Schluderns/Vinschger Museum/Vuseum - Korrnr“ war früher einfach nur ein Schimpfwort und ist es in Nordtirol zum Teil heute noch. Vor über 40 Jahren hat der bekannte Vinschger Maler und Poet Luis Stefan Stecher, der heute in Marling lebt, die „Korrnrliadr“ geschrieben. Mit diesen Gedichten in Vinschger Mundart hat er an eine verdrängte Geschichte und eine vergessene Bevölkerungsgruppe erinnert und dieser ein literarisches Denkmal gesetzt. Armut und Not hat viele Vinschger, aber auch Oberinntaler gezwungen, mit ihrem Karren herumzuziehen, Handel zu treiben und Gelegenheitsarbeiten zu verrichten. Nach dem großen Erfolg der erstmals 1978 veröffentlichten Gedichte, gab es mehrere Neuauflagen mit weiteren Gedichten und einer Audio-CD. Im Vinschger Museum hat der heute 84-jährige L. St. Stecher mit kräftiger Stimme vor zahlreichem Publikum nochmals seine Korrnrliadr vorgelesen und über die Entstehungsgeschichte dieser Gedichte erzählt. Ganz still wurde es als Stecher mit dem ersten Gedicht „Die Korrnr kemman, Hollawint“ seine Lesung begann. Die Korrnr wurden mit großem Misstrauen betrachtet, galten vielfach als Lügner und Diebe. Man ließ die Hunde auf sie los und versperrte ihnen den Zugang zu Haus und Hof. Als Besenbinder und Pfannenflicker mussten sie sich durchschlagen und zogen mit Kind und Kegel, mit Karren und Hund durch die Lande, immer auf der Suche nach einem Rast- und Schlafplatz. Stecher erzählte von der Freiheit und der Lebensphilosophie der Korrnr. „Unti Wält ischa Haistokk, wer rupft, deer hot mäa“ Es sind Gedichte über das Korrnrleben, die Liebe, dem Glurnser Loch und vom Begräbnis der Korrnr. Er erzählte vom Lootscher Lottr, der Flouraschworz und von Sisinius von Feedrschpiil, der vor dem Glurnser Richter stand. Sein Gedicht „Mai Maadele, mai Tschuurale“ ist bereits zu einem Volkslied und zur heimlichen Hymne des Vinschgau geworden. Und sein Gedicht „Mir Korrnr sein joo a lai Lait, it lezzr untit besser“ enthält eine tiefe Weisheit und gilt gleichzeitig als Aufforderung, in allen Fremden einfach Menschen zu sehen und sie als Menschen zu behandeln. (hzg)