Schlanders - Seit 2018 arbeitete Alexis Kodo (Bild) im Krankenhaus von Bozen und nur der Zufall wollte es, dass er das kurzfristige Angebot, als Hausarzt nach Schlanders zu gehen, annahm. Da er nicht wollte, dass 1.700 Menschen ohne hausärztliche Betreuung dastehen, wagte er den „Sprung ins kalte Wasser“. Seit 3. Juni ist Alexis Kodo als Hausarzt in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau tätig. Der Beginn war und ist nicht ohne Schwierigkeiten. Denn die Weitergabe von Patientendaten ist rechtlich nicht möglich. „Für einen Datentransfer an den neuen Arzt bräuchte es nämlich neben der entsprechenden Bereitschaft zur Datenweitergabe von Dr. Oswald Tappeiner auch der Zustimmung jedes einzelnen Patienten“, heißt es aus dem Sanitätsbetrieb. Alexis Kodos Kompetenz steht außer Frage, er ist seit Arbeitsbeginn allerdings vom Datenfluss seiner ihm anvertrauten Patienten abgeschnitten. Das hat zu Unmut bei seinen Patienten geführt. Die Vereinbarung mit Dr. Tappeiner dürfte sich nun gelöst haben. Allerdings sind technische Probleme mit der Datenverbindung aufgetreten. Bis sich das gelöst haben wird, bleibt nur Geduld. (eb)
Vinschgau/Südtirol - Wir haben im letzten Vinschgerwind dem Sanitätsbetrieb unter anderem jenes Gerücht zur Kenntnis gebracht, nach dem zwei in einen Unfall im Vinschgau verwickelte Motorradfahrer Covid-19-positiv gewesen seien. Der Sanitätsbetrieb hat - nach unserer Drucklegung und desahlb der Kommentar - zurückgeschrieben, dass man dieses Gerücht nach Rücksprachen im KH Schlanders nicht bestätigen könne. Lukas Raffl, der Leiter der Pressestelle im Sanitätsbetrieb mailte in den Vinschgau: „Infolge unserer Nachforschungen bei der Notaufnahme, beim Dienst für Hygiene sowie beim Rettungsdienst können wir die Gerüchte nicht bestätigen.“
Weil sich darüberhinaus Bürger in Tourismusgemeinden Fragen über mögliche Infektionen in gastgewerblichen Betrieben stellen und diese auch an den Vinschgerwind herangetragen werden, haben wir diese Fragen an den Sanitätsbetrieb weitergeleitet. Mit Absprache von Primaria Dagmar Regele sind uns die Antworten zu unseren Fragen geschickt worden. Wir haben unsere Fragen so formuliert: Im für das Gastgewerbe vorgesehenen Protokoll ist die Rede davon, dass die Tests vom Sanitätspersonals des Covid-Überwachungsdienstes erfolgen.
Frage 1: Werden positiv getestete Personen im Gastgewerbe in den Listen der Gemeinden, die veröffentlicht werden, aufgenommen?
Antwort: Die Prozedur sieht vor, dass, wenn der Gast Symptome aufweist der Hygienedienst einen PCR-Test („Abstrich“) durchführt. Er wird dann ganz regulär wie alle anderen Fälle gezählt und scheint in den Listen auf (in der Sektion, für jene, die ihren Wohnsitz nicht in Südtirol haben („Vuoti“) oder italienischen Gemeinden zugeordnet (siehe Gemeindenlisten).
Frage 2: Werden in diese Listen auch positiv getestete Gäste aufgenommen oder bleibt ein positiv getesteter Gast öffentlich unerkannt?
Antwort: Gäste, die positiv getestet werden, müssen sich in Quarantäne begeben, solange, bis 2 Testergebnisse negativ ausfallen. Es wird immer versucht eine individuelle Lösung zu finden; der Gast und alle Angehörigen, die einen engen Kontakt hatten, können sich im Hotelzimmer in Quarantäne begeben oder auch in eine andere Einrichtung gebracht werden. Von Seiten des Sanitätsbetriebes wird die Identität der Person nicht bekannt gegeben, allerdings scheint er in den offiziellen Berichten auf.
Frage 3: Was ist mit den Personen im Gastgewerbe, die von einem privaten Arzt und eben nicht vom Sanitätspersonals des Covid-Überwachungsdienstes, positiv getestet worden sind? Scheinen diese Personen, seien es Mitarbeiter als auch Gäste, bzw. die nackten Testergebnisse dann nirgends auf?
Antwort: Hier muss man unterscheiden, welche Art von Test gemeint ist. Der Schnelltest hat eine zu geringe Validität, da er auch bei Kontakt mit einem anderen Coronavirus positiv ausfallen kann. Mit privaten Einrichtungen, die auch serologische Test durchführen, wurden Protokolle vereinbart, dass sie positive Testergebnisse melden und der Hygienedienst den Abstrich (PCR-Test) vornehmen kann. Allein der PCR-Test besitzt die Aussagekraft, ob effektiv eine Infektion vorliegt aufgrund der dann die Quarantäne verfügt wird.
Latsch/Morter - Die SVP tut sich generell nicht besonders leicht, genügend KandidatInnen für die Gemeinderatswahlen zusammenzubringen. Vor diesem Hintergrund mutet ein Scharmützel in der Gemeinde Latsch bizarr an. Weil die amtierende VizeBM Sonja Platzer (Bild) partout nicht will, dass ihr interner Morterer Kontrahent Harald Plörer wiederum auf die SVP-Liste kommen soll, hat sie nach einer Abstimmung im Koordinierungsausschuss einen vorbereiteten schriftlichen Rücktritt als SVP-Ortsobfrau von Morter auf den Tisch geknallt. Allerdings war das Abstimmungsergebnis eine besondere Latscher Animosität: Drei haben dafür gestimmt, Harald Plörer auf die Kandidatenliste zu setzen. Zwei waren dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Das Abstimmungsergebnis wurde in die SVP-Parteizentrale nach Bozen telegrafiert. Eher ungültig, zumindest unklar, hieß es von da. Daraufhin hat Sonja Platzer ihren Rücktritt rückgängig gemacht. Allerdings: Was ist, wenn am vergangenen Dienstag (nach Redaktionsschluss) der SVP-Koordinierungsausschuss Harald Plörer mehrheitlich auf der Kandidatenliste haben will? Gibt es dann einen Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt? Oder lässt man Plörer und mit ihm möglicherweise einige andere im Schlepptau gar in Richtung Opposition ziehen? (eb)
An der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ können seit 1. Juli 2020 alle PendlerInnen teilnehmen. Die geradelten Kilometer gelten gleichzeitig für den Wettbewerb „Südtirol radelt“, der bis zum 30. September läuft. Wer Radkilometer für den Fahrradwettbewerb sammelt, kann auf www.suedtirolradelt.bz.it oder in der App „Südtirol radelt“ jene Kilometer kennzeichnen, die er im Juli auf dem Weg zur Arbeit zurücklegt. Regenponchos und -hosen, Smartphone-Halterungen für das Fahrrad und digitale Kilometerzähler gibt es zu gewinnen.
Am 7. September mit Regelbetrieb und ohne Maske soll der Unterricht in Südtirol im Herbst starten. Unklar ist noch, wie groß die autonomen Spielräume sein werden.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Der Regionalrat hat Ende April beschlossen, dass die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Zeitraum 1. September bis 15. Dezember 2020 stattfinden sollen. Abgesehen von diesem unmöglichen „ungefähren“ Zeitraum könnte man, so ein weiteres Schlupfloch im Gesetz, aufgrund epidemiologischer Umstände die Wahlen um weitere 6 Monate verschieben. Was denn jetzt? Irgendwie will man auf dieses italienische Verfassungsreferendum warten, welches eine Verkleinerung der beiden Kammern (Kammer und Senat)vorsehen würde. Warten auf Godot?
In Südkorea haben Parlamentswahlen am 15. April stattgefunden, mitten in der Corona-Zeit. Südkorea galt lange Zeit als Musterschüler in Sachen Corona und gilt es immer noch. Kann Südtirol Südkorea?
Ich bin dafür, diese Gemeinderatswahlen, wenn nötig südkoreanisch, in Bälde durchzuziehen. Denn das Aufschieben der Wahlen ist zermürbend, für die Kandidatensuche, für die möglichen Kandidaten, für die Wähler auch. Die Lokalpolitik verliert täglich an Elan und Entscheidungen gehen in Richtung Flickschusterei und Freunderlwirtschaft. Jedenfalls werden Weitblick von Tag zu Tag enger und Zukunftsentscheidungen lahmer. Das Gesetz für Raum und Landschaft ist in Kraft und gerade auch in diesem Bereich bedarf es neuer und frischer Energie, Debattierlust und ein Aufbrechen von Krusten. Aber nicht nur in diesem Bereich. Für das Aufarbeiten der Corona-Krise könnte in den Gemeinden und damit vor Ort - warum nicht - eine neue Sozial- und Ökologie-Debatte aufflammen.
Testo e Foto: Gianni Bodini
Glorenza è nota per essere la più piccola città d’Europa completamente cinta dalle mura. Si badi bene, città”! In un documento del 1294 viene citata per la prima volta Glorenza come città murata che successivamente viene collocata al settimo posto tra le 18 città della contea di Tirolo. Ma perché mai un borgo così piccolo( fino ad oggi mai raggiunto i 1000 abitanti) è assunto al rango di città? Per intuirlo basta dare un’occhiata alla carta geografica. Glorenza si trova al centro di numerose e importanti vie commerciali transalpine, e proprio dagli scambi commerciali e al relativo benessere economico è dovuta la magnificenza dei suoi edifici, delle residenze signorili, dei portici, e della cinta muraria punteggiata da tre monumentali porte turrite. Qui convergevano le vie che portavano a Merano (allora capitale del Tirolo), al passo di Resia e quindi ad Augusta (Augsburg, la ricca città dei Fugger), al granducato di Milano e ai Grigioni. Glorenza era un punto di passaggio obbligato per tante merci: vino, carne affumicata, cereali, loden e soprattutto il sale proveniente da Hall e diretto in Lombardia, del quale Glorenza aveva ottenuto il monopolio! Appena fuori dalle mura, dove oggi si erge la chiesa parrocchiale, si trovava un guado per attraversare l’Adige, e qui si tassavano le merci in transito che poi per legge erano obbligate ad essere esposte e messe in vendita all’interno delle mura! Insomma Glorenza era diversa dagli altri borghi della valle che, anche se più grandi, come la vicina Malles, erano legati ad un’economia povera, di sussistenza, basata prevalentemente su pochi prodotti agricoli. Dai documenti dell’epoca sappiamo che qui oltre ad un certo numero di contadini e artigiani vivevano notai, albergatori, commercianti, nobili. Inoltre per ben 700 anni a Glorenza aveva avuto sede il tribunale dell’alta val Venosta! Tutto ciò lo si “vede” , lo si legge, negli edifici eretti proprio per mostrare con orgoglio il proprio stato sociale. Le cose cambiarono drasticamente nel 1499, quando a seguito della sanguinosa battaglia della Calva (le cronache parlano di 5000 morti), combattuta nei pressi della città, le truppe tirolesi vennero sconfitte da quelle engadinesi che distrussero Glorenza. L’imperatore Massimiliano fortemente impressionato dalla visione di rovina di quella “sua” città preferita, la fece ricostruire ancora più bella di prima. Ma i tempi erano cambiati, gli equilibri politici e le rotte commerciali si erano modificati e Glorenza persa la sua importanza restò per lungo tempo un piccolo borgo di contadini in lento e continuo disfacimento, fino a quando un nuovo fenomeno, il turismo, contribuì a svegliarla dal lungo letargo e a partire dagli anni ’70 con una serie di lodevoli lavori di restauro è tornata a splendere. Oggi tutti noi possiamo godere di questo gioiello architettonico e urbanistico incluso tra i borghi più belli d’Italia! Ma nonostante tanta bellezza un neo le resta: la mancata realizzazione di una circonvallazione per il traffico di transito. Speriamo che per risolvere il problema non si debba attendere l’arrivo di un altro imperatore!
von Angelika Ploner & Magdalena Dietl Sapelza
Schuhe Spechtenhauser
Ge(h)fühle
Einfach Schuhe verkauft werden bei Schuhe Spechtenhauser nicht. Vielmehr sind es Ge(h)fühle. Beim kompetenten Fuß-und Schuhspezialist im Herzen von Laas haben die Kunden den Auftritt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Reinschauen, probieren, wohlfühlen: Gemeinsam sucht und findet man den perfekt passenden Schuh. Das Team von Schuhe Spechtenhauser ist mit Begeisterung am Werk. Nur komfortable, modische und hochwertige Schuhe genügen dem hohen Qualitätsanspruch im Traditionshaus. Bei der Auswahl der Modelle fließt auch die langjährige Erfahrung und die Kompetenz aus der orthopädischen Schuhwerkstätte mit ein. Modische Neuheiten, Bequemschuhe oder hochwertige Berg- und Outdoorschuhe: Das Sortiment bei Schuhe Spechtenhauser hält für alle das richtige Modell bereit.
Glurnser Mäuse
Cafè Riedl - Glurns
Es ist schlicht eine Institution, das gemütliche fast schon nostalgisch anmutende Cafè Riedl in Glurns. Schon mehrmals wurde das Cafè – das Bäckerei und im Sommer auch Eisdiele ist – vom „Gambero Rosso“ - Italiens Genussbibel - ausgezeichnet. Alte Backtradition wird hier im Cafè Riedl hochgehalten, das „Vinschger Urpaarl“ wird nach alter Rezeptur des Marienberger Klosters gebacken, und für die Eigenkreation „Glurnser Mäuse“ kommen Einheimische und Gäste von weit her, um welche zu bekommen. Was die „Glurnser Mäuse“ sind? Schokoladenmäuse mit zartschmelzender Nougatcreme und zwei gerösteten Haselnüssen gefüllt. Im hausgemachten Eis schmeckt man vor allem die Früchte aus der Umgebung: Es wird das geadelt, was in und rund um Glurns wächst. Dem naturbelassenen Genuss hat man sich verschrieben, das gilt auch für die Kuchen und Torten und den hausgemachten Apfelstrudel. Kurzum: Das Cafè Riedl gehört zu den besten Genuss-Adressen im Vinschgau.
DESPAR PINGGERA – SCHLUDERNS
Auch wir lieben gutes Essen!
...deshalb legen wir großen Wert auf frische und hochwertige Lebensmittel. Gutes Essen ist ein Maßstab für Genuss, Wohlbefinden und Lebensfreude. Immer. Wir berücksichtigen auch die lokale Wertschöpfung mit regionalen und nachhaltig hergestellten Produkten. Handwerklich hochwertiges Brot, feine Wurstwaren, edlen Käse aus dem Tal und erlesene Weine aus Südtirol, mediterrane Spezialitäten und Bio-Produkte sind nur einige der Köstlichkeiten, die Sie in unserem Sortiment finden.
Familie Pinggera & Team freuen
sich auf Ihren Besuch.
Info: DESPAR PINGGERA - Schluderns an der Hauptstrasse TEL 0473 538 010
Durchgehende Öffnungszeiten:
MO - FR: 7.30 - 19.00 h
SA: 7.30 - 18.00 h
Bäckerei Konditorei
Psenner
Ein Besuch in der Bäckerei Psenner ist wie ein Ausflug in die Welt des Genusses. Denn die Bäckerei ist gleichzeitig Konditorei und Cafeteria. Die Kombination begeistert die Kunden und ist beliebt. Weil das Konzept funktioniert, hat Psenner auch gleich mehrere Adressen. Neben dem Stammhaus und einer Filiale in Naturns, gibt es schön eingerichtete Treffpunkte auch in Terlan direkt am Dorfplatz, in Latsch und in Schlanders. Alle in prominenter Lage im Zentrum und mit einer einladenden, modernen Kaffeehaus-Atmosphäre. Im Inneren verschmelzen dann verschiedene Brote wie – Weißbrot, Vollkornbrot oder Biobrot – mit täglich frischen Kuchen, Croissants und Kaffee. Den Fokus setzt man bei Psenner aber auf die Zutaten. Die Philosophie lautet: „Jedes Backwerk ist nur so gut, wie seine Zutaten.“ Hochwertige Rohstoffe, hausgemachte Feinstarbeit, Liebe und Begeisterung sind die Zutaten für die Backwaren von Psenner. Das schmeckt man.
Tipp: Das handgeschüttelte Schüttelbrot und das Vinschger Paarl sind ein besonderer Genuss!
Normalerweise treffen wir uns im Winter auf der Langlaufloipe um Fuldera im Münstertal. Dort aber meist flüchtig, um ja jede Minute unseres geliebten Ausgleichssports zu genießen. Diesmal ist alles anders, wir treffen uns in Taufers im Münstertal und wir nehmen uns richtig Zeit. Michael Fliri ist Künstler und er hat viel zu erzählen. Seinen elterlichen „Erbstadl“ hat er in den letzten zwei Jahren gemeinsam mit der Designerin Antoinette Bader zu einem Wohnatelier umgebaut. Dabei ist ein Haus im Haus bzw. Stadel entstanden, in dem er vielfältige Kunstprozesse entwickeln und erarbeiten kann.
von Ludwig Fabi
Das Stadeltor wurde zu einem Empfangsportal umgestaltet, welches aus Vollholz nach außen schützt und nach innen öffnet. Die Küchenzeile ist bereits halb installiert, im Obergeschoss eine überdimensionale Sitzgruppe im Aufbau, die restlichen Wohnräume bereit für die letzten Möbel. Der Atelierraum, mit eingerichteter Bücher- und Werkwand, ist Stadel hoch und mit natürlichem und künstlichem Licht so ausgerichtet, dass er als Arbeits- und Ausstellungsraum gleichermaßen dient. Wände und Räume wirken wie funktionale Kunstprojekte. Gestützt auf Eisenträgern und Säulen haben Michael Fliri und Antoniette Bader die Entwürfe der Architektengruppe columbosnext aus Innsbruck mit viel Eigenarbeit umgesetzt. Die Räume scheinen zu schweben und sind doch geschützt von den alten Mauern des Stadels. Ein Rahmen im Rahmen, ein Rahmen eigens geschaffen für die Umsetzung von Inspirationen, Ausdrucksweisen und Lebenseinstellungen mittels der Kunst. Michael Fliri bedient sich dabei verschiedenster Techniken und Richtungen, welche von Performance, Video, Fotografie und skulpturalen Gestalten reichen. Die Corona-Pandemie hat die Fertigstellung des Ausbaues wohl vorangetrieben, weil Ausstellungsprojekte in Madrid und Belgien kurzfristig abgesagt wurden. Michael Fliri fühlt sich in den neuen Räumlichkeiten seiner Wurzeln und seinem materiellen Erbe verpflichtet. Diese Wurzeln spielen in seinem künstlerischen Schaffen eine bedeutende Rolle, aus denen er verschiedenen Formen von Verwandlung, Dualität und Neubeginn hervorgebracht hat. Dabei bleibt er nicht oberflächlich, sondern geht in die Tiefe. Das Tragen von Masken bei lokalen Bräuchen wie Nikolaus- und Krampus Umzügen haben ihn wohl nachhaltig geprägt. Dabei interessiert ihn nicht so sehr die Außenwirkung, sondern die Innenansicht und die Rückseite der Masken. Diese Zwischenräume der Fantasie und des Empfindens scheinen sich auch in seine Atelierwohnung übertragen zu haben. Es sind nur sieben Zentimeter Luft zwischen den Außenwänden aus Stein und den Innen Bau. In seinen Kunstprojekten my private fog I und II hat er noch weniger Platz und noch weniger Luft. Er holt sich dabei Steine aus der Umgebung, macht Abdrücke und stülpt diese Abdrücke vor sein Gesicht, lässt den Gegensatz von Körperwärme und Außenwelt so lange auf sich wirken, bis ihn im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht. In diesem Zustand entstehen neue Gedanken und Fragen wie: Was stellt dieser Zwischenraum mit uns an? Welche Möglichkeiten bietet er? Wie gehen wir mit unserem Leben und unserer Umwelt um? Die Welt auf den Kopf stellen, neue Gedanken zulassen und sich immer wieder neu zu erfinden, das sind die Themen, welche Michael Fliri mit seiner Kunst ausdrückt. Kopfüber lässt er sich in einem weiteren Kunstprozess im Sog des Wassers im Vernagter Stausees im Schnalstal treiben. Solche Prozesse, solche Potentiale interessieren Michael Fliri. Er stülpt Festgefahrenes gerne von innen nach außen und versucht deren Wirkung und Mutation zu ergründen. Dafür hat sich Fliri jetzt ein neues Umfeld geschaffen, aus Respekt vor dem Leben seiner Vorfahren, aus Liebe zur Natur- und Bergwelt im Münstertal. Sich trotzdem immer wieder neu zu erfinden, sich ständig prozesshaft zu verwandeln, uns durch die Masken und Seelen des Lebens zu blicken.
Kennen Sie die Wallstreet von Schlanders? Es ist die Göflanerstraße, ein kurzer Straßenabschnitt zwischen der Staatsstraße und dem Dorfzentrum mit der Fußgängerzone, ganz in der Nähe der Pfarrkirche, des Gemeindehauses und des Kapuzinerklosters.
von Heinrich Zoderer
In der Göflanerstraße in Schlanders befinden sich 2 Banken (früher sogar 3), 2 Eisdielen, 2 Handygeschäfte, 2 Architekturbüros, 2 Immobiliengeschäfte, 2 Bauernhöfe und 2 Bars. Außerdem 1 Hotel, 1 Restaurant, 1 Fischgeschäft, 1 Computergeschäft, 1 Blumengeschäft, der Dorfladen, 1 Optiker, das Jugendzentrum Freiraum, mehrere Modegeschäfte, 1 Friseur im Bekleidungsgeschäft Jack & King, das Kulturhaus, das Turkish Best Kebap, Kanzleien von Rechtsanwälten und Notaren, 1 Steuer- & Wirtschaftsberaterin, 1 Büro für Lohnbuchhaltung, das Grundbuch- und Katasteramt, das Bauservice Vinschgau, 1 Elektrogeschäft, 1 Wohlfühlshop, 1 Tatoo-Shop, das SVP Büro, das Büro des HdS, 1 Fahrradgeschäft und das 21st Temporary Store.
Das Temporary Store ist ein kleines Geschäft mit großen Schätzen. Wer hier eintritt, taucht ein in eine längst vergangene Welt. Man sollte sich Zeit nehmen, um zu schauen und sich entführen zu lassen. Wer sich darauf einlässt, findet stilvolle Möbel, wie z.B. einen Dokumentenschrank im Jugendstil, alte Truhen, Kredenzen, Kronleuchter aus Muranoglas, antike Bücher und Ansichtskarten, Bilder, Ikonen und seltene Gebrauchsgegenstände, Vintage Bekleidung mit dazu passenden Accessoires, altmodischen Schmuck und Handtaschen. Zudem entdeckt man hinter Glasvitrinen feines, hochwertiges Porzellan von verschiedenen europäischen Herstellern: Meissner Porzellan aus Deutschland, Herend aus Ungarn, Limoges aus Frankreich oder Capo di Monte, Porzellan aus edelster italienischer Handwerkskunst. Ebenso findet man antike Puppen, alte Apothekerflaschen und Sodaflaschen von der Firma Hell aus Schlanders, Setzkästen, lackierte und bemalte Holzdosen aus Russland, schöne Überfanggläser aus Böhmen, eine Vielfalt von filigranen handgeschliffenen Trinkgläsern, nostalgische Zuckerdosen, besondere Kaffee- und Teekannen und noch vieles mehr. Die bunte Welt im 21st Temporary Store ist so vielfältig, wie das Leben ihrer Besitzerin.
Eine Weltenbummlerin kehrt nach Schlanders zurück
Mit 52 Jahren eröffnete Andrea Berger vor vier Jahren das Antiquitätengeschäft, auf unbestimmte Zeit. Deshalb der Name. Nach einem ereignisreichen Leben fand die Weltenbummlerin zurück in ihr Tal und wagte als alleinerziehende Mutter den Schritt in die Selbständigkeit. Dabei war alles ganz anders geplant. Nach der Handelsschule und einer abgeschlossenen Verkäuferlehre sollte Andrea in das Bekleidungsgeschäft ihrer Eltern einsteigen und dieses dann übernehmen, so wie es ihr Vater von seinem Vater übernommen hat. Doch das Fernweh zog sie hinaus in die Welt. Mit 18 Jahren ging sie als Aupair Mädchen nach Amerika. Sie lebte in New York, Florida, Washington und in einigen anderen Städten der USA. Nach 1 ½ Jahren kehrte sie nach Südtirol zurück und arbeitete mehrere Jahre in einem renommierten Geschäft in Meran. Dann zog es sie wieder fort. Andrea übersiedelte nach Mailand und arbeitete dort über 20 Jahre in der Modebranche. Dabei war sie weltweit unterwegs und lernte so viele Länder und Städte kennen, wie London, Paris, Berlin, Hongkong, Moskau, Tallin, Rio de Janeiro und viele andere. Es war ein bewegtes und abenteuerliches Leben. Andrea erlebte viel auf diesen Reisen und entdeckte unter anderem auch ihre Liebe zu Antiquitäten. Das entwickelte sich zu einem leidenschaftlichen Hobby. Sie besuchte Ausstellungen und Auktionen und kaufte antike Gegenstände aus der ganzen Welt. Nach jahrelangen beruflichen Auslandsaufenthalten war das Fernweh gestillt. Sie wollte an einem Ort bleiben, eine Familie gründen und sesshaft werden.
Als 2004 ihr Sohn zur Welt kam, kehrte sie in ihre Heimat zurück und arbeitete in einem Betrieb im Vinschgau. Nach einigen Jahren eröffnete sie in der Göflanerstraße Nr. 21 ihr Antiquitätengeschäft 21stTemporary Store. Damit wurde mit großem Engagement, viel Liebe und einem gesunden Optimismus ihr Hobby zum Beruf. „Wer etwas mit großer Überzeugung tut, dem gelingt es“, meint sie. Leicht war es nicht, in einer Landgemeinde ein Geschäft mit solchen Raritäten zu eröffnen, doch sie ist glücklich und dankbar mit ihrer Entscheidung. Die größte Freude für sie jedoch ist es, wenn der Kunde etwas Individuelles in ihrem Sortiment findet, das er vielleicht schon lange gesucht, oder beim Suchen gefunden hat. Einige Gegenstände verkauft sie nicht, sondern bewahrt sie in ihrer Sammlung, da sie mit ihrer Lebensgeschichte verbunden sind. Zu verschiedenen Anlässen erwirbt sie neue Antiquitäten, aber sie kauft nicht alles wahllos zusammen, sondern hat in den letzten Jahren ein Auge und ein Gespür für besondere Objekte entwickelt, die ihr Geschäft zu einer einzigartigen Schatzkiste machen. Ein Wunderland mit Kostbarkeiten, hinter denen viele Geschichten stecken, so wie im vielfach verfilmten Fantasybuch „Alice im Wunderland“. Wie lange Andrea das Geschäft noch betreibt, weiß sie nicht. Vielleicht wartet in ein paar Jahren schon das nächste Abenteuer. „Das Leben ist geheimnisvoll und was immer du machst, achte darauf, dass es dich glücklich macht“, so ihre Lebensphilosophie. Sie ist dankbar für all das Schöne und Gute, das sie im Leben erfahren hat, aber auch für all jene Momente, die sie innhalten und nachdenken ließen. Sie will aber nicht stehenbleiben und stellt sich mutig den neue Herausforderungen, auch wenn sie ihre Zukunft nicht kennt. Aber das macht das Leben so spannend und erfüllt.