Buchbesprechung
Margot Schwienbacher:
Bäuerliche Kapellen in Südtirol.
Hrsg. v. der Südtiroler Bäuerinnen-organisation. Folio: 2023. 400 S.
Unter Landesbäuerinnen scheint sich die anerkennenswerte Tradition etabliert zu haben, eine Tirolensie herauszugeben. Sie stellt ein Thema, das sich landesweit beleuchten lässt, in den Mittelpunkt. Landesbäuerin Antonia Egger hat sich mit zahlreichen Helfer:innen den bäuerlichen Hofkapellen gewidmet und eine nahezu vollständige Erhebung durchgeführt. Die Hintergrundrecherchen stammen von Margot Schwienbacher, ihre Texte über Volkskultur und allerlei Wissenswertes rund um Religion, Kunst, Bautechnik und Formsprache ergänzen die vielen Fotografien von Armin Huber und Josef Gutmann, sodass sich ein breit aufgefächertes Bild ergibt. Einige Kategorien von Kapellen erleichtern die Übersicht: Ansitzkapellen, Badlkapellen bei Bädern, Klosterhofkapellen, Wegkapellen, Alm- und Bergkapellen und Hauskapellen kommen vor. Eine weitere Zuordnung ergibt sich über die Heiligen, denen die Kapellen geweiht sind. Es gibt viele Marien- und Josefikapellen im Land, bäuerliche Heilige für Schutz und Fürsprache, aber auch kriegerische Episoden oder besondere familiäre oder landschaftliche Bedingungen sind Anstoß für die Errichtung einer Hofkapelle gewesen. Schwienbacher gibt legendenhafte Entstehungsgeschichten wieder, etwa bei der Lechtlkapelle in Muntetschinig (Tartsch). Dass die Tradition nicht abbricht, belegt das Kapellenbuch anhand von Bauwerken, die in jüngster Vergangenheit entstanden sind. Da leuchten zwei Vinschger Beispiele, die auch architektonisch interessant sind: Die 2018 erbaute Kapelle zum guten Hirten am Gemassenhof oberhalb von Tartsch. Und die weitum sichtbare, 2022 dem Hl. Bernhard von Menthon und der Hl. Anna geweihte Hofkapelle der Familie Ruepp am Gialhof oberhalb von Schluderns.
Im Kapellenbuch lässt sich mit Genuss blättern. Es ist zwar aufgrund der großzügigen Bebilderung ein dicker Wälzer geworden, doch das spricht auch für Sorgfalt im Büchermachen und für Lesefreundlichkeit. So kann es lange am Stubentisch liegen bleiben und wird immer wieder dazu einladen, in ein Kapitel einzutauchen. Am Schluss listet ein Verzeichnis die Kapellen auf, nach Landesteilen sortiert, mit Eckdaten und Bildern. 54 zählt der Vinschgau. Allen soll, so steht es im Buch geschrieben, mit Respekt begegnet werden. Da sie im Privatbesitz stehen, ist bei den Besitzer:innen anzufragen, ob eine Besichtigung möglich ist.
Maria Raffeiner