Bemerkenswerte "Graffiti" findet man in der Burgkapelle St. Stephan bei Obermontani in Morter.
von Peter Tscholl
Fotos: Gianni Bodini
Die Kapelle St. Stephan in Morter in der Gemeinde Latsch, am Eingang ins Martelltal ist bekannt wegen ihrer einzigartigen Wandmalereien, die schwäbisch und lombardisch beeinflußt sind. Aber das alleine macht nicht das Besondere der Kapelle aus. Auffallend sind die vielen Kritzeleien in den Wandmalereien. Da sich die Kapelle außerhalb der Burgmauern befindet, war sie von Anfang an für alle zugänglich und jeder konnte sich hier ungestört verewigen.
Historische Graffiti sind Spuren der Vergangenheit, wichtige Zeitzeugen der Geschichte und erzählen uns über die Lebensumstände vergangener Zeiten. Der Begriff Graffiti leitet sich vom griechischen Wort „grafein“ ab und bedeutet soviel wie „schreiben, zeichnen, ritzen“. In der Kapelle St. Stefan in Morter sind alle Formen dieses Begriffes vorhanden.
Es gibt in Südtirol kaum einen sakralen Raum, der derart viele solcher historischer Graffitis aufweist. Dass diese heute alle noch erhalten sind, ist einer Art „Dornröschenschlaf“ der Kapelle zu verdanken. Denn mit dem Zerfall des Adelshauses in der frühen Neuzeit war eigentlich niemand mehr da, der sich um die Kapelle kümmerte. Die Geschichte der Grafen auf der Burg endete 1833 mit dem Tod von Josef Alois Anton Carl Graf Mohr. Die Kapelle wurde nie verändert, das mittelalterliche Erscheinungsbild und die Wandmalereien blieben erhalten und somit auch die ganzen Inschriften des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit.
Die historischen „Graffitikünstler“ konnten teilweise nicht schreiben und so bedienten sie sich der verschiedensten Zeichen, um sich erkennbar zu machen. Zu den vielen Inschriften und Datierungen gesellen sich Symbole wie zum Beispiel Hund, Brezel u.s.w. Die älteste Datierung geht auf das Jahr 1458 zurück. Neben den Signaturen von Burginhabern (Caspar von Montani 1551, Franziskus Fortunatus ab Heydorf 1633, Isabella Gräfin von Mohr 1718) finden sich auch Inschriften prominenter Adeliger (Franz Hendl 1570, Sigmund Hendl zu Ober- und Niederreichenberg 1577), von Richtern, Geschichtsschreibern, Geistlichen und Lehrpersonen. Sogar das Monogramm Albrecht Dürers ist eingeritzt, es könnte aber auch nur kopiert worden sein. Auch soll eine Inschrift von Mussolini vorhanden sein. Ob diese echt ist, ist ebenso zu bezweifeln.
Es gibt so viele unbekannte Kritzeleien in der Kapelle die nicht zugeordnet werden können, man könnte sich wochenlang darin aufhalten und sich damit beschäftigen.
Die Burgkapelle St. Stephan bei Obermontani in Morter ist von Ostern bis Allerheiligen, am Freitag und Samstag von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Informationen: Tourismusbüro Latsch
Cappella San Stefano a Morter I graffiti storici sono tracce del passato, importanti testimoni della storia e ci parlano delle condizioni di vita dei tempi passati. Il termine graffiti deriva dal greco "grafein" e significa "scrivere, disegnare, graffiare". Nella cappella di San Stefan a Morter sono presenti tutte le forme di questo termine.