vor kurzem bezeichnete ein gewisser „krah“ in einer zeitung seine zunftgenossen als „schreiberknechte“, das regt zu überlegungen an.
das wort „knecht“ hatte im mittelalter die positiv besetzten bedeutungen „junger mann“, „held“, „ritter“ (vgl. engl. knight). knechte und mägde haben in tirol eine lange tradition. sie prägten jahrhundertelang das soziale und wirtschaftliche gefüge und trugen zum allgemeinen wohlergehen unseres landes wesentlich bei. so gesehen, sollte also niemand beleidigt sein, wenn er oder sie als „schreiberknecht“ bezeichnet wird, auch wenn das wort in jenem zeitungsartikel eindeutig als schimpfwort gemeint war. entscheidend für die ehre des dienenden ist nicht, dass er jemandem dient, sondern wem er dient! knechte und mägde arbeiteten unter unterschiedlichen bedingungen, aber eine freiheit besaßen sie: ihren herrn konnten sie sich aussuchen und sie machten davon auch gebrauch, am „schlenggtag“ zu maria lichtmess.
wenn ein journalist seine berufskollegen „schreiberknechte“ nennt, dann wird er sicher wissen, wovon er spricht, denn schließlich ist er ja auch selber knecht, und generell kann wohl gelten: je mächtiger der herr, desto unterwürfiger der knecht.
der schreiber nennt sich „krah“. „krah“ (u. ähnliche schreibweisen) ist die alt- bzw. mittelhochdeutsche bezeichnung für krähe. krähen und raben galten in europa seit jeher als böse tiere. im mittelalter wurde der rabe zum „galgenvogel“, und der krähe sagt man nach, dass sie mit vorliebe anderen die augen auspickt. das pseudonym ist also offensichtlich gut gewählt!
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Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau