„Die guten Tage“ - Marco Dinic

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Marko Dinic Marko Dinic

Franz-Tumler-Literaturpreis: Die Nominierungen Teil I - Marko Dinic erzählt in rauer Sprache die schmerzhafte Annäherung an serbische Wurzeln. Dem Ich-Erzähler setzt er im „Gastarbeiterexpress“ von Wien nach Belgrad ein nachbohrendes Gewissen zur Seite, in der Figur eines Unbekannten. Nach und nach legt er Erinnerungsschichten frei, lässt Bürgerkrieg und NATO-Bombardements aufblitzen, zeigt marode Figuren auf, die ihn als „Monster unter dem Bett“ heimsuchen. Der Ich-Erzähler hat Belgrad nach der Matura fluchtartig verlassen, wabernder Nationalismus, Gewalt, Schuldsuche, Angst, fehlende Perspektiven und eine deutliche Ablehnung des Vaters werden dazu beigetragen haben. Die Traumata als Kriegskind der 90er Jahre brodelten aber in ihm weiter. Zu den Busfahrt-Kapiteln stellt der Autor Rückblenden aus der Zeit vor der Matura in s16 Dinic buchBelgrad, als das Ich noch Teil der Stadt und seines lähmenden Klimas war. Die Großmutter stellt sich als starke Figur heraus, die ihn zum Weggehen animiert hat, denn „wo es sich besser lebt, da will ich dich wissen“. Ihr Ehering, zum Abschied erhalten, wird nach ihrem Tod der Grund, sich zehn Jahre später wieder an Serbien anzunähern. Der schwierige Neubeginn in Wien, das Sich-Herausschälen und teilweise Neuerfinden werden packend erzählt. Es wird deutlich, dass das Ich das Erlebte nicht ablegen kann, die innere Unruhe bleibt, aber auch versöhnende Töne mischen sich in den Zorn und die Sorge, auch um das Belgrad dieser Tage. Begleitet wird die in Teilen autobiographische Romanhandlung von Songtexten, sodass sich mitreißender Balkansound ergibt.
Maria Raffeiner

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