Die Pflege der Landschaft
Die längsten und ersten Pfleger der Berglandschaft im Höhenbereich der dauerbesiedelten und saisonal bewirtschafteten Kulturlandschaft sind die Bergbauern und Waldbewirtschafter , wenn sie ihre Höfe, Almen und Wälder bewirtschaften. Zu dieser Feststellung kommt man unter anderem sehr bald, wenn man besiedeltes und bewirtschaftetes Berggebiet mit aufgelassenen, entsiedelten Landstrichen vergleicht: In Gebieten mit aufgelassenen Höfen und Almen mit unterbleibender Pflege der Kulturlandschaft bilden sich bald Erosionsherde mit zunehmenden Gefahrenpotentialen durch Anrisse und Hanganbrüche. Die öffentliche Hand muss verstärkt in die Landschaftspflege zur Gefahrenprävention eingreifen.
Im Rahmen der budgetären Möglichkeiten versucht die Verwaltung des Nationalparks Stilfserjoch die Landschaftspflege auf zwei Wegen zu unterstützen:
• durch die Gewährung von finanziellen Beiträgen an private und öffentliche Grundbesitzer für die Pflege von Elementen der Kulturlandschaft;
• durch die Ausführung von Instandhaltungsarbeiten in Eigenregie.
Landschaftspflegebeiträge 2012
Im abgelaufenen Jahr 2012 wurden im Südtiroler Außenamt des Nationalparks 58 Beitragsgesuche eingereicht, bearbeitet und bezuschusst. Mit einem finanziellen Beitrag förderbar sind Maßnahmen zum Erhalt von Elementen der Kulturlandschaft wie die Errichtung von Natursteinmauern, Holzzäunen, Schindeldächern, die Instandhaltung von Wasserwaalen, das Aufstellen von hölzernen Tränktrögen, die Pflege von Kleindenkmälern wie Wegkreuzen. Insgesamt wurden im Jahre 2012 im Südtiroler Parkanteil 149.004,71 € in Form von Beitragszahlungen für Maßnahmen zur Landschaftspflege aufgewendet. Im Sechsjahreszeitraum 2007-2012 konnten im Südtiroler Parkanteil insgesamt 847.076,33 € für Maßnahmen zur Pflege der Kulturlandschaft an insgesamt 369 Antragsteller ausbezahlt werden.
Die Eigenregiearbeiten 2012
Die zweite Schiene zur Durchführung von Pflegemaßnahmen in der Kulturlandschaft besteht in der Ausführung von Arbeiten in Eigenregie bei Einstellung von Saisonsarbeitern. Diese Art der Landschaftspflege haben wir vorwiegend auf öffentlichem Grund eingesetzt. Im gesamten Parkgebiet hält der Nationalpark Stilfserjoch ein Netz von Wanderwegen und -steigen von insgesamt 4.500 Kilometern Länge instand. Davon entfallen 1.250 km auf den Südtiroler Länderanteil.
Direktanstellung durch das Land Südtirol
Wegen der restriktiven gesetzlichen Bestimmungen aus dem staatlichen Finanzgesetz und nachfolgender Sparpakete mit Ausgabenhöchstlimits für die Anstellung von saisonalen Arbeitskräften konnten wir als Nationalpark die historische Mannschaft unserer Saisonsarbeiter auch im Jahre 2012 nicht mehr direkt für das gesamte Sommerhalbjahr zwischen April und Oktober einstellen. Dank des Verständnisses von Landeshauptmann Dr. L. Durnwalder in seiner Zuständigkeit als Landesrat für das Forstwesen ist die Anstellung der Saisonsarbeiter über die Forstinspektorate Schlanders und Meran gelungen. Durch diese Lösung konnten auch im Berichtsjahr die geplanten Projekte zur ordentlichen und außerordentlichen Instandhaltung und Landschaftspflege im Vinschgauer und Ultner Anteil des Nationalparks umgesetzt werden. Auch die Arbeitsplätze im ländlichen Raum wurden erhalten. Als Beispiele für neue Themenwege seien der „Erdbeerweg“ und der „Waldbergbauernweg“ in Martell genannt.
Für Verständnis, Zusammenarbeit, Flexibilität und Teamfähigkeit danke ich an dieser Stelle dem Herrn Landeshauptmann, der Landesregierung als politische Verantwortungsträger, dann aber auf der operativen Ebene den Forsträten und Amtsdirektoren Dr. Mario Broll am Bezirksforstinspektorat Schlanders und Dr. Peter Klotz am Bezirksforstinspektorat Meran, dem Amtsdirektor im Verwaltungsamt für Landschaftsschutz der Autonomen Provinz Bozen Südtirol DDr. Horand Maier, in unserem Haus Dr. Hanspeter Gunsch und Lukas Hofer, den Förstern an den Forststationen und an den Parkstationen, den ausführenden Arbeitern und den Verwaltungsassistentinnen im Außenamt des Nationalparks und in den Landesämtern. Die Finanzierung der Eigenregiearbeiten erfolgte aus Mitteln des Südtiroler Landeshaushaltes, welche dem Nationalpark über die Abteilung Raumplanung und Landschaftsschutz zugesprochen worden sind. In gemeinsamen Anstrengungen konnten wir Formen der Zusammenarbeit und Synergien finden und umsetzen, welche die Durchführung der geplanten Eigenregiearbeiten auch in Zeiten von Sparpaketen ermöglicht haben. In der Eigeneinschätzung glauben wir, dass die durchgeführten Maßnahmen mittel- und langfristig zum Schutz der Landschaft und zum Wohle der Bewohner und der Besucher unseres Berggebietes im Nationalpark waren und sind und eine gerechtfertigte und zukunftsorientierte Investition darstellen.
Bildnachweis: Parkstation Martell
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau