Unter den Bürgermeistern des Vinschgaus und bei der Bezirksgemeinschaft suchte man vor fünf Jahren nach einem Weg zur besseren Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigung. Neben der Arbeitseingliederung in Privatbetriebe und öffentliche Einrichtungen stellen Sozialgenossenschaften eine weitere Form der Arbeitsintegration dar. Sascha Plangger war damals Uni-Assistent am Institut für Erziehungswissenschaft in Innsbruck, er hatte eine Vertretungsprofessur in Bielefeld und war bereits dabei für seine Uni-Karriere die Habilitationsschrift zu verfassen, als er angesprochen wurde, um beim Aufbau der Sozialgenossenschaft mitzuwirken. Aus einer mehrjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit ist in der Zwischenzeit eine fixe Anstellung entstanden. Heute trägt Sascha Plangger, zusammen mit Juliane Stocker als Koordinatorin und dem Verwaltungsrat, die Verantwortung über eine der größten Sozialgenossenschaften in Südtirol und einen der größten Betriebe im Vinschgau. Der Sozialgenossenschaft ist es gelungen Arbeitsplätze für über 50 Personen zu schaffen, dabei wurden auch 19 Menschen mit Beeinträchtigungen und 7 Flüchtlinge angestellt, die heute ein Einkommen haben und soziale Anerkennung finden. Die Beschäftigung stärkt ihre Rolle in der Gesellschaft, sie erhöht ihr Selbstbewusstsein, gibt den Menschen einen Lebenssinn und verbessert die sozialen Beziehungen. Bei der Jubiläumsfeier am 27. August im Malserhof konnte Sascha Plangger nicht nur die Entwicklung der letzten 5 Jahre aufzeigen, sondern auch viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Kooperationspartner und Ehrengäste begrüßen. Neben der Landesrätin Waltraud Deeg unterstrichen auch der Malser BM Ulrich Veith und der BM von Schlanders Dieter Pinggera die große Bedeutung der Sozialgenossenschaft für unser Tal. Veith betonte, dass die Sozialgenossenschaft als eine der ersten Genossenschaften auch Flüchtlinge beschäftigt und vielen Menschen mit Beeinträchtigung nicht nur Arbeit gibt, sondern für sie auch Familie ist.
Dienstleistungen: Schülerheim, Mensa, Reinigungsdienst, Grünanlagenpflege…
Sascha Plangger und Dieter Pinggera, als Vizepräsident der Bezirksgemeinschaft auch zuständig für Soziales, erläuterten die verschiedenen Arbeitsfelder und Dienstleistungen der Genossenschaft. Sowohl das Schülerheim Malserhof als auch Moles mit insgesamt 104 Schülerinnen, hauptsächlich Sportoberschüler, werden von der Genossenschaft geführt, genauso wie der Mensadienst im Malserhof. Eine große Rolle spielt der Reinigungsdienst. Dieser Bereich ist in den letzten Jahren stark ausgebaut worden. Gestartet wurde mit der regelmäßigen Reinigung der Musikschule in Schlanders, dem Kindergarten in Kortsch, sowie der Bibliothek in Mals. In der Zwischenzeit werden in mehreren Gemeinden öffentliche Einrichtungen gereinigt, aber auch Private nehmen den Reinigungsdienst in Anspruch. Die Genossenschaft übernimmt auch Baureinigungen, die Reinigung von Außenfassaden und Reinigungen nach einem Umbau. Die Pflege der Grünanlagen wird ebenso von Mitarbeitern der Genossenschaft durchgeführt. Insgesamt hat die Genossenschaft derzeit im Reinigungsbereich und in der Grünanlagenpflege 140 Aufträge zu erfüllen. Für das Kulturhaus in Mals hat die Genossenschaft den Hausmeisterservice übernommen. Außerdem wird ein Eventcatering angeboten und in den Sommermonaten wird der Malserhof als Campushotel für Sportgruppen und Teams bereitgestellt. In Kooperation mit dem Oberschulzentrum Mals werden dort auch die Teilnehmer des Sportforums und des Euregio-Sportcamps untergebracht. Sascha Plangger berichtete, dass ab September auch die neue KITA in Martell von der Genossenschaft geführt wird. Dabei wird eine neue Form der Kooperation mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen erprobt, um für Frauen in Martell Arbeitsplätze zu sichern und so der Abwanderung entgegenzuwirken.
Sozialgenossenschaften unterstützen die berufliche Integration von sozial benachteiligten Personen.
Mindestens 30% der Belegschaft müssen diesem Personenkreis zugeordnet werden können. Dazu zählen Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, Menschen mit Lernschwierigkeiten oder auch mit Suchtproblemen. Die VISO überschreitet mit fast 60% diese gesetzlich vorgegebene Mindestquote. Seit zwei Jahren werden auch Flüchtlinge, die auf dem Arbeitsmarkt keine Arbeit finden, beschäftigt. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Zusammenarbeit und die Ausführung der verschiedenen Arbeitsaufträge eine große Herausforderung, die Sachkenntnis, Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis erfordern. Sascha Plangger hebt in einem Gespräch die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden hervor, klagt aber auch über das Vergabesystem, das in erster Linie das billigste Angebot bevorzugt. Auch in seiner Ansprache beim Jubiläumsfest meinte er, dass bei Ausschreibungen Kriterien der sozialen und ökonomischen Wertschöpfung vermehrt berücksichtigt werden müssen. Denn nur dadurch können wichtige Aspekte wie Nachhaltigkeit und Kontinuität in den Arbeitsbeziehungen und die berufliche und soziale Integration aufrecht erhalten werden. Zwei Wünsche richtete er an die Adresse der politisch Verantwortlichen. Um die derzeitigen Arbeitsplätze zu erhalten und neue Arbeitsplätze schaffen zu können, soll die Sozialgenossenschaft wiederum einen wichtigen Part bei der Führung des neu geplanten Schülerheimes in Mals spielen. Ein großes Problem sind leistbares Wohnen für Menschen in sozial schwierigen Situationen, in denen sich auch einzelne Mitarbeiter der VISO befinden. Daher verfolgt die VISO das Ziel ein innovatives, soziales Wohnprojekt zu initiieren, um das Thema Arbeit und Wohnen zu verbinden. Juliane Stocker betonte in einem Vorgespräch, dass immer mehr Menschen aus der Bahn geworfen werden, die Orientierung verlieren und in finanzielle Nöte geraten. Oft ist die Sozialgenossenschaft die letzte Adresse, das letzte Auffangbecken. Diesen Menschen will die Sozialgenossenschaft zu einem geregelten Einkommen verhelfen und ein Arbeitsumfeld anbieten, damit sie wieder Fuß fassen können. Die Landesrätin Waltraud Deeg betonte in ihren Grußworten, dass es wichtig ist, den Menschen vor Ort Chancen zu geben und Perspektiven anzubieten. Im Sinne ihres Leitspruches und mit dem Motto „Vinschgau Sozial“ will die VISO in Zusammenarbeit mit den vielen öffentlichen und privaten Kooperationspartnern Arbeitsplätze schaffen, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützten.
Vinschger Sozialgenossenschaft VISO
Sitz: Bahnhofstr. 39, 39024 Mals
Gegründet: 11.07.2013
Präsident: Sascha Plangger
Koordinatorin: Juliane Stocker
MitarbeiterInnen: 54
davon Frauen: 34
davon Männer: 20
benachteiligte MitarbeiterInnen: 19
Flüchtlinge: 7
Dienstleistungsbereiche:
Schülerheim Malserhof und Moles: 104 SchülerInnen
Schülermensa im Malserhof
Campushotel Malserhof in den Sommermonaten
Reinigung von Gebäuden und Fassaden
Grünlagenpflege
Hausmeisterservice
Eventcatering
KITA Martell ab September 2018
Umsatz 2017: 1,2 Millionen Euro
Homepage: www.vi-so.org
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