Prad/Podiumsdiskussion - Bereits zum 4. Mal lud der Schützenbund Prad zu einer Podiumsdiskussion ins Nationalparkhaus Aquaprad. 100 Jahre nach der Teilung Tirols ging es dieses Jahr um die Frage: Wie kann es heute wieder zusammenfinden?
von Heinrich Zoderer
Dem Schützenbund gelingt es lebendige Diskussionen zu organisieren, bei denen unterschiedliche Persönlichkeiten und Parteienvertreter und Vertreterinnen ihre Positionen darlegen können und für einen wertvollen Informationsaustausch sorgen. Durch die bewährte Moderation von Eberhard Daum hatte die Podiumsdiskussion außerdem einen beachtlichen Unterhaltungswert. Der frühere Landeshauptmann von Tirol, Herwig von Staa, betonte die großen Chancen zur Zusammenarbeit durch die Europaregion Tirol. Die heutige Grenze ist nicht vergleichbar mit den Grenzen der 60er Jahre, meinte von Staa. Wenn wir unsere Situation mit den Verhältnisse in der Ukraine, in Katalonien oder bei den Kurden vergleichen, sind wir viel besser dran. Von Staa sprach sich für mehr Regionalismus und mehr Föderalismus aus. Der Vinschger SVP Abgeordnete Sepp Noggler betonte die Errungenschaften durch die Autonomie. Noch nie war die Autonomie so abgesichert wie jetzt, meinte Noggler. Daran gilt es weiterzuarbeiten. Seit 1991 gibt es Dreier-Landtage. Diese haben bisher 231 Beschlüsse gefasst, davon sind nur 15 nicht umgesetzt worden. Noggler erinnerte daran, dass es viele grenzüberschreitende Aktionen und Interreg-Projekte in den Bereichen Sport, Kultur, Wirtschaft und Verkehr gibt. Sowohl der Schützenkommandant Jürgen Wirth Anderlan, als auch die Abgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle betonten, dass die Brennergrenze eine Unrechtsgrenze ist, die es zu beseitigen gilt. Beide lobten die Fortschritte in der Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südtirol, meinten aber, dass es uns gut geht, obwohl wir bei Italien sind. Das Ziel ist die Selbstbestimmung, die Autonomie kann nur eine Übergangslösung sein, meinten beide. Alex Ploner vom Team Köllensberg erklärte, dass es wichtig ist Europäer zu sein. Nur über Europa können wir zusammenfinden. Und das geht nur, wenn die Menschen einander begegnen. Der Sport, die Musik und die Kultur können dazu beitragen. Brigitte Foppa von den Grünen sagte, dass wir dahin arbeiten sollten, Grenzen zu minimieren, anstatt zu verschieben. Heute sind die Grenzen bereits sehr durchlässig. Wir sollten nicht in erster Linie nach Unterschieden suchen, sondern nach Gemeinsamkeiten. Als Alpenbewohner verbindet uns mit den Trentinern und den Nordtirolern die Verkehrsproblematik, sowie die Umwelt- und Klimathematik. Wir sollten vermehr bei Alpenschutzkonferenzen zusammenarbeiten und mehr gemeinsam feiern, meinte die grüne Abgeordnete.