Vinschgau/Südtirol - Die Advents-und Weihnachtszeit ist eine gute Gelegenheit, dem Menschen mit Demenz näher zu kommen und mit ihm schöne Momente zu erleben. Das Leben von kulturellen und familiären Traditionen und Ritualen in dieser Zeit schafft eine ganz besondere Atmosphäre und vermittelt dem Menschen mit Demenz Sicherheit und Geborgenheit. Rituale erinnern die Menschen an ihre Vergangenheit, sie können trotz ihrer Demenz die Freude ihrer Kinderzeit noch erspüren. Das gemeinsamen Leben dieser Zeit/Feste fördert und unterstützt die Geselligkeit, ermöglicht und erleichtert soziale Kontakte, schafft Gemeinsamkeit und fördert besonders auch die Kommunikation in der Familie.
Einige Möglichkeiten die Vorfreude auf das Weihnachtsfest zu wecken:
- Berücksichtigen der Biografie: schauen Sie auf die Wünsche, Vorlieben und Möglichkeiten des Menschen mit Demenz. Nicht jeder bastelt, backt oder singt gleich gerne.
- Die Advents-und Weihnachtszeit kann man durch verschiedene Düfte riechen, wie z. B. Orangen- und Mandarinenduft, Weihnachtsgewürze (Zimt, Nelken, Bratäpfel…). Besonders auch der Duft von frischen Tannenzweigen wird von Menschen mit Demenz als angenehm empfunden. So kann das Anzünden der Kerze des Adventkranzes (immer nur unter Beaufsichtigung wegen Brandgefahr!) an jedem Adventsonntag mit dem Genuss von Tee/Punsch und Keksen Gemütlichkeit und Wohlbefinden aufkommen lassen.
- Weihnachtsgeschichten vorlesen: bei Menschen mit Demenz ist diese Zeit ideal um Erinnerungen an selbstgebackene Kekse, weihnachtliche Düfte, Familientraditionen und auch selbst erlebte Weihnachtsgeschichten zu wecken.
- Weihnachtsbäckerei: in vielen Familien ist es Tradition, dass in der Vorweihnachtszeit gebacken wird. Durch das gemeinsame Erleben von Backen werden fast alle Sinne angesprochen und Vertrautes geweckt. Der Geschmack und Geruch des Gebäcks lässt eine heimelige Wohlfühlatmosphäre entstehen. Trauen Sie dem Menschen mit Demenz ruhig etwas zu, denn gerade beim Backen werden oft unentdeckte Fähigkeiten z. B. motorischer Art entdeckt.
- Gottesdienstbesuche oder Kirchengänge (wenn gewünscht) vermitteln ebenso Sicherheit und Geborgenheit.
- Der gemeinsame Aufbau einer Krippe kann zu einem schönen Erlebnis werden, ist entspannend und bietet viel Gesprächsstoff.
- Der Weihnachtsbaum symbolisiert das Weihnachtsfest. Das gemeinsame Schmücken des Baumes weckt schöne und vertraute Erinnerungen, der Mensch mit Demenz kann sich aktiv und kreativ miteingebunden fühlen, er darf an der Vorbereitung Anteil haben. Lassen sie die Kugeln fühlen und denken Sie, dass auch Zusehen und Zuhören Teilhabe bedeutet.
- Weihnachtslieder: das Singen von Weihnachtsliedern hat einen besonderen Stellenwert. Menschen mit Demenz können oft sogar noch völlig textsicher Weihnachtslieder singen. Auch werden durch Musik Brücken zu früher Erlebten geschaffen.
- Reizüberflutung vermeiden: feiern Sie das Weihnachtsfest ganz so wie Sie es gewohnt sind - nur etwas ruhiger, reizarmer und gemütlicher. Die Dekoration, die Lautstärke und das Programm sollte den Menschen mit Demenz nicht überfordern. Dazu gehört auch ein Weihnachtsessen mit wenig Gängen und einfarbigen Servietten. Die Angehörigenbesuche sollten möglichst abgesprochen und programmiert werden und planen Sie für den Menschen mit Demenz auch kleine Ruhepausen ein.
Die schwierige Geschenkewahl:
Ein Geschenk für einen Menschen mit Demenz zu finden ist gar nicht so einfach, sollte es doch Freude bereiten, aber auch sinnvoll und brauchbar sein. Nicht jeder Demenzerkrankte will unter dem Weihnachtsbaum an seine Krankheit erinnert werden oder auf seine Krankheit reduziert werden. Der Mensch mit Demenz bleibt Vater, Opa, pensionierter…, früherer Hobbyhandwerker, Bergsteiger, ehemaliger Musikant oder Chorsänger. Um ein passendes Geschenk zu finden, ist es wichtig die Biografie zu kennen und zu wissen wo seine Stärken und Schwächen im Alltag liegen. Gerade im Anfangsstadium ist der Mensch sehr sensibel, was seine Krankheit betrifft. Das Geschenk sollte, völlig unabhängig von der Krankheit, Freude machen ohne zu überfordern. Beispiele: - CD mit einfachen Chorliedern; schönes Gartenblumenbuch; Bildband mit Berggipfeln (vielleicht auch von ihm Erklommene); Rezeptebuch mit Bildunterstützung.
Wenn die Demenz fortschreitet, lässt der Leidensdruck des Betroffenen meist nach. Hier sind oft Geschenke passend die den Alltag erleichtern, aber auch Geschenke die zur persönlichen Geschichte und Identität passen. Beispiele: großer einfacher Kalender; große Uhr mit altem analogen Zifferblatt und ebensolchen Zahlen;
Menschen mit schwerer Demenz nehmen ihre Umwelt auf ihre ganz eigene Weise dar. Hier eignen sich Geschenke, die die Sinne anregen oder auch nur behaglich sind und das Wohlbefinden fördern. Beispiele:
- kuschelige Decke
- Duft, altes Parfum
- CD mit Lieblingsmusik von Früher
Weihnachten eignet sich besonders um Menschen mit Demenz auf der Gefühlsebene zu begegnen. Darum wünschen wir uns ein Strahlen auf deren Gesichtern.
Karin Pörnbacher
Quelle: Themenheft Demenz (www.ppm-online.org)
„Demenzfreundlicher Vinschgau- Val Venosta amica della demenza“ Sorgentelefon: bei Demenz 3332986884
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