Kortsch - Verrückt und frustrierend.“ Mit diesen Worten hat Karl Fleischmann, Obmann der Theatergruppe Kortsch, das Theaterjahr seiner Truppe anlässlich der Jahreshauptversammlung zusammengefasst. Wo sonst 150 Leute sitzen und gespannt darauf warten, dass sich der Vorhang zu einem heiteren oder ernsten Spiel auf der Bühne hebt, saßen kürzlich an die 20 Mitglieder der Theatergruppe an großen Tischen mit gebührendem Abstand und Gesichtsmasken und blickten mit dem Obmann und mit dem Spielleiter Konrad Lechthaler auf ein vertracktes Theaterjahr zurück.
Dabei hatte alles wie immer begonnen. Der Spielleiter hatte, wie Fleischmann berichtete, ein vielversprechendes Stück gewählt, Stefan Vögels Komödie „Das Brautkleid“. Spielerinnen und Spieler waren gesucht und gefunden, es wurde eifrig geprobt und am Bühnenbild gebaut, als im Dezember der Bühne mitgeteilt wurde, dass ihr die Aufführungsrechte für das Stück verwehrt würden. Nach der ersten Enttäuschung wurde noch in den Weihnachtsferien mit den Proben zu einem neuen Stück begonnen: „Venedig im Schnee“. Im Jänner und Februar wurde auf Hochdruck geprobt, am 4. März fand im Kulturhaus Karl Schönherr vor zwei Zuschauern (Franz Gemaßmer, dem ältesten Mitglied der Kortscher Bühne, und Franz Steiner) die erfolgreiche Generalprobe statt. Die Premiere zwei Tage später fiel aber dann dem Corona-Lockdown zum Opfer.
Die kommende Theatersaison wird die Theatergruppe Kortsch aussitzen. „In ‚Venedig im Schnee“ gibt es sehr viel Körperkontakt, es wird auch viel geschmust, sodass dieses Stück derzeit unmöglich aufgeführt werden kann,“ bedauert Konrad Lechthaler. Auch Rudi Mairs Musiktheater „Das größte Geschenk“, das die Theatergruppe Kortsch, der Theaterverein Schlanders zusammen mit dem Schulsprengel Schlanders zu Weihnachten 2020 zeigen wollten, wird coranabedingt erst 2023 aufgeführt. Der Theaterverein Schlanders will, so Obmann Stefano Tarquini, diesen Winter dennoch ein Stück auf die Bühne bringen, Virus hin oder her.
Die Vollversammlung endete mit einem Dank an Reinhard Schwalt, den scheidenden Gemeindereferenten, der sich sehr für den Um- und Ausbau des Bühnenraumes in Kortsch eingesetzt hatte, und mit zwei Ehrungen: Susi Lechthaler wurde für 50, Martin Trafoier für 40 Jahre Theatertätigkeit ausgezeichnet.
AVS Sektion Latsch - Der Alpenverein Südtirol, Sektion Latsch/Vinschgau lud am Sonntag 18.10.2020 zur Abschlusswanderung nach St. Martin im Kofl.
1947 wurde die Sektion Vinschgau des Alpenverein Südtirol gegründet. 1983 entstand eine eigene Ortstelle Latsch. Erster Ortstellenleiter war Pircher Matthias. 1997 wurde die AVS Sektion Latsch gegründet und Linser Josef als Erster Vorsitzender gewählt. Heute zählt der Verein 712 Mitglieder. Erster Vorsitzender ist Alexander Mair. „Unser Hauptanliegen ist es, Natur zu erhalten. Um unser Anliegen zu verwirklichen, versuchen wir unseren Mitglieder die Berge und die Natur näher zu bringen. Wir versuchen die Menschen für gewisse Themen zu sensibilisieren. Wir sind nicht mit jedem Projekt einverstanden. Man muss nicht überall Strassen und Lifte hinauf bauen. Wir brauchen weder einen Bergkristall aus Glas noch eine Bergspitze mit Geländer. Der Rosengarten als solcherr bietet Schönheit genug, genauso wie die Grawand“ sagt Alexander Mair.
Den Abschluss des Vereinsjahresprogramm bildete auch heuer wieder die inzwischen zur Tradition gewordene Wanderung nach St. Martin im Kofl. Von der Talstation der Seilbahn ging es zunächst über die Annaberger Böden nach Ratschill.Mit einem Bittgang entlang der 14 Stationen des Kreuzweges ging es weiter bis zur Bergstation.
Der Bittgang stand heuer ganz im Zeichen der Coronakrise. So wurde nicht nur für den Erhalt der Umwelt gebetet sondern vor allem für die Armen und Notleidenden in dieser Krise. Besonders eingeschlossen im Gebet waren jene Menschen, die in Einsamkeit sterben müssen.
Bei der Bergstation der Seilbahn angelangt gab es traditionsgemäß eine warme Fleischsuppe mit Brot. Den Abschluß bildete ein schlichter Festgottesdienst in der Kirche von St.Martin im Kofl. (pt)
Am Donnerstag, den 6. August 2020, erklang die Musikkapelle Partschins nach einer langen (Corona-bedingten) Pause erstmals wieder: Auf dem Partschinser Dorfplatz premierte das erste Abendkonzert in 2020. Von nun an fand bis zum 1. Oktober 2020 jeden Donnerstag-Abend ein Abendkonzert statt.
von Jacqueline Kneissl
Nach den Freilicht-Musikproben, die bereits im Juli wieder begannen, und mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen (Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter und das Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes) erfüllten die langersehnten Klänge der Musikkapelle nach acht Monaten endlich wieder die historischen Gassen von Partschins. Somit versuchte die Kapelle, wieder ein Stück Normalität in die Gemeinde einkehren zu lassen: ,,Ohne Musik ist es leise. Ohne Musik wird es leise.“, mit diesen Eingangsworten begrüßte Andreas Österreicher, Sprecher und Obmann der Musikkapelle Partschins, alle Zuhörer/innen und machte damit auf die besondere Situation der vergangenen Monate aufmerksam. Eigentlich wäre das erste Abendkonzert bereits die 15. geplante Ausrückung im Jahr 2020 gewesen.
Den musikalischen Auftakt machte der Konzertmarsch ,,Klar zum Gefecht“ vom Marschkönig Hermann Ludwig Blankenburg, gleich gefolgt vom Marsch ,,In Harmonie vereint“ von Siegfried Rundel. Weiter ging es mit dem Klassiker schlechthin, der Polka ,,Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle. Besonders beim spanischen Paso-Doble ,,1° de Agosto“ von Nuno Osorio ließen sich die Zuhörer/innen von der feurig energischen Stimmung anstecken und klatschten zum Rhythmus. In seinem Trompetensolo brachte Philip Schönweger einen spanischen Stierkampf unter die Menge. Weiters durften der ,,Andulka-Marsch“ von Franstisek Kmoch und die Polka ,,Streicheleinheiten“ von Alexander Pfluge auf dem Konzertprogramm nicht fehlen. Den Abschluss machte ein 80er-Jahre-Medley arrangiert von Thiemo Kraas. Man genoss das erneute Beisammensein - auch mit Sicherheitsabstand und Maske.
Im Lauf des Konzerts wurden unter anderem auch alle neuen Jungmusikanten/innen der Kapelle genannt und mit Beifall zugeschüttet: Miriam Forcher und Laura Nussbaumer an der Klarinette, Simon Mair am einzigen Fagott der ganzen Musikkapelle und Jul Tribus und Matthäus Zerzer am Waldhorn.Ehre wurde jedoch nicht nur den Neuzugängern/innen gebührt, sondern auch dem am 25. März 2020 verstorbenen Partschinser Ehrenbürger Ewald Lassnig, der stets ein offenes Ohr für die Musik hatte und viele Spuren in der Gemeinde Partschins hinterlässt: Das Weltmuseum der Schreibmaschine, das Dorfbuch, den Sagenweg oder die rund 2.200 Flurnamen, um nur einige Beispiele seines Lebenswerkes zu nennen.
Abgerundet wurde der Abend mit einer zweifachen Zugabe: ,,Südböhmische Polka“ von Ladislav Kudeš und ,,Dem Land Tirol die Treue“ von Florian Pedarnig.
Die Musikkapelle Partschins blickt trotz der momentanen Umstände auf eine erfolgreiche Abendkonzert-Saison im heurigen Jahr 2020 zurück, ist allerdings aufgrund der erlassenen Sicherheitsmaßnahmen erneut in ihrer Tätigkeit gehemmt. Nicht nur die Musikkapelle von Partschins, auch alle anderen Musikkapellen des Landes Südtirol hoffen, allerspätestens im Jahr 2021 wieder wie gewohnt proben und aufspielen zu dürfen.
Bozen/Glurns - Die Landesregierung hat am 27. Oktober in ihrer Funktion als Aufsichtsorgan über die Gemeinden Anton Patscheider zum kommissarischen Verwalter der Gemeinde Glurns ernannt. Auf der Grundlage dieser Entscheidung hat Landeshauptmann Arno Kompatscher noch am Vormittag das entsprechende Ernennungsdekret unterzeichnen, das mit Veröffentlichung im Amtsblatt rechtskräftig wird.
Die Ernennung eines kommissarischen Verwalters war notwendig geworden, nachdem es Bürgermeister Alois Frank nicht gelungen war, einen Ausschuss zu bilden, woraufhin er sein Amt zurückgelegt hatte.
Der aus Mals gebürtige Patscheider wird bis zur Neuwahl des Gemeinderats im Frühjahr 2021 im Amt bleiben. Als kommissarischer Verwalter erhält er die Amtsentschädigung eines Bürgermeisters. Der 71-Jährige bringt umfassende Verwaltungserfahrung mit: In der Vergangenheit war er über drei Jahrzehnte als Gemeindesekretär in Mals tätig. Auch als kommissarischer Verwalter war er bereits im Einsatz, und zwar in den Jahren 2013 und 2015 in der Gemeinde Schluderns. (LPA/r)
Vinschgau/Innsbruck - Auf Initiative der Süd-Tiroler Freiheit hatte sich der Süd-Tiroler Landtag bereits 2015 einstimmig für den Bau Reschenbahn ausgesprochen, nun gilt es auch den Tiroler Landtag zu überzeugen, um das Projekt endlich auf Schiene zu bringen - die Süd-Tiroler-Freiheit und die FPÖ Tirol setzen sich dafür ein
In der November-Sitzung wird sich der Tiroler Landtag mit einer Studie zum Bau der Reschenbahn, das heißt, mit der Fertigstellung der Bahnverbindung zwischen Landeck und Mals, auseinandersetzen. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Landtagsklubs von FPÖ-Tirol und Süd-Tiroler Freiheit am 28. Oktober weitere Maßnahmen zum Bau dieser wichtigen Zugverbindung angekündigt. Neben Treffen mit Touristikern und Gemeindevertretern aus dem Oberen Gericht und dem Obervinschgau wird auch allen Landtagsabgeordneten eine Informationsbroschüre zur Reschenbahn übermittelt.
Die Reschenbahn ist die normalspurige, einer Fertigstellung harrende Bahnlinie von Landeck bis nach Mals, als deren Teilstück die Vinschgaubahn konzipiert und gebaut wurde. Vor knapp 100 Jahren, im April 1918, wurde bereits mit den Bauarbeiten der Zugstrecke über den Reschen begonnen. Es wurden umfangreiche Baupläne erstellt, die Linienführung festgelegt, Grundstücke enteignet und die Zustimmung aller Gemeinden eingeholt. Von Landeck kommend wurden weite Teile der Bahnlinie bis Tösens sogar schon gebaut. Eisenbahntunnels, Bahnhöfe, Brücken und Bahndämme wurden errichtet, die teilweise heute noch existieren.
Der Erfolg der Vinschgaubahn beweist den großen touristischen Nutzen, den auch die Reschenbahn hätte. Nach dem Vorbild des erfolgreichen Mobilitätskonzeptes der Pustertalbahn, könnten entlang der Strecke die Skigebiete Haider Alm, Schöneben, Nauders, Serfaus-Fiss-Ladis und Fendels unmittelbar an die Reschenbahn angeschlossen werden. Mit dem Bau der Reschenbahn würden das Obere Gericht und der Obere Vinschgau direkt an internationale Bahnverbindungen angeschlossen und wären somit schnell und autofrei erreichbar. Auch die Anbindung an die Schweiz wäre von Taufers oder Mals aus nach Zernetz bzw. von Pfunds oder Tösens aus nach Schuls möglich.
Die FPÖ-Tirol und die Süd-Tiroler Freiheit sind überzeugt, dass in Zeiten, in denen der Straßenverkehr überbordet und der Umweltgedanke immer stärker wird, gerade solche Bahnprojekte von unschätzbarem Wert sind und werden sich daher gemeinsam für den Bau der Reschenbahn einsetzen. Neben der Aufwertung der gesamten Region, dem touristischen Mehrwert und dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs, wäre die Reschenbahn aber auch eine weitere Verbindung zwischen Nord- und Süd-Tirol und somit eine Stärkung der Europaregion Tirol.
Pressemitteilung der Süd-Tiroler Freiheit und der FPÖ-Tirol
Glurns/Taufers/Graun - Der Generalsekretär von Schlanders Georg Sagmeister wird weiterhin auch die Gemeinden Glurns, Taufers und auch Graun als Gemeindesekretär mitbetreuen. 60 Prozent seiner Arbeitsleistung bleiben weiterhin in Schlanders. Der Gemeinderat von Schlanders hat in der Dringlichkeitssitzung am 29. Oktober die bisherige Vereinbarung in eine Musterverordnung umgewandelt, um in den Genuss der 100.000 Euro an Zuschuss von der Region für übergemeindliche des Sekretärs lukrieren zu können. Die Gemeinderätin Kuni Marsoner fragte mit Sorge, ob Sagmeister all diese Aufgaben meistern könne ohne Schaden für die Gemeinde Schlanders. Sagmeister blieb kurz und bündig: Die Gemeinde und er selber seien bislang zufrieden mit der geleisteten Arbeit. Aber weitere 10 Jahre werde er das sicher nicht tun. Die Situation sei nur erträglich, sagte BM Dieter Pinggera, weil der Vizesekretär Gilbert Platzer zu 100% Schlanders zur Verfügung stehe. (eb)
Bozen/Taufers - Die Stiftung „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ würdigt den Historiker David Fliri mit dem Förderpreis 2020. Ausgezeichnet wird somit ein Nachwuchswissenschaftler, der vor allem durch seine Auseinandersetzung mit Archivkunde und Geschichtswissenschaft hervorgetreten ist.
Die Stiftung „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ vergibt alljährlich einen Walther-Preis, im 3-Jahres-Rhythmus wechseln sich der Hauptpreis (5.000 €), der Förderpreis (4.000 €) und der Jugendpreis (1.000 €) ab.
David Fliri wurde im Jahr 1992 in Taufers im Münstertal geboren, maturierte am Humanistischen Gymnasium in Meran und studierte anschließend Geschichte, Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft an der Universität Wien. Das Studium schloss er mit einer Masterarbeit über das Schlossarchiv Dornsberg und die Urkunden der Herren von Annenberg bis 1335 ab. Derzeit arbeitet David Fliri an einer Dissertation über den großen Historiker Albert Jäger.
Aufgrund seiner besonderen wissenschaftlichen Qualifikation erhielt er 2017 eine Stelle als Archivar in der Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs, dort ist er zuständig für die Bestände der Außenpolitik und Diplomatie bis 1848. Zudem ist er Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und hält dort Vorlesungen, zum Beispiel im Wintersemester 2019/20 über Aktenkunde. In Südtirol ordnete er im Auftrag des Landesarchivs verschiedene Pfarrarchive. Große Verdienste erwarb er sich um das Archiv des Stiftes Marienberg, das er aufgrund der Übersiedlung in die neuen Räume nach modernen Kriterien ordnet und damit der Forschung zugänglich macht. Bei der Eröffnung der neuen Bibliotheksräume im Jahr 2019 hielt er den Festvortrag.
In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er sich unter anderem mit dem Johanniterspital St. Johann in Taufers, dem Stift Marienberg, der Bibliothek von Marienberg, dem Schützenwesen in Taufers im Münstertal, mit Franz Huter und den Südtiroler Pfarrarchiven in den 1930er Jahren, mit dem Archivar und Sammler Karl Christoph Moeser aus Meran sowie mit der Stadtgeschichte von Meran und Glurns auseinandergesetzt.
David Fliri ist mit seinen 28 Jahren bereits ein anerkannter Forscher für Archivkunde und Geschichtswissenschaft und berechtigt wissenschaftlich zu den schönsten Hoffnungen.
Der Walther-von-der-Vogelweide-Preis wurde 1960 vom Kulturwerk für Südtirol in München zur Anerkennung künstlerischer und wissenschaftlicher Leistungen in Südtirol gestiftet. Der Förderpreis ging zuletzt an Kurt Gritsch (2017).
Zuerst die aktuelle Meldung: Das Vintschger Museum VUSEUM in Schluderns bleibt Corona-bedingt auf Verordnung von LH Arno Kompatscher bis zum Frühjahr 2021 geschlossen. Für eine geplante Ausstellung zum Korrnerwesen zu einem späteren Zeitpunkt sucht das Museumteam Alltagsgegenstände, Bild- und Schriftdokumenten als Leihgabe und hofft auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer etwas leihen kann, oder weitere Informationen haben möchte, wende sich direkt an Helene Dietl Laganda 3475829015.
Kolping im Vinschgau - Am 27.10.1991 wurde Adolph Kolping auf dem Petersplatz in Rom seliggesprochen. Auch in diesem Jahr wollen die Kolpinger dieses, für den Verband so wichtige Ereignis besonders feiern. Am Weltgebetstag wollen wir uns einerseits an die Ideen und Visionen Adolph Kolpings erinnern und für ein bestimmtes Land (Kenia) beten und uns informieren, andererseits um Kolpings Heiligsprechung beten.
Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte können wir festhalten, wenn wir auf Adolph Kolping und sein Werk schauen. Angefangen hat er mit nur 7 jungen Männern in Köln, doch schon sehr bald erfreute sich seine Idee der Gesellenvereine großer Beliebtheit und erfuhr eine enorme Ausbreitung, sodass der Gesellenbund im Jahre des Todes Adolph Kolpings nahezu 25.000 Gesellen zählte. Diese Ausbreitung ging stetig weiter, weil es uns in unserem Verband, den wir heute Kolping International nennen, in der ganzen Welt gelungen ist in allen Gliederungen – vom Nationalverband ( siehe Kolping Südtirol!) bis zu den Kolpingsfamilien – immer wieder der Grundidee Adolph Kolpings : Die Nöte der Zeit zu sehen und adäquat zu handeln, als Handlungsmaxime zu erkennen. Heute zählen wir im internationalen Kolpingwerk ca. 400.000 Kolpingschwestern und Kolpingbrüder in 60 Ländern und in ungefähr 8.800 Kolpingsfamilien auf allen Kontinenten der Welt.
Der heurige Weltgebetstag wurde von den Kolpingern in Kenia zum Motto: Einheit für Frieden und ganzheitlichen Wandel, vorbereitet. Seit über 30 Jahren wird dieser Weltgebetstag für ein Kolpingland begangen- heuer für das afrikanische Land Kenia, wo seit 1978 Kolping verbreitet ist.
Otto von Dellemann
Der 88-jährige Georg Gander, genannt „Nauerle Jörgl“ kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken, als Bauer, Ferkelzüchter, Händler, Feuerwehrmann und Gemeindepolitiker. Er erzählt gerne aus der Vergangenheit. Zur Gegenwart meint er: „Corona isch a Offatonz.“
von Magdalena Dietl Sapelza
Wenn der Jörgl erzählt, nimmt er sich kein Blatt vor den Mund. Unverblümt gibt er Begebenheiten aus seinem Leben preis. Die „Balilla -Uniform“ der Faschisten habe er in der italienischen Schule nie getragen, dafür aber später jene der Hitlerjugend. Der Vater habe ihn aber immer ermuntert, italienisch zu lernen, mit dem Argument, dass es von Vorteil sei, die „Sprache des Feindes“ zu verstehen. Deutschunterricht erhielt Jörgl erst als Zehnjähriger, nachdem die Eltern für Deutschland optiert hatten, was ein Auswandern bedeutet hätte. „In der Kultur hobm miar als Hitlerjunge norr marschiern glearnt“, erinnert er sich. Er war dann Teil einer großen Parade in Schlanders. Ihm war damals nicht bewusst, dass er ein Spielball zweier Diktatoren war. Nach dem Krieg war vom Auswandern keine Rede mehr. Jörgl arbeitete auf dem elterlichen Hof mit den Eltern und der Schwester. Der Militärdienst führte ihn nach Meran, wo er der Essensausgabe zugeteilt wurde. „Selm hon i guat gessn unt nit viel toun.“ Nach drei Monaten erhielt er den Entlassungsschein, weil sein Vater als Kriegsinvalide anerkannt worden war. 1955 übernahm er den Hof, wo ihm schon bald seine Ehefrau Anna Stecher aus Prad zur Hand ging. Um sie zu gewinnen, war er viele Male mit dem Fahrrad nach Trafoi gefahren, wo sie im „Hotel Madatsch“ arbeitete. Sie schenkte ihm zwei Buben und ein Mädchen. Jörgl suchte auf dem Hof nach einem Zuerwerb und setzte auf Ferkelzucht. „I hon bold amol fünf Trogsauen kopp“, betont er. Seine Ferkel und Jungschweine bot er vor allem auf Märkten im Bozner Unterland und in Klausen an. Als Transportmittel diente sein VW Tansporter. Die Nachfrage war so groß, dass er Ferkel auch in umliegenden Orten kaufte und wieder verkaufte. „Di Waibr in Schluderns und in Stilz sein di zachschtn Handlerinnen gwesn“, lacht er. Rund 100 Steigen Äpfel von seinem Hof konnte er jährlich ebenfalls verkaufen und sogar Wein als Vertreter der Ersten Kellerei Kaltern. Gefragt war er als tüchtiger Hausmetzger und als Gehilfe des Dorfmetzgers Friedl Gruber. Mit ihm verband ihn seit Kindestagen eine enge Freundschaft. In seinem Auftrag hatte Jörgl beispielsweise noch mit dem Pferdegespann Fleisch nach Muntetschinig transportiert, wo die Arbeiter der Montecatini verköstigt wurden. Der dritte im Bunde der Freunde war der Schmied Simon Mall. Die drei verstanden sich. Sie liebten die Geselligkeit, trafen sich fast wöchentlich.
Freundschaftlich verbunden war Jörgl stets auch mit seinen Kollegen im Prader Fischerverein und mit jenen der Feuerwehr, deren Vizekommandant er 16 Jahre lang war. In FF-Kreisen entschied sich auch seine Kandidatur für den Prader Gemeinderat. Er schaffte in den 1970er Jahren den Einzug zusammen mit fünf weitere FF-Männern für die SVP. Daraufhin wurde in der Feuerwehrhalle Politik gemacht. Jörgl war bei den offiziellen Sitzungen des Gemeinderats dazu auserkoren, das Wort zu führen und Entscheidungen im Sinne der anderen zu beeinflussen. „Deis hot miar passt, weil a Plouderer bin i olm gwesn“, betont er. Er war für sein „dickes Fell“ bekannt. Unschlagbar war er beim Kassieren der SVP-Mitgliedsbeiträge. „I hon nia lugg glott, a wenn si miar a Gosch ounghäng hobm“, lacht er und verrät: „Wer koa SVP Kartl kopp hot, hot suscht schlechte Kortn kopp.“
In den 1970er Jahren beschritt er auf seinem Hof neue Wege. Er gab das Vieh auf und stieg auf Obst um. Inzwischen hat er den Hof seinem Sohn übergeben.
Einen längeren Urlaub hat sich Jörgl nie gegönnt. Er war nur einige Male bei seiner Schwester in Österreich zu Besuch. Das Meer hat er nie gesehen. „Wos willsch denn afn Meer? Fan Liegestuhl in Wosser innischaugn? Deis konn i pan Fischteich aa“, meint er.
Als sehr schmerzlich empfand er den frühen Tod seiner beiden engen Freunde. „Dia sein viel zfria gongan“, sagt er. Oft denkt er daran, wie schön es wäre, mit ihnen ein „Glasl“ zu trinken und über Gott und die Welt reden zu können. Jörgl ist jeden Vormittag in der „Bar Alpen“ zu Gast. „Iatz tua i holt do a bissl ploudern“, scherzt er. Kurz vor Mittag kehrt er auf den Hof zurück, wo ihn seine Frau mit dem Essen erwartet.
Schwer zu verkraften war für ihn der Hausarrest während des Lockdowns im Frühjahr. Nun sorgt er sich, dass ihm der „Corona-Offatonz“ erneut einen Strich durch die Rechnung macht.