Festung Franzensfeste/Laas - In der Festung Franzensfeste hat Heinrich Schwazer eine Ausstellung von rund 50 KünstlerInnen organisiert, die ihre ganz persönliche Perspektive auf den Lockdown zeigen. Schwazer hat neben der Ausstellung auch Interviews mit den Künstlern geführt. Diese Interviews wurden in der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“ veröffentlicht. Unter dem Titel „Lockout“ (Aussperrung) wurde die Ausstellung am 12. September eröffnet. Mit dabei ist auch der Vinschger Künstler Jörg Hofer. Hier das Interview:
Der Engel in der Krypta
Wie geht´s? Den Umständen entsprechend gut.
Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Der gegenwärtige Zustand der Welt macht mich sehr nachdenklich. Dennoch überwiegt die Zuversicht.
Welches Buch lesen Sie gerade? „Ein ganzes Leben“ von dem wunderbaren Wiener Autor Robert Seethaler, das mich berührt und fesselt.
Was ist Ihre erste Erinnerung? Der Boden im Schlachthaus meines Vaters voller roter Farbe (Blut).
Was wollten Sie als Kind werden? Ein Matscher Raubritter.
Warum sind Sie Künstler geworden? Ich wollte weg von der Metzgerei meiner Familie und habe mich immer schon gerne mit Bleistift und Farbe ausgedrückt.
Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal? Nein, möchte aber nicht mehr als junger Künstler anfangen.
Wenn Sie nicht Künstler wären, wer oder was möchten Sie sein? Ich bin am liebsten ich selbst.
Welche/r Künstler/in hat Sie am stärksten beeinflusst? Richard Gerstl, auch der Van Gogh und De Koonig Österreichs genannt. Hat sich leider im Alter von nur 25 Jahren das Leben genommen und weigerte sich mit dem Großmeister Gustav Klimt auszustellen.
Welches künstlerische Werk hätten Sie gern selbst gemacht? Ein Werk von Antonello da Messina.
Welchem/r Künstler/in möchten Sie gerne begegnen? Dem Maler der Engel in der Krypta von Marienberg. Wie er das gemacht hat.
Zweifeln Sie manchmal an der Kunst? Täglich.
Was nervt Sie an der Kunstwelt? Die Oberflächlichkeit und die Strukturen, wie Kunst vermarktet wird.
Was vermissen Sie in der Quarantäne am meisten? Als Maler ist man eh meist in Quarantäne. Ich bin es gewohnt, alleine zu arbeiten und die Bilder sagen mir schon, was ich zu tun habe.
Ist die Corona-Pandemie ein Thema Ihrer Kunst oder halten Sie sie davon frei? Ich mache weiter.
Wovor fürchten Sie sich? Die Bedrohung unserer Umwelt und des Menschen haben mich immer schon beschäftigt. Vor der Dummheit einiger sehr mächtiger Politiker.
Was fehlt Ihnen zum Glück? Nichts.
Was ist für Sie das größte Unglück? Krieg.
Möchten Sie gerne reich sein? Ich fühle mich auf meine Art reich.
Welche Hoffnung haben Sie schon aufgegeben? Dass der Mensch aus der Geschichte lernt.
Welches ist Ihr liebstes Vorurteil? Ich glaube, ziemlich vorurteilsfrei zu sein.
Lieben Sie jemand? Ja, meine Familie über alles.
Sind Sie sich selbst ein/e gute/r Freund/in? Nicht immer.
Was würden Sie an Ihrem Äußeren am liebsten ändern? Gar nichts.
Was ist Ihr größter Fehler? Ich war lange zu gutgläubig.
Was verabscheuen Sie am meisten? Wenn hinter meinem Rücken die Messer gewetzt werden.
Wie alt möchten Sie werden? Ich bin froh, dass ich momentan gesund bin.
Wie möchten Sie sterben? Dankbar und ohne Schmerzen.
Glauben Sie an die Wiedergeburt? Nein.