Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Die Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ) hat das Institut für Sozialforschung und Demoskopie „Apollis“ mit einer Umfrage beauftragt. Welche Partei würden Sie wählen, wenn am Sonntag Landtagswahlen wären? Im Ergebnis hat die SVP gegenüber der Landtagswahl 2018 zugelegt. 43 % würden die SVP wählen (2018 haben 41,9 % die SVP gewählt) - 40 % von den befragten Männern und 47% von den befragten Frauen. Interessant ist auch, dass die Altersklasse der 18 bis 34-Jährigen zu 44 % die SVP wählen würde. Die Grünen sind im Aufwind. 13 % der Befragen würden grün wählen (2018 haben 6,8 % der Wähler:innen die Grünen gewählt). Dem Team K würden „nur noch“ 9 % ihre Stimme geben (2018 waren es 15,2 %). Die Süd-Tiroler Freiheit haben 2018 6 % gewählt, bei der aktuellen Umfrage würden 7 % der Befragten die Süd-Tiroler Freiheit wählen. Anders bei den Freiheitlichen: 2018 haben 6,2 % die Freiheitlichen gewählt, nun würden diese nur noch von 4 % gewählt werden. Ob LH Arno Kompatscher nach 2023 Landeshauptmann bleiben soll? 53 % der insgesamt Befragten sagen dazu Ja (56 % der befragten Frauen und 50 % der Männer). Und mit dem LH sind 23 % „sehr zufrieden“, 47 % „eher zufrieden“ und nur 18 % „weniger“ und 9 % „gar nicht“ zufrieden. Der LH erfreut sich demnach großer Beliebtheit. Das ist bemerkenswert und erstaunlich, wenn man sich vor Augen hält, dass die Ebnerschen „Dolomiten“ den LH so gut es geht boykottiert. Der LH kommt im Tagblatt nicht oder kaum vor.
Auf Initiative der Südtiroler Volkspartei fand am heutigen Nachmittag das erste Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaft der CSU in Bayern und der ÖVP in Österreich statt.
So nahm an der heutigen hochkarätig besetzten Videokonferenz unter anderem auch die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber teil. „Nachdem in Südtirol bald kein Tag mehr vergeht, ohne dass es zu irgendwelchen Schafsrissen auf Südtirols Almen kommt und nachdem aus Rom keinerlei Unterstützung zu erwarten ist, haben wir als Südtiroler Volkspartei vor ein paar Wochen entschieden, einen neuen Weg bei der Lösung des Problems rund um das Großraubwilds zu gehen. Und zwar, indem wir hierbei in Zukunft im Rahmen einer gemeinsamen Koordinationsstelle vermehrt auf die Zusammenarbeit und auf die Abstimmung mit den anderen Regionen des Alpenraums setzen wollen. Mit dem heutigen Treffen und dem Ergebnis der heutigen Videokonferenz haben wir einen ersten wichtigen Schritt gemacht. Nun heißt es aber, diese länderübergreifende Zusammenarbeit aufzunehmen und den gemeinsamen Weg konsequent weiterzugehen“, so Parteiobmann Philipp Achammer.
Auf Südtiroler Seite nahm unter anderem Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler teil: „Die Problematik rund um den Wolf und den Bären begleitet Südtirol nun schon seit einiger Zeit. Und leider ist es so, dass Südtirol bei der Bewältigung dieses Problems bis zum heutigen Tag keinerlei Unterstützung aus Rom erreicht hat. Mit der Einrichtung einer Koordinationsstelle auf technischer Ebene zwischen Südtirol, Bayern und Österreich – wobei auch der Kontakt zu den Regionen Norditaliens, den Alpenregionen Frankreichs sowie zu Slowenien und der Schweiz gesucht wird, haben wir heute ein gutes erstes Zwischenergebnis erreicht und haben damit die Weichen für eine bessere Abstimmung unter den Alpenregionen gestellt. Darauf lässt sich nun aufbauen. Nun müssen wir aber daran arbeiten, damit wir diese Abmachung auch in eine konkrete Unterstützung unserer Bauern umsetzen können“, so der Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler.
Auch der Europaabgeordnete Herbert Dorfmann hat am heutigen Treffen teilgenommen: „Die Diskussion, die wir heute mit den Vertreterinnen und Vertretern aus Bayern und Österreich geführt haben, hat wieder einmal gezeigt, dass das Thema Großraubwild und die damit verbundene Problematik rund um den Wolf und den Bären nicht an einer Grenze Halt macht. Das bedeutet: Es macht wenig Sinn, auf ein länderübergreifendes Problem mit einer lokalen Maßnahme zu reagieren. Sondern das Ziel muss in einem länderübergreifenden und gemeinsamen Vorgehen der Regionen im Alpenraum bestehen. Das heutige Ergebnis zur Einrichtung einer gemeinsamen Koordinationsstelle stellt daher einen wichtigen Schritt dar, um in Zukunft mit den anderen Alpenregionen besser abgestimmt vorgehen zu können“, so der Europaabgeordnete Herbert Dorfmann.
Auch Vertreter des SVP-Landwirtschaftsausschusses haben als Mitglieder der Südtiroler Delegation am heutigen Treffen teilgenommen. „Wir haben den Vorschlag einer gemeinsamen Koordinationsstelle zwischen den Alpenregionen in der Partei vorgebracht und sind nun froh, dass dieser Vorschlag auch beim heutigen Treffen von den Vertreterinnen und Vertretern der anderen Alpenregionen für gutgeheißen und angenommen worden ist. Nun geht es aber darum, schnell zur operativen Umsetzung der heutigen Abmachung zu kommen. Das bedeutet, sich schnellstmöglich auf technischer Ebene zusammenzusetzen und die nächsten Schritte zu koordinieren, um so den Bauern so schnell als möglich ein Lösungsmodell aufzeigen zu können. Sonst laufen wir nämlich Gefahr, dass die Land- und Almwirtschaft Südtirols langfristig zu Grunde geht“, so der Vorsitzende des SVP-Landwirtschaftsausschusses Siegfried Rinner.
Prad am Stilfserjoch - Der Amateursportverein Prad Raiffeisen Werbering wartet mit einem neuen Projekt auf und startet mit der Vinschgau Olympiade den Versuch Bewegung und Sport für Kinder und Jugendliche wieder attraktiv zu machen.
Startschuss für die 1. Vinschgau Olympiade – Höher, weiter, schneller. Aus einer Idee wurde ein übergemeindliches Sportprojekt, welches zum 31. Juli sein Debüt feiern darf. Ziel dieser vom ASV Prad ins Leben gerufenen Initiative ist es, Kindern und Jugendlichen von 6 bis 14 Jahren die Möglichkeit zu bieten, die Vielfalt des Sports zu erfahren. Interessierte bekommen erstmals die Gelegenheit in der Sportzone Prad eine Vielzahl an Sportarten zu entdecken und Bewegung neu zu erleben. Nach den außergewöhnlichen Ereignissen der vergangenen Monate rund um COVID, ist es umso wichtiger sich körperlich zu Betätigung und einen gesunden Ausgleich für Kinder und Jugendliche zu fördern.
Die gesamte Veranstaltung wird unter Einhaltung der aktuellen COVID-Bestimmungen und nach Möglichkeit im Freien abgehalten.
Folgende Sportarten laden zum Entdecken und Probieren ein.
1. Fußball, Punkte Torwand
2. Schwimmen, Schwimmen auf Zeit
3. Hockey, Punkte mit Torschüssen
4. Langlauf, Hindernisparcours
5. Volleyball, pritschen über Netz mit Punkte
6. Turnen/ Fitness, Parkour und Tänze
7. Badminton, Punkte mit
Genauigkeit
8. Einrad- Sport, Parkour
9. Golf, Genauigkeit mit Punkte
10. Lac Vinschgau, Sprint auf Zeit
11. Sportschützen, Genauigkeit mit Punkten
12. Tennis, Genauigkeit Punkte
13. Ski Alpin, Slalom auf Inliner
14. Yoseikan Budo, Geschicklichkeit
15. Feuerwehrjugend, Hindernis-parcours
Weitere Informationen und kurzfristige Änderungen finden Sie auf der Homepage ASV Prad.
Stilfserjoch - Stelvio Marathon - Am Samstag, 24. Juli findet die 4. Ausgabe des Stilfserjoch Stelvio Marathons statt. Über 400 Teilnehmer aus 12 verschiedenen Nationen haben sich für die diesjährige Ausgabe angemeldet. Es gilt heuer eine Strecke von 21 Kilometern und 2100 Höhenmetern zu bewältigen. Der Startschuss für den Jochmarsch fällt um 07.15 Uhr, jener für den Hauptlauf und den Just for Fun Lauf um 8 Uhr. Gestartet wird in Prad am Stilfserjoch, von dort aus machen sich die Teilnehmer auf den Weg nach Stilfs. Ab dem Platzhof geht es über Waldpfade und Schotterwege vorbei am Wildtiergehege Fragges, Richtung Furkelhütte und schließlich über den Goldseeweg zum Stilfserjoch. Erstmals erklimmen die Teilnehmer das Stilfserjoch heuer nicht über die weltberühmte Passstraße, sondern sie bleiben auf dem Gebirgsweg, der sie bis ins Ziel führt, welches sich heuer auf der Dreisprachenspitze befindet.
Die Zuschauer können mit dem Auto aufs Stilfserjoch fahren und sich von dort aus zu Fuß zum Ziel begeben (ca.15 Minuten) oder auch mit dem Lift zur Furkelhütte hochfahren und dort zuschauen. Der erste Läufer wird um ca. 10 Uhr am Pass erwartet.
Der Rücktransport ist mit einem Leihrad möglich, zudem werden die öffentlichen Busse aufgestockt. (sam)
Fußball - Immer wieder halten Profi-Fußballvereine im Vinschgau in den Sommermonaten ein Trainingslager ab. Wie zuletzt auch der 1. FC Kaiserslautern, der in Deutschland in der 3. Liga die neue Saison bestreiten wird, sowie der deutsche Viertligist SpVgg Unterhaching. Während die Spieler der SpVgg Unterhaching eine Woche lang in Schlanders schwitzten, bereitete sich der 1. FC Kaiserslautern in Mals auf die neue Fußballsaison vor. Auf dem Malser Sportplatz wurde auch ein Testspiel zwischen den beiden Teams ausgetragen, welches mit einem 1:1 Unentschieden endete. (sam)
Mals - Die Athleten der 20-köpfigen Badminton-Gruppe der italienischen Nationalmannschaft waren die ersten Gäste des kürzlich neu eröffneten Hostels „Finka“ in Mals (ehemalige Finanzkaserne). Die Trainingseinheiten absolvierten sie zwei Wochen lang (5. - 15. Juli 2021) in der Sporthalle und im Kraftraum im Oberschulzentrum „Claudia von Medici“. Trainiert wurden die jungen Nachwuchsspieler, darunter fünf aus dem ASV Mals, zwei aus Bozen und einer aus Meran, von Lorenzo Pugliese (technischer Direktor seit 2011), Zhou Junling (Head Coach seit 2021), der zuletzt in Paris mit der französischen Nationalmannschaft gearbeitet hat, und Wisnu Hary Putro (Coach) – seit 12 Jahren in Italien Sparring-Assistent Coach). Gastgeber waren der Amateursportverein Mals und speziell die Sektion Badminton mit deren Verantwortlichen Stefan De March (seit Jahrzehnten Sektionsleiter) und mit der ehemalige Top-Badminton-Spielerin Claudia Nista (heute zuständig für den Badminton-Bereich Kinder und Jugendliche. Sie ist auch Vizepräsidentin des italienischen Badminton Verbandes). Nistas Erfolge haben wesentlich zum Badminton Aufschwung in Mals beigetragen. Nista und De March kümmerten sich um die Betreuung der Athleten in der Halle und koordinierten das Freizeitprogramm. Das führte die Sportlerinnen und Sportler in den Hochseilgarten nach Allitz, ins Schwimmbad, zum Laufen um den Haider See, zu einer Radtour und zum Grillen auf den Watles (auf Einladung des ASV Mals - zusammen mit den Kickern des FC Kaiserslautern, die gleichzeitig ihr Trainingslager in Mals aufgeschlagen hatten.
„Wir haben uns geehrt gefühlt, dass wir die Badminton Nationalmannschaft zum wiederholten Mal in Mals begrüßen durften“, erklärten De March und Nista unisono kürzlich bei der Pressekonferenz, bei der auch die Vizedirektorin des Oberschulzentrums, Barbara Stocker, anwesend war. „Und es freut uns, dass die Athleten gestärkt vom territorialen Badminton Stützpunkt Mals in den nationalen Stützpunkt nach Mailand zurückkehren“. I
In Mailand trainiert künftig auch das Malser Nachwuchstalent Judith Mair (Maturantin an der Sportoberschule und Tochter von Nista). Ihr Ziel ist die Teilnahme an der Olympiade in drei Jahren in Paris. (mds)
Er lebt und liebt den Sport und hat seine große Leidenschaft viele Jahre lang auch als Beruf ausgeübt. Die Rede ist von Siegmar Trojer. Der mittlerweile 80-Jährige pensionierte Sportlehrer aus Schlanders blickt auf eine lange sportliche Laufbahn sowohl als aktiver Athlet, als auch als Trainer zurück.
Von Sarah Mitterer
Siegmar Trojer ist in Südtirols Sportlandschaft nicht nur als Lehrer, sondern auch als Trainer und Athlet sehr bekannt. Nach dem Abschluss des wissenschaftlichen Lyzeums in Brixen besuchte er in Bologna die Sporthochschule und schloss diese mit 110 Punkten und Lode ab. Anschließend arbeitete er 40 Jahre lang als Sportlehrer in Schlanders. Seine Trainerlaufbahn beim Sportclub Schlanders und Schwimmclub Vinschgau Raiffeisen im Schwimmsport dauert bereits 50 Jahre an.
Als Athlet kann der Schlanderser auf eine lange erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. Mit 41 Jahren gelang ihm die Tagesbestzeit beim Gemeindeskirennen in Trafoi und Schöneben, im Alter von 47 Jahren nahm er erstmals an den Masters-Leichtathletik-Italienmeisterschaften in Verona teil und gewann im Hochsprung mit einer Höhe von 1,60 Meter die Silbermedaille. Es folgten mehrere Podestplatzierungen. Mit 60 Jahren kürte er sich in Salerno mit 1,40 Metern zum Masters-Italienmeister. „Der Wettkampf 1994 in Turin war für mich besonders interessant. Dort nahm mein ehemaliger Studienkollege Vittoriano Drovandi teil, der in den 60er Jahren mehrfacher Italienmeister und Rekordhalter war“, erzählt Trojer und freut sich hinter Drovandi den dritten Platz mit einer Höhe von 1,52 Metern geholt zu haben. Auch im Schwimmsport nahm er an den Masters-Italienmeisterschaften teil und holte sich sechs Podestplätze über 50 Meter Brust.
Auf seine Zeit als Sportlehrer blickt Trojer sehr gern zurück. Freude bereitete ihm das Arbeiten in der Sporthalle von Schlanders: „Ich hatte den schönsten Arbeitsplatz, den man sich als Sportlehrer nur wünschen kann“, erzählt er. Dass diese Halle gebaut wurde, verdanke man hauptsächlich dem tüchtigen Altlandeshauptmann Dr. Luis Durnwalder.
Gern erinnert sich Siegmar Trojer an die hervorragenden Leistungen einiger seiner ehemaligen Studenten wie Hannes Pichler, Michael Traut, Fabrizio Sommavilla, Devid Lechthaler, Michael Stevanin und Hannes Gamper.
Auf die Frage, ob sein Alltag noch heute so viel Sport beinhaltet und er sich noch körperlich fit hält, lächelt der 80-Jährige und nickt. Wie fit er ist, zeigt er am Ende des Gesprächs, indem er 50 Liegestützen macht. Siegmar Trojer ist der Beweis dafür, dass man durch gesunde Ernährung und regelmäßigem Sport auch im fortschreitenden Alter seine wertvolle Lebensqualität beibehalten kann.
Schwimmclub Vinschgau/Raiffeisen - „Einen großen Dank möchte ich für die ersten 25 Jahre an die Sparkasse Schlanders und danach an die Raiffeisenkassen Vinschgaus sowie an alle meine treuen Sponsoren für deren großzügige Unterstützung aussprechen“, so Siegmar Trojer. (sam)
Schwimmclub Vinschgau/Raiffeisen - Bedanken möchte sich Siegmar Trojer bei seinen Mitarbeitern und Betreuern des Schwimmclub Vinschgau Raiffeisen Sportlehrer Edi Götsch, Christl Garber, Peter Ohrwalder, Stefan Schwalt, Karl Ebnicher sowie Roland Lechthaler. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Margareta, 20. Juli 2021
Das neue avimundus zeigt in Zukunft noch mehr aus der Welt der Vögel. Die Einrichtung in Schlanders ist das fünfte Besucherzentrum des Nationalparks Stilfserjoch in seinem Südtiroler Länderanteil. In der Fußgängerzone zentral gelegen, wurde das Gebäude von der Gemeinde Schlanders in der Partnerschaft mit einem privaten Unternehmen als PPP-Projekt errichtet und wird in Zukunft vom Südtiroler Amt für den Nationalpark Stilfserjoch geführt. Am Freitag, 27. August wird diese Einrichtung der Umweltbildung und -sensibilisierung offiziell seiner Bestimmung übergeben. Damit kehrt der Nationalpark Stilfserjoch mit einer attraktiven Bildungseinrichtung in den Vinschgauer Hauptort zurück. Bis 1961 war Schlanders der offizielle Sitz des Nationalparks gewesen. Nach den Sprengstoffanschlägen war der Verwaltungs- und Rechtssitz des Nationalparks von Schlanders nach Bormio verlegt worden. Im Februar 2016 sind die Kompetenzen zur Verwaltung des Nationalparks Stilfserjoch vom staatlichen Umweltministerium an die drei Länder Lombardei, Trentino und Südtirol für ihren jeweiligen Länderanteil übergegangen. Damit konnte ein jahrzehntelanges Ringen um größere Autonomie in Sachen Nationalpark erfolgreich beendet werden, welches unter maßgeblicher Beteiligung des Schlanderser Landtagsabgeordneten und Landeshauptmann-Stellvertreters Dr. Alfons Benedikter nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen hatte. Von 1935, dem Jahr seiner Ausweisung, bis 1985 war der Nationalpark dem Sonderbetrieb der Staatlichen Demanialforste zugeordnet, von 985 bis 2016 wurde er von einem Konsortium zwischen dem Staat und den drei Ländern verwaltet.
Das fünfte Nationalparkhaus in Südtirol
Mit avimundus am neuen Standort und der vergrößerten Ausstellungsfläche öffnet das 5. Besucherzentrum des Nationalparks Stilfserjoch in seinem Südtiroler Länderanteil. Die Nationalparkhäuser sind Umweltbildungseinrichtungen, welche aus Mischfinanzierungen mit Geldmitteln der Europäischen Gemeinschaft, des staatlichen Umweltministeriums, des Landes Südtirol und der Standortgemeinden seit den 1990er-Jahren errichtet worden sind. Die Einrichtungen folgen einem Konzept, das in seinen thematischen Schwerpunkten und in der geographischen Verteilung der Standorte komplementär ist:
• naturatrafoi an der Stilfserjochstraße in Trafoi wurde als erstes Haus eröffnet. Es ist der Alpinökologie und der Geologie der Ortler-Cevedale-Gruppe gewidmet und zeigt schwerpunktmäßig die Anpassungen der Pflanzen und Tiere an die extremen Standortbedingungen im Hochgebirge.
• aquaprad in Prad am Unterlauf des Suldenbaches stellt bei Lebendtierhaltung die Fischfauna Südtirols vom sauerstoffreichen Gebirgsbach der Forellenregion bis zu den stehenden Gewässern mit warmem Wasser im Kalterer See vor. In diesen aquatischen Lebensräumen sind die Karpfen und die Barsche die Hauptfamilien der vorkommenden Fische.
• culturamartell in der Freizeitanlage Trattla in Martell zeigt Ausschnitte der bergbäuerlichen Kulturlandschaft im Arbeiten, Wirtschaften und Wohnen. Generationenlanges Arbeiten, Schuften und Schinden auf den Höfen in Subsistenzwirtschaft haben diese landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft unter erschwerten Arbeitsbedingungen geschaffen und erhalten.
• Die Lahnersäge in St. Gertraud in Ulten stellt den Wald in den Mittelpunkt der Ausstellung. Ulten ist ein Waldtal. Schutz, Nutz, Lebensraum, Erholung, Wasserspeicher, Klimaregulator sind nur einige Schlagwörter für die vielen und wertvollen Funktionen des Waldes im Berggebiet der Alpen. Die wasserbetriebene Venezianer Säge am Zusammenfluss von Kirchbergbach und Falschauer wurde sachkundig restauriert und durch einen einfühlsamen Zubau erweitert.
• Und ab diesem Sommer 2021 eben das neue avimundus Schlanders zur Ornithologie. Herzstück der Ausstellung ist die vollständige Sammlung der Vogelpräparate von Hansjörg Götsch. Diese lebenslang zusammengetragene Sammlung auf einer erstklassigen Präparationsqualität stellt Hansjörg der Gemeinde Schlanders und dem Nationalpark Stilfserjoch als Leihgabe zur Verfügung. Die Sammlung umfasst alle Brutvogelarten Südtirols und auch die Durchzieher als Zugvögel.
Umweltbildung, Dokumentation und Forschung
Schlanders ist Mittelpunktsort und Oberschulstandort. Dem neuen und erweiterten Nationalparkhaus avimundus kommt Bedeutung als Bildungs-, Dokumentations- und Forschungsort zu. Und es ist dem Nationalpark Stilfserjoch zu wünschen, dass avimundus mit der Schaffung einer Planstelle im Organigramm der Südtiroler Landesverwaltung eine ganzjährige Öffnung anbieten und gewährleisten kann.
Vögel in ihren Lebensräumen
Als vormaliger Leiter des Nationalparks Stilfserjoch dürfte ich das Regiebuch für die neue Ausstellung im Nationalparkhaus avimundus schreiben und in den letzten Monaten in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe in der baulichen Umsetzung begleiten. Der architektonische Entwurf des Gebäudes stammt aus der Feder von Architekt Stephan Marx und seinem Büro, die grafische Gestaltung der Ausstellung von den Grafikern Katrin Gruber und Laurin Kofler.
Konzeptionell wird avimundus die Vögel in ihren Lebensräumen zeigen: Von innen nach außen und von unten nach oben: Vom Siedlungsraum Dorf über die landwirtschaftlichen Nutzflächen hinaus in den Wald. Und von den Auwald-Resten in der Talsohle hinauf bis in die alpine Stufe der Nadelwaldgrenze und in die nivale Stufe der Felsen und Gletschervorfelder. Die Besonderheiten des Vinschgauer Sonnenberges werden ebenso vorgestellt wie die alten und neuen Besiedler des Haider Sees als stehendes Gewässer mit langer Eisdecke im Winter.
Dazu gibt es Sonderthemen, welche das Leben und die Biologie der Vögel ausmachen wie die Feder und der Flug, das Ei und die extrauterine Entwicklung oder die Stimme, die Lautäußerungen und der Gesang der Vögel.
Der Bartgeier
Die künstliche Horstnische im Marteller Schludertal hat bei der Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen in den 1990er-Jahren bei der Freilassung von nicht ganz flüggen Jungtieren aus Zoo-Zuchten eine bedeutende Rolle gespielt. Daher bildet das Wiederansiedlungsprojekt des Bartgeiers einen weiteren Themenschwerpunkt im neuen avimundus. Es wird in avimundus zumindest saisonal auch Live-Bilder aus einem Bartgeier-Horst geben, wenn der Horst besetzt ist und Brutgeschäft stattfindet!
Die Fledermäuse
Auch die einheimischen Fledermäuse werden in avimundus vorgestellt. Sind sie doch bedrohte Insekten-Jäger der Nacht und Natura 2000-Arten der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Und der Kirchturm der Schlanderser Pfarrkirche und das Dachgebälk über dem Kirchenschiff der Vetzaner Kirche sind seit Jahrzehnten Heim- und Brutstätte zweier verschiedener Fledermaus-Arten.
Dreidimensionales Geländemodell
Als Unikat wird in avimundus einmalig und erstmals ein dreidimensionales und maßstabsgetreues Geländemodell des gesamten Nationalparks Stilfserjoch in seiner lombardischen, trentiner und südtiroler Flächenausdehnung gezeigt. Mit Überblendtechnik können am Modell Sachthemen wie die Vegetation, die Geologie, die Wassereinzugsgebiete, aber auch das Verbreitungsareal z.B. des Birkhuhnes auf das Modell projiziert werden. Zusätzliche kartographische Informationen zu den Landschaftsschutzgebieten in Südtirol und im gesamten Alpenbogen ergänzen das Informationsangebot.