Dieses natürliche Getränk, das kein Sodbrennen verursachen dürfte, kann heuer schon bei Krampusläufen, auf Weihnachtsmärkten, beim Apres Ski und anderen Veranstaltungen überzeugen. Entwickelt hat den „Alpenglüh“ der 30-jährige Junior-Bauer Lukas Tschenett. Nach dem Abschluss seines Masterstudiums in Wien im Fachbereich „Weinbau und Nutzpflanzenwissenschaft“ ist er 2013 in den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb eingestiegen.
Sein erstes innovatives Produkt war der „Epfl-Apfel-Sidro“, ein Apfelstillwein mit 7%Vol. Alkohol. „Im Apfelland Südtirol hat ein Apfelwein gefehlt“, erklärt er, und das zu ändern war für ihn die Motivation. Bereits bei der ersten Verkostung konnte er mit dem frischen „Sidro“ überzeugen. Und er überzeugte auch mit dem ersten Sherry mit 15 % Vol. Alkohol, gereift in Eichenfässern, den er „Pomus“ taufte. Es handelt sich um den ersten Apfel Sherry Italiens. Der „Apfel-Epfel-Sidro Pomus“ kann mittlerweile süß oder halbtrocken genossen werden. Er ist technisch gesehen ein Apfel Dessert Wein und eine Rarität, die neugierig macht. „Weltweit sind wir drei, die mit derselben Methode Apfelwein und Sherry machen“, sagt Lukas Tschenett. Das Besondere an den Produkten des „Tälerhof ist, dass sie vorwiegend aus alten Apfelsorten gemacht werden. Unter den rund 40 Sorten befinden sich Sonnenköniger, Bozner, Kalterer/Böhmen, Kanadarenette, Gelber Bellefleur, Weißer Winterkalville, Steinpepping um nur einige zu nennen.
Diese sorgen je nach Zusammensetzung bei der Verarbeitung für einen außergewöhnlichen Geschmack. Und dafür gab es bereits erste Auszeichnungen, so zwei goldene Äpfel von „Pomme d`Or 2016 für zwei Varianten des Apfel Epfel Sidro in Frankfurt, Auszeichnungen gab`s auch für den Apfel Sherry und anderen Produkten des „Tälerhofes“ beim Meraner Weinfestival 2016.
Nach der Übernahme der Hofstelle im Schludernser Ortskern und deren Aussiedlung ins Landwirtschaftsgebiet wechselte der Seniorbauer Walter Tschenett 1987 von der Viehwirtschaft zum Gemüseanbau. Auf seinen Feldern pflanzte er Blumenkohl, Radicchio, Eisbergsalat und Kartoffeln. Kurz darauf pachtete er eine Obstanlage und begann sich mit dem Anbau von Äpfeln auseinander zu setzen. Die Arbeit faszinierte ihn so, dass er sich nach und nach vom Gemüseanbau verabschiedete und schließlich nur noch auf den Obstbau setzte, mit einer Vorliebe für alte Sorten und naturnaher Bewirtschaftung. (Heute verfügt der Hof über 1,5 Ha eigenen Grund und 1 Ha Pachtgrund) Als er im Jahre 1995 eines Tages mit seiner Frau Lidia vor dem uralten Palabirnenbaum am Hofeingang stand und die reifen Birnen zu Boden fallen und die am Boden liegenden verkümmern sah, entstand die Idee, auch mit den Palabirnen etwas zu machen. Gesagt getan, er erntete die Früchte und bot sie zum Verkauf an. Gleichzeitig begann er, sich mit der Pala-birne und deren Geschichte zu beschäftigen. Die Palabirne, wegen ihrer gesundheitsfördernden Wirkung auch „Apothekerbirne“ genannt, war aus Asien über Florenz in den Vinschgau gekommen. Zum ersten Mal genannt wurde die Palabirne (Pillipall-Birne) 1715 in der Churburg. Wegen ihrer schnellen Verderblichkeit verschwand sie in vielen Teilen Europas. Im Vinschgau blieb sie erhalten und zählt heute zum Kulturgut. Nicht zuletzt durch Walter Tschenett und seine Familie erlebt die Palabirne eine Renaissance. Selbst hat er rund 70 junge Palabirnenbäume der neueren Generation gepflanzt. Die Palabirnen, die er nicht frisch verkauft, verarbeitet er sofort mit Fleiß und Fantasie zu vielen kleinen Köstlichkeiten, wie Marmelade, die er mit Holunder, Brombeeren, Preiselbeeren verfeinert, Chutney, Mostarda, Palabirnenmehl als Süßstoff, und neuerdings auch Palabirnen-Riegel. Dazu kommt noch Palabirnenmus und Dörrobst aus Palabirne. Die Stärkung der regionalen Kreisläufe ist der Familie Tschenett sehr wichtig. „Alles, was wir zukaufen müssen, holen wir uns nach Möglichkeit aus der Region“, sagt Walter Tschenett. Die Familie verkauft die Produkte als Direktvermarkter ab Hof, auf Märkten oder über das Internet.
Die Familie Tschenett bietet auch Hofführungen an und gewährt einen Blick in den urigen, kleinen Apfelweinkeller, wo die edlen Tropfen, begleitet von fundierten Erklärungen zur Produktionsabfolge, auch verkostet werden können. Jüngst machten die Inhaber des „Tälerhofes“ mit einer weiteren neuen und außergewöhnlichen Initiative auf sich aufmerksam: Sie vermieten einzelne Palabirnenbäume. Interessierte können sich einen Plalabirnenbaum in der Anlage aussuchen und die Früchte dann selbst ernten. Für die Baumpflege sorgt die Familie Tschenett. Das Angebot ist gut angekommen. Die ersten Baum-Mieter kommen bereits aus Berlin, München, Düsseldorf, Trient und sogar aus Ägypten. Wie der „Alpenglüh“ ankommt, lässt sich erst nach der kommenden Saison sagen. Die Verkaufschancen stehen gut.
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