„A bissl a Feier isch olm dabei gwesen“

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Ferdinand Tschenett, genannt Ferdi, geboren 1933, Mals Ferdinand Tschenett, genannt Ferdi, geboren 1933, Mals

Oft betrachtet Ferdi die Erinnerungsstücke in seinem Büro. Dabei öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit. Ehrenurkunden, Diplome, Notizen, Fotos, Plaketten erzählen Geschichten aus seinem Leben, das geprägt war vom Einsatz als Familienvater, als Handwerker und für die Dorfgemeinschaft.

von Magdalena Dietl Sapelza

In diesem Büro liefen einst die Fäden des Betriebes „Heizung und Sanitäranlagen Tschenett“. zusammen, den Ferdi mit Hilfe seiner Frau Erika geführt hatte. Heute ist es Rückzugsort für ihn und Ort der Erinnerungen.
Ferdi wuchs als Jüngster von acht Kindern im Malser Oberdorf auf. Sein Vater führte einen Schlossereibetrieb und eine kleine Landwirtschaft. Als Ferdi eingeschult wurde, sprach die Lehrerin nur Italienisch und verherrlichte den Duce. Nach einem halben Jahr lehrte dann ein Lehrer den Hitler Gruß. Daheim herrschte große Verunsicherung, denn die Familie hatte für Deutschland optiert. „Dr Votr hot schun an groaßn Holzkufer zun Auswondern grichtet kopp“, erinnert sich Ferdi. Im Sommer war er oft als „Zuhirte“ für Bauern beschäftigt. „I bin olm gearn di Viecher nochgrennt“, betont er. Der Krieg machte die Auswanderungspläne zunichte, und die Söhne der Optanten wurden für Hitler einberufen. Ferdi erinnert sich noch gut an die heitere Stimmung, die herrschte, als er seinen Bruder und zwei seiner Kollegen zum Bahnhof begleitete. „Selm hobm si nou gsungen“, meint er. „Drnoch isches olle vergongen, unt zun Glick isch dr Bruadr hoal zruckkemman.“ Nach dem Krieg begann Ferdi die Schlossereilehre im väterlichen Betrieb. Theoretisches Wissen eignete er sich ihm bei Abendkursen an. In der Werkstatt arbeitete er mit seinem Bruder zusammen. „Dr Votr isch gonz streng gwesn, miar hobm nit mitnond hoangortn terft“, sagt Ferdi. Die Auftragslage war anfangs der 1950er nicht rosig. Die Produktion war auf Kochherde und Stubenöfen beschränkt. Es wurden hauptsächlich Fahrräder geflickt. Nach dreijähriger Lehrzeit als Schlosser bildete sich Ferdi in Meran als Hydrauliker weiter. „Weil di Wossrinstallationen in Gong kemman sain“, erklärt er. Dann stand der Militärdienst an. „Pa dr Musterung hobm miar gmiaßt pan Stampfer nockat um an Tisch ummermarschiern“, erinnert er sich. Zur Ausbildung kam er nach Meran. Da er als Mitglied der Musikkapelle Mals Flügelhorn spielte, wurde er der Militärkapelle zugeteilt. Doch schon bald wurde er zu einem Mechaniker-Kurs nach Rom geschickt. Dort nutzte er die Gelegenheit, den Führerschein D zu erwerben. Im „Gruppo Bergamo“ in Schlanders konnte er den weiteren Militärdienst dann als Fahrer und als Verantwortlicher der Waffenkammer absolvieren. „Oft hon i a gmiaßt in Silenzio blosn“, sagt er. „Obr zun Glick hon i nit braucht mit di Muli geahn“.
1958 gründete Ferdi seinen eigenen Betrieb. In der Freizeit war er nicht nur engagierter Musikant, sondern auch Feuerwehrmann, Schuhplattler und Volkstänzer. „I bin überoll gwesn, wo a blauer Rach aufgongen isch“, scherzt er. „Unt a bissl a Feier isch olm dabei gwesen.“ Bei Volkstanzauftritten verliebte sich in seine Tanzpartnerin Erika Thöni (Jg. 1940). Sie wurde 1961 seine Frau. „Miar sain nimmr ausanonder kemmen“, lacht er. Die Beiden lebten zuerst in seinem Elternhaus und zogen dann 1966 ins neue Haus am Ortseingang von Mals, das Erikas Vater, der ein Baumeister war, für seine Tochter gebaut hatte. In einem Zubau richtete Ferdi seine Werkstatt ein. Erika erledigte das Bürokratische, verköstigte die Lehrlinge, kümmerte sich um die vier Kinder und vermietete „Zimmer mit Frühstück“. Der Betrieb lief gut. Aufträge kamen aus allen Teilen des Landes. Hie und da haperte es jedoch mit der Zahlungsmoral. „In Longtaufers hat i haint nou Gelt guat“, verrät er. Ferdi übernahm Aufgaben in der Handwerkervereinigung, als Pfarrgemeinderat, als Friedhofswart und als Mesner.
Dann kam der Nikolaus-abend 1998. Auf der Heimfahrt von einer Kundendienstarbeit in Schleis kam ihm ein Auto auf seiner Seite entgegen. Es krachte, und es wurde dunkel um ihn herum. Nach 10 Tagen wachte er in der Intensivstation Meran auf und erfuhr, dass er schwere innere Verletzungen erlitten hatte. „Selm honis glaim kopp“, meint er. Der Unfall markierte einen Wendepunkt. Kurze Zeit später meldete er das Gewerbe ab. Auch seine Frau schloss ihre Garni. „Miar hobm inz norr laichter toun, lugg z‘lossn“, meint er. Ferdi und Erika nahmen sich daraufhin mehr Zeit füreinander. Sie genossen die Kuren in Abano, die Ausflüge mit dem Alpenverein, die gelegentlichen Reisen mit ihren Kindern und einiges mehr.
Mittlerweile hält sich Ferdi am liebsten daheim auf. Gerne verweilt er in seinem Büro und lässt die Erinnerungen schweifen.

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