Anlässlich des Vatertags präsentiert das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die neuesten Daten zum Elternurlaub von Vätern in der Region Trentino-Südtirol sowie zu den Empfängern des Landesfamiliengelds+, eine finanzielle Leistung, die vom Land Südtirol als Unterstützung für die aktive Vaterschaft gewährt wird. Vor der Coronakrise zeigten die Daten einen langsamen, aber stetigen Anstieg der Anzahl der Väter, die sich fakultative Elternzeit von der Arbeit nahmen. Die verlängerte Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Frühjahr 2020 und die schleppenden Wiedereröffnungen im Jahr 2021 deuteten darauf hin, dass der Vaterschaftsurlaub in der Zeit nach Covid stärker in Anspruch genommen werden würde als in der Vergangenheit. In der Tat können wir heute mit Blick auf die Daten aus dem Jahr 2022 diese Erwartung bestätigen: Elternurlaub wird öfter angefragt und somit bestätigt sich ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass sich Paare die Sorgearbeit stärker aufteilen. Die Ansuchen um den finanziellen Beitrag des Landes derjenigen, die mindestens zwei Monate fakultativen Vaterschaftsurlaub nehmen, sind jedoch rückläufig. Das bedeutet, dass sich weniger Väter längerfristig für ihr Neugeborenes aus dem Erwerbsleben zurückziehen.
Den Vätern die Möglichkeit einzuräumen, flexibler zu arbeiten und sich stärker an der Familienarbeit zu beteiligen, fördert die Gleichstellung der Geschlechter. Dafür bedarf es jedoch einerseits eines Mentalitätswechsels und andererseits einer substanziellen Unterstützung für das entgangene Einkommen. Angesichts der erheblichen geschlechterbedingten Lohnlücke (Gender Pay Gap) zum Nachteil der Frauen ist es unvermeidlich, dass bei niedrigen Löhnen und hoher Inflation derjenige arbeiten geht, der besser verdient– meistens der Mann -, weil sein Lohn entscheidend zum Haushaltsbudget beiträgt. „Die ASWE-Daten für das Jahr 2023 bestätigen in der Tat das, was wir bereits befürchtet hatten, und zwar, dass im Jahr 2023 – angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten – die Anträge für das Landesfamiliengeld+ abgenommen haben. Dieses erhält man bei einer mindestens zweimonatigen Abwesenheit vom Arbeitsplatz aufgrund von Elternzeit", betont AFI-Präsident Andreas Dorigoni.
Trentino-Südtirol - Fast 5.000 Väter im obligatorischen Vaterschaftsurlaub
Jahr 2022 nahmen fast 5.000 in der Privatwirtschaft beschäftigte Väter mit Wohnsitz in der Region Trentino-Südtirol einen obligatorischen Vaterschaftsurlaub in Anspruch – eine Zahl, die im Vergleich zu den Vorjahren stark angestiegen ist. Diese Maßnahme, die bereits für die Jahre 2013-2015 versuchsweise eingeführt wurde, zielt darauf ab, beide Eltern zu unterstützen und wurde 2022 durch das neue Gesetzesdekret 105/2022 strukturell verankert: „Mit diesem Gesetz soll die Gleichstellung der Geschlechter vorangebracht werden, indem die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt und die gerechte Verteilung der familiären Betreuungsaufgaben gefördert werden", erklärt Donatella Califano, Vizepräsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit.
Mehr Väter in fakultativer Elternzeit, aber nicht länger als 30 Tage
Zwischen 2009 und 2019 ist die Zahl der Väter, die Elternurlaub nahmen, in der Region langsam, aber stetig gewachsen: Der Anteil von Vätern in fakultativer Elternzeit stieg von 10,6% auf 25,3% der Gesamtzahl der Anspruchsberechtigten, d. h. der Summe von Männern und Frauen. „Im Jahr 2022 erhöhte sich dieser Anteil weiter auf 26,5% - ein ermutigendes Zeichen, das darauf hindeutet, dass der Bewältigung der familiären Verpflichtungen nach den Erfahrungen der Covid-Jahre mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nichtsdestotrotz ist die Elternzeit von Vätern nach wie vor kürzer als jene der Mütter – das scheint sich auch nicht wesentlich zu ändern. Im Jahr 2022 beträgt die Dauer der fakultativen Elternzeit von Vätern 31 Tage (bei Müttern 72 Tage), was genau der maximalen Dauer für eine 100-prozentige Bezahlung gemäß den meisten nationalen Kollektivverträgen entsprich. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Beibehaltung der vollen Bezahlung diese Entscheidung wesentlich mitprägt“, stellt AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi fest.
Die Rolle des Landesfamiliengelds +
Wie bereits von Expertinnen und Experten in der öffentlichen Anhörung im Februar 2018 im Europäischen Parlament festgestellt wurde, "muss der Elternurlaub angemessen vergütet werden, denn wenn er nicht bezahlt wird oder die Vergütung wesentlich niedriger liegt als das Gehalt, können sich viele Menschen ihn einfach nicht leisten". Genau in diesem Sinne funktioniert die Maßnahme des Landesfamiliengelds+ – eine finanzielle Unterstützung der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung (ASWE) des Landes Südtirol - die jenen Vätern gewährt wird, die sich für die fakultative Elternzeit entscheiden. Im Jahr 2023 gab es 70 Bezieher des Landesfamiliengelds+, welche sich auf alle Altersgruppen verteilten, wobei die Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen am stärksten vertreten ist. Der gezahlte Zuschuss belief sich zumeist auf 800 Euro pro Personen, was genau zwei Monatszahlungen entspricht.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte bei juristischen Fragen an die Vizepräsidentin des Beirates für Chancengleichheit, Donatella Califano (T. 335 122 71 69, donatella.califano@sgbcisl.it), bei statistischen Fragen an die AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi (T 0471 41 88 40, maria-elena.iarossi@afi-ipl.org)
Stellungnahme von Arbeits-Landesrätin Magdalena Amhof
"Als Landesregierung sind wir uns bewusst, welch wichtiges Signal von der Förderung des Vaterschafts-urlaubs ausgeht, denn Chancengleichheit und die bessere Vereinbarkeit erfordert auch eine stärkere Beteiligung der Väter an der Sorgearbeit.“