Im Rahmen des Projekts der Stiftung FAI (Fondo Ambiente Italiano) „Ein Wasserweg, der die Völker verbindet. Die Etsch und ihre Nebenflüsse“ empfing Alperia die Besucher im Wasserkraftwerk Marling zu Führungen über Technik und Kunst.
Das Fachpersonal von Alperia erklärte den Besuchern die technischen Aspekte des Kraftwerks, während der Präsident des FAI Südtirol, Carlo Trentini, die Besucher über die architektonischen Elemente des Kraftwerks und die kürzlich restaurierten Fresken aufklärte. Die dargestellten Themen symbolisieren metaphorisch die vom Menschen beherrschte Energie.
Das Kraftwerk Marling zählt zu den größten Wasserkraftwerken in Südtirol. Es produziert 250 Millionen kWh grünen Strom. Das Laufwasserkraftwerk entnimmt Wasser aus dem Kraftwerk Töll und leitet es in die Etsch zurück. Es wurde zwischen 2002 und 2004 komplett renoviert.
Galileo Chini, ein florentinischer Künstler und Vertreter des Jugendstils, wurde während der Bauarbeiten – das Kraftwerk wurde 1925 in Betrieb genommen – beauftragt, das Kraftwerk zu verschönern. Heute können noch Teile des ursprünglichen Fußbodens, der Leuchten und der Gemälde bewundert werden. Sehr auffallend sind die Gemälde: Das eine zeigt eine unaufhaltsame Herde galoppierender Pferde, eine Allegorie für die Kraft des Wassers, das Motoren antreibt und Energie erzeugt, während das andere eine strahlende Sonne zeigt, die ihre Energie ausstrahlt.
Das Projekt des FAI Südtirol bot die Gelegenheit, mehr über die geschichtlichen Aspekte, die Artenvielfalt der Etsch und die Bedeutung des Wassers als Ressource für das Leben und für die Erzeugung sauberer Energie zu erfahren - grundlegende Themen für Alperia, die Energie unter effizienter und bewusster Nutzung der Wasserressourcen erzeugt, um stets das beste Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten und Umweltschutz zu erreichen.
Kastelbell-Tschars - Gustav Tappeiner ist seit 2010 Bürgermeister der Gemeinde Kastelbell-Tschars. Nach der Tunneleröffnung 2025 wird die Wohnqualität dort zunehmen. Das haben Investoren längst erkannt und Umbauten in die Wege geleitet. Die Bürger:innen werden die Früchte ernten können, die gemeinsam mit den Verwaltern gesät worden ist, sagt Gustav Tappeiner unter anderem im Interview.
Vinschgerwind: Sie regieren als BM in einer Gemeinde voller Alleinstellungsmerkmale. Mit dem Kuppelrain ist das einzige Sternerestaurant im Vinschgau in Kastelbell beheimatet, mit Reinhold Messner wohnt der bekanntesten Südtiroler in Ihrer Gemeinde. Haben wir etwas vergessen?
Gustav Tappeiner: Wir haben sicherlich viel mehr. Sie haben zwei Eckpfeiler unserer Gemeinde genannt. Generell haben wir eine sehr gute Gastronomie in der Gemeinde Kastelbell-Tschars, von Hofschänken bis zum Sternelokal. Das funktioniert bereits über Jahrzehnte. Natürlich ist es eine Ehre, dass Reinhold Messner Bürger der Gemeinde Kastelbell-Tschars ist. Was haben wir vergessen? Beim Wein sind wir in Kastelbell-Tschars jene Gemeinde, die am meisten Rebfläche im Vinschgau hat und mittlerweile haben wir zu den Lieferanten in die Weinkellerei Meran 12 Weingüter bzw. Kellereien, die als eigenständige Winzer mit ihren Weinen in den Verkauf gehen.
Vinschgerwind: Kürzlich war Tunneldurchstich und damit Ende einer Durststrecke mit dem Ausgleich der Baufirma E.MA.PRI.CE SPA.
Gustav Tappeiner: Am 28. März ist der effektive Durchbruch gelungen. Für uns als Bürger:innen und für uns als Gemeindeverwalter war das ein großer Freudentag. Vor allem deshalb, weil seit dem Tunnelanstich 2019 endlich dieser Durchstich gemacht worden ist. Zwei Jahre wurden die Bautätigkeiten ja ausgesetzt. Der Einstieg der PAC SPA in die Bietergemeinschaft mit Passeirer Bau war für uns und dem Bauherrn Autonome Provinz Bozen Abteilung Tiefbau ein großer Glücksfall. Gleichzeitig müssen aber auch Maßnahmen an der SS 38 für die Ortschaft Tschars gesetzt werden.
Vinschgerwind: Die Attraktivität in den Orten Kastelbell und Galsaun steigt. Bemerken Sie bereits einen Zuzug in Ihre Gemeinde Kastelbell-Tschars?
Gustav Tappeiner: Wir schauen natürlich auf die gesamte Gemeinde. Natürlich gibt es positive Entwicklungen, auch im Tourismus. Das Hotel AMARIL wurde von einem Investor neu gebaut. Zum anderen wurden beim Wohnbau von Investoren Objekte angekauft, die zum Teil realisiert sind und zum Teil noch umgebaut werden. Die Lebensqualität durch die Umfahrung wird steigen und Investoren haben diese morgige Situati0n positiv erkannt.
Vinschgerwind: Vor Jahren hat man sich schon auf die Tunnelfertigstellung vorbereitet. Muss sich die Gemeinde, vor allem die Ortschaften Kastelbell und Galsaun nun nochmals neu aufstellen?
Gustav Tappeiner: Nein, nicht unbedingt. Wir haben mit Eurac-Research eine Studie erarbeiten lassen, wie sich die Umfahrung auf die Dörfer, auf das Leben dort und auf die Wirtschaft auswirken wird. Besonders in Kastelbell und Galsaun. Nun kommt das Gemeindeentwicklungsprogram hinzu, das seit vorigen Herbst gestartet ist und von kommunaldialog betreut wird. Das wird eine Herausforderung für die Gemeindeverwalter und auch für die Bevölkerung. Es liegt an uns alle diese Herausforderung anzunehmen.
Vinschgerwind: Sie sind mandatsbeschränkt und können nächstes Jahr nicht mehr als BM-Kandidat antreten. Ist es ein bitterer Gedanke, die Früchte der eigenen Arbeit, zum Beispiel die Fertigstellung der Umfahrung oder auch die Steinschlagschutzgalerien in der Latschander, nicht mehr ernten zu können?
Gustav Tappeiner: Nein, absolut nicht. Als Bürgermeister hat man die Verantwortung für die Zeit, für die man gewählt worden ist. Und in dieser Zeit so gut und verantwortungsvoll gemeinsam mit dem Gemeinderat und dem Gemeindeausschuss für die Bevölkerung zu arbeiten. Für die Umfahrung etwa haben auch die vorhergehenden Gemeindeverwaltungen ihren Beitrag geleistet und die entsprechenden Weichen gestellt. Man kann nur dankbar sein, dass man einen Beitrag dazu geleistet hat und die Früchte kann die Gemeinde insgesamt ernten, dann, wenn die Umfahrung eröffnet wird und die Lebensqualität steigen wird.
Vinschgerwind: Wir möchten noch ein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Kastelbell-Tschars ansprechen. Mit den Frigelequellen gibt es eine der größten Quellschüttungen des Landes. Das Trinkwasser geht nach Meran, Algund und Marling. Bei Bedarf kann auch die Gemeinde Kastelbell-Tschars, so ist es vertraglich festgelegt, einen kleinen Anteil der Schüttung nutzen. Ist das bereits ein Thema?
Gustav Tappeiner: Die Gemeindeverwaltung hat sich auch aufgrund der klimatischen Veränderungen Gedanken gemacht, wie die Trinkwasserversorgnung auch für die kommenden Jahrzehnte gesichert werden kann. Nun soll eine Machbarkeitsstudie folgen, in der auch jene 5 Sekundenliter enthalten sind, die vertraglich mit dem Konsortium bestehend aus den Gemeinden Meran, Algund und Marling festgelegt worden sind. Die Überlegungen gehen auch dahin, dass man für Spitzenzeiten zusätzliche Speicherbecken vorsehen wird müssen. Zum anderen haben wir die Absicht, das Wasser, welches im Tunnel zum Vorschein gekommen ist und das eine gute Schüttung aufweist, aufzufangen und in unser Trinkwassersystem einzuspeisen. Die Untersuchungen sind gemacht worden und das Wasser ist einwandfrei.
Vinschgerwind: Thermalwasser, wie es im Tunnel von Staben austritt?
Gustav Tappeiner: (lacht) Nein Thermalwasser ist es leider keines. Das bleibt wohl exklusiv in Staben.
Vinschgerwind: Auf Schloss Kastelbell sind jedes Jahr bemerkenswerte Ausstellungen namhafter Künstler zu sehen, organisiert vom Kuratorium Schloss Kastelbell. Einheimischen Vereinen ist aber der Zugang für Ausstellungen verwehrt. Wie geht das zusammen?
Gustav Tappeiner: Die Gemeindeverwaltung hat mit dem Land einen Konzessionsvertrag. Die Gemeinderverwalter haben es bereits vor 25 Jahren für sinnvoll erachtet, die Schlossverwaltung einem Kuratorium zu übertragen. Meinerseits wurde 1999 das Kuratorium Schloss Kastelbell gegründet, mit der Absicht, das Schloss mit verschiedenen kulturellen Säulen zu beleben. Eine davon ist die Kunstausstellung, andere sind Konzerte und die Räumlichkeiten werden für Führungen zugänglich gemacht und auch vermietet. Dieses Konzept wurde perfektioniert und ausgebaut. Es hat letzthin Diskussion über die Zulassung für eine Ausstellung eines Vereines gegeben...
Vinschgerwind: Dem Krampusverein „Pfoffegonder Tuifl“...
Gustav Tappeiner: Die Zustimmung des Kuratoriums wurde verweigert. Es hat zwei Ausstellungen gegeben und dann hat das Kuratorium eine Absage erteilt. Die Gemeindeverwaltung ihrerseits ist bemüht, das Schloss für ehrenamtliche Vereine aus dem Gemeindegebiet in Absprache mit dem Kuratorium und dessen Zielsetzungen und im Einklang mit dem Kulturobjekt Schloss Kastelbell zugänglich zu machen.
Vinschgerwind: Politische Lösung hat es für die „Pfoffegonder“ keine gegeben?
Gustav Tappeiner: Nein. Aber ich unterstreiche, dass die Gemeinde mit dem Kuratorium eine auch vom Gemeinderat abgesegnete Vereinbarung getroffen hat. Mit dieser Vereinbarung ist die Führung des Schlosses auf das Kuratorium übertragen worden.
Vinschgerwind: Sie waren langen Jahre selbst Präsident des Kuratoriums und heute ist dies wie zufällig ihr Bruder.
Gustav Tappeiner: Die Verwandschaft hat da nichts zu tun. Denn der Präsident wird vom Verwaltungsrat gewählt, der seinerseits von der Vollversammlung bestellt wird. Der Bürgermeister wird auf der anderen Seite direkt vom Volk gewählt.
Vinschgerwind: Trotzdem ist die Causa zum Politikum geworden...
Gustav Tappeiner: Es ist schade, dass dies zum Politikum geworden ist, das möchte ich schon präzisieren. Das bringt weder dem Kuratorium noch der Gemeinde noch dem antragstellenden Verein etwas.
Vinschgerwind: Sie haben eine starke Opposition von jungen Leuten im Gemeinderat. Wie wichtig ist - grundsätzlich - Opposition?
Gustav Tappeiner: In jeder Gemeinde ist Opposition eine Partei oder eine Bewegung, die Mitglieder im Gemeinderat sein können, die ihre Aufgabe wahrnehmen, um der Mehrheitspartei oder der regierenden Partei andere Sichtweisen darzulegen, die ihre Kontrollfunktion, die ihr im Sinne des Regionalgesetzes der öffentlichen Körperschaften zustehen, ausführt. Ich sehe das im positiven Sinne einer funktionierenden Demokratie in einer Gemeinde. Im Bezug auf „jung“ stelle ich fest, dass es nicht nur in der Opposition junge Leute gibt, sondern auch in der Regierungspartei. Ich wünsche mir, dass vermehrt junge, engagierte Leute in die Politik einsteigen sollen.
Vinschgerwind: Sie haben sich in ihrer politischen Laufbahn immer wieder für die SVP als „Parteisoldat“ geäußert und eingebracht. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Partei?
Gustav Tappeiner: Es braucht Personen, die sich für die Gesellschaft in der Mitte einsetzen. In der Gesellschaft hat ein Wandel stattgefunden und dem müssen politische Parteien Rechnung tragen. Mein Einsatz war, das Wohlergehen der Gesamtbevölkerung im Auge zu behalten. Extreme linke und extreme rechte Positionen lehne ich ab.
Vinschgerwind: Sie sind Vertreter der Vinschger Gemeinden im Rat der Gemeinden. Welche Vinschger Anliegen vertreten Sie da?
Gustav Tappeiner: Seit zwei Legislaturen haben ich das Vertrauen von den Bürgermeistern, im Rat der Gemeinden vertreten zu sein. Die Hauptaufgabe des Rates der Gemeinden besteht in der Begutachtung der Entwürfe von Gesetzen und Verordnungen, welche für die Gemeinden von Interesse sind, bevor sie vom Landtag bzw. von der Landesregierung verabschiedet werden. Die Interessen der Gemeinden sollen von den 17 Vertretern gewahrt werden. Wir geben da ein nicht bindendes Gutachten ab. Der Rat der Gemeinden, das muss ich feststellen, wird gehört. z.B. gerade beim Landesraumordnungsgesetz etwa, da es ja direkt die Gemeinden betrifft.
Vinschgerwind: Auf was werden Sie nach 15 Jahren BM in der Gemeinde zurückblicken?
Gustav Tappeiner: Ich blicke auf diese Jahre so zurück, dass wir, also der Gemeideausschuss und der Gemeinderat Programme und Projekte nach besten Wissen und Gewissen umgesetzt haben. Gemessen wird man vor allem an sichtbaren Bauten. Als große Projekte sind der Kindergarten, die Kita und die Schützenstube von Tschars zu nennen. In Tschars ist der Schutzdamm von Bedeutung, der für künftige Bauten positive Auswirkungen haben wird, weil die rote Zone dort nicht mehr ist. Die Begleitung für die Umfahrung Kastelbell Galsaun war wichtig und gelungen ist, dass die gesamte Talsohle mit dem Glasfasernetz erschlossen ist. Dieses Jahr wird noch die Sanierung der Grundschule in Tschars kommen und der Mehrzwecksaal in Galsaun. Vorbereiten werden wir noch das Parkdeck in Tschars und den Bau der FF-Halle in Kastelbell.
Interview: Erwin Bernhart
Vinschgerwind: Frau Gluderer, Sie sind hds-Ortsobfrau von Schlanders und gleichzeitig im Ausschuss des hds-Bezirkes. Gelingt die Nahversorgung?
Karin Gluderer: Das Thema ist nicht einfach. Im Großteil der vinschger Dörfer gelingt die Nahversorgung. Die Entwicklung der Betriebe ist wegen der großen Konkurrenz - online wie offline - nicht leicht. Die hds-Ortsausschüsse und der hds-Bezirk versuchen immer wieder, mit Aktionen die Leute zu sensibilisieren, vor Ort lokal einzukaufen. Wir in Schlanders begreifen Nahversorgung als großes Angebot verschiedener Sparten. Die Leute wandern in die großen Kaufhäuser ab. Aber was ist ein Kaufhaus? Ein Kaufhaus bietet auf kleiner Fläche viel an. Das machen wir, indem wir ganz Schlanders als großes Kaufhaus sehen.
Vinschgerwind: In Schlanders gibt es im Zentrum leere Schaufenster. Was ist da los?
Karin Gluderer: Es ist ein europaweites Problem, dass kleine Läden aufgrund der großen Konkurrenz schließen. Es liegt nicht nur an den Mieten, die Verpächter haben oft auch nicht die Mittel, die Immobilien entsprechend herzurichten. Da bräuchte es Unterstützung von Seiten der Gemeinde.
Vinschgerwind: Unterstützung, wie es sie in den Gemeinden Mals, Latsch und Schluderns gibt?
Karin Gluderer: In Schlanders gibt es eine solche Unterstützung leider nicht.
Vinschgerwind: Mit der angedachten Umgestaltung des Areals rund um das Restaurant Maria Theresia könnte dort ein weiterer Lebensmittelhändler angesiedelt werden. Werden so die Zentren ausgetrocknet?
Karin Gluderer: Ja, das ist das beste Beispiel. Eigentlich ist dies eine Gewerbezone und daher ist man gesetzlich nicht in Ordnung, wenn in dieser Zone Geschäfte entstehen würden. Sicher, der Kunde will offensichtlich mit dem Auto direkt vor den Geschäften halten und einkaufen. Das scheint der große Pluspunkt für die Kaufhäuser auf der Wiese zu sein. Aber so werden Dörfer und Zentren auseinandergerissen. Diesen Pluspunkt haben wir in den Zentren, in der Fußgängerzone nicht. Wir benötigen in Schlanders Parkplätze, weil wir einen großen Mangel in Schlanders haben.
Vinschgerwind: Es sind Diskussionen über eine Tiefgarage im Kapuzineranger im Gange. Wie ist die Haltung der Kaufleute?
Karin Gluderer: Alle Kaufleute sind dafür, dass eine solche Tiefgarage sehr wichtig für die Zukunft ist. Auf der Oberfläche könnte eine Ruheoase, eine Liegewiese oder was auch immer gewünscht wird, entstehen. Die Parkplätze werden dringend benötigt, für die Mitarbeiter und für die Kunden. Denn es ist jeden Vormittag ein Chaos, einen Parkplatz zu finden. Nicht nur am Donnerstag, wenn der Wochenmarkt stattfindet. Angedacht ist eine zweistöckige Tiefgarage, ein Teil öffentlich zugänglich und ein Teil für Private. Auch die Anrainer bräuchten Parkplätze. Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen. Die Fußgängerzone würde noch mehr belebt werden, wenn man im Zentrum parken und direkt in die Fußgängerzone gelangen könnte, z.B. die Kapuziner-Tiefgarage in Lana. Der Verkehr würde dadurch minimiert. Denn viele zirkulieren vormittags zwischen Damml und Stainerparkpatz, bis sie endlich einen Parkplatz gefunden haben.
Vinschgerwind: Auch der Hotelier- und Gastwirteverband fordert die Tiefgarage.
Karin Gluderer: Mittlerweile gibt es eine Arbeitsgruppe, in die sich alle Verbände einbringen. Neben den Kaufleuten und den Gastwirten auch der LVH, sowie Vertreter der Landwirtschaft. Auch die Vorstände aus den Fraktionen unterstützen das Ansinnen einer Tiefgarage. Die Bürger von Kortsch, Göflan, … kommen fast täglich für Ämtergänge und Einkaufe nach Schlanders und benötigen ebenso die Parkplätze. Wir haben alle einen recht getakteten Alltag und da sind wir im ländlichen Bereich auf das Auto angewiesen.
Vinschgerwind: Welche Voraussetzungen sollen sein, damit die von den Kaufleuten, von der Politik und auch von vielen Leuten gewünschte Nahversorgung auch auf längere Sicht gewährleistet ist?
Karin Gluderer: Für das Entwickeln und Überleben eines Ortes. Der Ortskern soll die Wohnstube der Bürger sein, wo man gerne seine Zeit verbringt zum Bummeln und Einkaufen. Wenn es von Seiten der Politik Unterstützung geben kann, wie in Mals, Schluderns oder in Latsch, so ist das sehr willkommen. Auch damit die nächste Generation motiviert wird, Neues zu wagen oder bestehende Betriebe weiterzuführen, muss die Attraktivität der Fußgängerzone erhalten bleiben. Die Dorfzentren dürfen nicht für die Einkaufzentren, auf der grünen Wiese außerhalb der Orte, geopfert werden. Es ist die Kombination aus Vielfalt, Unterstützung und Parkplätzen, die für die Zukunft eines lebendigen Ortskerns notwendig sind.
Interview: Erwin Bernhart
Wahl des Europäischen Parlaments am 8. und 9. Juni 2024 - Alle fünf Jahre wählen die Bürger:innen der Europäischen Union die Mitglieder des Europäischen Parlaments. Die Europawahl 2024 wird die zehnte Direktwahl. Sie findet vom 6. bis 9. Juni 2024 in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union statt. Gewählt werden 720 Abgeordnete, davon 96 aus Deutschland, 76 aus Italien und 21 aus Österreich. Die Wahl des Europäischen Parlaments wird neben den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten am 5. November 2024 die wichtigste Wahl in diesem Jahr. In beiden Wahlen werden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Für uns ist Europa oft weit weg, doch die Entscheidungen im Europäischen Parlament, im Europäischen Rat, in der EU-Kommission, in der Europäischen Zentralbank und am Europäischen Gerichtshof bestimmen auch über unsere Zukunft in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt. Die EU ist mehr als ein gemeinsamer Markt ohne Grenzen, mehr als der Euro (gemeinsame Währung in 19-EU Staaten) und mehr als die EU-Förderprojekte. Bis zu den Parlamentswahlen im Juni wollen wir kurz über die Geschichte, die Aufgaben, die Gremien und die Herausforderungen der Europäischen Union berichten.
Teil 1: Die Vision Europa
Die Friedenssicherung und eine dauerhafte Friedensordnung standen am Beginn der europäischen Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg im Vordergrund. Europa ist deshalb ein Friedensprojekt. Das Streben nach wirtschaftlichem Wohlstand ist ein weiteres Ziel und viele sehen Europa vor allem als Wirtschaftsprojekt mit einem gemeinsamen Binnenmarkt für rund 450 Millionen Menschen. Strukturschwächere EU-Staaten und Regionen erhalten in vielfältiger Weise Unterstützung aus Brüssel. Auch Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen können von den EU-Förderprogrammen profitieren. Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und damit eine Stärkung der Rolle in der Weltpolitik sind ein weiteres Ziel. Es geht auch um gemeinsame Initiativen und Lösungen bei grenzüberschreitenden Probleme: Umweltpolitik, Gesundheitspolitik, Terrorbekämpfung und Forschung. Von Anfang an war die europäische Einigung aber nicht nur auf wirtschaftliche Ziele begrenzt. Die Verträge zur Gründung der Europäischen Union enthalten die Verpflichtung auf die grundlegenden gemeinsamen Werte der Mitgliedstaaten. Europa versteht sich als Wertegemeinschaft. Die Wahrung demokratischer Freiheiten, die Achtung der Menschenwürde und soziale Solidarität stehen dabei im Vordergrund. Unter dem Motto „In Vielfalt geeint“ versuchen die 27 Mitgliedsstaaten mit 24 Amtssprachen die kulturelle, sprachliche und religiöse Vielfalt zu bewahren und trotzdem geeint für Frieden, Wohlstand, Solidarität und Umweltschutz zu arbeiten und allen eine menschenwürdige Zukunft in Freiheit und Sicherheit zu garantieren. Am 25. März 1957 gründeten bei den Römischen Verträgen sechs Staaten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Aus der EWG entstanden die EG und die EU, aus sechs Gründerstaaten kam es zu Erweiterungen auf 28 Mitglieder. 2016 kam es zum Brexit, dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Die weitere Entwicklung ist offen. Bleibt die EU ein Staatenverbund mit begrenzten Zuständigkeiten, wird sie ein Bundesstaat: die Vereinigten Staaten von Europa oder zur Republik Europa mit starken Regionen?
Heinrich Zoderer
Laas/Vinschgau - Nada. Nix. Null. In der causa Disco Fix tut sich nichts, sagt Armin Windegger von der Windegger group, einer der Kaufinteressenten auf Nachfrage vom Vinschgerwind. „Es gibt nichts Neues“, bestätigt auch Bürgermeisterin Verena Tröger. Die Vorgeschichte ist bekannt: Die Gemeinde Laas hat das Areal der „Disco Fix“ in Laas mit der Zweckbindung „Wertstoffhof“ um rund 750.000 Euro gekauft. Der Aufschrei und die Kritik waren groß. Vor knapp einem Jahr kam dann das Umdenken in der Laaser Gemeindestube: Die Disco Fix soll zum Verkauf ausgeschrieben werden. Das ist im Laaser Gemeinderat aber bislang nie beschlossen worden. „In der Ausschreibung soll als Auftrag die Weiterführung als Disco stehen. Wie wir das formulieren, müssen wir mit dem Sekretär schauen“, so die Bürgermeisterin damals. Seitdem tut sich nix. „Wir haben die personellen Ressourcen derzeit nicht, um die Ausschreibung vorzubereiten“, sagt Tröger nun auf Nachfrage. Es brauche Geduld, die Jugend und die Disco lägen ihr und der Gemeindeverwaltung aber am Herzen. Das ist löblich. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und vor allem: Davon hat die Jugend im Vinschgau herzlich wenig. (ap)
Vom Wind gefunden - 1993 erregte eine Solo-Hochzeit Aufmerksamkeit in der amerikanischen Öffentlichkeit. Damals heiratete Linda Baker aus Los Angeles sich selbst und lieferte damit die Vorlage für den Fernsehfilm „I Me Wed“. Der Film handelt von Isabel Darden, einer erfolgreichen, attraktiven 30-jährigen Frau, die es satt hat, von Leuten gefragt zu werden: Wann wirst du heiraten? Vor dem Hintergrund dieses absurden Imperativs und all des patriarchalen Ballasts, der in ihm steckt (Männer werden nicht halb so oft nach ihren Heiratsplänen gefragt), entsteht zurzeit ein neuer Trend: die Selbstheirat bzw. Sologamie, insbesondere in den USA und in Großbritannien. Doch was hofft man mit einer Selbstheirat zu erreichen, das nicht auch mit einem großen Geburtstagsfest, einem Strandurlaub oder ein paar Therapiestunden getan wäre? Sich selbst zu lieben, ist sehr wichtig. Das passt gut zum Trend der Selbstachtsamkeit, zu einer Zeit, in der viele, vor allem jüngere Menschen weniger arbeiten möchten, um mehr Zeit für sich zu haben, um auf den eigenen Körper zu hören und ganz bei sich zu sein. Für einige Menschen ist die Selbsthochzeit ein Zeichen an sich selbst sowie an andere Menschen. Sich selbst zu lieben, sollte genauso wichtig sein wie jemand anderen zu lieben. Und welchen besseren Weg gibt es, Liebe zu feiern, als mit einer Hochzeit? Aber Heiraten ist staatlich geregelt, Selbstheirat ist nicht vorgesehen. Doch bei der Selbstheirat geht es um ein öffentliches Bekenntnis zu sich und nicht wirklich um rechtliche Anerkennung. Oder ist es Ausdruck von Narzissmus und Selbstverliebtheit in einer Gesellschaft voller Individualisten? (hzg)
„Die Elektrifizierung wird im Jahr 2025 abgeschlossen sein. Die Infrastruktur wird zum Großteil schon 2024 fertig, und die Inbetriebnahme mit den neuen Elektrotriebzügen wird 2025 erfolgen. Mit Fahrplanwechsel im Dezember 2025 werden durchgehende Verbindungen von Mals nach Bozen angeboten. Eine Durchbindung nach Innsbruck erfolgt nach Lieferung der sechs von ÖBB bestellten Elektrotriebzüge im Laufe des Jahres 2026“, sagt LR Daniel Alfreider unter anderem auf eine Anfrage der Süd-Tiroler Freiheit.
Laut ASTAT sind 67 % der Südtiroler Bevölkerung mit dem Angebot an kulturellen Veranstaltungen und 63 % mit dem Angebot an Weiterbildungskursen zufrieden.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Am 8. und 9. Juni sind Europawahlen. Für Südtirol steht fest, dass mit Herbert Dorfmann, Paul Köllensperger und Brigitte Foppa gleich drei Kandidaten ins Rennen gehen werden. Dorfmann, seit 2010 im Europaparlament, ist - ohne internen Gegenkandidaten - für die SVP gesetzt. Die SVP geht eine Listenverbindung mit Forza Italia ein, wie sie es bereist vor 5 Jahren getan hat. Paul Köllensperger ist eine Listenverbindung mit Azione von Carlo Calenda eingegangen. Köllensperger will die Gunst der Stunde, die sich bei den Ladntagswahlen 2023 ergeben hat, nutzen, um mit dem Wählerschwung des Team K nach Brüssel gewählt zu werden. Ein zweiter Südtiroler in Brüssel, das sei das Ziel, sagt Köllensperger. Jemand, der das gesamte Land in seiner Vielfalt vertritt, neben Dorfmann, der für die Agrarindustrie steht. Ähnliches sagt auch die Grüne Brigitte Foppa. Man könne den Dorfmann in Brüssel nicht alleine lassen. Die Grünen werden im Bündnis Alleanza Verdi-Sinistra antreten. Auch Foppa will den Schwung der Landtagswahlen in Richtung Brüssel umsetzen. Dabei haben die Grünen Südtirols eine bemerkenswerte EU-Geschichte. Denn mit Alexander Langer, dann mit Reinhold Messner und dann mit Sepp Kusstatscher waren die Südtiroler Grünen im Brüssler Parlament in der Vergangenheit prominent vertreten. Tatsächlich ist es theoretisch möglich, drei Vertreter aus Südtirol im EU-Parlament entsenden zu können. Die Voraussetzung ist, dass die Leute zur Wahl gehen.
"Mathematik im Freien" war eines der Themen, mit dem sich Mathematik-Lehrpersonen bei einer Tagung der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion Ende vergangener Woche befasst haben.
Der Einsatz von Mathematik und digitalen Tools – sowohl im Freien als auch im Klassenzimmer – stand bei einer Tagung für Mathematik-Lehrpersonen der Mittel-, Ober- und Berufsschulen am vergangenen Freitag (12. April) auf dem Programm. Organisiert wurde die Veranstaltung, die am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Bozen stattfand, von der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion. Neben neuen Inputs zu mathematischen Themen hatten die Teilnehmenden auch die Gelegenheit zum Austausch unter Fachkolleginnen und -kollegen.
Den Hauptvortrag hielt Matthias Ludwig, Professor für Didaktik der Mathematik an der Goethe-Universität in Frankfurt. Er ging darauf ein, welche Möglichkeiten es gibt, Mathematik im Freien anzuwenden und bezog sich dabei auf Beispiele und Hilfsmittel von der Antike bis zur heutigen Zeit. Dabei ging es unter anderem darum, einen See oder Bergspitzen mit einfachen Hilfsmitteln zu vermessen und maßstabsgetreu abzubilden. Als Initiator verschiedener Projekte, bei denen digitale Tools für didaktische Zwecke im Klassenzimmer und im Freien eingesetzt werden, konnte er auf eigene Erfahrungen zurückgreifen und den Mehrwert für den Unterricht aufzeigen. Insbesondere ging es um das Projekt MathCityMap, bei dem Lehrpersonen die Möglichkeit haben, Mathematiktrails mit den Schülerinnen und Schülern zu durchlaufen oder diese selbst zu erstellen. Die Aufgaben dazu werden anhand von Objekten in Natur und Stadt gebildet, was laut Ludwig die Motivation steigern, aber auch die Merkfähigkeit bei Schülerinnen und Schülern erhöhen soll.
In der Pause hatten die Lehrpersonen Zeit, diese Technologien auszuprobieren, um zum Beispiel den Umfang der Erde mithilfe von GPS vor dem Schulgebäude zu errechnen oder die Höhe eines Fensters anhand von Spiegel und Zollstock zu bestimmen.
Am Nachmittag konnten sich die Tagungsteilnehmenden untereinander austauschen und die
Inhalte der Veranstaltung vertiefen. In den Workshops von Lehrpersonen für Lehrpersonen wurden verschiedene Hilfsmittel für den Unterricht vorgestellt, ausprobiert und reflektiert sowie grundlegende Anwendungsbeispiele und Möglichkeiten mit Alltagsbezug erarbeitet. Dabei ging es unter anderem um den Menschen als mathematisches Modell und um den Einsatz von Lernplattformen im Unterricht.
Für Tagungsleiter Daniel Soraruf, der an der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion für den Fachbereich Mathematik zuständig ist, war gerade dieses Setting besonders bereichernd: "Die Vernetzung unter den Lehrpersonen, der direkte Austausch untereinander über erprobte Hilfsmittel und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten in Kleingruppen ermöglichen es den Teilnehmenden, kleine didaktische Perlen für den eigenen Unterricht mitzunehmen. Ich hoffe, wir konnten die Lehrpersonen dazu ermutigen, Neues auszuprobieren." Monica Zanella, Direktorin am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium und Gastgeberin, wies ebenfalls auf die Bedeutung dieser Veranstaltung hin. Werner Sporer, Inspektor für die Oberschulen an der Deutschen Bildungsdirektion, betonte die Wichtigkeit des Fachs Mathematik, zeigte die anwendungsorientierten Zugänge auf und dankte den Lehrpersonen für ihr Engagement.
red/jw