare musicalmente le festività ecclesia-stiche, le processioni e i funerali. Tuttavia, anche le feste e le occasioni laiche furono presto accompagnate dalle bande.
Mit dem Verbot auch der Musikkapellen in der Zeit des italienischen Faschismus wurde eine wichtige Tradition jäh unterbrochen und konnte erst nach dem 2. Weltkrieg wieder aufleben. Waren es in der Hauptsache begabte Musiker der Dörfer, die sich in der Musikkapelle wiederfanden, so werden nach dem 2. Weltkrieg die Musikant:innen gezielter gefördert. „In den letzten dreißig Jahren hat sich viel entwickelt“, sagt Dietmar Rainer. Rainer hat ein abgeschlossenes Master-Studium in Blasorchesterleitung (Windband and Brassband Conducting in Maastricht), unterrichtet Dirigieren an der Musikschule Untervinschgau und leitet unter anderem die Musikkapelle Naturns. Rainer liefert dem „Sommerwind“ das Hintergrundwissen und die Daten zu den Musikkapellen im Vinschgau.
Das Institut für Musikerziehung, der Vorläufer der heutigen Musikschulen wurde 1978 gegründet, sorgte für eine gediegene musikalische Ausbildung junger Leute. Diese Ausbildung hat die Qualität der Bläser in den Musikkapellen gesteigert und auch neue Instrumente erklingen seit Jahren in den Reihen der Musikanten, etwa seit den 70er Jahren Saxophone, Querflöten und Waldhörner und bis heute noch selten Fagotte oder Oboen. Parallel zu den Ausbildungsstätten in den Musikschulen sind nach und nach gut ausgebildete Leute mit abgeschlossenem Musikstudium nach Südtirol, auch in den Vinschgau zurückgekehrt. Und seit rund 50 Jahren sind die Musikkapellen nicht mehr ausschließlich Männerdomäne. Mittlerweile befinden sich die musizierenden Geschlechter, wie eingangs erwähnt, fast im Gleichgewicht.
Wichtig war die Ausbildung der Dirigenten. Seit den 1960er Jahren gab es Kurse der Verbandes der Südtiroler Musikkapellen, seit 2016 wird das Fach Kapellmeisterausbildung in den Musikschulen angeboten. Früher haben musikalisch begabte Instrumentalisten aus den Reihen der Musikanten den Dirigentenstab in die Hand genommen, die entsprechende musikalische Literatur ausgewählt und die Kapelle so musikalisch angeführt. Heute, sagt Rainer, geht die Anforderungen allmählich dahin, dass Dirigenten ein Dirigierstudium haben sollten. Denn es sind die Dirigenten, die je nach musikalischer Vorbildung die Literatur der Musikkapelle auswählen.
Heute werden an den fünf Musikschulstandorten im Vinschgau viele Instrumente gelehrt und in Ensembles musiziert. Dies ist für die Musikkapellen eine äußerst wichtige Brutstätte musikalischer Talente.
Die Tätigkeiten bzw. Ausrückungen der Musikkapellen haben sich im Laufe der Jahre etwas verschoben. Das Frühjahrskonzert bildet mittlerweile den musikalischen Höhepunkt vieler Musikkapellen. Die akribische Vorbereitung, das Einstudieren neuer Literatur und das Abfeilen in den Registern dient den Musikant:innen, dem Dirigenten und auch dem vorwiegend einheimischen Publikum als musikalische Standortbestimmung. Konzerte bei Festen, Frühschoppen, bei Wald- und Zeltfesten und im Sommer Abendkonzerte für Gäste und Einheimische gleichermaßen gehören zum Standardrepertoire der Musikkapellen.
Geblieben sind die musikalische Begleitungen bei kirchlichen Festen, bei Erstkommunionen, bei Prozessionen, für die Florianifeier, beim Erntedank, zu Allerheiligen – je nach Musikkapelle. Wichtiges Ereignis ist das Neujahrsanspielen, bei dem wohl der engste Kontakt zur Bevölkerung mit dem Gang von Haus zu Haus gepflegt wird. Weltliche und kirchliche Anlässe werden von kleinen Gruppen musikalisch begleitet. „Von der Radständereinweihung bis zur Bergmesse“, ironisiert Dietmar Rainer das rege Geschehen.
„Mein Gefühl sagt mir, dass die Bevölkerung die Musikkapellen eher noch als Folklore sieht, als eine Art gewohnte Töne im Hintergrund. Als eigenständige künstlerische Formation werden die Kapellen noch nicht so wahrgenommen“, sagt Rainer. Natürlich sei der Wechsel von Unterhaltungsmusik zu anspruchsvoller Darbietung internationaler Musikliteratur schwierig.
Was die individuelle Ausbildung an den einzelnen Instrumenten und die Dirigentenausbildung für die Musikkapelle bedeutet hat und bedeutet, also einen Qualitätssprung, muss wohl für das einheimische Publikum die Zeit mit sich bringen, dass diese Qualitäten auch Anerkennung finden.
Il Direttore d’orchestra
Dietmar Rainer:
“La mia sensazione è che la popolazio-ne veda ancora i gruppi musicali più come folklore, come una sorta di suono abituale in sottofondo. Le band non sono ancora percepite come una formazione artistica indipendente. Naturalmente, il passaggio dalla musica leggera alle esecuzioni impegnative della letteratura musicale internazionale è difficile. “
Daniel Götsch aus Naturns spielt Klarinette in der Musikkapelle Naturns und ist Bezirksjugendleiter im VSM-Bezirk Meran und 11 Jahre Jugendleiter der MK Naturns
„Meine Aufgabe ist es, Jungmusiker anzuwerben. Dazu gehört das Vorstellen von Blasmusikinstrumenten und Schlagwerkzeuge in den Grundschulklassen. Ziel ist es, dass der eine oder andere Grundschüler oder die eine oder andere Grundschülerin Gefallen an Blas- oder Schlaginstrumenten bekommt und diese lernen möchte.
Ein zweiter Bereich ist die Betreuung von Jungmusikanten und Musikschüler. Wir versuchen, den jungen Musikant:innen die Freude an der Musik in Jugendkapellen und in Musikensembles entfalten zu lassen. Man muss immer innovativ sein und neue Wege beschreiten. Das Initiieren einer Bläserklasse wäre eine Idee, damit die Musikant:innen in der Schulzeit ihr Instrument in einer Gruppe erlernen können.
Ich habe Klarinette gelernt. Ich wollte, das ist vielleicht familienbedingt, immer schon der Musikkapelle Naturns beitreten.“
Georg Horrer aus Schlanders, seit 45 Jahren Mitglied der Bürgerkapelle Schlanders und seit 30 Jahren deren Dirigent, ist als gefragter Juror, vielfach als Juryvorsitzender, und Gastreferent für den Internationalen Blasmusikverband (CISM) international in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz unterwegs.
„Grundsätzlich brauchen die Musikkapellen im Vinschgau den Vergleich zu den deutschen und österreichischen Kapellen nicht scheuen. Wir sind im Ausland konkurrenzfähig. Natürlich ist das Niveau in den Kapellen unterschiedlich. In den letzten 20 Jahren hat sich die Musikkapellen-Szene durch ambitionierte Kapellmeister qualitativ gut entwickelt. Es gibt Musikkapellen im Vinschgau, die gut spielen, aber bei Wertungsspielen nicht antreten. Herausragend, wenn ich das so betonen darf, sind sicher die Musikapelle Naturns, die Bürgerkapellen Schlanders und Latsch, sowie auch die Musikkapellen von Mals, Kortsch und Partschins. Aufgrund ihrer Besetzung haben diese Kapellen einfach mehr Möglichkeiten, sich in der gehobenen Blasmusik zu bewegen.Wobei auch die vielen kleineren Musikkapellen im Tal durchwegs Großartiges leisten und viel Potenzial haben, gediegene Blasmusik zum Besten zu geben.
Mein Wunsch: Das Einrichten von Bläserklassen als Schwerpunktfach in allen Schulsprengeln nach dem Vorbild von Oberösterreich wäre schön, um den Nachwuchs für die Musikkapellen flächendeckend noch besser zu fördern.
Und noch etwas: Weil es ein Problem sein kann, wenn in naher Zukunft einige altgediente Kapellmeister wegfallen werden, wünsch’ ich mir, dass sich junge Musikanten für das Kapellmeisteramt begeistern.“
Georg Horrer, dirigente d’orchestra a Silandro:
In sostanza, le bande musicali della Val Venosta non devono temere il confronto con quelle tedesche e austriache. Siamo competitivi all‘estero. Naturalmente, il livello delle bande varia. Negli ultimi 20 anni, la scena delle bande musicali si è sviluppata molto bene in termini di qualità grazie a dirigenti ambiziosi.
Sebastian Kurz ist Kapellmeister der Musikkapelle Eyrs.
„Die Tracht: Die Musikkapellen im Vinschgau tragen bei ihren Aufmärschen und Konzerten die sogenannte Tracht.
Damit sind die Musikantinnen und Musikanten einheitlich gekleidet und es ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild.
Die Tracht hat sich aus der bäuerlichen Kleidung entwickelt. Bis gegen Ende des Mittelalters bestand das bäuerliche Gewand grundsätzlich aus einem wollenen Kittelhemd mit einem Gürtel um die Körpermitte und zwei enge Beinstrümpfe aus Leinen. Dazu einfache Bundschuhe und meist kegelförmige Filzhüte.
Trotz strenger Kleiderordnung, integrierte das bäuerliche Volk Elemente aus der Mode. Teilung von Rock und Oberkleid, bzw. Betonung des weiblichen Oberkörpers durch Schnürmieder bei der Frau. Bei den Männern wurden die Beinstrümpfe zu Hosen zusammengenäht und das aufknüpfbare „Leibl“ eingeführt. Durch die wachsende wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit des Bauerntums Anfang des 17. Jh. erstarkte deren Standesbewusstsein. Die eigene Produktion von Seide ermöglichte kostbarere Elemente in die Tracht einzubauen. Mit einher ging die Differenzierung des Aussehens der Tracht. Wohlhabendere Talschaften zeigten dies durch schön ausgestattete Kleidung. In der anschließenden Barockzeit erreichte die Ausschmückung der Trachten ihren Höhepunkt.
Heute tragen die Musikantinnen im Vinschgau vor allem die Miedertracht, die Musikanten vor allem die erneuerte Tracht mit schwarzer Lodenhose. In einigen Kapellen hat sich die lederne Kniebundhose erhalten. Die Musikkapelle Eyrs und Latsch tragen eine historische Tracht: die alte Schlanderser Gerichtstracht: Kniebundhose aus Leder , blaue Stutzen, violettes „Leibl“ mit grünen Hosenträgern. Dazu einen fast knielangen braunen Rock und einem tellerförmigen Filzhut.“
Anna Pedross ist seit 2019 Obfrau der ältesten Musikkapelle im Vinschgau, der Bürgerkapelle Latsch. Ihre Vorgängerin ist Maria Kuppelwieser, die 2005 bis 2018 Obfrau der Bürgerkapelle Latsch war.
Maria Kuppelwieser: „Für die Latscher Bürgerkapelle war ich die erste Obfrau. Mir ist es in diesen Jahren gut ergangen. Natürlich muss man sich durchsetzen, vor allem weil ich beim Amtsantritt mit 24 Jahren recht jung war. Als Führungskraft war ich aber sofort akzeptiert, heute ist eine Obfrau mittlerweile Normalität. In den Kapellen gibt es sehr viele Frauen. Auffallend bei uns in der Bürgerkapelle Latsch sind die vielen Mütter, das ist sicherlich ein Zeichen, dass der Verein gut funktioniert.“
Anna Pedross: „Als Obfrau habe ich die Organisation außerhalb des musikalischen Bereiches inne, das sind Terminkoordinationen, die Organisation bei den Konzerten von der Deko bis zum Essen und vieles mehr. Der wachsende bürokratische Aufwand ist enorm, digitale Unterschrift…schauen wir mal, ob die Ämtergänge und der Bürokratismus mit der Umstellung auf den 3. Sektor vereinfacht werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir Musikantinnen und Musikanten eine große Familie sind die alle am gleichen Strang ziehen. ◂