Man sagt dann nicht etwa „cheese“ oder „Käsekuchen“. Nein, das Zauberwort, das alle zum Lachen bringt, heißt SVPeee. Alfred Theiner, der Bezirkssprecher, muss ganz besonders lachen an diesem 14. November bei der Bezirksversammlung in Schlanders, die zweite übrigens, im Vinschgau. Dass Eva Klotz, das Aushängeschild der Partei, drei Tage später als Landtagsabgeordnete zurücktritt, ahnt niemand an diesem Abend. Nicht direkt, indirekt aber, deutet Klotz die anstehende Veränderung nicht nur einmal an: „Die Jungen müssen ran“, betont sie mehrmals.
Die Andeutungen gehen im allgemeinen Geschimpfe unter. Naturgemäß ist SVP das beliebteste Schimpfwort des Abends. „Die SVP macht Gehirnwäsche“, „die SVP ist Weltmeister im Muglen“, „die SVP signalisiert bei jeder Gelegenheit: Wir sind Italiener.“ Genau darin ortet die Südtiroler Freiheit den größten Fehler. Sven Knoll: „Autonomie, Autonomie, Autonomie und Scheuklappen auf. Viele tun so, als ob Südtirol ein Freilichtmuseum wäre, wo die Geschichte abgeschlossen ist. Die Autonomie war nicht schlecht als Verschnaufpause, aber sie ist nicht das Ende. Und nicht die SVP oder Italien bestimmen wie die Geschichte von Südtirol weitergeht, sondern die Südtiroler selbst.“ Schottland und Catalonien werden immer wieder als Vorbilder genannt an diesem Abend. Auch der Mauerfall ist Thema. „Wenn man will, geht vieles“, sagt Knoll, das hätten diese Beispiele gezeigt.
Gesunder Patriotismus, die Liebe zum Heimatland gehören zum Selbstverständnis der Süd-Tiroler Freiheit. Das Thema Selbstbestimmung verfolgt man politisch konsequent. Doch der von der Südtiroler Freiheit ersehnte patriotische Schub lässt seit vielen Jahren auf sich warten, die Welle der Begeisterung für die Unabhängigkeit Südtirols hält sich in Grenzen. „Die Leute müssen aufwachen“, mahnt Eva Klotz. Auch Sven Knoll meint: „Entweder wir sagen weiterhin, das interessiert uns nicht oder aber wir fangen endlich an nachzudenken.“ Im gleichen Atemzug werden immer wieder die 3,3 Milliarden – die Finanzvereinbarung der SVP mit Italien – genannt. 3,3 verschenkte Milliarden, ist man sich bei der Süd-Tiroler Freiheit einig. „Um wieviel ging’s zum Vergleich beim Rentenkandal?“, fragt Alfred Theiner. Um 70 Millionen ließ Sven Knoll den Bezirkssprecher wissen. „Aha“, sagt Theiner, „ja eben.“ Ein Klacks im Vergleich. Ein Klacks? Ach ja, Eva Klotz hat ja auch die Hand aufgehalten beim Rentenskandal. Genau diesen weiß man auch tunlichst zu verschweigen bei der Bezirksversammlung in der Schlanderser Feuerwehrhalle.
In die Reihe der Feindbilder stellt man an diesem Abend auch die Südtiroler Medien, genau genommen eines: die Dolomiten. „Die Dolomiten ist immer noch eine heilige Zeitung“, sagt Alfred Theiner, „die Alpini haben für 100.000 Euro die positive Berichterstattung gekauft.“ In der Südtiroler Freiheit setzt man deshalb lieber auf die modernen Medien: Internet oder Facebook. „Das ist wichtig, in einer Zeit, in der man die Berichterstattung kauft“, setzt Theiner noch eins drauf. Theiner ist kein Mann der leisen Töne, das merkt man schnell an diesem Abend. Neben patriotischen Zurufen, Seitenhieben und Frontalangriffen spricht man sich am Ende der Bezirksversammlung aber vor allem eines zu: Mut. Denn „den Mutigen gehört die Zukunft“. Und die Mutigen warten auf „einen Knalleffekt. Mit einem neuen, jungen Aushängeschild Sven Knoll. Die Ära Klotz ist indes beendet.
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