Autoverbot in Graubünden bis 1925

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Vom Wind gefunden - Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen: von 1900 bis 1925 herrschte ein Autoverbot im Kanton Graubünden. Es brauchte neun Volksabstimmungen, um dies zu ändern. Das erste Auto wurde in der Schweiz 1896 bei der Landesausstellung in Genf vorgeführt. Autofahren war in dieser Zeit ein Abenteuer: Die Wagen waren pannenanfällig und die Straßen schlecht, denn für die Kutschen brauchte es keine breiten, asphaltierten Straßen. Die Klagen betrafen vor allem Tempo, Lärm und Gestank. Auch viele Touristenorte waren zunächst für ein Verbot. Touristen suchen Ruhe und wollen kein Großstadt-Treiben in der Sommerfrische, keine durchsausenden Automobilisten, keine staubaufwirbelnden und übelriechenden Dinger, so die Argumente damals. Es gab auch handfeste Gründe für den Widerstand der Bündner: Der Kanton Graubünden ist flächenmäßig der größte Kanton mit geringer Bevölkerungsdichte. Die Pflege des Straßennetzes war Sache der Gemeinden. Dass die Stimmung schließlich kippte, hängt mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Als Pferde knapp wurden, mussten notgedrungen mehr Lastwagen genutzt werden. Auch das Aufkommen des Postautos spielte eine Rolle. Die erste Postautostrecke in Graubünden wurde 1919 eröffnet, sie reduzierte die Fahrzeiten sehr stark. Touristenorte erkannten, dass sie Gäste verlieren würden, wenn es beim Verbot bleiben würde. In den 1920er Jahren änderte sich die Stimmung. Man erkannte die wirtschaftliche Bedeutung des Automobilismus und die Verbreitung nützlicher Fahrzeuge wie Bus und Taxi. Das Autoverbot fiel am 21. Juni 1925, also vor 100 Jahren. (hzg)

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