Laas - In der Berufsfachschule „Johann Steinhäuser“ in Laas veranstaltete das Südtiroler Kulturinstitut in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und der Eigenverwaltung Laas am 19. und 20. Mai eine internationale Tagung über den Laaser Marmor. Es ging um die Geologie, Geschichte, Kunst und Kunstgeschichte, die Vermarktung, die Steinmetzschule und den Marmor in der Literatur.
von Heinrich Zoderer
Das Marmordorf Laas ist geprägt vom „Weißen Gold“. Gianni Bodini zeigte in seinen Bildern am Beginn der Tagung die Lagerstätte, die Marmorbahn und die Marmorbrüche, sowie verschiedene Statuen aus Laaser Marmor. Die Gehsteige sind mit Marmor gepflastert, am Friedhof und beim Bahnhof findet man Marmor, meinte die Bürgermeisterin. Präsent ist der heimische Marmor auch in Wien, München und Berlin, genauso wie in New York und London. Abgebaut wird er in Laas und Göflan, früher auch in Töll, oberhalb der Quadrathöfe, weshalb mehrere Referenten betonten, dass man nicht vom Laaser bzw. Göflaner Marmor, sondern vom Vinschger Marmor sprechen sollte. Der sehr harte, widerstandsfähige und wetterbeständige Marmor aus dem Vinschgau fasziniert Architekten und Bildhauer und war Spekulationsobjekt verschiedener Unternehmer. Mit dem Marmor wurde viel verdienten, das Marmorgeschäft trieb auch Unternehmer in den Konkurs. Es gab und gibt Diskussionen über die Bruchrechte und den Abtransport. Der Vinschger Marmor stand in Konkurrenz zum Marmor aus Carrara, beschäftigte Verwaltungen und prägte das soziale Leben. Wolfgang Platter meinte in seinem Referat, dass der Marmor ein Kind des Meeres ist, entstanden vor 400 Mio. Jahren aus marinen Sedimenten. Durch Verschiebungen, Faltungen und Hebungen der Erdplatten, entstand in zwei großen Metamorphosen unter hohen Temperaturen und unter großem Druck eine Marmorschicht durch die Kristallisierung des aus Kalk bestehenden Ursprungmaterials. Bis ins 19. Jahrhundert wurden nur Findlingsblöcke abgebaut und verarbeitet. 1865 errichtete Johannes Steinhäuser Marmorwerkstätten in Laas und 1874 eröffnete er die erste Marmorfachschule. Hansjörg Telfser berichtete, dass die bäuerliche Mehrheit in der Gemeindeverwaltung sich zu wenig für den Bau einer Fachschule einsetzte, weshalb die Steinmetzschule 1911 in Laas aufgelassen und nach Bozen verlegt wurde. Bei der Wiener Weltausstellung 1873 wurde der Laaser Marmor einem breiten Publikum bekannt gemacht. Für die Prachtbauten an der Ringstraße und beim Parlamentsgebäude in Wien wurde Laaser Marmor verwendet. Auch aus einer nationalistisch-patriotischen Grundhaltung wurde in der Donaumonarchie der weiße Stein aus dem Vinschgau verwendet. Er wurde aber auch für politische Zwecke missbraucht. So wurde 1889 in Bozen das Walter von der Vogelweide Denkmal aus weißem Marmor mit einem Sockel aus rotem Bozner Porphyr gebaut und als Reaktion darauf in Trient 1896 die Bronzestatue zu Ehren von Dante Alighieri.