Spezial: Tipps für Eltern im Umgang mit Schulkindern

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Tanja Mitterhofer (links) und Evelyn Peer (rechts) von der Gemeinschaftspraxis Psy-Vinschau (Psychologische Beratung und Psychotherapie) in Schlanders Tanja Mitterhofer (links) und Evelyn Peer (rechts) von der Gemeinschaftspraxis Psy-Vinschau (Psychologische Beratung und Psychotherapie) in Schlanders

Für viele Kinder steht im Herbst die Einschulung an – ein wichtiger und großer Schritt in eine neue Lebensphase. Kinder freuen sich meist darauf und sind gespannt auf diese neue Herausforderung, damit haben sie nun endlich das Gefühl mehr zur „Welt der Großen“ zu gehören. Allerdings hören sie oft, dass es nun „ernst werde“ und man nicht mehr nur spielen dürfe, das kann Angst machen vor dem Unbekannten und Fragen aufwerfen: Wie kann man sich das nur vorstellen? So schwanken Kinder vor Schulbeginn oft zwischen Freude und Sorge und durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Gleichzeitig kommen oft erste Selbstzweifel auf: Werde ich das schaffen und was passiert, wenn ich meine Eltern enttäusche?
Eltern finden sehr viele Checklisten mit den Dingen und Unterlagen, was Kinder beim Schulstart alles haben sollten, aber aus psychologischer Sicht ist man als Elternteil oft unsicher: Was braucht mein Kind? Wie kann ich mein Kind bei diesem Schritt bestmöglich unterstützen, ohne selbst in Zusammenhang mit diesem Thema emotional zu werden?
Vielleicht erinnert es mich an meine Schulzeit und da kommen wir bereits zum ersten Ratschlag: Auch wenn ich als Elternteil selbst keine so positiven Erinnerungen mit dem Thema Schule verknüpfe sollte ich versuchen, das meinem Kind nicht spüren zu lassen! Es soll so positiv und unvoreingenommen wie möglich in diese Erfahrung starten und seine eigenen Erfahrungen machen dürfen. Nur weil ich selbst vielleicht keine guten Erinnerungen daran habe, heißt das nicht, dass das auch automatisch auf mein Kind zutreffen muss. Es ist sinnvoll und wichtig, meinem Kind von den tollen Sachen in der Schule, von Freundschaften, von einzelnen Fächern zu erzählen, damit es so lange wie möglich Freude daran verspürt. Weiters ist es wichtig, das Kind bestmöglich vorzubereiten. Die bereits im Kindergarten durchgeführten Kontakte mit der Schule sind sinnvoll, damit das Kind einen Bezug zum Gebäude, zum Klassenraum, zu den Gegebenheiten im Schulgebäude hat.
s34 912Auch wenn das Loslassen oft schwerfällt, weil ich mir als Elternteil Sorgen mache: ich kann meinem Kind jetzt kleine Selbstständigkeiten zutrauen und es dazu ermutigen! Das Kind soll Sachen jetzt alleine machen dürfen, die ich als machbar einschätze. So lernt es Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeit: Das habe ich ganz alleine geschafft, ich bin jetzt wirklich schon groß! Diese Selbstständigkeit kann schrittweise erfolgen, immer wieder ein kleines bisschen mehr und plötzlich schaffe ich es alleine.

Loben und belohnen gehören da selbstverständlich dazu. Aber Vorsicht: Auch wenn das Kind tagsüber in der Selbstständigkeit große Schritte macht und „groß“ ist, kommt nachts oder abends oft doch noch das kleine, überforderte Kind zum Vorschein. Vor allem abends beim Zubettgehen kann es oft passieren, dass Zweifel, Ängste, Sorgen beim Kind aufkommen, da hilft es ungemein, wenn Eltern einfach nur da sind, sich Zeit nehmen mit dem Kind zu sprechen, ihm zuzuhören. Oft stellen sich Eltern die Frage, ob das, was das Kind aus dem Schulalltag berichtet, auch tatsächlich der Wahrheit entspricht. Das ist eigentlich nebensächlich, denn unabhängig von dem, was wirklich geschehen ist, nimmt das Kind dieses Thema als Belastung wahr und vertraut es ihnen an. Sie sollten in diesen Momenten nicht versuchen, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen, sondern das Kind ernst nehmen und es in seinen Sorgen zu verstehen. Oft ist das Ziel eines solchen Gesprächs weniger der Inhalt, sondern das Gefühl der Vertrautheit, die Sicherheit zu wissen, dass immer jemand da ist, der es bei Sorgen/Ängsten unterstützt. Nebenbei gesagt, ist genau das auch das Ziel jedes Elternteils, zu wissen, dass die Kinder sich ihnen anvertrauen, wenn sie ein Problem im Leben haben. Die Weichen für diesen Schritt werden nun gesetzt! Sollte das Kind ein Thema immer wieder als Belastung und Sorge in Zusammenhang mit dem Schulalltag bringen, kann ein Rückfragen in der Schule hilfreich sein, um bestimmte Unsicherheiten/Unverständnisse gemeinsam zu klären und das Kind zu entlasten.
Das gemeinsame Erledigen der Hausaufgaben ist nicht immer eine ganz einfache Aufgabe, oft kommt es dabei zu Konflikten und Reibereien. Auch wenn es nicht immer ganz einfach ist: Eltern sollten versuchen Geduld zu bewahren und sich daran erinnern, dass sie die erwachsene Person im Raum sind. Sie müssen versuchen, sich nicht provozieren zu lassen. Oft klappen die Hausaufgaben besser, wenn man sie gemeinsam anschaut und erklärt, die Kinder dann die Möglichkeit haben sie alleine zu versuchen, ohne dass man direkt daneben sitzt. Wichtig ist dabei, dass ich als Elternteil allerdings in der Nähe bleibe und als Ansprechperson erreichbar bin, wenn mein Kind nicht mehr weiterweiß. Es wäre sinnvoll, einen ruhigen, angenehmen Ort und Zeitpunkt für die Hausaufgaben gemeinsam zu vereinbaren und zu suchen, diesen in den Tagesablauf miteinzubauen, sodass allen klar ist, wann Hausaufgabenzeit ist und nicht jedes Mal neu verhandelt werden muss. Dies allein schon bietet Sicherheit und Stabilität. Störfaktoren wie Handy, Fernseher usw. sollten diesen Moment nicht beeinflussen. Und: Ich als Elternteil muss mir Zeit nehmen! Ich kann nicht ruhig und interessiert wirken, wenn ich innerlich in Gedanken schon gestresst an den nächsten Termin denke, bei welchem ich sein sollte. Auch sollte nach dem Mittagessen eine kurze Pause vor den Beginn der Hausaufgaben gemacht werden, damit das Kind die Möglichkeit hat, sich einen Moment auszuruhen und zu fokussieren. Im Vergleich zum Kindergarten kommen viele neue Herausforderungen auf mein Kind zu: Es muss still sitzen, sich konzentrieren und sich in einem unterschiedlichen Lernkontext zurechtfinden.
Jedes Kind braucht eine wohlwollende Bezugsperson, die versucht, es mit seinen Stärken, aber auch seinen Schwächen anzunehmen, es wohlwollend zu motivieren und nicht nur auf Leistung zu trimmen. Man zeigt Interesse am Schulalltag des Kindes, indem man Rückfrage hält und versucht, Fehler nicht überzubewerten. Fehler können geschehen und sollen als Chance für ein weiteres Lernen gesehen werden. Wenn mein Kind mögliche Fehler als absolute Katastrophe erlebt, wird es krampfhaft versuchen solche zu vermeiden und sich selbst noch mehr in Frage zu stellen.
Vielleicht gelingt es mir als Elternteil gemeinsam mit meinem Kind Lernen spielerisch in einzelnen Momenten unseres Alltages miteinzubauen, wo es nicht als anstrengend und verpflichtend erlebt wird: ist es z.B. möglich, dass wir beim gemeinsamen Einkauf rechnen oder bei der Gute-Nacht-Geschichte Hochdeutsch üben?

Wir hoffen, dass dieser Artikel einigen Eltern vor Augen führen konnte, dass wir selbst der Schlüssel für eine gute Unterstützung der Kinder in der Schule sind. Wie gefestigt sind wir? Welche Werte/Haltungen sind uns wichtig? Ich als Elternteil sollte versuchen, die Schulzeit als eine schöne Zeit voller neuer Herausforderungen und Erfahrungen zu betrachten und diese Freude meinem Kind weiter zu geben bzw. es in dieser Phase zu begleiten. Die Kinder brauchen uns, um Dinge in ihrem Leben gut einschätzen und einordnen zu können und genau deshalb ist es wichtig, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, sie zu begleiten und ernst zu nehmen. Dann wird auch einem bevorstehenden Schulbesuch nichts mehr im Wege stehen.

 

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