Die voraussichtlich anhaltende Trockenheit und die Hitze der kommenden Tage führen zu einer großen Gefahr für Waldbrände. Landesrat Schuler mahnt zu Vorsicht.
Angesichts von Trockenheit und großer Hitze herrscht derzeit im gesamten Land erhöhte Waldbrandgefahr. Der Landesrat für Forstwirtschaft Arnold Schuler ruft daher zu großer Vorsicht beim Entzünden von Feuern in Waldnähe auf: "Besondere Vorsicht ist am kommenden Sonntag, 26. Juni, anlässlich der Herz-Jesu-Feuer geboten. Wegen der anhaltender Trockenheit kann bereits Funkenflug Waldbrände auslösen."
Nach den Bestimmungen des Landesforstgesetzes ist es ausnahmslos verboten, im Wald und in einem Sicherheitsabstand von 20 Metern, Feuer anzuzünden oder brennende Zigaretten oder Zündhölzer wegzuwerfen. Wer also am Herz-Jesu-Sonntag im Wald und in einem geringeren Abstand als 20 Meter davon ein Feuer zu entzünden beabsichtigt, braucht dafür eine Sondergenehmigung durch das gebietsmäßig zuständige Forstinspektorat; der Vordruck dafür findet sich unter diesem Link.
Wer einen Waldbrand beobachtet, muss umgehend die Feuerwehr alarmieren, und zwar unter der Notrufnummer 112. "Wir zählen darauf, dass grundsätzlich jedes Risikoverhalten vermieden wird, das einen Waldbrand verursachen könnte", sagt Landesrat Schuler.
Weitere Informationen über das Anzünden von Feuer im Wald und das Verhalten im Falle eines Waldbrandes finden sich auf den Landeswebseiten zumForstdienst sowie der Homepage der Agentur für Bevölkerungsschutz.
red
Der Gesamtwert der 2021 ausgeschriebenen öffentlichen Aufträge hat gegenüber dem Vorjahr um fast 46 Prozent zugelegt. Mit einem Plus von 155 Prozent sind die Dienstleistungen Spitzenreiter.
Öffentliche Verwaltungen in Südtirol haben im vergangenen Jahr 2021 über ihre rund 600 Vergabestellen öffentliche Aufträge im Wert von 2216,3 Millionen Euro ausgeschrieben. Der gegenüber dem Vorjahr verzeichnete Zuwachs von 45,8 Prozent ist vor allem dem Dienstleistungssektor mit einem Plus von 154,9 Prozent zuzuschreiben sowie einem wichtigen Verfahren zur Vergabe des öffentlichen Personennahverkehrs. Bei den Lieferungen wurde hingegen ein Rückgang von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet.
Die Daten über die öffentlichen Auftragsvergaben im Jahr 2021 sind dem soeben erschienenen Bericht der Landesagentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge (AOV) zu entnehmen, der die Ausschreibungstätigkeit der in Südtirol tätigen Vergabestellen dokumentiert und vollinhaltlich auf den Webseiten der Vergabestelle einzusehen ist.
Linearere Verlauf als im Vorjahr
Auch in diesem Jahr sind Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das öffentliche Vergabwesen erkennbar, allerdings weit weniger als im Vorjahr: Vergleicht man die 63.149 von den Vergabestellen in Südtirol 2021 veröffentlichten Verfahren mit denen des Vorjahres von insgesamt 61.102 ist ein leichter Anstieg zu beobachten. Die Werte der Vor-Pandemie-Zeit, des Jahres 2019 mit 66.200 Verfahren, wurden nicht erreicht. Die Vergabeagentur spricht daher für 2021 von "einem lineareren Verlauf gegenüber dem Vorjahr", als im zweiten Trimester 2020 coronabedingt ein starker Rückgang zu verzeichnen war. Die Tendenz bei der Verfahrensanzahl ähnelt also jener des Jahres 2019, ohne aber den Werten von 2019 zu entsprechen.
Von den laut jüngstem AOV-Bericht 2021 veröffentlichten 63.149 veröffentlichten Vergabeverfahren kommt die höchste Anzahl von den Gemeinden und Bezirksgemeinschaften mit 47,2 Prozent. Es folgen die Vergabestellen im Bereich von Forschung und Kultur mit 27,8 Prozent. Das Land liegt mit 10.889 Verfahren bei 17,1 Prozent. Die Landesverwaltung ist jene Vergabestelle, die im vergangenen Jahr die mit insgesamt 1320 Millionen Euro die höchsten Beträge veröffentlicht hat, gefolgt von den Gemeinden (559,9 Mio. €) und von den Sanitäts- und Pflegediensten (177,1 Mio. €).
Gros an Südtirols Wirtschaftstreibende
Dem Bericht ist zu entnehmen, dass anzahlmäßig auch in diesem Jahr das Gros der Aufträge mit 82,6 Prozent der Verfahren an Südtiroler Wirtschaftsteilnehmende gegangen sind. Was die Beträge angeht, sind es hingegen 73,8 Prozent: 91,8 Prozent bei den öffentlichen Arbeiten, 82,2 Prozent bei den Dienstleistungen und 35,9 Prozent bei den Lieferaufträgen.
Unter die Lupe genommen werden auch die Verfahrensformen: Demnach gehören Direktvergaben (96,8%) und Verhandlungsverfahren (57,9%) bei Verfahren von bis zu 40.000 Euro zu den am öftesten verwendeten.
jw
Die Euregiotour für Orangspenden und Transplantation wird am kommenden Wochenende wieder durch die Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino rollen. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden heute (20.06.2022) die Etappen und die Ziele dieser Radveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Euregiotour für Orangspenden und Transplantation ist eine grenzüberschreitende Radveranstaltung, die diesmal vom 23. bis 26. Juni stattfindet. Auf ihrer Route von Tirol über Südtirol ins Trentino durchquert sie die gesamte Euregio. Diesmal über die Route Innsbruck, Sterzing, Bruneck, Tramin und Arco.
Die Euregiotour für Orangspenden und Transplantation findet in diesem Jahr bereits zum 19. Mal statt, aber die Ziele sind seit Anbeginn die gleichen geblieben. Zum einen soll aufgezeigt werden, dass auch Menschen, die sich einer Transplantation unterziehen mussten, anschließend ein normales Leben führen und Sport treiben können. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit für das Thema Transplantation sensibilisiert und das Bewusstsein für die Organspende gesteigert werden.
An der Radveranstaltung beteiligen können sich sowohl transplantierte als auch nicht-transplantierte Sportler sowie Unterstützer. Veranstalter ist der Transplant Sport Club. Die Landeshauptleute von Tirol, Südtirol und Trentino sind Schirmherren der Veranstaltung.
Unter den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der diesjährigen Ausgabe befinden sich organtransplantierte Sportler aus Italien, Österreich, Deutschland und Großbritannien, die von Ärzten/Ärztinnen, Krankenpflegepersonals und Helfern begleitet werden.
Gemeinsam wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der rund 300 Kilometer langen Tour zeigen, dass Menschen auch nach einer Organtransplantation ein normales Leben führen und Sport treiben können. Die erste Etappe der diesjährigen Euregio Transplant-Tour führt diesmal von Innsbruck über Sterzing nach Bruneck. Am zweiten Tag geht es von Corvara über das Grödner Joch und den Sellapass nach Tramin. Die dritte Etappe führt dann von Tramin nach Arco.
Während der drei Etappen wird es für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch Gelegenheiten geben, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und so das Bewusstsein für Organspenden in der Bevölkerung zu schärfen.
Die grenzüberschreitende Route der Tour soll auch darauf hinweisen, dass die Zusammenarbeit im Bereich Transplantationstherapie zwischen Tirol, Südtirol und Trentino eine besondere und gut funktionierende ist.
Nicht zuletzt bedeutet die Teilnahme an der Euregiotour für Orangspenden und Transplantation für die transplantierten Sportler Lebensfreude und Stärkung des Selbstwertgefühls sowie ein intensives gemeinsames Erlebnis mit Gleichgesinnten.
In Südtirol ist die Bereitschaft zur Organspende noch etwas verhalten. Von 107 Provinzen steht Südtirol nur an 70. Stelle. Südtirols Transplantationszentrum ist die Universitätsklinik Innsbruck. Die „Region West“, zu der die Klinik Innsbruck gehört, ist in die „Eurotransplant-Region“ eingebunden, zu der Österreich, Deutschland, die Benelux-Länder, Slowenien, Kroatien und Ungarn gehören. Über Innsbruck ist Südtirol diesem Verbund angeschlossen. So können Südtiroler Bürger und Bürgerinnen Organe aus der Eurotransplant-Region erhalten und auch spenden. Südtiroler Patienten und Patientinnen können sich auch beim „Centro Nazionale Trapianti“ in Italien auf die Warteliste setzen lassen.
Der 1990 gegründete Transplant Sport Club APS war die erste Sportgruppe für Organtransplantierte in Italien. Das Hauptziel des Vereins ist die Förderung sportlicher Aktivitäten für Organtransplantierte und die Ermöglichung der Teilnahme der transplantierten Sportler an den World Transplant Games.
(PAS)
Eine starke Unterlage, die Wahl der am besten geeigneten Sorte, die richtigen Schnitttechniken und eine gezielte Strategie für den Pflanzenschutz: Für den Anbau von Süßkirschen gibt es viele verschiedene Faktoren, die zum Erfolg führen und dafür sorgen, dass die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern in Südtirol Früchte trägt. Dies ist auch der wissenschaftlichen Unterstützung des Versuchszentrums Laimburg zu verdanken, das die Bäuerinnen und Bauern seit Beginn des Kirschanbaus in Südtirol begleitet und wissenschaftliche, objektive Erkenntnisse liefert. Am Freitag, den 17. Juni, fand in Fragsburg bei Meran eine Versuchsbegehung statt, bei dem Forschende des Versuchszentrums Laimburg einige ihrer Versuche präsentierten.
Bis heute gibt es in Südtirol über 120 Produzentinnen und Produzenten von Kirschen mit einer Ernte von rund 1.200 Tonnen pro Jahr. Die besondere Beschaffenheit des Gebiets sowie die Verwendung von spät reifenden Sorten ermöglichen es, zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt zu kommen als die Kirschen aus anderen Regionen Italiens. Auf dem Versuchsfeld Fragsburg bei Meran führt die Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“ des Versuchszentrums Laimburg seit rund 30 Jahren wissenschaftliche Versuche durch, um der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung objektive Daten zur Verfügung zu stellen. Am Freitag, den 17. Juni 2022, fand im Versuchsfeld eine Begehung für Landwirtinnen und Landwirte sowie Beratungsstellen statt, bei dem Forschende des Versuchszentrums Laimburg die Ergebnisse der laufenden Versuche vorstellten. Diese reichten von der Sortenselektion über das Studium von Unterlagen bis hin zu Tests verschiedener Schnitttechniken sowie Pflanzenschutzstrategien, die in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“ des Versuchszentrums Laimburg entwickelt wurden. Diese Tätigkeiten wurden im Rahmen des Aktionsplans 2016-2022 für Forschung und Ausbildung in Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften finanziert, einer Initiative des Landesrates für Landwirtschaft.
Anbau von Kirschen in Südtirol: Qualität und moderne Techniken
Obwohl der Kirschanbau in Südtirol nur 0,5 % der Landesfläche ausmacht und erst etwa 20 Jahre zurückreicht, wird er von modernsten Techniken und Verfahren begleitet. Die Kirschproduktion in Südtirol ist ausschließlich auf Qualitätsproduktion ausgerichtet und verfügt über sehr gut ausgestattete Anlagen. So können dank der Verwendung von Regenschutzfolien und Hagelschutznetzen Beschädigungen der Früchte vermieden werden, und Insektennetze schützen die Kirschen vor dem Befall invasiver Insekten. Dieser einfache mechanische Schutz, der nur für einige Wochen im Jahr verwendet wird, ermöglicht es, den Einsatz von Insektiziden auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren.
Die Wahl der richtigen Unterlage bei Bodenmüdigkeit
Als vor 20 Jahren der Kirschanbau in Südtirol in größerem Stil begann, war das Phänomen der Bodenmüdigkeit hierzulande noch unbekannt. Dieses Problem tritt erst auf, wenn über einen längeren Zeitraum dieselbe Kultur auf demselben Standort angebaut wird. Bereits vor 14 Jahren startete die Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“ in Fragsburg Versuche mit verschiedenen Unterlagen in einer 15 Jahre alten Kirschanlage. „Obwohl das Problem der Bodenmüdigkeit damals noch nicht aktuell war, wollten wir verschiedene Unterlagen auf ihre Anfälligkeit hin prüfen. Nun verfügen wir über wissenschaftliche Daten über einen Zeitraum von 14 Jahren, und das bei nur 20 Jahren Geschichte des Kirschanbaus in Südtirol", erklärte Massimo Zago, Leiter der Arbeitsgruppe.
Die Unterlage ist der basale Teil der Pflanze, der das Wurzelsystem ausbildet und der Pflanze aus dem Boden Wasser und Nährstoffe liefert. Die Vitalität der Unterlage und ihr Verhalten bei fortschreitender
Bodenmüdigkeit beeinflusst den Ertrag der Kirschbäume und die Qualität der Früchte. Eine gute Unterlage benötigt zudem weniger Düngung und Bewässerung und ist damit nachhaltiger.
Aus den Ergebnissen von 14 Jahren Versuchstätigkeit hat sich die Gisela6-Unterlage als die geeignetste erwiesen, um der Bodenermüdung entgegenzuwirken. Bei einer Erneuerung von Kirschanlagen ist sie daher die beste Wahl. Die derzeit verwendete Unterlage hat sich als zu schwach erwiesen, um auf einem bereits müden Boden erneut gepflanzt zu werden.
Hohes Einkommen dank hochwertiger Sorten
Der Anbau von Kirschen führt zu einem Gewinn pro Hektar, der mit dem des Apfelanbaus vergleichbar ist. Die Etablierung von Kirschanalgen ist daher eine interessante Option für Landwirtinnen und Landwirte, die ihre Produktion diversifizieren, die Höhe der Gewinne beibehalten und einen Beitrag zur Biodiversität in der Landwirtschaft auf lokaler Ebene leisten möchten.
Grundlegend für die Zukunftssicherung des Anbaus ist die Sortenselektion, die am Versuchszentrum Laimburg durchgeführt wird. Dabei wird eine Art Personalausweis von Sorten aus aller Welt erstellt. Derzeit werden 75 Sorten auf verschiedenste Parameter hin untersucht: Zuckergehalt, Säuregehalt, Größe und Gewicht der Frucht, Farbe und Härte, Homogenität der Reife und agronomische Charakterisierung der Pflanze wie beispielsweise Eigenschaften der Fruchtbildung, Eintritt in die volle Produktivität, Anfälligkeit für Krankheiten.
Vor kurzem hat das Versuchszentrum Laimburg eine Kooperation mit dem Südtiroler Sortenkonsortium zur Bewertung und Validierung neuer Kirschsorten für die Zukunft gestartet.
Der richtige Baumschnitt zur Verringerung von Frostschäden
Die steigenden Temperaturen führen zu einer früheren Kirschblüte, wodurch das Risiko von Schäden durch Frühjahrsfröste steigt. Die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg haben mehrere Schnitttechniken getestet, um zu erkunden, wie sich der richtige Schnitt positiv auf das Produktionsmanagement auch beim Auftreten von Frost auswirken kann. „Der mechanische Vorschnitt in der Nachernte im Sommer bewirkt, dass viel Licht in die Krone des Baumes gelangt“, erklärte Giacomo Gatti von der Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“, „dies begünstigt die Bildung von Blütenknospen anstelle von Knospen, die neue Zweige und Triebe ausbilden. Eine größere Anzahl von Blüten am Baum führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Fruchtbildung und damit zu einer höheren Produktivität."
Parasitäre Pilze und invasive Insekten
Bei der Vorstellung der Feldversuche sprach Urban Spitaler von der Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“ über einen invasiven Pilz, der die Kirschbäume in ganz Südtirol befällt. Der Pilz Monilinia kann Früchte und Triebe parasitieren. Neben den beiden am weitesten verbreiteten Arten haben die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg auch neue Arten identifiziert. Derzeit laufen Untersuchungen im Labor, um diese eingehend zu charakterisieren.
Eine weitere Bedrohung für die Südtiroler Kirschen ist die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), ein invasives Insekt aus Asien, das seit seinem erstmaligen Auftreten in Südtirol im Jahr 2011 große Schäden anrichtet. Ein Forscherteam des Versuchszentrums Laimburg hat eine Strategie zur Kontrolle der Kirschessigfliege an Kirschbäumen getestet, welche im Rahmen eines Projekts an der Vernatsch-Rebe (Dromytal) entwickelt wurde. Die sogenannte Attract & Kill-Strategie basiert auf einer spezifischen Formulierung von Hefen, die speziell ausgewählt wurden, um für das Insekt als Nahrungsquelle attraktiv zu sein. Die mit Insektizid gemischte Formulierung ermöglicht es, die benötigte Insektizidmenge pro Hektar und dadurch eine mögliche Kontamination der Früchte mit Rückständen deutlich zu senken. „Auf diese Weise wird der Pflanzenschutz im Kirschanbau nachhaltiger, und zwar sowohl für Umwelt und Gesundheit als auch aus wirtschaftlicher Sicht”, erklärte Urban Spitaler. Weitere Versuchstätigkeiten zum Thema Süßkirschen sind auch für die Zukunft geplant, insbesondere da die Kirschanlagen des Versuchszentrums Laimburg kürzlich stark erweitert wurden.
Das Versuchszentrum Laimburg
Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet und ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelqualität. Durch wissenschaftlich fundierte Versuchstätigkeit und Forschung entwickeln wir Know-how, erarbeiten Problemlösungen und Innovationen für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Mit unserer Forschung sichern wir den Anbau und die Herstellung hochqualitativer landwirtschaftlicher Produkte in Südtirol und leisten einen konkreten Beitrag zur Entwicklung der lokalen Betriebe. Unser Tätigkeitsprogramm stimmen wir jedes Jahr in den Fachbeiratssitzungen mit Vertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung ab. Damit ist gewährleistet, dass unsere Forschungs- und Versuchsprogramme direkt auf die konkreten Erfordernisse der landwirtschaftlichen Praxis in Südtirol ausgerichtet sind. Jedes Jahr arbeiten unsere über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau über Sonderkulturen wie Gemüse und Beeren und der Berglandwirtschaft bis hin zu Lebensmittelverarbeitung und -qualität sowie Produktinnovation für die im Lebensmittelsektor tätigen Betriebe. Damit decken wir die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum fertigen Produkt ab.
Der staatliche Aufbauplan berge auch für Südtirol große Entwicklungschancen in sich, sagte LH Kompatscher bei der Gesprächsrunde "ItaliaDomani" und plädierte für mehr Einbeziehung.
Als "große Chance" für Italien und für alle Regionen, autonomen Provinzen und Gemeinden, hat Landeshauptmann Arno Kompatscher heute (17. Juni) den staatlichen Wiederaufbau- und Resilienzplan (PNRR) bewertet. Es handle sich um viel Geld, das Europa über den Aufbaufonds Next-Generation vor allem auf Anregung der italienischen Regierung zur Verfügung stelle. Dabei entspreche die Ausrichtung, die Europa vorgegeben habe genau der nachhaltigen Entwicklung, die auch Südtirol mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie anstrebe. "Auch die sechs von der Regierung in Rom gewählten 'Missionen' für die Umsetzung des Aufbauplans, die von der Gesundheit über die Inklusion und die ökologische Transition mit der Dekarbonisierung bis hin zur Digitalisierung reichen, sind für unser Land gut und richtig", betonte Landeshauptmann Kompatscher im Rahmen der Gesprächsreihe "Italia Domani – Dialoge zum staatlichen Wiederaufbauplan", zu der heute auch Justizministerin Marta Cartabia in das Konzerthaus in die Dantestraße nach Bozen gekommen ist.
Die Ministerin, die heute erstmals an einer der Dialogrunden teilnahm, betonte: "Der Aufbauplan setzt große Ziele. Solche großen Ziele bedürfen nicht nur entsprechender Finanzmittel, sondern einer guten Planung, Programmierung und Organisation."
Angesichts des äußerst engen Zeitplans zur Umsetzung des Aufbauplanes verwies Landeshauptmann Kompatscher auf die Wichtigkeit einer engen Abstimmung mit den Regionen und autonomen Provinzen: "Als Regionenkonferenz haben wir uns von Anfang an für eine stärkere Einbeziehung bei der Ausarbeitung der Ausschreibungen ausgesprochen, um den Besonderheiten besser Rechnung tragen zu können", sagte Kompatscher. "Südtirol ist beispielsweise für die Gemeinden zuständig. Hätte man diese Kompetenz von Anfang an berücksichtigt, hätte man Zeit und Wege einsparen können."
Was die Projekte angeht, für deren Umsetzung Südtirol auf eine Finanzierung aus dem Aufbaufonds rechnet oder hofft, nannte Landeshauptmann Kompatscher das Transportwesen und Olympia 2026 sowie die Digitalisierung als Schwerpunktprojekt (Progetto bandiera). "Wir sind gewöhnt, zu den Besten zu gehören, aber im Bereich der Digitalisierung - beispielsweise im Gesundheitswesen - liegen wir noch zurück", erklärte Kompatscher. Aber auch in verschiedenen anderen Sektoren sei Südtirol schon gestartet.
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi berichtete über die PNRR-Projekte der Stadtgemeinde, insbesondere jene zur Instandsetzung von Schulen.
Das heutige 21. Treffen der Gesprächsreihe "Italia Domani – Dialoge zum staatlichen Wiederaufbauplan" wurde von der aus Bozen stammende Kommunikationsexpertin Simonetta Nardin, die im Ministerratspräsidium für die Öffentlichkeitsarbeit für den Aufbauplan verantwortlich ist, und Rai-Koordinator Zeno von Braitenberg moderiert.
jw
Am 25. Juni wird in Landeck in Tirol gefeiert: Das jährliche Euregio-Fest steht ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens der Arge Alp. Gleichzeitig findet der Euregio-Mobilitätstag statt.
Am Samstag, 25. Juni, findet in Landeck in Tirol das Euregio-Fest 2022 statt. Es ist in diesem Jahr dem 50. Geburtstag der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (Arge Alp) gewidmet, die am 12. Oktober 1972 in Mösern in Tirol ins Leben gerufen wurde. Anlässlich der Doppelveranstaltung Euregio-Festival und 50 Jahre Arge Alp findet am 25. Juni auch der Euregio-Mobilitätstag statt, an dem Inhaber von Jahreskarten des öffentlichen Personennahverkehrs und des EuregioFamilyPasses freie Fahrt mit Regionalzügen und lokalen Bussen in der gesamten Euregio Tirol-Südtirol-Trentino haben.
Das Euregio-Fest 2022 und die 50. Arge-Alp-Geburtstagsfeier beginnen
am Samstag, 25. Juni 2022,
um 12 Uhr
in Landeck in Tirol.
Die Veranstaltung bietet ein umfangreiches Programm für Jung und Alt mit Beiträgen aus allen zehn Arge-Alp-Ländern. Besuchende können dabei eine kleine Reise durch die Länder des Alpenbogens unternehmen. Kulinarische Köstlichkeiten, viel Musik sowie spezielle Angebote für kleine Gäste werden angeboten.
Ab 12.30 Uhr stehen kulturelle Darbietungen aus den Arge-Alp-Ländern auf dem Programm. Zu hören und zu sehen sind unter anderen die Jugendband "Soloflair" aus Vorarlberg, der Jugendchor der Musikschule "Celestino Eccher" aus dem Trentino, "Saltbrennt" Alpine Groove Quartet aus Tirol, Freestyler "Albertross" aus Bayern, "Los Brassos" aus Salzburg, der Chor "Incantanti" aus Graubünden, die Tanzgruppe "Alteration" aus der Lombardei, der Südtiroler Bodypainting-Weltmeister Johannes Stötter, Emanuel Krucker Hackbrett "Dulcimers" aus St.Gallen und die Blechbläsergruppe der Musikschule Landeck.
Der Festakt "50 Jahre Arge Alp" mit Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol und amtierender Arge-Alp-Präsident, Maurizio Fugatti, Trentiner Landeshauptmann und Euregio-Präsident, Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, und den Staatsräten der Kantone Graubünden, Christian Rathgeb, und St. Gallen, Marc Mächler, findet
am Samstag, 25. Juni 2022
um 17.30 Uhr
statt. Im Rahmen des Festaktes werden die kulinarischen Körbe des Arge-Alp-Projektes "Food Heritage" und die Youth Alpine Interrail Tickets übergeben, welche die Arge Alp zur Verfügung stellt.
Informationen: www.euregio.info/fest, www.euregio.info/aktionstag
red/jw
Die Eigenverwaltungen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Seit zwei Jahren bündelt der Landesverband die Interessen der heimischen Eigen- und Fraktionsverwaltungen Bürgerlicher Nutzungsrechte. Kürzlich hat der Landesverband seine Tätigkeit der Handelskammer vorgestellt und auf die große wirtschaftliche Bedeutung im ländlichen Raum hingewiesen.
In Südtirol gibt es derzeit 117 Eigen- oder auch Fraktionsverwaltungen Bürgerlicher Nutzungsrechte, in über 60 weiteren Ortschaften werden diese besonderen Güter vom zuständigen Gemeindeausschuss mit separater Bilanz verwaltet. Insgesamt zählt der Verband derzeit 64 Mitglieder, weitere Eigenverwaltungen werden sich in den kommenden Monaten anschließen, hieß es auf dem Treffen, zu dem der Präsident der Handelskammer Michl Ebner und der Generalsekretär Alfred Aberer den Präsidenten des Landesverbandes Oswald Angerer, seinen Stellvertreter Franz Troger sowie das Verwaltungsratsmitglied Julia Mayr eingeladen hatten.
Die Gemeinnutzungsgüter umfassen v. a. Wald- und Weidegründe und gehören der ansässigen Bevölkerungen in ihrer momentanen Zusammensetzung. Sie sind unteilbar und unersitzbar und dürfen nur in Ausnahmefällen veräußert werden. Die Eigenverwaltungen werden von der seit 4 Jahren ansässigen Bevölkerung in geheimer und direkter Wahl gewählt und bestehen aus 5 Mitgliedern. Das Verwaltungskomitee wählt aus seiner Mitte den Präsidenten, ihm zur Seite steht ein Sekretär. Das Komitee verwaltet v.a. die Nutzungsrechte der Wälder und Weiden. In einigen Ortschaften sind mit der Verwaltung der Flächen auch Tätigkeiten wie zum Beispiel E-Werke, die Trinkwasserversorgung, der Abbau von Marmor usw. verbunden.
Ein Großteil der ländlichen Südtiroler Bevölkerung ist in der jeweiligen Ortschaft nutzungsberechtigt und daher auch Mitbesitzer der jeweiligen Flächen. „Die Südtiroler Eigenverwaltungen stellen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum dar und haben eine gänzlich andere Aufgabe als die Gemeindeverwaltungen. Diese der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen ist eines der Ziele des Landesverbandes“, unterstrich Präsident Oswald Angerer. Der Verband bietet seinen Mitgliedern Beratungen und Dienstleistungen an, diese sollen in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Ähnlich wie dies in der Nachbarprovinz Trient bereits der Fall ist, erhofft sich auch der Südtiroler Verband dazu eine finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Auch die zunehmende Bürokratie v.a. durch die öffentlichen Ausschreibungen war Gegenstand des Treffens. „Die Handelskammer Bozen unterstützt den Verband der Eigenverwaltungen bei seiner Tätigkeit und leistet ihren Beitrag zum Bürokratieabbau. Dazu hat die Handelskammer Bozen eine eigenen Service zur Verwaltungsvereinfachung eingerichtet“, so Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen.
HGV lud zu Medienkonferenz – Prof. Dr. Bausch nahm zu Tourismus und Verkehr Stellung
Bozen – Die pauschalen Vorwürfe an den Tourismus hat der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) zum Anlass genommen, um im Rahmen einer Medienkonferenz dazu Stellung zu nehmen und aufzuzeigen, was der Verband und die Branche in puncto nachhaltigeres Handeln unternimmt. HGV-Präsident Manfred Pinzger sagte dabei unmissverständlich: „Der Tourismus hat seine Kehrseiten. Der Sektor ist aber nicht für quasi alle Probleme, Missstände und strukturellen Mängel im Land verantwortlich.“
Sein Statement leitete HGV-Präsident Manfred Pinzger mit einem Rückblick und Ausblick auf die Urlaubssaison ein. Nach zwei Jahren der Pandemie hat die Reisefreudigkeit wieder zugenommen, auch jene der Fernreisen. Trotzdem wird laut der staatlichen Confcommercio der Tourismus erst im Jahr 2023 das Niveau an Ankünften, Nächtigungen und Umsätzen des Jahres 2019 erreichen.
Mehrere Entwicklungen können laut Pinzger den Aufschwung im Tourismus einbremsen. Zum einen sind dies die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die hohen Strom- und Energiepreise, die hohe Inflationsrate und der allgemeine Mitarbeitermangel, mit dem aber alle Branchen zu kämpfen haben.
„Obwohl es gelungen ist, im Juni 2022 rund 31.500 Mitarbeitende im Hotel- und Gastgewerbe zu beschäftigen und damit immerhin rund 2.400 Mitarbeitende mehr als zum selben Zeitraum des Jahres 2019, bleibt es weiterhin schwierig, dass die Betriebe die notwendige Anzahl an Mitarbeitenden rechtzeitig zur Hauptsaison beschäftigen können“, weiß Pinzger.
Die Herausforderung besteht nun darin, dass der Tourismus weiterhin seine tragende Rolle als Wirtschaftssektor wahrnehmen kann. Die durch den Tourismus ausgelöste Bruttowertschöpfung in Südtirol sind laut Satellitenkonto Tourismus 16,2 Prozent, die direkt, indirekt und induziert auf den Tourismus zurückzuführen sind. „Der Tourismus ist somit eine Säule der Südtiroler Wirtschaft, von dem viele andere Sektoren profitieren und dadurch viele Infrastrukturen und Events entstanden sind und entstehen, die auch von den Einheimischen genutzt werden“, betonte Pinzger vor den Medienvertretern.
HGV erwartet objektive und sachliche Debatte
Dass der Tourismus auch seine Kehrseite hat, ist unbestritten. Schon vor der Corona-Pandemie hat auch in Südtirol eine Diskussion über Grenzen im Tourismus eingesetzt. „Dieser öffentlichen Diskussion stellt sich der HGV gerne, wenn die Debatte objektiv und sachlich geführt wird. Diese von uns gewünschte Art der Debatte vermissen wir dann, wenn suggeriert wird, dass der Tourismus in Südtirol pauschal für quasi alle Missstände und strukturellen Mängel im Land verantwortlich wäre“, unterstrich Pinzger. In dieser öffentlichen Diskussion muss es auch um den Ressourcenverbrauch in allen anderen Sektoren und in den Privathaushalten gehen.
Verkehr verursachen alle
Ein immer wieder geäußerter Vorwurf ist die hohe Verkehrsbelastung durch den Tourismus in Südtirol. Dass der Tourismus Verkehr mit sich bringt, ist klar. Pinzger: „Der Tourismus allein kann aber nicht für die Verkehrsbelastung insgesamt verantwortlich gemacht werden. Es gibt viele weitere Verkehrsverursacher: Transitverkehr, Binnentransporte, Pendler, Freizeitverkehr usw. Alle sind angehalten, das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen und zu optimieren. Sämtliche Verkehrsstaus, ohne Verweis auf die Ursachen, dem Tourismus in die Schuhe zu schieben, greift zu kurz.“
CO2-Emissionen: 18 Prozent stimmt nicht
Immer wieder wird behauptet, dass der Tourismus in Südtirol mit 18 Prozent zu den CO2-Emissionen beiträgt. Bei dieser Zahl wird stets auf die Eurac-Research-Studie Tourismus 2030 verwiesen. „Weder in der Studie von Eurac Research noch im Klimareport der Eurac steht geschrieben, dass der Tourismus für 18 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sei. Hier wird reine Stimmungsmache betrieben“, kritisierte Pinzger und verwies auf Zahlen des Umweltbundesamtes Deutschland. Demnach entfallen zwischen fünf und acht Prozent aller klimaschädlichen Emissionen weltweit auf den Tourismus. Das Terra Institute in Brixen geht ebenso von ähnlichen Werten aus. Der HGV fordert nun klare und belegbare Daten. Dies betrifft die CO2-Emissionen genauso wie die Verkehrsbelastung, den Ressourcenverbrauch usw. „Der HGV ist bereit, diese Zahlen zusammen mit der KlimaHaus Agentur und Eurac Research zu erheben, um ein umfassendes Südtirol spezifisches Bild zu erhalten“, kündigte Pinzger an.
Tourismus und Mobilität – Stellungnahme von Prof. Dr. Thomas Bausch
Im Rahmen der Medienkonferenz nahm Prof. Dr. Thomas Bausch, Direktor des Kompetenzzentrums Tourismus und Mobilität an der Freien Universität Bozen, zur Verkehrsbelastung in Südtirol Stellung und stellte die Frage, ob an allem nur der Tourismus schuld sei. Bausch stellte eingangs fest, dass die Südtiroler Wirtschaft eine Erfolgsgeschichte sei: Seit 2002 ist die Wirtschaft um 82 Prozent gewachsen. Das heißt: 2022 sind ca. 80.000 mehr Menschen auf dem Weg zur Arbeit als 2002, mehr Güter müssen transportiert werden, die Menschen haben mehr Geld für Einkaufen, Freizeit und Mobilität. Mit Daten und Fakten, die sich aus diversen Verkehrszählungen ergeben, zeigte Bausch auf, dass die Grundlast im Südtiroler Verkehrsnetz und dessen Auslastung seit 2002 erheblich gewachsen ist.
Der Monat November weist fast keinen Tourismus in Südtirol auf (1,75 % der Übernachtungen). Im November ist das Verkehrsaufkommen seit 2002 auf der Pustertaler Straße um 46 Prozent bei St. Lorenzen, um 42 Prozent bei Bruneck Ost sowie auf der MEBO um 22 Prozent bei Vilpian gestiegen. Im verkehrsreichsten Monat August ist das Verkehrsaufkommen seit 2002 ähnlich gestiegen. Das Verkehrswachstum entspricht dabei dem Wachstum der Grundlast. „Die zusätzliche Belastung durch den Tourismus ist dagegen konstant geblieben oder nur geringfügig gestiegen“, folgerte Prof. Dr. Bausch. Somit lässt sich statistisch kein Zusammenhang zwischen dem Zuwachs der Übernachtungen im August und der touristisch erklärbaren Zusatzlast des Verkehrs im August im Pustertal oder der MEBO nachweisen. Bausch: „Dagegen ist er an touristischen Hotspots (z. B. Sellajoch) oder Zufahrtsrouten zu abseits gelegenen Tourismuszentren (z. B. Corvara via Gröden) überdeutlich.“ Bausch stellte bei der Medienkonferenz nüchtern fest: „Schreitet das Wachstum der durch die einheimische Wirtschaft und Bevölkerung generierten Grundlast im Verkehrssystem Südtirols wie bisher fort, so kommt das System schon bald auch ohne Tourismus an seine Belastungsgrenze. Selbst wenn der Tourismussektor seinen Anteil am Verkehr deutlich reduziert, wird es ohne eine Verkehrswende der Südtiroler Wirtschaft und Bevölkerung keine langfristig nachhaltige Lösung geben.“
Nachhaltiger Lebensraum Südtirol – Stellungnahme von IDM-Präsident Hansi Pichler
Das Land Südtirol verfolgt das Ziel, Südtirol zum nachhaltigsten Lebensraum in Europa zu machen. Der Wirtschaftsdienstleister IDM Südtirol auf Destinationsebene und der HGV auf Betriebsebene haben sich des Themas schon seit geraumer Zeit angenommen und verstehen ihre Aufgabe darin, zum einen die Destinationen und zum anderen die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe auf ihrem Weg hin zu einem nachhaltigeren Handeln zu begleiten. IDM-Präsident Hansi Pichler stellte auf der HGV-Medienkonferenz Initiativen in puncto Nachhaltigkeit und nachhaltige Mobilität vor. Zunächst berichtete er von der Intensivierung der Kooperation mit den Bahnbetreibern Deutsche Bahn, Österreichische Bundesbahn und Trenitalia zur Förderung einer nachhaltigen Anreise. Laut Gästeumfrage nutzen acht Prozent der Gäste die Anreise nach Südtirol mit der Bahn, 89 Prozent den Pkw. Auf die Frage, ob eine autofreie Anreise nach Südtirol eine Alternative wäre, antworteten 48 Prozent der befragten Gäste mit „Ja“. Und 78 Prozent der befragten Gäste können sich vorstellen, in Südtirol auf ihr Auto zu verzichten. „Dies sind klare Vorgaben, die IDM Südtirol mit weiteren Partnern umsetzen wird“, betonte IDM-Präsident Pichler. Im Konkreten erwähnte er die Hotspots Pragser Wildsee, Drei Zinnen, die Dolomitenpässe und den Karersee. Dabei geht es um eine möglichst effiziente Besucherstromlenkung, damit die einzelnen Orte für Einheimischen und Urlaubsgäste eine neue Wertigkeit erhalten.
Nachhaltigkeit wird bei IDM Südtirol in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht definiert. Gemäß dieser Grundausrichtung wird dieser Prozess nun in vier Pilotdestinationen umgesetzt. Schließlich verwies Pichler auf das Projekt Landwirtschaft – Tourismus, welches ebenso unter dem Fokus der Nachhaltigkeit steht und einen engen Schulterschluss zwischen Tourismus, Landwirtschaft und Bevölkerung bewirken soll. „Als IDM Südtirol stellen wir den Problemen nicht aus. Wir gehen sie konkret an, wenn auch die Umsetzung bisweilen etwas komplex ist und deshalb länger dauert“, sagte Pichler.
Vitalpina Hotels Südtirol als Best-Practice-Beispiel
Die Vitalpina Hotels Südtirol sind am 1. Januar 2021 als erste Kooperationsgruppe dem Klimaneutralitätsbündnis „turn to zero“ beigetreten. Der Schwerpunkt liegt in der Reduktion des CO2-Fußabdruckes. „In drei Jahren wollen wir als Gruppe klimaneutral arbeiten und somit Vorbildfunktion für den Alpenraum, für unsere Gäste und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein“, unterstrich Brigitte Zelger, Präsidentin der Vitalpina Hotels Südtirol, bei der Medienkonferenz des HGV. Reduktion allein reicht aber nicht. „Nachhaltigkeit ist ein sehr umfassender Begriff. Es geht dabei darum, sich sehr bewusst und achtsam zu entwickeln und die soziale Komponente stets im Blickfeld zu haben“, sagte Zelger. Gäste schätzen dieses Bemühen zusehends, weil sie auch einen möglichst nachhaltig gelebten Urlaub verbringen möchten.
HGV legt Beratungspaket Nachhaltigkeit auf
Um Gastbetriebe auf ihrem Weg hin zu einem nachhaltigeren Handeln begleiten und beraten zu können, hat der HGV zusammen mit dem Partner Terra Institute ein Beratungspaket zum Thema Nachhaltigkeit erstellt. Im Vordergrund stehen dabei die strategische Ausrichtung des Betriebes mit Aktionsplan und die Kommunikation an Gäste, Lieferanten und Mitarbeitende. Weitere Handlungsfelder in der Beratung zum Thema Nachhaltigkeit sind die Bereiche Ressourcenverbrauch, Abfall, Einkauf, Mitarbeiter, Bau, Mobilität und Kultur. Zudem wird mittels einer ausgereiften Software der CO2-Fußabdruck für die Betriebe im Zeitverlauf erfasst. „Nachhaltigkeit soll im Betrieb gelebt werden. Gemeinsam mit dem Terra Institute setzt der HGV betriebliche Nachhaltigkeitsprojekte um, bis hin zu anerkannten Nachhaltigkeitszertifikaten“, informierte HGV-Direktor Thomas Gruber. In diesem Prozess arbeitet der HGV eng im Netzwerk mit IDM Südtirol, Eurac Research und der KlimaHaus Agentur zusammen.
An der Medienkonferenz nahmen auch HGV-Vizepräsidentin Judith Rainer und HGV-Vizepräsident Klaus Berger sowie Landtagsabgeordneter Helmut Tauber teil. Tauber unterstrich in seinem Statement, dass die Gastbetriebe und mit ihnen der HGV und IDM Südtirol sich ihrer Verantwortung stellen. „Der Tourismus hat seinen Beitrag zum Wohlstand in Südtirol, zur Lebensqualität und zur Entwicklung der peripheren Täler und Ortschaften geleistet. Wir werden dies dank der vielen Tausend engagierten Gastwirtefamilien und einer gut ausgebildeten und motivierten Jugend weiterhin tun“, sagte Landtagsabgeordneter Helmut Tauber.
Der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister lvh.apa kommentiert die gestern abgehaltene Pressekonferenz des HGV: „Statt einen Buhmann für Missstände zu suchen, sollten wir uns darauf konzentrieren, gemeinsam Lösungen auszuloten.“
Mit Unmut reagierte der HGV gestern auf die in den letzten Wochen entstandene Kritik hinsichtlich verschiedener unglücklicher Situationen im Land. Dazu zählen der Fachkräftemangel, die Verkehrsprobleme, die Nachhaltigkeit und der viel diskutierte Bettenstopp. Das Südtiroler Handwerk stellt sich hinter den HGV. So sei der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftspfeiler, der positive Auswirkungen auf alle anderen Wirtschaftsbereiche und auch die Gesellschaft habe. „Sowohl das Handwerk, der Handel, die Landwirtschaft und viele Südtiroler Bürger profitieren durch einen Arbeitsplatz in der Gastronomie von einem aktiven Tourismusland. Nun aufgrund einiger Schwierigkeiten Aussagen zu pauschalisieren bzw. auf einzelne Sektoren zu reduzieren wäre nicht fair“, unterstreicht lvh-Präsident Martin Haller. So stelle der Fachkräftemangel eine große Herausforderung für alle Wirtschaftssektoren dar und auch die Nachhaltigkeit und der Ausbau der Mobilitätsstrukturen seien Themen, die alle angehen und für die sich alle einbringen sollen. „Wichtig ist, dass für jegliche Herausforderung die Vertreter der einzelnen Sektoren in den Dialog miteinbezogen werden, damit nicht einseitige Entscheidungen gefällt werden. Was wir jetzt benötigen, ist ein Schulterschluss der Sozialpartner, Politik und Gesellschaft und eine sachliche und fundierte Diskussion“, sagt Haller.
Die Beschäftigung hat das Vor-Corona-Niveau mindestens erreicht, in einigen Branchen übertroffen. Das belegt der Arbeitsmarktbericht November 2021 - April 2022, der in Bozen vorgestellt worden ist.
Der Südtiroler Arbeitsmarkt bietet im Zeitraum November 2021 bis April 2022 ein facettenreiches Bild: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - dem tourismusfreien Winter 2020/2021 - ist der Anstieg der Beschäftigung mit 9,5 Prozent beispiellos. Der Vergleich mit dem Vor-Pandemie-Zeitraum November 2019 bis April 2020 ergibt ein Plus von 1,3 Prozent, was einem jährlichen Zuwachs von 0,6 Prozent im Jahr entspricht und damit das Wachstum der Jahre 2008 bis 2013 nach der Weltwirtschaftskrise übertrifft. Dies geht aus dem jüngsten halbjährlichen Arbeitsmarktbericht hervor, den Landesrat Philipp Achammer heute (16. Juni) gemeinsam mit dem Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, im Landhaus 1 in Bozen vorgestellt hat.
Arbeitsmarkt im Wandel
Obwohl der Halbjahresbericht dem Südtiroler Arbeitsmarkt eine ausgezeichnete "Wetterlage" bescheinige, sei die Situation "sehr wechselhaft", betonte Landesrat Achammer. Die Veränderungen in den einzelnen Arbeitssektoren, der demografische Wandel und nicht zuletzt die geänderten Einstellungen der Menschen seien Ursachen eines Wandels, auf den das Land mit einer Verstärkung der aktiven Arbeitsmarktpolitik reagieren wolle. "Dieses Bemühen findet auch in der neuen Bezeichnung der Abteilung Arbeit Ausdruck, die aufgrund des entsprechenden Beschlusses der Landesregierung seit Dienstag dieser WocheArbeitsmarktservice heißt", unterstrich der Landesrat. Als besondere Herausforderungen bezeichnete der Landesrat den Fachkräftemangel, die Langzeitarbeitslosigkeit und die rückläufigen Lehrlingszahlen. "Es fehlt nicht die Arbeit, sondern es fehlen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen", sagte Achammer, und betonte: "Wir werden Maßnahmen setzen, um alle Potentiale bestmöglich zu nutzen." Auch gelte es, die staatliche Beschäftigungsfähigkeitsgarantie "GOL" und den Aufbaufonds PNRR zu nützen, um die Arbeitsvermittlung zu stärken.
Neue Normalität
"Die abhängige Beschäftigung hat fast überall das Vor-Corona-Niveau erreicht oder übertrifft es gar", ging anschließend Abteilungsdirektor Luther auf die Inhalte des Halbjahresberichts ein. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei positiv. Man sei in der Normalität zurück, aber es sei eine "neue Normalität" mit einer hohen Dynamik. Im Zweijahresvergleich des Zeitraums von November bis Februar können die meisten Sektoren Zuwächse verzeichnen: Besonders deutlich fallen diese im "Verarbeitenden Gewerbe" (+2,0%), in der Bildung (+2,3%), in den "Anderen Privaten Dienstleistungen" (+2,9%) und im Gesundheitswesen (+4,4%) aus, geringer sind sie in der Landwirtschaft (+0,1%), dem Bauwesen (+0,6%), der Öffentlichen Verwaltung (+0,4%) und im Handel (+1,3%). Einen geringeren Personalstand als vor zwei Jahren verzeichnen allerdings das Gastgewerbe (-1,6%), das Finanz- und Versicherungswesen (-0,7%) und das Sozialwesen (-0,4%).
Ukraineflüchtlinge und freiwillige Kündigungen
Luther verwies heute auf zwei aktuelle Besonderheiten: Eine ist die rasche Aufnahme ukrainischer Arbeitskräfte auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt: "Seit 1. März haben wir etwa 360 Arbeitskräfte aus der Ukraine verzeichnet, überwiegend Frauen. Sechs von zehn dieser Neuankömmlinge arbeiten im Gastgewerbe und leisten einen Beitrag zur Milderung des Arbeitskräftebedarfs", sagte der Abteilungsdirektor. Die zweite eine Zunahme der freiwilligen Kündigungen der Arbeitnehmenden, insbesondere seit Oktober letzten Jahres. Dieses Phänomen der "großen Resignation" sei zunächst in den USA verzeichnet worden und dann auf die europäischen Arbeitsmärkte übergeschwappt. "Die freiwilligen Kündigungen haben im Schnitt um 27 Prozent zugenommen, wobei die Bereiche des Sozial- und Gesundheitswesens und die öffentliche Verwaltung davon besonders betroffen sind", sagte Luther und kündigte eine besondere Aufmerksamkeit für dieses Phänomen an.
"Diese Phänomene zeigen, wie dynamisch der Südtiroler Arbeitsmarkt auch im Schatten der Pandemie ist. Gerade deshalb ist eine starke Abteilung Arbeitsmarktservice von wesentlicher Bedeutung für das Wirtschafts- und Sozialgefüge Südtirols. Arbeitskräftepotenziale sind zu aktiveren, berufliche Übergangssituationen zu begleiten. Ich bin überzeugt, dass es in Kooperation mit den Sozialpartnern gelingt, die Attraktivität des Südtiroler Arbeitsmarktes zu stärken", schloss Landesrat Achammer.
Zum aktuellen Arbeitsmarktbericht November 2021 – April 2022:
https://www.provinz.bz.it/arbeit-wirtschaft/arbeit/statistik/arbeitsmarktberichte.asp#download-area-idx452283
Zur interaktiven Sektorenstromanalyse:
http://www.provinz.bz.it/arbeit-wirtschaft/arbeit/downloads/arbeitnehmer-woher-kommen-sie-wohin-gehen-sie
jw