Nationalpark Stilfserjoch - Winterfütterung von Wildtieren - Pro und contra

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Kohlmeise, Erlenzeisig und Stieglitz in einem Blickfeld auf dem Futterbrettchen Kohlmeise, Erlenzeisig und Stieglitz in einem Blickfeld auf dem Futterbrettchen

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Basilius des Großen, 2. Jänner 2021
Vogelporträts: Eva Grassl Raffeiner

Im kontinentalen Klima der Alpen ist der Winter die auslesende Jahreszeit. Er entscheidet wesentlich über das Vorkommen von Tierarten im jeweiligen Lebensraum und das Überleben deren Individuen. Besonders in strengen Schneewintern findet eine starke Auslese unter den Wildtieren statt. Die Starken und Wohlgenährten überleben, die Schwachen verenden. Im sehr schneereichen Winter 2008/09 sind im Trentiner Rabbital bei einer Gesamtschneehöhe über den ganzen Winter gemessen von 12 Metern im Frühjahr 600 Stück Rotwild tot aufgefunden worden, was etwa einem Drittel der damaligen Hirschpopulation in diesem Tal entsprochen hat. Besonders bei solchen Extrembedingungen entbrennt regelmäßig die Diskussion, ob man Wildtiere im Winter füttern soll oder nicht. Die Winterfütterung von Rotwild wird in Südtirol vom amtlich zuständigen Landesamt für park 1Jagd und Fischerei nicht befürwortet, ja untersagt, von einigen Jagdrevieren aber befürwortet. Es gibt Gründe für und gegen die Winterfütterung von Rotwild. Den fütterungswilligen Jägern wird von den Kritikern vorgeworfen, sie würden nur winterfüttern, um den Rotwildbestand hoch zu halten und damit den Jagderfolg zu verbessern. Der Winterfall sei dagegen eine natürliche und ökologische Form dieser fortpflanzungsfreudigen und ausbreitungsfähigen Huftierart. An Futterstellen kommt es im Winter zu hohen Konzentrationen von Rotwild auf kleinem Raum und damit unweigerlich auch zu zusätzlichen Verbiss-Schäden am Baumbestand des Waldes.

Fütterung von Singvögeln
Die Fütterung von Singvögeln im Winter durch Vogelfreunde ist hingegen breit akzeptiert. Sie hat vor allem auch einen sehr wertvollen pädagogischen Lern- und Sensibilisierungseffekt: Ökologische Grundhaltung zum Tierschutz und die Kenntnis verschiedener Arten hat bei vielen Vogelbeobachtern und späteren Feldforschern am Futterhäuschen begonnen.
park 2Die Vogelporträts zur Bebilderung meines heutigen Beitrages verdanke ich beispielsweise allesamt meiner Nichte Eva Grassl Raffeiner. Sie hat diese am Futterhäuschen an ihrem Wohnhaus in Tschengls aufgenommen. Dabei zeigt die Vielzahl der fotografierten Arten erneut, wie bedeutsam naturbelassene Lebensräume wie in diesem Fall der Laubmischwald der Tschenglser Au in der Nähe unserer Wohnsiedlungen und der landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen für die Biodiversität und deren Erhalt sind.

Wo sind die Meisen?
Die Südtiroler Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz AVK hat um Weihnachten 2020 alle Vogelfreunde aufgerufen, sich jetzt im Winter eine Stunde Beobachtungszeit zu nehmen und die Meisen und die anderen Vogelarten am Futterhäuschen zu zählen, aufzunotieren und zu melden. „Wo sind die Meisen?“ heißt dieses Projekt von Gemeinschaftsforschung citizen science. Offenbar finden sich heuer an vielen Futterhäuschen auffällig wenige Meisen ein. Die Meisen sind im Sommer Insektenfresser, bleiben aber im Winter als Standvögel bei uns und gehören nicht zu den Zugvögeln wie fast alle anderen Insektenfresser-Arten. Die Meisen überleben den Winter, weil sie von der Insektennahrung des Sommers auf Körnernahrung im Winter aus fettreichen Samen wie etwa den Sonnenblumenkernen an den park birkeFutterhäuschen umstellen. Die geringe Zahl der Meisen könnte mit ihrer Futternot im Sommer und damit in ihrer Brut- und Fortpflanzungszeit zusammenhängen. Es ist inzwischen schon eine belastungsfeste Beobachtung, dass Insektenfresser im Sommer unter Hunger leiden. Durch den Einsatz von Insektiziden zur Schädlingsbekämpfung im Obst-, Gemüse und Weinbau fehlen die Insekten in der Nahrungskette.

 

Aufruf der AVK:
Mancherorts bleibt der erwartete Ansturm am Futterhaus aus und eines fällt auf, die Meisen fehlen.
Geht‘s dir genauso? Wie sieht es bei deinem Futterhaus bzw. Garten aus? Hilf uns einen Überblick zu bekommen! So zählst du: Zähle eine Stunde lang alle Vögel, die du am Futterhaus oder im Garten siehst und hörst – Notiere die höchste Anzahl von jeder Art, die du gleichzeitig entdeckst, um Doppelzählungen zu vermeiden.
Du kannst zu jeder beliebigen Stunde (Vormittag empfohlen) und Tag an jeweils 3 Wochenenden zählen: 26.-27.12.2020 + 02.-03.01.2021 + 09.-10.01.2021. So sieht ein Beispiel aus:
- Datum/Uhrzeit von bis /Ort/Beschreibung Umgebung
- 26.12.2020/8:00 bis 9:00 Uhr/Prissian/Garten in Siedlung
- 2 Amseln
- 1 Kohlmeise
- 1 Rotkehlchen
- 2 Italiensperlinge
So meldest du:
Schicke uns bitte deine Beobachtungen an folgende E- Mail Adresse info@vogelschutz-suedtirol.it oder via SMS/WhatsApp an 3357049251. Tanja Dirler

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