Der Blick über den Wildzaun hinweg erreicht unzählige Beeren-Plantagen: Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren – Martelltal wird seinem Ruf als Beerental zweifelsohne gerecht. Dem Wanderer zeigt sich ein geschäftiges Treiben, fleißige Bauernhände bearbeiten die Felder und umsorgen die Früchte. Oberhalb von Plantagen und Abgrenzungszaun schlängelt sich der Südtiroler Erdbeerweg durch den Talboden, führt über Stock und Stein munter dahin bis zur ersten Erlebnisstation, derer es im weiteren Verlauf noch einige geben wird. Ein Erdbeermemory bietet allerhand Informationen. Wussten Sie zum Beispiel, dass im Martelltal auf rund 55 Hektar Erdbeeren angebaut werden? Oder, dass im Martelltal an 300 Tagen die Sonne scheint?
Weil das Martelltal erlebt werden will, kann im weiteren Verlauf einmal beim Tasahof und wenig später beim Rainhof „kostbare Natur“ entdeckt werden. Der Tasahof baut Tee- und Gewürzkräuter an und verarbeitet diese. Der Rainhof, der auf das Jahr 1391 zurückgeht, ist hingegen eine Hofkäserei, die sich zusätzlich als Anbieter von „Urlaub auf dem Bauernhof“ und als Hofschank ein Auskommen auf 1.225 Metern geschaffen hat. Bis die zweite Station, die von den Erdbeeren und ihrer Geschichte erzählt, erreicht wird, geht’s am Waldrand weiter: Bäume spenden Schatten, Holzbänke laden immer wieder zum Verweilen.
Der Beschilderung des Südtiroler Erdbeerweges folgend, führt ein Steig weiter durch den Wald und mündet wenig später in eine Forststraße, über die man zur dritten Station „Erdbeeren & Sorten“ gelangt. Im Martelltal hat sich im Talboden die Sorte „Elsanta“ durchgesetzt, in höheren Lagen wird der widerstandsfähigeren Sorte „Marmolada“ der Vorzug gegeben. Ein Kochbuch – lebensgroß – führt in das Kulinarium rund um die Erdbeere ein, lässt regelrecht das Wasser im Mund zusammenlaufen. Daneben werden hier weite Ausblicke über das enge Martelltal freigegeben. Die Forststraße mündet in einen schmalen Weg, bevor die vierte Station die Wanderer erwartet: „Erdbeeren und Ernte.“
Nur wenige Meter weiter biegt der Weg links in den Wald und führt auf einen Steig, der seinerseits in seinem Lauf zu einer Gabelung führt. Dort teilt sich der Südtiroler Erdbeerweg: Die Variante, die durch den Wald zur Soyreit Mühle führt und auf ihrem Weg am Flintschatten-Wasserfall vorbeiführt, erzählt über die Themen Lärche, Wasser und Wege und dauert um gut eine Stunde länger.
Wählt man die kürzere Variante gehts auf einem Wiesenweg in Richtung Plima, vorbei an urigen Stadeln und erdbeerschwangeren Feldern bis zur Marteller Hauptstraße. Diese überquert, führt die Straße direkt zur fünften Station: „Erdbeeren und Königinnen“. Als Botschafterin des Martelltales hat die Südtiroler Erdbeerkönigin die Ehre die süßen Früchte bei verschiedenen Anlässen im In- und Ausland zu vertreten.
Weiter geht’s auf dem Südtiroler Erdbeerweg taleinwärts auf der orografisch linken Seite der Plima. Dort erwartet die Wanderer die Örtlichkeit Gand. Panoramatafel und mehrere Einkehrmöglichkeiten liegen direkt auf dem Weg und laden zur Stärkung und zur Rast. Nachdem der Weg mit einer Kurve auf die orografisch rechte Seite gewechselt hat, stößt der Wanderer zur Soyreit-Mühle der Familie Regensburger. Die restaurierte Mühle ist funktionsfähig, dreht das Rad zurück bis zu „Großvaters Zeiten“ und kann – nach Voranmeldung – besichtigt werden. Eingekehrt und besichtigt werden kann – nach Vereinbarung – auch der auf dem Weg talauswärts in Gand liegende und gleichnamige Gandhof. Die Hofkäserei hat sich einen ausgezeichneten Ruf mit ihrem Biokäse geschaffen.
Den Talweg entlang – talauswärts und die rauschende Plima im Ohr – zieht der Weg vorbei an ausgedehnten Erdbeerfeldern, dort wo Dutzende Hände die Erdbeeren vom Stängel lösen. Traktoren stehen bereit, voll beladen stottern sie zur Marteller Obstgenossenschaft, kurz MEG. Dort wird verkauft, was das Tal zu bieten hat: Beeren, Marillen, Kirschen, Blumenkohl.... Dass die Früchte zu Konfitüren, Marmeladen, Nektar und Säften veredelt werden, ist Inhalt der sechsten und gleichzeitig vorletzten Station des Themenweges. Bäume und Sträucher, dicht belaubt, schließen sich zu einem Tunnel und begleiten den Wanderer bis zum siebten und letzten Info-Point, jenem der MEG. 1989 gegründet ist die MEG zum wichtigsten Vermarktungs- und Beratungsinstrument geworden, 66 Bauern zählt sie zu ihren Mitgliedern.
In seinem lezten Stück biegt der Südtiroler Erdbeerweg rechts ab, führt über eine Brücke und mündet nach wenigen Metern in den asphaltierten Gehsteig an der Hauptstraße. Und hier endet der Südtiroler Erdbeerweg wie er begonnen hat, mit einigen Schritten auf Asphalt bis zur Trattla, der Freizeitanlage des Martelltals. Dort endet die Rundtour, das Ziel ist – je nach Schritttempo – nach zwei bis drei Stunden erreicht.