Kolping im Vinschgau - „Wenn einer eine Reise tut“, so lautet ein bestimmtes Sprichwort, „so kann er viel erzählen“. Für seine Zeit war Adolph Kolping sicherlich ein weit gereister Mann, der über das Vaterland hinaus große Teile Europas kennengelernt hat. Tatsächlich wusste Kolping auch von seinen Reisen viel zu erzählen; in den Rheinischen Volksblättern etwa gibt es umfangreiche Reiseschilderungen z.B. aus Rom, aus Österreich, aus Tirol/Südtirol usw. Diese Berichte – besonders auch das Reisertagebuch der Fußwanderung von München nach Venedig im Herbst 1841 (Südtiroler Gegenden werden auch beschrieben)- zeichnen sich durch eine gelungene Mischung detaillierter Beschreibungen des Geschehens und Erlebten, kritischer Beurteilung der sozialen Verhältnisse und der Lebensgewohnheiten der Menschen und tiefer Naturverbundenheit aus. Sie sind auch heute noch eine anregende Lektüre.
Kolping geht mit offenen Augen durch die Welt; er ist nicht einseitig auf bestimmte Aspekte fixiert, sondern bemüht sich, das Ganze des Gesehenen und Erlebten zu erfassen und die einzelnen Teile in diesem Ganzen auch in ihren Zusammenhängen und Wechselwirkungen zu erfassen. So z.B. die Einflüsse der Landschaft auf Kultur und Lebensgewohnheiten der Tiroler.
Kolping spart nicht mit kritischen Anmerkungen, ja bissigen Bemerkungen über Zustände, die ihm nicht gefallen, z.B. das sinnlose Badeleben in Ostende, oder das zu rauhe Klima in Sterzing oder die komischen, eher unhöflichen Männer/Saltner in der Meraner Gegend. Aber grundsätzlich verfällt er nicht in platte Pauschalurteile!
Otto von Dellemann