Der 70-jährige Toni Federspiel aus Reschen ist im Winter seit 48 Jahren als
Liftmann am Fraitenlift in Schöneben tätig. Im Sommer kümmert er sich um seine kleine Landwirtschaft unterstützt von seiner Frau Christine und den Kindern. Toni hat die Entwicklungen des Skigebiets von den 1970er Jahren bis heute miterlebt. In der Schönebenhütte kellnert seine Tochter Stefani.
von Magdalena Dietl Sapelza
Wenn sich der Fraitenlift, ein Sechsersessellift auf Schöneben, um 9.00 Uhr morgens in Bewegung setzt, haben Toni Federspiel und seine zwei Arbeitskollegen bereits ihre Positionen bezogen. Toni nimmt an der Bergstation die ersten Gäste in Empfang und achtet darauf, dass sich der Sicherheitsbügel öffnet und die Skifahrerinnen und Skifahrer sicher vom Sessel absteigen und den Ausstieg verlassen. Wenn es irgendein Problem gibt, drückt er sofort den Sicherheitsknopf und stoppt den Lift. Das kommt in der Regel recht selten vor, weil die moderne Anlage besucherfreundlich und den Sicherheitsstandards entsprechend konzipiert ist, und es sich bei den Besucherinnen und Besuchern meist um geübte Skifahrerinnen und Skifahrer handelt. Das war nicht immer so.
Um einiges schwieriger war Tonis Einsatz am Lifteinstieg, als die Gäste noch mit dem Teller- und später mit dem Doppelankerlift nach oben gezogen wurden. Da kam es regelmäßig vor, dass er den Sicherheitsknopf betätigen und den hingefallenen Skifahrerinnen und Skifahrern wieder auf die Beine helfen musste. „Vor allem die Anfänger haben sich schwergetan“, erklärt Toni. Hie und da kam es zu kleineren Unfällen, um die er sich sofort kümmerte. Dann übernahm ein Kollege seine Arbeit am Lifteinstieg. Denn es wechselten sich immer drei Liftmänner ab. Ihr Arbeitstag endet nachdem auch die Liftanlagen um 16.00 Uhr wieder still stehen. „Wer den ganzen Tag Bügel betätigt und Skifahrern auf die Beine hilft, ist am Abend schon ganz schön müde“, meint er. „Heute mit den hochmodernen Anlagen ist vieles einfacher.“
Liftmänner waren einst „Burschen für alles“
Seinen Dienst im Skigebiet Schöneben trat Toni Federspiel nach seinem Militärdienst im Jahre 1972 an, die er als Carabinieri in Kastelruth und Mölten absolviert hatte. Er erinnert sich noch gut an seine ersten Einsätze beim Bau des Rojenliftes, wo er mithalf, Sockel zu betonieren. Damals gab es noch keine Zufahrtsstraße ins Skigebiet Schöneben. Toni und seine Kollegen wurden tagtäglich in abenteuerlicher Fahrt mit einem VW-Bus über den Weiler Kaschon ins Skigebiet gebracht. Dort verteilten sie sich und begannen ihre Arbeit an den Teller- und später Doppelankerliften. Toni und seine Kollegen waren „Burschen für alles“. Sie halfen überall mit, wo sie gebraucht wurden, bei Bauarbeiten, bei der Pistenpräparierung, und sie transportierten verletzte Skifahrer mit der Akia ab. Gesellige Stunden verbrachten die Männer oft nach Feierabend im Skihaus auf Schöneben. „Dort hat die Köchin Maria Prieth besonders gut gekocht, und der Wirt Oswald Folie (Glaser) behandelte uns Liftmänner immer sehr gut“, erzählt er. Das Skihaus hatte damals noch keine Telefonverbindung einer Telefongesellschaft. Lediglich eine alte Militärtelefonschnur konnte genutzt werden. Diese war eine Hinterlassenschaft von einem Manöver der italienischen Alpini und war vom Skihaus zum Reschnerhof gespannt. Hatte ein Skifahrer eine Verletzung erlitten, zum Beispiel einen Beinbruch, was wegen der sehr einfachen Ausrüstung damals sehr oft vorkam, wurde diese Verbindung genutzt, um die dortigen Wirtleute zu bitten einen Rettungswagen zu rufen. Die Sanitäter vom Weißen Kreuz fuhren dann ebenfalls über Kaschon ins Skigebiet, und holten den Verletzten ab. Toni erinnert sich auch an schneearme Winter, in denen die Liftmänner den Schnee für die Auffahrtspur oft mit viel Handarbeit zusammen schaufeln mussten. Denn die ersten Schneekanonen kamen erst in den 1990er Jahren zum Einsatz.
Von einfachen Anfängen zum modernen Skigebiet
Mittlerweile hat sich vieles geändert. Das Skigebiet Schöneben wurde Jahr für Jahr aufgerüstet und zählt heute zu den attraktivsten Skisportdestinationen in den Alpen. Die einfachen Schlepplifte von einst wurden alle durch moderne Sessellifte beziehungsweise Umlaufbahnen ersetzt. Eine Beschneiungsanlage sorgt für perfekte Pistenunterlagen. Und regelmäßig fällt auch der Schnee vom Himmel. Neben dem Skihaus steht die moderne Schönebenhütte mit großzügigem Restaurant für große und kleine Gäste bereit. Diese kommen mit der Umlaufbahn von Piz bei Reschen ins Skigebiet, über den Lift in Rojen oder über die neue Umlaufbahn von St. Valentin aus. Diese Kabinenbahn verbindet die Skigebiete Haideralm und Schöneben. Beide Skigebiete sind seit 2017 zusammengeschlossen. Die Umlaufbahn führt über die Mittelstation und die 10er Gondelbahn Höllental nach oben. An der Talstation in St. Valentin wurde kürzlich das neue Aprés-Ski „Level 1463” eröffnet.
In der Schönebenhütte kellnert seit neun Jahren auch Tonis Tochter Stefani Federspiel. Nach mehreren Jahren in der Schweizer Gastronomie, wo sie beispielsweise in St. Moritz und Chur internationales Publikum bedient hatte, war sie wieder ins Vinschger Oberland zurückgekehrt. „Das Kellnern auf Schöneben macht mir große Freude. Es ist für mich wie Urlaub”, betont sie. Denn Stefani liebt ihren Beruf. Sie freut sich Stammgäste wiederzusehen und neue Menschen aus aller Welt kennenzulernen.
„Auch meine drei anderen Töchter Nadja, Marion und Jasmin haben bereits für die Schöneben AG gekellnert“, sagt Toni. Er selbst wird auch in diesem Winter wiederum die großen und kleinen Skihasen am Fraitenlift, begrüßen, wie er es seit 48 Jahren getan hat.
Toni
Toni Federspiel, 70 anni, di Resia, lavora da 48 anni come ascensorista sul Fraitenlift di Schöneben in inverno. In estate si occupa della sua piccola fattoria con l'aiuto della moglie Christine e dei figli. Toni ha assistito allo sviluppo del comprensorio sciistico dagli anni '70 a oggi.
Toni e i suoi colleghi erano "ragazzi per tutto". Aiutavano ovunque ci fosse bisogno di loro, nei lavori di costruzione, nella preparazione delle piste e nel trasporto degli sciatori infortunati sull'Akia. Spesso, dopo il lavoro, gli uomini trascorrevano ore in compagnia nella baita di Schöneben.