Kolping im Vinschgau - Am 27. Oktober 1991 wurde Adolph Kolping in Rom seliggesprochen. Im Verband hat sich vor einiger Zeit eine Bewegung gebildet, die sich zum Ziel setzt, durch Gebet und Einsatz sich für die Heiligsprechung Kolpings einzusetzen. Ist dies sinnvoll, fragen einige.
Heilig sein – damit verbinden wir Namen unserer Kirchengeschichte: Maria, Franziskus, Edith Stein – um nur drei Namen zu nennen. Menschen, die ein vorbildhaftes Leben geführt haben. Nicht selten kommt dann ein Gedanke dazu: ein Heiliger muss immer besonders fromm gewesen sein, muss viel gebetet haben, so viel Gutes geleistet haben, dass er quasi schon zu Lebzeiten auf dem Sockel gestanden hat, auf den wir ihn nun in den Kirchen bewundern können.
Hier unterliegen wir allerdings einem Irrtum. Die Heiligen sind nicht zuerst wegen ihrer Leistung heilig. Sie sind es, weil in ihrem Leben Gott sichtbar geworden ist; weil sie quasi „durchsichtig“ waren für den, auf den sie ihr Leben aufgebaut haben. Heilige müssen nicht in allen Punkten tadellose, moralisch einwandfreie Menschen gewesen sein. Vielmehr sind es Menschen, die durch ihre besondere Lebensart, andere Menschen auf die Spur Gottes bringen. Im Evangelium am Fest Allerheiligen werden uns die Seligpreisungen vorgetragen: das sind Ratschläge für den Alltag – keine unmenschlichen und unerfüllbare Gedanken, sondern realistische Anforderungen, um wirklich Mensch zu sein und gleichzeitig immer mehr Kind Gottes zu werden. War dies Kolping? Ich glaube JA!
Otto von Dellemann