1. Amateurliga - Die Schludernser Fußballer sicherten sich den Vizemeistertitel und könnten in der kommenden Saison in der Landesliga auflaufen. Um das Aufstiegsrecht zu erhalten, muss das Team ein Entscheidungsspiel bestreiten. (sam)
2. Amateurliga - In der 2. Amateurliga sind am letzten Spieltag gleich zwei wichtige Entscheidungen gefallen. Zum einen, ob sich Schlanders oder Mals den zweiten Platz sichert und sich das Aufstiegsrecht über ein Entscheidungsspiel sichern kann und zum anderen, ob Goldrain den Klassenerhalt schafft. Die Ergebnisse standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Urban, 25. Mai 2023
Dr. Herbert Raffeiner hat für das und mit dem Südtiroler Kulturinstitut an den zwei Tagen 19. und 20. Mai in Laas eine internationale Tagung zum Thema „Der Laaser Marmor“ organisiert. In insgesamt zwölf Vorträgen haben Referenten aus Österreich und Südtirol den Marmor, seinen Abbau und Transport und seine Bearbeitung aus der Sicht der Naturwissenschaft, der Geschichte, Kunstgeschichte, Wirtschaft und Literatur beleuchtet. Ich durfte im Rahmen der Tagung auch referieren und den Marmor aus der Jennwand in seiner Geologie und seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften vorstellen. Ich habe mein Referat auch in memoriam Alfons Benedikter, Otto Saurer und Franz Waldner gehalten. Alle drei Vinschgauer Persönlichkeiten haben große Verdienste um den Marmor und seine Veredelung zur Kunst in Stein.
Die Tagung hat an der Fachschule für Steinbearbeitung „Johannes Steinhäuser“ in Laas stattgefunden. Es ist geplant, die Referate als Tagungsband in der Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes zu veröffentlichen.
In meinem heutigen Zeitungsbeitrag darf ich eine Zusammenfassung meines Vortrages anbieten.
Wie entstehen Gebirge?
Seit der Bildung der Erde sind 4,6 Milliarden Jahre vergangen. Im Raum zwischen Brenner und Gardasee sind von dieser langen Zeitspanne lediglich etwa 10% dokumentiert. Mit Fossilien belegt sind gar nur die letzten 230 Millionen Jahre. Das sind knappe 5% der Erdgeschichte.
Heute wird die Gebirgsbildung generell im Zusammenhang mit der Plattentektonik gesehen: Alle großen Gebirge zeichnen nämlich die Spuren von vergangenen oder gegenwärtigen konvergenten Plattengrenzen nach. Die Geologen unterscheiden drei verschiedene Gebirgstypen:
• Den Anden- oder Kordilleren-Typ: Dieser Gebirgstyp tritt an der Grenze eines ozeanischen Plattenrandes gegen einen kontinentalen auf und zeichnet sich durch viel Vulkanismus aus. Falten- und Deckenüberschiebungen haben weniger Bedeutung.
• Der Inselbogen-Typ markiert die Grenze zwischen zwei ozeanischen Platten.
• Der Alpen- oder Himalaya-Typ von Gebirgen entsteht dort, wo zwei kontinentale Platten miteinander kollidieren. Solche Gebirgstypen finden sich daher nur im Inneren von Kontinenten. Faltung und Überschiebung sind sehr ausgeprägt. (B. Lammerer: Wege durch Jahrmillionen, Tappeiner-Verlag 1990).
Die Alpen sind Gebirge nach dem dritten Typus, also aus der Kollision von zwei Kontinentalplatten entstanden.
Wie sind die Alpen entstanden?
Die Alpen sind nicht nur ein relativ kleines, sondern auch ein relativ junges Gebirge. In ihrer Längsstreckung erreichen sie zwischen Wien und Nizza 1.200 Kilometer, in der Breite zwischen 150- und 250 km. Entstehung und Alter der Alpen können in verschiedene Phasen eingeteilt werden. Ich gliedere die Alpenbildung vereinfachend in vier Phasen:
Der harte Kern der Alpen ist uralt: Reste der variszischen Gebirge, im Devon und Karbon vor 400 – 300 Millionen Jahren entstanden, sind nämlich in die Alpen einbezogen. Diese „Uralpen“ stellen heute die härtesten Gesteine der Alpen dar und bauen, etwa im Mont Blanc-Massiv, die höchsten Gipfel auf, weil sie der Erosion besser widerstehen.
Eine zweite Phase der Geschichte der Alpen läuft im Erdmittelalter vor 250 – 100 Millionen Jahren ab. Diese Phase betrifft die Sedimente, die damals am Grunde des Tethys-Meeres im Bereich des heutigen Mittelmeeres und des Alpenbogens abgelagert wurden. Diese Sedimente bilden die Hauptmasse der Gesteine der Alpen.
Die Gesteinsvielfalt der Alpen ist heute so groß, weil die Sedimentation in Meeresbecken mit unterschiedlicher Tiefe sowie über unterschiedlich lange Zeiträume erfolgt ist. Die Geologen unterschieden nach ihrer Lage vier große Sedimentationsbecken, nämlich das Helvetikum, das Penninikum, das Ostalpin und das Südalpin.
Die Phase 3 umfasst die sogenannten „alpidische“ Faltung vor 100 – 30 Millionen Jahren: Die Sedimente verfestigten sich zu Gesteinen und in Decken übereinander und zum Teil auch in Schichten, die untereinander geschoben werden. Die alpidische Faltung hat ihren Ursprung in der Trift der afrikanischen Kontinentalplatte nach Norden und deren Kollision mit der europäischen Platte. Der gewaltige Druck aus südlicher Richtung war mit großräumigen Stauchungen, Auffaltungen, Ver- und Überschiebungen der Sedimentstapel verbunden, die letztlich zur Reliefbildung und Hebung der „Uralpen“ sowie zur charakteristischen West-Ost-Kette und zur Bogenform der Westalpen führten.
Die alpidische Hebung erfolgte dabei nicht kontinuierlich, sondern in Phasen und sie dauert bis heute an. Die Alpen wachsen weiter, derzeit etwa 1 mm/Jahr, werden aber durch simultane Abtragungsprozesse im Zaum gehalten, die von Wind, Wasser, Frost und Eis gesteuert werden. Auf- und abbauende Kräfte halten sich die Wage, sonst wären die Alpen inzwischen über 8.000 Meter hoch.
Und schließlich Phase 4: Den bislang letzten, für die Landschaftsformen entscheidenden Schliff erhielten die Alpen in den letzten 2 Millionen Jahren durch die Eiszeiten und die Gletscher. Die Gletscher haben die Täler ausgehobelt, Hohlformen für die Seen- und Moorbildung hinterlassen, mit ihrem Moränenmaterial die Bildung fruchtbarer Böden angekurbelt und an den Talhängen Terrassen geschaffen, die zuerst Pflanzen und Tiere besiedelt und dann wir Menschen in weiterer Folge in den Gunstlagen erschlossen und zu Zentren der Kulturlandbiodiversität gemacht haben. (A. Landmann „Die Natur der Alpen“, Kosmos Verlag 2021)
Wie ist der Marmor in die Jennwand gekommen?
Der weiße Marmor in der Jennwand ist also ein Kind des Meeres. Im geologischen Fachausdruck: Marmor ist ein Metamorphit aus marinen Sedimenten.
Ausgangsmaterial sind die oben genannten Kalkschichten als Ablagerungen am Boden eines subtropischen Flachwassermeeres. Im Laufe von Jahrtausenden häuften sich am Meeresgrund die kalkigen Gerüstsubstanzen von abgestorbenen Korallen, Algen Foraminiferen und anderen Salzwasserbewohnern mit Gehäusebildung zu Schichten von Hunderten Metern Schichtmächtigkeit auf.
Die Sedimente des Meeresbodens wurden bei der Gebirgsbildung an andere Orte verfrachtet und in alpine Klüfte gehoben. In unsere Berge kam der Meereskalk aus der Gegend des Äquators durch waagrechte Verschiebung über hunderte bis tausende Kilometer und durch senkrechte Hebung, welche Hunderte bis Tausende Meter ausmacht.
Bei dieser Verfrachtung war das Kalksubstrat verschiedenen Temperatur- und Druckbedingungen ausgesetzt. Die Kalksedimente erfahren dabei eine Umwandlung oder Metamorphose. Während dieser Metamorphose verändern sich sowohl der Chemismus als auch die Struktur des Gesteines. Wasser führt dazu auch zur Auswaschung und zur Ersetzung verschiedener Stoffbestandteile. Auch das Kristallgitter wird umgebaut und der Marmor aus der Jennwand erhält seine mikrokristalline Struktur.
Diese mikrokristalline Feinstruktur und die blockige Ausformung machen den Marmor aus der Jennwand zum begehrten und wertvollen Skulpturenstein. Sie machen ihn frostresistent und widerstandsfähig gegen Luftabgase von innerstädtischen Klimata. Wasser kann nicht in den kompakten Stein eindringen und die Sprengwirkung des sich im Volumen ausdehnenden Eises unterbleibt.
Der Marmor im Jennwand-Massiv hat mindestens zwei Metamorphosen erfahren. Und aus einem Sedimentgestein ist ein Umwandlungs- oder metamorphes Gestein geworden. Die zwei Metamorphosen sind:
• die variszische Metamorphose vor 350 – 320 Mio. Jahren (im Zeitalter des Karbons im Erdmittelalter). Bei Temperaturen von 550 – 660 °C und 5.000 – 7.000 bar Druck hat das Gestein zwei Faltungen erfahren;
• die alpidische Metamorphose vor 90 – 70 Mio. Jahren in der Kreidezeit. Bei einer Temperatur von ca. 500 °C und einem Druck von 6.000 – 8.000 bar sind drei Faltungen erfolgt.
Steckbrief Marmor:
Chemismus: zu 85-98% aus Kalzit (Calciumcarbonat), weiters aus Muskovit (0-5%), Tremolit (0-5%) und opaken Mineralien.
Härte: 3,5 auf der zehnteiligen Härteskala nach F. Mohs (z. Vgl. Graphit H=1, Quarz H=7, Diamant H=10).
Spezifische Gewicht: 2,8. Ein Kubikmeter Marmor wiegt 2,8 Tonnen.
Druckfestigkeit am frischen Bruch: Ca. 1.1180 bar.
Geschätzte Vorkommen in der Jennwand (nach L. Brigo und A. Gregnanin, Universität Padua 1980):18.500.000 m³.
Abgebaute Menge (in den 100 Jahren von 1883-1986, aus Archiv Oskar Federspiel): 210.000 m³, davon als Blöcke 83.000 m³ (gleich 39,5%)
Vollholzhäuser ohne Leim und Metall
Gesunde Wohnräume schaffen, intakte Lebensräume erhalten, nachhaltig, einstofflich, leim- und metallfrei – das ist das Bestreben der holzius GmbH. „Eine ressourcenschonende Bauweise zu finden, die den Fortbestand intakter Natur gewährt und sie mit dem Menschen zusammenbringt“, so beschreibt holzius-Gründer und Geschäftsführer Herbert Niederfriniger die Idee seines Herzensprojekts. Material zu verwenden, das zur Gänze in den Stoffkreislauf rückführbar ist bedeutet keinen Müll der Zukunft zu erzeugen.
„Ich wollte Verantwortung übernehmen – es ist wichtig, wie künftige Generationen unsere Welt vorfinden.“ Als er selbst auf der Suche nach einem leimfreien Holzbausystem für sich und seine Familie war, bemerkte Niederfriniger diese Lücke im Angebot der Baubranche. Über Nacht kam ihm die Idee einer Holz-in-Holz-Verbindung, die er 2005 als Patent anmeldete. Mit dem Markennamen „holzius“ gelang 2016 der entscheidende Durchbruch des Unternehmens.
Vollholz für jede Projektgröße
Mit seinem patentierten Verfahren spezialisiert sich holzius auf Vollholzelemente in ökologischer Ausführung, die bei Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie öffentlichen und gewerblichen Bauten zum Einsatz kommen. Die Ausbaustufen reichen von der Lieferung der Bauelemente bis zur geschlossenen Gebäudehülle. Südtirol, Österreich und Süddeutschland zählen zu den Kernmärkten des Unternehmens. In Mitteleuropa und Italien zählt holzius zu den Marktführern der leimfreien Vollholzbauhersteller und realisierte bereits rund 650 Projekte, darunter Einfamilienhäuser, Aufstockungen, Mehrfamilienhäuser, Urlaubsunterkünfte, Kindergärten und Schulen.
Bauen im natürlichen Kreislauf
Die patentierte Bauweise, die der Kreislaufwirtschaft folgt, vermeidet zusätzlich den Einsatz (umwelt)schädlicher Produkte – wodurch die holzius Vollholzelemente die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung erhielten. Das von holzius verarbeitete Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern aus dem Alpenraum. In der Produktion der Elemente (deren Energiebedarf fast vollständig über grünen Strom gedeckt wird) kommen keine Fremdstoffe, wie Leim oder Metall zum Einsatz. Dank der patentierten holzius- Bauweise mit einfachen
Holz-in-Holz-Verbindungen, können Wand- und Decken/Dachelemente auch nach der Nutzung des Objektes wiederverwendet werden. Das heißt, dass aus den holzius-Vollholzelementen ein neues Gebäude erbaut werden kann, oder dass das Holz bedenkenlos der Natur im rohen Zustand zurückgegeben wird (es verrottet oder wird zum Brennstoff). Dank der natürlichen Produktionsart, hat Cradle to Cradle die holzius Produkte sogar mit Platin ausgezeichnet – besser geht’s nicht.
Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz
Zudem wird die Menge an CO2, die der Baum beim Wachstum aufgenommen hat, im Holz dauerhaft gespeichert. Wird Holz langfristig genutzt, bleibt das in ihm gebundene CO2 also konserviert – deswegen ist die Holznutzung ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.
Nachhaltiges Wirtschaften zählt für holzius-Geschäftsführer Herbert Niederfriniger zur obersten Prämisse. Aufgewachsen umgeben von Wald und Wiese, auf einem Bauernhof am Vinschger Sonnenberg, startete seine berufliche Laufbahn mit dem Grundstoff seines heutigen Unternehmens: Holz. Nach einer Tischlerlehre und der Holztechnikerschule in Brixen, prägte der Alltag als Förster seine Leidenschaft für Ökologie. Die Arbeit in und mit der Natur ließ in ihm die geniale Idee reifen, die 2005 zur Gründung des Unternehmens holzius führte.
Nachhaltigkeit am Beispiel einer Genossenschaft
Die Bemühungen der Obstgenossenschaft Juval in Richtung Nachhaltigkeit sollen stellvertretend für die Obstgenossenschaften im Vinschgau dargestellt werden.
von Erwin Bernhart
In der Obstgenossenschaft Juval in Kastelbell werden die Bioäpfel aus dem gesamten Anbaugebiet im Vinschgau sortiert, verpackt und für den Abtransport kommissioniert. Wie fünf weitere Obtsgenossenschaften verfügt die Juval mit dem Hochregallager, mit der Sortieranlage und mit den Verpackungslinien über modernste technische Einrichtungen. Die sind notwendig, um am Markt rasch, flexibel und gezielt agieren zu können.
Ziel der Obstgenossenschaften, Ziel des übergeordneten Verkaufzusammenschlusses in der VIP ist es, den Bauern höchstmögliche Auszahlungspreise ermöglichen zu können. Das ist verständlich und das war auch der Grundgedanke bei den Genossenschaftsgründungen. In Kastelbell etwa reicht die Gründung einer Genossenschaft in den schwierigen 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurück.
Wie aber ist der Gedanke des ökonomischen Profits mit den Gedanken und Zielen eines nachhaltigen Wirtschaftens vereinbar? Was wird innerhalb einer Genossenschaft überlegt und getan, um das Prozedere enkeltauglich zu gestalten.
Der Obmann der Juval Luis Alber und der Betriebsdirektor Stephan Gorfer geben Einblick in das ständige Bemühen in der Genossenschaft Juval rund um ein nachhaltiges Wirtschaften. Als Leitfaden dienen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die die UN als Agenda 2030 für eine globale Entwicklung definiert hat.
Boden - gesunde Produkte
„Die 229 Mitgliedsbetriebe der Juval arbeiten in und mit der Natur“, sagen Alber und Gorfer. Mit der Integrierten Produktion (IP) und mit der Bioproduktion nach den Verbandsrichtlininen von Bioland oder Demeter geht die Produktionsweise weit über die staatlichen Richtlinien hinaus. Die AGRIOS-Richtlinien für die Integrierte Produktion sehen vor, dass man sich selbst höchstens 50% der staatlich vorgeschriebenen Rückstände erlaube. Diese Richtlinien werden im ganzen Vinschgau und im gesamten Anbaugebiet Südtirols angewandt. Gewährleistet wird in Form der Rückverfolgbarkeit, dass ein Konsument - wenn er das möchte - „seinen“ Apfel bis in die Wiese des jeweilige Bauern ausfindig machen kann.
Ein knappes Drittel der 816 Hektar, die das Einzugsgebiet der Juval bilden, wird in biologischer Anbauweise bewirtschaftet. Im gesamten Vinschgau sind es gut 20 % der Anbaufläche, die für Bio genutzt wird.
Im Vinschgau und somit auch in der Juval hat die gute Beziehung zwischen Obstbauern und Imkern eine jahrzehntelange Tradition. Die Apfelblüte bietet eine wichtige Nahrungsquelle für die Bienen, welche wiederum für die Bestäubung eine zentrale Rolle spielen. Auf VIP-Ebene werden zudem verschiedene Projekte gemeinsam mit den Imkern in der Imkergruppe ausgearbeitet. Von Bienenweiden über einen jährlichen Beitrag zur Bienenköniginnenzucht, werden in der Imkergruppe Ideen und Projekte gesammelt und ausgearbeitet.
Die Mitgliedsbetriebe werden laufend für die Themenbereiche naturnahe Produktion und für Artenvielfalt sensibilisiert.
Diese Bemühungen und viele andere mehr werden der Juval, wie den anderen Genossenschaften auch, durch zertifizierte Qualitätslabel bescheinigt. Ohne Zertifizierung geht gar nichts: Auch sämtliche Bereiche und Prozesse innerhalb der Genossenschaft von Lebensmittel- und Arbeitssicherheit über Lagertechnik, Wartungen sowie Instandhaltungen sind regelmäßigen Kontrollen unterworfen. Eine Vielzahl von Jahres- und Kundenaudits bestätigen die Einhaltungen der gesetzlichen Vorgaben, aber auch Kundenspezifischer Richtlinien und stärken das Vertrauen der Großkunden und Konsumenten. Die kostbare Ware verlässt die Genossenschaft in funktionaler, ansprechender und vor allem nachhaltiger Verpackung. Darauf wird in der Juval besonderer Wert gelegt.
Wasser
Wasser ist für die Obstwirtschaft überlebenswichtig. Auf den Feldern ebenso wie als apfelschonendes Transportmittel bei der Sortierung und Verarbeitung innerhalb der Genossenschaft. „In unserem Einzugsgebiet sind rund 90 % der Anbaufläche bereits auf Tropfberegnung umgestellt“, sagt Luis Alber. Diese Umstellung ergibt neben dem Wassersparen und einer garantierteren gleichmäßigeren Verteilung des Wassers auf die Anbauflächen insgesamt auch eine Einsparung bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Einem zusätzlichen Abwaschen der Pflanzenschutzmittel durch Oberkronenberegnung wird vorgebeugt. So kann umweltschonender und wirtschaftlicher gearbeitet werden. Eine nicht oft anzutreffende Symbiose der Nachhaltigkeit.
In der Sortierung wird auf sparsamen Umgang mit dem Wasser Wert gelegt. Um das kostbare Gut Wasser möglichst lange im Kreislauf halten zu können, wird in ein Filtersystem investiert. Zudem wird in intensiver Zusammenarbeit im Netzwerk mit Laimburg, Südtiroler Beratungsring, Uni Bozen, Eurac und anderen Institutionen an neuen Technologien geforscht und Innovation vorangetrieben.
Soziale Verantwortung
Die unternehmerische Verantwortung wird auch in einer transparenten Unternehmensführung umgesetzt. Was sperrig klingt fordert eine mehrfache Kommunikation. Die Genossenschaftsmitglieder werden über das Gebaren im Betrieb informiert. Enge Absprachen und Planungen gibt es laufend mit dem Team in der VIP. Für den Ablauf und für die Organisation in der Verpackung und für den Versand ist das von elementarer Notwendigkeit. Die sicheren Arbeitsstellen, viele davon sind halbtags und für viele Frauen aus der Umgebung ein willkommener Zuerwerb, können durchaus große Flexibilitäten fordern. „Wir versuchen zwar, möglichst lineare Arbeitsstunden zu organisieren“, sagt Stephan Gorfer, aber das gelinge nicht immer. Es gebe natürlich immer wieder aufgrund der Markterfordernisse Spitzen, die rasch abgearbeitet werden müssen. Das führe durchaus auch zu Diskussionen mit dem Personal. Eine transparente Kommunikation trage dazu bei, dass diese Anforderungen gemeinsam gemeistert werden. Mit Aus- und Weiterbildungen werden die Angestellten in der Arbeitssicherheit, in Fragen der Gesundheit und vielem mehr geschult und betreut. Auch werden verschieden Arbeitszeitmodelle erprobt, um den individuellen Situationen entgegenkommen zu können. Dass in der Landwirtschaft die Kollektivverträge regelmäßig erneuert werden, ist auch Garant für sichere und planbare Arbeitsstellen. In der Juval wie auch in den anderen Genossenschaften wird eine klimaneutrale Mobilität gefördert. Mit einem VIP-Projekt im Rahmen von „Südtirol radelt“ wird die Radmobilität der Mitarbeiter gefördert und auch mit kleinen Sachpreisen belohnt.
Energie
Energie, vor allem in Form von Strom, nimmt in den Genossenschaften eine zentrale Stelle ein. Die Äpfel müssen für die Lagerung gekühlt werden. Besonders im Herbst, während der Ernte und Anlieferung, ist der Energiebedarf entsprechend höher. Bei einer Anlieferung morgens, hilft der Temperatursprung Tag/Nacht die geernteten Äpfel bereits etwas vorzukühlen und so zusätzlichen Energieverbrauch zu reduzieren.
Die Juval verfügt in Kastebell und am Lager in Tschars über zwei potente Photovoltaikanlagen, die in der letzten Ausbaustufe zusammen eine Leistung von 4 Megawatt erbringen. Rund 85 % des am Standort Kastelbell erzeugten Stroms wird vor Ort verbraucht. Möglich macht dies ein intelligentes Steuerssystem. Regelmäßig wird der Energieverbrauch überwacht und an der Energieeffizienz laufend gearbeitet.
Zugute kommt den Genossenschaften, dass die Obstwirtschaft Südtirolweit den Strom gemeinsam einkauft.
Es ist in der Obstgenossenschaft Juval die Summe der kleinen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit, die im Großen wirksam werden. Die Richtung wird als Prozess begriffen, auch um für technische und soziale Neuerungen offen zu bleiben.
Nachhaltigkeit am Beispiel der VIP
VIP, der Verband der Vinschger Produzenten, erhebt bereits seit einigen Jahren die Auswirkungen der Apfelproduktion auf das Klima. Wie fällt der CO2-Fußabdruck des Vinschger Apfels aus?
Was haben Lebensmittel und Ernährung mit dem Klimaschutz zu tun? Sehr viel. Denn durch die Produktion, Lagerung, Verpackung und den Transport von Nahrungsmittel entstehen Treibhausgase, die sich auf das Klima auswirken.
Die Auswirkungen auf die Umwelt messen
VIP erhebt bereits seit mehreren Jahren gemeinsam mit Assomela, dem Verband der italienischen Apfelproduzenten, die Umwelteinflüsse aller Tätigkeit rund um den Vinschger Apfel: vom Anbau in den Obstwiesen bis hin zum Verzehr des Apfels und der Entsorgung der Verpackung. Die Ergebnisse dieser Analysen sind in der Umwelt-Produktdeklaration (EPD) dokumentiert, die den CO2-Fußabdruck (Product Carbon Footprint) des Vinschger Apfels abbildet. Dieser Fußabdruck gibt an, wie viele Kohlenstoffdioxid-Emissionen direkt oder indirekt über den gesamten Lebenszyklus des Apfels entstehen.
Die Datenerhebung für die Erstellung der EPD wurde bei VIP über die Jahre hinweg kontinuierlich optimiert. Anhand der Resultate kann VIP erkennen, wo Umwelteinflüsse weiterhin reduziert und Strategien zur Einsparung von Ressourcen entwickelt werden können. Beispielsweise hat der vermehrte Ausbau der Photovoltaikanlagen in den Genossenschaften eine positive Auswirkung auf die Klimabilanz des Apfels, da während der Einlagerung und Verarbeitung dieser grüne Strom verwendet wird. Die EPD schafft aber auch Transparenz für die Kunden und zeigt auf, ob und wie klimafreundlich der Vinschger Apfel ist.
Klimabilanz für den Vinschger Apfel
Für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks des Vinschger Apfels werden zahlreiche Daten herangezogen. Beim Anbau spielen zum Beispiel der Verbrauch von Wasser, Dieselkraftstoff, Pflanzenschutzmitteln und Dünger eine Rolle. Bei der Lagerung und Verarbeitung in den Vinschger Genossenschaften werden hauptsächlich der Verbrauch von Strom und Wasser sowie die Abfallproduktion berücksichtig. Natürlich spielt auch die Art der Verpackung und dessen Entsorgung eine Rolle: Lose verkaufte Äpfel produzieren klarerweise weniger Emissionen als verpackte Äpfel. Einen weiteren Einfluss hat zudem die Länge des Transportwegs hin zum Kunden und ob der Transport per LKW, Schiff oder Flugzeug durchgeführt wird.
Der Vinschger Apfel hat einen niedrigen CO2-Fußabdruck
Die Klimabilanz von Lebensmitteln fällt sehr unterschiedlich aus. Es gibt dabei so manche Überraschung: Wussten Sie zum Beispiel, dass der Vinschger Apfel im Vergleich zu vielen anderen Lebensmittel einen kleineren CO2-Fußabdruck hat? Ein loser Apfel weist 125 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm auf. Zum Verständnis: Das CO2-Äquivalent ist die Maßeinheit, um die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Methan zu vereinheitlichen. Der Wert gibt an, wie viel ein Produkt zum Treibhauseffekt beiträgt. Butter, Rindfleisch und einige Tropenfrüchte kommen hingegen auf mehrere Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm.
Mit einem Vinschger Apfel greifen Sie auf alle Fälle zu einem klimafreundlichen Lebensmittel.
Nachhaltigkeit am Beispiel eines Fernheizwerkes
An der Geschichte und an der Entwicklung der LEEG lässt sich ablesen, dass das Bemühen um Nachhaltigkeit in allen Facetten ein andauernd zu pflegender Prozess ist. Stehenbleiben ist keine Option.
von Erwin Bernhart
Sicherheit, Vertrauen, Stabilität - die LEEG mit der Fernwärmezentrale am Laaser Sonnenberg ist in der Wärmeversorgung von Laas und von Eyrs nicht mehr wegzudenken. „Was wäre, wenn wir kein Fernheizwerk hätten?“, formuliert es der Heizwart der ersten Stunde Hugo Trenkwalder andersrum. Die Antworten müssten sich die Laaser und die Eyrser selber geben. 623 Mitglieder zählt die Energiegenossenschaft aktuell. Tatsache ist, dass die Wärmelieferung gerade in den vergangenen Monaten, als die Preise für Gas und Heizöl in extreme Höhen geschnellt sind, für die Genossenschaftsmitglieder überschaubar und stabil geblieben sind. Das ist die ökonomische Seite bei den Wärmeabnehmern.
Biomasse
Die ökologische Seite ist nicht hoch genug einzuschätzen. Das Heizen mit Biomasse ist längst in die aktuelle Diskussion um Nachhaltigkeit und Klimawandel hineingewachsen. Laas als mikroklimatischer Sonderfall ist von der ehemaligen Smogdecke im Winter befreit.
Die LEEG feiert heuer ihr 20-jähriges Bestehen. Aus der ursprünglichen Idee, die Gemeindegebäude mit Biomasse heizen zu wollen, hat sich in den Diskussionen rasch die Erkenntnis herausgbildet, dass ein Fernheizwerk für Laas und in der Folge auch für Eyrs eine bessere, gerechtere und eine für alle günstigere Lösung sein könne. Andreas Tappeiner, damals für die Energie zuständiger Referent erinnert sich: „Der Aspekt des Preises für die Wärmelieferung spielte eine große Rolle. 10 % unter dem Heizölpreis wollten wir produzieren.“ Eine erste Bürgerversammlung im Josefshaus in Laas zeugte von großem Interesse, eine zweite in Eyrs gleichfalls und am 27. März 2002 wurde die Genossenschaft gegründet. 381 Interessensbekundungen für einen Wärmeanschluss lagen vor. Nach einem Jahr intensivster Sondierungen und Besichtigungen, Planungen und Diskussionen begann im März 2003 der Bau des Heizwerkes und im Laufe des Jahrs die Verlegung der Leitungen. Mit der Erstanfeuerung am 12. Februar 2004 begann in Laas und in Eyrs die erste Biomasse-Wärme zu fließen.
Dass laufend Holz auch aus den gemeindeinternen Fraktionswäldern zu fairen Preisen angekauft wird, macht sich gerade aktuell sehr bemerkbar. Denn einiges an Schadholz aufgrund des Borkenkäferbefalls wird von der LEEG angekauft. „Wiederum zu fairen Preisen“, betont Andreas Tappeiner.
Pufferspeicher
Intensiv wurde das Netz mit bis zu 20 Neuanschlüssen pro Jahr ausgebaut. 2007 wurde in der LEEG der erste Südtiroler Stammtisch der Heizwärter abgehalten und mit ihm die Suche nach Ausbauplänen. Denn die Mitgliederzahlen stiegen und stiegen an, so dass es 2009 die zwei Heizkessel zu Spitzenzeiten nicht mehr derpackten. Einen dritten Kessel? Einen Pufferspeicher? Die Suche nach möglichen Lösungen fand frühzeitig statt. 2009 wurde eine 180 kW Photovoltaikanlage installiert, um einen Teil des internen Strombedarfs selbst decken zu können. Um die Spitzen am Morgen abdecken zu können, hat sich dann der Verwaltungsrat für einen Pufferspeicher entschieden und 2011 installiert. „Etwas vom Besten, was wir in der Anlage gemacht haben“, sagt Hugo Tenkwalder.
Holzvergaser
Stehenbleiben war in der LEEG nie eine Option. Die 28 Cent pro Kilowattstunde staatliche Förderung für Strom aus Biomasse regte auch in der LEEG die Phantasie an. Eine ORC-Anlage, also eine Anlage, in der Öl aufgeheizt, von diesem Wasser verdampft und auf eine Turbine geschickt wird, kam nicht in Frage. Denn die Berechnungen haben ergeben, dass zwar einiges an Strom erzeugt aber viel Wärme im Sommer vernichtet werden musste. Auf Anraten von Siegfried Stocker, der bereits bei der Gründung begeisternd mitgewirkt hatte, solle man sich um eine Holzvergaseranlage umschauen. 15 Anlagen habe man besucht, Ausschau gehalten, gerechnet und im Dezember 2012 ist die erste Holzvergaseranlage in Betrieb gegangen. „Dann hat’s getratzt“, sagen Tappeiner und Trenkwalder. An die zwei Brände in der Anlage möchte man nicht erinnert werden. Die Anlage funktionierte nicht wirklich, man wurde regelrecht vom Pech verfolgt. Die Rückschläge rüttelten allerdings nicht an den Glauben an eine Holzvergaseranlage und an der Zuversicht. Mit einem gehörigen Maß an Mut für einen Schnitt und damit für harte Entscheidungen finanzieller Natur hat man 2018 ein besseres und heute funktionierendes System gefunden. Diese Investitionen haben insgesamt mit 7 Millionen Euro zu Buche geschlagen. „In zehn Jahren sollen die Invesitionen abbezahlt sein“, gibt Tappeiner die ambitionierte Marschrichtung vor.
Die neue Holzvergaseranlage produziert 6,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr, genug um damit 2.000 Haushalte mit Strom versorgen zu können. Für die Wirtschaftlichkeit ist das Holzvergasermodul von unschätzbarem Wert: Der Holzvergaser kann das ganze Jahr über laufen und Strom und Wärme produzieren. Im Sommer wird damit so viel Wärme produziert, wie benötigt wird.
Energiegemeinschaften
Die Förderungen von 28 Cent/kWh läuft noch bis 2028. Schon heute laufen die Überlegungen in der LEEG, was danach passieren könnte. „Wenn der produzierte Strom durch Energiegemeinschaften vor Ort verbraucht werden könnte, dann wäre das im Sinne der Nachhaltigkeit“, sagt Andreas Tappeiner. Laas hat eine Primärkabine und damit wären die Voraussetzungen für diesen Traum vorhanden. Sicher ist man sich in der LEEG, dass die Energiegenossenschaft mit ihrem Know-How auch künftig eine große Rolle in der Weiterentwicklung der lokalen Energiefragen spielen wird.
CO2 in den Big Bags
Während man in einem Biomasse-Heizkessel eine möglichst vollständige Verbrennung des Hackgutes wünscht und anstrebt, ist das bei der Holzvergasung anders. Dort wird eine unvollständige Verbrennung angestrebt. Während man beim Heizkessel bestenfalls reine Asche als Abfallprodukt erhält, ist es beim Holzvergaser hochwertige Holzkohle. In dieser Holzkohle bleibt ein Teil des von den Bäumen aufgenommenen CO2 gespeichert. Die großen weißen Säcke, die an der Außenfassade des Fernheizwerkes in Laas weitum sichtbaren Big-Bags, enthalten feinste Holzkohle. Ein Teil davon, sagt Hugo Trenkwalder, wird zu Grillkohle gepresst. Aber die Diskussionen und die Ideen gehen in Richtung Bauindustrie. Als wertvoller Zuschlagstoff im Beton oder im Asphalt könnte das gebundene CO2 in einem wiederverwertbaren Kreislauf gespeichert bleiben.
Wertschöpfung
Dass Aufträge für Bau- und Wartungsarbeiten an lokale Betriebe vergeben werden, liegt in der Natur des Genossenschaftsgedankens. Dies generiert und erhält Arbeitsplätze vor Ort.
Die mittlerweile mehr als 20-jährige Geschichte der LEEG lässt sich so ablesen, dass das Bemühen um Versorgungssicherheit, das Einbringen neuer Techniken und die Veränderungen in der Nutzung von erneuerbaren Energieträgern ein permanenter und nicht abgeschlossener Prozess ist, der mit Bedacht beschritten werden muss.
Nachhaltigkeit am Beispiel eines Hotels
Im DAS GERSTL Alpine Retreat in der Gemeinde Mals hat man sich schon vor Jahren auf den Weg gemacht, regionale, ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen. Für diesen Weg findet die Hoteliersfamilie Gerstl bei Gästen, Mitarbeiter:innen und Bauern großen Anklang.
von Erwin Bernhart
Zum Frühstück gibt es Freilandeier aus der Umgebung. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn im Hotel DAS GERSTL Alpine Retreat werden um die 55.000 Eier im Jahr verarbeitet. Natürlich nicht alle für das Frühstück. „Es gab noch vor einigen Jahren in unserer Umgebung nicht genügend Hühnerzüchter, die uns diese Menge hätten liefern können“, sagen Marion und Lukas Gerstl. Jetzt bezieht DAS GERSTL Alpine Retreat Eier von 2 Produzenten aus der Region. Insgesamt sind es über 60 r30 Produzenten, die das Hotel beliefern. Das Frühstücksei steht beispielhaft für eine Haltung, die sich die Hoteleigner vor rund 8 Jahren verschrieben haben. Das Motto „r30“, intern „Dahoam-Garantie“ (Daheim Garantie) genannt, ging damals durch alle Munde, wurde belächelt, wenig Ernst genommen. „r30“ heißt, dass Produkte und Materialien, soweit als möglich, in einem regionalen Umkreis von 30 Kilometer in Anspruch genommen werden.
Radius von 30 Kilometer
Und das funktioniert. Mittlerweile werden rund 60 % des Bedarfs in der Hotelküche durch regionale Produkte gedeckt. An die 15 Tonnen frischem Gemüse wie Kohl und Karotten, Blattsalate und viel diversifiziertes Kleingemüse, auch erlesenes Obst wie Erdbeeren und Marillen, Kirschen und Himbeeren werden verarbeitet. Auch Fleisch, Speck und Käse wird zum Großteil aus der Umgebung bezogen, etwa kostbares Wagyu-Fleisch aus der hoteleigenen Zucht in Langtaufers, in Zusammenarbeit mit einem Bauer vor Ort.
Zudem haben Lukas und Marion Gerstl eine Kooperation mit Bäuerinnen initiiert. In den Sommermonaten ist in der Hotelküche deshalb einiges los. Bäuerinnen kochen frisches Obst nach Hausrezepten ein - Marmeladen und Kompotte für die Wintersaison. Das Einlegen von frischem Gemüse erfolgt in liebevoller Handarbeit. Insgesamt sind das rund 5000 Kilogramm, die so für den Winter gespeichert werden können. „Eine großartige Lösung“, freut man sich im DAS GERSTL.
Diese Verankerung im Territorium wird als „Regionale Verantwortung“ gelebt. Den Gästen werden die Produkte, die Veredelungen und die Bauern in Erzählungen vorgestellt. Das übernehmen neben der Hoteliersfamilie vor allem auch die Mitarbeiter:innen an der Rezeption, im Service, an der Bar, am Frühstücksbuffet, wie auch das engagierte Wander- und Spa-Team.
Achtsamkeit
„Achtsamkeit ist klar in unserer Unternehmensphilosophie verankert. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass unsere Natur enkeltauglich bleibt - ein Lebensraum zum Wohlfühlen, in dem ein Gleichgewicht gegeben ist.“ So steht es im „Gerstl Generationen Kodex“, in dem die Philosophie vom DAS GERSTL Alpine Retreat verschriftlicht worden ist. Mit „r30“ setzt man seit Jahren ganz konkret Regionalität um, bezieht dabei auch bei Um- und Anbauten ganz bewusst Handwerker der Region mit ein. Andere Dinge sind hinzugekommen und mit dem Eintreten des jungen Hoteldirektors Jan Bernhart wird das bisherige Tun in einem selbstverpflichtenden Kodex zusammengefasst.
Wasser
Nicht erst seit der kurzfristigen Wasserknappheit zu Beginn des heurigen Jahres steht das Wassermanagement im Hotel im Fokus. Bereits seit Längerem sind Durchflussbegrenzer in Duschen und Waschbecken, mit der Begrenzung der Toilettenspülung auf 6 Liter Wassersparvorrichtungen aktiviert. Mit hochmodernen Filtersystemen für die Whirlpools und Infinity-Pools wird viel Wasser nach der Aufbereitung im Kreislauf gehalten. Die heuer mit einem neuen Speicher ausgestattete hauseigene Quelle kann rund ein Drittel des Wasserbedarfes decken.
Um die Gäste für die Bedeutung des kostbaren Wassers zusätzlich zu sensibilisieren, wird pro bestellte Wasserflasche ein Euro für das Umweltprojekt für die Bekämpfung des Borkenkäfers in Vinschgaus Wäldern gespendet. „Rund 40.000 Euro kommen da in einem Jahr zusammen“, sagt Lukas Gerstl.
Digital
Im Hotel läuft sehr viel über digitale Kanäle. Über die hauseigene Hotelapp laufen die Buchungskanäle für Extras, die Morgenpost, die Barkarte und die Zimmermappe digital - das geht schnell, das spart Papier, bis zu 10.000 Blätter im Jahr sowie viele umweltschädliche Druckerpatronen. Wenn Gäste auf eine Zimmerreinigung an einem Tag verzichten, bedeutet das Einsparungen fürs Hotel und Schonung für die Umwelt. Für diese Einsparung legt DAS GERSTL ein Spendenkonto an, aus dem in Kooperation mit der Forstbehörde im kommenden Frühjahr zwei vom Borkenkäfer zerstörte Waldteile in der Gemeinde wieder aufgeforstet werden sollen.
Ökologische Verantwortung
Das Wassermanagement, die lokalen Kooperationen sind Teil des „Gerstl Generationen Kodex“. Hinzu kommen das Vermeiden von Verpackungen beim Frühstücksbuffet, das Verwerten von Speiseöl in der Biogasanlage in Schlinig, das Verwenden von abbaubaren Frischhaltefolien in der Küche und von abbaubaren Strohhalmen und Glashalmen für die Cocktails. Auch hat man sich kürzlich entschieden, bei der Reinigung chemiefrei zu arbeiten. Zum Einsatz kommen Geräte, die mit Mikrotrockendampf chemiefrei und hygienisch reinigen. Die Summe aller vermeintlichen Kleinigkeiten ergeben letztlich ein großes Resultat zu nachhaltigem Handeln.
Energie
Die Heizung für DAS GERSTL Alpine Retreat wird durch eine Hackschnitzelanlage und einen Pelletofen bereitgestellt. Mit Biomasse wird der ökologische Fußabdruck verkleinert. Hinzu kommt eine 100 kW Photovoltaikanlage. Eine weitere Anlage ist in Planung. Mit 11 E-Bikes und einem hoteleigenen Elektro-Auto, ein Fiat Cabrio, stellt das Hotel seinen Gästen eine umweltfreundliche E-Mobilität zur Verfügung und mit 9 Ladestationen für E-Autos ist das Aufladen gewährleistet. Hotelintern überwacht ein modernstes Strommanagementsystem die Stromverteilung und so werden teure Stromspitzen vermieden. „Das ist unsere hausinterne Künstliche Intelligenz“, sagt Lukas Gerstl.
Soziale Verantwortung
Kleinigkeiten schärfen auch die Achtsamkeit und die Mitarbeiter:innen helfen tatkräftig mit, nicht nur im Ausführen von Vorgegebenen sondern auch mit dem Einbringen von Ideen. Die Mitarbeiter:innen werden in regelmäßigen Meetings in die Entscheidungsprozesse und vor allem in Optimierungsprozessen miteinbezogen. Das schafft Identität mit dem Betrieb und vor allem auch mit dem ökologischen Handeln. Mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter:innen sind Frauen. DAS GERSTL Alpine Retreat bietet für Ganzjahresangestellte eine 5-Tagewoche mit 10 Wochen bezahltem Urlaub. Das ist nicht selbstverständlich. Für ihre Mitarbeiter:innen haben die Hoteleigner neben den „Gerstl Credits“, den monetären Benefits und den Ermäßigungen in Form von Voucher für Familienmitglieder und Freunden auch gesundheitliche Vorsorge bereitgestellt.
Aufmerksamkeit
Für ihre Wege in Richtung Nachhaltigkeit, für ihre regionale Verankerung und für ihre Beziehungen mit den Mitarbeiter:innen erhalten Lukas und Marion Gerstl Schritt für Schritt Aufmerksamkeit. Eine hotelinterne Schätzung geht davon aus, dass 30 % der Buchungen aufgrund dieser Form der Kommunikation und des Wirtschaftens getätigt werden. Das ist die Seite der Gäste. Auf der anderen Seite werden die Hoteleigner zu Vorträgen eingeladen. Jüngst haben sie ihr Konzept auf Einladung des österreichischen Bankenvereins vorstellen dürfen.
Nach einer kurzen Zeit der qualitaiven Erweiterung samt Straßengalerie vor dem Hotel öffnet DAS GERSTL Alpine Retreat am 3. Juni 2023 wieder.
Nachhaltigkeit am Beispiel des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau
Wenn genügend Niederschläge kommen, ist es ruhig. Wenn’s trocken wird, stehen Wasserableitungen und Bonifizierung in der Kritik. In zwei, drei Jahren wird die Talsohle auf Tropfberegung umgestellt sein.
von Erwin Bernhart
Ohne Wasser geht nix im Vinschgau. Unsere Vorfahren haben Wasser in Waalen entlang der Bergflanken zu den Anbauflächen geleitet, haben der Etsch Wasser entnommen und ebenfalls in Waalen auf die Wiesen gebracht. Im niederschlagsarmen Vinschgau ist die Wasserproblematik wahrscheinlich so alt wie das Sesshaftwerden der Menschen im Tal. Um die Wassernutzung hat es immer wieder Streitigkeiten gegeben, die aktenkundig sind. Die Wassernutzung hat auf der anderen Seite überlebenswichtige Kooperationen erzwungen und mit Road und Los ortsgebundene Kulturen ausgebildet.
Reste dieser Kulturen finden sich heute noch bis hinein in das Bonifizierungskonsortium Vinschgau. Weit hergeholt? Mitnichten. Bereits nachhaltig? Absolut.
Soziale Nachhaltigkeit
Die Verantwortlichen im Bonifizierungskonsortium sind, wenn man so will, Befehlsempfänger. „Unsere Stärken liegen in unserem Organigramm“, sagen der Präsident Paul Wellenzohn und der Direktor Gottfried Niedermair. Tatsächlich werden die Wasser-Wünsche vor Ort von den einzelnen Mitgliedern, also von den Bauern, artikuliert und in den gewählten 5 bis 7 köpfigen Gebietsausschüssen gebündelt und erst dann landen Überlegungen und Vorschläge beim Bonifizierungskonsortium. Dessen Aufgabe ist es dann, rechtliche, technische und finanzielle Fragestellungen rund um Wasserkonzessionen, Landeszuständigkeiten, Ämterdiskussionen, Leitungsbau, Beregnungs- und Filtertechniken zu bearbeiten und an die Basis zurückzumelden. Dieser heute technisch ausgefeilte Austausch beruht letztlich auf ganz ursprüngliche Interessentschaften, Agrargemeinschaften und Gruppierungen, die sich ihrerseits von den losen Kooperationen der Urahnen ableiten lassen. Das ist ein vinschgau-typisches Phänomen, welches landesweit keinen Vergleich hat. Aus diesen gewachsenen Strukturen, heute ein einem „Organigramm“ zusammengefasst, lassen sich die erfolgreichen Ergebnisse erklären, die in modernen Bergnungsanlagen ihren Niederschalg gefunden haben. Die Anlagen selbst werden von den Bauern vor Ort bzw. von einem von ihnen betrauten Beregnungswart betreut. Dieses austarierte System kann man mit dem heute modernen Begriff der „sozialen Nachhaltigkeit“ ummanteln.
In einer jährlichen Versammlung für das gesamte Einzugsgebiet werden den Mitgliedern aktuellste Informationen und Entwicklungen weitergegeben, Kritik und Anregungen entgegengenommen. „Dies födert auch den Austausch der Mitglieder und der Gebietsusschüsse untereinander“, sagt BonifizierungsPräsident Paul Wellenzohn.
Wasser sparen
„Die ökologische Nachhaltigkeit wird in der Gesellschaft vermehrt gefühlt. Es ist die Zeit, in der sich unterschiedliche Bevölkeungsgruppen zu jedem Bach zu Wort melden“, sagt Wellenzohn. „Wenn ausreichend Niederschläge vorhanden sind“, ergänzt Gottfried Niedermair, „ist es ruhiger. Aber der Druck aus der Gesellschaft und auch von Seiten der Mitglieder steigt.“ Außenstehende sehen die Oberkronenberegnung und beklagen Wasserverschwendung. Mitglieder, also die Bauern, klagen natürlich an, wenn nicht mehr gewährleistet ist, dass das Wasser gleichmäßig verteilt wird.
Wenn heuer die Beregnungsanlage in der Ebnet von Schluderns in Betrieb gegangen sein wird, sind sämtliche Beregnungsflächen im Einzugsgebiet des Bonifizierungskonsortiums vorerst bedient: die Talsohle, Sonnen- und Nördersberg, von Matsch bis Stilfs bis Martell.
Aktueller wird die Umstellung von Oberkronen- auf Tropfberegnung. 2.100 Hektar sind bereits umgestellt, 400 Hektar sind in der Umstellungsfase. „In zwei bis drei Jahren wird in der Talsohle alles auf Tropfberegnung umgestellt sein“, sagen Wellenzohn und Niedermair. Natürlich erfordert diese Umstellung große Investitionen. Denn vor allem die Filtrationstechnik ist teuer
Was bedeutet diese Umstellung für die Einsparung von Wasser? Konzessionsrechtlich bleibt alles wie bisher. Bei den einzlenen Wasserkonzessionen sind für die Beregnung 0,5 Liter pro Sekunde pro Hektar vorgesehen. Durch die Tropfberegnung wird eine Wasserersparnis von 30 bis 35 % errechnet. Dafür ist die Gewährleistung größer, dass das Wasser auf die gesamte Einzugsfläche der jeweiligen Konzession gerechter verteilt werden kann. Die Verdunstung ist zudem gegenüber der Oberkronenberegnung weit geringer und Wind und Wetter können den Tropfern nichts anhaben. Die Bauern können während des Bewässerungsturnusses die Anlagen jederzeit betreten. Und für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln, von vorbeugenden Fungiziden, kann sich der Bauer nur noch auf die Wettervorhersagen stützen und den Beregnungsturnus ignorieren. Es ist oft vorgekommen, dass die Oberkronenberegnung das Fungizid frühzeitig abgewaschen hat und somit ein zweites Anbringen notwendig war.
Mit der Tropfberegnung wird durch die Filtration gutes Wasser gezielt zum Wurzelbereich gebracht. Der Bienenflug wird nicht mehr gestört, dem Feuerbrand eher vorgebeugt.
Die Vorteile der Tropfberegnung sind also vielfältiger Natur im ökologischen, im ökonomischen und im arbeitstechnischen Bereich. Bei nachbarschaftlichen Mischkulturen, etwa im Bereich der Malser Haide, wo Grünlandwirtschaft und intensive Obstkulturen nachbarschaftlich angelegt sind, wird es durch die Tropfberegnung vermieden, dass ungewollt Wasser auf Heu oder Grummet gelangen.
Die Wasserverluste über Leitungslecks spilen, so Wellenzohn und Niedermair, kaum eine Rolle. Die Leitungen sind gut beinander. Um eine optimalere Nutzung der konzessionierten Wassermengen gewährleisten zu können, sind kleine Speicherbecken als Puffer- oder Ausgleichsbecken bei den Fassungen notwendig. Sind solche Becken errichtet können durch Automatisierungsprogramme Bewässerungsturnusse exakt zugeteilt werden.
Zusammenarbeit
Von elementarer Bedetung für eine bedarfsgerechte Wassernutzung ist die Zusammenarbeit vor allem mit der Energiegesellschaft Alperia. „Bi der Zusammenareit gibt es nichts auszusetzen“, sagt Präsident Wellenzohn. Die Vereinbarungen sehen vor, dass die Landwirtschaft vor allem bei Frostberegnung bestimmte Wassermengen aus dem Stollen zwischen Laas und Kastelbell entnehmen kann. Das für die Malser Haide konzessionierte Wasser wird am haidersee entnommen. Vereinbarungen gibt es auch für Trockenperioden. Die 60 Sekundenliter, die im Laaser Tal aus dem dortigen Alperiastollen für die Beregnungsanlagen in Laas und in Allitz entnommen werden können, ist auf Konzessionswege von der Alperia auf das Bonifizierungskonsortium übertragen worden. „Im Vinschgau gibt es kein freies Wasser mehr. Jeder Bach ist konzessioniert“, stellt Niedermair fest.
Künftige Stromnutzung?
Bisher ist es gelungen, auf drei Beregnungsleitungen E-Werke zu errichten. Das Potenzial für diese hydroelektrische Nutzung wäre noch auf mehreren Anlagen, überall dort, wo mindstens 25 Sekundenliter in der Vegetationszeit abgeleitet werden können. Durch die physikalisch notwendigen Druckunterbrecher wird derzeit Energie regelrecht vernichtet. Ein Unding, sagt man im Bonifizierngskonsortium. Gespräche und Ansuchen für hydroelektrische Nutzungen versanden derzeit n den Landesämtern. Und dies obwohl im Landesgesetz 5 von 2009 ausdrücklich im Kapitel 7 in den Aufgaben von Bonifizierungskonsortien vorgesehen ist, dass „Planung, Verwirklichung und Betrieb von Anlagen zur Erzeugung von Energie in Konsortialkanälen und –leitungen sowie Belieferung von Produktionsunternehmen und zivilen Tätigkeiten mit Fließwasser für Verwendungen, die die Rückgabe des Wassers vorssehen und mit den darauf folgenden Nutzungen vereinbar sind“.
Der Wunsch für hydroelektrische Nutzungen, sofern von den jeweiligen Mitgliedern gewünscht, ist jedenfalls vorhanden. Mit dem Ziel, Betreibskosten senken, Investitionen besser planen und querfinanzieren zu können. Im Sinne einer lokalen Nachhaltigkeit.
Nach monatelangen Berechnungen hat RISAN® in Zusammenarbeit mit dem Umwelttechni-ker Philipp Nagel eine ökologische Bewertung des RISAN®-Systems präsentiert. Dabei wird die Rohrsanierung von innen mit dem konventionellen Totalaustausch der innerhäuslichen Trinkwasserleitungen verglichen. Bewertet werden neben dem CO2-Ausstoß auch der Mate-rialverbrauch, die Abfallproduktion, sowie der virtuelle Wasserverbrauch (Water Food Print). Obwohl zahlreiche Vorteile des RISAN®-Systems gegenüber dem Komplettaustausch bereits bekannt sind, kann RISAN® darüber hinaus mit enormen Vorteilen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit überzeugen. Die RISAN® Rohrsanierung von innen verursacht im Vergleich zum konventionellen Totalaustausch der Rohrleitungen mindestens:
85,2 % weniger CO2-Emissionen
99,3 % weniger Abfälle
Ganz im Sinne der Europäischen Klimaziele „European Green Deal“ steht das RISAN®-System somit für nachhaltiges Bauen, Erhalt von wertvoller Bausubstanz, Ressourceneinsparung und Klimaschutz.
Das RISAN®-System überzeugt die Kunden somit seit 30 Jahren nicht nur mit deutlichen Kosten- und Zeiteinsparungen durch die Rohrsanierung von innen, sondern gibt ihnen darüber hinaus auch das gute Gefühl, sich für eine nachhaltige und enkeltaugliche Lösung entschieden zu haben.