Tatsache ist, dass im Hintergrund gearbeitet wird. Die Initiatoren, der Präsident von Glurns-Marketing Johann Oberthaler und der Präsident des Golfclubs Vinschgau Kurt Ortler, haben im vorigen Jahr erstaunlich viel Vorarbeit geleistet: Das Vortasten bei Land und bei den Gemeinden und bei den Hoteliers ist von Gesprächen mit den Grundbesitzern begleitet worden. Vom ins Auge gefassten Areal haben die meisten Grundbesitzer grundsätzlich einem Golfplatz zugestimmt. Die einen mündlich, andere schriftlich. Wenige Grundbesitzer halten sich noch bedeckt - haben weder zu- noch abgesagt. Angesichts der Tatsache, dass sich den Initiatoren aufgrund der vinschgautypischen Realteilung ein Fleckerlteppich an Grundstücken mit mindestens ebenso vielen Besitzern geboten hat, kann mit den vielen Zusagen von einem Erfolg gesprochen werden. Ein Etappenerfolg - denn die Grundstücksfrage ist großteils geklärt.
Die Initiatoren haben ein Vorprojekt erstellen lassen, damit sich die Leute unter einem Golfplatzbau etwas vorstellen können - wieviel Platz wofür benötigt würde - und - wie viel der Bau eines 9-Lochplatzes kosten würde.
Für die Finanzierung ist herausgekommen, dass der Bau eines Golfplatzes rund 3 Millionen Euro kosten würde. Johann Oberthaler, seines Zeichens auch Wirtschaftsberater in einem renommierten Bozner Wirtschaftsbüro, hat im Laufe des vergangenen Jahres ein kühnes Finanzierungskonzept vorgeschlagen: Eine Million könnten die Raiffeisenkassen des Vinschgaus tragen, eine Million die Gemeinden des Vinschgaus, von der dritten Million würde ein Teil über direkte Arbeitsleistungen über Landesbetriebe kommen und einen Teil werden die Hoteliers und Gastbetriebe übernehmen müssen.
Alle dafür
Für einen Golfplatz im Vinschgau sprechen sich alle Beteiligten aus: die Bürgermeister, die Hoteliers, die Wirtschaftstreibenden, die SVP-Bezirksleitung, die Umweltschützer... Man sieht überall Vorteile: Aufschwung im Tourismus, weil mit einem Golfplatz neue Gästeschichten angesprochen werden könnten; schwingt sich der Tourismus auf, schwingen viele Wirtschaftssparten mit, so die Überzeugung in Hoteliers- und Wirtschaftskreisen. Anderen ist ein Golfplatz allemal lieber als eine Apfelmonokultur. Gegner treten in der Öffentlichkeit nicht auf.
Die Hoteliers
Aus den Lippenbekenntnissen sollen nun konkrete Zusagen geschmiedet werden. Das bislang konkreteste Statement kam ausgerechnet aus jenem Bereich, der auch mit dem Tourismus gute Geschäfte macht: Die Raiffeisenkassen haben abgesagt. Einen Beitrag für den Bau eines Golfplatzes, in welcher Form auch immer, wird es von Seiten der Raikas nicht geben. Dafür könne nachher über Sponsorverträge geredet werden. Eine Säule des Finanzierungskonzeptes ist demnach weggebrochen. Man wird sich anders orientieren müssen.
Auf der Seite der Hoteliers ist Bewegung. Beim Malser HGV-Obmann und Garber-Hof-Junior Klaus Pobitzer laufen die Fäden zusammen und von dort gehen die Impulse aus. Viele Gespräche mit befreundeten und umliegenden Hoteliers im gesamten Tal, bis hinunter zur Töll, habe es gegeben, sagt Pobitzer. Mit durchwegs positiven Rückmeldungen. Zwischen mündlichen und schriftlichen Zusagen sind mittlerweile rund 250.000 Euro zusammengekommen. Noch nicht in Euro - aber in Zusagen. Diese Summe wird zumindest kolportiert und Pobitzer will diese auch nicht leugnen. Auch mit Hoteliers in Nauders habe er Kontakt aufgenommen. Auch von dort seien Zusagen da. Es könnten noch mehr werden, hofft Pobitzer.
Die Bürgermeister
Bei den Bürgermeistern, die sich zuletzt vor knapp zwei Monaten in der Bürgermeisterrunde mit dem Thema Golfplatz beschäftigt haben, ist derzeit Stillstand. Die damalige Forderung von den ersten Gemeindevertretern, dass die unmittelbaren Profiteure eines Golfplatzes, vornehmlich die Tourismustreibenden, eine Summe von rund 500.000 Euro aufbringen sollen, damit auch die Gemeinden finanziell miteinsteigen, ist bislang im Raum stehen geblieben. „Wir warten auf Rückmeldung von Seiten der Initiatoren“, sagt Bezirkspräsident Andreas Tappeiner.
Bringen die Touristiker die halbe Million auf, sind die Bürgermeister bereit, rund 900.000 Euro beizusteuern. So die interne politische Losung. Auch hat man schon in etwa ausgeknobelt, welche Gemeinde wieviel beisteuern soll. Den genauen Schlüssel will keiner der Bürgermeister preisgeben. Man hat die Gemeinden in Zonen eingeteilt: Die Kernzone bilden Glurns und Mals. Diese beiden Gemeinden sollen den Löwenanteil an der Finanzierung bestreiten. Die zweite Zone bilden Graun, Taufers, Schluderns und Prad. Die Bürgermeister dieser beiden Zonen haben sich im Advent in Glurns getroffen, um über die Finanzierung des Golfplatzbaues zu debattieren. Die übrigen Gemeinden der Bezirksgemeinschaft sind - vom Golfplatz aus gesehen - Randgemeinden.
Die Idee
Will man den Bau des Golfplatzes fördern, bestehen für die Gemeindeverwalter rechtliche Schwierigkeiten und politische Hürden. Wie kann eine Gemeinde eine private Initiative fördern? Wie ist es zu rechtfertigen, wenn aus öffentlichen Geldmitteln vordergründig ein Teil der Wirtschaft bevorzugt behandelt wird?
Eine Lösung hat man in der Bezirksgemeinschaft im Auge: Ein Geldtopf für übergemeindliche Vorhaben. Einerseits. Und zum Zweiten eine Gesellschaft, die den Bau des Golfplatzes übernehmen könnte. Diese Gesellschaft könnte auch ein Gemeindenkonsortium oder ein Sonderbetrieb einer oder mehrerer Gemeinden sein. Mit diesen Überlegungen wäre sichergestellt, dass öffentliche Gelder an öffentliche Körperschaften fließen könnten. Das Sekretariat der Bezirksgemeinschaft ist derzeit beim Überprüfen, ob ein solches Konstrukt auf rechtlichen Beinen zu stehen kommen könnte.
Und mit noch einem Argument wird man in den Gemeinderäten auftreten: Dieser Topf für übergemeindliche Vorhaben könnte in Zukunft für jede Gemeinde im Tal interessant werden - quasi rotieren. Mit diesem politischen Steilpass könnte es gelingen, letztlich alle Gemeinden des Tales beim Bau des Golfplatzes finanziell zu beteiligen.
Der Topf soll demnächst - unabhängig vom Golfplatz - eingerichtet werden. Vorerst soll er mit zwei Euro pro Einwohner aus den Gemeindehaushalten gespeist werden. Bei rund 35.000 Einwohnern im Vinschgau kämen im ersten Jahr 70.000 Euro zusammen.
Die Devise der Bürgermeister ist derzeit Abwarten. Abwarten, ob die Touristiker jene geforderten 500.000 Euro aufzubringen imstande sind. Nur einer aus der Bürgermeisterriege äußert Bedenken: Erwin Wegmann, BM zu Schluderns. Gleichzeitig mit der Golfplatzdiskussion müsse auch die Verkehrsdiskussion geführt werden, sagt Wegmann. Hintergrund der Überlegung ist, dass der Golfplatz, einmal gebaut, eine Umfahrung westlich von Glurns unmöglich machen könnte. Rückmeldung auf seine Bedenken, sagt Wegmann, habe er von seinen Kollegen seit knapp einem halben Jahr keine bekommen.
Ein Standbein
Derweil wird von den Initiatoren Johann Oberthaler und Kurt Ortler an jenem finanziellen Standbein gebastelt, welches durch die Absage der Raiffeisenkassen brach liegt. Mit einem Interregprojekt - mit den Nauderern - könnte dieses Standbein gesichert werden. Mit Ulli Stampfer, dem Direktor der Ferienregion Oberland, hat man diesbezüglich bereits Kontakt aufgenommen. Stampfer hat beste Kontakte nach Nauders und weist Erfahrungen mit Interregprojekten auf. In Nauders ein kleiner Übungsplatz, im Winter Abschlag auf dem Reschensee, ab dem Frühling Golfen in Glurns - die Ideen sind noch vage und ausbaubar.
Derweil sind die Initiatoren auch dabei, die Planung für eine Führungsgesellschaft auf die Beine zu stellen. Man habe mit verschiedenen Leuten schon gesprochen. Eine Führungsgesellschaft hat die Aufgabe, den bereits gebauten Golfplatz zu betreuen, zu führen eben. Dass eine Führungsgesellschaft auch für den Bau des Golfplatzes finanzielle Mittel hineinbringen könnte, ist Wunschtraum von Oberthaler und Ortler. Noch mehr Wert wird die Führungsgesellschaft darauf legen müssen, den laufenden Betrieb des Golfplatzes ohne größere finanzielle Probleme über die Bühne zu bringen.
Die Marschrichtung für heuer ist gleichlautend wie jene des vorigen Jahres ab Sommer: Zuerst die Finanzierung sichern, dann planen, dann bauen - und dann einlochen. Sicher ist, dass der Frühling auch das Golfplatzareal beglücken wird. Die Frage für den Golfplatz selbst, ob Frühling oder Eiszeit, bleibt allerdings noch offen.