Wir unterstützen Familien: ambulante Begleitung, sozialpädagogische Tagesgruppe und Wohngemeinschaft

geschrieben von
Silvia Valentino (links) ist Gründungsmitglied der Genossenschaft und seit 15 Jahren als Geschäftsführerin tätig. Stefanie Siller (Mitte) ist die Koordinatorin der Wohngemeinschaft und der Tagesgruppe und Manuel Rammlmair ist als Präsident der gesetzliche Vertreter der SOVI und zuständig für die Projektentwicklung. Silvia Valentino (links) ist Gründungsmitglied der Genossenschaft und seit 15 Jahren als Geschäftsführerin tätig. Stefanie Siller (Mitte) ist die Koordinatorin der Wohngemeinschaft und der Tagesgruppe und Manuel Rammlmair ist als Präsident der gesetzliche Vertreter der SOVI und zuständig für die Projektentwicklung.

Es gibt überall Familien und Menschen in schwierigen Lebenssituationen, die nicht die Kraft und die Möglichkeiten haben, die eigenen Kinder zu betreuen und zu begleiten. Früher kamen Kinder aus solchen Familien vor allem in das Liebeswerk nach Meran oder in das SOS-Kinderdorf nach Brixen. Oft wurden und werden Kinder auch in einer Pflegefamilie aufgenommen. In Schlanders wurde vor 15 Jahren die SOVI, die erste Sozialgenossenschaft im Vinschgau, gegründet, um Kinder und Jugendliche zu begleiten und zu betreuen.

von Heinrich Zoderer

Das Liebeswerk und das Kinderdorf gibt es immer noch. Kinder und Jugendliche werden da weiterhin aufgenommen und unterstützt. In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde es notwendig, außerdem in allen Bezirken Südtirols sozialpädagogische Wohngemeinschaften und familienbegleitende Tagesgruppen einzurichten, um den Kindern und Jugendlichen eine familienähnliche Gemeinschaft, ein Zuhause, Halt und Orientierung im Alltag anzubieten. Wie Silvia Valentino, die Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der SOVI in einem ausführlichen Gespräch mitteilte, kann die Wohngemeinschaft und die Tagesgruppe die Familie niemals ersetzen, der Aufenthalt in diesen Strukturen kann nur eine Zwischenlösung sein. Das Ziel ist und bleibt immer die Rückführung in die Herkunftsfamilie und die Begleitung und Unterstützung der Familie. Sollte dies nicht möglich sein, wird auf die Selbstständigkeit der jungen Menschen hingearbeitet.
Die Idee, im Vinschgau eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft und Tagesgruppe einzurichten, kam von den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Nach einer einjährigen Vorarbeit wurde vor 15 Jahren, am 29. Juni 2005, die SOVI, die erste Sozialgenossenschaft im Vinschgau gegründet. Von den 10 Gründungsmitgliedern war nur ein einziger Mann dabei. Die fünf Gründungsmitglieder Elisabeth Hickmann, Silvia Valentino, Fabrizio Sommavilla, Silvia Holzner und s6 Wohngemeinschaft VetzanMartina Wallnöfer arbeiteten auch aktiv in den beiden Strukturen: der Tagesstätte und der Wohngemeinschaft. Die erste Präsidentin der Genossenschaft und Leiterin der pädagogischen Tagesstätte in Schlanders war die Sozialpädagogin Elisabeth Hickmann, die Geschäftsführerin und Leiterin der pädagogischen Wohngemeinschaft die Pädagogin Silvia Valentino. Die beiden waren auch maßgeblich, zusammen mit der damaligen Sprengelleiterin der Sozialdienste im Mittelvinschgau, Irmgard Ladurner, bei den Vorarbeiten beteiligt. Ein Genossenschaftsstatut und ein Konzept für die sozialpädagogische Arbeit mussten erarbeitet, geeignetes Personal und die passenden Räumlichkeiten gesucht und ein Netzwerk an Projektpartnern aufgebaut werden. Die gefundene Wohnung musste umgebaut und eingerichtet werden, um Platz für neun Jugendliche zu bieten. Die SOVI ist eine private Sozialgenossenschaft, finanziell unterstützt von der öffentlichen Hand, aber autonom und eigenverantwortlich. Deshalb war und ist es für die Genossenschaft und für den Verwaltungsrat wichtig, neben der sozialpädagogischen Arbeit, auch immer die wirtschaftlich-finanzielle Seite und die notwendigen Investitionen im Auge zu behalten. Heute beschäftigt die Sozialgenossenschaft 15 ErzieherInnen mit einer sozialpädagogischen Ausbildung, bzw. einem Studium der Pädagogik, Psychologie oder Sozialer Arbeit. In der Wohngemeinschaft in Vetzan sind momentan acht Jugendliche, davon zwei Mädchen zwischen 11 und 18 Jahren untergebracht, in der Tagesstätte werden 10 Kinder bzw. Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren betreut und begleitet.

Es gibt ein ganzheitliches sozialpädagogisches Angebot mit unterschiedlicher Intensität der Begleitung und Betreuung: ambulante Begleitung, Tagesgruppe und Wohngemeinschaft

Wie Manuel Rammlmair, der derzeitige Präsident der SOVI und der Verantwortliche für die verschiedenen Projekte und Initiativen erklärte, bietet die Genossenschaft ein breites Angebot an unterschiedlichen sozialpädagogischen Maßnahmen an. Die ambulante Betreuung ist eine niederschwellige sozialpädagogische Maßnahme und besteht hauptsächlich aus Gesprächen, Beratung und Begleitung von Jugendlichen und deren Familienangehörigen. Soweit es möglich ist, bleiben die Kinder in den Familien und erfahren Unterstützung durch die Genossenschaft. Auch nach einem Aufenthalt in der Tagesgruppe bzw. der Wohngemeinschaft werden die Familien begleitet und betreut, soweit das sinnvoll, notwendig und gewünscht wird. Ziel in den Einzelgesprächen ist es, dass Familien Halt und Orientierung finden, das Wohlbefinden, die Sozialkompetenzen und die Selbstwirksamkeit der Kinder gestärkt wird und die Gruppenfähigkeit der Jugendlichen wieder hergestellt wird. In der Tagesgruppe sind die Kinder von 12 bis 18 Uhr. Die Tätigkeit beginnt mit dem gemeinsamen Mittagessen. Schwerpunkte in der familienbegleitenden Tagesgruppe sind die Hausaufgabenhilfe und eine bedürfnisorientierte Freizeitgestaltung. Die Kinder sollen in einem strukturierten Rahmen den schulischen Verpflichtungen nachkommen und dabei unterstützt werden, in der Gemeinschaft mit anderen Kindern ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm zu erleben. Neben der Begleitung und Beratung geht es dabei auch um Bildung und für die älteren Schüler auch um die Berufsorientierung. Von 2006 bis 2013 gab es auch eine Tagesgruppe in Mals, außerdem gibt es ein Angebot zur Hausaufgabenbegleitung für alle Grund- und Mittelschüler in Mals.
Die sozialpädagogische Wohngemeinschaft in Vetzan befindet sich in einem geräumigen Haus mit Garten, etwas oberhalb von Vetzan. Dort ist Platz für maximal neun Jugendliche, die über die Sozialdienste aufgrund der schwierigen Familienverhältnisse einen Platz in der Wohngemeinschaft erhalten. Früher sind viele Kinder und Jugendliche durch ein Dekret vom Jugendgericht aufgenommen worden, heute erfolgt die Aufnahme auch im freiwilligen Kontext zwischen den Eltern und den Sozialdiensten. Das Hauptziel der sozialpädagogischen Arbeit ist es, den Jugendlichen in der schwierigen familiären Situation Halt und Orientierung zu geben und sie zur Selbständigkeit im Alltag hinzuführen. Außerdem sollen sie Unterstützung und Betreuung erfahren, um die schulischen Anforderungen zu bewältigen und berufliche Perspektiven zu entwickeln. Die Freizeitgestaltung ist ein geeigneter Rahmen für die Erweiterung der individuellen Beschäftigungsmöglichkeiten und die Erprobung von Kompetenzen, die im Umgang mit gruppendynamischen Aspekten hilfreich sind.

Vielfältige Projekt- und Netzwerkarbeit

Neben den drei Schwerpunkten, gibt es immer wieder besondere Projekte und Herausforderungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, um die gesellschaftlichen Anliegen und die verschiedenen Anfragen zu bewältigen. Nach Rammlmair ist es wichtig als Sozialgenossenschaft das Bestehende weiterzuführen und auf die gemachten Erfahrungen aufzubauen, aber auch offen zu bleiben, neue Wege zu gehen und neue Projekte zu planen und durchzuführen. In den letzten Jahren wurden mehrere Sommerprojekte in Schlanders, Laas und Mals durchgeführt. Allein im letzten Jahr wurden 10 Gruppen betreut. Dieses Jahr gab es eine Filz- und Malwoche in Mals. Außerdem wurde dieses Jahr die Sommerbetreuung für Kindergartenkinder im Auftrag der Gemeinden in Schlanders, Latsch und Kastelbell durchgeführt. In den Monaten Juli und August betreute die SOVI dieses Jahr eine Minigolfanlage mit einer Bar in Sulden. So erhielten Jugendliche die Möglichkeit ein Sommerpraktikum zu machen. 2019 wurde in Zusammenarbeit mit der EURAC für Migranten im Haus Ruben in Mals ein Projekt zur Job- und Wohnungsvermittlung durchgeführt. In Zusammenarbeit mit anderen Genossenschaften werden an Schulen ESF-Projekte organisiert. Silvia Valentino betonte, dass es bei der ganzen Arbeit wichtig ist mit den verschiedenen Netzpartnern zusammen zu arbeiten. Da ist einmal das Landesamt für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion, die Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft, die Schulen, der psychologische Dienst, der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst, die Gemeinden und die Berufsberatung. Ein wichtiger Aspekt in der ganzen Arbeit ist die Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Familien. Deshalb gibt es monatliche Elterngespräche. Unter den MitarbeiterInnen werden wöchentliche Teamsitzungen abgehalten, außerdem in regelmäßigen Abständen eine Supervision mit einem externen Supervisor für alle MitarbeiterInnen, sowie interne und externe Weiterbildungen zu verschiedenen Themenbereichen. Nach einer 15-jährigen Tätigkeit blicken der Präsident und die Geschäftsführerin mit Zufriedenheit auf die gemachte Arbeit zurück. In den 15 Jahren wurden Erfolge erzielt, die Arbeit war jedoch auch herausfordernd. Das Haus war immer voll, der Bedarf ist in den letzten Jahren gewachsen, auch die Herausforderungen haben zugenommen. Immer früher werden psychische Störungen bei Kindern festgestellt, immer mehr Familien geraten in Schwierigkeiten und es wird immer schwieriger den Kinderschutz und das Kindeswohl zu garantieren.

 

SOVI-Sozialgenossenschaft Vinschgau

Gegründet: 29.06.2005
Hauptsitz:
Schlanders, Marconistraße 6
Einrichtungen:
Wohngemeinschaft Vetzan
Tagesgruppe Schlanders
Weitere Tätigkeitsfelder:
Ambulante sozialpädagogische Begleitung
Sommerprojekte und Hausaufgabenprojekt
Minigolfplatz Sulden
Präsident:
Manuel Rammlmair
Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin:
Silvia Valentino
Koordinatorin der Wohngemeinschaft und
Tagesgruppe:
Stefanie Siller
ErzieherInnen: 15 Personen
Jahresumsatz: ca. 600.000 Euro
Verwaltungsrat:
Manuel Rammlmair
Silke Parth
Christian Sommavilla
Bisherige PräsidentInnen:
Elisabeth Hickmann (2005-2008)
Martha Lechthaler (2008-2009)
Gertraud Wellenzohn (2009-2012)
Christian Sommavilla (2012-2015)
Manuel Rammlmair (seit 2015
Internet: www.sovi.bz.it

Gelesen 4283 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Naturnser Kapriolen

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.