„Der Stellenwert vom Brennstoff Holz ist enorm gestiegen“

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v. l. Johannes Tappeiner, Hanspeter Schwemm, Helmuth Holzner und Richard Schupfer, es fehlt im Bild Christian Eberhart v. l. Johannes Tappeiner, Hanspeter Schwemm, Helmuth Holzner und Richard Schupfer, es fehlt im Bild Christian Eberhart

Die Vinschger Feger und den Vinschgerwind verbindet seit Jahren eine wertvolle Zusammenarbeit. Seit fast 10 Jahren ist es lieb gewordene Tradition zu Jahresende ein Interview über aktuelle Themen zu führen.

Vinschgerwind: Das Thema Energie ist nach wie vor ein sehr gefühltes.
Hanspeter Schwemm: Der Stellenwert vom Brennstoff Holz ist durch die Energiekrise enorm gestiegen. Holz wächst vor der Haustüre und wir sind weder vom Weltmarkt, noch von russischem Gas abhängig. Die Energiekrise hat uns die Abhängigkeit vor Augen geführt. Mit Holz als Brennstoff können wir lokal handeln. Den Wunsch nach Unabhängigkeit merkt man bei den Kunden ganz stark. Die Nachfrage nach Öfen hat in den vergangenen Monaten enorm zugenommen.

Vinschgerwind: Dann kann man der Energiekrise zumindest diese Trendwende als positiv zuschreiben.
Johannes Tappeiner: Ja, auf EU-Ebene tendiert man generell in Richtung alternative Energien zu gehen, was ja nicht ganz falsch ist, jedoch sollte der Brennstoff Holz zusätzlich nicht außer Acht gelassen werden. Die Generationen vor uns haben alle mit Holz geheizt. Weil es einfach Sinn macht.

Vinschgerwind: Durch Schnee- und Windwurf und den Borkenkäfer ist zudem viel Schadholz in den Wäldern, das aufgearbeitet werden will.
Helmuth Holzner: Richtig.
Richard Schupfer: Holzbefeuerte Anlagen haben mittlerweile hohe Verbrennungsstandards erreicht und können zum Beispiel in einem Klimahaus als Ergänzung zu einer Wärmepumpe installiert werden.

Vinschgerwind: Das heißt in Qualität zu investieren macht sich bezahlt.
Richard Schupfer: Auf alle Fälle. Der Kunde soll bereit sein, in Qualität zu investieren, das heißt in emissionsarme und effiziente Feuerstätten.
Hanspeter Schwemm: Die Hersteller haben nachgerüstet. Wir sind auf einem hohen Niveau. Wir haben heute Öfen, deren Abgaswerte weit unter dem Grenzwert liegen, also es sind immer mehr emissionsarme Öfen auf dem Markt.
Johannes Tappeiner: Beim Ankauf von Feuerstätten sollte darauf geachtet werden, ob diese die „ 4 bzw. 5“ Sterne, die italienische Abgasklassifizierung, erfüllen. Achtung beim Ankauf von alten, gebrauchten Herden und Öfen, welche diese Standards nicht erfüllen und oft keinen Anschluss für die externe Verbrennungsluftzufuhr haben.
Helmuth Holzner: Es ist in der Praxis wirklich oft so, dass manche den Ofen online kaufen und wir Kaminkehrer sollen diesen dann anschließen. Das geht einfach nicht.
Richard Schupfer: Das geht wirklich nicht. Das bringt nur Probleme, die man sich sparen kann, wenn man hier im Fachhandel bleibt. Das ist wichtig, weil da einfach auch der Service gegeben ist. Der Fachhändler erklärt dem Kunden, wie der Ofen handzuhaben ist. Erschreckend ist, und das ist mir in den vergangenen Wochen aufgefallen: Die Leute können einfach nicht mehr richtig heizen. Es braucht die richtige Handhabe des Betreibers, sonst nützt der beste Ofen nichts.

Vinschgerwind: Was heißt richtige Handhabe?
Hanspeter Schwemm: Das heißt der Brennstoff muss von oben nach unten verbrennen. Die größeren Holzscheite kommen nach unten geschichtet und die Spanlen mit der Anzündhilfe werden darauf gesetzt. Mit diesem System optimiere ich meine Verbrennung. Der Holzstock brennt von oben nach unten, das führt zu einer verbesserten Verbrennung und zu einer erhöhten Energieausbeute. Das funktioniert eigentlich bei jeder Feuerstelle einwandfrei und ist optimal. Also: Man sollte das Holz gitterähnlich aufschichten, mit genügend Abstand dazwischen. Es ist wichtig, dass das Holz luftumspült und nicht in sich verkeilt ist, denn nur so kann eine saubere Verbrennung gelingen und ein optimaler Wirkungsgrad der Anlage erzielt werden. Und dann sollten eben - entgegen alter Gewohnheiten - Holzspäne und Anzündhilfen nicht unter, sondern auf das geschichtete Holz gelegt werden. Dadurch verbrennt das Holz sauber, sprich schadstoffarm.
Richard Schupfer: Die Handhabe und die richtige Menge Holz sind wichtig.
Hanspeter Schwemm: Ja genau, wie heißt es so schön: Ein Scheit allein brennt halt nicht. Das Feuer muss lodern, der Ofen muss mit mehreren Scheitern betrieben werden und eben nicht nur mit einem. Jeder Ofen braucht die richtige Brennstoffmenge, damit er funktionieren kann. Die richtige Brennstoffmenge heißt, der Brennraum ist so zu befüllen, wie es der Hersteller oder der Hafner vorschreibt. Da geht der Appell an jeden einzelnen Betreiber: Man sollte sich bemühen, ein möglichst sauberes Feuer zu machen. Das ist einfach wichtig.

Vinschgerwind: Was darf nicht verheizt werden?
Johannes Tappeiner: Sagen wir es umgekehrt: In eine Feuerstelle gehört nur unbehandeltes Holz.
Helmuth Holzner: Papier gehört auf den Recyclinghof und nicht in den Ofen oder Herd. Müll im Allgemeinen gehört in keine Feuerungsanlage, das reduziert die Lebensdauer, kann bis hin zu einem Kaminbrand führen und die Schadstoffe entweichen nicht alle über den Kamin, sondern bleiben zu einem Teil im Raum. Ich schade also mir, meiner Familie und meinem Umfeld.
Johannes Tappeiner: Was man in diesem Zusammenhang auch sagen muss: Ein Kohlenmonoxid- und Rauchmelder gehört in jeder Wohnung installiert. Das ist kein Muss in Italien, aber eine Empfehlung, die wir Kaminkehrer dringend ausgeben. Einfach, um ruhig schlafen zu können.
Vinschgerwind: In der Krise hat sich auch gezeigt: Wer in der Planung, also in der Bauphase, schon einen Kamin vorgesehen hat, für den war es relativ einfach nachzurüsten.
Johannes Tappeiner: Man sollte bei der Planung immer vorausdenken. Wenn jemand beim Neubau keinen Kamin will, dann sollte er zumindest einen technischen Schacht vorsehen. Da kann man in einem zweiten Moment einen Kamin einziehen und eine Feuerstelle errichten. Das bringt ja auch einen Mehrwert für eine Wohnung und das Haus mit sich. Das wird von Bauherren gerne vernachlässigt oder einfach nicht bedacht.
Helmuth Holzner: Im Laufe der Jahre ändern sich auch die Bedürfnisse und dem muss man einfach Rechnung tragen. Ich weiß ja heute nicht, ob ich in 10 Jahren vielleicht doch eine Feuerstelle will. Wenn ich keinen Kamin habe, dann nehme ich mir alle Möglichkeiten in Zukunft eine Feuerstelle zu installieren, um morgen unabhängig von fossilen Brennstoffen zu sein, weil wir einfach Holz vor der Haustüre in Hülle und Fülle haben.

Vinschgerwind: Die Mitarbeitersuche ist ein Dauerbrenner bei den Kaminkehrern.
Helmuth Holzner: Es ist bei uns wie bei allen Branchen auch: Wir sind laufend auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.
Johannes Tappeiner: Der Kaminkehrerberuf hat nicht nur mit der traditionellen Kaminreinigung zu tun, sondern ist ein abwechslungsreicher Job. Man hat viel Kundenkontakt, das Arbeitsfeld ist sehr breitgefächert wie zum Beispiel Kamininspektionen mit der Kamera unter anderem auch bei Lüftungsanlagen, Kaminsanierungen, Druckproben bei Kaminen, Abgasmessungen Beratungen usw. und am Jahresende auch Glücksbringer!
Helmuth Holzner: Kaminkehrer ist auf jeden Fall kein einseitiger Beruf.
Hanspeter Schwemm: Und es steckt immer mehr Technik und Wissen dahinter. Allein die verschiedenen Arten von Heizanlagen, Pelletsöfen usw. Verbrennungsstechnik, Normen und Gesetze und allgemein im energetischen Bereich.
Richard Schupfer: Der Kaminkehrer ist nicht mehr nur Kaminkehrer, sondern ein Kaminfachmann.

Vinschgerwind: Ein Blick in die Zukunft.
Richard Schupfer: Es gibt eine Neuigkeit. In den nächsten drei Jahren startet in Südtirol ein Pilotprojekt: Die Kaminkehrer werden vor Ort eine Beratung über die Handhabung der Feuerstätten geben und eine Erfassung der bestehenden Anlagen machen. Details werden noch in den Medien bekannt gegeben.

Interview: Angelika Ploner

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