Latsch - Georg Niedrist vom Institut für Alpine Umwelt referierte am 8. Juli im Culturforum Latsch im Rahmen der Vortragsreihe „Anders leben – anders reisen“ über die Erderwärmung, ihre Auswirkungen und was wir dagegen tun können.
Wie ist die Situation heute?
Treibhauseffekt ist grundsätzlich etwas natürliches, ihn braucht es sonst wäre es auf der Erde zu kalt um zu leben. Der zusätzliche Treibhauseffekt, verursacht vor allem durch Kohlendioxid und Methangas, gilt heute allerdings als eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Wenn der Treibhausausstoß nicht deutlich gesenkt wird, wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde bis zum Jahr 2100 um etwa 5 Grad steigen mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Ein Umdenken ist deshalb dringend notwendig.
Noch kann unser Planet, vor allem die Ozeane einen großen Teil des Kohlendioxid speichern, erwärmt sich jedoch auch der Ozean kann er diese Speicherfunktion nicht mehr erfüllen und der Treibhauseffekt wird sich beschleunigen.
Was sind die Auswirkungen der Erderwärmung?
- Ein Problem ist der Anstieg des Meeresspiegel. In den letzten 25 Jahre ist der Meeresspiegel schon um 10 cm gestiegen. Dieser Trend wird sich beschleunigen und wenn es so weitergeht wird Ende des Jahrhunderts der Anstieg schon zwischen 0,5 und 1 m betragen. Nicht nur Venedig wird unter Wasser stehen sondern auch landwirtschaftliche Flächen in Küstennähe werden überschwemmt werden und nicht mehr nutzbar sein. Migration und soziale Konflikte sind logische Folgen.
- Die Waldgrenze wird nach oben verschoben. Pflanzen- und Tierarten bewegen sich immer weiter nach oben bis ihnen der Lebensraum entzogen ist. Ein Verlust der Artenvielfalt und Biodiversität ist vorprogrammiert. Wenn es so weitergeht, werden wir unsere Erde in 100 Jahren nicht mehr wiedererkennen.
- Die Gletscher, „die Sparkassen“ schmelzen und auch wenn wir von heute auf morgen alle Emissionen stoppen würden, werden die Gletscher eines Tages verschwinden, die Arktis wird im Sommer eisfrei sein.
- Wasserknappheit: Noch sind wir in einer glücklichen Situation. Wir haben noch genügend Wasser. Die Alpen sind das „Wasserschloss“ Europas. Durch die ansteigenden Temperaturen jedoch kommt es zu größerer Verdunstung, sodass wir in Zukunft 5-15% mehr Wasser brauchen. Wenn wir in den Alpen erst einmal kein Wasser mehr haben wird der Rest Europas schon ausgetrocknet sein.
Was können wir tun?
Wenn wir uns anschauen welches die größten Verursacher vom Treibhauseffekt sind können wir hier ansetzen um die Klimaerwärmung zu beeinflussen. Die größten Verursacher der Emissionen sind:
1. Straßenverkehr, 2. Heizung
3. Landwirtschaft 4. Industrie.
Unser Beitrag kann also sein:
- öffentliche Verkehrsmittel benutzen,
- Wärmedämmung und Nutzung erneuerbarer Energien
- weniger Fleischkonsum......
Die Politik muss ihren Beitrag leisten dadurch, dass sie z.B. öffentliche Verkehrsmittel attraktiver gestaltet und Luxusgüter mit einer CO2 Steuer belegt. Georg Niedrist: „Noch haben wir es in der Hand, noch können wir die Kurve kriegen. Wir müssen es nur wollen. Es ist günstiger vorzubeugen als für die Spätfolgen aufzukommen“.
Die Natur und die nächsten Generationen werden uns dankbar dafür sein. (pt)
Schluderns/Vinschger Museum/Vuseum - Korrnr“ war früher einfach nur ein Schimpfwort und ist es in Nordtirol zum Teil heute noch. Vor über 40 Jahren hat der bekannte Vinschger Maler und Poet Luis Stefan Stecher, der heute in Marling lebt, die „Korrnrliadr“ geschrieben. Mit diesen Gedichten in Vinschger Mundart hat er an eine verdrängte Geschichte und eine vergessene Bevölkerungsgruppe erinnert und dieser ein literarisches Denkmal gesetzt. Armut und Not hat viele Vinschger, aber auch Oberinntaler gezwungen, mit ihrem Karren herumzuziehen, Handel zu treiben und Gelegenheitsarbeiten zu verrichten. Nach dem großen Erfolg der erstmals 1978 veröffentlichten Gedichte, gab es mehrere Neuauflagen mit weiteren Gedichten und einer Audio-CD. Im Vinschger Museum hat der heute 84-jährige L. St. Stecher mit kräftiger Stimme vor zahlreichem Publikum nochmals seine Korrnrliadr vorgelesen und über die Entstehungsgeschichte dieser Gedichte erzählt. Ganz still wurde es als Stecher mit dem ersten Gedicht „Die Korrnr kemman, Hollawint“ seine Lesung begann. Die Korrnr wurden mit großem Misstrauen betrachtet, galten vielfach als Lügner und Diebe. Man ließ die Hunde auf sie los und versperrte ihnen den Zugang zu Haus und Hof. Als Besenbinder und Pfannenflicker mussten sie sich durchschlagen und zogen mit Kind und Kegel, mit Karren und Hund durch die Lande, immer auf der Suche nach einem Rast- und Schlafplatz. Stecher erzählte von der Freiheit und der Lebensphilosophie der Korrnr. „Unti Wält ischa Haistokk, wer rupft, deer hot mäa“ Es sind Gedichte über das Korrnrleben, die Liebe, dem Glurnser Loch und vom Begräbnis der Korrnr. Er erzählte vom Lootscher Lottr, der Flouraschworz und von Sisinius von Feedrschpiil, der vor dem Glurnser Richter stand. Sein Gedicht „Mai Maadele, mai Tschuurale“ ist bereits zu einem Volkslied und zur heimlichen Hymne des Vinschgau geworden. Und sein Gedicht „Mir Korrnr sein joo a lai Lait, it lezzr untit besser“ enthält eine tiefe Weisheit und gilt gleichzeitig als Aufforderung, in allen Fremden einfach Menschen zu sehen und sie als Menschen zu behandeln. (hzg)
Mals - Luis Weger ist erleichtert. Seine Sammlung mit rund 500 Skiern samt Zubehör aus mehreren Epochen scheint gerettet und soll in einer trockenen Halle des Malser Bauhofes vor der Vermoderung bewahrt werden. Und was Weger noch wichtig ist, die Sammlung bleibt im Vinschgau.
Doch der Reihe nach: Luis Weger sammelt seit 40 Jahren alle möglichen Gebrauchsgegenstände, darunter vor allem Skier. Viele hat er von Athleten geschenkt bekommen, viele selbst gekauft. Das älteste Paar Skier stammt aus dem Jahre 1895, das prominenteste gehörte einst dem letzten italienischen König Umberto II. Den größten Teil der Skier lagerte Weger in einem ehemaligen Stall neben seinem Haus. Dort waren sie ständig der Feuchtigkeit ausgesetzt und drohten langsam zu verkommen. Sich dessen bewusst, klopft Weger schon seit Jahren an vielen Stellen an, um einen Weg zu finden, seine Exponate, die jahrzehntelange Südtiroler Skigeschichte aufzeigen, für die Allgemeinheit zu retten. Er wurde vertröstet. Die Zeit drängte jedoch. Als kürzlich Vertreter des Firmenunternehmens Oberrauch ihr Interesse bekundeten, die Sammlung zu erwerben, um sie in ihrer neuen Filiale in Turin geschichtlich aufzuarbeiten und auszustellen, war Weger hin und her gerissen. Er hatte ein Problem damit, die Sammlung außer Landes zu geben. Über die Medien machte er mobil und fand schließlich Gehör. In der vergangenen Woche trafen sich auf Einladung von Ronald Patscheider (Präsident der Touristik & Freizeit AG), Werner Oberthaler, Kurt Ortler, Andreas Pobitzer, Helmut Thurner und Toni Patscheider mit Weger, um auszuloten, was man tun könnte. Unterschiedliche Ideen wurden diskutiert, wie die Stücke der Nachwelt erhalten werden könnten. Ein Komitee soll nun gegründet werden. Wichtig für Weger ist vorerst, dass seine Schätze künftig in einem trockenen Ort lagern können, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist. Er wird seine Stücke wie bisher für unterschiedliche Ausstellungen und Jubiläen im Zusammenhang mit dem Skisport und anderem zur Verfügung stellen.
Luis Weger ist sehr zufrieden, dass sich etwas getan hat. „Es isch entla Liacht gwortn, nochdem i zwider gwortn bin“, sagt er. (mds)
Grillierte Back Ribs vom Kalb mit Knoblauch und Chiliflocken
Zutaten für 4 Personen:
1 kg Back Ribs vom Kalb
2 Knoblauchzehen
2 ZweigeThymian
1/2 TL mildes Paprikapulver
2 EL helle Sojasauce
2 TL Apfelessig
6 EL Tomatenketchup
1 TL Chiliflocken und Salz
Zubereitung
1. Back Ribs aus dem Kühlschrank nehmen und in eine flache Schale geben.
2. Für die Marinade Knoblauch schälen und grob hacken. Thymianblätter von den Stielen zupfen. Beides mit allen anderen Zutaten zu einer Marinade verrühren.
3. Die Ribs mit der Marinade rundherum bestreichen und abgedeckt bei Zimmertemperatur ca. 2 Stunden ziehen lassen.
4. Den Grill für indirekte, mittlere Hitze (180 – 200 °C) anfeuern.
5. Ribs mit der Innenseite nach unten auf den Grill geben und 15 – 20 Minuten grillieren. Dabei mehrmals wenden. Ribs dann auf die indirekte Seite des Grills geben, nochmals mit der restlichen Marinade bestreichen, salzen und weitere 15 – 20 Minuten garen
6. Sobald sich das Fleisch leicht vom Knochen lösen lässt, servieren.
Dazu passen Zucchetti mit Zitrone vom Grill.
(Quelle: Schweizer Fleisch)
Graun/Oberland - Das St. Anna Kirchlein, einst „Kirchlein am See“ genannt, steht auf einem Hügel mit wunderbarem Blick über das Oberland. Archäologen vermuten an der Stelle einen Vorgängerbau oder eine Kultstätte. Der spätgotische Sakralbau wurde 1521 eingeweiht. Er enthält ein um 1600 entstandenes Außenwandfresko des Märtyrers Georg. Im Innern befindet sich ein um 1596 gestifteter Altar in Renaissanceform mit Darstellungen der heiligen Sippe, Mariä Verkündigung, Jakobus, Johannes des Täufers und der Heiligen Agnes. An der Predella findet sich eine Darstellung des Stifters H.J. Khuen von Belasi zusammen mit seiner Ehefrau. Der unerbittliche Zahn der Zeit und Schimmelbildung haben der Kirche zugesetzt. Renovierungsarbeiten waren deshalb höchst notwendig. Entfeuchtung an den Außenwänden, Malerarbeiten im Inneren der Kirche, die Neueindeckung des Daches und eine Umgestaltung im Umgebungsbereich wurden ausgeführt. Die Raiffeisenkasse Obervinschgau, das Denkmalamt und die Fraktion Graun unterstützten die Finanzierung der Sanierungsarbeiten.
Ein beachtlicher Beitrag war auch die Eigenleistung durch die Forstbehörde und die Dorfbevölkerung. Der entstandene Fehlbetrag konnte durch ein Crowdfunding bewerkstelligt werden. Diese neuartige Finanzierungsform kann auf Deutsch mit „Gruppenfinanzierung“ oder „Schwarmfinanzierung“ übersetzt werden. Der genossenschaftliche Wahlspruch: „Einer für alle, alle für einen“ bzw. „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele“, kann als Leitsatz für Gruppenfinanzierung herangezogen werden. Die Raika Obervinschgau bietet seit Neuestem eine entsprechende Plattform und marketingtechnische Unterstützung. Das Pilotprojekt brachte bis zum 05.03.2021 Geld in Höhe von 14.179,00 Euro ein. Somit wurde das gesteckt Ziel von 10.000,00 € dankenswerter Weise weit überschritten.
Am 25. Juli 2021 feiert die Pfarrgemeinde das 500-Jahr-Jubiläum mit einer festlichen Prozession vom Kirchplatz zur St. Anna-Kirche und einer Heiligen Messe auf dem St. Anna-Hügel. (aw)
Vinschgau - Seit Jahren bereichern die Kirschen das saisonale Obst- und Gemüsesortiment aus dem Vinschgau und sind bei den Kunden über die Landesgrenzen hinaus beliebt.
Die heurige Kirschenernte hat soeben begonnen. Die Verarbeitung und Vermarktung der Vinschger Kirschen erfolgt zentral in einer innovativen Sortier- und Verpackungsanlage in Laas.
Im Vinschgau wachsen nicht nur Äpfel. Die Mitgliedsbauern von VIP, dem Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse, widmen sich bereits seit einigen Jahren auch dem Anbau von saisonalen Produkten. Neben den Marillen, Erdbeeren und Blumenkohl sind die Kirschen ein wichtiger und beliebter Bestandteil des saisonalen Sortiments aus dem Vinschgau. Die Kirschen, vorwiegend die Sorten Kordia und Regina, reifen in den Höhenlagen zwischen 600 und 1.300 Metern heran. Die dortigen klimatischen Bedingungen tragen positiv zur guten Entwicklung der äußeren und inneren Qualität der Kirschen bei: So punkten die Vinschger Kirschen mit intensiver Süße in Kombination mit erfrischender Säure, einem saftigen Fruchtfleisch und knackiger Konsistenz.
Letztes Jahr haben die Bauern der verschiedenen Vinschger Mitgliedsgenossenschaften der VIP rund 500 Tonnen Kirschen geerntet und angeliefert. „Leider haben in diesem Jahr die kalten Frostnächte im Frühjahr ihre Spuren hinterlassen. Nur durch den Einsatz von aufwändigen Frostschutzmaßnahmen konnte ein guter Teil der Kirschernte gerettet werden und es werden nur geringe Mengeneinbußen erwartet“, erläutert Reinhard Ladurner, Verkaufsverantwortlicher Kirschen bei VIP und Geschäftsführer der OG Alpe in Laas. Spielt das Wetter optimal mit, können auf der derzeitigen Anbaufläche im Vinschgau normalerweise bis zu 600-700 Tonnen Kirschen geerntet werden.
Sortiert und verkaufsfertig gemacht werden die Kirschen seit einigen Jahren in der Genossenschaft ALPE in Laas. Bereits im Jahr 2015 stellte der Verwaltungsrat der VIP nämlich die strategischen Weichen für die Weiterentwicklung des Kirschenanbaus im Vinschgau: Er entschied, ein gemeinsames Verarbeitungszentrum für die Vinschger Kirschen zu erreichten und zeigte damit große Weitsicht. Seit 2016 erfolgt somit die zentrale Verarbeitung und Vermarktung der Kirschen in der ALPE und dies nach modernsten Verfahren. „Mit einer innovativen Sortier- und Verpackungsanlage für Kirschen gelingt es uns, den gesamten Verarbeitungsprozess zu automatisieren und zu optimieren. Die angelieferten Kirschen werden nach Qualität, Größe, Farbe und inneren Qualitäten selektiv sortiert“, informiert Reinhard Ladurner. Auf ihrem Weg über die schmalen Wasserbahnen passieren die Kirschen ein Qualitätslesesystem, das jede einzelne Kirsche eingehend prüft. Am Ende der Reise verlassen die Kirschen verkaufsfertig verpackt die Sortieranlage. Damit werden einerseits die Bauern bei der Ernte entlastet, andererseits kann VIP somit gezielt die individuellen Kundenwünsche erfüllen und die Wertschöpfung steigern.
Die Kirschen aus dem Vinschgau werden zu 90% auf dem italienischen Markt unter der Marke „Val Venosta - Ciliegie di Montagna“ in Kombination mit dem Qualitätszeichen Südtirol über den Großhandel, die Supermärkte und den Lebensmittel-Einzelhandel verkauft. Rund 10% der Vinschger Kirschen werden hingegen exportiert und im Ausland genossen.
Kolping im Vinschgau - Noch immer ist kein wirkliches Ende der Pandemie erkennbar, vor allem nicht in verschiedenen Ländern in der südlichen Erdhalbkugel.
Das Leid weltweit ist groß, zahlreiche Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Deshalb leistet der Corona- Fonds weiterhin Nothilfe und sorgt so auch für gute Nachrichten. Irgendwie muss es weitergehen. Und das tut es.
Gut ein Jahr nach Beginn der Pandemie haben viele Kolpingverbände und Kolpingsfamilien mittlerweile Wege gefunden, wie sie ihr Engagement fortsetzen können. „Die Kolpingsfamilien versuchen, ihre Arbeit trotz der Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten“, berichtet etwa der Geschäftsführer von Kolping Ukraine. Die Seniorenfortbildungen des ukrainischen Kolpingverbandes finden nun vermehrt online statt. Und auch die Hilfen für Menschen mit Behinderungen konnten zuletzt verbessert werden. Mit finanzieller Unterstützung des Kolping- Corona- Fonds wurde eine Online- Plattform eingeführt, auf der sich die Betreuer der Sozialzentren mit Fachleuten austauschen können. Ähnliche Aktionen finden bei Kolping in Indien, Bolivien, Indonesien und in Peru statt. Immer unter dem Motto:“ Leben retten in der Katastrophe“.
Die von Katastrophen betroffenen Familien brauchen dringend Unterstützung. Bitte helfen Sie mit ihrer Spende für den Katastrophenfonds von Kolping Südtirol bei der Südtiroler Volksbank. IBAN IT74 HO58 5611 6010 5057 0335 298 Danke vielmals!!
Otto von Dellemann
Nur gemeinsam wird man nicht einsam. Diesem Leitspruch hat sich der pensionierte Verkäufer Vinzenz Alber verschrieben. Seit 11 Jahren dient er als Mesner in der Kirche zum hl. Martin in Tschars. Bereits vorher war er aktives Mitglied in unterschiedlichen Bereichen der Kirchengemeinde und im öffentlichen Leben. Er ist überzeugt, dass vieles nur miteinander und im gegenseitigen Respekt funktioniert.
von Magdalena Dietl Sapelza
Für die vielen helfenden Hände ist Vinzenz dankbar, zum Beispiel wenn es gilt, die Kirche zu reinigen, oder wenn er vor dem Kirchtag im November die große Statue des hl. Martin mit der Gans auf den Hochaltar hebt. „Deis isch dr schwarschte Heilige in der Kirch“, lacht er. Es gibt noch die kleinere Statue, die den hl. Martin mit dem Pferd darstellt. Welcher Heiliger jeweils aufgestellt wird, entscheidet der Mesner. Dem Kirchenjahr folgend ist Vinzenz laufend damit beschäftigt, die Kirche neu zu gestalten. Er schmückt den Altar, tauscht Kerzen aus, zündet sie an. Vor jedem Gottesdienst legt er in der Sakristei die Messkleider in der jeweiligen Farbe der Liturgie für den Priester bereit. Er hilft ihm beim Ankleiden und auch den Ministranten. In einer Mappe hat er sämtliche Rituale des Kirchenjahres fein säuberlich dokumentiert.
Vinzenz wuchs als achter von 11 Kindern in Göflan auf. Sein Vater war Schneider und Friseur. Die Familie führte auch eine kleine Landwirtschaft. Als Volkschüler verdiente sich Vinzenz zusammen mit seinem Zwillingsbruder sein erstes Taschengeld in der Obstgenossenschaft. „Miar hobm Marilln ausboandlt unt inz norr a aufgrichtetes Radl kaft“, erzählt er. Zu zweit auf dem Rad landeten beide schon kurze Zeit später im Straßengraben. „Und aus isches mitn Radl gewesn, miar hobm wieder kennt zfuaß gean“, lacht er. Vinzenz besuchte die Klosterschule bei den Eucharistinern in Meran, wo täglich die Frühmesse auf dem Programm stand. „I bin religiös erzogn und norr nou vom Kloster oughaucht gwortn“, meint er. Im Konsumverein Schlanders begann Vinzenz die Verkäuferlehre und wurde der Filiale beim Daml zugeteilt. 3.000 Lire war sein Monatslohn. Täglich holte er mit dem kleinen Ziehkarren Milch aus der Sennerei. „Di Kondlen sein selm foscht greaßer gwesen als i“, verrät er. Er lieferte mit einem Fahrrad morgens Milchflaschen an Privatkunden aus, und das sogar frühmorgens am Berufsschultag. Einmal rutschte er auf glatter Straße aus, und es gab ein Malheur. Als Geselle arbeitete Vinzenz im Delikatessen Geschäft Seibstock in Meran, wechselte in die Drogerie Niederwieser, aus der dann die Importfirma Midefa wurde. Bis zu seiner Pensionierung 1999 war er dort als Magazineur tätig, zuerst im Sitz in Meran, dann in Lana. Vinzenz verbrachte seine freie Zeit oft daheim. Auf einem Ball in Tschars lernte er als guter Tänzer die sechs Jahre jüngere Johanna Platzgummer kennen. Am 4. November 1951, damals noch ein Feiertag zu Ehren von Kaiser Karl der Große, führte er sie in der Göflaner Kirche zum Traualtar. „Sie isch oa Stund zspat kemman, weil si pan Friseur nit fertig gwortn isch“, scherzt er. „Und dein Feirta hobm si norr a ogschofft“. Die Frischvermählten richteten sich in ihrem Elternhaus ein. Vinzenz pendelte täglich nach Lana. Jahre später zog das Paar mit den drei Kindern - zwei Töchter und ein Sohn - ins Eigenheim. Dieses war im Rahmen einer Wohnbaugenossenschaft entstanden, in der Vinzenz als Obmannstellvertreter Verantwortung übernommen hatte.
Vor elf Jahren wurde das Familienglück nach Johannas Leukämie Diagnose getrübt. „Sel isch a horter Schlog für miar unt di Kindr gwesn, verrät Vinzenz. Glücklich ist er, dass sie heute mit Hilfe von Therapien alles gut meistert und dass es ihr gut geht. Heuer feiert er mit seiner Frau die Goldene Hochzeit. Engagiert und mit viel Humor brachte sich Vinzenz stets in die Dorfgemeinschaft ein. 35 Jahre war er Pfarrgemeinderatsmitglied und 30 Jahre lang Tenor-Sänger im Kirchenchor. Im Einsatz war und ist er als Lektor, als Cantor, als Wortgottesdienstleiter, als Mitbetreuer der Ministranten, als Vorbeter bei den Seelenrosenkränzen und einiges mehr. Das Mesner-Amt hat er übernommen, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand getreten war. Unterstützt wird er von seinem Mesnerkollegen Ludwig.
Mehrmals wöchentlich schaut Vinzenz in der Kirche und im Friedhof nach dem Rechten. Sein Privatleben ist den Aufgaben im Kirchenjahr untergeordnet. „Meiner Frau weart`s oft schun a bissl zviel“, verrät er. Viel Zeit bleibt ihm nicht, sich seiner Briefmarkensammlung, einem „Karterle“ mit den Senioren und einer Bergwanderung zu widmen, wo er gerne Kräuter für Tee und zum Ansetzen sammelt. „Dr Wermutwein hot schun so monchen pa Mognverstimmung gholfn“, meint er.
Vinzenz stöbert gerne in seinen Tirolensien, von denen er einige seltene Exemplare besitzt. Er liebt die Geselligkeit, ist umsichtig im Umgang mit Menschen. Bei seinem Einsatz als Mesner sieht er sich als einer von vielen, die in der Kirchengemeinde dienen, immer seinem Leitspruch folgend: Nur gemeinsam wird man nicht einsam.
Burgeis/Guntersblum - Am 12. Juni 2021 standen in Burgeis Feierlichkeiten im und vor dem neuen Fraktionsgebäude an: Burgeis schließt mit der Gemeinde Guntersblum in Rheinhessen die 4. Städtepartnerschaft. Der Burgeiser Fraktionsvorsteher Florian Punt begrüßt die BMin Claudia Blaesius-Wirth sowie ihren Stellvertreter Klaus Anderweit, die mit einer kleinen Abordnung aus Guntersblum angereist waren. Freundschaftliche Beziehungen zu Guntersblum begannen bereits Ende der 60iger Jahre. Denn Guntersblumer Bürger:innen waren mitunter die ersten Gäste in Burgeis.
Die Radfahrergruppe aus Burgeis besucht alle 5 Jahre ihre Freunde in Guntersblum und umgekehrt. Die Freiwillige Feuerwehr Burgeis pflegt Freundschaften mit den Guntersblumer Feuerwehrleuten. Im Laufe der Zeit sind mehrere private Freundschaften entstanden. Reichlich Anlass genug für eine offizielle Partnerschaft.
Eine lebendige Partnerschaft braucht Pflege, so der Fraktionsvorsteher Florian Punt. Daher ermutigt er alle Bürger:innen von Burgeis hier mitzuarbeiten und mitzugestalten.
Die Bürgermeisterin der Gemeinde Guntersblum Claudia Blaesius-Wirth stellt die Partnerschaft vor allem unter dem Motto Europa. Wir leben den europäischen Gedanken und wollen diesen vertiefen, so Blaesius- Wirth bei der Feier.
Jährlich sollen sich die Partner treffen, austauschen und vor allem die Jugend soll eine zentrale Rolle spielen dürfen.
Der Gegenbesuch einer Burgeiser Delegation soll beim traditionellen Kellerwegfest, einem großen Weinfest in Guntersblum, im August 2021 stattfinden. Viele Burgeiser freuen sich schon auf diese freundschaftliche Begegnung.
Aus dem Gerichtssaal - Gerichtsurteile ergehen bekanntlich „Im Namen des Volkes“. Dies auch deswegen, weil in einer Demokratie das Volk der Souverän ist. Das war nicht immer so. Nach dem Ersten Weltkrieg, auch noch während Mussolinis faschistischer Diktatur, verkündeten die Richter ihre Urteile „Im Namen des Königs“. Der Unterschied ist keine bloße Spitzfindigkeit. Er sollte die Abkehr vom Obrigkeitsstaat und die Hinwendung zu einem demokratischen Gemeinwesen symbolisieren. Damit hätte auch ein Wandel in der Sprache einhergehen sollen. Hierzulande war den Leuten der Zugang zu Recht und Gesetz zusätzlich erschwert, dass ihm diese in der Staatssprache, also in Italienisch begegneten. Die mangelnde Zweisprachigkeit äußerte sich auch in so kläglichen Übersetzungsversuchen wie „Tribunale“ in „Tribunal“ und „Pretura“ in „Prätur“, wie sie lange den Eingang zum Hauptsitz des Gerichts in Bozen „verzierten“. Richter, welche die deutsche Sprache beherrschten, waren Mangelware. Erst in den späten 60-iger Jahren änderte sich langsam etwas: Der spätere langjährige Richter am Landesgericht Bozen, Josef Kreuzer, machte den Anfang. Ihm folgten die mit Tauferer Wurzeln „behaftete“ Margit Fliri und der Meraner Heinz Zanon, die ihre Karrieren als Vorsitzende des Jugendgerichts bzw. als Präsident des Landesgerichts beendeten. Seit den 80-iger Jahren werden Sonderwettbewerbe zur Rekrutierung von zweisprachigen Richtern durchgeführt, welche zu einer guten „Durchmischung“ geführt haben. Zwei humorvolle Episoden möchte ich den Lesern nicht vorenthalten, welche die Notwendigkeit der Kenntnis beider Sprachen durch den Richter veranschaulichen. Da fand vor dem Bezirksgericht Schlanders ein Strafprozess wegen Amtsehrenbeleidigung statt. In der in Italienisch abgefasten Anklageschrift stand zu lesen, der Angeklagte habe einen Forstaufseher als „caccamolla“ tituliert. Erst auf die Nachfrage des Richters war verständlich, dass damit ein „Schleimscheißer“ gemeint war, was nun bei Gott keine feine Anrede für einen Uniformierten darstellt. Und in einem Musterprozess, der ebenfalls vor dem Gericht in Schlanders ausgetragen wurde, stand im Anklagesatz zu lesen, ein Tscharser hätte einen Schnalser in einem Gasthaus in der Weise beleidigt, dass er ihn mit den Worten begrüßte: “Eccoti qui, Senalese dalla coda lunga“, was in die Urform übertragen dann hieß: “Hoi, bisch a schun do, du longseckelter Schnolser“.
Aber seit im Jahre 2013 sämtliche peripheren Bezirksgerichte aufgelassen und an den Hauptsitz des Landesgerichts in Bozen übersiedelt wurden, finden auch so volksnahe Prozesse wie die oben beschriebenen nicht mehr statt. Denn Hand in Hand damit ging eine Entmenschlichung und Bürokratisierung der Justiz, und das alles aus Gründen der Sparsamkeit, wobei mir noch niemand erklären konnte, worin die Einsparung bestehen soll. Gegen diesen Kahlschlag zum Schaden der Peripherie wäre ein ähnlicher Widerstand angebracht gewesen wie vormals gegen die versuchte Dezimierung der Bezirkskrankenhäuser.
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it