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Am Samstag - 25. September 2021 - eröffnen Selina und Ladina Ruinatscha das „LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats“ in den mustergültig renovierten Kellerräumen ihres historischen Hauses in Müstair. Alt und Neu stehen in harmonischem Dialog.

von Magdalena Dietl Sapelza

 

s45 cuort2„Ich habe einen Traum.“ Mit diesen Worten ging Selina Ruinatscha im November 2020 auf ihrem Vater Lucian zu. „Ich möchte nach Müstair zurückkehren und in den leerstehenden Kellerräumen unseres Hauses eine besondere Gaststätte mit Bar und Verkaufsstelle für regionale Produkte einrichten.“ Vater Lucian war überrascht und erfreut zugleich. Denn er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Tochter nach zehnjähriger Tätigkeit in der Reisebranche in Zürich, verbunden mit unzähligen Reisen durch die ganze Welt, wieder ins Münstertal zurückkommen würde.
Lucian Ruinatscha, seine Frau Wally und auch die jüngere Tochter Ladina, Arzthelferin in Chur, die nun ebenfalls entschieden hat zurückzukehren, ließen sich schnell von der Idee begeistern. Gemeinsam überlegten sie, wie sich Selinas Idee umsetzen ließe. Einig war man sich: Die ebenerdig angelegten, unterschiedlich großen Kellerräumlichkeiten mit den massiven Gewölben und den bis zu über einem Meter dicken Mauern sollten zwar erneuert und modernen Erfordernissen angepasst s45 cuortwerden, aber in ihrer Grundstruktur und in ihrer historischen Form, erhalten bleiben. Die Familie Ruinatscha übergab die Planung der Renovierung an das Architekturbüro „Modunitá architects“ in Müstair mit den Architekten Linard Andri, Ivan Zangerle und Martin Pinggera. Denn der Erhalt von Tradition, Kultur und die Wertschätzung für alte Bausubstanz entsprechen ihrer Philosophie.

Gebäude mit Geschichte

Eine Holzeinkerbung, die im Haus gefunden worden war, weist auf das Jahre 1648 hin. Die „Cha gronda / Großes Haus“, wie das Gebäude in Müstair genannt wird, könnte jedoch noch viel älter sein und in Verbindung mit dem nahen Kloster St. Johann stehen, das im 8. Jahrhundert gebaut worden ist, vermuten Historiker. Denn im Mauerwerk befinden sich dieselben granitähnlichen Tuffsteine, wie im Kloster.
Die Hofstelle bestand aus Wohnhaus, Stall, Stadel und den Kellerräumen, dem sogenannten Vorhof - rätoromanisch LA CUORT - mit wuchtigen Gewölben und Mauern. Lucian Ruinatscha erinnert sich noch gut an die Zeit, in der sein Vater in diesen Räumen neben Alpkäse, Speck und Korn auch Kartoffeln gelagert und sortiert hat. Er verkaufte die Kartoffeln dann in namhaften Hotels im Ober- und Unterengadin. Den Vorhof nutzte er auch für die Hausschlachtungen.
Im Laufe der Jahre änderte sich die Nutzung der Kellerräume. Sie dienten als Hühnerstall, einem Schneider und einem Schuster als Werkstatt und dann der gegenüberliegenden Käserei – Chascharia - als Büro und Lagerräume. Die Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und die konstanten Temperaturen von 7 Grad Celsius im Sommer und 5 Grad Celsius im Winter waren ideal für die Käselagerung. Nach der Übersiedelung der Chascharia 2018 in die neue Halle außerhalb des Dorfes standen die Räume leer.

Renovierung und neue Nutzung

s45 cuort3Die Familie Ruinatscha setzte nun alles daran, Selinas Traum zu verwirklichen. Im März 2021 war das Kozept entwickelt. Das Projekt wurde eingereicht. Nach fünfmonatiger Bauzeit von Mai bis September 2021 wird nun eröffnet.

Die Herausforderung für das Planungsteam von „Modunita architects“ bestand darin, in Absprache mit der Familie Ruinatscha einen Weg zu finden, die historische Struktur in ihrer Eigenart den modernen Anforderungen anzupassen. In unzähligen Besprechungen wurde gemeinsam ein stimmiges Sanierungskonzept entwickelt, das nun beeindruckt.
Das historische Mauerwerk wurde bewusst so belassen wie es ist. Die alten Mauern, die Gewölbe, die Holzbalken sind also in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Alles Neue besteht aus qualitativ hochwertigen, echten Materialien, aus Holz, Glas und Metall. Die neuen Elemente bilden einen harmonischen Kontrast und treten mit dem Alten in einen stimmigen Dialog. In die Planung wurde auch der vorgelagerte Arkadengang mit eingebunden. Von dort aus gelangt Licht durch große Tür- und Fensterfronten ins Innere.

Eine wichtige Frage stand am Anfang im Raum: Wie lässt sich das Problem mit der großen Feuchtigkeit lösen? Das Gebäude aus dem Mittelalter steht teilweise fünf Meter in der Erde. Das Hangwasser, das in die Kellerräume eingesickert und für die Feuchtigkeit im Mauerwerk gesorgt hat, stellte ein großes Problem dar. Um dies zu lösen, wurde die Erde an der Hangseite ausgehoben. Es entstand ein zusätzlicher Keller aus Beton mit einer Abdichtung und mehreren Sickerleitungen. Im Inneren wurde zwischen Boden und historischem Mauerwerk ein Schlitz gezogen, dass die Feuchtigkeit entweichen kann. Dieser Schlitz wurde mit Heizungsrohren und Kies aufgefüllt. Die Feuchtigkeit kann so nicht mehr in den Wänden aufsteigen.
Die Temperaturen in den Besucherräumen lassen sich heute durch moderne Heizsysteme einfach regulieren. Verlegt wurde eine Fußbodenheizung. Für ein wohliges Wärmegefühl sorgen auch massive Böden aus Lärchenholz. In den Kellerräumen werden die tieferen Temperaturen als natürliches Kältesystem genutzt.
Die Arbeiten führten Fachkräfte von renommierten Handwerksbetrieben und Unternehmen aus der Region aus. „Die Renovierung unserer historischen Kellerräume ist voll und ganz geglückt“, betont der Hausherr. „Wir sind alle mehr als zufrieden, sei es mit den Planern, wie auch mit den am Bau beteiligten Unternehmen.“

LA COURT – Anziehungspunkt mit regionalen Köstlichkeiten

s45 cuort4Im „LA COURT Caffe‘ - bar – cun specialitats“ sorgen Selina und Ladina Ruinatscha für herzliche Gastlichkeit. Im historischen Ambiente laden kuschelige Ecken zum Verweilen und zum Wohlfühlen ein. In den Innenräumen stehen rund 35 Sitzplätze zur Verfügung. Bei warmem Wetter können einige Tische auch im vorgelagerten Arkadengang genutzt werden.
„Wir möchten keine Kopie anderer Gaststätten sein. Deshalb setzen wir auf außergewöhnliche Produkte und legen dabei großen Wert auf Nachhaltigkeit“, erklärt Selina.
Serviert werden besondere Getränke wie zum Beispiel Kaffee mit unterschiedlichen Aromen zum Beispiel aus der Schweizer Rösterei Blum, spezielle Teesorten, Fruchtsäfte, einzigartige Weine wie den Triacca aus Poschiavo, Spirituosen, Cocktails... Es gibt Piadine, Waffeln, Smoothies und viele andere kulinarische Spezialitäten und Köstlichkeiten.
Im Verkaufsraum stehen eine große Palette an hochwertigen Bioprodukten aus der Biosfera-Region des Münstertales und darüber hinaus bereit.
Neben Produkten aus der Chascharia (Käserei), aus der Bacharia (Fleischerei), aus der Bäckerei Meier-beck und aus anderen Produktionstätten gibt es auch selbstgebastelte Geschenksartikel.
LA COURT ist die erste Schweizer Gaststätte, in der FORST Bier aus Südtirol aufgeschenkt wird. Auch das Eis Total Venostes kommt aus dem Vinschgau.

Die Gastgeberinnen freuen sich nun, die Gäste aus nah und fern in ihren urigen und einzigartigen Räumlichkeiten begrüßen zu können.

 

Daten zum Bau:
LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats

Val Müstair 44 . Tel. 0041 818 585 656 . E-mail: lacuort@bluewin.ch
Instagram: LaCourt_Muestair . Facebook: LaCourt_Muestair
Bauherren: Lucian und Wally Ruinatscha mit Töchtern Selina und Ladina
Projektanten: Modunita Architects Müstair
Konzeptentwicklung und Entwurf: Dezember 2020 bis März 2021
Einreichprojekt: Mitte März 2021
Ausführungsplan: März 2021 bis April 2021
Beteiligte Unternehmen: siehe Anzeigen
Bauzeit Mai bis September 2021

Was ist ein Hostel? Es ist nicht so teuer und luxuriös wie ein Hotel, aber auch nicht ganz spartanisch wie eine Jugendherberge. Es ist eine neue Einrichtung in Mals und das erste Hostel in Südtirol. Es ist ein moderner Beherbergungsbetrieb mit familiärer Atmosphäre, erschwinglich für Familien und Jugendgruppen, aber auch für Wanderer, Pilger, Rad- und Motorradfahrer, für Individualisten und Rucksackreisende. Damit wird eine neue Zielgruppe angesprochen und das touristische Angebot im Obervinschgau erweitert.

von Heinrich Zoderer

 

s38 finka2Von 1969 bis 2005 waren hier die Finanzbeamten untergebracht, viele aus Süditalien. Wie Sascha Plangger, der Geschäftsführer der Vinschger Sozialgenossenschaft VISO und Juliane Stocker, die pädagogische Leiterin der Sozialgenossenschaft, in einem Gespräch ausführten, will man die Geschichte des Hauses nicht verstecken, sondern ganz bewusst sichtbar machen und damit das Haus beleben. So soll die FinKa, die ehemalige Finanzkaserne, zu einem ganz besonderen Beherbergungsbetrieb werden. Im Hostel gibt es 58 Betten in 18 neu eingerichteten Zimmer mit 2, 4 bzw. 6 Betten, viele auch mit Stockbetten. In jedem Zimmer sind ein WC und eine Dusche, ein Tisch und eine Couch. Wer will kann sich einfach in sein Zimmer zurückziehen, ausruhen und die Aussichten genießen. Die Tschenglser Hochwand, der Ortler, das Glurnser Köpfl und der Malser Hausberg, die Spitzige Lun sind in Sichtweite und bilden ein fantastisches Panorama von vielen Zimmern aus. Es gibt aber auch viele Gemeinschafts- und Begegnungsräume. In der offenen Küche kann man selber oder zusammen mit anderen kochen, das Frühstück oder Abendessen zubereiten. Im Speisesaal wird ein Frühstücksbuffet und am Abend ein Tagesteller mit einfachen Gerichten angeboten, die Leo Blaas für die Gäste zubereitet. Es gibt u.a. Knödel, Schlutzkrapfen, Pizza oder Pasta oder einfach ein Tiroler Marendbrettl. Wer will kann im Lesesaal, dem Salone, eine passende Lektüre auswählen und sich damit die Zeit vertreiben. Auf der Hinterseite des Hauses ist der Gastgarten. Es ist ein ruhiger Ort zum Verweilen, zum Plaudern oder einfach zum s38 finka3Sitzen. Unter dem Holunderbaum, der beim Umbau gerettet wurde, ist es besonders idyllisch. Natürlich gibt es für alle Gäste auch die Möglichkeit in einem Restaurant in Mals oder der Umgebung zu essen. Die Zimmer sind einfach eingerichtet mit Holzbetten aus Fichtenholz. Die Hausgäste sind einerseits Wanderer oder Radfahrer, die für eine Nacht übernachten und dann wieder weiterzeihen, bzw. weiterfahren, es sind aber auch Familien und Jugendgruppen, die eine Woche oder auch länger bleiben. Auf den Türen der einzelnen Zimmer sind Symbole aus der Bergwelt, z.B. ein Bergsteigerseil, verschiedene Bergschuhe, Bergschuhe mit Schneeschuhen, ein Iglu usw. Das Team der Basis Vinschgau rund um die Grafikerin Katrin Gruber und dem Designer Laurin Kofler haben die Ideen für s38 finka 4diese Symbole aus einem Überlebenshandbuch der Finanzer entnommen. In diesem Handbuch, das in der Finanzkaserne zurückgeblieben ist, sind nützliche Hinweise über das Verhalten in den Bergen und entsprechende Zeichnungen enthalten. Die Finanzbeamten mussten die Grenzübergänge sichern und den Schmuggel über die Grenze verhindern. Das war für die ortsfremden Finanzbeamten nicht einfach, auch weil sie wussten, dass der Schmuggel oft die einzige Einnahmequelle für die Einheimischen war. Auch diese Geschichten will man nicht verdrängen, sondern erzählen und sichtbar machen.

 

Die Vinschger Sozialgenossenschaft hat viele Tätigkeitsfelder und über 50 Beschäftigte

FinKa, das Hostel mit Urlaubsmöglichkeiten im Hinterhof in der ehemaligen Finanzkaserne, ist das letzte große Projekt der 2013 gegründeten „Vinschger Sozialgenossenschaft“ (VISO). Mittlerweile beschäftigt die Sozialgenossenschaft über 50 Personen, dabei s38 finka5mehrere Menschen mit Beeinträchtigung und auch Migranten. Es geht der jungen Genossenschaft darum, Solidarität zu leben, sozial zu handeln, Menschen mit Beeinträchtigungen in die Arbeitswelt zu integrieren, aber auch wirtschaftlich zu arbeiten. Die Sozialgenossenschaft VISO führt ein Schülerheim in Mals, betreibt auch eine Mensa. Der Reinigungsservice ist eine weitere Dienstleistung, welche die VISO anbietet, genauso wie Entrümpelungsarbeiten im Vinschgau. Nachdem die ehemalige Finanzkaserne von 2005 bis 2019 leer stand, wurde das Gebäude von der Sozialgenossenschaft gekauft und vom Architekten Jürgen Wallnöfer nach einer langen Diskussionsphase mit den Genossenschaftsmitgliedern von Handwerksbetrieben aus Mals und der Umgebung schonend umgebaut und neu eingerichtet. Auf der Vorderseite musste ein Liftschacht dazu gebaut werden und auf der Hinterseite eine Sicherheitstreppe. Die Außenfassade des Liftschachts wurde von der Laatscher Künstlerin Esther Stocker kostenlos gestaltet. Die schwarzen Quadrate sind wie s38 finka7vom Vinschgerwind hochgewirbelte Blätter und geben dem Haus Schwung und Dynamik. Alte Möbel vom Mohrenwirt aus Burgeis, dem Vorbesitzer, wurden wiederverwendet und upgecycelt. Andere Möbelstücke wurden günstig aus Wien, Trient oder der näheren Umgebung eingekauft und restauriert. Im Herbst 2020 wurde mit dem Umbau und der Renovierung begonnen. Am 10. Juli konnte das Haus offiziell eröffnet werden. Sascha Plangger und Juliane Stocker sind zufrieden mit dem Start. Und die bisherigen Besucher:innen sind es auch. Sie konnten nicht nur übernachten, sondern eintauchen in ein Haus mit vielen Geschichten. Einige davon haben die Gäste auf ihrer Weiterreise bzw. Heimreise mitgenommen.

von Peter Tscholl

Robert Scherer gehört wohl zu den bekanntesten und erfolgreichsten Südtiroler Künstlern der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist Bildhauer, Maler, Grafiker und Glaskünstler.
Geboren wurde Robert Scherer am 7. Juni 1928 in Kortsch (Schlanders) und ist dort in einer kinderreichen Familie aufgewachsen. 1939 optierte sein Vater, der als Maurermeister sein Geld verdiente und keine Arbeit mehr hatte. Robert kam nach Linz. Nach dem Krieg kehrte sein Vater mit ihm nach Südtirol zurück. Von 1951 bis 1958 studierte Robert Scherer in Wien an der Akademie der Bildenden Künste. Von 1960 bis 1966 unterrichtete er Kunsterziehung an verschiedenen Schulen, danach lebte er als freischaffender Künstler zunächst in Bozen, dann in Eppan und Kaltern (Altenburg). Dazwischen unternahm er immer wieder Reisen in verschiedene Länder. Lange hat er es allerdings an einem Ort nie ausgehalten. „Ich muss immer wieder weg. Wahrscheinlich habe ich das von den Karrnern“ hat er einmal gesagt.
s36 00892004 zog es Robert Scherer nach Ala. Er erwarb ein 250 Jahre altes, geschichtsträchtiges Palais, den Palazzo Ferrari - Malfatti, mit drei Stöcken, vierzig Zimmern und unendlichg vielen Nebenräumen, insgesamt 3.633 Quadratmeter. Bis ins 19. Jahrhundert diente dieser Palazzo als Residenz reicher Seidenbarone, die u.a. den Kaiserhof in Wien mit Samt und Seide versorgten. Vieles an dem alten Gebäude musste restauriert werden. Sein Cousin Anton Scherer hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. „Der Toni hat mir viel geholfen“ erzählt Robert Scherer „dafür bin ich ihm sehr dankbar“.
Mehrere Projekte hat Scherer in den letzten Jahrzehnten im Vinschgau verwirklicht. „Ich habe viel gearbeitet. Ich weiß heute gar nicht mehr, was ich alles gemacht habe“ sagt er.
Heute ist es allerdings still geworden um Robert Scherer. Einsam lebt er in seinem Palazzo in Ala. Eine Badante kümmert sich um ihn. „Sie macht alles, aber im Herzen versteht sie mich nicht“ sagt Robert. Er würde sich wünschen öfters mit jemanden auf ein Glasl zusammen zu sitzen, der ihn auch versteht.

Auf die Frage ob er noch arbeiten/malen kann, antwortete er: „Ach, hör auf. Jetzt mach ich nichts mehr. Am liebsten schlafe ich. Ich schlafe viel. Das ist das einzig Gute, dass ich viel schlafe“.
Nur selten kommen Freunde oder Bekannte zu Besuch. Sein Sohn Ludwig kümmert sich um ihn. „Ludwig, mein Sohn, ist ein lieber und feiner Bua. Er kommt machmal und schläft auch hier. Oft bleibt er eine ganze Woche. Er kann gut kochen“.
Gerne denkt Robert Scherer an seinen Cousin Karl Grasser. „Der Karl ist mein liebster Cousin. Wir haben viel zusammen gearbeitet. Ich würde mich freuen ihn wieder einmal zu sehen“.
s36 kulturGrasser und Scherer haben beide in Wien studiert. Karl erinnert sich: „Robert kam ein Jahr nach mir. Zuerst machte er Bildhauerei, dann als Prof. Santifaller starb ging er über zu Grafik und Malerei. Wir wohnten lange Zeit zusammen mit anderen Studenten der Kunstakademie. Robert konnte gut kochen. Wir besuchten öfters Ausstellungen, gingen in die Albertina und in andere Museen. Manchmal gingen wir abends auch in eine Oper, denn als Student bekam man verbilligte Stehplätze. Robert war ein feiner Mensch. Von ihm konnte man alles haben. Wenn man bedenkt, dass er so jung seine Mutter verloren hat und ein paar Jahre nach dem Krieg auch seinen Vater, dann hat er es trotz allem recht gut gemacht“.
Noch lebt Robert Scherer gerne. Große Erwartungen hat er allerdings keine mehr. Es scheint, dass er sich mit seinem Dasein abgefunden hat. „Freilich, zurück nach Südtirol zu gehen wäre mir schon lieber“ sagt er.

 

Eine Auswahl von Wandbildern, Glas- und Mosaikarbeiten, die der Künstler Robert Scherer im Vinschgau gestaltet hat:

Morter – Hotel Schwarzer Adler, Hl. Johannes von Nepomuk, Seccotechnik (1962)
Kortsch – Pfarrkirche, Hl. Katharina, Bleiglasfenster (1979), Pfarrkirche, Taufkapelle, Hl. Johannes, Fresko (1996), Fachschule für Hauswirtschaft in Kortsch, Glasarbeiten (2002)
Naturns – Totenkapelle, Schöpfungs- und Erlösungsgeschichte, Bleiglasfenster (1979)
Eyrs – Totenkapelle, gekreuzigter/auferstandener Christus, Bleiglasfenster (1986)
Latsch – Raiffeisenkasse, Daphne, Seccomalerei (1986) – Nikolauskirche, Hl. Nikolaus, Glasfenster (2008)
Schlanders – Bürgerheim, Nikolauskapelle, Leben des Hl. Nilolaus von der Flüe, Fresko und Silikatmalerei (1990), die Nordseite der Kapelle wurde später zwischen 1999 und 2000 künstlerisch gestaltet, die Eingangstür in Glas wurde 2007 fertiggestellt - Vinzenzheim, Hl. Vinzenz, Mosaik (1995)
Laas – Raiffeisenkasse, Kleintiere und Blumen an der Vinschgauer Sonnenstraße, Die Korner, Der weiße Berg, Mosaik (1995)
Schluderns – Pfarrkirche, Geschichte der Hl. Katharina und Hl. Notburga, Glasfenster (2007)
Tarsch – Mariahilfkapelle, Madonna mit Kind, Glasmalerei (2007)

Montag, 20 September 2021 13:47

„...mindestens zwei...“

Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders - “Jeder ist mindestens zwei….”
Ein Programm von und mit Horst Saller

Horst Saller ist Schlanderser. Er lebt hier und arbeitete in den letzten 26 Jahren als Lehrer an verschiedenen Schulen. Nebenher schreibt er Sketches für verschiedene Anlässe und die Revue des Männergesangsvereins Schlanders. Mit seiner satirischen Betrachtungsweise und seiner speziellen Art von Humor hat er nicht nur das Publikum schon oft begeistert, sondern wurde dafür auch mit namhaften Preisen ausgezeichnet. So erzielte er beim Autorenwettbewerb der Südtiroler Theaterzeitung mit dem Stück “Trudis und Rudis Wohlfühloase” den 3. Preis. Dieses Stück wurde im Mai 2009 am Theater in der Altstadt in Meran uraufgeführt. Bei den Autorentagen der Vereinigten Bühnen Bozen wurde ihm für das Stück “Rothermunds Bilder”, das im März 2011 am Stadttheater Bozen uraufgeführt wurde, sogar der 1. Preis verliehen. 2014 hat Horst im Auftrag des Theatervereins Schlanders das Stück “Das Herz ist ein Umzugskarton” geschrieben, welches dann im November im Kulturhaus Karl Schönherr uraufgeführt wurde.
Nun präsentiert der Schlanderser Autor und Sketchschreiber erstmalig sein abendfüllendes Soloprogramm im Kulturhaus Karl Schönherr Schlanders.

Vormerkungen erforderlich: T 0473 737777 oder kulturhaus@schlanders.it

Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Stiftung Sparkasse, der Fa. Fleischmann Raumausstattung Wohntextilien und dem Parkhotel „Zur Linde“.

Montag, 20 September 2021 13:46

Zwei ESF-Kurse für Migrant:innen

Schlanders/Mals - Mit Geldmitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sollen neue Arbeitsplätze geschaffen, eine bessere Aus- und Weiterbildung garantiert, Menschen in den Arbeitsmarkt integriert, die Weiterbildung in den Unternehmen gefördert und Menschen mit Schwierigkeiten unterstützt und praxisnahe Projekte gefördert werden. In diesem Sinne organisierte die Genossenschaft PROMOS zusammen mit der Sozialgenossenschaft Vinschgau (SOVI) zwei ESF Kurse in Schlanders bzw. in Mals. In beiden Kursen ging es laut Manuel Rammlmair, dem Präsidenten der SOVI darum Migrantinnen und Migranten Basiskompetenzen zu vermitteln. Vor allem ging es um Sprach- und Sozialkompetenz, aber auch um kulturelle Kompetenzen, digitale Kompetenzen und Fachkompetenzen. Beide Kurse fanden von Mitte April bis Mitte Juli statt. Anschließend mussten die 16 Teilnehmer:innen ein Praktikum machen. Beim Kurs in Schlanders, der in den Räumlichkeiten der Basis Vinschgau abgehalten wurde, ging es darum Frauen mit Migrationshintergrund Grundkompetenzen für die Gastronomie zu vermittelt, um als Küchengehilfin, Zimmermädchen oder auch als Kellnerin zu arbeiten. Der Kurs in Mals wurde in der alten Handelsschule bzw. in den Sommermonaten in den Räumen des Oberschulzentrums abgehalten. Arbeitssuchende Migrant:innen erhielten neben den Basiskompetenzen auch Fertigkeiten, um als Haushaltsgehilfen zu arbeiten. Da alle Teilnehmer:innen auch Kleinkinder hatten, musste bei den Kursen auch die Kleinkinderbetreuung organisiert werden. Mehrere Migranten haben während des Kursen bzw. nachher eine Arbeit gefunden. Wie Sabrina Eberhöfer, die Koordinatorin der Kurse mitteilte, erhielten die Teilnehmer:innen am Ende des Kurses ein Zertifikat. Am 9. September trafen sich Organisatoren, Dozenten und einige Kursteilnehmer:innen in der Basis Vinschgau zu einer Nachbesprechung und Abschlussfeier. (hzg)

Montag, 20 September 2021 13:40

Bilder, schwarze Krähen und Schiachlan

Stilfs/Ausstellung im Haus59 - In diesem Jahr gab es vom 28. August bis 4. September wieder eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Haus 59 in Stilfs. Es ist das Haus von Karin Dalla Torre und Thomas Pichler. Die Wohnräume im alten, vorbildlich renovierten Bauernhaus, werden einmal im Jahr zu Ausstellungsräumen. Von drei Vinschger:innen wurde in den letzten Jahren das Haus bespielt: Anna Wielander Platzgummer aus Schlanders (2017), Michael Niederegger aus Stilfs (2018) und Christian Stecher aus St. Valentin (2019). Letztes Jahr musste coronabedingt eine Lockdown-Pause eingelegt werden. In diesem Jahr ist die freischaffende Künstlerin Annemarie Laner aus Sand in Taufers im Haus 59 für eine Woche mit ihren Kunstwerken eingezogen. Mitgebracht hat die Künstlerin schwarze Krähen, „Schiachlan“ aus Japanpapier und verschiedene Bilder. Neben dem s34 laner1Hauseingang, an der Hausecke und auf der Stiege im Inneren des Hauses sitzen Krähen. Tiere sind auch in einigen Bildern zu erkennen. Sie sind ein Teil unserer Mitwelt, uns in manchen Dingen weit überlegen, oft sind sie uns vertraut, oft aber auch ganz fremd. An den Fenstern im Haus hat Laner Kinderschuhe aus Papier aufgehängt. Diese Arbeiten sind in der Pandemiezeit entstanden. Sie sollen uns Vinschger an die Schwabenkinder erinnern, die in den Sommermonaten zu Fuß ins Schwabenland zogen, um dort bei Bauern zu arbeiten. Es sind fast durchsichtige Schuhe, die keinen richtigen Halt geben. Auch die Schwabenkinder mussten bei Wind und Wetter über die Berge, hatten Heimweh und keinen richtigen Halt. Die vielen kleinformatigen und auch die größeren Bilder, vielfach Schwarz-Weiß-Bilder, sehen aus wie Traumbilder am Ende einer langen Nacht. Es sind vielfach abstrakte Bilder, bestehend aus Strichen, Spiralen, Kritzeleien, unleserlichen Schriften, Chiffren bzw. geheimen Codes. Auch Vögel, Füße von Menschen, Gegenstände oder Gesichter sind zu erkennen. Die Besucher:innen konnten in der Woche die Kunstwerke besichtigen und kaufen, das stilvolle Haus betrachten und angeregte Gespräche mit der Künstlerin führen. (hzg)

Montag, 20 September 2021 13:38

„Hoangortn“ - Ausstellung in Brixen

Brixen/Juval/Wien - Die Stadt Galerie in Brixen wird derzeit von jungen Künstlerinnen eingenommen. Die Werke sind unter dem Thema „Hoangortn“ subsummiert. Elisa Barison hat für den Südtiroler Künstlerbund die Ausstellung organisiert bzw. kuratiert.
Die Künstlerinnen Charlotte Aurich, Margareth Kaserer, Franziska Schink und Maria Walcher schaffen im Austellungsraum durch diverse Medien und Themen eine Vielfalt an Zugängen zum „hoangortn“. Der Begriff ist geläufig, hat keinerlei religiösen Hintergrund, jeder assoziiert mit „hoangortn“ eigene Vorstellungen. Das machen auch die Künstlerinnen. Charlotte Aurich, aus der Gemeinde Kastelbell stammend, hat in ihrem Arbeitsort Wien nach Abschluss der Akademie der bildenden Künste ausgestellt. Aurichs großformatige skulpturale Malereien auf Leinwand beherrschen optisch die Stadt Galerie. Die „Bildkörper“ hängen wie große Laken auf der Leine. Aurich hat sich in diesen spezifischen Werken der Leinwand entledigt und hat ein prozessorientiertes Malen mit Hingabe gewählt und die Baumwolltücher in diesem Prozess miteingewebt, indem sie dem flachen Linnen durch Nähte und Falten zusätzliches und skulpturales Eigenleben gegeben hat. Anhaltspunkte auch zum „hoangortn“. Zwischen den Leinen hängen Schürzen, von Margareth Kaserer verfremdet und doch heimelige Athmosphäre erzeugend. „Republic of Sheep“ ist an jenen Stellen eingenäht, an denen ansonsten sinnfreie Sprüche angebracht sind. Die Schürzen von Margareth Kaserer und die Baumwoll-Bildkörper von Charlotte Aurich ergänzen sich verspielt und „hoangortn“ direkt. Kaserer weist zudem mit dem Verfremden der Wattkarten auf das Fehlen der Frauen auf den Karten hin. „Her mit den neuen Königinnen“, sagt Kaserer. Franziska Schink hievt das „Hoangortn“ mit zwei Tischen in den Raum. Der eine unscheinbar, trivial und normal mit Eckbank und Karten darauf, der andere im hinteren Raum mit einer Collage aus bekannten Filmen der 90er Jahre als Tischdecke. Maria Walcher schafft mit ihrer Arbeit „Transhumanz“ einen Bogen vom Schnalser Schafübertrieb (rote Fäden) zu Fluchtwegen in Europa (Blaudruck). Eröffnet wurde die Ausstellung im Beisein vom Brixner BM Peter Brunner, seinem Vize Ferdinando Stablum und vom Präsidenten des Südtiroler Künstlerbundes Alexander Zöggeler am 2. September 2021. (eb)

 

Die Ausstellung ist bis zum
13. November 2021 geöffnet. Di – Fr 10 – 12 und 16 – 18 Uhr, Sa 10 – 12 Uhr

Montag, 20 September 2021 13:37

Frische Gemüsevielfalt aus dem Vinschgau

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Der Vinschgau ist eines der traditionsreichsten Anbaugebiete für Äpfel in Europa. Doch das sonnige Tal ist weit mehr als nur ein Apfelparadies! Im milden Klima des Vinschgaus gedeiht ebenso eine Vielfalt an Gemüsesorten, die unter freiem Himmel heranwachsen darf. Ob verschiedene Kohlarten wie Weißkohl, Blaukraut und Blumenkohl, Kartoffeln oder diverse Salate: Für jeden Gaumen findet sich die passende Gemüsesorte aus dem Vinschgau.

Das Vinschger Gemüse wird sowohl nach den Richtlinien der integrierten wie der biologischen Produktion angebaut. Der nährstoffreiche Boden liefert den Pflanzen viele gesunde Mineralstoffe und Vitamine. Die Bauern lassen das Gemüse langsam unter der Sonne heranreifen, sodass sich das Aroma zur Gänze ausbilden kann. So schmecken die gesunden Fitmacher aus dem Vinschgau besonders intensiv und schmackhaft.

Da die Vinschger Bauern seit Generationen auf einen gesunden Boden achten, fühlen sich auch die in der Erde wachsenden Kartoffeln hier besonders wohl. Das Anbaugebiet für Kartoffeln befindet sich hauptsächlich im oberen Vinschgau rund um Eyrs, Prad, Schluderns und Mals. Insgesamt 21 Bauern widmen sich dem Kartoffelanbau. Die Knollen überzeugen mit ihrem milden, leicht erdigen Geschmack und die Sortenvielfalt erweist sich als sehr abwechslungsreich: Früh- und Spätkartoffeln, rote Kartoffeln und diverse Bio-Sorten werden geerntet. Von mehlig bis festkochend ist damit für alle Kartoffelgerichte die passende Knolle verfügbar.

Ob gekocht, geröstet, gebacken oder frittiert: Besonders in den kälteren Jahreszeiten ist die Kartoffel eine beliebte Zutat für viele köstliche Speisen und bevorzugte Beilage. Die Vinschger Kartoffeln kommen nun frisch aus der Erde und sind bis in den Winter hinein gemeinsam mit den anderen lokalen Gemüsesorten in den Detailgeschäften der Genossenschaften Oveg in Eyrs und Juval in Kastelbell erhältlich.

Montag, 20 September 2021 13:36

Fahrende: die Korrner und die Jenischen

Schluderns/Vuseum Vinschgau - Von der Europaregion wurde 2021 das Euregio Museumsjahr unter dem Thema „Transport, Transit, Mobilität“ ausgerufen. Im Vinschger Museum in Schluderns wird die Geschichte der Korrner in einer Ausstellung präsentiert und im Ötztal die Geschichte der Jenischen in Tirol. Beide Gruppen, sowohl die Vinschger Korrner als auch die Jenischen sind verarmte Bevölkerungsgruppen, Herumfahrende, Wanderhändler und Gelegenheitsarbeiter, die von der sesshaften Bevölkerung vielfach verachtet und ausgegrenzt wurden. Als Kraxenträger, Kesslflicker, Besenbinder und Korbflechter wurden sie bezeichnet, weil sie damit ihr Leben bestritten. Am 11. September kam es zu einem Treffen der Chronisten der Landesteile Tirols im Vuseum, dem Vinschger Museum in Schluderns, um Näheres über die Korrner und die Jenischen zu erfahren. Zu diesem Treffen eingeladen haben sowohl das Vuseum, als auch die Ötztaler Museen und der Vinschger Bezirkschronist Wolfgang Thöni. Im ersten Kurzreferat berichtete der Historiker Andreas Paulmichl über das Entstehen und die Lebensweise der Korrner und über den Storchen Lois, der fälschlicherweise vielfach als der letzte Vinschger Korrner bezeichnet wird. Not, Armut, soziale Ausgrenzung, Bodenknappheit, die Realerbteilung und ein starkes Bevölkerungswachstum zwangen viele Menschen im Vinschgau, in Graubünden und in Tirol als Fahrende von Dorf zu Dorf zu ziehen. Die Kulturanthropologien und Leiterin der drei Ötztaler Museen (Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum, Turmmuseum Ötz, Gedächtnisspeicher Ötztal) und Herausgeberin des Buches: „Fahrend? Um die Ötztaler Alpen. Aspekte jenischer Geschichte in Tirol“ Edith Hessenberger, berichtete, dass den Jenischen Kinder weggenommen wurden und auch heute noch Nachkommen der Jenischen verachtet und ausgegrenzt werden, andererseits eine kleine Gruppe sich darum bemüht, das Jenische in Österreich als nationale bzw. europäische Minderheit anzuerkennen, so wie es in der Schweiz geschehen ist. Nach den Referaten gab es eine rege Diskussion über die Lebensweise, Sprache, Kultur und die heutige Wahrnehmung der Vinschger Korrner und der Jenischen in Tirol. (hzg)

Montag, 20 September 2021 13:34

40 Jahre Umweltschutzgruppe Vinschgau

Vinschgau - Am 4. September feierte die Umweltschutzgruppe Vinschgau in Mals ihr 40-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie 1981 von Florin Florineth und einer Gruppe engagierter Vinschgauer Biologen. Eine Mülldeponie in der Eyrser Au sowie die geplante Autobahn Ulm-Mailand, die den Obervinschgau durchqueren sollte, blieben uns Dank des mutigen Einsatzes dieser Pioniere erspart.
Bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens musste sich der Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau großen Herausforderungen stellen: Wilden Giftmülldeponien, der Zerstörung von Auwäldern und von Ufervegetationen, der Verschmutzung der Gewässer und der Luft stellte er sich mit viel Fachkenntnis entgegen und erzielte beachtliche Erfolge.
In den Folgejahren weitete sich die Palette der Themen, mit denen sich die Vorstände befassten, zunehmend aus: Schwere Eingriffe in die Landschaft durch Erweiterung von Schigebieten, der überbordende Transit- und Individualverkehr, die Zerstörung und Dezimierung von Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die Industrialisierung der Landwirtschaft, um nur einige zu nennen.
Von Anbeginn war es den Vorständen klar, dass intensive Netzwerkarbeit eine der Hauptstrategien für einen erfolgreichen Natur- und Umweltschutz darstellt. Die Kooperation mit gleichgesinnten Vereinen, Organisationen und Akteuren - auch über die Landesgrenzen hinaus - hat sich mehrfach als vorteilhaft erwiesen.
Der Verein hat es geschafft 4 Jahrzehnte zu überdauern und mittlerweile zu einer anerkannten Institution im Tal zu werden. Begründet ist das auch damit, dass die Umweltschutzgruppe nicht nur Widerstand geleistet hat, sondern stets Vordenker und Wegbereiter einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsform war. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Wiederinbetriebnahme der Vinschger Bahn, wofür die Umweltschutzgruppe Vinschgau in Kooperation mit anderen Akteuren trotz des Widerstandes von Seiten der Politik und der Wirtschaft harte Pionierarbeit geleistet hat.
Solch positive Impulse für eine zukunftsfähige Lebensweise machten dann auch nicht an der Bezirksgrenze Halt, sondern dehnten sich auf das ganze Land aus. So geschehen mit der Vinschgerbahn, die eine Trendwende in der Verkehrspolitik des Landes einleitete und mit der Diskussion um den problematischen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, die nun weit über die Landesgrenzen hinausreicht.
Ein Glück war es, dass sich immer wieder Menschen fanden, die sich ehrenamtlich auch angesichts der rasant steigenden Bürokratie diesen Herausforderungen stellten, unterstützt von vielen Mitgliedern und Spendern.
Die Umweltgruppe leistet durch Einbringen von Fachwissen und Aufzeigen von Alternativen wichtige Vorarbeit für politische Entscheidungen, die dem Erhalt der Natur und Umwelt als Lebensgrundlage des Menschen dienen.
Eva Prantl
für den Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau


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