Wenn Frau Josefa Mall - Zegg, genannt „Dori Sefa“, von der eisigen Kälte in ihrer einstigen Schlafkammer im heimatlichen „Dorihof“ in Reschen erzählt, überkommt sie noch heute das Frösteln. Eingewickelt in einem Stück zeschlissenen Schultertuch ihrer Mutter vergrub sie sich unter dem Federbett.
von Magdalena Dietl Sapelza
Gegen Morgen war das Federbett mit Raureif belegt und Eisblumen zierten die Fensterscheiben. „Miar hobm olm a kolts Haus kett“, erinnert sie sich. Warm war es nur am Herd in der Küche und auf der Ofendörre, auf der sie sich oft ein Plätzchen suchte. Sefa wuchs mit fünf Geschwistern auf. Sie besaß ein einfaches Gewand aus Loden für den Werktag und eines aus feinerem Stoff für den Sonntag. Sie musste die Kleidungsüberbleibsel ihrer vier älteren Schwestern übernehmen. „Nuis hon i seltn kriag“, erinnert sie sich. „Alz Vorleschte hon i olz auftrogn gmiaßt.“ Einzig neue Strümpfe bekam sie, die ihre Mutter aus brauner Schafwolle strickte. „Di melierte Woll fa di elbata Schouf hot weanigr krotzt“, verrät sie. Die Familie hielt selbst Schafe und ernährte sich von einer kleinen Landwirtschaft. Sefa erlebte den faschistischen Italienischunterricht und den nationalsozialistischen Deutschunterricht. „Miar hobm schlechta Schualan kett“, betont sie. Bei der Option zählte ihre Familie zu den Dableibern. Das brachte den Eltern und Kindern so manche verachtenden Blicke ein. Als 15-Jährige verdiente sich Sefa ihr erstes Geld als Hausmädchen in einer Lehrerfamilie in Reschen. In der „Pfarrer Villa“ (heute Waldkönigin) in St. Valentin auf der Haide lernte sie kochen. Dann wechselte sie in den Haushalt einer Unternehmerfamilie mit vier Kindern in Meran. Vieles dort war über ihre Kräfte.
„I hon di jüngschtn Kindr olm wechslan gmiaßt unt bin selbr nou a Kind gwesn“, erklärt sie. Nach einem Jahr fand sie eine Stelle als „Mädchen für alles“ in einer Weinstube in Obermais, in der ihre Schwester arbeitete. Bei ihren Besuchen daheim in Reschen spürte sie in dieser Zeit große Traurigkeit. Die Stimmung war bedrückend. Die Arbeiten zur Seestauung hatten begonnen, und Sefas Eltern wussten, dass ihr Hof und eine ihrer Wiesen in den Fluten versinken würden. Die meisten ihrer Felder lagen zu ihrem Glück in Rojen und Nauders. Deshalb konnte die Familie auch weiterhin in Reschen Landwirtschaft betreiben und musste nicht abwandern, wie viele andere. „Selm isch viel tauscht gwortn unt a bschissn“, betont sie. In aller Eile bauten die Eltern eine neue Hofstelle auf einem hofeigenen Grundstück am Hang. Sefa unterstützte den Bau mit ihrem Lohn, genauso wie ihre Schwestern. Kurz vor der Sprengung des Heimathofes 1950, der bereits knöchelhoch im Wasser stand, holte sie mit ihrer Schwester noch schnell Christbaumschmuck vom Dachboden. Kurz darauf zündete die Lunte und das Gemäuer fiel in sich zusammen. „Di Muatr hot bittermord greart“, erinnert sich Sefa. „In nuien Haus hots drnoch nou long nit ghoamalat.“ Ihr Weg führte sie kurz darauf in die Schweiz. Sie führte den Haushalt in einem großen Bauernhof in Aargau. Dort ereilte sie 1951 die Nachricht vom Busunglück am Reschensee. Unter den 22 Todesopfern befand sich eine Freundin. Großes Lob erhielt Sefa für ihre Kochkünste und speziell für die Südtiroler Gerichte. „Deswegn hat i selm gsollt oan fa di drei Söhne heiratn“, lacht sie. Sie lehnte ab, denn sie war in den Förster Alois Zegg aus Reschen verliebt. Während ihrer Aufenthalte daheim hatte sie mit ihm auf dem Kirchtagsball in Langtaufers getanzt und das Kino in Mals besucht. „Miar sein oft asanond unt obr zammakemman“, verrät sie. Sie verließ die Schweiz und wurde Serviererin im „Hotel Post“ in Fondo. Dort bekam sie nicht nur Besuch von Luis, sondern auch von ausgesiedelten Graunern, die am Nonsberg eine neue Heimat gefunden hatten. Im Oktober 1960 heirateten Sefa und Luis in der Wallfahrtskirche von Trens. „In Tog vorher hobmer nou di Erdäpfl assn Schnea außikrahlt“, erinnert sie sich. Sefa hatte inzwischen den Heimathof übernommen und zog mit ihrem Mann dort ein. Ihre Schwestern waren weggezogen und ihr jüngerer Bruder konnte nicht übernehmen, weil er von der Kinderlähmung gezeichnet war. Er blieb zeitlebens auf dem Hof. Luis ging seiner Arbeit im Wald nach und Sefa kümmerte sich um den Hof und schon bald auch um die drei Kinder. Mit dem Kuhgespann und den Kleinen auf dem Leiterwagen zog sie über die Grenze, um auf den Wiesen bei Nauders Heu zu holen. Oft musste sie vor dem Ziel umdrehen, weil es plötzlich regnete. „Gregnet hots meischtns a, wenn mei Monn Urlaub kopp hot“, lacht Sefa. Ein Zubrot verdiente sie sich als Serviererin im nahen „Seehotel“. Sie vermietete auch zwei Ferienwohnungen, die sie im Hof eingerichtet hatte.Die Jahre vergingen, die Kinder gründeten eigene Familien. Ihr Mann starb 2016.
Frau Sefa führt ihren kleinen Haushalt eigenständig. Sie kocht gerne, bäckt sich ihr Brot selbst und verbringt viel Zeit beim Lesen. Beweglich hält sie sich mit Turnübungen und auf ihrem Heimtrainer.
Gerne nimmt sie die Angebote des neuen Projektes „Sonnenstrahl“ in Anspruch und freut sich über jeden Besuch der Mitarbeiterinnen. „Dia sein do, wenn i a Visite brauch, oder a lei a Aussproch“, meint sie. Sehr dankbar ist sie, dass sie heute nie frieren muss und in ihren vier Wänden die wohlige Wärme genießen kann.
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders
Azzurro Italopop Musicalkomödie – zweiter Teil
von Stefan Tilch und I Dolci Signori
Bereits im Herbst 2018 waren die Musiker und Schauspieler mit dem Stück AZZURRO im Kulturhaus von Schlanders zu Gast und das Publikum war begeistert. Mit AzzurroDue geht es in die nächste Runde purer italienischer Lebensfreude mit einem neuen amüsanten Abenteuer, mit viel Schwung und guter Laune. Songs wie „Volare“, „Bello e impossibile“ oder „Felicità“ werden gekonnt in die Handlungen eingebaut und laden zum Mitsingen und Mitklatschen ein. Die erfolgreiche deutsch-italienische Band „I Dolci Signori“ spielt die Hits live und trägt so zu einem unterhaltsamen und beschwingten Musical-Abend bei.
Vormerkungen erforderlich: T 0473 737777 oder kulturhaus@schlanders.it
Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Stiftung Sparkasse, der Fa. Pedross Sockelleisten und Parkhotel „Zur Linde“.
Aus dem Gerichtssaal - Nach zwei ausgefallenen Saisonen schien der Weg für einen sorglosen Skibetrieb im heurigen Winter geebnet. Doch lange bevor die ersten Schneeflocken die Hänge zierten, gab es neuen Gegenwind für die coronabedingt stark gebeutelten Betreiber. Während andere Staaten des Alpenraumes keine gesetzlichen Regelungen für notwendig erachten, wurde in Italien mit dem gesetzgebenden Dekret Nr. 40/2021 (Gesetzliche Maßnahmen zur Sicherheit der Wintersportaktivitäten) nach 2003 bereits die zweite Version eines Skipistengesetzes verabschiedet, welche zunächst erst zum 31.12.2023 in Kraft hätte treten sollen. Dieser Stichtag wurde nun auf den 1. Januar 2022 vorgezogen, womit eine zweijährige Übergangszeit beginnt, innerhalb welcher die Bertreiber ihre Pisten und Aufstiegsanlagen an das neue Staatsgesetz anpassen müssen. Das Gesetz befasst sich -offensichtlich beseelt von einem ausufernden Reglementierungswahn - nicht nur mit dem Ski- oder Snowboardfahren, sondern auch mit Variantenfahren, Langlaufen, Rodeln und Skitourengehen auf oder neben präparierten Pisten, ja sogar mit der Farbe und der biologischen Abbaubarkeit der Pistenmarkierungen.
Sollte nicht in letzter Minute noch ein Aufschub gewährt werden, dann müsste es ab dem kommenden Jahr in jedem Skigebiet die neue Figur des sogenannten Pistendirektors geben, welcher für sämtliche sicherheitsrelevanten Fragen in einem Skigebiet zuständig ist. Dies obwohl noch einige Durchführungsbestimmungen der Regionen bzw. des Landes ausstehen, denn die zweijährige Schonfrist gilt nur für die technische Anpassung der Skipisten, nicht jedoch für die Organisation des Sicherheitsapparats. Auch wurde nicht explizit dieselbe Frist für die Anpassung der Rodelbahnen gewährt, was wohl auf einen Flüchtigkeitsfehler zurückzuführen ist.
Die „Rodelpisten“ müssten in Zukunft mindestens sechs Meter breit sein, womit sich die Frage stellt, welche heute bestehende Bahn im engeren Sinn diese Auflagen erfüllen kann. Genauso wenig ist klar, ob diese Bestimmung nur die Schlitten vorbehaltenen Skipistenteile betrifft, bzw. ob die neuen Normen auch für Rodelwege außerhalb von Skigebieten oder für nicht durch Aufstiegsanlagen unterstützte Bahnen gelten.
Jedenfalls treten aus heutiger Sicht bereits im Laufe dieses Winters sämtliche Bestimmungen zum Verhalten des einzelnen Wintersportlers in Kraft, insbesondere die Helmpflicht für alle Minderjährigen, die obligate Versicherung für jeden Pistennutzer und das Verbot unter Alkoholeinfluss skizufahren. Bezüglich des Alkoholverbotes war einigen Medienberichten zu entnehmen, dass eine Zuwiderhandlung bei mehr als 0,8 Promille eine Straftat darstellen würde, was allerdings nicht zutrifft: eingeführt wurde lediglich ein Verwaltungsvergehen, mit einer Geldstrafe von 250 bis 1.000 Euro. Es fehlt gleichwohl die Definition eines Schwellenwertes, weshalb es Auslegungssache bleibt, ob ein Blutalkohol von weniger als 0,5 g/l als Trunkenheit bewertet wird.
Christoph Tappeiner
www.rechtsanwalt-tappeiner.it
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Eine Delegation von Mitgliedern des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) des EU-Parlaments hat kürzlich Südtirol besucht. VOG, ViP und VOG Products präsentierten Struktur, Strategie und Herausforderungen der Südtiroler Obstwirtschaft. Der Austausch fand bei der Erzeugerorganisation VOG Products in Leifers statt.
Die Delegation wurde vom Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann und vom Vorsitzenden des Ausschusses Norbert Lins angeführt – die Parlamentarier wurden von VOG Products-Obmann Johannes Runggaldier, VOG-Obmann Georg Kössler und ViP-Obmann Thomas Oberhofer willkommen geheißen.
Besonderes Interesse zeigten die Parlamentarier für die Zusammenarbeit der Erzeugerorganisationen, was die Vermarktung der Tafelware (VOG und ViP) und die Weiterverarbeitung (VOG Products) angeht. Das genossenschaftliche System und die Eigentümerstrukturen der Erzeugerorganisationen in Südtirol sind eine europäische Besonderheit. So wird z.B. VOG Products nicht nur mit Rohware aus Südtirol und dem Trentino beliefert, sondern steht auch im Eigentum von Südtiroler und Trentiner Erzeugerorganisationen.
„Jeder fünfte Apfel, der im Einzugsgebiet geerntet wird, wird von VOG Products veredelt und die Verarbeitungsmengen werden in Zukunft weiter steigen. Die Wertschöpfung von VOG Products kommt in Form der Auszahlungspreise wiederum den Eigentümern – bzw. den rund 10.000 Obstbauern und deren Familien in Südtirol und in Trentino – zugute. Längst ist das Unternehmen bei internationalen Kunden der Lebensmittelindustrie anerkannt: Unsere Exportquote beträgt rund 90 %“, sagte VOG Products-Obmann Johannes Runggaldier.
„Dieser Besuch hat uns die Möglichkeit geboten, das Apfelland Südtirol und unser besonderes Vermarktungssystem wichtigen Entscheidungsträgern der EU in Brüssel näher zu bringen“, so VOG-Obmann Georg Kössler.
ViP-Obmann Thomas Oberhofer sagte: „Im Südtiroler Obstbau hat sich in den letzten Jahrzehnten ein breites Netzwerk entwickelt, angefangen von der Forschung über Beratung bis hin zur Verarbeitung und Vermarktung. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die kleinstrukturierten Familienbetriebe überlebensfähig sind. Wir nehmen positiv zur Kenntnis, dass dies ganz im Sinne der Europäischen Agrarpolitik ist.“
Im Rahmen eines Rundgangs durch VOG Products konnten sich die Parlamentarier davon überzeugen, wie das Unternehmen Marktführer in der Veredelung der Äpfel und der größte Hersteller von Apfelsaft an einem Standort weltweit geworden ist (laut Pressleistung).
Positiv wurde angemerkt, dass der „Green Deal“ und die „Farm to fork“-Strategie der EU bei VOG, ViP und VOG Products Niederschlag findet: Die Südtiroler Obstwirtschaft ist bemüht, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, den wachsenden Bio-Anteil an den Märkten zu platzieren und unverfälschte, naturbelassene Produkte herzustellen.
Norbert Lins, der Vorsitzende des AGRI-Ausschusses, der selbst aus einem wichtigen Apfelanbaugebiet (Bodensee) kommt, zeigte sich angetan von der Zusammenarbeit innerhalb der Südtiroler Obstwirtschaft: „Auf die europäische Landwirtschaft werden in Zukunft große Veränderungen zukommen. Die Südtiroler Obstwirtschaft zeigt modellhaft auf, wie Zusammenarbeit, Produktion und Innovation gut funktionieren kann und wie man sich im Netzwerk weltweit behaupten kann.“
Sie gehen in die Schweiz!
In Südtirol wurden laut Sanitätsdirektors Florian Zerzer bis Anfang November 368 MitarbeiterInnen des Sanitätsbetriebes wegen des fehlenden Impfnachweises suspendiert. Bereits jetzt wird die Situation in den Krankenhäusern kritisch, mehrere hundert Betten mussten reduziert werden. Weitere 500 Suspendierungen sollen folgen, denn die Südtiroler Ärztekammer fordert vom Sanitätsbetrieb die Namen der ungeimpften Ärzte und deren Suspendierung. Und das in einem Moment, in dem die Zahl der Covid 19 - Patienten steigt und die üblichen Knochenbrüche der Skisaison noch bevorstehen. Nicht zu vergessen, dass schon vor der Pandemie in Südtirol mehre Hundert Ärzte fehlten, wie Gesundheitslandesrat Widmann zugab. Welch enormer Druck nun auf dem verbleibenden Personal lastet, kann man sich leicht ausmalen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Sanitätspersonal aus Südtirol in die Schweiz abwandert, wo es mit offenen Armen empfangen wird. Der Leserbrief vom 4. 11. 2021 im Vinschger Wind, „Kommt doch in die Schweiz!“ spricht Klartext. Die Schuld für diese dramatische Situation dem ungeimpften Sanitätspersonal in die Schuhe zu schieben, wie es dauernd geschieht, greift zu kurz. Denn:
Warum ist es dem Gesundheitspersonal untersagt - so wie es alle anderen Berufskategorien machen können - sich alle 48 Stunden einem Test zu unterziehen? Wieso gibt es für diese Berufsgruppe nur die Option Impfen oder Suspendierung, wo immer deutlicher wird, dass auch Geimpfte sich infizieren und das Virus unbemerkt weitergeben können? Wo ist der Südtiroler Sonderweg geblieben, der für die Tourismusbetriebe gegangen wurde? Welchen Sinn macht es, auf der einen Seite viel Geld für eine Medizinuniversität in Bozen für 50 Studenten zu investieren und auf der anderen Seite Hunderte von Ärzten und Pflegern zu suspendieren? Gibt es in diesem Land noch Politiker und Verwalter, die dieser unakzeptablen Situation ein Ende setzen, oder soll das ganze Gesundheitssystem an die Wand gefahren werden?
Eva Prantl, Tschars
Landeshauptmann besucht Vinschger Bürgermeisterrunde
Dabei wurden über aktuelle Themen von Bezirksinteresse wie das Gemeindeentwicklungsprogramm, die Geldmittel aus dem Recoveryfonds, die Gemeindenfinanzierung, das Hochbauprogramm des Landes für den Vinschgau, der Nationalpark Stilfser Joch, Mobilität, die Unterstützung des Ehrenamtes bei der Führung von Museen, das Gesundheitswesen und die Versorgung mit Breitband für den ländlichen Raum diskutiert. Bezirkspräsident und Bürgermeister Dieter Pinggera betonte, dass die Landesregierung in den letzten Jahren einige wichtige Punkte für den Vinschgau umgesetzt hat und hob dabei lobend die Stärkung des Krankenhauses Schlanders, die Umsetzung des 1. Bauloses zur Sicherung der „Latschander“ hervor. Der Landeshauptmann: Elektrifizierung Vinschger Bahn - wird innerhalb 2024 abgeschlossen; Gemeindenfinanzierung – trotz Sparmaßnahmen werden die Finanzmittel für die Gemeinden in den nächsten Jahren nicht gekürzt; Staatsstraße – für das Projekt „Galerien Graun – St. Valentin“ ist die Entscheidung gefallen, es wird die Straße verlegt; für die Sicherung der „Latschander“ wird mit dem 2. Baulos eine Galerie errichtet. Die Bürgermeister drängen auf eine Entscheidung in Sachen Schülerheim Mals, die Gründung der Gesellschaft zur Aufwertung des Stilfserjochs, die Verabschiedung des Parkplanes und für mehr Geld für den Ausbau des Breitbandes im ländlichen Raum. Der Landeshauptmann berichtet vom bereits geplanten Termin für die Unterzeichnung des Gründungsvertrages der Gesellschaft und über kleine Fortschritte bei der Genehmigung der Grundsätze des Parkplanes. Im Fonds für den Neustart (PNRR) ist die Investition ins Breitbandnetz enthalten. Zudem ersucht er die Gemeinden etzt die Vorbereitungen für Investitionen, die in die Bereiche des PNRR fallen zu treffen, denn die Mittel müssen innerhalb 2023 verpflichtet und innerhalb 2026 abgerechnet werden.
Reschenbahn – massiver Eingriff in die Malser Haide
Die Initiativgruppe „ pro Reschenbahn“ sieht die Reschenbahn als die einzig machbare Bahnverbindung im Dreiländereck an. Der Projektbeschreibung ist zu entnehmen, dass die Bahnlinie die Malser Haide mehrmals durchqueren würde. Für den Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau stellt dieses Projekt einen massiven, unverantwortlichen Eingriff in die kulturell und ökologisch wertvolle Malser Haide dar und begründet dies wie folgt:
•Dass der Artenschwund auch in Südtirol ungebremst weiter voranschreitet, ist unbestritten. Für die Wiesenbrüter gibt es hierzulande kaum noch Lebensräume, einer der letzten ist die Malser Haide. Nach erheblichen Anstrengungen ist es gelungen das Projekt „Wiesenbrüter“ zu etablieren, an dem über 70 landwirtschaftliche Betriebe teilnehmen. Die Landesregierung fördert dieses Vorhaben durch Ausgleichszahlungen an die Landwirte. Dieses Projekt darf nicht zunichte gemacht oder in Gefahr gebracht werden!
• Die Spinei, eine ökologisch wertvolle Zone mit artenreichen Wiesen und Weiden - unlängst von der Landesregierung als Biotop ausgewiesen – würde von dieser Verkehrsinfrastruktur in Mitleidenschaft gezogen.
• Der Obervinschgau hat bereits beim Bau des Reschen - Stausees viel von seiner Fauna und Flora eingebüßt, eine weitere Dezimierung wäre die unvermeidbare Konsequenz der Reschenbahn.
• Das traditionelle noch funktionsfähige Waalsystem auf der Malser Haider soll auch für die Zukunft erhalten bleiben und darf keinen Schaden nehmen.
• Die Bahnlinie verläuft laut Projekt am Westufer des Haidersees entlang, beide Seeufer wären damit von Verkehrsinfrastrukturen belastet. Auch der Radweg müsste verlegt werden.
• Da die Reschenbahn am Westufer verläuft, ist eine Anbindung des Dorfes Graun nicht vorgesehen, Graun bliebe außen vor.
• Durch die Kleinparzellierung der landwirtschaftlichen Flächen im Obervinschgau werden weitere Fragen aufgeworfen. Wie soll die Bewirtschaftung dieser Grundstücke vonstatten gehen, wenn sie von der Bahnlinie durchschnitten werden?
• Laut Projekt verläuft die Bahnlinie auf einer Länge von ca. 2 km am Westufer des Haidersees auf dem Druckstollen der Alperia. Was geschieht, wenn es zu einer Beeinträchtigung des Druckstollens kommt?
Wir wissen, dass die Mobilität in ihrer heutigen Form nicht nachhaltig ist und maßgeblich zur Klimakrise beiträgt. Deshalb ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein Gebot der Stunde. Mehrere Varianten eines Ausbaus der Bahnverbindungen im Dreiländereck werden zurzeit diskutiert. Für die Umweltschutzgruppe Vinschgau stellt die Verbindung Mals - Scuol eine ökologisch vertretbare Alternative zur Reschenbahn dar.
Der Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau
HAIKU
DES MONATS OKTOBER 2021
ausgewählt vom Haiku-Kreis Südtirol:
*
Ein Birkenblatt hängt
zitternd im Spinnennetz
und eine Fliege.
Helmut Zischg, Mals
Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau: helga.gorfer58@gmail.com
Himmlische Bilder. Oder der Himmel über dem Vinschgau. Astronomie ist eine Wissenschaft, Astromanie ist meine Leidenschaft. Meine nächste Ausstellung mit Katalog – wenn es Covid erlaubt – wird am Samstag, 20. November um 16.00 Uhr in der Gärtnerei Schöpf, Vetzan eröffnet.
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
„Wind“-Gespräch mit Daria Habicher, einer jungen Vinschger Forscherin der EURAC Bozen
Vinschgerwind: Warum sind unser Lebensstil und unsere Wirtschaftsweise nicht nachhaltig?
Daria Habicher: Unsere Lebens- und Arbeitsweise, so wie wir produzieren, konsumieren, uns fortbewegen, reisen, all das sollte überdacht werden, weil wir als Menschheit gerade dabei sind, die Belastungsgrenzen unseres Planeten zu überschreiten. Uns muss klar werden, dass wir nicht nur auf die zahlreichen natürlichen Rohstoffe, sondern auf das Funktionieren dieses komplexen Ökosystems Erde angewiesen sind. Gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen, dann passieren Dinge, wie wir sie immer häufiger erleben: Extremwetterereignisse, Überschwemmungen, Dürren, Tsunamis und die Ozeanversauerung und der Biodiversitätsverlust. Wir brauchen die natürlichen Ressourcen als Lebensgrundlagen. Dazu kommen noch weitere gesellschaftspolitische Faktoren: soziale Ungleichheit, geopolitische Spannungen, Polarisierung, aber auch gesundheitliche Probleme. Covid-19 hat uns gelehrt, dass wir uns wieder verstärkt auf das Wesentliche konzentrieren müssen.
Vinschgerwind: Früher ging es um Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit. Spielt das keine Rolle mehr?
Daria Habicher: Doch, aber die Prioritäten haben sich verschoben. Einige dieser Aspekte werden heutzutage kritisch diskutiert, wiederum andere kommen neu hinzu. Insgesamt, so würde ich behaupten, wächst das Bewusstsein darüber, dass wir vor allem das Wachstumscredo, das Streben nach immer mehr, weiter und schneller in Frage stellen müssen. Zumal sich herausgestellt hat, dass Wachstum – gesprochen vom Bruttoinlandsprodukt – zwar global gesehen zu einer Wohlstandssteigerung geführt hat, es aber nach wie vor große Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten – global und lokal – gibt. Auch ist es trotz Wirtschaftswachstum, neuer Technologien und erhöhter Vernetzung – wie lange geglaubt und prophezeit – nicht gelungen, gegen die Klimakrise anzukämpfen. Viele Menschen haben erkannt, dass es längst an der Zeit ist, neue Wege einzuschlagen.
Vinschgerwind: Sie haben als Projektleiterin zusammen mit anderen Forscher:innen im Auftrag der Südtiroler Landesregierung vier Zukunftsszenarien für ein nachhaltiges Südtirol ausgearbeitet. Südtirol muss aber auch globale Megatrends berücksichtigen. Welche sind dies?
Daria Habicher: Zu den wichtigsten Megatrends gehören etwa Globalisierung, Klimawandel, Digitalisierung, demographischer Wandel, Urbanisierung und Migration. All das sind nicht aufhaltbare und komplexe Entwicklungen, die unmittelbare Auswirkungen auch auf Südtirol haben. Wichtig wäre es, diese Trends zu erkennen und bedacht darauf zu reagieren. Wie wirken sich solche Megatrends auf Südtirol aus? Wie können wir diese Trends zu unseren Gunsten nutzen? All das sind Fragen, die wir diskutieren sollten.
Vinschgerwind: Bei den Zukunftsszenarien spielen der Grad der Zusammenarbeit und der Grad der Transformation eine zentrale Rolle. Was ist damit gemeint?
Daria Habicher: Diese beiden Achsen wurden ausgewählt, weil sie zentrale und bestimmende Faktoren für die zukünftige Entwicklung Südtirols in Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind. Wollen wir den großen Herausforderungen reformartig, Schritt für Schritt annähern oder bevorzugen wir bereichsspezifisch oder insgesamt eine systemische, tiefgreifende Veränderung? Es geht nicht darum, ein Szenario mit dessen Entwicklungspfaden auszuwählen, sondern vielmehr sollte gemeinsam überlegt werden, wie sich einzelne Bereiche, seien es die Landwirtschaft, die Mobilität, die Altersfürsorge oder politische Entscheidungsfindungen, entwickeln sollen – und welche Entwicklungen wir uns gerade nicht wünschen.
Vinschgerwind: Was sind die größten Herausforderungen, die zentralen Fragen für die zukünftige Entwicklung Südtirols?
Daria Habicher: Es gibt drei zentrale Herausforderungen: Erstens sollten wir vom Reden ins Tun kommen. Südtirol will sich mit großen Schritten in Richtung mehr Nachhaltigkeit bewegen, so die Landesregierung. Das bedeutet für mich, dass es eine ehrliche und stringente Politik, ein Neu-Denken vieler Bereiche und Prozesse braucht und es dann auch zu einer zeitnahen Umsetzung kommen muss. Zweitens müssen wir Umweltproblemen verstärkt entgegenwirken, global und lokal. Wir müssen Adaptions- und Präventionsmaßnahmen ergreifen und unseren ökologischen Fußabdruck als Provinz verringern. Zu guter Letzt bin ich der Überzeugung, dass Südtirol mehr dafür tun muss, um junge und motivierte Südtiroler:innen für das eigene Land und dessen Entwicklung zu begeistern. Dazu gehört es, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, Mobilität und Erreichbarkeit auf Vordermann/frau zu bringen, leistbares Wohnen voranzutreiben und vieles mehr.
Vinschgerwind: Seit dem 22. Juli präsentiert Eurac Research, gemeinsam mit anderen Partnern, in mehreren Orten im Vinschgau das Tiny FOP MOB, ein rollendes Forschungs- und Praxismobil aus Holz und Hanf. Auch da geht es um Nachhaltigkeit. Wie waren die Reaktionen der Bevölkerung?
Daria Habicher: Ich muss sagen, dass die Reaktionen bislang sehr positiv ausgefallen sind. Wir konnten bereits sehr viele Menschen, von Jung bis Alt erreichen, sensibilisieren, informieren und zum Nachdenken anregen. Die Veranstaltungen wurden bzw. werden gut besucht. Es kommen wichtige Diskussionen zustande und man/frau merkt, dass die Menschen sich im Grunde alle mit ähnlichen Fragen beschäftigen. Zum Abschluss geht es für uns an die Datenauswertung und das Zusammentragen von Erkenntnissen, die wir zu Projektende veröffentlichen werden.
Vinschgerwind: Sie haben ein besonderes Hobby. Was hat das mit ihrem Leben und ihrer Arbeit zu tun?
Daria Habicher: Es ist mehr als ein Hobby. Das Tauchen ist, neben der Projektarbeit, meine große Leidenschaft und mein zweiter Job. Ich biete regelmäßig Tauchtrainings und diverse Kurse an, auch im Vinschgau. Mein Leitsatz bei all meinen Aktivitäten ist „Change above and below“, also Veränderung oberhalb und unterhalb der Oberfläche – was man/frau auf verschiedenste Weise interpretieren kann. Mir macht es Spaß, Denk- und Veränderungsprozesse anzustoßen, den Menschen Mut zu machen, an sich selbst zu arbeiten, die eigenen Grenzen auszuloten oder für Veränderung einzustehen, wenn ihnen danach ist.
Interview: Heinrich Zoderer
Planeil/Langtaufers - Zwanzig Studentinnen und Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in Baden Württemberg - alles Lehramtsstudierende - besuchten kürzlich die Grundschule in Planeil. Und sie waren begeistert. In einem Mail bedankte sich Prof. Martin Weingardt von der Hochschule bei der Direktorin des Schulsprengel Mals, Doris Schönthaler mit folgenden Worten: „Meine Studenten waren tatsächlich sehr angetan vom Konzept der Schule in Planeil, die das Lernen der Kinder ja in vielfältiger Weise mit Orten und Menschen, Festen und anderen Geschehnissen im Dorf verbindet. Zunächst konnten wir geführt von Norbert Punter und Florian Thaler durchs Dorf gehen und von der Anhöhe auf den Ort blicken, in dessen Mitte die Schule ja liegt. Die anschließende Verdeutlichung der vielen Anlässe für ein nach außen zur schulumgebenden Wirklichkeit hin ausgerichtetes Lernen, wie wir sie durch Florian Thaler in der Schule erhielten, wurden von meinen angehenden Lehrkräften aufmerksam zur Kenntnis genommen.“ Die 10 Kinder der vier Jahrgangsstufen (die 3. Klasse fehlt) in der Grundschule Planeil werden von den Lehrpersonen Thaler, Anna Platter und Gianni Grieco mit viel Empathie und Herzblut unterrichtet. Die regelmäßige Einbindung der Eltern, der Bewohner:innen, der Paten und der ehrenamtlichen Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen des Lebens in das Schulgeschehen sorgt für ein lebendiges und für alle bereicherndes Miteinander im Ort.
Die Studierenden waren im Rahmen eines Kompaktseminars nach Langtaufers gekommen, mit dem Ziel, interessante Schulen im Alpenraum und deren Konzepte kennenzulernen. Dort beleuchteten sie das Konzept der Erlebnisschule, das sie ebenfalls begeisterte und überzeugte. Untergebracht waren sie auf Bergbauernhöfen. Den Tipp, auch die Bergschule in Planeil zu besuchen, hatte Weingardt von Prof. Annemarie Augschöll Blasbichler von der Universität Bozen erhalten, die ebenfalls in der Lehrer:innen-Ausbildung tätig ist. „Und ich muss sagen, dass dieser Tipp wirklich gut war“, schreibt Weingardt. (mds)
Landesberufsschule Schlanders -Die Metall-Fachschüler verfügen über modernste Übungsgeräte und werden fit gemacht für die digitalisierte Wirtschaftswelt der Zukunft.
von Magdalena Dietl Sapelza
Aus der Metallfachschule an der Landesberufsschule in Schlanders ist mit dem diesjährigen Schuljahr die „Berufsfachschule für Metalltechnik und Robotik“ geworden. Damit wird der Blick gezielt auf die digitale Welt der Zukunft gerichtet. Die traditionelle Ausbildung in den unterschiedlichen Bereichen der Metall-Verarbeitung geht nun systematisch mit den Bereichen der Digitalisierung eine Symbiose ein. „Wir verbinden Tradition mit Moderne und reagieren so auf die Anforderungen der Wirtschaft, in der Digitalisierung eine immer größere Rolle spielt“, erklärt Direktorin Virginia Tanzer. Speziell der Robotik und dem Programmieren der modernen computergesteuerten Arbeitsgeräte wird viel Zeit eingeräumt. Die jungen Fachkräfte werden so für die moderne Arbeitswelt fit gemacht, so wie es das Projekt „Industrie 4. 0“ (Bezeichnung für ein Zukunftsprojekt zur umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion, um sie für die Zukunft besser zu rüsten). Das Ziel ist es, eine autonome Produktion zu schaffen, bei der Menschen, Maschinen, Anlagen und Produkte selbstständig miteinander kommunizieren. Sogenannte cyber-physische Systeme machen die Produktion flexibler und effizienter. Gute Computer- und Programmierkenntnisse gepaart mit handwerklichen Fertigkeiten schaffen also die besten Voraussetzungen für den Erfolg am künftigen Arbeitsplatz. Und gut ausgebildeten Fachkräfte sind mehr denn je gefragt. Der Unterricht wird praxisnah und innovativ gestaltet. Den Auszubildenden steht seit kurzem beispielsweise ein moderner Schweißroboter zur Verfügung, den sie programmieren können und der ihnen dann punktgenau die gewünschten Metallteile verschweißt. Zum Üben bereit stehen auch Fräsmaschinen der neuesten Generation. Natürlich werden nach wie vor die Grundkenntnisse wie Drehen, Fräsen und die Schweißverfahren wie das Lichtbogenhand-, MAG- und WIG- Schweißen vermittelt. Diese Grundkenntnisse sind die Voraussetzung, dass die Symbiose auch erfolgreich sein kann. Die neue Ausbildungsoffensive an der Landesberufsschule ist eine Win-win-Situation für Schüler:innen und für Unternehmer:innen.