Markus Joos: Die Beträge, die sie genannt haben, wurden falsch wiedergegeben. Sie beziehen sich natürlich auf den Betrieb und nicht auf die Hektar. Die Herausforderung in unserer Vinschger Berglandwirtschaft ist vor allem strukturbedingt. Wir haben viele kleine Betriebe mit im Durchschnitt rund 6 Hektar Futterfläche und 10 bis 15 Stück Vieh. Damit ist es kaum möglich, von der Produktion allein ein angemessenes Einkommen zu erzielen. Auch die verschiedenen Flächenprämien reichen dabei nicht, ein entsprechendes Auskommen zu gewährleisten. Die Herausforderung unserer Betriebe ist es, in der Kombination von Qualitätsproduktion, Direktzahlungen und Nebenerwerb ein angemessenes Einkommen zu erzielen. Vielfach sind dabei aber die Familien besonders gefordert.
Gibt es bei der Qualitätsproduktion eine Förderungsoffensive von Seiten des Landes, des Staates oder der EU? Unterscheiden sich die Förderungen für biologische Landwirtschaft gegenüber der konventionellen?
Bei unseren bescheidenen Betriebsgrößen ist es verständlich, dass vielfach kein entscheidendes Einkommen über die Landwirtschaft zu erzielen ist. In der Produktion kann es damit nur über die Qualität gehen, bei der aber dann auch der Konsument bereit sein sollte, etwas mehr auszugeben. Der durchschnittliche Betrieb im Vinschgau liefert etwa 50.000 Kilo Milch pro Jahr ab. Die Sicherung der Wertschöpfung geht damit vor allem über die Veredelung der Milch oder eben über Nischenprodukte, wie es beispielsweise die Biomilch für bestimmte Bereiche im Vinschgau sein könnte. Auf EU-Ebene generell, aber auch in der neuen Förderperiode des Landes unter Landesrat Arnold Schuler sind die verschiedenen Förderbestimmungen im Bereich Bio weiter augebaut worden. Von den Flächenprämien, die bei den Wiesen bis zu maximal 450 Euro pro Hektar ausmachen, bis hin zu den baulichen Maßnahmen im Stallbereich, bei denen 5% Beitragszuschlag vorgesehen sind. Anreize finanzieller Natur sind also da, um in diesem Bereich etwas Schwung hineinzubekommen.
Die Rechnung muss sich jeder einzlne Betrieb machen.
Genau. Eine eventuelle Umstellung auf Bio muss vor allem auch im Kopf erfolgen. Wir haben südtirolweit rund 2 Prozent des Milchaufkommens Biomilch. Die Nachfrage ist deutlich höher. Dementsprechend sind die Bemühungen der Milchhöfe nach mehr Biomilch hoch. Bei einem halbwegs geschlossenen Gebiet wäre dann auch die Transportlogistik sinnvoller.
Ein Milchbauer mit 5 Hektar tut sich schwer, eine Familie allein aus der Produktion zu ernähren. Anders ein Obstbauer. Gibt es große Förderunterschiede zwischen Obstbauern und Milchbauern?
Der durchschnittliche Obstbetrieb im Vinschgau bewirtschaftet etwa 2,5 bis 3 Hektar. Also ist er durchschnittlich halb so groß wie ein Viehbetrieb. Allerdings ist ein Obstbetrieb über die Qualitätsproduktion imstande, im Verhältnis ein deutlich besseres Einkommen zu erzielen als der Viehbetrieb. Das hat auch dazu geführt, dass in den letzten Jahren bei den Fördermitteln massiv von den Talbetrieben in Richtung Berglandwirtschaft umgeschichtet wurde. In der neuen Förderperiode des Landes werden über 90 Prozent der Landesmittel für das Berggebiet aufgewandt. Es gibt im Obstbereich praktisch nur noch das Operationelle Programm für die Erzeugergemeinschaften und die Unterstützungen für die Hagelschutzprämien, welche mit EU-Mitteln bestritten werden.
Mit Ende März 2015 fällt die Milchquote. Ihre Prognose?
Ich getraue mich nicht eine Prognose zu stellen. Die Hauptakteure in diesem Bereich sind unsere Milchhöfe, die sich in den letzen Jahren mit einer sehr hohen Veredelungsquote gut aufgestellt haben. Es wird möglicherweise einige Turbulenzen geben. Die Chance für uns: Qualitätsproduktion - Veredelung - Nischen abdecken.
Interview: Erwin Bernhart
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