Schlanders/Ausstellung - Gianni Bodini hat seit Jahrzehnten die Bergwelt und die Bewohner in den Alpen fotografiert und mehrere Bücher geschrieben. 2014 hat Bodini die Nummer 86 der Kulturzeitschrift Arunda koordiniert und zusammen mit anderen Autoren über die alte Römerstraße „Via Claudia Augusta“ geschrieben und ein umfangreiches Fotomaterial vorgelegt. Vor fünf Jahren wurde er deshalb kontaktiert, um Fotos über einen anderen Römerweg in der Wüste Arabiens zu machen. Als Hobbyarchäologe war er sofort begeistert und machte sich auf den Weg in eine ganz neue Region. In den letzten 5 Jahren ist Gianni Bodini mehrmals in das Nationalparkgebiet „Wadi El Gemal“ im Süden Ägyptens gereist und hat Felsenzeichnungen, Überreste von Straßen, Brücken und Brunnen fotografiert. Er ist angetan von der kargen Landschaft, den Felsen und dem Gebirge. Aber richtig fasziniert ist er von den Menschen, die in dieser Wüstenregion leben. Es ist das Volk der Ababda, die früher als Karawanenführer die Waren durch die Wüste transportiert haben und heute Touristen durch ihre alte Kulturlandschaft führen möchten. Viele Erwachsene und Kinder der Ababda kennen Gianni. Er hat einige Worte Arabisch gelernt und sie einige italienische Redewendungen. Denn es sind vor allem italienische Touristen, die im Gorgonia Beach Resort, einem 4-Sterne-Hotel in der Nähe des Küstenortes Marsa Alam Urlaub machen. Gianni Bodini hat nicht nur ein Buch und eine Broschüre mit Bildern und kurzen Texten herausgegeben, sondern hilft auch mit, Einheimische zu Touristenführern auszubilden. Dunja Tassiello, die Gemeindereferentin von Schlanders, hat in diesem Gebiet Urlaub gemacht und vom Engagement von Gianni Bodini erfahren. Im letzten Jahr kam eine Delegation aus dieser Region nach Schlanders. Bei der Ausstellungseröffnung am 4. März berichtete die Gemeindereferentin mit großer Begeisterung von diesen Begegnungen und dankte Gianni Bodini für die fantastischen Fotos über diese Wüstenlandschaften, die Pflanzen und Tiere, aber vor allem von den Menschen dieser Wüstenregion. Die Ausstellung kann noch bis am 26. März im Eingangsbereich der Bibliothek Schlandersburg besichtigt werden. (hzg)
FF Tartsch - Der Kommandant Martin Telser und weitere Ausschussmitglieder berichteten über verschiedene Tätigkeiten im abgelaufenen Jahr. Dabei rückte die Wehr 16 Mal aus, darunter waren Brandeinsätze, technische Hilfeleistungen und Unwettereinsätze bei den heftigen Schneefällen im November. Berichtet wurde über Übungen und Fortbildungen verschiedenster Art, Weiterbildungen an der LFS und Brandschutz- und Ordnungsdienste, wobei 1319 Stunden von den Männern und Frauen der FF Tartsch geleistet wurden. Ein besonders erfreulicher Punkt war der Übertritt von 5 Jugendfeuerwehrmitgliedern in den aktiven Dienst. Somit zählt die Wehr 38 Aktive und 9 Jugendmitglieder. Der Kommandant nutzte die Vollversammlung, um vor versammelter Mannschaft Danke zu sagen und langjährige Mitglieder für ihren wertvollen Dienst auszuzeichnen. Othmar Hellrigl scheidet altersbedingt aus dem aktiven Dienst aus und wurde als Ehrenmitglied in die Tartscher Wehr aufgenommen. Hansjörg Eberhöfer erhielt für seine 25-jährige Tätigkeit das Verdienstkreuz in Silber. Die Ehrung wurde durch den Bezirksfeuerwehrpräsident Manfred Thöni und dem Vizebürgermeister Josef Thurner vorgenommen.
Einer der letzten Tagesordnungspunkte war die Neuwahl des Feuerwehrausschusses. Unter dem Vorsitz des VizeBM wurden Kommandant Martin Telser, Kommandant-Stellvertreter Robert Telser und die 3 Ausschussmitglieder Martin Eberhöfer, Norman Punter und Andreas Telser in ihrem Amt bestätigt.
Schlanders/Kulturhaus - Unter dem Motto „Kreativ Alltagsgrenzen überschreiten“ organisierte der Bildungsausschuss Schlanders am letzten Wochenende im Februar im Kulturhaus von Schlanders eine Ausstellung von Handarbeiten und Malereien.
von Heinrich Zoderer
Diese Ausstellungen von Hobbykünstlern, Freizeitmalern und kreativen Personen gibt es seit 1996 alle zwei Jahre. In diesem Jahr konnte Gudrun Warger, die Präsidentin vom Bildungsausschuss insgesamt ganz unterschiedliche Werke von 17 Personen aus Schlanders präsentieren. Wie die erkrankte Kulturreferentin Monika Wielander Habicher in einer Grußbotschaft mitteilte, ist es immer interessant zu erleben, welche Talente und kreative Personen es im Dorf gibt. Auch die Gemeindereferentin Dunja Tassiello und Monika Wunderer, die Präsidentin des Kulturhauses, lobten die Kreativität der Aussteller, die Neues ausprobieren und mit verschiedenen Materialien interessante Arbeiten herstellen. Im Eingangsbereich des Kulturhauses wurden Malereien ausgestellt und im großen Saal verschiedene Handarbeiten aus Holz, Ton, Wolle, Metall und Stoffen. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung am 28. Februar von der Singgemeinschaft Schlanders, zusammen mit dem Kirchenchor von Stilfs unter der Leitung von Christina Plieger Mayr.
pr-info VION - Im Schnalstal ist seit kurzem eine weitere Ladestation für E-Autos im Vinschgau aktiv. Der lokale Stromversorger VION hat in Schnals beim Haus der Gemeinschaft eine Schnellladestation (Hypercharger und Typ 2) in Betrieb genommen.
Damit ist es in den Seitentälern des Vinschgau nach Martell auch in Schnals möglich, E-Autos mit Strom aufzuladen.
Dem Ziel, in jeder Gemeinde des Vinschgau bzw. in jeder Mitgliedsgemeinde von VION eine Ladestation bereitzustellen, ist man damit einen großen Schritt näher gekommen.
Der Vinschgau ist für die E-Mobilität fit - bis hinein in die Seitentäler. Die Infrastrukturen, die in manchen größeren Städten etwa in Deutschland noch fehlen, stehen im Vinschgau bereit. Man ist sich bewusst, dass die E-Stationen noch einige Zeit benötigen werden, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Aber: Wann der Durchbruch für die E-Autos kommen wird, weiß man noch nicht genau. Was man allerdings weiß: Der Durchbruch wird kommen.
BM Karl Josef Rainer und VION Direktor Alexander Telser freuen sich jedenfalls über den Schritt in die Zukunft, der nun auch in Schnals gesetzt worden ist. Für Einheimische und Gäste, die mit E-Autos unterwegs sind, wird so auch das Schnalstal kein blinder Fleck in Sachen E-Mobilität mehr bleiben. Die Finanzierung der Ladestationen in der Peripherie erfolgt zum Teil aus den Stromerlösen aus der Marteller Konzession und zum Teil aus einem EU-Projekt.
Info: Kontakt / Erklärung VEK/VION - Das Vinschgauer Energie Konsortium, kurz VEK, ist der lokale Netzanbieter Vorort und die Strommarke nennt sich, Vinschgau On, kurz VION. Sie erreichen uns während den Bürozeiten unter 0473 057300. Gerne können Sie uns jederzeit mit Ihren Anliegen eine Mail an info@vion.bz.it senden.
Taufers i. M. - Am Abend des 28. Februar 2020 erklang im Wartesaal des Arzt-Ambulatoriums in Taufers i. M. ganz plötzlich beschwingte Blasmusik. Die „Tauferer Wirtshausmusikanten“ waren gekommen, um ihren Gemeindearzt Helmut Rauner an seinem letzten Arbeitstag mit einem musikalischen Ständchen in die Pension zu verabschieden. „Es war für mich eine maximale Überraschung, die ich mir nicht erwartet hätte“, freut sich Rauner.
Über 38 Jahre stand Helmut Rauner seinen Patientinnen und Patienten in Taufers i. M. in drei wöchentlichen Sprechstunden zur Verfügung und zwar jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag für rund zwei Stunden. Und er kümmerte sich auch im Rahmen des Bereitschaftsdienste um sie, genauso wie um seine Patientinnen und Patienten in Glurns. Nach seinem Studium an der Medizin-Uni in Innsbruck und einer anschließenden zweijähriger Praxisausbildung in allen Abteilungen des Krankenhauses von Meran trat Rauner im August 1981 als Gemeindearzt seinen Dienst im Arztkonsortium Glurns, Schluderns und Taufers an und übernahm die medizinische Betreuung von rund 3.000 Menschen. Damit entlastete er die Gemeindeärzte Martin Brugger und Hans Waldner, die bisher von Mals bzw. von Graun aus die Menschen in den drei Orten umsorgt hatten. Nachdem Schluderns 1988 einen eigenen Arzt bekommen hatte, konnte auch Rauner entlastet werden. Fortan kümmerte er sich um die rund 1.600 Patientinnen und Patienten in Glurns und Taufers i. M. Und das tat er fürsorglich, menschlich und mit großem Einfühlungsvermögen, wie Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch unterstrich. Sie war ebenfalls zur Verabschiedung gekommen und bedankte sich im Namen der Bevölkerung von Taufers bei Rauner für seinen langjährigen Einsatz. Sie und alle Anwesenden wünschten ihrem langjährigen Arzt alles Beste für den Ruhestand.
Die Musikanten/innen sangen ihm zum Abschied - und gewissermaßen als Botschaft für die Zukunft - das Lied „Lasset uns das Leben genießen“, bei dem Rauner gerührt mit einstimmte. Anschließend gab’s noch ein kleines Buffet in der Gemeindestube. (mds)
3 Frühlingsblumen pro Minute – 1000 € Spendenerlös: Bereits seit 20 Jahren organisieren die SVP-Frauen landesweit die Primelaktion zugunsten der Krebsforschung. Ein ganzer Strauß an bunten Frühlingsblumen erwartete alle Unterstützerinnen am traditionellen Stand in Naturns. Das gute Wetter stellte sich pünktlich zum Tag der Frau ein, so dass ein Reinerlös für diesen guten Zweck von über stolzen 1000 € in die Spendenkasse floss.
Buchtipp - Eine Mauer im Kinderzimmer
Sophie Siers und Anne Villeneuve: Hallo Donald Trump (Esslinger, 2019)
Höchste Zeit für einen Kinderbuch-Tipp! Trump?! Oh ja, auch die Kleinen kennen den amerikanischen Präsidenten. Seine Überpräsenz in den Medien, die markigen Sprüche und auch die wasserstoffblonde Haarpracht tragen dazu bei. In diesem Buch ist aber nicht er die Hauptfigur, sondern ein Bub namens Sam wird zum Briefeschreiber und lässt in seinen Zeilen an Trump Dampf ab. Weil sein größerer Bruder ihn andauernd nervt, überlegt er sich nach dem Vorbild des hitzigen Politikers im Kinderzimmer eine Mauer hochzuziehen. Die ferne Weltpolitik rückt näher, plötzlich wird Mexiko zum Bett des Bruders. Vom Projekt wenig begeistert sind Sams Eltern, dennoch nehmen sie seinen Kummer ernst und widmen ihm Zeit und geduldige Beratung. So entwickelt sich eine empfindsame Geschichte über das Streiten und Sich Vertragen.
Sams Briefe belegen, dass politische Botschaften in Kinderköpfen weiterarbeiten können und viele Fragen aufwerfen. Dabei gehört eine Buchseite jeweils Sam und seinen Ideen, daneben erzählen schelmische Illustrationen die Versuche, Donald Trump den Brief zuzustellen. Eine tiefgründiger Lesespaß für Kinder ab dem Grundschulalter.
Maria Raffeiner
Am 12. März 2020 feierte Leonardo Pellissetti seinen 80. Geburtstag. Vor 52 Jahren kam der gebürtige Friulaner mit seiner Frau, einer gebürtigen Wienerin, in den Vinschgau. Heute ist er weitum bekannt, denn er wirkte als Lehrer, als Chef des „Circolo Culturale“ und als Redakteur.
Von Magdalena Dietl Sapelza
Viele kennen den Leonardo in seiner ungeniert herzlichen Art. Er liebt das Tal, die Menschen und sein Dorf. „Ich bin in Schlanders verliebt“, betont er. „Si deve abbracciare l’ intero paese, (Man muss das ganze Dorf umarmen). Meine Frau und ich sind Tiroler geworden.“ Leonardo spricht neben Italienisch auch Deutsch, genauer gesagt den Vinschger Dialekt.
Geboren wurde er 1940 in Rovigo. Nachdem sein Vater, ein Ingenieur, zum Kriegsdienst einberufen worden war, übersiedelte seine Mutter mit ihm und seiner älteren Schwester nach Casarsa zur Tante, der Gräfin De Concina. Der Vater kehrte 1945 zurück und zog mit Frau und Kindern nach Pordenone, wo er wieder eine Stelle als Ingenieur bekam. Fünf Jahre später ging‘s zurück nach Rovigo. Inzwischen hatte Leonardo noch vier weitere Geschwister bekommen und alles schien gut. Dann starb der Vater ganz plötzlich an Herzversagen. Mutter und Kinder fanden erneut Zuflucht bei der Gräfin. Nach der Matura unterrichtete Leonardo in Azzano und begann das Fernstudium in Geschichte und Philosophie an der Universität Padua. Dieses führte ihn 1966 zum Sommerkurs der Universität nach Brixen. Dort traf er auf die fesche Wiener Lehrerin Sylvia Wessely, die einen Italienischkurs besuchte. Er lud sie zu einem Kaffee ein und verliebte sich. Er war fasziniert von der jungen Frau und von der Stadt Wien, von der sie ihm erzählte. Schon kurz darauf besuchte er sie dort. Im Juli 1968 führte er sie in der Wiener Minoritenkirche zum Altar. Das Paar bewarb sich in der Mittelschule Mals und begann dort zu unterrichten, er als Italienischlehrer, sie als Deutschlehrerin. Leonardo besuchte sofort einen Deutschkurs. „Ich habe das aus Respekt vor der Bevölkerung getan“, betont er.
1970 promovierte er und wechselte ins Realgymnasium nach Schlanders. Nachdem auch Sylvia in der dortigen Mittelschule eine Stelle als Werklehrerin bekommen hatte, zog die Familie – nach einem wohnungsmäßigen Zwischenstopp in Naturns und inzwischen mit drei Söhnen – in den Vinschger Hauptort.
Leonardo ging stets offen auf die Menschen zu und brachte sich in das gesellschaftliche Leben ein. Er trainierte die Schlanderser Jugend-Fußballmannschaften und trat dem italienischen Kulturverein „Circolo Culturale Val Venosta“ bei, dessen Präsident er 1980 wurde und heute noch ist. Er organisierte Ausstellungen, Theater-Fahrten und verwirklichte sogar Filmprojekte. Für die Verdienste im „Circolo“ wurde ihm 2007 der Titel „Cavaliere“ verliehen, was ihn sehr stolz macht. „Sogar die SVP hat das unterstützt“, freut er sich.
Jahrzehntelang war Leonardo als unübersehbarer Bezirks-Berichterstatter für die Tageszeitung „Alto Adige“ tätig und als Sportberichterstatter zuerst für die „Schlanderser Rundschau“, dann für den „Der Vinschger“ und schließlich für den „Vinschgerwind“. Die Fußballplätze waren gewissermaßen sein zweites Zuhause. In seiner oft überschwänglichen Art pflegte er Kontakte, wünschte allen „alles, alles Gute“ und geizte nicht mit Komplimenten.
Die Berichte für die lokalen Blätter schrieb er in deutscher Sprache. Da er dabei in Italienisch dachte, stellte das die Lektoren oft auf eine harte Probe. 2005 ging Leonardo als Lehrer in Pension. Nach gesundheitlichen Problemen vor zwei Jahren trat er auch als Redakteur kürzer und legte die Sportredaktion des „Vinschgerwind“ in jüngere Hände. Die Redaktion besucht er jedoch noch täglich, wenn er sich nicht gerade in seinem Weingut in Casarsa oder in Wien aufhält. Er sortiert alte Fotos, bringt Altpapier zum Recyclinghof, lädt zum Kaffee ein.
An seinem 80. Geburtstag war ihm das wegen der derzeitigen Corona Krise nicht möglich. Denn erstmals waren alle Gasthäuser geschlossen. Angestoßen wurde nur im Büro. Er bedauerte, dass es den Gratulantinnen auch nicht erlaubt war, ihn zu küssen und meinte: „E`il compleanno più triste della mia vita“ (Es ist der traurigste Geburtstag in meinem Leben).
Prad - Bei der Ausstellung in Memoriam des Prader Künstlers Hans Ebensberger im Hauptsitz der Raiffeisenkasse Prad-Taufers im vergangenen Dezember war ein Akt zu betrachten. Das Bild hatte der Kunstexperte und Kunstsammler Walter Rainer aus Wiesen Pfitsch für die Ausstellung zur Verfügung gestellt und dann auch noch einem guten Zweck gewidmet. Im Hauptsitz und in den Filialen der Raiffeisenbank konnten Interessierte Käufer ein Monat lang Angebote abgeben.
Der Ebensberger Akt wurde schließlich dem Höchstbietenden übergeben. Dieser will jedoch anonym bleiben. Wie viel er für das Bild bezahlt hat, soll auch nicht an die Öffentlichkeit. Und das wird respektiert.
Nur so viel sei verraten: Die Verantwortlichen der Raiffeisenkasse Prad-Taufers stockten den Betrag auf 2.500 Euro auf. Das Geld wurde kürzlich einer bedürftigen Familie mit mehreren Kindern im Einzugsbereich der Raiffeisenkasse Prad-Taufers übergeben, die eine Unterstützung bitter nötig hat. Der Raika-Obmann Karl Heinz Kuntner dankte dem Käufer und in erster Linie dem Spender Rainer für die großartige Geste. (mds)
Aus dem Gerichtssaal - Diese Drohung an aufsässige Kinder hat natürlich nichts mit dem gleichnamigen vormaligen Primar am Krankenhaus Schlanders, Dr. Hermann Zingerle, zu tun. Der würde sich auch wahrscheinlich nicht als Kinderschreck eignen. Im Gegenteil, durch seine freundliche und liebenswürdige Art begleitet von dem ihm eigenen, manchmal leicht ironischen Lächeln war er nicht nur bei den Kleinen, sondern auch bei großen Patienten ausgesprochen beliebt.
Die Rede ist vielmehr von dem in der Nachkriegszeit als „Ungeheuer von Tirol“ in die Kriminalgeschichte eingegangenen Frauenmörder Guido Zingerle. An den Schrecken, den damals die bloße Nennung des Namens auslöste, kann ich mich persönlich aus meiner Kindheit erinnern. Eine Episode beim Viehhüten in den Laaser Leiten lässt mir heute noch die Grausbirnen aufsteigen: Wir hockten in einer Erdhütte um ein Feuer zusammen, als ein Stein über das Dach rollte begleitet von einem schrillen Schrei: „Der Zingerle!“ Unsere Kinderherzen sackten in die Hosen, wir saßen kreidebleich in der Hütte, bis sich aufklärte, dass uns ein anderer Hüterbub einen üblen Streich gespielt hatte.
Wer war nun dieser Unhold? Guido Zingerle wurde 1902 in Tschars als uneheliches Kind geboren, seine Mutter gab ihn zu Pflegeeltern nach Vals bei Mühlbach, die ihn mit Schlägen großzogen. Er durchlebte eine schreckliche Kindheit. Der Makel des ledigen Kindes haftete rücksichtslos an ihm und ließ ihn zum Außenseiter werden. Von daher auch sein abgrundtiefer Hass auf Frauen. Er hielt es nirgends lange aus und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Das Schmuggeln war seine Leidenschaft, in den Wäldern fühlte er sich wohler als unter Menschen. Dort baute er sich ausgestattete Höhlen, in die er seine Opfer verschleppte und vergewaltigte. Das erste Opfer Zingerles war die junge Lehrerin Gertrud Kutin aus Bozen, die er im Mai 1946 bei Glaning entführte, vergewaltigte und unter schweren Steinen begrub, bis sie schließlich nach mehreren Tagen qualvoll starb. Kurze Zeit später vergewaltigte er bei Karneid ein 15-jähriges Mädchen, einige Zeit danach am Patscherkofel eine englische Touristin. Im August 1950 wurde der mehrfache Sexualmörder nach fünfwöchiger Verfolgung der Polizei aus Nord- und Südtirol in einer Almhütte bei Vals bei Mühlbach schließlich verhaftet und nach Prozessen in Bozen und Innsbruck zu mehrfacher lebenslänglicher Haft verurteilt. Zingerle starb im August 1962 im Gefängnis von Turi bei Bari an Leberkrebs.
Seither hat der Name seinen Schrecken verloren. Heute würden Kinder, wenn überhaupt, dann mit anderen Mitteln geschreckt.
Peter Tappeiner, Rechtswanwalt
peter.tappeiner@dnet.it