So klein aber ... Auch hier, am Fuße der Königsspitze können wir sehen, wie winzig wir sind. (links im Bild) So wie der Borkenkäfer, der, obwohl er so klein ist, ganze Wälder vernichten kann. Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Vorspann: Laurenz Stockner führt durch das Haus59, als würde er schon länger hier wohnen. Als wären sie immer schon hier gewesen, fügen sich seine Metallobjekte in die Einrichtung des Hauses ein. Sie laden zur Betrachtung ein, betrachten selbst. Dabei bespielt der Kunstschmied aus St. Andrä bei Brixen das Haus59 im Stilfser Karmatschweg nur eine intensive Sommerwoche lang. Von den Besitzern Karin Dalla Torre und Thomas Pichler eingeladen, führt er seine Objekte in Metall mit dem Vinschger Knappendorf zusammen.
Dachzeile: Kultur
Redakteur: Maria Raffeiner
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Was aus dem Berg gekommen ist, kehrt zum Berg zurück, wenn auch zu einem anderen. Es sind Gefäße aus Prettauer Kupfer, aus Bronze und Eisen, die zu Gesprächen anregen und Menschen nach Stilfs ziehen. Dort setzen sie sich in der Stube an den Tisch und geraten, vom Geist des renovierten Bauernhauses und der Kunst beseelt, ins Erzählen. Über Formen philosophieren, von Farben reden, Flächen berühren, den Blick über die Dächer schweifen lassen. Laurenz Stockner, 54, schwärmt von der besonderen Atmosphäre des Dorfes. Er hat die frühherbstlich scharfen Konturen des Ortlers gesehen und im Gasthaus die Stilfser getroffen. Hier scheint er sich wohlzufühlen, seine Kunst tut es auch. Von April bis Juni hatte er einige seiner Objekte in einer Ausstellung auf Schloss Tirol präsentiert. Am Haus59 schätzt er das Nahbare der Kunst, es lasse mehr Annäherung zu als ein Museum. Keine Vitrinen, sondern die filigranen Kupferschalen auf dem Bett, Bronzearbeiten auf dem Fensterbrett, wie angeschmolzen Objekte auf dem Holzboden. An den Wänden hängen Werke von Vinschger Künstler:innen wie Jörg Hofer, Anna Wielander Platzgummer, Karl Plattner. „Ich hätte alles abhängen können“, sagt Stockner, „doch dann würde etwas fehlen.“ Die Kunst miteinander kommunizieren zu lassen, mit ihr und über sie in Verbindung zu kommen, das ist es, was den Künstler anregt. Im Schlafzimmer befindet sich eine Arbeit aus der Serie „Hyle“, aus schwerem Stahl geschmiedet. Ein ausgefräster Block kommt in das Schmiedefeuer, bis er bei höchster Hitze zu schmelzen beginnt. Stockner zeigt ein Foto, wie Hephaistos steht er am hohen Feuer und trotzt ihm zum richtigen Zeitpunkt das Material ab, um es zum Kunstwerk zu erheben. Daneben aufgezogene Kupfergefäße, die stundenlang mit dem Hammer bearbeitet wurden. „Handwerklich gesehen ist das die Königsklasse“, beschreibt Laurenz Stockner das Erreichen der gewünschten Formsprache. In der Suche nach Form und feinen Nuancen steckt für ihn der Antrieb. Den Schaffensprozess sieht er eng mit dem Experimentieren verknüpft, weshalb das Erarbeiten von neuen Serien und Techniken viel Raum einnimmt. Vor einigen Jahren war es das Rund-Ovale, jetzt zieht es ihn zu zylindrischen Formen. Dass er eher zum Metall als zum Holz passe, habe sein Vater beobachtet, denn in der Familientradition hatte das Tischlerhandwerk Bestand. „Schmied zu sein ist eine Charaktersache“, ist Laurenz Stockner überzeugt. Das Feuer, das Formen, das sich widersetzende Material, das Spiel mit den Elementen und das körperliche Bezwingen des Metalls ist nicht jedermanns Sache. Auf einem Hof in Karnol betreibt er eine kleine Schmiedewerkstatt mit Kupferschmelzofen, dort verwandelt er Metall in seine Auftrags- und Kunstwerke. Im Vorbeigehen bringt Stockner ein Bronzegefäß zum Klingen. Glockenhell durchdringt ein Ton das kleine Haus am Stilfser Hang. Die Holztreppe knarzt. Da kommen Gäste, die sich geschmolzen – geschmiedet – getrieben, so der Titel der Sommerausstellung, ansehen möchten und den Austausch mit dem Künstler suchen.
Vorspann: Andreas Wunderer – Zurück in den Vinschgau, angekommen in Trafoi - Manchmal führen
die weiten Wege der Welt am Ende dorthin zurück, wo alles begann.
Dachzeile: Portrait
Redakteur: Bruno Telser
Manchmal führen die weiten Wege der Welt am Ende dorthin zurück, wo alles begann. Bei Andreas „Andi“ Wunderer war dieser Anfang in der Küche des Campings Sägemühle in Prad, wo ihn sein Vater in die Küche einführte. Zuvor war seine “Nana”, ebenso Köchin von Beruf, Vorbild am Herd, welche die Enkel nach der Schule mit bodenständiger und traditioneller Küche empfing. In den Regalen und im Keller stapelten sich eingelegte Gemüse, im Sommer geerntet und verarbeitet, im Winter genossen. Damals war das kein Trend, sondern Hausverstand. Heute nennt man es saisonal und regional – Begriffe, die Wunderer nicht mehr loslassen und heute in seine Küche Einzug finden. Früh zog es ihn hinaus. Nicht, um der Heimat zu entfliehen, sondern um zu lernen, wie andere kochen, denken und arbeiten. Nach Schulbildung im Meraner Savoy und einigen Stationen im Land, wie dem Quellenhof in Passeier und dem La Perla in Corvara, zog es den heute 39jährigen Andi in die Ferne. Damals konnte er noch gar nicht so richtig kochen, wie er selbst sagt. Mit Neunzehn ging er dorthin, wo Küche zur Hochkultur gemacht wird: Kempinski St. Moritz, dann ins Sterne-Restaurant Acquarello in München, weiter ins Luxushotel Corinthia in London, in exklusive Clubs und schließlich in eines der teuersten Häuser Englands - der Grantley Hall in North Yorkshire, wo er beim Aufbau der Küche von Anfang an dabei war. Er kochte für Gäste, die jedes Detail kennen, und lernte, dass Perfektion nicht nur Können ist, sondern auch Haltung. In noblen Kreisen wird auch nobel gegessen. Dann kam Corona. Und vielleicht die Erkenntnis, dass die Welt groß ist – und die eigene Welt im Vinschgau ebenso. „In Südtirol ist es am einfachsten, mit heimischen Produkten zu arbeiten“, sagt er. „Hier gibt es fast alles – in bester Qualität.“ Ein Apfel von hier schmeckt für ihn anders, besser. Der Gedanke, nicht nur den Geschmack, sondern auch die Produzenten dahinter zu bewahren, treibt ihn an: „Wir müssen unsere Landwirte unterstützen. Stellen Sie sich vor, es gäbe keine echten Bauern mehr in Südtirol.“ Nach seiner Rückkehr führte ihn der Weg zunächst als Küchenchef in den Lindenhof nach Naturns. Dort setzte er auf das, was er aus London und München mitgebracht hatte – und was er in Prad schon kannte: Gerichte mit Charakter, ohne modische Allüren, aber mit dem Blick für feine Details. Trends hat er viele kommen und gehen sehen: Hausmannskost, mediterranen Boom, Sushi und Fusion. Er weiß, dass nicht alles bleibt, und dass man eine Linie braucht, um nicht beliebig zu werden. Heute steht Wunderer in einer Küche, die nicht nur Arbeitsraum, sondern Bühne ist: im Hotel Bella Vista in Trafoi, am Fuß des Ortlers. Hier vereinen sich der Blick auf die Berge, die Ruhe des Nationalparks und das kulinarische Können eines jungen Mannes, der beides kennt – die Welt und die Heimat. Seine Gerichte sind wie kleine Landschaften: Ein offener Raviolo mit Fasanragout und Stelvio-Käse-Schaum erinnert an alpine Wiesen, frische Kräuter wie Basilikum und Minze holen den Sommer auf den Teller, auch wenn draußen Schnee liegt. Wunderer mag es, wenn die Gäste sehen, wie in der Küche gearbeitet wird. Nicht nur um zu beeindrucken, sondern um ein Bild zu korrigieren: Es wird nicht gebrüllt, es wird konzentriert gearbeitet, präzise und meist leise. Diese Offenheit ist ihm wichtig – wie auch der Gedanke, dass Essen nicht nur satt machen, sondern etwas erzählen soll. Die Basis eines guten Essens ist ein guter Garten „Wer einen Garten hat, braucht keinen Psychiater“, sagt er. Vielleicht ist dieser Garten das beste Bild für seine Küche: verwurzelt, gepflegt, voller Leben und mit der Geduld, die es braucht, bis etwas reif ist. So ist er wieder hier, im Vinschgau, nicht als Rückkehrer aus der Fremde, sondern als einer, der einen weiteren Kreis geschlossen hat. Von der Küche seiner Oma in Prad über die Küchen der Welt zurück nach Trafoi. Dort, wo das Essen noch nach Heimat schmeckt – und gleichzeitig nach der Welt, die er gesehen hat. Wer seine Kreationen bestaunen möchte, kann dies auf seinem Instagramm Kanal @andreas_wunderer machen, oder direkt bei einem Abendmenü im Bellavista Trafoi genießen.
Auf was ist zu achten? Richtiger Brennstoff. Der richtige Brennstoff für Ihre Anlage ist trockenes und unbehandeltes Holz. Dazu gehören traditionelles Brennholz, Briketts, Pellets und Hackschnitzel. Verbrennen Sie kein Papier, behandeltes Holz wie alte Möbel oder Türen und vor allem keine Abfälle wie Milchpackungen oder Plastikflaschen. Das Verbrennen dieser Materialien kann nicht nur die Umwelt belasten und die Gesundheit der Anwohner gefährden, sondern auch Ihre Anlage beschädigen.
Richtig lagern. Voraussetzung für eine korrekte Verbrennung ist richtig gelagertes und getrocknetes Holz mit einem Feuchtigkeitsgehalt von unter 20 %.Lagern Sie das gespaltene und trockene Holz an einem belüfteten und überdachten Ort für mindestens zwei Jahre.
Richtig befüllen. Den Feuerraum richtig zu Befüllen ist entscheidend für einen optimalen Betrieb Ihrer Anlage. Stellen Sie zunächst fest, welche Art von Feuerstätte Sie besitzen. Größe und Design der Feuerräume kann variieren, was Auswirkungen auf die beste Art der Befüllung des Feuerraumes hat. Wenn Sie einen schmalen Feuerraum haben, legen Sie die Holzscheite horizontal mit der Stirnseite nach vorne.
Bei einem schmalen, aber hohen Feuerraum stellen Sie die Holzscheite vertikal auf.
In einem breiten Feuerraum mit wenig Tiefe müssen Sie die Holzscheite quer einfüllen.
Für Speicheröfen, bei denen die Wärmeverteilung besonders wichtig ist, empfiehlt es sich, die Holzscheite horizontal mit der Stirnseite nach vorne zu platzieren.
Legen Sie immer die dickeren Holzscheite nach unten und die dünneren nach oben, um eine gute Basis für das Feuer zu schaffen und eine gute Belüftung zu ermöglichen. Nehmen Sie sich die Zeit, das Holz korrekt zu laden und befolgen Sie die spezifischen Anweisungen für Ihre Anlage. Dies gewährleistet einen optimalen Betrieb Ihrer Anlage.
Richtig anzünden. Das richtige Anzünden des Feuers beeinflusst die Verbrennungseffizienz und minimiert die Freisetzung von Luftschadstoffen. Hier sind einige Tipps für ein optimales Anzünden: Stellen Sie sicher, dass Sie alles Notwendige zur Verfügung haben, darunter vier kleine Scheite und eine Anzündhilfe wie Holzspäne oder ökologische Anzündwürfel.
Vermeiden Sie die Verwendung von Papier, da es beim Verbrennen schädliche Substanzen freisetzen kann. • Die größeren Scheite unten und die kleineren darüber. • Schichten Sie die vier kleinen Scheite kreuzweise und platzieren Sie den Anzünder in der Mitte: • Dieses „Anfeuermodul“ soll dann über den größeren Scheiten platziert werden • Zünden Sie den Anzünder an und schließen Sie die Brennraumtür, damit sich das Feuer entfachten kann. • Halten Sie die Luftklappen während des Anzündens vollständig offen, um eine gute Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten. • Sobald das Feuer gut brennt und die Flammen stabil sind, können Sie die Luftklappen nach Bedarf regulieren.
Die richtige Verbrennung. Nachfolgend sind einige Aspekte angeführt, die für eine optimale Verbrennung zu beachten sind:
Befolgen Sie immer die Anweisungen des Herstellers bezüglich der richtigen Holzmenge, die verwendet werden soll. Überladen Sie niemals den Brennraum.
Öffnen Sie vor dem Anzünden die Luftklappen vollständig, um eine gute Sauerstoffzufuhr für das Feuer zu garantieren. • Halten Sie die Luftklappen während der Verbrennung vollständig offen. Vermeiden Sie das Auflegen von Holz auf die Flammen. Holz nur auf die Glut nachlegen. • Sobald keine Glut mehr sichtbar ist, können die Luftklappen geschlossen werden, um unnötige Wärmeverluste zu vermeiden und die Rauchentwicklung zu minimieren. • Die regelmäßige Reinigung und Wartung sind entscheidend für den korrekten Betrieb, der Sicherheit und Dauer Ihrer Anlage.
Richtige Reinigung und Wartung.
Folgende Punkte sind zu beachten: Regelmäßiges Entfernen der Asche: Stellen Sie sicher, dass Sie regelmäßig die angesammelte Asche entfernen. Überschüssige Asche kann die Luftzirkulation behindern und die Effizienz des Systems beeinträchtigen. Verwenden Sie ein geeignetes Werkzeug, um die Asche sicher zu entfernen und reinigen Sie den Brennraum gründlich.
Reinigung des Kamins und der Feuerstelle: Planen Sie regelmäßige Wartungen und Reinigungen des Kamins und der Anlage durch einen Kaminkehrer. Dies stellt sicher, dass der Kamin frei von angesammelten Rückständen wie Ruß ist, die ein Brandrisiko darstellen und die Effizienz des Kaminzugs beeinflussen können.
Inspektion der Dichtungen: Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand der Dichtungen der Feuerstelle und des Kamins. Abgenutzte oder beschädigte Dichtungen können Wärmeverluste verursachen und die Effizienz des Systems verringern. Ersetzen Sie beschädigte Dichtungen, um eine optimale Abdichtung zu gewährleisten.
Überprüfung des Zustands der Komponenten: Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand der Komponenten der Anlage, wie Lüftungsgitter, Feuerraum und hitzebelastete Metallteile. Stellen Sie sicher, dass sie frei von Schäden oder Korrosion sind, und ersetzen Sie beschädigte oder abgenutzte Komponenten.
Abkommen zur Verbesserung der Luftqualität Das Projekt “Heizen mit Holz...aber richtig!” entstand im Rahmen eines Abkommens zwischen der Provinz Bozen und dem Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit (MASE), für die Ergreifung von Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Südtirol. Mit dem Abkommen verpflichtet sich das MASE, Mittel in Höhe von 5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um die Luftqualität in der Provinz im Zeitraum von 2023 bis 2027 zu verbessern und Initiativen zu finanzieren, die darauf abzielen, die Emissionen der problematischsten Schadstoffe in den verschiedenen Gebieten zu reduzieren. Die kritischsten Luftschadstoffe in der Provinz Bozen sind Feinstaub (PM2.5), Benzo(a)pyren (B(a)P) und Stickstoff (NO2). Um die Konzentrationen der beiden erstgenannten Schadstoffe zu verringern, wurde eben diese Informationskampagne ins Leben gerufen, da diese hauptsächlich durch unzureichende Verbrennung von Holz zu Heizzwecken in Privathaushalten, insbesondere in ländlichen Gebieten, entstehen.
Redakteur: Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Ägidius, 1. September 2025
Das Internationale Bartgeier Monitoring (IBM) und die Stiftung Pro Bartgeier (FCV) haben in den letzten Wochen den Trimesterbericht über das Monitoring der Bartgeier im Alpenbogen erarbeitet. Im heutigen Beitrag fasse ich die wesentlichen Inhalte dieses Berichtes zusammen und aktualisiere damit die Informationen zum Bartgeierjahr 2025.
Freilassungen aus Zoozuchten: Auch in diesem Jahr wurden die Freilassungen von nicht ganz flüggen Junggeiern aus Zoozuchten fortgesetzt. Es wurden 12 Jungvögel in künstlichen Horstnischen an den nachfolgenden Orten freigesetzt: 3 in Bulgarien (erstmals), 2 in Vercours (Frankreich), 3 Grand Causses (Frankreich), 2 Berchtesgaden (Deutschland), 2 Maestrazgo (Spanien). 9 der 12 Vögel sind erfolgreich ausgeflogen. Ihr Durchschnittsalter bis zum Ausfliegen betrug 121 Tage. Die Freilassungsorte wurden wieder nach dem Gesichtspunkt gewählt, das Verbreitungsgebiet des Bartgeiers zu erweitern und die Brücken zwischen der Bartgeier-Population in den Alpen und in den Pyrenäen herzustellen. Die Verknüpfung der beiden Populationen in den Alpen und in den Pyrenäen soll auch den genetischen Flaschenhals von in sich geschlossenen Populationen ausweiten, in Zukunft genetischen Austausch ermöglichen und damit Inzucht vermeiden.
Satellitentelemetrie Derzeit (Stand Juni 2025) sind in Europa insgesamt 60 Bartgeier mit Sendern und Satellitentelemetrie ausgestattet. Die technische Apparatur von wenigen Gramm Gewicht wird den Junggeiern aus Zoozuchten vor deren Freilassung am Federansatz der Schwanzfedern beim Bürzel aufgeklebt. Die Satellitentelemetrie ermöglicht die lückenlose Aufzeichnung der Flugbewegungen von besenderten Tieren und deren Raumnutzung. Nachdem die Bartgeier die Schwanzfedern als Teil des Großgefieders nur alle drei Jahre wechseln und der Sender im Normalfall erst mit dem Federwechsel abfällt, erhält man für drei Jahre wertvolle wissenschaftliche Daten zur Biologie der besenderten Bartgeier. Die derzeit besenderten Tiere verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Verbreitungsgebiete: 7 in den Zentralalpen, 6 in den Ostalpen, 13 in den Nord-Westalpen, 11 in den Süd-Westalpen, 9 in Maestrazgo (Spanien), 11 im Französischen Zentralmassiv, 3 auf der Insel Korsika. In den letzten Jahren sind auch vereinzelt Jungvögel aus Naturbruten besendert worden. Dies geschieht mit Hilfe von erfahrenen Felskletterern durch Abseilen in die Bruthorste mit dem Versuch der kleinstmöglichsten Störung, bevor der jeweilige Junggeier flügge wird. In der heurigen Brutsaison 2025 sind fünf solche Junggeier aus Naturbruten besendert worden und zwar in den französischen Pyrenäen, in den französischen Alpen und in den Schweizer Alpen. Als Beispiel für die Erhebung der Raumnutzung von Bartgeiern werden die Flugbewegungen der 7 besenderten Bartgeier in den Zentralalpen für den Zeitraum April bis Juni 2025 wiedergegeben (siehe Abbildung).
Brutgeschehen in der Natur: Das internationale Bartgeier Monitoring (IBM) erfasst derzeit (Stand August 2025) 118 territoriale Paare (6 in den Ostalpen, 45 in den Zentralalpen, 46 in den Nord-Westalpen, 15 in den Süd-Westalpen, 4 auf Korsika und 2 im Französischen Zentralmassiv). Das Brutgeschehen im Freiland des Alpenbogens lässt sich für das Jahr 2025 wie folgt zusammenfassen: • 47 erfolgreiche Bruten mit ausgeflogenem Jungvogel (Bruterfolg 50%) • 20 Bruten begonnen, aber abgebrochen • 27 Bruten misslungen • 24 Paare haben nicht gebrütet • (24 Paare haben erstmals gebrütet) Gesamt: 118 Paare monitoriert.
Verteilung der territorialen Paare auf die Alpenländer: Insgesamt verteilen sich die 118 Paare auf folgende Länder: Italien 28, Schweiz 38, Österreich 14, Frankreich 38. 82 Paare haben 2025 ihren Jungvogel bis zum Ausfliegen aufziehen können (Bruterfolg 70%).
Der Stand in den Zentralalpen In den Zentralalpen gibt es zum Stand Juni 2025 45 territoriale Bartgeier-Paare. Von 42 dieser Paare ist der Neststandort bekannt. Durch die Beobachtung von Bartgeier-Trios kommt die bisherige Hypothese, Bartgeier seien lebenslang einehig und monogam treu, ins Wanken, weil sich unter den 45 Paaren der Zentralalpen mit dem Paar „Bormio“ auch ein „Trio“ befindet.
Bartgeier in Südtirol: Von den 28 Paaren in Italien haben 7 Bartgeier-Paare ihr Territorium und Brutgebiet in Südtirol und zwar in Reschen, Planeil, Trafoi, Laas, Martell, Schnals und Passeier. 4 der 7 Südtiroler Bartgeier-Paare haben 2025 ihr Junges erfolgreich bis zum Ausfliegen aufgezogen, und zwar die Paare Trafoi, Martell, Schnals und Passeier. Das Planeiler Paar hat 2025 nicht gebrütet, die Weibchen der Paare Reschen und Laas hatten Eier abgelegt, aber die Jungen sind nicht geschlüpft.
Bruterfolge alpenweit In Tirol gab es 2025 8 territoriale Brutpaare, bei denen bisher von 6 der Horststandort bekannt ist. 4 der brütenden Tiroler Bartgeier haben 2025 ihren Jungvogel bis zum Ausfliegen erfolgreich aufgezogen. Im Nationalpark Hohe Tauern und damit in den Ostalpen und in den Bundesländern Salzburg, (Ost-) Tirol und Kärnten gibt es für 2025 6 Bartgeier-Paare zu vermelden, 4 davon haben heuer erfolgreich gebrütet. Von den insgesamt 14 österreichischen Paaren haben 2025 7 Paare erfolgreich gebrütet (Bruterfolg: 50%). Von den 37 geschlechtsreifen Bartgeier-Paaren in der Schweiz haben 2025 28 erfolgreich gebrütet, was einem Bruterfolg von 75% geleichkommt. Von den 28 Paaren in Italien waren im heurigen Jahr 20 erfolgreich (71%). Von den 38 französischen Paaren (einschließlich der 4 Paare auf der Insel Korsika und der 2 Paar im Zentralmassiv) waren 27 Paare in ihrer Brut erfolgreich und damit 71%.
Individuelle Identifikation Von den 14 Vögeln, welche die 7 Südtiroler Bartgeier-Paare bilden, sind drei aufgrund ihrer Beringung individuell identifizierbar, weil es freigelassene Vögel aus Zoozuchten sind. Die anderen 11 Paar-Partner stammen schon aus Naturbruten und sind daher unberingt. Durch Beringung zuordenbar sind die folgenden drei Vögel: Das Männchen „Haristraufu“ vom Paar Planeil. Dieser Vogel war im Jahr 2008 in die Kunsthorstnische im Marteller Schludertal als noch nicht ganz flügger Jungvogel aus einer Zoozucht freigelassen worden. Das Weibchen „Temperatio“ vom Marteller Brutpaar war in der Zuchtstation Haringsee bei Wien am 27. Mai 2006 geboren und am 9. Juni desselben Jahres ebenfalls im Schludertal in Martell ausgewildert worden. Seit dem Jahr 2015 hat das Weibchen mit seinem Paar-Partner jedes Jahr gebrütet und in den 11 Jahren bis 2025 insgesamt 11 Junge bis zum Ausfliegen erfolgreich aufgezogen. Mit einem Aufzuchtserfolg von 100% gehört das Marteller Bartgeier-Paar zu den Rekordhaltern. Wenn Vögel in der Nähe ihres Geburts- oder Freilassungsortes verweilen und auch zur Brut schreiten, wenn sie nach 5-7 Lebensjahren ihre Geschlechtsreife erreichen, spricht man auch in der tierischen Verhaltensforschung von Heimatverbundenheit oder Patrophilie. Diese Heimatverbundenheit ist bei den beiden Bartgeiern „Haristraufu“ und „Temperatio“ gegeben. Daneben gibt es aber auch weiträumige Streuner und Vagabunden. Vereinzelt sind Bartgeier aus den Alpen in die Pyrenäen geflogen und haben sich dort als Paar-Partner zur Brut niedergelassen. Dieser Austausch ist zum Erhalt der Population wichtig, weil durch Einwanderung neuer Vögel der genetische Flaschenhals ausgeweitet wird und ein Genaustausch erfolgt. Individuell bekannt ist auch das Männchen des Bartgeier-Paares im Passeiertal: Der Vogel „Caeli“ wurde im Jahr 2018 in Mallnitz im Kärntner Anteil des Nationalparks Hohe Tauern ausgewildert. Er hat mit seiner Partnerin im heurigen Jahr 2025 erstmals erfolgreich gebrütet und den Jungvogel bis zum Ausfliegen aufziehen können.