Schlanders erzählt... Märchenherbst

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„Ein bisschen riskieren, alles gewinnen“

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Jürgen Theiner, geb. 1973, Laas. Das Fahren auf dem heißen Stuhl bedeutet für ihn: „Freiheit, Freiheit, Freiheit. Fahren wohin ich will. Anhalten, wo ich will. Weiterfahren, wann ich will.“         Jürgen Theiner, geb. 1973, Laas. Das Fahren auf dem heißen Stuhl bedeutet für ihn: „Freiheit, Freiheit, Freiheit. Fahren wohin ich will. Anhalten, wo ich will. Weiterfahren, wann ich will.“

von Magdalena Dietl Sapelza

Jürgen Theiner ist ein Motorrad Freak und Blogger. Seine lebendigen Beiträge rund um heiße Fahrten auf das Stilfser Joch waren kürzlich in zwei renommierten Motorrad Zeitschriften abgedruckt. Unter dem Titel „Motorprosa“ hat er nun auch das Buch „Geschichten aus der Kurve“ veröffentlicht.

„Eins werden mit sich und der Maschine, der Straße. Die Welt aus den Fugen kippen sehen, wenn’s wahnwitzig um die Kurven geht. Hitze, Kälte, Angst, Schmerz, unglaubliche Dynamik, Risiko, Glück, Einzigartigkeit erleben…“ Das sind nur einige Schilderungen seiner Motorrad-Leidenschaft, die Jürgen beschreibt. Geweckt wurde diese Leidenschaft einst von einer Honda Africa Twin, die durch die Gassen seines Heimatortes Schluderns schlingerte und dabei das Vorderrad aufsteigen ließ. Genau das wollte Jürgen irgendwann auch tun. Er war damals 15 Jahre alt und besuchte die Handelsschule in Mals. Eine teure Maschine konnte er sich nicht leisten, auch wenn er sich neben der Schule etwas Geld als Küchengehilfe verdiente. Erst mit dem Lohn, den er später als Supplent an seiner Schule verdiente, kaufte er sich im Mai 1993 eine Suzuki RGV 250 Gamma für 8 Millionen Lire. Den Fehlbetrag lieh er sich von der Bank. Für ihn war ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Begeisterung seiner Eltern hielt sich allerdings in Grenzen.
Die Suzuki wurde schon bald zu seinem Markenzeichen, genauso wie seine weiße Lederkluft. „Ma hot jo guat ausschaugn gmiaßt“, schmunzelt er. Der Kredit war bald abbezahlt, denn er bediente neben der Unterrichtstätigkeit mehrere Nebenjobs, weiterhin als Küchengehilfe und als Computer-Lehrer für das Regionalentwicklungsprogramm Leader.
Dass Motorradfahren auch gefährlich sein kann, musste Jürgen im November desselben Jahres erfahren, als ihn unerwartet ein Hund zu Sturz brachte. Er blieb unverletzt, die Blechschäden ließ er reparieren. Auf seinem Motorrad fuhr er später nach Bozen, wo er bei der Südtiroler Hochschülerschaft Zivildienst leistete. 1997 erhielt er eine Anstellung bei Leader, zuerst in der Verwaltung, dann als Leiter der Weiterbildung. Seit 2004 ist er als Mediengestalter für das Unternehmen HOPPE in Müstair tätig.
Der Suzuki folgten größere, stärkere Maschinen bekannter Marken von Yamaha, Triumph, Ducati bis hin zu Harley Davidson. Heute stehen noch drei Motorräder in seiner Garage.
Irgendwann begann er über seine Motorrad-Trips in Internetforen zu schreiben. Er erzählte Anekdoten wie zum Beispiel über das Missgeschick an der Engstelle unter dem Schloss Kastelbell. Während er den drei Mädels dort auf dem Gehsteig imponierend ein Hallo zurief, knallte seine Yamaha auf das bremsende Auto vor ihm, und er fiel auf die Nase. „Deis isch norr gonz peinlich gweesn“, erinnert er sich.
Seine authentischen Geschichten fanden Anklang in Motorradkreisen. Er wurde aufgefordert, sie in Motorrad Zeitschriften zu veröffentlichen. Erste Anfragen in den Redaktionen bleiben jedoch unbeantwortet. Erst die Veröffentlichung seiner Texte auf seiner eigenen Internetseite „www.motorprosa.com“ und speziell die Bekanntschaft mit Uli Biggemann, ein Motorradfreak und Werbefotograf mit Beziehungen zu Fachzeitschriften, öffneten ihm die Türen. Jürgens Beiträge über das Stilfser Joch und den Test eines italienischen Elektro-Motorrads gemeinsam mit dem Motorradhotelier Erich Vill aus Schlanders und illustriert mit Biggemanns Bildern, wurden im Februar 2020 im Motorradmagazin MO und in der Fachzeitschrift MOTORRAD abgedruckt und einer breiten Leserschicht bekannt gemacht.
Die Corona-Zeit nutzte Jürgen nun, um sein Buch „Geschichten aus der Kurve - Erinnerungen an 25 schräge Jahre auf dem Motorrad“ fertig zu stellen, an dem er bereits seit einiger Zeit gearbeitet hatte.
„A Buach z `schreibm isch a olm a Traum gwesn“, verrät er. Das Buch hat er seinem 12-jährigen Sohn Yanay gewidmet, der bei seiner Mutter lebt und der ihn regelmäßig besucht.
Heute lebt Jürgen mit seiner Partnerin Petra in Laas. Sie teilt mit ihm seine Motorradleidenschaft. Mit ihr bereiste er unter anderem mehrmals die Provence in Südfrankreich und beschrieb die Reisen auf seinem Blog. Nun hat er vom dortigen Tourismusverband die Einladung erhalten, eine Presse-Reise mit einer Gruppe zu begleiten und darüber zu berichten. Die Reise mit seiner Harley-Davidson soll im Herbst stattfinden. „Es isch schun cool, als Vinschger inglodn zu wearn, um an Motorrad-Reisebericht über Südfrankreich zu schreibm“, meint er. Er freut sich darauf - ganz im Sinne der Zeilen in seinem Buch, das er nun druckfrisch über seine Webseite vertreibt: „Die Welt markieren. Schwarze Striche malen, die lange Zeichen sind….Spaß haben. Anrauchen. Wohin heute? Dahin morgen? Ein bisschen riskieren alles gewinnen. Ich will nichts anderes.“

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